Allgemeine Anmerkungen des Autors:
Alle Figuren gehören wie immer selbstverständlich der hinreißenden Joanne Rowling. Mit dieser Geschichte wird auch kein Geld gemacht. Just for Fun.Es handelt sich hierbei um eine sogenannte Slash-Story. Ich weis zwar noch nicht, wie explizit es geschildert wird, aber diejenigen, die damit ein Problem haben sollten, seien gewarnt. Ich werde die Geschichte sicherheitshalber von Anfang an als R raten. Also, Don't like it – don't read it!
Ich schreibe einfach drauflos und korrigiere nicht großartig Rechtschreibung und Grammatik, also entschuldigt bitte Fehler dieser Art.
Reviews sind immer herzlich willkommen, nein sogar ausdrücklich erwünscht
Dieser Hinweise schreibe ich nur hier am Anfang der Story, aber natürlich gelten sie für alle Kapitel.
Carry that weight
Boy, you gonna carry that weight
Carry that weight a long time
Boy, you gonna carry that weight
Carry that weight a long time
I never give you my pillow
I only send you my invitation
And in the middle of the celebrations
I break down
Boy, you gonna carry that weight
Carry that weight a long time
Boy, you gonna carry that weight
Carry that weight a long time
Kapitel 1
I've just seen a face
Er fühlte zärtliche Berührungen. Fingerspitzen streichelten sanft über seinen Arm, so dass er eine Gänsehaut bekam. Sie bewegten sich weiter über seinen Rücken, seine Brust, seinen Bauch – einfach überall hin. Er wusste nicht, wo er war, was er hier machte, wie spät es war oder welcher Tag heute war. Und er wusste auch nicht, ob er saß, stand oder lag. Vor allem wusste er nicht, wem er diese wunderbaren Berührungen zu verdanken hatte. Er wusste nur, dass er sein Gegenüber ebenso berühren, ebenso verwöhnen wollte. Doch er konnte es nicht, und wieder wusste er nicht warum. War er festgebunden? Fesseln spürte er nicht, aber er konnte sich gut vorstellen, dass es dafür einen Zauber gab. Wenn er in diesen Dingen etwas erfahrener wäre, wüsste er sicher auch den passenden Spruch. Doch den Namen des Zaubers interessierte ihn momentan herzlich wenig, viel mehr wie er ihn möglichst schnell loswerden würde. Und noch viel mehr interessierte er ihn, wem er diesen Zauber und - noch wichtiger – diese Zärtlichkeiten zu verdanken hatte. Doch er konnte nur schwammige Umrisse erkennen. Hatte er seine Brille vergessen, aufzusetzen? Vielleicht war er im Schlaf „überfallen" worden. Er versuchte angestrengt, wenigstens einige Anhaltspunkte über die Person zu erhalten. Als er glaubte, den Kopf ausfindig gemacht zu haben, konzentrierte er sich angestrengt darauf. Tatsächlich wurde das Bild langsam klarer. Noch ein wenig, und er würde die Quelle dieser lustvollen Empfindungen ausfindig machen…
„Süßigkeiten, mein Lieber?"
Harry Potter riss die Augen auf und wusste einen Moment lang nicht, wie ihm geschah. Erst langsam realisierte er, dass es nur ein Traum gewesen war – und zwar schon wieder DIESER Traum. Immer noch etwas verwirrt sah er zu der Hexe rüber, die in der Tür stand und ihn fragend ansah.
„Was ist? Kann ich dir mit einer süßen Kleinigkeit eine Freude machen? Du siehst aus, als könntest du eine Stärkung gebrauchen!", sagte sie mit einem freundlichen Lächeln, das auf Harry jedoch keine Wirkung hatte. Ganz im Gegenteil, er fühlte, wie plötzlich Wut in ihm aufstieg. Er konnte die ganzen Kommentare nicht mehr hören, von wegen „Iss mehr!" oder „Du siehst ja ganz mager aus!". Einige Wochen mit Mrs. Weasley hatten ausgereicht, um ihn diesbezüglich schnell in Rage zu versetzen.
„NEIN, und wenn Sie nächstes Mal die Freundlichkeit besitzen würden, schlafende Reisende nicht zu belästigen, wäre ich ihnen zu ewigem Dank verpflichtet!", sagte er mit einem sarkastischem Unteron, der sicher selbst Crabbe und Goyle aufgefallen wäre. Obwohl, Wetten würde er darauf nicht abschließen.
„Wie du meinst. Aber beschwer nicht nachher nicht, wenn ich dich das nächste Mal übergehe!", antwortete die Hexe angesäuert und schloss die Abteiltür wieder.
„Bestimmt nicht!", murmelte Harry immer noch verärgert.
Wenn er wegen der aufdringlichen Hexe nicht aufgewacht wäre, hätte er vielleicht rausfinden können, vom wem er geträumt hatte. Obwohl, bisher war es ihm auch nie gelungen, und er hatten diesen Traum über den Sommer oft gehabt. Und immer war er der Empfänger herrlicher, aber leider anonymer Zärtlichkeiten. Doch so schön der Traum auch war, irgendetwas daran beunruhigte ihn. Er konnte nicht benennen, was es war, ab da war etwas. Irgendein kleines Detail stimmte einfach nicht, und er wollte einfach rausfinden, was es war. Doch auch das war ihm nicht gelungen, auch wenn er es jedes Mal auf neue versuchte. Wenn er doch nur erkennen könnte, von wem er da immer träumte, könnte er sicher eher sagen, was daran nicht stimmte.
Harry schaute nachdenklich aus dem Fenster. Nach der vorbeiziehenden Landschaft zu schließen, hatte er nicht sehr lange geschlafen. Was für eine Überraschung, hatte er doch schon den ganzen Sommer über nicht lange geschlafen. Und das, obwohl er Tag für Tag großen Anstrengungen ausgesetzt war. Nach den Ereignissen im vergangen Jahr war er diesen Sommer bereits nach eine Woche von den Dursley abgeholt worden. Die restliche Zeit hatte er im Haus am Grimmauldplatz verbracht, das mittlerweile Harry gehörte, denn Sirius hatte ihm seinen kompletten Besitz hinterlasen. Neben dem Haus war das auch noch ein Bankkonto bei Gringotts, doch Harry hatte sich noch nie besonders für seine finanzielle Situation interessiert, und er würde jetzt bestimmt nicht damit anfangen. Immerhin hatte Dumbledore ihn fragen müssen, ob sie das Haus weiter als Hauptquartier für den Orden der Phönix benutzen dürften. Einen Augenblick lang überlegte er, wie schön es wäre, sie alle rauszuschmeißen und seine Ruhe zu haben. Er war immer noch sauer auf Dumbledore, weil der ihm jahrelang wichtige Details vorenthalten hatte. Aber dann wurde ihm klar, dass das auch nichts daran ändern würde, dass irgendwo da draußen ein ziemlich mächtiger Irrer herumlief, auf dessen Todesliste er bestimmt ganz oben stand. Mit Dumbledore und dem Orden würde er sicher eine viel größere Chance haben, diesen dunklen Schatten, der seit jenem Halloween vor vierzehn Jahren über ihm hing, endgültig loszuwerden. Also hatte er eingewilligt und das emsige Treiben des Ordens ging weiter am Gimauldplatz Nr. 12.
Und dort hatte er jeden Tag zusätzlichen Unterricht erhalten, meistens von Remus Lupin und Professor McGonagall, sowie, wenn er denn Zeit hatte, von Professor Dumbledore persönlich. McGonagall schien ihr Versprechen, Harry zum Auror zu machen, nicht vergessen haben. (Sie konnte ihre Freude nicht verbergen, als Harrys ZAG Ergebnisse kamen und er überraschend ein „Ohnegleichen" in Zaubertränke bekommen hatte). Und Remus schien sich nach Sirius Tod noch mehr verpflichtet, sich um Harry zu kümmern. Er war in der kurzen Zeit eine Art Ersatz-Pate geworden. Wenn man bedachte, dass Sirius schon sein Ersatz-Vater gewesen war, war Remus nun sein Ersatz-Ersatz-Vater. Harry schien einen ungewöhnlich großen Verschleiß an Vaterfiguren zu haben, aber auf der anderen Seite, was war schon gewöhnlich im Leben des Jungen, der lebt.
Neben Okklumentik hatten sie ihm auch viele andere nützliche Dinge beigebracht. Professor McGonagall hatte ihm die grundlegenden Techniken beigebracht, um ein Animagus zu werden, Remus hatte ihn einige Tricks gelehrt, um Flüche abzuwehren und zusammen mit Dumbledore hatte er an einer selbst für Zauberer ungewöhnlichen Fähigkeit gearbeitet. Es hatte sich nämlich herausgestellt, dass Harry ein bisher verborgenes Talent für zauberstabloses Zaubern hatte. Anzeichen dafür waren nicht nur verschwindende Glasscheiben und aufgeblasene Tanten, sondern auch Kleinigkeiten wie ein von alleine leuchtender Zauberstab damals, als die Dementoren ihn und Dudley angriffen. Bisher hatte Harry immer nur unbewusst und in Situationen großer Aufregung ohne Zauberstab gezaubert, doch jetzt lernte er, seine Emotionen zu kontrollieren und die Fähigkeit bewusst einzusetzen.
Er machte jedoch nur sehr langsam Fortschritte. Deswegen und wegen der Erinnerungen an das vergangene Schuljahr fing er an, auch alleine viel zu trainieren. Schlafen konnte und wollte er nicht, weil jedes Mal, wenn er dann doch vor Müdigkeit die Augen schloss, er entweder von Sirius träumte oder von Voldemort – oder, noch schlimmer, von beiden. Gerade die Träume von Sirius machten ihm zu schaffen, vor allem, da er im alten Haus der Blacks schon tagsüber von Erinnerungen an seinen Paten umgeben war. Am schlimmsten war Sirius Mutter, die immer wieder lauthals von sich gab, wie dankbar sie Harry sei, dass ihr verräterischer Sohn dank ihm endlich tot sei. Immer, wenn er schweißgebadet nachts aufwachte, lenkte er sich von den traurigen Gedanken ab, indem er Zaubersprüche übte, an seiner Animagustechnik feilte oder sogar Bücher aus der Black'schen Hausbibliothek las. Zum ersten Mal war Harry froh, im Haus einer dunklen Zaubererfamilie zu wohnen, denn er fand duzende Bücher über die Dunklen Künste – und wie heißt es so schön: Know your enemy! Hermine würde sicher staunen, wenn sie wüsste, wie viel er über die Ferien gelesen hatte. Vielleicht würde sie sich sogar Sorgen machen, im nächsten Schuljahr in einigen Fächern nicht mehr Klassenbeste zu sein. Harry beneidete sie darum, schließlich las er die Bücher nicht wegen besserer Noten, sondern um seines Lebens willen.
Der Traum, den er auch gerade wieder geträumt hatte, hatte er anfangs nur selten und so schön er auch war, so überwiegten doch nachts immer die Alpträume. Dieser eine positive Traum kam immer nur tagsüber, wenn er mal wieder vor Müdigkeit einige Minuten geschlafen hatte. Wie zum Beispiel gerade im Hogwarts Express auf dem Weg zu seinem Sechsten Schuljahr an dem Ort, der wie kein anderer für ihn Zuhause bedeutete. Er blickte aus dem Fenster und der vorbeiziehenden Landschaft zu schließen, hatte er mal wieder nicht sehr lange geschlafen. Er ärgerte sich über sich selbst. Er konnte Parsel sprechen, ohne Zauberstab zaubern, einen richtigen Patronus hervorzaubern und den Imperiusfluch abblocken – doch so etwas normales wie ein paar Stunden schlafen schaffte er nicht.
Er richtete sich etwas auf und rückte seine Kleidung zurecht. Selbst einige Minuten Schlaf schafften es, sein Erscheinungsbild totat durcheinander zu bringen. Noch mehr als sowieso schon. Wo Ron und Hermine nur blieben? Sie hatten wie letztes Jahr versprochen, so schnell wie möglich zu seinem Abteil zu kommen, nachdem sie ihren Pflichten als Vertrauensschüler nachgekommen wären. Nun war schon die Hälfte der Zugfahrt vorbei und sie waren noch immer nicht aufgetaucht. Er hatte er extra für sie ein ganzes Abteil freigehalten, um ein wenig Zeit mit ihnen alleine verbringen zu können. Über die Ferien war er viel zu beschäftigt gewesen, und so nett Ginny, Neville und die anderen auch waren, er wollte wieder mal Zeit mit seinen beiden besten Freunden alleine verbringen.
Als wenn es abgesprochen gewesen, bewegte sich in diesem Moment die Abteiltür. Harry sah erwartungsvoll hinüber, doch als sich die Tür öffnete kamen weder Ron noch Hermine zum Vorschein. Sondern, er hätte es sich eigentlich denken können, Draco Malfoy, umringt von den üblichen Verdächtigen, Crabbe und Goyle.
„Malfoy", sagte Harry mit so viel Verachtung in seiner Stimme wie möglich, „Was für eine erfreuliche Überraschung! Und ich dachte schon, es würde eine Zugfahrt nach Hogwarts geben, ohne dass ich deine Frettchen- Visage zu Gesicht bekomme? Na los, werde deinen Standard-Potter-Beleidiguns-Spruch los und lass mich wieder in Frieden!"
„Na, Na Potter, nicht so unhöflich. Nachher gerate ich noch in die unerfreuliche Situation, dir Hauspunkte abziehen zu müssen! Ich wollte doch nur mal schauen, wie es dir geht.", entgegnete Malfoy nicht weniger verächtlich, „Aber wie ich sehe, du bist lieber allein. Willst wohl das Bild des einsamen Waisen aufrechterhalten, dass alle bemitleiden müssen!"
Harry versuchte, seine Wut über diese Bemerkung im Griff zu halten. Schließlich waren es immer schlechte Bemerkungen über seine Eltern, die ihn besonders schnell und besonders heftig außer Kontrolle geraten ließen. Und so sehr es ihn auch freuen würde, ein explodierter Malfoy würde ihm sicher nur Probleme bereiten. Nachher müsste er noch die Flecken wegmachen. Als er sich etwas beruhigt hatte, fiel ihm eine andere Möglichkeit ein, es Malfoy heimzuzahlen. Wofür hatte er schließlich all die tollen Fähigkeiten erlangt, wenn nicht um sie an ihm auszutesten. Während er auf Malfoys Kommentar antwortete, verknotete er mit ein paar Handbewegungen die Schubänder der drei Slytherins. Ein zwar sehr alter, aber immer noch sehr effektiver Trick.
„Lieber tote Eltern als Eltern, die Verbrecher sind. Hast du schon was von deinem Vater gehört, oder dürfen sie aus Askaban keine Briefe schreiben? Und ich komm auch gut alleine zurecht und hab es nicht nötig, ständig von zwei Gorillas begleitet zu werden. Sag mal, bist du echt so hilflos, dass sie dich beschützen müssen?"
„Wenn du das glaubst, bist du echt dümmer als du aussiehst. Und glaub' mir, das geht eigentlich kaum. Wenigstens leisten meine Freunde mir Gesellschaft, schließlich jammere ich ihnen auch nicht ständig vor, wie gemein die Welt doch zu mir ist. Und was meinen Vater betrifft, der ist schneller wieder frei als du Punkte im Zaubertrankunterricht verlierst. Und wir wissen ja alle, wie schnell das geht!"
„Und wir wissen auch alle, dass du Snapes Lieblingsschüler bist. Erwartet der Schleimbeutel eigentlich gewisse Gegenleistungen dafür, dass er dir immer alles durchgehen lässt? Und im Gegensatz zu dir nehmen Ron und Hermine nehmen ihre Pflichten als Vertrauensschüler wenigstens ernst und nutzen ihre Stellung nicht schamlos aus!"
„Willst du mich auf den Arm nehmen? Also wenn DAS zu den Pflichten eines Vertrauensschülers gehört, dann fresse ich einen Rennbesen. Obwohl, dass würde natürlich erklären, warum du kein Vertrauensschüler geworden bist. Immerhin ist ja jedem bekannt, wie schlecht du auf dem Gebiet bist!"
Harry verstand nicht, was Malfoy meinte. Was machten denn Ron und Hermine gerade? Er wollte gerade fragen, als ihm auffiel, dass er Malfoy auf keinen Fall den Eindruck geben wollte, er wüsste besser über Ron und Hermine Bescheid als Harry. Doch anscheinend konnte Harry seine Verwirrung nicht allzu gut verbergen, denn auf Malfoys Gesicht machte sich ein fieses Grinsen breit.
„Sag bloß, du hast keine Ahnung, wo die beiden gerade stecken? Ich glaube es ja nicht, und dass sollen deine besten Freunde sein? Vielleicht solltest du dir lieber ein Haustier zulegen, die sind verlässlicher. Ein Hund wäre doch toll, oder? Kommt, wir gehen weiter und lassen Potter weiter die einsame Waise spielen. So wie es aussieht ist das das einzige, wozu er zu gebrauchen ist."
Harry war so verärgert, dass er den Kommentar über den Hund gar nicht mitbekam. Auch das Gepolter und Gefluche, dass nach dem schließen der Tür vom Flur her tönte, bemerkte Harry nicht. Harry wusste zwar immer noch nicht, was Malfoy eigentlich gemeint hatte, doch ihm gefiel es nicht. Er hasste es einfach, über irgendwas im Verborgenen zu bleiben, vor allem wenn es so etwas Wichtiges wie seine besten Freunde betraf. Er versuchte sich zwar einzureden, dass Malfoy ihn bestimmt nur hatte ärgern wollen. Aber irgendwie wusste er, dass etwas Wahres dahinter steckte. In letzter Zeit hat er oft solche Ahnungen, und sie hatten sich bisher immer als wahr rausgestellt. Es schien, als hätte ihn das Okklumentiktraining nicht nur dazu verholfen, seinen eigenen Geist zu schließen, sondern auch empfänglicher für die Stimmungen und Empfindungen anderer zu werden. Sicher würde er dieses Jahr besser in Wahrsagen werden, wenn er das Fach nicht längst abgewählt hätte.
Langsam beruhigte sich Harry wieder und entschied, der Sache auf den Grund zu gehen. Sicher gab es eine ganz einfache Erklärung für das Ganze. Er ging hinaus auf den Flur und suchte nach Ron und Hermine. Einige Abteile weiter stieß er auf Ginny und die anderen, doch auch sie konnten ihm nicht sagen, wo sie steckten. Jedoch spürte er zu seiner Verwunderung etwas Verlegenheit in Ginnys Stimme. Wusste sie doch mehr und sagte es nur nicht? Vielleicht aber hatte das auch nur immer noch mit ihrer heimlichen Schwärmerei für ihn zu tun, die Harry über die vergangenen Jahre natürlich bemerkt hatte. Er entschied sich, nicht weiter nachzubohren, immerhin hatte dieser Zug schließlich nur eine endlose Zahl an Abteilen. Hoffte er zumindest, denn schließlich konnte man in der Zaubererwelt da nicht ganz sicher sein.
Schließlich kam er zu einem Abteil ganz am Ende des Zuges, dessen Vorhänge verschlossen waren. Er horchte an der Tür, konnte jedoch nichts hören. Er klopfte, doch es reagierte niemand. Wiedereinmal hatte er so ein Gefühl, dass Ron und Hermine in dem Abteil waren. Und zwar nicht nur, weil er in jedem anderen Abteil bereits nachgesehen hatte. Doch warum antworteten sie ihm nicht? Vielleicht war etwas passiert? Oder vielleicht waren sie, wie er selbst auch, eingeschlafen? Er entschied sich, einfach nachzuschauen und öffnete die Abteiltür. Der Anblick, der ihn erwartete, ließ ihn das Blut in den Kopf schießen. Vor Wut, vor Scham und vor, na ja, Erregung zu gleich. Ron und Hermine lagen aufeinander, und waren, soweit er das beurteilen konnte, ziemlich nackt. Ehrlich gesagt hatten sie nur noch ihre Socken an. Sie schienen ihn gar nicht zu bemerken und waren ganz darin vertieft, ähm, genauer gesagt war Ron ganz in Hermine vertieft. Als Harry realisierte, was er da beobachtete, wollte er seinen Blick abwenden, doch er konnte nicht. Nicht, weil ihn der Geschehen besonders interessiert, sondern weil die Wut Überhand genommen hatte. Verschiedene Gedanken schossen gleichzeitig quer durch seinen Kopf.
Warum hatten sie ihm das verheimlicht, vertrauten sich im nicht? Warum bin ich immer der letzte, der alles erfährt? Wie kommt Malfoy darauf, ich sei schlecht in diesen Dingen? Ohne es zu merken war Harry langsam aber sich in einen Zustand geraten, den er eben bei Malfoy noch hatte vermeiden können. Er spürte, wie er purpurrot im Gesicht wurde und die Luft um ihn herum schien Funken zu sprühen.
Auf einmal sah Hermine auf und Harry direkt in die Augen. Harry konnte nicht sagen, welches Gefühl sich auf ihrem Gesicht mehr abzeichnete, Überraschung, Scham oder Angst. Hermine stoppte sofort mit ihren Bewegungen, was Ron natürlich bemerkte. Er drehte sich um und blickte ebenso erschrocken einen wutentbrannten Harry an. Einen Moment lang war es Mucksmäuschen Still, bevor Hermine ein schamerfüllter Schrei entfuhr.
„Harry! Dreh dich um!".
Wie schon bei den Zentauren schien Hermine sofort zu realisieren, dass sie was Falsches gesagt hatte. Natürlich hatte sich recht, Harry hatte kein Recht sie so entblößt zu sehen. Doch so wütend wie er im Augenblick war, war es nicht die weiseste Entscheidung, ihn auch noch Vorwürfe zu machen. Und tatsächlich schien sich Harrys Wut – falls das überhaupt möglich war – noch weiter zu steigern. Ron schien endlich aus seinem Schockzustand befreit und löste sich etwas ungeschickt aus der intimen Stellung. Er drehte sich zu Harry um und kniete sich schützend vor Hermine, verzweifelt nach etwas zum bedecken ihrer Nacktheit ausschauhaltend.
Schließlich schien sich Harrys Wut zu entladen, und für einen kurzen Augenblick dachten die beiden schon, jetzt sei alles aus. Dumbledore hatten ihnen oft genug erklärt, das alles Mögliche passieren könnte, wenn Harrys Emotionen außer Kontrolle gerieten. Doch zum Glück hatte Harry eben diese Kontrolle in den vergangenen Wochen intensiv geübt, so dass er mittlerweile wenigstens etwas beeinflussen konnte, wie sich seine Emotionen entluden. So konzentrierte er sich diesmal auf ihre Kleider und ihre entblößten Körper und nach einem kleinen Knall waren beide wieder vollkommen bekleidet, wenn auch etwas chaotisch und teilweise mit vertauschten Kleidungsstücken. So hatte Ron Hermines Bluse und Hermine Rons Pullover an. Unter anderen Umständen hätte Harry herzlich gelacht, aber nicht jetzt. Ron und Hermine sahen an ihren Körper herunter und schienen sich etwas zu entspannen.
Bevor jedoch jemand etwas sagen konnte, steckte ein Siebtklässler aus Ravenclaw den Kopf durch die Abteiltür.
„Alles in Ordnung? Hat ja ganz schön geknallt!"
„Alles bestens!", antwortete Harry zynisch ohne sich umzudrehen, was dem Siebtklässler offenbar genügte. Weiterhin seinen Blick auf Ron und Hermine fixierend, schloss Harry die Abteiltür und versiegelte sich mit einem Zauberspruch.
„Harry!", begann Ron schließlich beschwichtigend, „lass mich das erklären! Wir.."
„Was gibt es da zu erklären? Ihr beiden seid zusammen und habt es wohl nicht für nötig befunden, mir davon zu erzählen? Hab ich euch irgendwas getan? Vertraut ihr mir nicht? Oder habt ihr geglaubt, ich hätte was dagegen? Das habe ich nämlich nicht!"
„Quatsch Harry. Wir hätten es dir früher oder später schon erzählt. Aber wir sind auch noch gar nicht so lange zusammen! Wir wollten es erst mal geheim halten!", versuchte Ron zu erklären.
„Noch gar nicht so lange? So so, dafür sah es aber gerade schon ziemlich vertraut aus. Und anscheinend habt ihr es nur vor mir geheimgehalten. Alle anderen scheinen es schließlich zu wissen! Wisst ihr eigentlich was für ein scheiß Gefühl es ist, wenn Draco Arschgesicht Malfoy mehr über meine besten Freunde weis als ich. Vor allem, wenn es sich um so pikantes Wissen handelt."
„Malfoy, woher will der denn was über uns wissen? Was hat er denn gesagt?", fragte Hermine sichtlich erstaunt.
„Er hat mich nur ausgelacht, als ich meinte, ihr beiden würdet euren Pflichten als Vertrauensschüler nachkommen, und hat eindeutige Andeutungen gemacht. Ich bin mir dabei ziemlich blöd vorgekommen!"
„Keine Ahnung wie Malfoy das wieder rausbekommen hat. Vielleicht ist er uns heimlich nach dem Vertrauensschüler-Treffen gefolgt, oder er hat einfach nur geraten und einen Volltreffer gelandet, du kennst doch Malfoy!", argumentierte Hermine.
„Wenn ihr, wie ihr es versprochen hattet, direkt nach dem Treffen zu mir gekommen wäret, hätte er euch auch nicht beobachten können. Es war ein ziemlich blödes Gefühl, ein ganzes Abteil für seine Freunde freizuhalten und dann kommt niemand. Und wenn ihr mir von Anfang an die Wahrheit erzählt hättet, wäre das ganze sowieso nicht passiert."
„Wie gesagt, wir wollten es dir doch erzählen. Aber bisher hat sich einfach keine Gelegenheit dazu ergeben. Du warst ja über die Ferien immer mit anderen Dingen beschäftigt."
„Stimmt, tagsüber mit exzessivem Training, damit ich dieses Schuljahr überlebe, und nachts mit ständigen Alpträumen über Voldemort und Sirus. Vielen Dank, dass du mich daran erinnerst. Jetzt wundert es mich auch gar nicht, warum dich meine Alpträume nie geweckt haben, du warst wahrscheinlich immer bei Hermine im Zimmer."
„So war das nicht gemeint, Harry. Und nein, ich habe meistens in meinem eigenen Zimmer geschlafen. Oder glaubst du, es gibt irgendeinen Zauber, der mein Schnarchen imitieren könnte. Hermine und ich sind wirklich noch nicht lange zusammen. Du warst nie da und so blieben immer nur wir beide übrig. Das soll kein Vorwurf sein, absolut nicht, aber so war es nun mal. Und irgendwann ist es dann passiert. Und wir haben es wirklich noch niemanden sonst erzählt. Wir wollten damit bis zum Schulbeginn warten, weil, na ja, zum einen wollte ich einem peinlichen Gespräch mit meiner Mutter entgehen und zum anderen wollten wir ständige Kommentaren von Fred und George vermeiden, du kennst sie ja!"
„Harry, glaub uns bitte, wir hatten fest vor, es dir sofort zu erzählen, sobald wir drei unter uns gewesen wären!"
„Warum seid ihr dann nicht zuerst zu mir gekommen um es mir zu erzählen und hättet euch dann, na ja, zurückgezogen!", fragte Harry mit schon viel ruhigerer Stimme, „Ich hätte das doch verstanden. Ich hätte es euch sogar von Herzen gegönnt, das tue ich auch jetzt!"
„Wollten wir auch, Harry, aber nachdem Malfoy beim Vertrauensschülertreffen einige fiese Bemerkungen über Hermine abgelassen hat – glaub mir, noch fieser als sonst – wollte ich Hermine erst etwas trösten. Und dann haben wir, na ja, sagen wir etwas die Kontrolle über uns verloren!", antwortete Ron und wurde leicht rot im Gesicht.
„Malfoy", sagte Harry und es war erstaunlich, wie viel Abneigung man aus einem Wort heraushören konnte, „wenn ich dieses schleimige, fiese, hinterhältige Arschgesicht in die Finger bekomme, dann…"
„Ach Harry!", unterbrach in Hermine, „dass ist doch genau das, was er will. Er provoziert dich, du reagierst und bekommst Punkte abgezogen. Oder noch schlimmer, musst Nachsitzen."
„Du hast ja Recht, aber trotzdem hätte ich große Lust, ihm mal so richtig einen reinzuwürgen!"
„Wer hätte das nicht, Harry, wer hätte das nicht!", sagte Ron halb lachend, halb seufzend.
Spätestens durch die Erwähnung ihres gemeinsamen Feindes Malfoy hatte sich die Stimmung wieder normalisiert und Harry fiel auf, dass er die beiden ja gerade unterbrochen hatte.
„Tut mir übrigens leid, dass ich euch gestört habe. Sorry Hermine, ich hab euch nicht absichtlich so angestarrt, ich war nur so geschockt, und so wütend! Ich meine, Ron's Anblick kenne ich ja schon, aber dir muss es bestimmt unangenehm gewesen sein!"
„Schon, aber ich weis ja, dass du nicht deswegen so gestarrt hast. Du bist schließlich nicht Malfoy. Außerdem bist du mehr wie ein Bruder für mich und solange wieder alles in Ordnung ist zwischen uns, lass uns das einfach vergessen, okay?"
„Okay!", sagte Harry und nahm Hermine in den Arm.
„Und was ist mit mir. Ich meine, Harry, nur weil wir uns zusammen umziehen und duschen, heißt das noch lange nicht, dass mir so eine Situation nicht unangenehm wäre. Schließlich befand sich ein Teil meines Körpers, wenn auch nur ein kleiner, in einem anderen, besonderen Zustand!", sagte Ron und klang, als erklärte Professor McGonagall gerade einen neuen Verwandlungsspruch.
„Stimmt Ron!", erwiderte Harry und schloss auch Ron in die Arme, „es war wirklich nur ein kleiner Teil!"
Sie lachten und Harry vergaß für einen wunderbaren Augenblick Voldemort, Sirius und all seine anderen Sorgen.
Anmerkungen zu diesem Kapitel:
„Carry that weight" und „I've just seen a face" sind beides wunderbare Lieder der Beatles.
