Stolz und Vorurteile
Autorin: silverbullet27
Disclaimer: So gern ich auch die Rechte an B5 besitzen würde: is nich. Alles JMS, Warner Bros, Babylonian Productions und wer auch immer sonst noch lizenzierte Rechte an diesem Universum innehat. Mir gehört nichts, höchstens der Ruhm für diese FF, ein krummer Rücken vom Tippen und einige OCs, Geld verdiene ich damit nicht, habe es auch nicht vor, ich will nur etwas mit den Figürchen spielen. Wenn ich fertig bin, lege ich sie wieder brav zurück in die Kiste, versprochen!
Rating: ab 12, denke ich… wollte zur Abwechslung mal nicht so mit dem Blut rumspritzen wie sonst…
Reviews: immer gern gesehen, wobei mir inhaltliche Revs lieber sind als „alles Müll"- oder „alles toll"-Kommentare. Wer Fehler findet, darf sie behalten, da bin ich großzügig!
Updates: werden eher unregelmäßig erfolgen, da ich berufstätig bin und noch an einer anderen Fic schreibe. Normalerweise fange ich keine neuen Fics an, wenn ich noch an einer anderen arbeite, aber diese möchte dringend aus meinem wirren Köpfchen raus, also lasse ich sie.
Prolog
Nun würde es nicht mehr lang dauern bis sich zeigte, ob Delenn's Plan zur Beendigung des Krieges aufgehen würde. Sie hatte gut und weise gewählt, so viel war sicher. Er mochte sie trotzdem nicht. Er hatte im Laufe der vielen Zyklen, in denen sie immer wieder aneinander geraten waren, viel Schlechtes von ihr gedacht und diese Gedanken auch oft genug laut ausgesprochen. Gegen sie intrigiert. Sogar versucht, sie zu töten. Aber sie war weise und von etwas durchdrungen, was ihm und fast jedem, dem er im Laufe seines Lebens begegnet war, fehlte. Branmer hatte dieses Etwas, das war ihm vor nicht allzu langer Zeit erst bewusst geworden. Eine Art Licht aus dem Inneren heraus, das einen in seinen Bann ziehen konnte. Branmer hatte er vertraut, verehrt und sein Tod hatte ihn stärker getroffen, als er bereit war, zuzugeben.
Vielleicht war er aber durch Branmer's Tod auch erst in der Lage, die Trauer zu empfinden, die er Jahre zuvor so erfolgreich verdrängt hatte. Sicher war er sich nicht. Ihm lag diese Form der Selbstbeschau nicht. Er wollte nie sein Innerstes so weit erforschen, wie es die Frommen taten. Er verstand seine Wut, seinen Zorn und wie er diese im Kampf einsetzen konnte. Er war ein Krieger, wurde aus Enttäuschung Politiker und war nun dabei, ein Verräter an seiner eigenen Kaste zu werden. Was für eine Karriere. Und im Hintergrund brannten die Städte seines Volkes, eine recht passende Kulisse zu diesem Schauerspiel, das sich sein Leben nannte.
Wieder und wieder drehte er den Holowürfel in seinen Händen. Er wusste noch genau, wann er diese Aufnahme gemacht hatte: an einem glücklichen Tag. Einem Tag ohne Kampf, ohne Politik, ohne Winkelzüge, ohne Bedrohung. Einem Tag, an dem alles perfekt erschien. Unglaublich, wie naiv er damals gewesen war. Naiv und glücklich.
Es war Zeit zu gehen. Shakiri wartete nicht gern. Missmutig steckte er den Holowürfel ein und machte sich auf den Weg. Wenn der Plan aufging, würde er am Ende diesen Tages entweder eine Art Held sein oder aber einen Dolch im Herzen stecken haben. Nun ja. Man konnte nicht alles haben. Und wenn doch, würde er ein toter Held sein. Nun konnte er sich ein Grinsen nicht mehr verkneifen. So finster die Aussichten auch waren, SIE hätte jetzt genau so etwas gesagt, um ihn aufzumuntern. Wie lang war das doch nun schon her…
Kapitel 1
Als die ersten Kristalle aus der Decke auf ihn niederstürzten, ersetzte Instinkt jedes überlegte Denken. Der Weg aus der einstürzenden Halle hinaus war weit, aber sie könnten es schaffen, wenn der Junge nur schnell genug rennen würde.
Unsanft zog er seinen Schützling am Arm hinter sich her, doch die ersten großen Bruchstücke, die mit ohrenbetäubendem Klirren auf dem Boden aufschlugen, versperrten ihnen den Weg. Ein weiteres Knacken über ihnen lenkte seinen Blick nach oben: es würde kein Entrinnen mehr geben. Das Einzige, was ihm jetzt noch übrig blieb, war, das Kind mit seinem eigenen Leib zu schützen. Er warf den Jungen zu Boden und sich selbst über ihn, während messerscharfe Kristalle um sie herum zu Boden fielen, um in tausende von kleineren Splittern zu zerbrechen.
Ein dumpfer Schmerz war das Letzte, was er spürte, bevor er das Bewusstsein verlor.
„Hier ist noch jemand!"
„Kommst du heran?"
„Nein, er ist eingeklemmt… wo bleibt Hesha mit den Seilen?"
„Ein Kind! Es ist noch ein Kind dabei!"
„In Valens Namen! So tut doch irgendetwas!"
Er schmeckte Blut und hustete. Bewegen konnte er sich nicht, das Gewicht eines Deckenträgers lastete auf ihm. Hoffentlich war dem Jungen nichts geschehen - er atmete, das war doch schon etwas. Mühsam öffnete er die Augen. Gleißendes Licht blendete ihn, über ihm hörte er das Stimmengewirr der Helfer. Dann nahm er den Schmerz wahr und wieder umgab ihn Schwärze.
„Hörst du mich, Krieger? Reich mir das Kind!"
Wieder gleißendes Licht, er konnte kaum etwas erkennen. Vor ihm in den Trümmern hockte eine Frau und streckte die Arme aus. Und er spürte, dass der Druck über ihm nachgelassen hatte. Konnte er sich bewegen? Ja, aber nicht viel. Würde es reichen, den Jungen an die Helferin zu reichen? Er musste es probieren. Zentimeterweise schob er den leblosen Körper des Kindes von sich weg. Er sah noch, wie das Kind von mehreren Händen gepackt wurde, dann war es vorbei. Seine Aufgabe in diesem Leben war erfüllt. Nun konnte er sich widerstandslos der Dunkelheit ergeben.
Der Sinn des Lebens für einen Minbari ist es, anderen zu dienen. Ohne Fragen zu stellen. Zareen stellte sich aber insgeheim eine Frage: warum hier her? Hatten die Krieger nicht selbst genug Heiler oder warum wurden die Verletzten ausgerechnet in ihren Tempel gebracht?
Nein, das war selbstsüchtig, ein böser Gedanke. Und doch ahnte sie, dass sie nicht die Einzige war, die sich diese Frage im Moment stellte.
Die Erdbeben hatten viele Opfer gefordert, auch unter den Kriegern, also war es natürlich, dass die Verletzten zu den Heilern gebracht wurden, egal von welcher Kaste. Und doch waren es vor allem Krieger, die zu ihnen kamen. Sture, rechthaberische, arrogante…
„Zareen, würdest du mir bitte die Verbände reichen?"
„Sicher, Meister…" Mit hochrotem Kopf reichte die Studentin dem Heiler das Gewünschte. Dalak wäre sicher enttäuscht wenn er wüsste, worüber sie gerade nachdachte.
„Was für ein Unglück. Ausgerechnet zur Feier des Abschieds und des Neubeginns stürzt der Tempel ein. Ich glaube, ich habe noch nie so viele Krieger auf einmal gesehen… und alle sind sie verletzt und suchen Hilfe." Dalak musste ihre Gedanken gelesen haben, denn er fuhr fort: „Wie gut, dass unsere Hallen nicht so gelitten haben, nicht wahr? Sonst müssten wir im Freien operieren. Oder noch schlimmer: auch von uns wären viele verletzt worden…"
Gut, eine Lektion in Demut. Die Sternenkrieger hatten es sich sicherlich nicht ausgesucht, dass ausgerechnet während eines ihrer wichtigsten Rituale die Kristalldecke auf sie niederging. Gefeiert werden sollte der Beginn der Ausbildung der Jüngsten – eingeführt in den Clan durch diejenigen, die ihre Ausbildung an diesem Tag abschließen sollten um sich vollwertige Krieger nennen zu dürfen. Jeder der fünf Krieger-Clans feierte diese Zeremonie, aber nur die Star Riders kamen dafür nach Yedor. Innerlich zuckte Zareen mit den Schultern: es hätte schlimmer kommen können. Es hätten Wind Swords sein können. Die waren noch sturer, noch arroganter, noch…
„Zareen! Jetzt ist nicht die Zeit zum Träumen, Kind! Ich benötige deine Hilfe!"
Die junge Frau zuckte zusammen: „Entschuldigt, ich…"
„Gib mir den Wundlaser, bevor die Frau mir hier verblutet! Pivar, übernimm du bitte für diese Träumerin, ich glaube, sie sollte sich besser ausruhen", befahl Dalak und griff ungeduldig nach den Operationsinstrumenten.
Zareen rannte mit Tränen in den Augen aus dem Saal. Auf dem Gang blieb sie stehen, wischte sich mit dem Ärmel ihres Gewandes das Gesicht und holte tief Luft. Sonst hatte ihr es doch nie etwas ausgemacht, bei Wundoperationen zu assistieren! Wieso versuchte sie ausgerechnet heute, sich in Gedanken davonzustehlen? War ihr das alles zu viel? Sollte sie sich vielleicht doch mehr auf andere Gebiete verlegen? Noch hatte sie drei lange Jahre Ausbildung vor sich und es war kein gutes Zeichen, dass sie bei der ersten Krise zusammenbrach. War es wirklich ihre Abneigung gegen die Krieger oder doch die Abneigung gegen Blut und Schmerzensschreie, die sie heute so ablenkten? Ihre Pflichten vergessen ließ?
Aus dem Wundsaal geschickt zu werden war eine große Demütigung. Aber diese hatte sie wohl verdient. Zu selbstgefällig hatte sie geurteilt. Geurteilt über die, die ihre Hilfe brauchten.
Aber ihre Hilfe würde auch woanders gebraucht werden. Wenn sie schon nicht bereit dafür war, die Heiler zu unterstützen, so könnte sie wenigstens in den Krankensälen helfen. Bei denen, die früher geborgen oder früher operiert worden waren, weil ihre Verletzungen schlimmer gewesen waren.
Denjenigen, die nun erwachten oder deren Schmerzmittel nun nachließen, die Durst bekamen, die Fragen hatten, die beantwortet werden sollten.
Noch einmal atmete sie tief durch, dann ging sie gemessenen Schrittes hinüber zu den Krankensälen. Wenn sie sich dort nützlich machte, würde die Strafpredigt von Dalak vielleicht nicht so schlimm ausfallen. Und wieder dachte sie nur an sich… nein, sie war keine gute Minbari!
Aber die Ablenkung tat ihr gut. Melenn teilte sie für den Dienst in einem der Säle ein, wo nur erwachsene Krieger lagen. Dass sie gut mit Kindern auskam, wussten alle im Tempel. Und genau deshalb würde sie während ihrer Ausbildung wohl auch nichts mehr mit Kindern zu tun bekommen. Was Zareen zuerst als Unrecht empfunden hatte, akzeptierte sie mittlerweile. Welchen Sinn hätte es wohl auch, wenn sie ihre Zeit damit verbringen würde, nur ihr angenehme Tätigkeiten auszuüben?
Sie sollte lernen – auch und gerade Dinge, die ihr schwer fielen. Später als Heilerin würde sie sich ihre Patienten schließlich auch nicht aussuchen können. Genauso wenig wie hier im Tempel. Oder sie würde abbrechen und als einfache Pflegerin arbeiten, dann konnte sie sich viel eher aussuchen, mit WEM sie arbeiten wollte.
Wie dem auch war, Zareen nahm sich eine Schüssel mit Wasser und betupfte die Stirn eines Fiebernden mit einem Tuch. Ohne ihre Uniformen und ihr überhebliches Getue waren auch Krieger nur Patienten. Patienten mit Schmerzen, die gelindert werden sollten. Und das war ihre Aufgabe, oder nicht?
Die beiden Monde standen schon hoch am Himmel, als Dalak zu ihr kam. Zareen war müde, ihre Füße schmerzten und doch gab sie einem Kranken noch einen Schluck Wasser, bevor sie sich mit gesenktem Blich zu ihrem Meister umwendete: „Mein Benehmen war unverzeihlich, Meister."
Der alte Heiler seufzte. „Unverzeihlich vielleicht nicht, aber ich hätte deine Hilfe gut gebrauchen können, mein Kind. Pivar ist auch im aufgewecktesten Zustand nicht so schnell wie du, selbst wenn du träumst. Er wird nie die Prüfungen bestehen. Im Gegensatz zu dir."
Zareen antwortete nicht. Das Lob tat ihr gut, aber die Enttäuschung, die sie ihrem Meister heute bereitet hatte, verletzte sie mehr als ihn.
„Es ist spät, du solltest etwas schlafen. Das Einzige, worauf wir uns verlassen können ist: diese Kranken werden uns nicht so schnell davonlaufen und auch morgen noch hier sein."
‚Fall sie vorher nicht hinter den Schleier gehen…', dachte sie und schaute noch einmal hinüber zu dem, dessen Fieber trotz allen Bemühungen bisher nicht sinken wollte.
TBC
A/N: Meine erste B5-Fic, hurra! Und Blut soll auch nur wenig fließen, noch mal hurra! Aber ich bin ja auch mehr Spezialistin für Selbstzweifel, tiefschürfende Trivialitäten, lange Erklärungen, etc… Dialoge halte ich meistens kurz, meine Protagonisten sind bekanntlich zickig, schwierig und äußerst unangenehme Zeitgenossen, also perfekte Vorraussetzungen für eine Neroon-Fic ;) Ja, er wird noch früh genug aktiv in die Story einsteigen, keine Sorge.
