Accepting the pain
Kapitel 1
Das Telefon läutete. Ich fuhr im Bett hoch und tastete in der Dunkelheit nach dem Schalter für die Nachttischlampe. Ich fand den Schalter nicht. Es war nicht mein Nachttisch, nicht mein Bett, in dem ich lag. Es war nicht das Schlafzimmer in meinem Haus, es war...nicht mein Haus! Die Anzeige eines Radioweckers - der mir ebenfalls in keinster Weise vertraut vorkam - verriet mir, dass es noch zu früh war, um ernsthaft in Erwägung zu ziehen, aufzustehen. Dann spürte ich plötzlich eine Bewegung neben mir im Bett. Jemand wälzte sich im Halbschlaf herum. Ein schläfriger Seufzer.
Meine Augen wurden weit und ich versuchte krampfhaft, in der Dunkelheit mehr zu erkennen. Ich durchsuchte meine Gedanken nach Informationen über meinen Aufenthaltsort. Das Telefon läutete wieder und ließ mich zusammenzucken. So leise wie möglich versuchte ich, meinen Körper aus dem fremden Bett zu hieven. Ich tastete mich blind zur Quelle des Geräusches und fand endlich den Telefonhörer. "Ja...?". Ich räusperte mich, denn meine Kehle war verlegt und ich konnte kaum sprechen. "Es ist genau fünf Uhr, wir wünschen Ihnen einen guten Morgen.". Die Stimme der jungen Frau klang frisch und fröhlich, was nicht sehr förderlich gegen meine Verwirrung war. "Was...wo bin ich?", stotterte ich konfus. Schweigen am anderen Ende. Falsche Frage? Aber was sollte ich sonst fragen? Ich wache in einem fremden Bett auf, zusammen mit einer fremden Person...ohne Erinnerung, wie ich dorthin gekommen bin!
Ich
fuhr mir mit der freien Hand durch mein kurzes Haar und wartete eine
Antwort ab. Als diese ausblieb und ich nur ein gemurmeltes Geräusch
hörte, stellte ich eine neue Frage. Was sollte es, die Frau am
anderen Ende hielt mich wahrscheinlich ohnehin schon für nicht
zurechnungsfähig...
"Wer
sind Sie?".
"Ist
dort Zimmer 674?", fragte sie zurück. Aus ihrer Stimme
klang deutliche Skepsis mit, und ich konnte es der Frau nicht einmal
verübeln.
"Hier
ist Major Samantha Carter.", gab ich defensiv an.
"Sie
haben uns einen Weckauftrag gegeben!", fügte die junge Frau
hinzu.
"Tatsächlich?",
antwortete ich und legte schließlich resignierend auf.
Ich
war also in einem Hotel. Ich tastete an meinem Körper hinunter
und registrierte mit Erleichterung, dass ich Jeans und Bluse trug.
Mit neu gewonnener Orientierung erkannte ich nun auch schemenhaft die
Umrisse einer Person, die auf dem Bett lag. Halb in Laken eingehüllt,
ließ sich nicht viel erkennen und ich erwog, ob ich den
Lichtschalter betätigen - oder so schnell wie möglich das
Weite suchen sollte.
Ich
schwankte zwischen dem innerlichen Drang, Antworten auf meine
Situation zu finden und der Abneigung, Gewissheit über die
Identität der schlafenden Person zu bekommen.
Während ich noch mit meinem Willen rang, kam mir nicht in den Sinn, dass die schlafende Person durch das penetrante Geräusch des Telefons ebenfalls geweckt worden sein könnte. Erst durch ein lautes Stöhnen und das Geräusch tastender Hände wechselte auch mein Verstand in den Alarmzustand. Doch bevor ich dementsprechende Maßnahmen ergreifen konnte, wurde der Raum hell erleuchtet. Scheinbar hatten die tastenden Hände endlich gefunden, was sie gesucht hatten, denn das Licht der Nachttischlampe blendete mich unversehens. Ich kniff meine Augen reflexartig zusammen und erkannte für einige Augenblick gar nichts, doch dann blickte ich fassungslos in das ebenso geschockte Gesicht von...General Hammond.
Auch
er trug seine Zivilklamotten - und in diesem Moment war ich
befremdend froh darüber, dass es nicht seine Generalsuniform
war.
Plötzlich
spürte ich, wie meine Knie unter meinem Körper wegknickten
und ich konnte mich gerade noch am Telefontisch festkrallen. Nachdem
ich noch einige weitere Sekunden wie paralysiert 'dagehangen' war,
befahl ich meinen Füßen, so schnell wie möglich die
Flucht zu ergreifen.
Meine Beine schienen den klaren Befehl nicht so ganz zu akzeptieren und bei meiner Flucht aus dem Hotelzimmer schürfte ich mir den linken Unterarm an der rauen Wand auf. Fluchend stürmte ich den Gang hinunter auf die Aufzüge zu.
Nach
einer halben Ewigkeit schlossen sich endlich die Lifttüren
hinter mir. Ich war allein in der Kabine und atmete tief durch. Meine
Gedanken rasten und wollten sich partout nicht zu einer logischen
Kette verbinden. Ich hatte keinerlei Erinnerung an die letzte Nacht.
Das letzte, was noch deutlich da zu sein schien, war meine Arbeit im
Labor. Gestern. Nachmittag. Im Stargate Center.
Einige
Abgesandte der Tok'Ra waren am Vormittag angekommen, und hatten
einige interessante Proben mitgebracht. Natürlich hatte ich mich
sofort daran gemacht, das wertvolle Material gründlich zu
untersuchen...und von da an fehlte mir jegliche Erinnerung. Samantha
Carter passierte so etwas normalerweise nicht. Es war ausgeschlossen,
dass mein Verhalten etwas damit zu tun hatte...oder?
Ich war verwirrt, verängstigt und völlig orientierungslos. Es war, als würde mir der Himmel auf den Kopf fallen. Ein dumpfer Schmerz schoss regelmäßig durch meinen Schädel, und doch wusste ich mit Gewissheit, dass das keine Spätfolgen von Alkohol waren.
Was
war nur in den letzten 17 Stunden vorgefallen? Warum konnte ich mich
nicht erinnern? An wen sollte ich mich jetzt wenden? Und das
wichtigste: Wie kam ich in ein Hotelzimmer...in ein Doppelbett,
zusammen mit...General Hammond alias mein Vorgesetzter alias
Kommandeur des Stargate-Programms? Stöhnend realisierte ich,
dass sich die Lifttüren öffneten. Allerdings nicht im
Erdgeschoss, sondern im dritten Stock. Ich fühlte mich plötzlich
wie ein gejagtes Tier, in die Enge getrieben, verwundet,
geschunden.
Fast
ängstlich drängte ich mich in eine Ecke der Kabine, als ich
ein Flüstern und dann ein unterdrücktes Lachen hörte.
Zwei Personen stiegen zu mir in den Aufzug. Und als ich sie erkannte, traf mich fast der Schlag. Die Logik dieser Welt hörte endgültig auf, zu existieren. Ich starrte nur auf die beiden und schnappte keuchend nach Luft...
o-o-o
Ein
lautes Klingeln holte mich aus dem Schlaf. Ich fuhr im Bett hoch und
tastete in der Dunkelheit nach einem Lichtschalter. Eine digitale Uhr
zeigte mir die unmögliche Zeit von 4 Uhr morgens.
Endlich
fand ich den Schalter und erst, als sich die Dunkelheit im Raum
lichtete, erkannte ich, dass ich nicht zu Hause war. Stöhnend
kämpfte ich gegen meine Kopfschmerzen um eine aufrechte Position
im Bett. Jack O'Neill hatte wohl wieder ein wenig über den Durst
getrunken...
Es
gelang mir schließlich und ich sah mich in dem fremden Raum um.
Plötzlich starrte ich direkt in ein anderes Augenpaar. Es waren
warme Augen, voller Liebe und Zuneigung. Ihre Farbe ließ sich
im schwachen Licht der Nachttischlampe nicht erkennen. Die
Gesichtszüge der fremden Person waren weich und geradlinig. Eine
Frau. Sie lächelte. Und dann erkannte ich sie, und es war keine
fremde Person.
Es
war die Frau, bei der ich es am wenigsten vermutet hätte, eines
Tages zusammen mit ihr aufzuwachen. Und sie saß
splitterfasernackt neben mir im Bett.
Mit einem Mal realisierte ich, dass auch ich keine Klamotten trug. Zweifelnd starrte ich der Frau in die Augen und suchte nach der Anwesenheit des Wesens darin, das sich den Körper mit ihr teilte. Ich fand sie nicht. Es war nur der Wirt, der mir entgegenstarrte. Und trotzdem schnürte sich mein Brustkorb zusammen. Ich schüttelte den Kopf. Irgend etwas blockierte meine Handlungen. Etwas beeinflusste mich auf eine Art und Weise, gegen die ich eigentlich gefeit sein müsste. Die Art und Weise, mit der sie mich anstarrte, hatte etwas unheimliches an sich. Etwas ging hier vor sich...
Das erneute unnachgiebige Klingeln des Telefons ließ mich zusammenzucken. Verwirrt stand ich auf und riss mit einer einzigen, kraftvollen Bewegung das Telefonkabel aus der Buchse. In meinem inneren brodelte ein Vulkan. Ich wusste nicht, wie und warum ich hierher gekommen war. Geschweige denn, wo ich überhaupt war.
Die Luft im Raum war schwer. Es roch definitiv nach Schweiß - und nach Sex. Als ich so aufrecht im Zimmer stand und die nackte Frau auf meinem Bett anstarrte, kam eine alles umfassende Ruhe über mich. Es interessierte mich plötzlich nicht mehr, wo ich war. Warum ich hier war. Blut schoss von meinem Kopf abwärts und raubte meinen Gedankengängen den letzten Elan.
Erregt
von der Schönheit des nackten weiblichen Körpers leckte ich
mir die Lippen und kam wieder näher an das Bett heran.
Es
war mir völlig bewusst, wer sie war...oder was sie war. Aber es
zählte nur noch, dass sie war. Dass sie hier war. Hier bei
mir.
"Freya...".
Ich
hauchte ihren Namen, der mir sonst oft entfallen war und ließ
mich neben sie auf die vor Schweiß feuchten Laken gleiten.
Ihr
verführerisches Lächeln lähmte mich und ich ließ
meine Finger sacht über ihre seidige Haut streichen. Sie hob
ihren Kopf und sah mich mit großen Augen an. "Colonel
O'Neill.", flüsterte sie. Ich sog ihren Duft ein drückte
die sanft auf das Bett. Diese Worte waren so unbedeutend...egal was
sie bedeuten könnten...
Kniend beugte ich mich über sie und genoss noch einmal die atemberaubende Schönheit ihres Körpers. Andächtig streichelte ich ihr Kinn, ihren flachen Bauch. Meine Zunge fand ihre Brustwarzen und Freya warf den Kopf zurück. Ihre Hände umfassten meinen nackten Rücken und zogen mich noch enger an sie. Ich fing ihre Lippen ein und hielt mich nicht lange mit Zärtlichkeiten auf. Bereitwillig gewährte sie mir eintritt und ihre Zunge war der meinen im Kampf ebenbürtig. Atemlos brach sie die Verschmelzung unserer Münder und lächelte.
Dann
sagte sie etwas in einer fremden Sprache, die ich nicht verstand.
Aber ihr Tonfall sagte mir, was ich zu tun hatte. Ich spreizte ihre
schlanken Beine und positionierte mich langsam über ihrem
Zentrum.
Mit
einem einzigen, harten Stoß, drang ich tief in ihren willigen
Körper ein. Sie stöhnte und bäumte ihren Oberkörper
auf. Ich ließ sie gewähren und küsste sie stürmisch
auf den Mund, während ich mich aus ihr zurückzog, nur um
wenige Augenblicke später erneut hart in sie zu stoßen.
Sie stöhnte in meinen Mund und meine Wangen blähten sich
leicht. Meine Erregung steigerte sich ins unermessliche und ich
beschleunigte den Rhythmus. Wenig später ergoss ich mich tief in
ihr und ihre Muskeln spannten sich konvulsivisch um mich. Auf dem
Gipfel ihrer Lust bäumte sich ihr perfekter Körper ein
zweites Mal auf und sank dann kraftlos unter mir in die Laken. Wir
beide atmeten schnell und sie lächelte mich mit geschlossenen
Augen an. Ich zog mich aus ihr zurück und ließ mich von
ihr auf den Rücken drehen. Nun saß sie auf mir und
betrachtete mich mit dunklen Augen. "Freya.", wisperte ich
noch einmal und genoss den Klang ihres Namens auf meinen Lippen.
Daraufhin beugte sie sich zu mir hinunter und
küsste
mich sanft auf die Nasenspitze.
Ihre
Hände vergruben sich irgendwo unter meinem Nacken, als sie
endlich meinen Mund fand und ihn für sich beanspruchte. Ich
küsste sie mit aller Kraft zurück. Dann glitt sie von
meinem Körper und seufzte zufrieden.
o-o-o
Während
ich erschöpft von unserem Akt in den weichen Kissen lag, sah ich
fasziniert und ehrfürchtig zugleich dabei zu, wie der Mann, den
ich auserwählt hatte, sich langsam ankleidete. Er lächelte,
als er meine Blicke bemerkte. Ich stand auf und ging zu ihm. Dann
legte ich meine Lippen fordernd auf die seinen, und er gab mir,
wonach ich verlangte.
"Du
solltest dich auch anziehen. Ich will herausfinden, wo wir hier
sind.", sagte er. Ich nickte langsam und folgte ihm schweigend,
als er wenige Minuten später wortlos aus dem Zimmer
ging.
Schnellen
Schrittes marschierte er den Gang entlang, aber ich konnte ihn
einholen. Ich packte ihn am Oberarm und stoppte ihn damit.
Ich
sah ihm tief in die Augen - und ich wusste, dass das seine Wirkung
nicht verfehlen würde. Seine harten Gesichtszüge wurden
wieder weicher - er lächelte, und ehe ich reagieren konnte,
legten sich seine großen Hände auf mein Gesäß.
Ich küsste ihn und er schob mich langsam an der Wand entlang in
Richtung des mechanischen Aufzuges. Ich konnte einen kleinen
Freudenslaut nicht unterdrücken, als er mir unflätige Dinge
ins Ohr flüsterte und seinen Griff verstärkte.
Ich spürte sofort die Anwesenheit einer zweiten Person im Aufzug und machte Colonel O'Neill darauf aufmerksam. Erschrocken identifizierten wir beide die Person als Major Carter.
Sofort ließ Jack von mir ab und starrte die andere Frau mit weit aufgerissenen Augen und vor Schrecken aschfahlem Gesicht an. Samantha Carter sah zwischen uns beiden hin und her und schien so überrascht von der Situation, dass sie keinen Ton hervorbrachte. "Carter...!", stellte Colonel O'Neill schließlich fest. Ihr Name kam über seine Lippen, als würde er ihn zum ersten Mal aussprechen. Mit einem schnell gefassten Entschluss huschte ich durch die halbgeschlossenen Aufzugtüren nach draußen auf den Gang. Ich hörte seine Proteste und senkte betrübt die Augen. Es schien, als würde das Zusammentreffen mit Major Carter genau die Reaktionen in ihm auslösen, die ich befürchtet hatte. Und wenn das geschah, musste ich nicht unbedingt gegenwärtig sein.
Schweigend saß General Hammond auf dem Bett und sah durch die nunmehr geöffneten Vorhänge auf die Skyline von Colorado Springs. Viel war nicht zu sehen, die Schatten der Nacht hingen noch über der Stadt. Genauso wie diese Schatten noch über ihm selbst hingen. So wie sich das Morgengrauen seinen Herrschaftsbereich aus den Fängen der Dunkelheit zurückeroberte, so lichteten sich auch die Nebel in seinem Kopf. Es drängte ihn, herauszufinden, warum er hier war, aber er wollte Major Carter nicht begegnen, die erst vor wenigen Minuten überstürzt das Hotelzimmer verlassen hatte. Falls ihre Anwesenheit nicht ohnehin ein Scherz gewesen war, den ihm seine Sinne gespielt hatten...
Es war unmöglich, was heute morgen geschehen war. Während die Sonnenstrahlen weit entfernt immer schneller über den Horizont krochen, erhob sich Hammond und trat ans Fenster. Er wusste nicht mehr, was am Vorabend geschehen war, und er überlegte angestrengt, was diese Amnesie mit Major Carter zu tun haben könnte. Sie war ziemlich verwirrt, um nicht zu sagen...zu Tode erschrocken gewesen. Und er konnte es ihr nachempfinden. Auch er hatte anfangs Schwierigkeiten dabei gehabt, nicht laut aufzuschreien, als er durch Carters leise Geräusche ebenfalls aufgewacht war und einen seiner ihm unterstehenden Majors im selben Zimmer vorgefunden hatte. Zweifellos hatten sie sich in der Nacht ein Bett geteilt.
Wie das hatte passieren können, war ihm ein Rätsel. Er fühlte sich zu Samantha Carter nur auf eine väterliche Art und Weise hingezogen. Aus diesem und hundert anderen Gründen war es zweifellos ein riesengroßes Missverständnis und er war grenzenlos erleichtert darüber, dass es scheinbar zu keinen 'anderen' Aktivitäten gekommen war.
Trotzdem
war es äußerst peinlich gewesen und er bangte vor den
Konsequenzen. Es würde eine tiefe Kluft zwischen ihm und Major
Carter schaffen, die nur durch eine lückenlose Aufklärung
dieses Vorfalles geschlossen werden könnte.
Der
erste Schritt für ihn würde wohl sein, zurück zur
Basis zu fahren und die Dinge mit dem Hotel zu klären - gleich
nachdem er sich gründlich von Doc. Fraiser untersuchen hatte
lassen. Oder sollte er überhaupt die Ärztin des SGC zu Rate
ziehen? Er seufzte tief. Am liebsten würde er sich in einen
Flieger setzen und so weit wie nur möglich von hier
verschwinden. Am besten gleich für mehrere Monate...
Leider
war das für jemanden in seiner Position unmöglich, er trug
schließlich die Verantwortung über das vielleicht größte
Geheimnis dieses Planeten.
o-o-o
"Verdammt!", fluchte Jack und warf sich vergeblich gegen die geschlossenen Türen des Aufzuges. Sam beobachtete ihn mit immer noch klopfendem Herzen und wagte nicht zu sprechen. O'Neill raufte sich die Haare und drehte sich schließlich zu ihr um. Einen kurzen Augenblick starrte er ihr direkt in die Augen, senkte dann aber seinen Blick. Einige Sekunden lang herrschte ein eisiges Schweigen. Carter konnte regelrecht fühlen, wie die Temperatur in der Kabine um mehrere Grad sank. Nur das kaum wahrnehmbare Fahrgeräusch hinderte die Luft daran, vollständig zu gefrieren...
"Was
machen Sie hier?"; fragte Jack plötzlich. Er versuchte
möglichst jovial zu klingen, aber er bemerkte selbst, dass es
ihm nur kläglich gelang.
Sam,
die sich eng an die Wand des Aufzuges drückte, glaubte, sich
verhört zu haben. Es gab keinen Ort, an dem sie in diesen
Augenblicken nicht lieber gewesen wäre als hier, wie konnte er
eine so einfache und unpassende Frage stellen? Sie spürte, wie
eine unbändige Wut in ihr aufstieg. Als ob sie selbst wüsste,
was sie hier zu suchen hatte!
"Das
selbe könnte ich Sie fragen...Sir!", antwortete sie
überraschend beherrscht.
"Ich
weiß es nicht.", gab der Colonel zurück und löste
seinen starren Blick vom Boden der Kabine. Der Aufzug hatte
angehalten und die Türen öffneten sich. Sofort wollte Jack
die Flucht in die neu gewonnene Freiheit antreten, als Sam ihn sanft
am Arm packte. "Was soll das heißen, Sie wissen es
nicht?", fragte sie plötzlich skeptisch.
"Genau
das, wonach es klingt, Carter. Und jetzt lassen Sie mich los!",
verlangte er nachdrücklich.
"Tut
mir leid, Sir.", sagte sie kleinlaut und ließ von ihm
ab.
Jack
nickte kurz und wandte sich zum gehen.
"Ich
weiß auch nicht, was ich hier mache. Ich habe keine Erinnerung,
wie ich hier hergekommen bin.", platzte Carter endlich
heraus.
O'Neill
hielt inne und drehte sich wieder um.
"Was?".
Sam
nickte nur bestätigend. Jack fuhr sich mit den Händen über
sein Gesicht. "Das ist...seltsam.", meinte er.
"Allerdings.
Ich habe ebenfalls das Gefühl, dass hier etwas nicht mit rechten
Dingen zugeht.", stimmte Sam ihm zu.
"Haben
Sie...ich meine, sind Sie...mit...", stammelte sie.
Jack
seufzte. "Freya?".
"Ja...",
sagte Sam leise.
"Sieht
so aus.", bemerkte er trocken und nahm Sam zur Seite, "Und
glauben Sie mir, ich würde nie...Sie wissen
schon...freiwillig...".
Obwohl
es vielleicht sollte, hatte seine Erklärung keine beruhigende
Wirkung auf sie. Im Gegenteil, es wühlte Sam nur noch weiter
auf.
"Kommen
Sie, gehen wir.", meinte Jack schließlich und hielt Sam
die großen Glastüren auf.
Vor
dem Hotel schnappte Sam gierig nach Luft. "Wo ist sie
hin?".
"Wer,
Freya? Keine Ahnung, aber wenn ich raten soll, muss sie irgendwann am
Cheyenne-Berg auftauchen.", vermutete Jack.
"Und
wie kommen wir dahin?", fragte Sam und hielt Ausschau nach ihren
Wagen. In diesem Moment öffneten sich die Türen hinter
ihnen und General Hammond trat aus dem Hotel auf die
Straße...
Carter
richtete ihren Blick sofort zu Boden und auch Hammond blieb
stehen.
"General?
Was zum Teufel geht hier vor!", rief Jack aus, als er einige
Sekunden später seine Sprache wiedergefunden hatte.
"Das
ist eine sehr gute Frage, Colonel.", meinte der General. Seine
Stimme klang erschöpft und brüchig.
"Eines
weiß ich jedenfalls genau. Hier draußen läuft eine
Tok'Ra rum, die mir einige Antworten schuldet.", sagte Jack
grimmig.
Hammond
runzelte die Stirn. "Würden Sie mir das bitte erklären,
Colonel?".
"Das
kann ich nicht, Sir. Aber darf ich Ihnen eine Frage stellen?",
konterte O'Neill.
Der
General nickte verwirrt.
"Erinnern
Sie sich, was gestern Nacht passiert ist...oder wie Sie hier in
dieses Hotel kommen?".
Hammond
schluckte. "Die Antwort ist Nein. Aber was...?"
Jack
unterbrach in unwirsch. "Dann sind wir schon drei...wo ist
Carter?".
"Ich
habe unsere Wagen gefunden!", verkündete Sam stolz, die
einige Meter weiter entfernt gestanden hatte.
"Wenigstens
eine gute Nachricht.", knurrte O'Neill.
"Allerdings
sind es nur die Autos von Ihnen und General Hammond.", schränkte
Carter ein.
"Colonel,
wir sehen uns in der Basis. Ich habe die starke Vermutung, wir haben
einige Fragen zu klären.", sagte Hammond und bestieg seinen
Wagen.
Sam
schloss kurz die Augen, während Jack seinen Truck aufschloss. Er
machte eine einladende Handbewegung, worauf Carter ihm ein flüchtiges
Lächeln schenkte.
"Ich
würde zu gerne wissen, was der General hier letzte Nacht so
getrieben hat.", witzelte Jack auf der Fahrt zur Basis und wurde
sich des Wortspiels erst zu spät bewusst. Sam
schwieg.
"Entschuldigung.",
addierte er daraufhin. Es war ja eigentlich nicht so, dass er ein
unbeschriebenes Blatt war, was dieses 'Thema' anlangte...
Den
Rest des Weges verbrachten die beiden in unangenehmer
Stille.
o-o-o
Im SGC
Sam und Jack saßen im Besprechungsraum und starrten Löcher in die Luft, während Hammond einige Telefonate durchführte. Sie alle trugen nun wieder ihre Uniformen und zumindest Sam hatte dadurch ein kleines Stück ihrer Weltordnung zurückgewonnen.
Mittlerweile
hatte O'Neill begonnen, unruhig mit den Finger auf der Tischfläche
zu trommeln. Endlich trat der General aus seinem Büro. Wenn ihr
Jacks Gesellschaft in Anbetracht der Situation schon unangenehm
gewesen war, steigerte sich ihre Unbehaglichkeit jetzt ins
Unermessliche.
Hammond
räusperte sich.
"Die
Tok'Ra fragen schon nach ihr. Inzwischen suchen bereits 50 Männer
nach Freya. Ich konnte den anderen Tok'Ra sagen, dass sie sich mit
Major Carter zwecks eines Experimentes in einer andere Ebene dieser
Basis aufhält, zu denen die anderen Tok'Ra keinen Zutritt haben.
Sie waren etwas verwirrt, haben diese Erklärung augenscheinlich
aber akzeptiert. Wir können nicht davon ausgehen, dass Freya
etwas mit unserer Situation zu tun hat. Erst wenn wir konkrete
Beweise haben, können wir an die Tok'Ra herantreten. Und auch
dann nur, wenn wir drei es für richtig halten. Ich werde in
diese Sache nicht mehr Leute mit hineinziehen, als unbedingt nötig.
Ich hoffe, dabei habe ich ihr Einverständnis.", begann der
General. Sam und Jack nickten eifrig. Auch ihnen war es mehr als
recht, dass die Sache vertraulich behandelt wurde und unter ihnen
blieb.
"Wenn
Sie also nicht schon auf dem Weg zur Basis ist, werden wir sie bald
finden. Ohne jetzt darauf einzugehen, aus welchem Grund sie alleine
da draußen rumläuft würde ich gerne herausfinden, wer
ihr die Erlaubnis erteilt hat, den Stützpunkt zu verlassen.",
fuhr Hammond fort.
"Was
soll ich dazu sagen, General? Wenn ich es gewesen bin, kann ich mich
nicht daran erinnern.", ergriff Jack das Wort.
"Das
ist mir bewusst, Colonel. Ich habe auch in keinster Weise angedeutet,
dass Sie..."
"Sie
verstehen nicht, Sir. Ich...sagen wir einfach, es ist wahrscheinlich,
dass ich dafür verantwortlich bin.", unterbrach
O'Neill.
Hammond
nickte. Es fiel ihm in Anbetracht seiner eigenen morgendlichen
Erfahrung nicht schwer, aus Jacks Worten die richtigen Schlüsse
zu ziehen.
"Verantwortlichkeit
ist hier vielleicht das falsche Wort, Colonel.", meinte er
schließlich und sein Blick streifte kurz Major Carters, die den
Kopf weiterhin gesenkt hielt.
"Ich
darf mir das Recht nehmen, zu sagen, dass wir alle drei heute an
einem fremden Ort aufgewacht sind. Ohne die Erinnerung, warum.
Augenscheinlich haben wir den Stützpunkt mit unseren Wagen
verlassen und sind dann zum Hotel gefahren.", dachte Hammond
laut.
"Was
dann aber wieder die Frage aufwirft, warum nur Ihrer und meiner da
waren.", mischte sich Jack ein.
Sam
und der General schwiegen. "Oder?", wiederholte der Colonel
und sah schnell zwischen den beiden anderen hin und her.
Plötzlich
läutete das Telefon in Hammonds Büro und rettete die
Situation.
Kapitel 3
Was hatte ich nur getan? Meine Füße trugen mich so schnell vom Hotel fort, wie sie nur konnten. Erst zu spät wurde mir bewusst, dass es keinen Ausweg gab. Das Stargate war der einzige Weg, die Erde wieder zu verlassen. Und wenn ich dorthin gelangen wollte, musste ich mich zu erkennen geben. Ich hatte Angst. Nicht nur vor der Reaktion von Colonel O'Neill und den anderen. Ich hatte nun schon tagelang meinen Symbionten unterdrückt. Er könnte sich natürlich dagegen wehren, aber das würde mir, seinem Wirt, Schmerzen bereiten. Anise hoffte vielmehr auf das gegenseitige Vertrauen, dass über die langen Jahre unserer Symbiose hindurch entstanden war. Es war ein tiefer, gewaltiger Schmerz, den ich empfand, wenn ich daran dachte, wie groß die Wunde sein muss, den ich mit meinem egoistischen Handeln in dieses Vertrauen geschnitten hatte.
Ich hatte auch die Menschen um mich herum einer Gefahr ausgesetzt, sie gegen ihren Willen handeln lassen. Sie in Situationen gebracht, die nachhaltig ihr Leben beeinflussen könnten. Und mich selbst? Wenn die Tok'Ra von meinen unerlaubten Experimenten mit der neuen Technologie erfahren würden...und zu welchem eigennützigen Sinn ich sie eingesetzt hatte, stand nicht nur meine Zukunft als Forscherin auf dem Spiel, sondern unter Umständen sogar mein Leben.
Ich
wagte kaum, mir die Strafen vorzustellen, die auf mich warten
könnten. Vielleicht hatte ich sogar die Allianz zwischen meinem
und dem Volk der Tau'ri auf dem Gewissen.
Und
all das wegen einem einzelnen Mensch. Es ist erstaunlich, wie sehr
einem diese Sehnsucht den Verstand rauben kann. Diese eine Nacht
würde ewig in meinem Gedächtnis bleiben - als das schönste
Ereignis meines Lebens. Jetzt, da dieses Verlangen nach 'ihm'
einstweilen gestillt erscheint, konnte ich selbst kaum glauben, was
ich getan hatte. Es war unverzeihlich.
Anise
hatte mich mehrfach vor diesen Gefühlen - vor diesem Wahn -
gewarnt. Ich aber wollte nie auf sie hören, vielleicht war dass
sogar der Grund dafür, dass ich dieses für ein Leben im
gleichen Körper essentielle Gleichgewicht zwischen uns auf die
Probe gestellt hatte.
Könnte
ich nur ungeschehen machen, was passiert war! Ich würde
freiwillig in den Tod gehen, wenn ich es nur könnte.
Sie
würden mich bald finden. Und sie würden Antworten
verlangen. Mir würde nichts anderes übrig bleiben, als die
Wahrheit zu sagen.
o-o-o
"Ich
werde das Gefühl nicht los, Sie beide wissen mehr als ich...",
murmelte Jack. Sam schluckte. Sie hatte zu gleichen Teilen gehofft
und befürchtet, Hammond würde es zur Sprache bringen. So
aber musste wohl sie diesen Teil übernehmen. Sie sah auf und war
sofort gefangen von der Intensität seines Blickes.
"Es
gibt nur eine Sache, die Sie noch nicht wissen...", sie machte
eine Pause, in der Jacks Augenbrauen fragend nach oben wanderten. Es
wirkte fast komisch.
"Hammond
und ich waren zusammen im Hotel.", ließ sie die Bombe
platzen. Jacks Kinnlade fiel nach unten. Er versuchte zwar, seine
Fassade zu waren, aber er scheiterte...
Bevor
er etwas dazu sagen konnte, ergriff Sam wieder das Wort.
"Es
ist aber nicht so, wie Sie denken."
"Ach
ja? Wie denke ich denn?", konterte er schneidend.
Der
Tonfall seiner Stimme drückte sowohl Überraschung, als auch
Enttäuschung und Unglauben aus.
"Ich
glaube nicht, dass Sie in der Position sind, mich zu verurteilen.",
sagte Sam leichtfertig.
Einen
Moment lang schien es, als würde Jack nahe vor einem Wutanfalls
stehen, aber dann entspannte sich seine Mimik wieder etwas. Er hatte
seine Fassung wiedergewonnen.
"Ich
würde Sie nie verurteilen, Carter. Gestern ist etwas passiert,
dass sich keiner von uns erklären kann. Und glauben Sie mir,
wenn ich behaupte, dass ich das ziemlich...beunruhigend finde, um es
gelinde zu sagen.", gab er schließlich beherrscht zu. Sam
nickte. "Allerdings.".
"Wir
haben Freya gefunden."
Unbemerkt
hatte Hammond den Raum wieder betreten.
"Gut.
Ich habe mit der Frau nämlich noch ein Hühnchen zu
rupfen.", verkündete Jack und verließ den Raum. Die
anderen beiden folgten ihm.
o-o-o
"Ich
habe sie in die Arrestzelle bringen lassen.", verlautbarte
Hammond, während die drei Soldaten die Gänge des SGC
entlang liefen.
"Sicher
kein Fehler.", kommentierte Jack.
Als
sie in ihrer Eile um die nächste Kurve bogen, wären sie
beinahe mit Daniel und Teal'c zusammengestoßen. "Woah!",
rief Daniel aus und konnte gerade noch verhindern, zu Boden zu gehen.
Jack stabilisierte ihn mit einer Hand auf der Schulter, entschuldigte
sich aber sofort wieder. "Bis später...", rief Daniel
ihnen verwirrt nach. Auch Teal'c war ein Inbegriff von Verwirrtheit.
Fragend sahen sich die beiden an.
"Was
ist denn da los?". "Ich weiß es nicht, Daniel
Jackson. Sie scheinen etwas wichtiges vorzuhaben, in das wir nicht
eingeweiht sind.", meinte er leichthin. Daniel runzelte die
Stirn.
o-o-o
Als
sie vor der Isolierzelle angekommen waren, vor der zwei Wachen
postiert waren, wandte sich der Colonel an Hammond.
"Sir.
Ich weiß, dass Sie auch dringend nach einem Auflösen
dieser Sache verlangen, aber würde es Ihnen etwas ausmachen,
wenn ich zuerst zu ihr gehe?", fragte er.
Hammond
nickte sein Einverständnis und deutete den beiden Wachen, die
Tür aufzuschließen. "Danke.", sagte O'Neill
ehrlich und trat in das halbdunkel der Zelle. Die schwere Tür
schloss sich hinter ihm wieder.
Jack
knipste das Licht an und trat an die Pritsche, auf der Freya saß.
Vor
der Tür hatte er sich noch vorgenommen, ihr alle möglichen
Schimpfwörter an den Kopf zu werfen, aber als er sie da so
sitzen sah, brachte er es nicht fertig. Sie wirkte müde und
traurig. Langsam kam er näher. "Du sitzt hier im Dunkeln?",
fragte er leise und blieb unschlüssig genau vor ihr stehen. Ihr
Kopf hob sich, ihr Schmollmund verzog sich zu einem schüchternen
Lächeln.
Jack
seufzte. Es würde nicht einfach werden, etwas aus ihr
herauszubekommen.
"Ich will hier keinen großen Aufstand machen. Ich weiß, dass das, was gestern...und heute in diesem Hotel vorgefallen ist, dein Werk war. Sag mir nur wie!", forderte er. Sie schloss kurz die Augen.
"Du
hast recht. Ich habe dich beeinflusst.", meinte sie schließlich.
Jack nickte zufrieden. "Und Hammond und Carter?", wollte er
sogleich wissen.
"Das
war ein Unfall. Und ich kann dir versichern, dass nichts zwischen
ihnen vorgefallen ist, das dich beunruhigen müsste.",
meinte Freya.
"Das
weiß ich längst. Und du könntest Carter nie soweit
bringen, etwas zu tun, was sie nicht will.", gab er
zurück.
Freya
senkte ihren Kopf. "Da hast du wahrscheinlich recht, sie ist
eine sehr starke Frau.", sagte sie. Jack realisierte, dass sich
dieses Gespräch nicht in die Richtung bewegte, die er sich
erhofft hatte.
"Du
bist ihr nicht unähnlich.", fuhr Freya schließlich
fort.
"Ach
tatsächlich?"
"Ja.
Auch dich würde man nie zu etwas zwingen können, dass du
nicht willst."
"Tja,
du scheinst es wohl geschafft zu haben, nicht?", konterte
Jack.
Freya
stand auf. Ihre Körper waren nur noch Zentimeter voneinander
getrennt. Unwillkürlich trat Jack einen Schritt zurück,
doch Freya schloss diese Lücke schnell wieder. Sie holte eine
winzige, flache Box hervor und reichte sie ihm. Sie war unnatürlich
schwer, als sich seine Finger um sie schlossen. Verwundert sah er
Freya an und blieb an ihren Augen hängen. Sie schimmerten
traurig und hatten eine eigenartig intensive Wirkung auf ihn. Es fiel
ihm schwer, sich davon zu lösen. Dann aber machte er vorsichtig
die Box auf, die sie ihm gereicht hatte.
Aus
dem Boden der Schachtel fuhren plötzlich mit einem surrenden
Geräusch zwei säulenartige Behälter hervor, die beide
mit einer wässrigen Flüssigkeit gefüllt waren. Fragend
sah Jack auf. "Sieh genauer hin!", forderte die Tok'Ra.
Jack tat, wie ihm geheißen und konnte tatsächlich zwei
nahezu durchsichtigen Membranen sehen, die in den Flüssigkeiten
schwammen. "Kontaktlinsen?", fragte er.
Freya
nickte, "Etwas in der Art. Eine weitaus höher entwickelte
Technologie...", erklärte sie. "Schon klar.",
unterbrach O'Neill.
"Und
damit kannst du...was tun?", hakte Jack nach.
"Ich
kann damit die Empfindungen eines Menschen in einer Art und Weise
verstärken, wie sie meiner Vorstellung entsprechen.",
erklärte sie.
"Verstärken?".
"Ja,
verstärken. Ich kann keine Empfindungen erzeugen, die nicht
vorhanden sind.", behauptete Freya.
"Und
das soll ich glauben?"
"Was
hindert dich daran?", fragte sie.
"Na
ja, warum kann ich mich dann an nichts erinnern...und was ist mit
Carter und Hammond?"
"Die
fehlende Erinnerung ist eine Nebenwirkung. Zwischen Major Carter und
General Hammond besteht eine freundschaftliche Beziehung, die nur
verstärkt wurde. Wie ich schon sagte, es ist nichts...",
wiederholte sie.
"Ich
weiß!", unterbrach Jack harsch. Eine Weile trat Schweigen
zwischen die beiden.
"Sei
mir nicht böse, aber ich glaube trotzdem nicht ganz, dass
du...Gefühle...nur verstärken kannst.", meinte er nach
einer Weile.
"Immerhin
ist es kein Geheimnis, dass du...dass du...", addierte er und
suchte nach den geeigneten Worten.
"Das
ich mich zu dir hingezogen fühle?", vermutete
sie.
"Ja...ja...genau
das. Du hast...so etwas schon einmal angedeutet.", sagte er und
räusperte sich lautstark.
"Du
meinst, als ich dich geküsst habe?", fragte sie und
lächelte. Jack, der noch vor wenigen Minuten überzeugt
davon gewesen war, dass Freya die alleinige Verantwortung für
alles trug, das geschehen war, begann, an sich selbst zu zweifeln.
Sie hatte ein wunderschönes Lächeln, und ihre Augen...so
tief...
"Du
hast recht.", wisperte Freya. "Es ist eine starke
Sehnsucht, die mein Herz erfüllt. Stärker als alles, was
ich je zuvor gefühlt habe.", gab sie zu.
Ihre
Hand legte sich auf seinen Brustkorb, der unter der sanften Berührung
aufhörte, sich zu heben und zu senken. "Bist du sicher,
dass du nichts für mich empfindest?", flüsterte
sie.
Jack
nickte langsam, machte aber keine Anstalten, zurückzutreten. Ihr
Blick war immer noch mit dem seinem verbunden und machte ihn zum
Gefangenen.
"Und
die Schlange, teilt sie deine Meinung?", fragte Jack plötzlich
und blinzelte. Seine Stimme klang brüchig.
"Nein.",
gab Freya zu.
"Ich
habe schon einmal gesagt, dass mir das egal ist. Aber es tut mir
leid, dass ich dich in eine Situation gebracht habe, die dir
unangenehm war.", meinte sie.
"Das
hast du auch schon einmal gesagt.", sagte Jack.
"Ich
habe einen Fehler begangen. Aber doch nur, um etwas zu tun, dass
diesen Schmerz in mir stillt.", konterte Freya flüsternd.
Auch ihre zweite Hand lag nun auf seinem Brustkorb und Jack starrte
darauf.
"Schmerz?",
wiederholte er.
Freyas
Augen füllten sich mit Tränen. "Du verstehst das
nicht. Es ist unmöglich, ohne das eine weiter zu leben, wonach
du dich verzehrst. Es ist ein stetiges Pochen in der Brust, wie ein
zweiter Herzschlag. Es ist ein sehr starker Schmerz, O'Neill.",
sagte sie leise. Jack nahm seine Hand und legte sie auf eine der
ihren auf seiner Brust. "Ich verstehe dich besser, als du
vielleicht denkst. Und trotzdem ist das, was passiert ist, falsch. Es
ist unmöglich, und du weißt es. Genauso wie du weißt,
dass ich diese Gefühle nicht teile.", sagte er
gefasst.
"Ich
bin nicht gut in solchen Sachen, aber ich gebe zu, dass da etwas
ist.", fügte er nach einer kleinen Pause hinzu und deutete
auf ihre vereinten Hände, "Aber nicht genug, um dafür
Risiken einzugehen. Das klingt vielleicht hart, aber es ist nun mal
die Wahrheit. Es tut mir leid.", sagte er ehrlich.
Freya
nickte. Tränen rollten über ihre Wangen und sie sah ihn
eindringlich an. "Dann lass uns noch einen letzten Fehler
begehen.", bat sie. Jack sah sie zögernd an.
Mit
einer ungeahnten Entschlossenheit zog sie ihn an sich und legte ihre
Hand auf seinen Hinterkopf, um ihre Lippen zusammenzuführen.
Was
hier geschah hatte nichts mehr mit dem Kuss zu tun, mit dem sie ihn
vor Monaten so überrumpelt hatte. Er war verlangender, und er
wurde erwidert. Jack spürte, wie es seinem Körper gefiel,
was Freya mit ihm machte. Er küsste sie mit all seiner Energie
zurück und ihre Zungen fochten einen harten Kampf
gegeneinander.
Ein
leises Stöhnen entwich ihrer Kehle und spornte Jack nur noch
mehr an. Freyas Hände wanderten in der Zwischenzeit von seiner
Brust abwärts, doch als sie seinen Schritt erreichten und
fordernd zudrückten, war es für Jack an der Zeit, einen
Schlussstrich zu ziehen.
Er
brach den Kuss und löste sich von ihr. Freya lächelte
traurig. Jack leckte sich über die Oberlippe. Freya beugte sich
noch einmal vor und küsste ihn flüchtig auf den Mund.
Jack
trat entschlossen einen Schritt zurück.
"Ich
werde Hammond davon überzeugen, das ganze kulant zu erledigen.
Es wird für dich nicht ohne Konsequenzen ausgehen.
Wahrscheinlich wirst du nie wieder auf die Erde kommen dürfen.",
sagte Jack beherrscht.
"Aber
das...ich kann das nicht.", behauptete Freya.
"Wir
haben keine andere Wahl. Du kannst von Glück sprechen, wenn wir
nicht die anderen Tok'Ra informieren müssen.", meinte
er.
"Ja.
Ich weiß. Und ich bin dir zu unendlichem Dank verpflichtet.",
gab sie schließlich zu und ergriff erneut seine Hand.
"Schon
gut. Und glaub mir, man kann mit diesem Schmerz leben, man muss ihn
nur akzeptieren.", antwortete Jack und führte ihre Hände
an die Stelle zwischen ihren Brüsten und zog die seine dann
zurück. Ein letztes Mal trafen sich ihre Blicke, bevor ihr Jack
noch ein letztes Mal zunickte und sich dann umdrehte.
"Ich
liebe dich.", flüsterte Freya. Jack seufzte und öffnete
mit einer schnellen Bewegung die Tür. Mit gemischten Gefühlen
trat er auf den Gang hinaus.
Sämtliche
Blicke richtete sich auf ihn. "Lasst sie frei!", forderte
Jack und trat auf Hammond zu. Die beiden Wachen sahen verwirrt zum
General, der ihnen mit einem Nicken den Befehl bestätigte.
Fragend wechselte er einen Blick mit Sam, die ebenfalls nur die
Schultern zuckte.
"Colonel,
jetzt sind Sie dran, einige Fragen zu beantworten.", verlangte
Hammond und schloss gemeinsam mit Sam zu O'Neill auf, der eiligen
Schrittes die Flucht ergriffen hatte.
Kapitel 4
Mit Tränen in den Augen trat ich auf die Rampe zum Stargate und sah mich noch einmal um. Ich würde diesen Ort wahrscheinlich nie wieder sehen. Diesen Ort - und den Mann, der mein Herz in Besitz genommen hatte. Das Wurmloch hatte sich längst etabliert und die anderen Tok'Ra waren schon durchgedrehten. Ich stand immer noch auf der Rampe und versuchte, mich dazu zu bringen, ihn hinter mir zu lassen. Ich konnte ihn hinter der dicken Scheibe des Kontrollraumes erkennen. Er hob seine Hand zu einem letzten Gruß. Eine finale Geste, die ich akzeptieren musste. Vielleicht hatte er recht, und man konnte wirklich mit diesem inneren Schmerz leben. Aber er war um so vieles stärker als ich. Mit geschlossenen Augen und zerrissenem Herzen trat ich schließlich die Heimreise an.
o-o-o
Der
Vollmond stand wie ein stetiger Freund am schwarzen Nachthimmel und
überstrahlte mit seinem Licht die dezente Schönheit der
Sterne. Er tauchte die Umgebung des Wäldchens in einen milchigen
Nebel, in dem sich eine einsame Gestalt verlor. Schatten tanzten auf
dem verlassenen Schotterweg und die Bäume ächzten im Wind.
Auf Jack hatte die unheimliche Szene keine Wirkung. Er war zu sehr in
Gedanken, um überhaupt darauf zu achten. Die Hände tief in
den Taschen seiner dunklen Lederjacke vergraben, schlenderte er durch
den nächtlichen Wald. Seine Gedanken drehten sich wie in einem
Karussell - zu schnell, um sie zu ordnen. Es war Zeit, den Dingen
wieder ihren gewohnten Lauf zu geben.
Die
Vorfälle der vergangenen Tage jagten ihn und würden es wohl
weiterhin tun. Aber er wäre nicht Jack O'Neill, wenn er nicht
lernen könnten mit solchen Erinnerungen umzugehen. Aber was er
zu Freya kurz vor ihrem wahrscheinlich endgültigen Abschied
gesagt hatte, war nicht erfunden. Man musste diesen Schmerz
hinnehmen, dann konnte man auch damit leben. Die Frage war jedoch,
wie lange konnte man diesen Zustand durchhalten?
Seine
Finger ertasteten die kleine flache Box, die sich in seiner rechten
Jackentasche befand. Lächelnd schloss er die Augen. Es war ein
ganzes Stück Arbeit gewesen, Hammond davon zu überzeugen,
dass er nicht wusste, wie Freya sie alle beeinflusst hatte. Dass sie
unter keinen Umständen verraten würde, wie, nur, dass sie
es getan hatte. Jack hatte ihn belogen. Und trotzdem hatte der
General ihm vertraut und Freya ziehen lassen.
Unsicher
strich er über die glatte Oberfläche der kleinen Schachtel
und machte sich mit plötzlicher Entschlossenheit auf den Weg
zurück zum Auto. Heute Nacht würde noch etwas
passieren.
Lächelnd lenkte er seinen Wagen auf einen Weg, den er wohl auch blind gefunden hätte...
accept
the pain
and
you will learn
to
move on
accept
the pain
and
you'll see
life's
not over yet
accept
the pain
and
walk away
but
some day,
when
you think the pain is gone
it'll
return, with all his might
and
you're again
helpless
bell
