A/N: Ich habe in den letzten Wochen und Monaten festgestellt, dass ich definitiv in absehbarer Zeit nicht für einen neuen, großen Mehrteiler zu haben bin. Und wenn, dann höchstens, wenn ich ihn fix und fertig auf meiner Festplatte habe, denn ich hasse es, wenn ihr endlos lange auf eine Update warten müßt, wie es leider bei TBT im letzten Jahr der Fall war (ernsthaft, ich habe ein tierisch schlechtes Gewissen deswegen). So ungewöhnlich ist es jedoch nicht, dass es doch bald mal wieder einen Mehrteiler von mir gibt, denn ich habe viele angefangene oder auch halb fertige Sachen auf meiner Festplatte (im Moment sehe ich am ehesten Chancen für eine Kurzgeschichte mit etwa 7 - 8 Kapitel, die fast fertig ist).

Wie auch immer. Zumindest habe ich beschlossen, euch solange nicht völlig zu ignorieren, sondern werde euch mit einem Mehrteiler der besonderen Art überraschen. Dies Werk hier wird eine Oneshotsammlung, die mirzu den Vorgaben "Sterne", "Hogwarts bei Nacht" und "Katie" durch den Kopf schießen. Ideen die mal romantisch, mal lustig, mal freundschaftlich, mal verwirrend und mal chaotisch werden. Tatsache ist, Katie wird im nächtlichen Hogwarts in Zukunft einiges erleben. Und ihr seid hoffentlich immer mit dabei.

Und jetzt ohne weitere Vorreden: Viel Spaß bei "Sternennächte - Teil 1"


Sternennächte – Teil 1

Astronomie gehörte nicht wirklich zu ihren stärksten Fächern. Wenn sie ehrlich war, war sie darin sogar noch schlechter als in Zaubertränke und hier konnte sie sich leider nicht damit herausreden, dass der Lehrer einfach unfair war. Professor Sinistra war die Fairness in Person, egal welchem Haus oder welchem Jahrgang ihre Schüler angehörten. Sie ging ausschließlich nach Leistung und Motivation. An letzterem mangelte es Katie nicht. Sie war durchaus gewillt, Astronomie zu lernen, aber so sehr sie es auch versuchte, es klappte einfach nicht, und ihre Leistungen im Unterricht waren dementsprechend. Für sie waren der Nachthimmel nicht in Sternbilder aufgeteilt, sondern bestand einfach nur aus einem Haufen kunterbunt durcheinander gewürfelter Sterne. Sie sah die angebliche Schönheit und Ordnung nicht, von der Professor Sinistra immer so schwärmte, sondern nur ein heilloses Chaos. Zwar ein sehr schön anzusehendes Chaos, aber nichtsdestotrotz Chaos. Für ihre Hausaufgaben brauchte sie immer ewig und im Unterricht brauchte sie immer viel zu lange, um das angefragte Sternbild lokalisieren und anzeigen zu können. Sie hatte es schon lange eingesehen, dass sie einfach ein hoffnungsloser Fall war, was Astronomie betraf. Aber trotzdem wollte sie nicht kampflos aufgeben und zumindest versuchen, eine einigermaßen passable Note zu erreichen. Schließlich war sie eine Gryffindor und die gaben nicht so einfach auf, sondern bissen sich durch. Irgendwie. Selbst wenn sie sich dafür die Nächte um die Ohren schlagen und Strafarbeiten riskieren mußten.

„In den Wintermonaten kann man das Herbstdreieck kurz nach Einbruch der Dunkelheit gerade noch so im ... Norden ... Norden? Nein, im Süden ... man kann es gerade noch so im Süden erkennen. Es besteht aus einem einzigen Sternbild, dessen Sterne ... Markab, Scheat, ... Algenib und Sirrah heißen. Moment, vier Sterne? In einem Dreieck? Wie geht das denn?" Katie runzelte verwirrt die Stirn und öffnete die Augen. Suchend warf sie einen Blick auf ihre Notizen, die sie auf ihren Oberschenkeln liegen hatte, stöhnte frustriert auf und lehnte den Kopf zurück an die kalte Steinwand in ihrem Rücken. „Das geht deshalb, weil dein Herbstdreieck eigentlich ein Viereck ist, Katie Bell."

Langsam drehte sie den Kopf zur Seite und starrte aus dem Fenster in den funkelnden Nachthimmel hinauf.

„Und du hast ziemlich viel Glück, dass es schon weit nach Einbruch der Dunkelheit ist und du somit eine plausible Ausrede dafür hast, dass du dieses sagenhafte Dreieck, dass eigentlich ein Viereck ist, nicht findest."

„Es würde dort drüben sein.", meinte plötzlich eine Stimme aus der Dunkelheit links hinter ihr. „Direkt unterhalb des Cassiopeia-W und der Sternenkette der Andromeda."

Zu Tode erschrocken zuckte Katie zusammen und fluchte kurz darauf herzhaft, als ihr Haufen lose Blätter von ihren Oberschenkeln rutschte und sich auf dem Boden verteilte. Ihr Herz hüpfte ihr fast aus der Kehle und ihr Knie waren so weich und zittrig, dass sie es kaum wagte, von der Fensterbank zu rutschen und ihre Blätter wieder aufzusammeln. Stattdessen warf sie einen finsteren Blick in das Halbdunkel vor sich und sah einen Schatten auf sich zu kommen.

„W-wer bist du?", stotterte sie irritiert und zu ihrem Ärger auch leicht verängstigt, was man ihrer Stimme deutlich anhören konnte.

„Ich?", fragte der Schatten deutlich amüsiert zurück und lachte dann leise auf, während er langsam näher kam. „Ich bin der große, böse Slytherin, der kleinen Gryffindormädchen auflauert, die dumm genug sind, sich noch nach der Sperrstunden auf verbotenem Terrain zu tummeln."

„Was?", fragte sie jetzt irritiert zurück und schaffte es endlich, von der Fensterbank runter zu rutschen, um zumindest so zu tun, als würde sie relativ gelassen sein. Ein Versuch, der ihr vollkommen misslang, wie sie gleich darauf bemerkte, als sie das wissende Grinsen im Gesicht ihres Gegenübers sah und erkannte, wer sie hier gerade so zu Tode erschrocken hatte.

Ein genervtes Schnauben entfuhr ihr und sie bückte sich schließlich, um ihre Blätter aufzusammeln, nur um ihn und sein triumphierendes Grinsen nicht länger ansehen zu müssen.

„Pucey!", spuckte sie verächtlich aus und griff nach einer ihrer Notizen. „Was hast du hier zu suchen?"

„Ich glaube, die Frage habe ich dir gerade schon beantwortet, Bell.", meinte Adrian Pucey gelassen und schwang sich lässig auf die Fensterbank, von der sie gerade aufgestanden war.

Katie entlockte dies ein weiteres Schnauben. Nicht dass sie wert darauf gelegt hätte, aber er hätte ihr zumindest anbieten können, ihr beim aufsammeln ihrer Notizen zu helfen. Immerhin war er Schuld daran, dass sie hier auf dem Boden rumkroch und sie wieder zusammenklauben und sortieren mußte. Blöder Idiot!

„Die viel interessantere Frage ist, was du hier machst.", fuhr er stattdessen fort und sah sie mit einem Funkeln in den Augen an. Katie warf ihm von ihrer knienden Position aus einen kurzen Blick zu und wandte ihn dann gleich wieder ab. Es gefiel ihr nämlich gar nicht, dass sie somit gezwungen war, zu ihm aufzusehen. Das hatte sie nun wirklich nicht nötig. Nicht bei ihm.

„Wonach sieht's denn aus, Pucey?", schoss sie zurück. „Ich habe hier ein nächtliches Techtelmechtel mit meinen 3 - 8 heimlichen Liebhabern."

„Ah ja.", meinte er und grinste sie breit an, während er die Füße auf die Fensterbank schwang, sich an die Mauer zurücklehnte und in den Nachthimmel sah. „Mit Fuhrmann, Zwillingen, Orion und Co, hm?" Er wandte den Blick kurz zu ihr rüber und sah dann wieder in den Himmel. „Und kannst du mir auch sagen, wo sich diese großartigen Liebhaber gerade versteckt halten? Ich habe nämlich das untrügliche Gefühl, dass du sie nicht erkennen würdest. Habe ich recht?"

Katie schnaubte abermals und stand wieder auf. Sie weigerte sich, darauf zu antworten. Sie hatte keine Ahnung, wie lange er sich schon dort hinten im Schatten versteckt gehalten und sie bei ihren halblauten Selbstgesprächen belauscht hatte. Wahrscheinlich wußte er längst, dass sie Astronomie zwar theoretisch konnte, aber in der Praxis eine absolute Niete war. Also brauchte sie es ihm nicht auch noch bestätigen.

Ein Grinsen schlich sich über Adrians Gesicht, doch er sah sie nicht an. Katie runzelte die Stirn und legte ihre Notizen auf der Fensterbank ab, um sie zu sortieren.

„Du hast wirklich keine Ahnung, wo die Sternbilder da draußen sind, oder? Ernsthaft, Bell" Er sah sie jetzt wieder an. Ein wenig herausfordernd, wie Katie aus den Augenwinkeln feststellte, doch sie biss sich auf die Zunge. Sie würde einen Teufel tun, und auf seine Herausforderungen eingehen. Genau darauf legte er es schließlich an, „in welchem Jahr bist du jetzt? Viertes? Fünftes? So langsam solltest du zumindest die wichtigsten Sternbilder da draußen finden können."

„Es geht dich einen Scheiß an, was ich kann und was nicht, Pucey.", zischte sie ihn jetzt doch an und strich eines der Blätter glatt, bevor sie ihm einen giftigen Blick zuwarf. „Hör auf mich zu nerven und verschwinde gefälligst. Ich will hier in Ruhe lernen."

„Wenn du das lernen nennst, bist du wirklich ein hoffnungsloser Fall, Bell.", meinte Adrian und schüttelte mitleidig den Kopf. „Mal ganz im Ernst, kannst du auf einer vollkommen unbeschriebenen Sternenkarte die Sterne eintragen? Kannst du die entsprechenden Sterne zu Sternbildern verbinden? Nach dem, was ich bisher zu mit angehört habe, wirst du mit dem theoretischen Teil des Tests nicht so große Probleme haben, aber der praktische Teil wird dir das Genick brechen."

„Oh, vielen Dank für die großartige Analyse einer Tatsache, die mir schon seit Jahren bewußt ist, oh großer Slytherin.", erwiderte sie sarkastisch und kniff die Augen zu Schlitzen zusammen, um ihn noch giftiger anzusehen, während sie sich mit flachen Handflächen auf die Fensterbank abstützte. „Wie wäre es denn, wenn du mich jetzt in Ruhe lernen lassen würdest, wo wir das einmal festgestellt haben. Ich habe nämlich wirklich keinen Nerv darauf, die wenige Zeit, die mir bis zum Test noch bleibt damit zu verplempern, Machtspielchen mit dir auszutragen."

Adrians Augenbrauen schossen in die Höhe und er sah sie deutlich amüsiert an.

„Ich habe noch nichtmal angefangen, Machtspielchen mit dir zu spielen, Bell. Machtspielchen mit mir würdest du definitiv nicht gewinnen, soviel steht schonmal fest." Katie schnaubte. Viel zu oft in der letzten Viertelstunde, wie sie verärgert feststellte. Adrian lachte leise auf. „Was denn? Glaubst du wirklich, du wärst mir gewachsen, Bell?"

„Du erwartest da nicht wirklich eine Antwort drauf, oder?"

Katie starrte ihm stur in die Augen. Ein Blick, den Adrian genauso stur und eindringlich zurückgab. Schließlich wurde es Katie zu bunt. Sie hatte absolut keine Zeit für diesen Quatsch. Auf sie wartete ein Astronomietest und sie hatte noch viel zu viel zu lernen. Sie zog noch einmal herausfordernd eine Augenbraue hoch und wandte dann den Blick ab. Stillschweigend griff sie nach ihren Notizen und ging die drei Schritte zur nächsten Fensterbank rüber. Sie konnte ihn nicht daran hindern, sich hier aufzuhalten, aber sie würde nicht die Fensterbank mit ihm teilen. So weit würde er sie nicht kriegen.

„Ich wußte, dass du mir nicht gewachsen bist, Bell.", rief Adrian ihr nach.

Katie reagierte lediglich dadurch, dass sie ihm ohne hinzusehen über die Schulter hinweg den Mittelfinger entgegen hob. Adrian lachte leise auf.

„Reiz mich nicht, Bell. Du würdest es später wirklich bereuen."

Katie schnaubte und schwang sich auf die Fensterbank. Allerdings mußte sie sich heftig auf die Zunge beißen, die beißende Bemerkung runter zu schlucken, die ihr zu entweichen drohte. Sie hatte einfach keine Zeit für Machtspielchen. Sie mußte lernen.


Adrian grinste verschmitzt in sich hinein und beobachtete sie. Sie saß von der Blickrichtung her in die selbe Richtung wie er, sodass er nur einen Teil ihrer rechten Seite erkennen konnte. Ihre goldblonden Locken, die im fahlen Mondlicht einen leicht silbrigen Glanz hatten und ihr recht wild über die Schulter fiel. Die Schulter und der Arm, die in einem eng anliegenden roten Rollkragenpullover steckten. Das Bein, dass sie nicht wie das andere auf der Fensterbank aufgestützt hatte, sondern im Augenblick ohne Unterlaß hin und her schwang. Konnte es sein, dass er sie nervös machte? Ein leises Lachen ließ seinen Brustkorb vibrieren. Er hatte durchaus nichts dagegen, wenn sie ein wenig nervös war. Das machte sie berechenbarer und seine Mission um einiges leichter.

Er spürte ein leichtes Vibrieren in seiner linken Hosentasche und schnaubte unhörbar.

'Die Jungs müssen wirklich sowas wie einen sechsten Sinn haben.' schoss es ihm durch den Kopf, als er den kleinen Taschenkalender aus seiner Hosentasche zog und direkt in der Mitte aufschlug. Ein breit grinsender Chris Montague sah ihm über die gesamte Breite der Doppelseite entgegen, die an dieser Stelle eher einem Monitor eines Muggel-PC im Miniformat ähnelte, denn einem Taschenkalender. Hinter ihm konnte er noch mindestens drei seiner Freunde erkennen und er nahm an, dass der Rest dieser ganz speziellen Clique sich auch irgendwo im näheren Umfeld aufhielt und zuhörte. Adrian verdrehte erst die Augen und sah seinen Freund dann fragend an.

Was macht das Jagdglück, Amigo? Ist dir schon eine lohnende Beute über den Weg gelaufen?, erschien es in giftgrünen Buchstaben am unteren Bildschirmrand.

Adrian konnte daraufhin ein Grinsen nicht verkneifen, doch statt zu antworten – eine Antwort, die seine Freunde auf der anderen Seite im Gegensatz zu ihm hören und nicht lesen konnten – fing er an, scheinbar gelangweilt zu pfeifen. Mit durchschlagendem Erfolg, denn schon nach wenigen Sekunden wurde es Katie zu bunt. Sie stieß ein genervtes Schnauben aus und drehte den Kopf zu ihm rum.

„Pucey! Wenn ich schon das zweifelhafte Vergnügen deiner Gesellschaft habe, sei wenigstens so fair und halte dich still. Dein Gepfeife nervt und stört mich beim lernen."

Adrian lachte amüsiert auf und zwinkerte ihr übermütig zu, woraufhin sie ihn noch giftiger ansah. „Ach komm schon, Bell. Wir wissen doch beide inzwischen, dass du vom praktischen Teil der Astronomie absolut keinen Schimmer hast." Er beugte sich leicht vor und hielt seinen Taschenkalender so beiläufig wie möglich in der Hand, aber insgeheim so, dass Chris und die anderen einen genauen Blick auf seine „Beute" werfen konnten, ohne dass diese etwas davon bemerkte. „Und die Theorie kannst du auch tagsüber in eurem Gemeinschaftsraum lernen. Ich garantiere dir, dass ich dich da nicht nerven werde."

„Wie ungemein tröstlich.", brummte Katie in sich hinein und wandte sich wieder um, um wenigstens zu versuchen, weiter zu lernen. Ein Unterfangen, dass gar nicht so leicht war, denn sie war sich seiner Anwesenheit nur zu sehr bewußt und sie hatte keine Ahnung, was sie davon halten sollte.

Adrian stieß nochmal einen gut gelaunten Pfiff aus, der ihm wiederum ein giftiges „PUCEY!" von Katie einbrachte und wandte sich dann leise lachend wieder seinen Freunden zu. Er hob breit grinsend die Augenbrauen und erhielt die gewünschte Antwort.

Katie Bell? Nicht schlecht. Wenn du die knackst, bringt dich das ziemlich weit nach vorne.

Wenn er die knackt, Chris. Noch ist da gar nichts gelaufen. Und so wie die Kleine gerade klang, ist sie eher kurz davor, unserem lieben Adrian die Augen auszukratzen, statt hemmungslos mit ihm zu knutschen.

Sagt der Mann, der vor zwei Wochen von der Johnson krankenflügelreif geflucht wurde. Schalt dein Hirn ein, Matt. Adrian hat sich wenigstens die am leichtesten zu knackende Löwenjägerin ausgesucht.

Was soll das denn heißen?

Dass sie im Gegensatz zu der Johnson die Unerfahrenste in dem Trio ist. Und da die Johnson am Schuljahresanfang Geburtstag hat, wir aber keine Ahnung haben, wann die kleine Bell Geburtstag hat, die ein Schuljahr unter ihr ist können gut und gerne anderthalb bis zwei Jahre zwischen den beiden liegen. Was wiederum bedeutet, dass sie wesentlich weniger Erfahrung hat.

Adrian runzelte daraufhin die Stirn und sah nachdenklich zu Katie rüber. In Gedanken überschlug er, was er von den Gryffindorjägerinnen wußte. Die Johnson und die Spinnet waren im fünften Jahrgang, wie er aus den Erzählungen von Chris Montague, Connor Warrington und Matt Dunby wußte, die im selben Jahrgang waren. Wie alt die Spinnet war – ob schon 16 oder immer noch 15 wußte er nicht, aber seit dem viel zu lauten und definitiv zu schrägen Gesang der nervigen Weasleys und diesem Jordan Mitte Oktober wußte er sicher, dass die Johnson in diesem Schuljahr schon Geburtstag gehabt hatte und somit 16 sein mußte. Es sei denn, sie war mal sitzen geblieben, aber das traute er ihr bei aller Feindschaft, nun wirklich nicht zu.

Wie alt die kleine Bell allerdings war, wußte er beim besten Willen nicht. Sie war ein Jahr unter ihren Jägerkolleginnen, soviel war sicher. Somit war sie mindestens 14, konnte aber gut auch schon 15 sein, wenn sie dieses Schuljahr schon Geburtstag gehabt hatte. Um ehrlich zu sein, bezweifelte er dies allerdings. Sie war einfach zu klein und zierlich, um zu den Älteren in ihrem Jahrgang zu gehören. Natürlich wußte er, dass er sich da auch täuschen konnte. Bei der kleinen Chang war Miles vor ein paar Wochen auch darauf herein gefallen und hatte sich ganz schön was anhören müssen, als sie ihm den Kopf gewaschen hatte, als er sie ein unschuldiges, kleines Mädchen genannt hatte.

Tatsache war, er wußte nicht, wie alt die Bell war, und wenn er ehrlich war, interessierte es ihn auch nicht sonderlich. Bei diesem kleinen Wettstreit ging es schließlich nicht darum, die Mädchen ins Bett zu kriegen, sondern lediglich darum, sie dazu zu kriegen, eine Weile ihre Schutzwälle runter zu fahren und mit einem der ach-so-verbotenen Slytherins zu knutschen, vor denen sie immer wieder von ihren Eltern und älteren Brüdern gewarnt wurden. Heute Nacht – Dienstag Nacht – war er wieder dran, sein Glück zu versuchen. Und er würde verdammt sein, wenn er sich die Bell durch die Lappen gehen ließ. Immerhin gehörte sie als Quidditchspielerin zu den paar selbst festgelegten Trümpfen unter den Hogwartsmädchen. Und selbst wenn sie erst 14 war, war sie definitiv alt genug, um mal mit jemandem zu knutschen. Sogar – oder vielleicht gerade – mit jemandem wie ihm.

„OK, Jungs. Schluß mit dem Geplänkel.", raunte er so leise wie möglich, damit Katie ihn nicht hörte. „Es wird Zeit, dass ich die Zügel bei der Bell mal etwas straffer anziehe."

Na dann viel Glück, Amigo.

„Danke!", gab er leise aber trocken zurück.

Als ob er es nötig hätte, dass sie ihm Glück wünschten. Er würde schließlich noch mit einem Mädchen fertig werden, dass 2 bis 3 Jahre jünger war als er, selbst wenn sie eine Gryffindor war. Das wäre doch gelacht, wenn es nicht so wäre. Langsam und leise glitt er von der Fensterbank runter und lehnte seinen Taschenkalender so in die Ecke zwischen Mauer und Fenster, dass seine Freunde einen recht guten Überblick über den Raum hatten. Zwar würden sie so nicht mehr jedes Wort verstehen können, was zwischen ihm und Katie gewechselt wurde – vor allem, wenn sie leiser miteinander sprachen – aber immerhin konnten sie so sehen, dass er die Bell knacken würde. Und das würde ihm eine ganze Menge Punkte und somit die momentane Tabellenführung einbringen. Und wer wußte schon, wer ihm heute Nacht sonst noch so über den Weg laufen würde.


Deneb im Schwan, Wega in der Leier und Atair im Adler bilden das Sommerdreieck.", murmelte Katie leise vor sich hin und sah dann nachdenklich aus dem Fenster. „Und es liegt ... ähm ... verfluchter Mist!", stieß sie schließlich aus und schlug mit der flachen Hand frustriert auf ihre Aufzeichnungen. „Ich habe absolut keine Ahnung, wo dieses blöde Sommerdreieck liegt. Ich habe nichtmal eine Ahnung, in welcher Himmelsrichtung es liegt."

„Es liegt da hinten. Und 'da hinten' bedeutet in diesem speziellen Fall 'im Westen'.", ertönte Adrians unterdrückt-belustigte Stimme in diesem Moment neben ihr, kurz bevor er in ihr Blickfeld trat.

Katie runzelte die Stirn, sagte jedoch nichts und wandte den Blick wieder ihren Notizen zu. Sie würde ihm nicht die Genugtuung geben und sich bei ihm bedanken. Darauf konnte er lange warten. Schließlich hatte sie ihn nicht nach seiner Meinung gefragt. Doch Adrian schien keinen Wert auf Dankesbezeugungen zu legen, denn er schwang sich jetzt ebenfalls stumm auf den freien Rest der Fensterbank und sah sie nachdenklich an. Katie konnte diesen Blick spüren, auch wenn sie ihn nicht sehen konnte, und er sorgte dafür, dass sich ihr langsam aber sicher die Nackenhaare aufstellten. Schließlich hielt sie es nicht mehr länger aus. Sie hob den Blick und warf ihm über den Rand ihrer Notizen auf ihren angewinkelten Knien hinweg einen ihrer finstersten Blicke zu.

„Was?", fauchte sie.

„Ich habe nachgedacht.", meinte Adrian, der sich von ihrer fauchenden Art nicht in seiner Lässigkeit stören ließ. Er neigte den Kopf leicht zur Seite und sah sie abschätzend an, was Katie dazu veranlasste, fragend die Augenbrauen zu heben. „Was hältst du davon, wenn ich dir heute Nacht beim praktischen Astronomieteil helfe? Ich will mich ja nicht selbst loben, aber mit einem Ohnegleichen in den ZAGs dürfte ich mich durchaus als Nachhilfelehrer eignen."

„Dafür dass du dich nicht selber loben willst, hast du dir gerade im übertragenden Sinne viel zu kräftig auf die Schulter geklopft, Pucey.", erwiderte Katie, warf einen kurzen Blick auf ihre Notizen und sah ihn dann wieder an. „Und glaub ja nicht, dass ich blöd genug bin, um auf dich reinzufallen."

Jetzt hob Adrian fragend die Augenbrauen. Katie schnaubte. Hielt er sie wirklich für so einfältig?

„Ernsthaft, Pucey. Glaubst du wirklich, dass mich darauf verlasse, dass du mir aus reiner Freundlichkeit helfen willst? Du hast doch bestimmt eine Gegenleistung im Sinn, die mir nicht sonderlich gefallen wird."

Adrian lachte leise auf und wandte den Blick aus dem Fenster.

„Ich merke schon, es ist definitiv etwas anderes, ob man eine einfältige kleine Hufflepuff vor sich hat oder eine giftige kleine Gryffindor."

„Schön, dass wir ein für alle mal festgestellt haben, dass ich in deiner Nähe giftig bin.", kommentierte Katie diese Bemerkung trocken und wühlte wieder in ihren Notizen, um ihn nicht weiter ansehen zu müssen. „Und jetzt zieh endlich Leine. Du gehst mir nämlich so langsam tierisch auf den Senkel."

Doch Adrian schlang sich lediglich gelassen die Arme um die angezogene Knie und beugte sich zu ihr rüber, was bei Katie sämtliche Alarmglocken schrillen ließ.

„Dies ist ein öffentlicher Raum KittyKat. Ich habe genauso das Recht hier zu sein wie du." Katie hob ruckartig den Kopf und wollte gerade zu einer heftigen Erwiderung ansetzen, als sie sich eines besseren besann, den Blick von Adrian abwandte und die Lippen fest zusammen kniff. Adrian grinste breit in sich hinein. „Ganz richtig Kitty. Im Moment haben wir beide nicht das Recht hier zu sein, aber dennoch sind wir nun mal beide hier. Also sollten wir die Zeit auch sinnvoll nutzen, findest du nicht auch?"

„Sinnvoll für dich oder sinnvoll für mich?", schoss sie zurück.

„Wie wäre es mit sinnvoll für uns beide?", fragte Adrian leise und sah ihr eindringlich in die Augen. Ein Blick der Katie durch und durch ging, und ihr mehrere kalte Schauer den Rücken runter laufen ließ.

'Verflucht Katie. Wo bist du hier nur wieder rein geraten. Paß bloß auf, dass du den Kerl so gut wie möglich auf Abstand hältst, sonst sieht es hier nachher ganz übel für dich aus.' ging es ihr durch den Kopf, als sie seinen Blick erwiderte.

„Ich mag vielleicht um einiges jünger sein als du, Pucey, aber das heißt noch lange nicht, dass ich blöd bin. Glaub ja nicht, dass mir nicht klar ist, dass du dir diese so gönnerhaft angebotene Nachhilfestunde am Ende teuer von mir bezahlen lassen würdest.", zischte sie und unterdrückte nur mit Mühe ein deutlich sichtbares Schaudern. „Und nenn mich gefälligst nicht Kitty! Das kann ich nicht leiden."

„Ui! Das Kätzchen fährt die Krallen aus, hm?" Adrian grinste breit und lehnte sich gelassen wieder zurück. „Gefällt mir. Gefällt mir wirklich. Ich mag temperamentvolle Mädels, Kitty."

Katie knurrte, was Adrian äußerst belustigt zum grinsen brachte. Er warf ihr einen übermütigen Blick zu und sah, wie sie genervt schnaubte und deutlich zu machen versuchte, dass das Gespräch für sie zuende war, indem sie sich wieder ihren Notizen zuwandte. Doch er sah genau, dass sie im Grunde genommen nur blicklos darauf starrte. Ihre Augen bewegten sich kaum und ihre Schultern waren deutlich angespannt.

Langsam schob er seinen Fuß vor und strich damit an ihrem Knöchel entlang. Mit der gewünschten Wirkung, denn Katie zuckte wie unter Strom gesetzt zusammen und ihre Notizen wirbelten zum zweiten Mal an diesem Abend in hohem Bogen auf den Boden. Ihr entwich ein farbenfroher Fluch, den Adrian dem ganz alltäglichen Repertoire der Weasleys zuschob, und im nächsten Moment war sie schon von der Fensterbank geglitten und starrte ihn mit in die Hüften gestemmten Fäusten mordlüsternd an.

„Herrgott nochmal, Pucey! So langsam reißt mir hier aber der Geduldsfaden. Du kannst mir nicht sagen, dass du rein zufällig hier bist. Erledige endlich das, wozu du her gekommen bist und lass mich dann endlich wieder in Ruhe lernen, kapiert?"

Schweigen breitete sich aus, das umso schwerwiegender wurde, je länger es andauerte. Katie starrte Adrian immer noch mit deutlicher Mordlust in den Augen an, wurde jedoch zusehends nervöser, je länger er einfach nur stumm und gelassen diesen Blick hielt. Langsam aber sicher sickerte es auch bei ihr durch, was sie da gerade von sich gegeben hatte und sorgte schließlich dafür, dass sie wie in Zeitlupe die nicht mehr ganz so krampfhaft geballten Fäuste sinken ließ. Ein leichter Schauer lief ihr über den Rücken und sie atmete zittrig ein, bevor sie ergeben die Augen schloß.

„Oh shit!", flüsterte sie leise und schüttelte den Kopf. „Das habe ich gerade nicht wirklich gesagt, oder? Sag mir, dass ich das nicht wirklich gesagt habe."

Adrian lachte so leise auf, dass sie es kaum hörte, und schwang sich langsam ein Stück herum, sodass er die Beine über den Rand der Fensterbank baumeln lassen konnte. Die Hände hatte er links und rechts auf dem kalten Stein abgestützt und er wartete mit einem amüsierten Funkeln in den Augen darauf, dass sie die Augen öffnete und ihn wieder ansah.

'Komm schon, KittyKat. Wo ist der sagenumwobene Gryffindormut, den du angeblich besitzt. Sieh mich an und stell dich den Tatsachen.'

Besonders lange mußte er nicht darauf warten, denn nur ein paar Sekunden später konnte er sehen, wie Katie entschlossen durchatmete und dann langsam die Augen öffnete. Abwartend sah sie ihn an, während er sich langsam von der Fensterbank schwang und auf sie zu ging. Instinktiv trat Katie einen Schritt zurück, was Adrian ein weiteres, kaum hörbares Lachen entlockte.

„Oh, ich fürchte, das hast du gerade tatsächlich getan, KittyKat.", erwiderte er leise und ging weiter auf sie zu. Katie wich weiterhin instinktiv zurück, schoss ihm dabei allerdings wieder einen finsteren Blick zu, der ihr jedoch nicht ganz so gelang, wie sie es beabsichtigt hatte. Adrian registrierte ihren Blick, schien jedoch wenig beeindruckt davon zu sein. „Und so wie es aussieht, bist du dir dessen definitiv bewußt, was du da gerade verbockt hast."

„Ich habe nichts verbockt, Pucey."

„Doch Kitty. Hast du. Du hast den unverzeihlichen Fehler gemacht, einem Slytherin einen Freifahrtschein zu geben." Er ging weiter auf sie zu. Katie wich vor ihm zurück, bis die Schatten im Inneren des kreisrunden Raums sie fast vollkommen verschluckt hatte. „Und die Tatsache, dass du gerade mit schlotternden Knien vor mir zurückweichst zeigt deutlich, dass du weißt, dass das ein ganz gewaltiger Fehler von dir war."

„Meine Knie schlottern nicht.", knurrte sie und hoffte, dass er ihr diese Lüge nicht ansah, was in den dunklen Schatten durchaus möglich war. „Ich habe es nicht nötig vor dir zurückzuweichen, Pucey."

„Warum tust du es dann?", fragte er sie belustigt und mit leicht zur Seite geneigtem Kopf, während er unbeirrt weiter ging.

Wie auf Kommando stellte Katie den Fuß wieder zurück auf die Erde, den sie gerade angehoben hatte. Mit zusammengekniffenen Lippen verschränkte sie die Arme vor der Brust und sah ihn herausfordernd an.

Adrian lachte leise auf und ging weiter. Keine fünf Schritte trennten sie nun noch voneinander.

„Ich verwette meinen Nimbus, dass du das nicht durchhältst Bell." gab er die stumme Herausforderung leise zurück.

Katie schnaubte und verdrehte die Augen, doch gleich darauf hatte sie ihn wieder fest im Blick. Er ging weiterhin mit diesem speziellen Funkeln in den Augen auf sie zu und zu ihrem Ärger spürte sie, wie ihr rechter Fuß mehrfach zuckte, da ihr Instinkt eine gänzlich andere Meinung hatte, als ihr Trotz.

'Was zur Hölle nochmal will der Kerl eigentlich?', schoss es ihr durch den Kopf. ' Und warum reagiere ich genau so, wie er es gerne hätte? Ich mache mir doch sonst nicht so in die Hose, wenn ich mich mit einem Slytherin fetze.'

'Mag sein. Aber sonst bist du auch nicht mit einem zwei Jahre älteren Slytherin mitten in der Nacht verbotenerweise im fast vollkommen dunklen Astronomieklassenraum.', antwortete eine andere Stimme in ihrem Kopf auf die Frage der ersten. 'Und das auch noch ohne Rückendeckung von Freunden oder anderen, die dir im Notfall beistehen könnten. Kein Wunder, dass dir mulmig ist. Wir wissen schließlich alle, wie die Schlangen ticken, wenn sie der Hafer sticht.'

Sie merkte erst, dass sie sich wieder bewegt hatte, als sie mit dem Rücken an kaltes, aber festes Mauerwerk stieß. Erschrocken riss sie die Augen auf und wollte gerade einen Schritt zur Seite treten, um der breiten Säule auszuweichen, die es hier zuhauf gab, als Adrian die Distanz zwischen ihnen komplett überwunden hatte und seine Hände links und rechts neben ihr an der Säule abstützte.

„Wette gewonnen, würde ich sagen.", murmelte er leise und hielt ihren Blick so intensiv gefangen, dass sich ihr Magen leicht zusammen zog.

„Was willst du von mir, Pucey?", fragte sie leise, und zu ihrem Ärger konnte man ihrer Stimme jetzt deutlich anhören, dass sie sich alles andere als wohl fühlte. Er war ihr deutlich zu nahe. Denn auch wenn es im Moment noch immer an keiner noch so kleinen Stelle Körperkontakt zwischen ihnen gab, hatte sie inzwischen doch das Gefühl, dass sie ihn spürte. Und das gefiel ihr ganz und gar nicht.

Adrian schien diese Probleme jedoch nicht zu haben, denn er grinste sie lediglich an und beugte sich soweit zu ihr runter, dass sie seinen Atem nahe ihres linken Ohrs spürte.

„So naiv kannst nichtmal du sein, dass du dir das nicht zusammenreimen kannst, Bell.", raunte er ihr leise zu, was Katie dazu brachte, fest die Zähne zusammen zu beißen, um nicht eins dieser mädchenhaft jammernden Geräusche von sich zu geben, die sie auf den Tod nicht ausstehen konnte.

'Reiß dich zusammen, Katie. Und vor allem, schaff dir endlich diesen Kerl vom Leib.'

Ganz langsam schob sie ihre rechte Hand an ihrer Hüfte entlang zu der kleinen Tasche, die sie an ihrem Gürtel befestigt hatte. Genauso langsam und vorsichtig begann sie, ihren Zauberstab dort herauszuziehen, während sie weiterhin fest die Zähne zusammen biß. Doch bevor sie ihn auch nur halb herausgezogen hatte, schloss sich eine Hand wie aus dem Nichts fest um ihr Handgelenk.

„Ich glaube nicht, dass du das tun willst, Kitty.", warnte Adrian sie leise aber doch eindringlich. Katie lief ein Schauer über den Rücken und sah gleich darauf, wie Adrians Gesicht sehr viel näher vor ihr auftauchte, als es vorher der Fall gewesen war. Ihre Nasenspitzen berührten sich fast und sein Blick fing ihren wieder ein.

„Ich bin nicht auf meinen Zauberstab angewiesen, um dich loszuwerden, Pucey.", zischte sie ihn an, während sie seinen Blick herausfordernder zurückgab, als ihr im Moment zumute war. „Und ich habe dir heute schon mal gesagt, dass du mich nicht Kitty nennen sollst."

Sie spürte, wie er sein Gewicht nach ihrer Bemerkung leicht verlagerte und als sie kurz darauf probehalber die Füße ein wenig hin und her schob, wußte sie auch, was diese Gewichtsverlagerung für Auswirkungen hatte. Er hatte es erfolgreich geschafft, seine Füße zwischen ihren zu platzieren und ihr gleichzeitig nicht sehr viel Spielraum gelassen, dies zu ändern, ohne dass er es merkte.

„Ich bin kein naiver Hufflepuff, Bell." Sein Atem kitzelte sie leicht an Kinn und Hals, und sie sah, wie sein Blick kurz zu ihren Lippen flackerte, bevor er sie wieder ansah. „Und du kannst mir nicht wirklich erzählen, dass dir das hier unangenehm ist. Denn wenn es so wäre, hättest du schon längst einen Riesenaufstand veranstalten können. Glaub ja nicht, dass ich nicht weiß, wie laut du schreien kannst, wenn es drauf ankommt."

Katie runzelte irritiert die Stirn und brachte Adrian so dazu, leise aber doch deutlich amüsiert aufzulachen.

Oliver, du verfluchter, schottischer Hurensohn! Wenn du nicht bald dieses scheißverfluchte Training abpfeifst und dein Team vor dem Verrecken durch Lungenentzündung bewahrst, schieße ich dir den Klatscher mit bloßen Händen in die Flugbahn und schieße dich vom Besen! Und glaube ja nicht, dass ich dich wiederbelebe, wenn du da unten angekommen bist! Das kannst du vergessen!", zitierte er ihren Wutausbruch vom vorletzten Training aus dem Stegreif und Katie konnte das breite Grinsen deutlich aus seiner Stimme heraus hören.

Ein wütendes Knurren entwich ihr.

„Ihr spioniert uns aus, wenn wir trainieren?", fuhr sie ihn empört an und vergaß für einen Moment, in welcher beengten Lage sie sich gerade befand.

Adrian wich leicht zurück und sah sie mitleidig-amüsiert an.

„Jetzt mach hier nicht auf Moralapostel, Bell.", spottete er. „Ihr spioniert genauso wie wir und die Ravenclaws. Die einzigen, die blöd genug sind, das nicht tun, sind die Hufflepuffs. Und wir beide wissen, wo die damit am Ende landen."

Katie schnaubte. Sie wußte, dass er Recht hatte, aber sie hatte definitiv nicht vor, dies offen zuzugeben. Doch wie schon zuvor an diesem Abend legte Adrian keinen Wert auf ihre Bestätigung. Er hatte inzwischen ihre rechte Hand von ihrem Zauberstab gelöst und hatte sie langsam nach oben gezogen und neben ihrem Kopf an die Wand gepresst. Mit der anderen Hand hatte er ihr Kinn umfasst und zwang sie so, seinem Blick standzuhalten.

„Und wie gesagt, wir beide genießen die Situation hier gerade. Da kannst du erzählen, was du willst."

„Definitiv nicht.", erwiderte sie, sog jedoch erschrocken die Luft ein, als er den Blick leicht senkte und ihr langsam mit dem Daumen über die Unterlippe fuhr. Ihr Magen machte einen unkontrollierten Salto rückwärts und sie konnte es nicht verhindern, dass sich ihre Lippen leicht öffneten.

„Oh doch.", erwiderte er und jetzt war er ihr so nahe, dass sie seinen Atem auf ihren Lippen spüren konnte.

Sie merkte gar nicht, wie sie die Augen schloss und sich instinktiv die Lippen befeuchtete, doch Adrian nahm dies sehr wohl war. Ein triumphierendes Grinsen machte sich auf seinen Lippen breit.

'Jackpott!', gratulierte er sich in Gedanken und schloss dann ebenfalls kurz die Augen, um sich wieder unter Kontrolle zu kriegen und das siegessichere Grinsen aus dem Gesicht zu verbannen, bevor er sie wieder öffnete.

„Allerdings", fuhr er dann leise fort, „bin ich mir nicht sicher, ob ich das hier wirklich riskieren soll."

Katie zuckte zusammen und riss irritiert die Augen wieder auf.

„Wie bitte? Du bist was?"

Adrian zuckte gelassen mit den Schultern, wandte sich von ihr ab und ging zurück zu der Fensterbank, auf der er kurz zuvor noch gesessen hatte.

„Du hast mich genau verstanden, Bell. Ich sagte, ich bin nicht sicher, ob ich das hier riskieren soll." Er warf ihr über die Schulter ein breites Grinsen zu. „Immerhin will ich nicht nachher der Dumme sein, der kleine Mädchen zu Dingen verführt, für die sie eindeutig noch zu jung sind."

„Zu jung?" Katie sah ihn erst irritiert, dann verblüfft und zuletzt deutlich verärgert an. „Zu jung? Was glaubst du denn, wie alt ich bin? 12?"

Adrian sah sie mit fragend hochgezogener Augenbraue an und drehte sich dann wieder um.

Vollkommen verblüfft starrte Katie ihm nach und stampfte schließlich verärgert mit dem Fuß auf den kalten Steinboden auf, bevor sie ihm hinterher stürmte.

'Dieser Kerl macht mich irre heute Nacht. Verfluchter Slytherin!', fluchte sie im stillen und riss ihn am Oberarm herum, als sie ihn erreicht hatte. Mit einem deutlichen Glimmen in den Augen sah sie ihn an und stieß ihm wiederholt mit dem drohend erhobenen Zeigefinger in die Brust. Ein Unterfangen, dass ihn dazu brachte, leise lachend zurück zu weichen, bis er mit dem Rücken an genau dem Fensterpfosten lehnte, der zwischen den beiden Fenstern aufragte, auf dessen Fensterbänken Katie im Verlaufe dieser Nacht schon gesessen und zumindest versucht hatte, zu lernen.

„Du wirst mich nicht dazu bringen, hier am Ende als die Dumme dazustehen, Pucey! Du nicht!", fauchte sie ihn an.

„Ach nein?", fragte er amüsiert zurück. Sie konnte sein Gesicht hier im fahlen Mondschein direkt am Fenster wieder deutlicher sehen, als dort hinten im Schatten, aber dennoch konnte sie den Blick nicht recht deuten, den er ihr in diesem Moment zuwarf. „Und was willst du dagegen tun, Bell?"

„Das hier.", erwiderte sie, griff mit beiden Händen nach seinem Pullover und zog ihn zu sich heran.

'Merlin, ich muß komplett wahnsinnig sein, das hier zu tun.', ging ihr noch durch den Kopf, kurz bevor sie ihre Lippen auf seine presste. Doch kurz darauf war dieser Gedanke ganz weit weg. Hier ging es schließlich darum, ein Prinzip durchzusetzen und nicht darum, sich Gedanken um ihre geistige Zurechnungsfähigkeit zu machen. Dazu war später noch genug Zeit.


Adrian hatte deutlich Mühe, einen Jubelschrei zu unterdrücken, als Katie ihre Lippen auf seine presste. Stattdessen lenkte er sich damit ab, seine Arme lose um ihre Taille zu schlingen, und ihren Kuß zu erwidern. In Gedanken aber machte er Kassensturz.

'5 Punkte für die Beute an sich. 5 Punkte dafür, dass sie auf der Trumpfliste steht. Und 5 Punkte zusätzlich dazu, weil der Kuß letztendlich von ihr aus ging. Diese Nacht hat sich gelohnt, Pucey. Damit führst du die Liste mehr als deutlich an. Und die anderen müssen sich in der kommenden Woche gewaltig anstrengen, um dich wieder einzuholen.'

Als Katie sich schließlich ziemlich atemlos wieder von ihm löste und ihn triumphierend ansah, konnte er nicht anders, als leise lachend den Kopf zurück zu werfen und sie danach breit grinsend anzusehen.

„Ich muß schon sagen, Bell. Ich bin beeindruckt.", meinte er, ohne den Griff um ihre Taille zu lösen. „Das hätte ich dir nun wirklich nicht zugetraut. Du bist doch nicht halb so unschuldig, wie du aussiehst, hm?"

„Definitiv nicht, Pucey.", gab sie grimmig zurück und löste den Griff um seinen Pullover. „Ich mag vielleicht auf den ersten Blick wie ein Kätzchen aussehen, aber du solltest inzwischen wissen, dass ich eine waschechte Löwin bin. Und jetzt laß mich gefälligst los. Ich will endlich weiter lernen."

„Oh, lernen wirst du, Bell. Darauf kannst du Gift nehmen." Blitzschnell wirbelte Adrian sie beide herum, sodass jetzt wiederum Katie diejenige war, die sprichwörtlich mit dem Rücken zur Wand stand. „Du wirst lernen, wie man richtig küßt. Ich meine, nichts gegen romantisch-verspielte Küsse im Mondschein, aber ich mag es dann doch schon gerne ein wenig temperamentvoller."

Katies protestierender Aufschrei wurde erfolgreich von Adrian gedämpft, als jetzt er die Kontrolle übernahm und Katie küsste, wie sie es bisher noch nie erlebt hatte. Wirklich verwunderlich war dies allerdings kaum, denn ganz so viel Erfahrung, wie sie noch vor ein paar Sekunden angedeutet hatte, hatte sie in diesem Bereich dann doch noch nicht. Tatsächlich war Adrian erst der dritte Junge, den sie küßte. Und die anderen beiden Jungs konnte man nun wirklich nicht mit ihm vergleichen. Sie gab es ungern zu, aber Adrian Pucey verstand es, ein Mädchen so zu küssen, dass sie alles um sich herum vergaß. Verfluchter Slytherin!

Adrian konnte regelrecht spüren, ab wann er Katie komplett unter Kontrolle hatte. Ihre Gegenwehr schmolz völlig dahin. Sie stemmte sich nicht mehr gegen ihn und er hatte keine Probleme damit, seine Finger mit ihren zu verschränken und diese langsam an der Wand hochzuschieben. Ein scharfes Einatmen ihrerseits war zu hören, als er sanft an ihrer Unterlippe knabberte, mit der Zunge daran entlang glitt und dann wieder tief in ihren Mund einzutauchen, um mit ihrer Zunge den Kampf weiter auszuführen, den sie bisher verbal ausgekämpft hatten. Er spürte, wie ein Schauer sie durchzuckte, als er die linke Hand an ihrer Seite entlang gleiten ließ, während er ihre Hände mit der rechten Hand über ihrem Kopf an der Wand fest hielt.

Ohne dass sie es wirklich bemerkte, löste er kurz darauf die linke Hand von ihr und formte mit Zeige- und Mittelfinger kurz das Victoryzeichen in Richtung Fensterbank. Dann griff er nach dem Taschenkalender, klappte ihn zu und schob ihn von Katie unbemerkt in die Hosentasche, bevor er sich von ihr löste. Mission erfüllt. Volle Punktzahl.

„Nicht übel, Bell.", grinste er. „Das macht glatt Lust auf weitere Nachhilfestunden in Astronomie."

Es dauerte einige Sekunden, bis Katie begriff, was Adrian da gesagt hatte. Doch als der Sinn seiner Worte schließlich zu ihr durchdrang, packte sie wieder mal die Wut. Es war nicht zu glauben. Jetzt stand sie doch wieder als die Dumme da. Wie zum Henker war das nun schon wieder passiert?

Ruckartig befreite sie ihre Hände und stieß ihm so heftig vor den Brustkorb, dass Adrian verblüfft zurück stolperte.

„Sieh bloß zu, dass du Land gewinnst, du Mistkerl, sonst mache ich wirklich noch von meiner Fähigkeit zu schreien Gebrauch."

Adrian sah sie immer noch verblüfft an, doch schließlich zuckten seine Mundwinkel und er brach in lautes Gelächter aus.

„Wow, Bell! Also langsam verstehe ich, warum der arme Woodie-Boy manchmal kurz vor dem Nervenzusammenbruch steht. Wenn die Johnson und die Spinnet genauso schnell von einer Stimmung in die andere umschlagen, wie du heute Nacht, ist er wirklich nicht zu beneiden."

„Pucey!", knurrte Katie und trat mit mordlüsterndem Blick langsam auf ihn zu. „VERSCHWINDE!!"

Lachend hob Adrian die Arme zum Zeichen seiner Kapitulation und ging langsam rückwärts in Richtung Tür. Dort angekommen konnte er sich eine letzte Bemerkung dann allerdings doch nicht verkneifen.

„Viel Glück bei deinem Test, Süße. Ich hoffe, ich habe dich nicht zu sehr aus dem Konzept gebracht und du kannst dich anständig darauf konzentrieren, wenn es drauf ankommt."

„RAUS!!"

Verärgert schoss Katie ihm einen Fluch entgegen. Wie war der Zauberstab so schnell in ihre Hand gekommen? Aber sie hatte nicht wirklich Lust, sich darüber zu wundern, sondern starrte verärgert die Tür an, die hinter einem lachenden Adrian Pucey ins Schloss fiel.

Ein frustriertes Schnauben entwich ihr, als sie sich schließlich kopfschüttelnd umwandte.

„Was zur Hölle ist hier gerade passiert?", murmelte sie leise und ließ ihren Blick über ihre am Boden verstreuten Notizen gleiten.

Ein Seufzen entfuhr ihr, als sie sich bückte, sie aufhob und schließlich in ihre Schultasche steckte, die ein wenig abseits an der Wand lehnte, bevor sie sich auf den Rückweg zum Gryffindorturm machte. Sie hatte keine Ahnung, wie es ihr nächste Woche beim Test ergehen würde, aber für heute hatte Adrian Pucey es definitiv geschafft, ihre Konzentration auf Astronomie gründlich zu ruinieren.


A/N: OK, ich weiß. Ich habe Katie hier ganz schön gequält. Aber was soll ich machen, wenn ihr Gegenspieler in diesem Teil ein Slytherin ist. Der gehört nunmal von Natur aus zu den bösen Buben, die kleinen ahnungslosen Mädchen gerne mal gehörig den Kopf verdrehen. Da kann ich nichts dran ändern.

Kriege ich vielleicht doch eine Review? Immerhin kann ich ja ncihts für die Arroganz gewisser Kerkerbewohner.