Salve zusammen!

Da sind sie wieder, die verrückten Granger-Snapes und all die anderen vertrauten Bewohnerinnen und Bewohner Hogwarts. Mit sommerlichem Gemüte und in alter Frische, mit unglaublichem Tatendrang und großen Hoffnungen - aber leider auch mit reichlich Sorgen diverser Art, betreten sie erneut die Bühne einer kurzen Fanfiction Geschichte.

Ach ja, großer Merlin! Es ist auch wahrlich nicht leicht jung und klug und hübsch zu sein, ehrlich! Wir erinnern uns, damals vor unzähligen Jahren… (oh, verflixt ich war zwar mal jung, aber niemals klug und hübsch… hm… na ja… aber ich habe wenigstens Phantasie!)

Nun, wie auch immer! Wie wir erfahren, ist es ebenfalls nicht leicht Mutter und Vater von jungen, klugen und hübschen Kindern zu sein! Wir haben selbstredend tiefstes Mitleid mit diesen speziellen Erziehungsberechtigten, aber es nützt leider auch nichts, da müssen die Dame und der Herr Professor jetzt durch. Selber schuld oder besser gesagt: Hermines Schuld! Wie immer!

Ich wünsche – hoffentlich – gute Unterhaltung und wenn nicht… nun ja, dann verzeiht und streicht das mit der Phantasie!

BG sendet Euch allen

Efraimstochter

Prolog - Häuserfragen

Ein leises, zaghaftes Klopfen ließ Hogwarts brandneue Direktorin erstaunt aufblicken, „Ja, bitte."

Hermine Granger hatte an diesem wunderschönen Frühsommertag bereits diverse Korrespondenzen abgearbeitet, etliche Gespräche mit den neuen und alten Lehrkräften und ihrem Assistenten Wilbur Honeytree geführt und daraufhin eine ellenlange Liste der noch dringend vor den Ferien zu erledigenden Dinge fertig gestellt, die sie gerade per Hauseulendienst an Minerva senden wollte, damit sie diese ergänzen oder korrigieren könnte.

„Mum?", Eileen steckte ihren Kopf durch die Tür, „hast Du Zeit?"

„Aber sicher, komm doch herein", überrascht betrachtete sie ihre älteste Tochter. Sie konnte sich nicht daran erinnern, dass Eileen sie bisher hier besucht hatte, daher legte sie auch sogleich Schreibfeder und Pergament beiseite, streichelte mal schnell über das glänzende rotbraune Federkleid der kleinen hübschen Eule, die auf ihrem Schreibtisch saß und auf ihren Auftrag wartete und schob den Stuhl nach hinten „ich muss noch eine Aufstellung an Tante Minerva schicken und dann wollte ich sowieso eine Pause machen. Der Tag ist eigentlich viel zu schade zum Arbeiten!", sie seufzte und besah sich den großen Stapel an unerledigten Anfragen, Aufträgen und Aufgaben, „Na ja, wenigstens sollte Zeit für einen Tee sein!", sie schaute Eileen lächelnd an, „Oder willst Du lieber einen Kakao?"

Eileen schüttelte verneinend den Kopf und schlenderte etwas unentschlossen durch den Raum. Streichelte ebenfalls den Kopf der kleinen Eule, die seit einigen Jahren der etwas eigenwillige, aber sehr gewissenhafte Postbote der Granger-Snapes war1 und auf den schönen Namen Amber hörte. Sie betrachtete danach eingehend die flirrenden und sirrenden Instrumente, die noch aus Zeiten Dumbledores hier standen, unterhielt sich kurz mit einigen der Portraits, nickte anderen freundlich zu und blieb schließlich vor dem Regal stehen, auf dem viele historische Artefakte, wie Godric Gryffindors Schwert und auch der Sprechende Hut lagen.

Ihre Mutter beobachtete sie, während sie schnell die wenigen Zeilen für Minerva schrieb und Amber an den Fuß band, dabei aus den Augenwinkeln sehr genau, irgendetwas lag Eileen schon länger auf der Seele, sie fragte sich nur, was.

Bei Sera, ihrer mittleren Tochter hätte sie das Problem schon längst gewusst, sie konnte einfach nichts für sich behalten, trug ihr Herz stets auf der Zunge und man konnte in ihrem Gesicht lesen wie in einem offenen Buch. Severus behauptete manchmal, dass dieses Kind absolut nichts von ihm mitbekommen hätte, was aber aus seiner Sicht nicht gerade ein Nachteil sei und Hermine gab gerne zu, dass Sera nicht nur ihren Charakter sondern auch unübersehbar ihr Äußeres geerbt hatte – außer natürlich den Hang zu unzähligen Dummheiten aus Übermut und Neugierde, versteht sich!

Eileen starrte mit gefurchter Stirn den Sprechenden Hut an und strich etwas versonnen über ihr Kleid, es war aus Leinen und in einem hellen Blau gehalten und stand ihr, wie alles was sie trug, ausgezeichnet.

Nachdem Amber mit energischem „Schuhu!" aus dem Fenster enteilt war, bestellte Hermine trotzdem Tee und Gebäck und nahm dann auf dem dunkelroten Ledersofa Platz, das bis vor wenigen Tagen noch in ihrem Büro in Edinburgh gestanden hatte. Eileen seufzte schließlich leise auf und setzte sich neben ihre Mutter auf die Couch.

„Und wie war Dein Tag?", eröffnete Hermine das Gespräch.

„Gut", antwortete Eileen wie immer etwas einsilbig. Es war schon erstaunlich, wie unterschiedlich zwei Kinder der gleichen Eltern sein konnten, nicht nur im Aussehen, sondern vor allem im Wesen.

Seras Mund stand selten still, sie dachte im Reden und ließ alle an ihren Gedanken und Ideen teilhaben. Ein Glück, dass ihre Überlegungen meist ziemlich interessant und klug waren. Trotzdem zerrte ihre Art schon des Öfteren an den Nerven ihrer Umgebung.

Eileen hingegen überlegte dreimal, bevor sie ihre Gedanken in wohlgesetzten Worten mitteilte. Dass sie dabei bewusst wenig von ihren Emotionen preisgab, war für viele schwierig zu verstehen, sie wirkte dadurch ein wenig kühl und unnahbar. Das war sie aber ganz und gar nicht, Hermine kannte ihre Älteste genau und wusste, dass unter dieser beherrschten Fassade ein weiches, empfindsames und aufrichtiges Herz steckte, das sich stets zuerst um ihre Familie und Freunde sorgte und das Eileen still und meist im Verborgenen die richtigen Dinge zur rechten Zeit tun ließ.

Lillian, das Nesthäkchen der Familie war wiederum sowohl in Aussehen und Art anders. Sie war die Unbekümmerte, Sorglose in der Familie, immerhin konnte man locker auf zwei große Schwestern und einen mächtigen und gefürchteten Dad zurückgreifen, das machte gelassen. Lillian war stiller als Sera, aber lebhafter und offener als Eileen, hatte eine gewinnende und anziehende Art und wickelte alle und jeden schneller um den Finger als man auch nur den Mund aufmachen konnte, um mit ihr zu schimpfen.

Sehr überraschend, aber einen echten Segen fanden es Severus und Hermine, dass sich alle ihre Töchter trotz ihrer Unterschiedlichkeit so gut verstanden. Sera genügte ein Blick und fasste das in Worte, was Eileen oder Lillian gerade dachten, sie wusste aber auch instinktiv, wann es besser war zu verschwinden oder endlich mal den Mund zu halten oder wann sie mit ihren Erzählungen, Berichten und Gedanken bei ihrer großen oder bei ihrer kleinen Schwester ein offenes Ohr finden konnte.

Lillian ruhte sich angenehmerweise nur sehr selten auf ihrer Position als kleine Schwester aus und bewunderte ihre älteren Geschwister ganz offensichtlich. Eileen hatte ein sehr großes Verantwortungsbewusstsein und hatte schon mit ihren wenigen Lebensjahren eine gewisse Weisheit und Umsicht. Auf sie und ihr Wort hörten alle. Sera war dagegen der Kitt der die drei mit ihrer mütterlichen Art mühelos verband. Die Granger-Snape-Mädchen waren eine eingeschworene Bande die sich zwar regelmäßig heftig stritten und wilde Diskussionen lieferten, aber wenn es darauf ankam, wie Pech und Schwefel zusammen hielten.

Dass sie alle ausgesprochen hübsch, wohlerzogen und mehr als klug waren, machte die ganze Sache noch einfacher. Ja, sie hatten mit ihren Mädchen wirklich großes Glück gehabt.

Hermine legte behutsam ihren Arm um Eileen und diese ließ sofort ihren Kopf auf die Schulter ihrer Mutter sinken und atmete tief durch. So saßen sie eine kleine Weile schweigend da, bis Eileen leise fragte: „Mum, trifft der Sprechende Hut immer die richtigen Entscheidungen?"

Aha, das war es also. Nun, das war ja eigentlich zu erwarten gewesen. Seitdem der Brief von Hogwarts vor einem halben Jahr angekommen war, und die erste Freude und die frohen Erwartungen vergangen waren, war Eileen vielleicht noch etwas stiller geworden als eh schon und Hermine hatte seither darauf gewartet, dass ihre Tochter diese Frage stellen würde, sie musste nur – wie immer bei Eileen – geduldig darauf warten, dass ihre Älteste bereit dafür war.

„Was ist denn die richtige Entscheidung?", wollte Hermine im Gegenzug wissen. Eileen konnte man nämlich nicht gut mit einfachen Antworten zufriedenstellen, sie wurde gerne gefordert und fand die Lösungen am liebsten alleine.

„Vielleicht die, die dem Haus dient?", murmelte Eileen überlegend.

„Hmm…", machte Hermine und wartete gespannt.

„Oder die, die dem Schüler dient?", spann Eileen den Faden weiter.

„Wäre gut!", stimmte Hermine ebenfalls zu.

„Vielleicht auch die, die anderen dient?", Eileens Stimme zitterte unmerklich.

„Welchen anderen Personen sollte die Zuteilung in ein Haus hier in Hogwarts denn nützen?" wollte Hermine wissen und war gespannt, wie Eileen zum Kern ihrer Frage kommen würde.

„Nun, ich denke da zum Beispiel an James", Eileen räusperte sich kurz und strich schon wieder ihr Kleid glatt, „stell Dir vor, was seine Eltern gesagt hätten, wenn er zum Beispiel nach Slytherin gekommen wäre!" Ja, das war eine interessante Variante und bei der Vorstellung, welches Gesicht sein Vater dann gemacht hätte, musste Hermine gegen ihren Willen leise lachen.

„Onkel Harry wäre sicherlich enttäuscht gewesen", mutmaßte Eileen flüsternd.

„Enttäuscht? Glaubst Du?", Hermine sah ihrer Tochter aufmerksam in die Augen.

„Bestimmt und die Weasleys auch, vor allem Onkel Ron!"

„Es wäre sicherlich eine Überraschung für alle gewesen", schmunzelte Hermine, „Onkel Ron hätte einen Anfall bekommen und Dein Vater wäre bei der Nachricht, einen James Sirius Potter in seinem Haus zu haben, glatt in Ohnmacht gefallen."

„Ja, und dann wäre er sehr zufrieden gewesen", überlegte Eileen nun ebenfalls etwas lächelnd.

„Inwiefern sollte er zufrieden damit sein, einen solchen Wildfang in Slytherin zu wissen?", sie kannte genug Storys über den Ideenreichtum und die vielen Dummheiten des ältesten Pottersohnes von Minerva, denn natürlich war James im letzten Jahr ein Gryffindor geworden.

„Vielleicht aus Genugtuung", ein kleines Grinsen huschte über Eileens Gesicht und sie zog ihre linke Augenbraue hoch.

„Ja, da könntest du Recht haben!", nickte Hermine glucksend.

„Oder, weil James zwar ein absoluter Blödmann, aber nicht dumm ist und die anderen auf ihn hören, wenn er etwas sagt." Wurde ihre Tochter etwa ein kleines bisschen rot? Sehr interessant.

„Auch da hast Du vollkommen Recht, mein Schatz. Obwohl ich Jamie absolut nicht für einen Blödmann halte!", stimmte ihr Hermine lächelnd zu und drückte sie liebevoll an sich, „Wusstest Du übrigens, dass der Sprechende Hut Onkel Harry erst nach Slytherin stecken wollte?"

Eileen setzte sich erstaunt auf, „Nein, das wusste ich nicht, und warum hat er es denn dann nicht getan?"

„Weil Harry es nicht wollte!"

„Man kann wählen?", Eileen Mund stand vor Staunen etwas offen.

„Anscheinend!", bestätigte Hermine und schaute auf das Regal, auf dem der Sprechende Hut das Jahr über völlig unspektakulär lag.

„Hast Du auch gewählt?", wollte Eileen nun etwas verwirrt wissen, diese neue Information musste erst verdaut werden.

„Nein", erinnerte sich Hermine, „ich hatte gar keine Zeit dafür auch nur einen einzigen klaren Gedanken zu fassen, so aufgeregt war ich und dann hatte ich das seltsame Gefühl, dass er durch mich hindurch sehen würde und mein ganzes Sein und meine tiefsten Wünsche und Sehnsüchte einfach so erkennen könnte."

„Und Dein tiefster Wunsch war es nach Gryffindor zu kommen", schloss Eileen beeindruckt.

„Na ja, nicht ganz, mein Schatz", schränkte Hermine ein und atmete tief durch, „mein tiefster Wunsch war es, endlich in Ruhe lernen zu können und dabei hoffentlich eine Freundin oder einen Freund zu finden, um nicht mehr allein zu sein und als sonderbar zu gelten."

Eileen schaute ihre Mutter lange an, dann nickte sie leicht und schmiegte sich wieder an ihre Seite.

Hermine wartete eine Weile, ob Eileen vielleicht noch etwas sagen wollte, als dies augenscheinlich nicht der Fall war, begann sie leise zu erzählen, „Dein Vater hat mal über mich gesagt, dass ich seiner Meinung nach, in jedes Haus dieser Schule gepasst hätte."

„Nein, Mum!", Eileen setzte sich wieder auf, um ihrer Mutter in die Augen schauen zu können, „Du bist eine echte Gryffindor! Du bist mutig und tapfer, stehst für Deine Freunde ein und lässt keinen im Stich!", ereiferte sich Eileen, was Hermine etwas schmunzeln ließ.

„Vielleicht, aber er meinte, dass ich wegen meines Wissensdurstes gut nach Ravenclaw gepasst hätte und wegen meines viel zu weichen Herzens auch nach Hufflepuff, aber ich hätte seiner Meinung nach auch eine recht akzeptable Slytherin abgegeben, wenn er an die Listigkeit und Findigkeit denken würde, mit der ich das ein oder andere Mal zu meinen Zielen gekommen bin." Hermine musste lachen, sie dachte da an die Baumschlangenhaut, die sie geklaut hatte, an die Aktion mit Rita Kimkorn und natürlich daran, wie sie an ihre Meisterstelle gelangt war.

„Was denkst Du, wohin wird der Sprechende Hut mich einteilen?", wollte Eileen möglichst unbeteiligt klingend wissen. Waren sie jetzt am Kern ihres Problems angekommen? Wenn ja, dann galt es sehr behutsam vorzugehen, wusste Hermine.

„Also, ich sehe da ebenfalls genau vier hervorragende Möglichkeiten, mein Schatz", Hermine drückte ihrer Tochter einen Kuss auf den Scheitel, „Du wärst, meiner voreingenommenen Meinung nach, eine Bereicherung für alle Häuser. Du bist sehr klug und begabt und Du bist vom Wissen und Lernen fasziniert, also wäre Ravenclaw eine sehr gute Wahl."

Eileen nickte nachdenklich.

„Aber auch Hufflepuff könnte Dich gut gebrauchen, Du bist fleißig und treu und schaust auf keinen herab."

Wieder ein Nicken.

„Dann wäre da noch Gryffindor, Eileen. Ich weiß, dass Du mindestens so tapfer und mutig bist wie Onkel Harry, Tante Ginny, Tante Minerva oder all die anderen aus Gryffindor. Du weichst nicht zurück, wenn Dir jemand droht, Du gibst nicht nach, wenn Du es nicht für richtig hältst. Ein großer Teil von Dir ist eine waschechte Gryffindor."

Eileen schien diese Einschätzung einerseits zu freuen, denn ihr Nicken war um einiges heftiger als bei den anderen Varianten, aber ihr Gesicht schaute trotzdem immer noch ziemlich unglücklich aus.

Daher ergänzte Hermine schnell ihre Ausführungen, „Aber auch Slytherin könnte mehr als richtig für Dich sein, mein Schatz! Manchmal ist es besser mit Klugheit, Geschick und Cleverness ans Ziel zu kommen, als immer nur mit dem Kopf durch die Wand zu wollen. Ich könnte mir vorstellen, dass Du mit Deinen Gaben dem Haus der Schlangen sehr gut tun würdest."

„Und Dad würde sich freuen", Eileens Stimme klang ziemlich rau.

Ah ja! Das war es also! „Natürlich wäre Dein Vater aus dem Häuschen, wenn Du in sein Haus eingeteilt würdest", lächelte Hermine, „er würde vor lauter Stolz sogar vergessen Gryffindor Punkte abzuziehen und das für mindestens eine Woche."

Eileen gluckste still vor sich hin, „Ja, Dad würde wirklich stolz sein!", murmelte sie dabei leise.

„Eileen", flüsterte ihre Mum, „Dein Dad und ich sind in jedem Fall stolz auf Dich, egal welchem Haus Du zugeteilt wirst! Für uns ist es am Wichtigsten, dass es Dir gut geht und dass Du glücklich bist."

Eileen schluckte einen scheinbar ziemlich dicken Kloß hinunter, bevor sie leise flüsterte „Wärst Du traurig, wenn ich nach Slytherin gehen würde?"

Hermine nahm ihre Tochter fest in die Arme und flüsterte leise an ihrem Ohr, „Nein, meine Große! Ich wäre nur traurig, wenn Du unglücklich wärst mit seiner Wahl", dabei zeigte sie auf das Regal hinter sich, „oder mit Deiner Wahl!"

„Danke Mum", wisperte Eileen und atmete erleichtert auf, dann hauchte sie ihrer Mutter einen schnellen Kuss auf die Wange. Klar, nur nicht zu viele Emotionen zeigen, könnte ja jemand mitbekommen…

„Möchtest Du jetzt einen Tee?", fragte Hermine, denn just in diesem Augenblick erschien ein komplettes Teeservice auf dem kleinen Beistelltisch und ein aromatischer Duft zog durch das Schulleiterbüro.

Eileen nickte lächelnd und Hermine schenkte beiden ein.

„Du müsstest Dich aber schon ein kleines bisschen aufregen", überlegte Eileen, nachdem sie den ersten Schluck getrunken hatte, „sonst wäre Dad ziemlich enttäuscht."

„Nun, ich denke, das bekomme ich hin", seufzte Hermine und nippte ebenfalls an ihrem Tee, „allerdings solltest Du Tante Minerva vorwarnen, wenn die Möglichkeit besteht, dass Du nicht nach Gryffindor gehst."

„Oh, ja", über Eileens Gesicht glitt ein Hauch echter Sorge, immerhin war Professor McGonagall ihre Patentante und plante sie seit Jahren fest in die Quidditsch-Mannschaft von Gryffindor ein.

„Mach Dir keine Gedanken, Eileen", beruhigte Hermine sie, „erklär es ihr und lass ihr etwas Zeit sich an den Gedanken zu gewöhnen."

Ihre Tochter schien trotzdem nicht sehr zuversichtlich zu sein, daher ergänzte Hermine, „und es könnte hilfreich sein, ihr die Vorteile zu unterbreiten, die es haben könnte, wenn ihr Patenkind in einem anderen Haus wäre."

Eileens Augenbraue wanderte verstehend nach oben und nachdem man es hinter ihrer Stirn eine Weile arbeiten sah, lächelte sie leise und schaute dann ihre Mutter prüfend an: „Du wärst vielleicht wirklich gut in Slytherin aufgehoben gewesen, Mum!"

„Ach, mein Schatz, dass macht diese jahrelange Beziehung zur Oberschlange, ohne solche Gedankengänge kann man in den Kerkern nicht lange überleben!"

Eileen trank ihren Tee rasch aus und erhob sich, „ich werde Tante Minerva am besten gleich mal besuchen gehen."

„Eine gute Idee", fand auch Hermine, „wenn Du sie siehst, dann sag ihr, sie möchte Amber zurückschicken, denn ich brauch sie noch für einen Flug ins Ministerium."

„Das wird Amber aber freuen!", grinste Eileen, denn die ganze Familie Granger-Snape wusste, dass Amber eine offensichtliche Vorliebe für Kingsley Shaklebolts Uhu Boris hatte. Und mit einem kurzen Gruß war ihre Älteste auch schon wieder verschwunden und Hermine nahm ihren Tee seufzend mit an den Schreibtisch, um dafür zu sorgen, dass der Stapel an Unerledigtem vor dem Abendbrot doch noch etwas kleiner würde, vielleicht hielt das Wetter ja und sie konnte noch eine Runde um den See drehen. Dabei wäre dann auch Zeit und Muße um über das gerade geführte Gespräch nachzudenken.

Als sie am Regal mit dem Sprechenden Hut vorbei kam, blieb sie stehen und sah ihn eine Weile versonnen an. Als sie schon weitergehen wollte, erklang eine kratzige Stimme: „Denken Sie nur nicht, dass Ihnen das einer geglaubt hat, Schulleiterin", ließ der Sprechende Hut sie wissen, „Sie sind durch und durch eine Gryffindor, und sie waren gerade mal wieder sehr tapfer und edelmütig."

„Ach, ich fühle mich aber gerade gar nicht tapfer", murmelte Hermine, „denn es tut schon etwas weh, sich von seinen Träumen und Wünschen zu trennen!"

„Das mag sein, aber es wäre Ihnen doch wohl noch viel schwerer gefallen, ihre schlaue Tochter länger in dieser Zwickmühle zu lassen, oder?"

„Unbedingt!", wieder seufzte Hermine leise, dann wurde ihre Stimme sehr eindringlich, „Du musst die Entscheidung treffen, die für sie am Besten ist, versprich mir das!"

Ein knarziges Lachen erschütterte die heruntergekommene Kopfbedeckung, „Ich verspreche es, aber tue ich das nicht immer?"

Hermine musste an all die Schüler hier denken, die sie gekannt hatte und deren Häuserzuteilungen nicht unerheblich ihr Leben beeinflusst hatten. Aber war es nicht auch so, dass diese Menschen, mit ihren Taten und Charakteren ihre Häuser geprägt hatten. Neville war für sie ein besonders gutes Beispiel dafür. Der Sprechende Hut hatte lange vor allen anderen und auch lange bevor er es selbst gewusst hatte, vorhergesehen, dass in ihm ein wahrer Held steckte und was hätte Gryffindor, was hätte Hogwarts in dem Jahr der Carrow Geschwister ohne ihn gemacht?!

„Doch, ich denke schon", liebevoll strich sie über die speckige Krempe.

„Aber wichtiger als die einzelnen Häuser ist das Ganze, Schulleiterin!", mahnte der Hut und reckte sich dabei Hermines Hand noch etwas entgegen.

„Und das Ganze, mein Lieber", ergänzte diese, „besteht immer aus einzelnen Menschen, für deren Glück und Wohlergehen wir alle unser Bestes geben müssen."

„Wohl gesprochen, Schulleiterin!", seine Spitze verbeugte sich tief vor der jungen Direktorin.

„Vielen Dank, dieses Kompliment kann ich nur zurückgeben", antwortete Hermine lächelnd und deutete einen kleinen Knicks an, bevor sie sich wirklich und endlich an ihren Schreibtisch setzte. Immerhin wollte und sollte sie noch einen Spaziergang machen, denn ihr war gerade eingefallen, dass es ebenfalls nicht schlecht wäre, eingehend darüber nachzudenken, was und wie viel sie ihrem Mann von Eileens Wünschen und Sorgen so erzählen sollte.

Oh, je, kleine Kinder kleine Sorgen, große Kinder…

1 Näheres erfahren wir in der Geschichte „Spinners End", die wohl im nächsten Jahr veröffentlicht wird…