TITEL:
Funkloch
AUTOR: Mel
TEIL: 1/3
FSK: ab Teil 3 ab 16, wegen
eindeutigen erotischen Aspekten
PAIRING: Renee/Garret
GENRE:
Drama
SPOILER: Spielt nach „Die Handschrift des Mörders"
INHALT:
Garret und Renee müssen mit Garrets Vertrauensbruch nach Mexiko
klar kommen, wobei ein Raubüberfall sehr hilfreich ist
DISCLAIMER:
Tim Kring ist der Boss – ich bin nur Trittbrettfahrer
BEMERKUNG:
Meine erste Happy Ending Garret/Renee Story. Ich bin ganz stolz
darauf.
Funkloch
Teil 1
Ein dumpfes Pochen hallte in ihrem Traum immer wieder durch ihren Kopf, ließ sie sich im Schlaf unruhig hin und her wälzen, ehe sie verschlafen ein Auge öffnete und missmutig auf die Digitalanzeige ihres Weckers schielte. Nur das da, wo er stehen sollte Dunkelheit herrschte. Wer hatte den Strom abgestellt? Und... woher kamen diese pochende Kopfschmerzen?
Wieder das Geräusch. Dieses Mal laut und deutlich. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass es ein Klopfen an ihrer Tür war, das immer stärker und unnachgiebiger wurde. Wer war so verrückt und Lebensmüde, sie mitten aus ihrem Schlaf in der Nacht zu reißen? Als es wieder klopfte, stand sie auf, wobei sie hart und ungebremst gegen etwas stieß. Glas klirrte, als ihr Weinglas gegen die geleerte Rotweinflasche stieß. Plötzlich wusste sie wieder woher die Kopfschmerzen kamen...
"Verdammt hat das weh getan...," fluchte sie laut und versuchte sich in ihrer eigenen Wohnung zu orientieren. Ganz hervorragend, sie war tatsächlich auf ihrem Sofa eingeschlafen. Aber kein Wunder, sie war schließlich die halbe Nacht in seinem Büro gesessen und hatte auf seine Rückkehr gewartet. In den letzten Stunden danach, hatte sie versucht ein paar Antworten für all jene Menschen zu finden, denen sie Rechenschaft über sein Verhalten ablegen musste. Das Ergebnis hatte ihr nicht gefallen. Und ermüdet war sie einfach eingeschlafen.
Sie tastete sich etwas munterer über den Flur, spähte durch den Spion und seufzte frustriert. Das durfte doch nicht wahr sein. Trotzdem öffnete sie ihre Sicherheitsschlösser und machte die Tür einen Spalt auf.
„Garret?"
„Renee," wie er so mit seinem verunsicherten Blick, den müden Augen auf ihrer Türschwelle stand, kam Renee der Vergleich mit einem kleinen Schuljungen, der zwar wusste, dass er ungezogen gewesen war, aber keine Ahnung davon hatte, was genau er angestellt hatte. Das machte sie nur noch wütender. Das war wieder einmal typisch Garret... tat immer was er für richtig hielt, ohne Rücksicht auf die Gefühle anderer. Besser gesagt speziell auf ihre Gefühle. Sie hoffte für ihn, dass er, wenn er hier war um sich für sein Verhalten von vorhin zu entschuldigen, auch gute Argumente vorbringen konnte. Antworten, die sie wenigstens morgen vor Gericht, vor dem Bürgermeister nicht völlig dumm dastehen ließ. Aber wenn sie genauer darüber nachdachte wollte sie nicht wirklich mit ihm reden. Das sie ihre Tür geöffnet hatte war ihr selbst ein Rätsel.
„Darf ich reinkommen?", Verunsicherung lag auch in seiner Stimme, und es reichte ein kurzer Blick in Renees müde Augen um die Antwort zu kennen, bevor sie sie laut und gewohnt aggressiv aussprach.
„Nein."
Schweigen machte sich zwischen ihnen breit und nicht zum ersten Mal fühlten sie beide, dass sie an einen Punkt in ihrer Beziehung angelangt waren, wo es immer schwieriger wurde wieder zueinander zu finden, zu vertrauen und zu respektieren.
„Wenn du möchtest das deine Nachbarn alles hören, was ich dir zu sagen habe..."
„Sie
werden gar nichts hören, weil ich wieder Schlafen gehe und das
gleiche rate ich auch dir.", sie versuchte ihre Tür wieder zu
schließen, doch Garret reagierte schneller und drückte
seine Rechte dagegen. Wut blitzte in ihren Augen auf, aber Garret war
mutig genug, dies einfach zu ignorieren. Er war hier um zumindest die
Wogen zu glätten. Er verlangte gar nicht, dass sie ihn verstand.
Nicht sofort. Es war ihm klar, dass sie wütend auf ihn,
vielleicht sogar enttäuscht, war.
Entschuldigen wollte er
sich nicht. Auch nicht rechtfertigen. Er hatte getan, was getan
werden musste. Wäre sie mit ihm vor Ort gewesen, hätte sie
ihm sicher zugestimmt. Hätte sie ihm am Telefon zugehört,
anstatt ihn mit Vorwürfen zu überhäufen, hätte
sie verstanden. Jetzt war wohl nur noch wichtig ihr klar zu machen,
dass das nichts persönliches gewesen war und es keinen Grund gab
länger als nötig die Gekränkte zu spielen...
„Nimm deine Hand von meiner Tür," zischte sie ihn leise an und verstand nicht, wieso er jetzt mitten in der Nacht reden wollte. Ein paar Stunden nachdem sie wütend gegangen war. Er konnte sich doch ausrechnen wie gut sie auf ihn zu sprechen war.
„Du wolltest Antworten...", sagte er statt ihrer Bitte nachzukommen.
„Aber nicht mitten in der Nacht!"
„Morgen?", bot Garret überraschend ruhig, aber mit einem nervösen Flackern in den Augen, an.
Es hatte viele solche Nächte gegeben, wo der eine vor der Tür des anderen gestanden hatte und sich eine Entschuldigung abgerungen hatte. Doch heute war irgendetwas anders, heute hatte er die dumpfe Vorahnung würde sie nicht so leicht mit sich spielen lassen - es stand nicht die übliche Versöhnung im Schlafzimmer an.
„Garret... ich habe zu tun. Ich muss in wenigen Stunden ins Gericht. Schon vergessen? Du hast mir Arbeit aus Mexiko mitgebracht."
„Wofür ich noch kein Dankeschön bekam..."
Ein leiser, scharfer Atemzug von Renee schnitt ihm das Wort ab und sein Blick nahm einen erstaunten Ausdruck an. Was hatte er jetzt wieder falsches gesagt? Er wollte ja keine überschwängliche Bekundung ihrer Dankbarkeit, nur ein wenig Anerkennung. Er hatte sich schließlich in Mexiko den Arsch aufgerissen, um einen Killer zu finden, den sie seit fünf Jahren jagten, hatte sein Leben riskiert und fast aus Rachsucht den Killer erschießen lassen. Er machte sich deswegen schreckliche Vorwürfe und Gedanken über sich selbst... Und das was vorhin passiert war.. nun er hatte sie nicht mit Absicht aus seinem Büro geworfen... doch offensichtlich nahm sie ihm das verdammt übel.
„Wofür soll ich dir danken? Dafür dass ich morgen zahlreiche Telefonate führen darf, damit die Verhaftung vor Gericht rechtswirksam ist? Dafür das du meine Glaubwürdigkeit gegenüber Polizei und Grenzpolizei beider Länder ruiniert hast? Oder dafür dass ich dem Bürgermeister erklären darf, wieso ich meine Mitarbeiter nicht im Griff habe?"
„Ich bin nicht dein Mitarbeiter," fuhr Garret etwas gereizt auf. Wenn er etwas in letzter Zeit hasste, dann ihre ständige Bekundung wer über wen stand. Und heute Nacht war es das, was er am wenigsten hören wollte.
„Was auch immer," sagte Renee frustriert, während ihre Augen eine ganz andere Sprache sprachen – sie waren gezeichnet von der Enttäuschung über ihn. Es war nicht gekränkter Stolz, wie meist bei ihren Differenzen, nicht die gekränkte Berufsehre oder die Probleme, die er ihr mit seinen Handlungen eingebracht hatte, sondern alleine die Enttäuschung über ihn und das er schamlos ihre erste kleine berufliche Schwäche ihm gegenüber ausgenutzt hatte. Sie hatte sich nur auf sein Abenteuer eingelassen, weil er ihr etwas bedeutete, weil sie ihm einen Gefallen erweisen wollte.. und das war nun das Ergebnis.. ein riesengroßer Scherbenhaufe und er wollt es nicht sehen.
„Hör zu Renee, wenn du mich anhören würdest... eine Kaffee zum Beispiel wäre großartig."
„Ich kann nicht, Garret. Ich kann nicht," sie sah ihn versucht gelassen an, versuchte ihre Kühle zu wahren, aber ihre Augen schafften es einfach nicht Garret wie üblich in solchen Situation von oben herab anzustarren. Garret zögerte, wollte die Tür einfach aufdrücken und sich ungebeten einladen, nur um ihr zu sagen, was er sich die halbe Nacht zurecht gelegt hatte, nachdem er im Auto ziellos umher gefahren war. Er spürte, dass sie vielleicht gar nichts dagegen hätte, wenn er die Initiative ergriff...
Doch das war nur das, was er sich wünschte und weil er schwieg, aus Angst das falsche zu tun, drückte Renee mit einem bedauernden Blick ihm ihre Tür vor seiner Nase ins Schloss.
---
Ein paar Tage
später
„Bitte sehr, ihr Tisch, Sir," der Kellner
führte Garret an einen kleinen, runden Tisch in einer Nische.
Renee saß bereits auf ihrem Platz und sah ihm ruhig entgegen.
Vor sich hatte sie eine dicke Aktenmappe liegen auf der ihre Hand
ruhte, während die andere ganz gegen ihre nach Außen
gezeigte Ruhe, nervös am Wasserglas spielte.
Garret trat unsicher auf sie zu und die Begrüßung fiel wie erwartet kühl und unpersönlich aus. Es tat weh, musste sich Garret eingestehen.
„Renee..."
„Setzt dich," Renee zeigte auf den freien Stuhl. „Ich will mich nicht lange mit small talk aufhalten Garret. Darum - kommen wir gleich zum geschäftlichen?"
Sie hatte es als Frage formuliert, doch Garret wusste, dass es keine andere Antwort geben durfte, als ein Ja. Also nickte er, bestellte beim Kellner etwas zu trinken und wunderte sich darüber, dass Renee ihr Lieblingsrestaurant für eine dienstliche Besprechung gewählt hatte, anstatt wie üblich in sein Büro zu kommen. Üblich... an dem Wort stieß sich Garret schmerzhaft. Seit letzter Woche war sie nicht ein einziges Mal in die Gerichtsmedizin gekommen, sondern hatte ihre Angestellten geschickt um Berichte abzuholen. Termine für das Gericht ließ sie ihre Sekretärin mit ihm ausmachen und Garret hatte die dunkle Vorahnung, dass das was sie heute mit ihm zu besprechen hatte unangenehm werden würde. Wieso sonst sollte sie sich von ihrem hohen Ross begeben, um mit ihm nach einer Woche wieder zu reden?
Sie öffnete mit zusammengepressten Lippen die Aktenmappe und vermied es Garret anzusehen. Sie wollte nicht, dass er sah, wie schlecht es ihr ging, wie die letzten schlaflosen Nächte sie gezeichnet hatten. Sie hatte nicht vor diesen Termin von persönlichen Gefühlen und Problemen sabotieren zu lassen.
Renee schob Garret ein paar Unterlagen zu. „Ich brauche hier von dir ein paar Unterschriften wegen Mexiko. Und hier," sie legte ihm ein weiteres Dokument vor. „Ebenfalls. Damit erklärst du, dass du auf eigene Faust gehandelt hast, ganz gegen meine Anordnung... was ist?", erbost unterbrach sie ihre Erklärungen und blickte nun doch Garret direkt ins Gesicht, das mit jedem weiteren Wort von ihr grimmiger geworden war.
Noch hatte
Garret nicht die Hoffnung aufgegeben, dass das alles hier nur ein
Vorwand gewesen war, um mit ihm zu reden, damit sich endlich wieder
alles zwischen ihnen entspannen konnte und sie wieder da weitermachen
würden, wo sie vor Mexiko aufgehört hatten.
Aber bei
jedem weiteren Wort von Renee, war ihm klar geworden, dass dem nicht
so war. Renee schien sich nicht im geringsten mehr dafür zu
interessieren, was ihn dazu bewegt hatte. Jetzt wollte sie scheinbar
nur noch, dass er die Verantwortung übernahm.
Er hatte zwar wütend auffahren wollen, doch als er ihr direkt in die Augen blickte, die ihm signalisierten, dass er den Bogen nicht überspannen sollte, sah er etwas, dass ihn verunsicherte. Renee sah müde aus. Nicht nur physisch und etwas anderes lag in ihrem Blick... etwas fremdes, das er so gut wie noch nie an ihr gesehen hatte. Es fiel ihm schwer so zu reagieren wie er es noch vor einer Sekunde vorgehabt hatte.
Und Renee, die spürte, dass er etwas in ihr gesehen hatte, was er nicht kannte, senkte ihren Blick. Er hatte ihre Schwäche gesehen und das war ihr unangenehm.
Etwas ruhiger als geplant sagte er schließlich: „Darum geht es dir also?"
„Bitte?", ihre Augen wanderten zurück zu ihm und dieses Mal war keine Schwäche darin zu lesen. Nur noch der gewohnte, gezügelte Zorn.
„Mich fertig zu machen? Interessiert dich überhaupt nicht meine Version der Geschichte? Die Gründe für meine Entscheidungen?"
„Oh doch Garret," zischte sie ihn über den Tisch an. „Vor einer Woche."
„Ich hab es ja versucht zu erklären..."
„Nein hast du nicht. Außer zu zählst deinen kläglichen Versuch mich mitten in der Nacht mit deinem Besuch zu beehren dazu. Bei dem du mich wohl nur beschwichtigen wolltest, um nach einer Woche Abstinenz im vertrauten Bett zu laden."
Garret zuckte getroffen zurück. „Das ist nicht fair von dir Renee."
„Das Leben ist nie fair."
"Ich wollte doch nur...," Garret zuckte mit den Schultern. Es war Hoffnungslos. Es würde nicht funktionieren. Nicht hier, wo sie gezwungen waren leise zu bleiben, damit nicht das ganze Restaurant alles mitbekam. Aber er hatte das Bedürfnis sich seinen Frust laut von der Seele zu brüllen und wie er Renee kannte, hatte sie das geahnt.. darum das Restaurant, nicht sein Büro. Frustriert stieß Garret die Luft durch die Nase und lehnte sich auf seinem Stuhl nach hinten. Wenn sie unfair kämpfen wollte, dann sollte sie ihren Kampf bekommen.
„Du wolltest nur was?", Renee funkelte ihn wütend an. „Mich in jener Nach davon überzeugen, dass du tun musstest was getan werden musste? Das du ein Held bist? Du bist ein verdammter Idiot, Garret. Nichts weiter. Und das weißt du auch."
Überrumpelt von ihrem zweiten heftigen Angriff blinzelte Garret getroffen und brauchte einen Moment um sich davon zu erholen. Den Moment nutzte Renee jedoch für einen weiteren Angriff aus.
„Dich interessiert doch nur, was in deinen Augen richtig ist. Ja gut, vielleicht wäre uns der Killer entwischt, bis die mexikanische Polizei endlich etwas unternommen hätte, aber wir hätten sicher eine neue Chance bekommen. Wir marschieren nicht einfach in ein fremdes Land und spielen den Helden, nur weil uns gerade danach ist. Und wir tun auch nicht unbedingt alles, um eine Person, die uns angeblich etwas bedeutet in eine verdammt schwierige Situation zu bringen. Und wenn doch, dann interessieren wir uns zumindest für den Ärger der ihr blüht und bemühen uns darum, mitzuwirken, dass dieser gering ausfällt. Aber manchen Menschen bedeutet das offensichtlich recht wenig. Manche Menschen interessieren sich nicht für die Karriere des anderen," Renee spürte dass sie sich in Rage redete, dass die alte Enttäuschung von letzter Woche noch ziemlich tief saß und ihr der Zorn Tränen in die Augen trieb. Sie wollte nicht, dass Garret sie sah und versuchte sich zu beherrschen, aber es fiel ihr schwer, während sie sich ihren Frust von der Seele redete. „Ich habe sehr viel riskiert, als ich alle Hebel in Bewegung gesetzt habe, damit du nach Mexiko fliegen konntest, und ich habe noch sehr viel mehr riskiert, um dich zu decken, als du nicht zurück gekehrt bist... alles was ich wollte, war ein paar erklärende Worte als du zurückkamst. Aber du hast mich lieber weg geschickt, als mir zu sagen, was dich bewegt hatte, was dich quälte. Wie schön, dass Jordan gleich zur Stelle war, als ich ging."
„Oh bitte Renee," er war von ihrem Ausbruch betroffen, aber als sie es wieder einmal schaffte irgendwie im Laufe eines Streites auf Jordan zu kommen, kam Verärgerung auf.
„Was denn?", sie riss erstaunt die Augen auf und machte ein gespielt unschuldiges Gesicht. „Hab ich mich verguckt oder war es nur Jordans Geist, der an mir vorbei in dein Büro schwebte?"
„Ich habe in dieser Nacht alles gebraucht, nur keine Vorwürfe und Vorhaltungen, okay?"
„Wer sagt, dass ich dir diese gemacht hätte? Ich bin ein Mensch mit Gefühlen, auch wenn du das hin und wieder zu vergessen scheinst. Ich habe mir Sorgen um dich gemacht. Und das stand immer an erster Stelle bei dieser Geschichte. Du warst in Mexiko, nur wenige Meilen von einem gefährlichen Killer entfernt und deine letzten Worte, die ich von dir hörte, bevor du dich Tage lang nicht mehr gemeldet hattest, waren „Ich bin in einem Funkloch." Sehr originell, Garret," sie verzog das Gesicht und spielte erneut an ihrem Glas. Es war nicht einfach für sie ihm einfach so einzugestehen, dass er ihr tatsächlich so viel bedeutete. Das sie sich gesorgt hatte und erst dann der Beruf als zweites gekommen war.
Plötzlich war seine Hand auf ihrer und von dieser Reaktion völlig überrumpelt zog sie perplex ihre Hand zurück. Es war nur ein spontaner Reflex gewesen, doch sie sah sofort, dass Garret davon nicht begeistert war. Doch er sagte nichts und versuchte nicht noch einmal ihre Hand zu nehmen. Sie verfluchte sich selbst dafür, konnte aber nichts mehr daran ändern. Es war passiert und es tat weh.
„Ich verstehe," murmelte er schließlich enttäuscht.
„Du verstehst gar nichts," presste Renee zwischen ihre Lippen hindurch. War er über ihre Reaktion enttäuscht oder bemitleidete er nur sich nur und seine Situation?
Plötzlich stand Renee ruckartig auf. Sie
musste weg von hier. Weg von ihm.
„Ich... ich muss mich kurz
frisch machen, entschuldige," murmelte sie, vermied es ihn
anzusehen und floh regelrecht vom Tisch Richtung Toiletten.
Sie hörte auf den Weg dorthin Tumult im Empfangsbereich des Restaurants, doch interessierte es sie wenig, und sie warf nicht einmal einen Blick in die Richtung, als sie in die Toilette flüchtete, die Tür zuwarf und sich dagegen lehnte. Sie schloss die Augen, atmete ein zwei Mal tief durch und wünschte sich auf einen anderen Planeten. Dann kamen die Tränen, wütende, zornige, bedauernde Tränen, für die sie sich schämte und die sie so lange zurück gehalten hatte. Bei jedem Streit mit Garret war sie stark geblieben, hatte versucht ihm nicht zu deutlich zu zeigen, wie leicht es eigentlich war, sie zu verletzten, dass sie nicht die starke Frau war, die sie als Anwältin spielte...
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Als Renee so plötzlich vom Tisch floh, war Garret ebenfalls aufgestanden. Er wollte ihr nachgehen, sich entschuldigen, auch wenn er der Meinung war, dass sie genau so viel Anteil an der Miesere hatte wie er selbst. Ihm war nicht entgangen, dass dieses Mal einiges anders war, als sonst. Sie hatte so zerbrechlich gewirkt, so verletzt. Aber dann lenkten ihn laute Stimmen ab, die sich vom Eingang des Restaurant in das Restaurant hinein bewegten.
Er blickte in die entsprechende Richtung und erstarrte.
Drei bewaffnete und maskierte Männer drängten die Angestellten aus dem Empfangsbereich in das Restaurant. Sofort brach allgemeine Panik aus. Es wurde geschrieen, ein Schuss ging los, verletzte aber Gott sei Dank niemanden.
Garret versuchte erst gar nicht herauszufinden, um was es bei dem Überfall ging, als er sich langsam von seinem Tisch fortbewegte.
Die Männer teilten sich inzwischen auf. Einer blieb am Durchgang stehen, ein anderer rannte zu den Toiletten, um nachzusehen ob sich dort noch Gäste aufhielten und Garrets Herz blieb einen Moment fast vor Angst stehen. Doch er kam alleine zurück. Wo auch immer Renee war... sie war unentdeckt geblieben. Der Dritte marschierte zwischen den Tischen umher und forderte mit vorgehaltener Waffe die Gäste auf ihren Schmuck, Bargeld und sonstige Wertgegenstände in einen Sack zu werfen.
„Sir? Darf ich um die Uhr, ihr Handy, und Bargeld bitten?"
Garret sah den Mann an. Viel sah er nicht, dank der Skimaske, aber die Augen waren kalt, und bewegten sich nervös hin und her. Er schätzte seine Chancen ein mit ihm vernünftig zu reden und noch bevor er etwas dummes tun konnte, forderte ihn der Räuber unsanft mit einem Schlag des Kolbens der Waffe in die Seite erneut auf zu tun, was er gesagt hatte. Garret nahm seine Uhr ab, kramte ein paar Dollarnoten aus seinen Taschen zusammen und warf mit bedauern sein Handy hinterher.
Der Mann ging weiter, um eine Gold behängte ältere Dame um ihr Habe zu erleichtern.
Garret schob sich weiter Schritt für Schritt auf die Toiletten zu.
Dort angekommen wartete er auf einen günstigen Moment, um in der Damentoilette zu verschwinden.
Drinnen war es ruhig, nur das leise Summen des Ventilators und der Klimaanlage war zu hören.
„Renee?", Garret hielt seine Stimme leise und sah ängstlich zur Tür hinter sich. Als keine Antwort kam, hob er die Lautstärke etwas an.
„Renee?"
In diesem Moment hallte von draußen erneut ein Schuss durch das Restaurant ...
tbc
