Das ist die Übersetzung von „An Unlikely Friendship" von TheSummerNightingale. Sie hat mir die Erlaubnis gegeben, ihre Geschichte zu übersetzen. Danke dafür :)
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Disclaimer: Mir gehören weder die Charaktere noch irgendetwas anderes außer der Handlung.
Um all dem die Krone aufzusetzen, hatte Montague sich immer noch nicht von seinem Aufenthalt in der Toilette erholt; er blieb verwirrt und orientierungslos, und eines Dienstagmorgens sah man seine Eltern mit zornentbrannten Gesichtern den Zufahrtsweg hochschreiten.
„Sollten wir nicht etwas sagen?", fragte Hermine mit besorgter Stimme in Zauberkunst und presste die Wange ans Fenster, damit sie Mr und Mrs Montague hineingehen sehen konnte. „Was mit ihm passiert ist? Vielleicht hilft es Madam Pomfrey, ihn zu heilen?"
- Harry Potter und der Orden des Phönix, S. 797
In einer Pause habe ich OdP nochmal gelesen und ich hab diesen Abschnitt gefunden. Ich dachte es wär interessant, eine fanfiction über Hermine und Montague zu schreiben, auf freundschaftlicher Ebene. Hier ist sie. Es ist meine erste fanfiction, ich hoffe sie gefällt euch!
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Erstes Jahr
„Wenn du kurz zur Seite gehen könntest; ich brauche ein Buch."
Hermine Granger sah erschrocken auf, klappte schnell Quidditch durch die Epochen von Kennilworthy Whisp zu und versteckte das Buch hinter ihrem Rücken. Am Regal ihr gegenüber lehnte ein großer, muskulöser Kerl mit braunen Haaren, der definitiv nicht wie sie im ersten Jahr war und leicht ungeduldig aussah. Hermine murmelte eine Entschuldigung und machte ihm Platz.
In der darauffolgenden peinlichen Stille fragte Hermine sich, ob er sie bei dem Versuch, für die Flugstunden zu lernen, erwischt hat. Er nahm sich das Buch nach dem er anscheinend gesucht hatte und bedeutete ihr, sie könne wieder auf ihren Platz zurückkehren, was sie auch bereitwillig tat.
„Was liest du da?" Der Junge hatte eine sehr kräftige, laute Stimme, dachte Hermine. Sie guckte sich nervös um und hoffte, Madame Pierce hatte nichts gehört. Währenddessen schielte der Junge nach dem Buch, das Hermine hinter ihrem Rücken nervös hin- und herschob. Hermine fand die Frage völlig unnötig, weil alle Bücher rundum sich mit dem verdammten Sport auseinandersetzten – man brauchte nichtmal das Gehirn eines Trolls um herauszufinden, welches Buch sie in den Händen hielt.
„Nur ein Buch. Ich dachte ich überflieg es mal, als leichte Lektüre." Sie versuchte es so klingen zu lassen, als wenn sie das alles nicht wirklich interessiert, aber seinen hochgezogenen Augenbrauen und dem überheblichen Grinsen nach zu urteilen war sie nicht besonders überzeugend.
„Ah."
Langsam nahm Hermine das Buch wieder hervor und blätterte zurück zu der Seite, in der ihr Zeigefinger als Lesezeichen eingeklemmt war. Sie versuchte sich auf die Worte zu konzentrieren, aber nach einer gefühlten Ewigkeit schloss sie das Buch und wandte sich dem Kerl zu, der immer noch am anderen Regal stand und sie anguckte.
„Brauchst du noch ein anderes Buch?"
Er guckte überrascht, vielleicht wegen ihres schnippischen Tons, und sagte: „Nee, nur dieses hier." Er hielt 1000 Möglichkeiten, beim Quidditch zu schummeln hoch.
„Und wieso bist du dann noch hier?" fragte Hermine.
In gespielter Ergebenheit hielt er seine Hände hoch und sagte in seiner lauten Stimme: „Ich wusste nicht dass es ein Verbrechen ist, mit einem hübschen Mädchen wie dir zu sprechen." Er grinste, als Hermine rot wurde.
Verlegen tat Hermine, was sie in solchen Situationen immer tat, nämlich dagegenhalten. „Naja für Madam Pince ist es ein Verbrechen, solange du in der Bibliothek bist."
Wie bestellt tauchte Madam Pince plötzlich auf und fuchtelte mit ihrem Staubwischer in die Richtung von Hermine und dem Jungen. „Raus!", fauchte sie, ihr Gesicht wenige Zentimeter von Hermines entfernt. „Raus! Ich werde es nicht dulden, dass ihr die Ruhe und den Frieden hier stört - und Sie, Montague! Ich bin der Meinung Sie haben Hausverbot! RAUS!" Der Junge – sie hatte ihn Montague genannt – schnitt eine Grimasse, schnappte sich Hermines Hand und mit ihren Büchern fest an sich gepresst rannten sie aus der Bibliothek. Jede ihrer Bewegungen wurde von Madam Pince genauestens beobachtet, bis sie auf dem Korridor waren.
Am Ende des Korridors hielten sie an, um nach Luft zu schnappen, und Hermine entzog sich Montague's Griff. Sie schaute ihn anklagend an, während sie ihr Handgelenk massierte.
„Was?" fragte Montague, der ihren wütenden Blick gesehen hatte.
„Deinetwegen, Montague, oder wie auch immer du heißt, hab ich jetzt Ärger mit Madam Pince. Das nächste Mal wenn ich dort lernen will und sie sich an mich erinnert ist das deine Schuld." Sie verschränkte fest ihre Arme, rümpfte die Nase und ging los, den Flur entlang, bloß weg von dem Jungen, der ihr ihren Ruf bei der Bibliothekarin so gehörig vermiest hatte. Dabei war sie so vorbildlich gewesen!
„Du hast das ‚wir' vergessen; wir haben jetzt Ärger mit Madam Pince", bemerkte er und schlenderte neben ihr her. „Und da du jetzt meinen Namen kennst, wie wäre es wenn du mir deinen verrätst?"
Hermine ging um eine Ecke und zog ihre Augenbraue hoch. „Und warum würde dich mein Name interessieren?"
„Damit ich dich wiederfinden kann natürlich. Du bist 'ne charmante junge Lady. Ich nehm an du bist im ersten Jahr?"
„Ja. Aber ich check noch nicht warum ich dir noch mehr über mich erzählen sollte."
Der Typ – Montague - schnaubte. „Komm schon, ich möchte nur deinen Namen und das Haus. In welchem Jahr du bist weiß ich ja jetzt. Das ist doch keine große Sache."
Aus den Augenwinkeln schielte Hermine zu ihm hoch. Er war offensichtlich ein Unruhestifter, da er ja Bibliotheksverbot hatte. Sie hatte aber keine Ahnung wieso er überhaupt dort war; was sollte ein Unruhestifter in der Bibliothek verloren haben? Das Buch, was er gelesen hatte, war über Quidditch, also war er wahrscheinlich Quidditch-Spieler. Sie schürzte die Lippen als sie sich an den Buchtitel erinnerte. Wenn dem so war, so war er nicht auf dem Weg zu einem der ehrlichsten Spieler.
Anders als sie trug er gemütlich seinen Umhang. Den Schlips, der sein Haus verraten hätte, hatte er nicht um. Obwohl sie wirklich nichts über ihn wusste, konnte Hermine ihn sich nicht als Ravenclaw vorstellen; normalerweise hatten Ravenclaws keine Probleme mit Madam Pince. Ein Gryffindor konnte er auch nicht sein, da er ihr in keinster Weise bekannt vorkam. Also blieben Hufflepuff und Slytherin, und sie könnte wetten, dass er -
„Hallo?" Montague wedelte mit seiner Hand vor ihrem Gesicht.
„Ja?", fragte Hermine, leicht genervt dass sie aus ihren Gedanken gerissen wurde.
„Was ist denn nun? Wie heißt du?"
Sie runzelte die Stirn. „Ich wüsste nicht, wozu du meinen Namen brauchen könntest."
„Weißt du, ich brauche ihn nicht, ich will ihn einfach wissen." Montague hörte plötzlich auf zu reden, guckte auf seine Uhr und fluchte. „Naja, unsere Zeit endet jetzt, holde Maid. Ich muss zu einem Haustreffen." Er zwinkerte ihr zu. „Aber wir können uns später irgendwo treffen wenn du magst."
Hermine hätte fast ihren Kopf geschüttelt – natürlich würde sie freiwillig nichts mit einem Unruhestifter zu tun haben wollen! – als ihr auffiel, dass das das erste Mal war, dass sie jemand um ein Treffen gebeten hat seit das Schuljahr angefangen hat. Kann sie das Angebot tatsächlich so schnell ausschlagen, nur weil er sie in Schwierigkeiten gebracht hatte? Was ist, wenn sie nie wieder jemand nach einem Treffen fragt? Könnte es sein, dass er wirklich mit ihr befreundet sein wollte?
Sie machte eine ruckartige Kopfbewegung – vielleicht war es ein Nicken, vielleicht auch nicht, aber Montague grinste und sagte „Perfekt! Dann kann ich ja vielleicht deinen Namen erfahren, was?" Er drehte sich um und schlenderte davon, in einen kleinen Gang, den sie vorher gar nicht bemerkt hatte. „Oh", rief er noch und schmunzelte, „Eins noch: man lernt Quidditch nicht wirklich, indem man ein Buch über dessen Geschichte liest."
Hermine wurde rot.
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Erstes Jahr, November
„Du bist also Hermine Granger."
Hermine zuckte kurz zusammen und lächelte dann, bevor sie von ihrem Essay für den Zaubertrank-Unterricht aufblickte. Sie erkannte die Stimme, obwohl sie mit deren Besitzer erst ein Gespräch geführt hatte.
„Und du bist Graham Montague."
Um ehrlich zu sein ist sie nur schwer an diese Information – und an ein paar weitere – rangekommen und war demnach zufrieden, kurz einen erstaunten Blick auf Montagues hübschem Gesicht zu erkennen, welcher so schnell wieder verschwand wie er gekommen war.
„Du bist nicht nur Granger, die Schülerin von der alle Lehrer schwärmen, sondern auch noch mit dem berühmten Potter befreundet und seinem Freund dem Wiesel-"
„Nenn ihn nicht so!", beschwerte sich Hermine, die auf einmal wütend wurde. Das Lächeln, was sich durch ihn auf ihren Lippen geformt hatte, erstarb wieder. Sie war zwar erst seit einer Woche oder so mit Harry und Ron befreundet, aber Hermine gefiel Montagues herablassender Ton überhaupt nicht. Er erinnerte sie unangenehm an Draco Malfoy.
„Außerdem", fuhr Montague fort, als wäre er nie unterbrochen worden, „um dem ganzen die Krone aufzusetzen, seid ihr alle in Gryffindor."
„Und du bist in Slytherin, damit sind wir quitt", schoss sie zurück. „Könntest du jetzt bitte gehen, ich möchte meinen Essay weiterschreiben."
Ohne ein weiteres Wort wandte Hermine sich wieder ihrem Essay zu. Seit dem Mittagessen hatte sie hart dafür gearbeitet und hatte vorgehabt, bis zum Abendessen drinnen zu bleiben, obwohl dieser Samstagnachmittag wohl einer der letzten sonnigen Sommertage war. Das Geräusch der Feder auf dem Papier beruhigte sie, und trotzdem war es ihr jetzt unmöglich, sich zu konzentrieren. Denn sie spürte Montagues Blick auf sich und natürlich hatte er sich immer noch nicht vom Fleck bewegt.
Sie knallte ihre Feder auf den Tisch, sodass Madam Pince sie wütend über ihr Buch hinweg anstarrte (im Übrigen hatte die Bibliothekarin den Vorfall von vor einigen Wochen immer noch nicht ganz vergessen). „Brauchst du was von mir?", stieß sie aus zusammengebissenen Zähnen hervor.
„Nee, wieso?"
„Könntest du dich dann bitte verziehen? Ich hab mir nicht ohne Grund den Tisch ausgesucht, der am weitesten von der Tür entfernt ist."
Er tat so, als würde er darüber nachdenken. Dann antwortete er genüsslich: „Nein, ich denke ich werde diese überaus höfliche Bitte ablehnen müssen", während er seine Füße auf den Tisch legte und sich im Stuhl zurücklehnte.
Hermine fiel die Kinnlade herunter wegen solch unreifen Verhaltens dieses Drittklässlers vor ihr. Sie suchte ihren Essay zusammen, der zehn Zentimeter länger war als vorgegeben aber sich noch nicht ganz beendet anfühlte, und rollte ihn ein, damit er in ihre Tasche passte. Als sie auch ihre Federn, die Tinte und ein Buch, welches sie sich ausleihen wollte, in ihre Tasche packte, bemerkte sie, wie eine Hand ihr Handgelenk packte.
„Wo willst du hin?"
„Irgendwohin, wo ich meinen Essay in Ruhe fertig schreiben kann", sagte Hermine und schüttelte seine Hand ab.
„Aber ich bin doch erst hergekommen!"
„Ja eben." Sie rückte ihren Stuhl an den Tisch und ging weg. Zu ihrer Überraschung und leichtem Bedauern versuchte Montague nicht sie aufzuhalten, als sie aus der Bibliothek herausstolzierte, wobei sie die Weasley-Zwillinge durch das große Fenster sah, die ihren üblichen Schabernack trieben. Sie dachte, dass sie ihren Essay lieber in deren Nähe schreiben würde als bei dem unmöglichen Slytherin.
Sobald Hermine jedoch die Tür erreicht hatte, wurde sie hochgehoben, über jemandes Schulter geschwungen und sah in all dem verwirrenden Chaos einen dunkelbraunen Haarschopf.
Als sie den ersten Schock überwunden hatte, schlug Hermine um sich. „Was", grunzte sie, „denkst du eigentlich" – ihr Fuß traf Montague im Rücken – „was du hier veranstaltest?"
„Ich finde, du hast ganz schön viel gearbeitet. Jetzt ist Zeit für eine Pause", sagte Montague fröhlich. Es schien, als ob Hermines brutalen Bewegungen ihn nicht im Geringsten stören.
Das hielt sie nicht davon ab, es weiter zu versuchen. „MONTAGUE!", schrie sie und schlug ihn wütend auf den Rücken. „LASS MICH SOFORT RUNTER!"
Obwohl sie seinen Gesichtsausdruck nicht sehen konnte – sie konnte eigentlich überhaupt nichts sehen, so wie sie wie ein Strohsack auf seiner verdammten Slytherin-Schulter hin- und hergeworfen wurde - merkte sie richtig, wie er grinste.
„Siehst du Granger, genau deswegen ist das eine gute Idee."
„Hä?", stotterte Hermine. „Auf gar keinen Fall ist das hier eine ‚gute Idee', also lass mich sofort runter!" Sie spuckte eine gelockte Haarsträhne aus, die ihr in den Mund gefallen war. „Wohin willst du mich überhaupt bringen?"
Da war es schon wieder, das Gefühl, dass er grinste.
Geduldig antwortete Montague. „Nun ja, ich hab mich an das Buch erinnert, das du letztens gelesen hast. Und da dachte ich, du könntest vielleicht an einem…hmm…Ausflug auf dem Besen interessiert sein?"
„Ein Besen – DAS WERDEN WIR NICHT TUN!" Mit neuer Kraft schlug Hermine weiter auf seinen Rücken ein.
„Beruhig dich mal Granger, wir wollen doch wohl keine Aufmerksamkeit erregen, oder?" Das war ein ziemlich später Hinweis wenn man bedachte, dass wenn schon die Schüler, die durch die Halle strömten, Hermines Schreie nicht gehört hatten, es merkwürdig genug wäre, einen Gryffindor zu sehen, der von einem Slytherin getragen wird.
Hermine spürte, wie Montague seinen Arm ausstreckte und die Eichentüren aufstieß und merkte sogleich einen leichten Wind und die warme Sonne. Beim Laufen, wobei er die frustrierte Hermine schleppte, kommentierte er: „Das ist eigentlich eine ziemlich brillante Idee. Vor allem weil du ja so interessiert an Quidditch warst als ich dich das erste Mal gesehen habe." Dieses Grinsen.
„Es ist keine brillante Idee. Ich krieg meinen Besen ja nichtmal vom Boden hoch", entgegnete sie schnippisch. „Und könntest du mich bitte runterlassen? Sonst sehe ich mich gezwungen, dich später zu verhexen."
„Na gut, ich lass dich runter, aber lauf nicht weg, Granger."
Mit offensichtlicher Leichtigkeit ließ er sie runter. Hermine stemmte sogleich die Hände in die Hüfte und fuchtelte mit ihrem Finger vor seinem Gesicht herum. „Was war das denn? Du kannst nicht einfach völlig unschuldige Leute auf's Quidditch-Feld tragen – das ist nicht normal, was hast du dir dabei gedacht? Was wäre passiert wenn du mich fallen gelassen hättest?! Dazu noch vor all den Leuten, das war voll peinlich und – Merlin, wo ist meine Tasche, du hast meine Tasche losgelassen – NEIN ICH SETZ MICH DA NICHT DRAUF!"
Denn Montague hatte von irgendwoher einen Besen geholt, der sich von alleine über dem Boden in der Luft hielt. Montague versuchte, sie auf den Besen zu kriegen.
„Ich steig da nicht drauf, nein, du hast keine Ahnung was für eine Höhenangst ich hab- "
„Entspann dich, Granger, das wird schon- "
„Ich werde in meinen Tod stürzen, du verstehst echt nicht- "
„Steig einfach auf, das wird die beste Entscheidung deines Lebens- "
„-und ich mag Quidditch noch nicht einmal- "
Sofort bemerkte sie, dass sie was Falsches gesagt hatte. Montagues Augen wurden immer größer und plötzlich griff er nach ihrem Arm und drückte ihr den Besen fest in die Hände. „Ich hätte dich vielleicht davonkommen lassen", sagte er kopfschüttelnd, „aber das wäre hartherzig gewesen."
Nach fünf weiteren Minuten Überredung schwang Hermine einen Fuß über den Besen und zuckte zusammen, weil sie erwartete, sofort wieder auf den Boden geworfen zu werden.
„Also, dieser Besen ist ein Nimbus, einer der besten Besen den es gibt", sagte Montague. Er hätte aber genau so gut Selbstgespräche führen können, denn Hermine hörte nicht zu. „Also mach dir keine Sorgen."
Hermine wimmerte und flüsterte: „Außer, aus sechs Metern Höhe runterzufallen."
Er lachte. „Ich werde direkt hinter dir sein, hör auf dir so viele Gedanken zu machen, Granger. Ok, los geht's!"
Ohne eine weitere Warnung stieß Montague sich vom Boden ab und hielt sich am vorderen Teil des Besens fest, während Hermine schrie als sie in die Luft emporstiegen. Ihre Hände waren rutschig vom Angstschweiß und klammerten sich verzweifelt an den Besenstiel. „Ich fall runter, ich fall runter, ich fall runter", murmelte sie die ganze Zeit. Ihre Augen starrten stur geradeaus, sie wagte nicht, hinunterzublicken. Durch den leichten Wind schaukelte der Besen bedrohlich unter ihr, was sie nur daran erinnerte, wie hoch oben in der Luft sie sich befinden musste.
„Du wirst nicht runterfallen", hörte sie Montagues ruhige Stimme in ihrem Ohr. „Ich halte dich ziemlich fest. Du fällst nur runter wenn ich runterfalle."
„Was für ein beruhigender Gedanke", sagte Hermine zynisch, ihre Augen fest geschlossen, „wenn man bedenkt wie tollpatschig du anscheinend bist."
Er spottete verschmitzt: „Nun ja, wenn du mir nicht glaubst, werde ich es dir wohl zeigen müssen."
Sie waren ungefähr 8 km/h geflogen, aber plötzlich lehnte Montague sich mit unglaublicher Schnelligkeit vor und – wobei Hermine wieder zu schreien anfing – machte einen plötzlichen Schlenker zu den Torringen.
„MONTAGUE WENN ICH STERBE ZIEHE ICH DICH MIT RUNTER" schrie Hermine, als er flink Slalom um die Tore flog und durch sie hindurchflog. Die einzige Antwort darauf war ein leises Lachen.
Hermines buschiges Haar flog ihr ins Gesicht, was ihre Sicht für einen kleinen Moment verschleierte. Als sie ihre Sehfähigkeit zurückerlangte, rief Montague ihr über den Wind zu: „Wir gehen jetzt wieder runter, Granger!"
Runter war genauso schlimm wie hoch, wenn nicht sogar schlimmer. Eigentlich war es so schockierend real, dass Hermine nichts anderes tun konnte als ihre Augen zu schließen und den Besenstiel mit aller Kraft zu umklammern bis ihre Knöchel ungesund weiß hervortraten. Dabei schrie sie, bis sie sich nicht mehr sicher war, überhaupt noch einen Ton von sich zu geben.
Montague hingegen schien das Runterfliegen Spaß zu machen – sie nahm an, dass er normalerweise nicht in einer geradezu vertikalen Linie hinabflog. Dies bestätigte sich, als sie fast auf das Feld knallten, wodurch Hermine einen Meter über der Erde vom Besen fiel.
Das Gute daran war, dass der Boden mit Gras bedeckt war und sie so nicht allzu hart aufschlug. Das Schlechte war, dass sie überhaupt gefallen war.
„MONTAGUE!"
Beim Aufsetzen – ihr Kopf pochte höllisch – sah sie Montague einige Meter weiter mit seinem Besen sitzen und sich die Stirn reiben. Als er sah, dass Hermine ihn anfunkelte, lächelte er.
„Na, wie fandest du's, Granger?"
Hermine spürte ein Knurren in sich, als sie wackelig aufstand. „Sagen wir es einfach so, Montague: Wenn wir uns in Zukunft treffen, sind Besenflüge verboten. Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest, ich muss meine Tasche finden. Die hast du ja verloren." Sie ging langsam zum Schloss zurück. Sie fühlte sich immer noch leicht benebelt von dem Sturz.
„Also gibt es ein nächstes Treffen, was?", hörte sie Montague noch fragen als sie das Spielfeld verließ. Hermine tat so, als hätte sie ihn nicht gehört und ging schnurstracks zum Gryffindor-Turm, wo Ron und Harry bestimmt schon nach ihr suchten.
Beim Frühstück am nächsten Morgen, als die Eulen die Morgenpost brachten, beobachtete Hermine, wie Montague am Slytherin-Tisch am anderen Ende der Halle eine Nachricht von einer gelbbraunen Schuleule erhielt. In der Nachricht stand:
Bibliothek, nach dem Abendessen.
- HG
Er schaute auf zum Gryffindor-Tisch, sah sie und zwinkerte. Und Hermine, die eigentlich anfangs nicht sicher war, ob sie die Nachricht überhaupt abschicken sollte, merkte, dass dies nur der Anfang einer ungewöhnlichen Freundschaft war.
