und auf ein Neues, dieses Mal etwas weniger Erotik aber dafür Spannung und einen Snape, wie wir ihn kennen, viel Vergnügen wünscht Severina

ABSCHIED

Gedankenverloren glitten Dianea Baxters Blicke noch ein letztes Mal durch den Klassenraum. Mit leiser Wehmut dachte sie an den kommenden Morgen, an den Abschied von Hogwarts, von allem was ihr in dieser Zeit lieb und wert geworden war und von jemanden, der sie durch ein ganzes Labyrinth an Gefühlen geführt hatte. Bei dem Gedanken an ihn zog sich ihr Herz schmerzhaft zusammen, sie würde ihn nie wieder sehen. Denn morgen endete das Schuljahr in Hogwarts und somit auch ihr Praktikum.

Leise glitt sie in die hinterste Bank, stützte ihren Kopf in beide Hände und schickte ihre Gedanken in die Vergangenheit.

Nach ihrem erfolgreichen Abschluss der Schule für Hexerei und Zauberei in Deutschland, wo sie mit ihren Eltern die letzten Jahre gelebt hatte, wurde ihr Vater an das Zaubereiministerium in London berufen.

Das hieß auch für Dianea Abschied von Freunden, von der gewohnten Umgebung und Abschied von dem Wunsch Lehrerin zu werden.

Sie war die Jahrgangsbeste in Zaubertränke gewesen und der ganze Stolz ihres damaligen Lehrers. Er war es auch, der in Dianea den Grundstein für ihren Berufswunsch legte. „Dieses Talent darf nicht ungenutzt versanden.", waren stets seine Worte.

Und nun saß sie in London und wusste nicht wohin.

Da ihr Vater bald die rechte Hand des Zaubereiministers war, kam es, dass Mr. Fugde eines Abends von ihren Eltern zum Essen eingeladen war und somit auch Dianea kennenlernte.

Man kam in ein interessantes Gespräch, in dessen Verlauf auch ihr eigentlicher Berufswunsch angesprochen wurde. Dianea wurde ganz traurig und meinte nur tonlos:

„Ich hatte mich so sehr gefreut auf meinen zukünftigen Beruf."

Mr. Fugde tätschelte ihre Hand, blickte sie an und lächelte.

„Vielleicht lässt sich etwas tun für dich, mein Kind. Hast du schon einmal etwas von Hogwarts gehört, der Schule für Hexerei und Zauberei in England?"

Dianea nickte. In der Schule wurde Hogwarts mal erwähnt und sie glaubte sich daran zu erinnern, auch ein Bild gesehen zu haben. Ein Schloss von gewaltigen Ausmaßen, mit Türmen und Zinnen, an einem See gelegen, hoch oben in Schottland.

Mitten in ihre Gedanken hinein sprach Mr. Fugde weiter:

„Ich kenne den dortigen Schulleiter, Prof. Dumbledore, sehr gut und könnte mir vorstellen, dass er mir mit dem Wunsch mach einer Praktikantenstelle sehr entgegenkommt. Der Zaubertränklehrer Prof. Snape ist der Beste auf seinem Gebiet und von ihm kannst du sicher noch viel lernen."

Begeisterung zeigte sich auf Dianeas Gesicht und schnell war abgemacht, dass Mr. Fugde sich umgehend mit Prof. Dumbledore in Verbindung setzen würde.

Und so kam es, dass Dianea Baxter wenige Tage später gemeinsam mit den Schülern in Kings Cross vom Gleis 93/4 in Richtung Hogwarts fuhr, aufgeregt und mit flauem Gefühl im Magen.

Was würde sie dort erwarten, wie würden Lehrer und Schüler sie aufnehmen und würde sie selbst sich dort ein ganzes Jahr lang wohlfühlen, weit weg vom Elternhaus?

Der erste Blick auf das erleuchtete Hogwarts, das sich majestätisch vom Nachthimmel abhob, war überwältigend.

Es war so etwas wie Liebe auf den ersten Blick und Dianea konnte es kaum erwarten, das riesige Schloss von innen zu sehen.

Prof. Dumbledore hieß sie herzlich willkommen und führte sie zu ihrem Platz in der großen Halle. Ihr stockte der Atem, als sie vom Tisch des Lehrerkollegiums einen Blick durch die Halle warf. Dieser Glanz, die schwebenden Kerzen und die verzauberte Decke, die den Himmel darstellte und einen glauben ließ, man hätte beim Bau des Schlosses nach oben offen gelassen und säße nun unter freiem Himmel.

Aufmerksam folgte Dianea den Worten des Schulleiters und der Aufnahmezeremonie durch Prof. Mc Gonagall.

Dann wurde sie den Schülern und Lehrern als neue Praktikantin für Zaubertränke vorgestellt und ein Raunen ging durch die Reihen, begleitet von leichtem Applaus.

Dianeas Blick fiel auf den Mann an ihrer rechten Seite, der sie missmutig schon eine Weile musterte. Schwarze Augen blickten sie grimmig an, sein schwarzes schulterlanges Haar hing ihm leicht im Gesicht und ließen seine ziemlich große Hakennase noch deutlicher hervortreten.

Fröstelnd zog sie die Schultern hoch, doch dann erinnerte sie sich an ihre gute Erziehung, lächelte dem Mann mitten ins Gesicht und meinte:

„Guten Abend, Sir. Ich habe Ihren Namen leider noch nicht gehört."

„Ich bin Prof. Severus Snape, Ihr Mentor für das kommende Jahr.", knurrte er sie an.

Au Backe. Das kann ja heiter werden., dachte Dianea erschrocken. Ausgerechnet der grimmigste Lehrer musste es sein.

Doch sie wäre nicht Dianea, wenn sie sich von solchen Augen hätte ins Boxhorn jagen lassen. Ihr Kampfgeist und der Glaube an das Gute im Menschen erwachte in ihr, sodass sie sich schließlich doch auf den ersten Tag ihres Praktikums freute.

Welch ein Fehler.

Mit dem letzten Schüler schlüpfte Dianea am nächsten Morgen durch die Tür des Kerkerraumes und wurde sogleich von einer zynischen Stimme in Empfang genommen:

„Auch schon da, Miss Baxter? Wie erfreulich. In Zukunft sind Sie die Erste, verstanden?", raunzte er.

Seine eiskalten schwarzen Augen musterten sie von oben bis unten, dann wandte er sich um, ließ sie einfach stehen und begann Mit dem Unterricht.

„Wow, ist der immer so?", flüsterte Dianea dem Mädchen neben sich zu. Es war Hermine Granger. Diese schüttelte den Kopf und Dianea wollte schon erleichtert aufatmen, als Hermine antwortete:

„Noch schlimmer."

Dianea schluckte. Das würde ein tolles Jahr werden.

Während des weiteren Unterrichtes tat Prof. Snape so, als wäre seine neue Praktikantin nicht anwesend.

Als das Austeilen der Tränkezutaten und das Anschreiben der Zubereitung abgeschlossen waren und alle Schüler aufmerksam begannen, ihren Trank zu brauen, sah Dianea ihre Chance gekommen. Mutig ging sie nach vorn und stellte sich an die Seite des Lehrerpultes. Prof. Snape ignorierte sie einfach und Dianea verließ schon fast der Mut.

„Prof. Snape?", flüsterte sie.

Verärgert über die Störung blickte er sie wütend an und zischte leise: „Was gibt es?"

„Ich wollte wissen, was ich nun tun soll.", wisperte Dianea erschrocken.

„Wären Sie zur rechten Zeit erschienen, hätte ich Ihnen die Aufgaben zugewiesen, die Sie hier zu erledigen haben. Und jetzt stören Sie gefälligst nicht den Unterricht und setzen Sie sich leise in die letzte Bank."

Dianea spürte Tränen in sich aufsteigen und wandte sich schnell um. Diesen Triumph wollte sie dem „Ekel" nicht gönnen.

Voll Wehmut dachte sie an ihre Schule in Deutschland zurück. Dort kannte man soetwas nicht, die Schüler wurden freundlich und mit einem gewissen Respekt behandelt, die Lehrer waren umgänglich und nett. Zwar manchmal auch streng, aber nicht bösartig und zynisch.

Ihr Blick fiel auf Hermine, die ihr zuzwinkerte und die Augen verdrehte. Da musste Dianea lächeln und dankte nur, dass „er" es nicht sah, sonst wäre der nächste „Anraunzer" fällig gewesen.

Die nächsten Tage und Wochen waren nicht besser als ihr erster Tag. Severus Snape schien sich zum Ziel gesetzt zu haben, seine Praktikantin zum Aufgeben zu bewegen. Mit immer neuen Gemeinheiten brachte er sie an den Rand eines Nervenzusammenbruches.

Voller Grausen dachte Dianea an ihre letzte Stunde Zaubertränke bei den Zweitklässlern.

„Du meine Güte, nach welchen Kriterien wurde denn an Ihrer Schule benotet? Das weiß bei mir ja schon jeder Erstklässler.", fauchte Prof. Snape sie an, weil sie eine schwierige Frage nach einer Tränkezutat nicht gleich beantworten konnte.

Da gingen mit Dianea die Sicherungen durch und völlig vergessend, dass sie hier ihren Mentor und einen Lehrer vor sich hatte, schrie sie ungehalten:

„Verdammt noch mal, ich bin hierher gekommen, um noch etwas zu lernen und nicht, um mich in Grund und Boden niedermachen zu lassen. Ich war die Beste bei uns und wir haben auch viel gelernt, unter besseren Voraussetzungen wie hier, mit einem freundlicheren Lehrer. Sie sollten der Beste sein, wurde mir gesagt, doch anscheinend sind Sie die beste Giftspritze von Hogwarts."

Ehe Prof. Snape reagieren konnte und nur ein Wort über seine Lippen kam, knallte schon die schwere Kerkertür ins Schloss.

Mit offenen Mündern starrten ihn die Schüler an, einige feixten hinter vorgehaltener Hand.

„Weitermachen, sofort!", brüllte Snape durch den Klassenraum und sofort senkten sich die Köpfe über die Schulbücher.

Fassungslos über sich selbst rannte Dianea über Flure und durch Gänge, blind vor Tränen und zuckte heftig zusammen, als eine Hand sie packte und festhielt. Mit feuchten Augen blickte sie in das gütige Gesicht von Prof. Dumbledore.

„Na, na Kindchen. So schlimm?"

Dianea konnte nur nicken, zu mehr war sie nicht imstande. Unaufhaltsam rannen Tränen über ihr Gesicht und ein Schluchzen nach dem anderen schüttelte ihren Körper.

Prof. Dumbledore schob das zitternde Menschenbündel vor sich her und dirigierte sie wortlos in sein Büro. Dort brachte er mit einem Schlenker seines Zauberstabes einen starken Kaffee zum Vorschein und deutete Dianea zu trinken. Die Tasse bebte in ihren Händen und der Schulleiter befürchtete schon, sie möge mehr verschütten als trinken.

Langsam beruhigte sich die junge Frau und Prof. Dumbledore blickte sie abwartend an.

Stockend und noch immer von abgrundtiefen Schluchzern unterbrochen, erzählte Dianea von ihrer Entgleisung Prof. Snape gegenüber. Sie beschönigte nichts, ließ aber auch an dem Tränkelehrer kein gutes Haar. Als sie sich endlich Luft gemacht hatte, atmete sie noch einmal tief durch und meinte abschließend:

„So, nun können Sie mich rauswerfen."

Von weit her hörte man Stimmengemurmel und Lachen, die Mittagspause hatte begonnen. Und somit war auch die Zaubertrankstunde beendet.

„Nun mal langsam, Dianea. So schnell wird bei uns nicht rausgeworfen. Wir werden abwarten, was unser guter Prof. Snape dazu sagen wird."

Dianea wurde blass. Eine Aussprache mit Snape? Das war, als würde man Öl ins Feuer gießen.

Bittend schaute sie auf Prof. Dumbledore und wollte gerade etwas sagen, als mit hartem Griff die schwere Eichentür geöffnet wurde und eben gerade erwähnter Prof. Snape hereingerauscht kam, mit wehendem Haar und aufgebauschtem Umhang.

Dianea duckte sich unwillkürlich in ihrem Stuhl.

Da gewahrte Snape seine Praktikantin, verharrte seinen Schritt und blickte sie zornig an. Da entdeckte er ihre rotgeweinten Augen und sah noch in den Augenwinkeln eine Träne glitzern.

Wie ein Häufchen Elend saß sie vor ihm und schien mit den Augen um Vergebung zu bitten.

Prof. Dumbledore sah abwechselnd von Snape zu Dianea, enthielt sich jedoch jeglicher Bemerkung.

Dianea wiederum erwartete ein Donnerwetter, ein Strafgericht, eine Standpauke. Doch nichts geschah.

Noch immer vergrub Snape seinen Blick in ihre dunkelgrünen Augen und Dianea spürte plötzlich, wie sie immer ruhiger wurde und sich ihre Nerven entspannten.

Dann wandte sich Prof. Snape unvermittelt an den Schulleiter.

„Prof. Dumbledore, ich benötige in einer bestimmten Angelegenheit Ihren Rat."

Überrascht hielt Dianea die Luft an, doch Prof. Dumbledore schüttelte nur unmerklich den Kopf und bedeutete ihr, das Büro zu verlassen.

Auf leisen Sohlen hastete sie zur Tür und schloss sie geräuschlos hinter sich.

Beinahe wäre sie mit Prof. Mc Gonagall zusammengeprallt, die Dianea nur mit schmalen Lippen musterte.

„Entschuldigung.", murmelte Dianea nur und eilte nun schnurgerade zur großen Halle, ehe das Mittagessen vorüber wäre. Plötzlich verspürte sie einen Bärenhunger, nun da die innere Anspannung langsam wich und dem Gefühl der Erleichterung Platz machte.

Mit klopfendem Herzen lief Dianea zum Nachmittagsunterricht und stand sogar noch vor veschlossener Tür. Als Prof. Snape wenig später eintraf, musterte er seine Praktikantin nur mit hochgezogenen Augenbrauen, sagte aber kein einziges Wort.

Nachdem Dianea bereits fünf Minuten mitten im Klassenzimmer stand, schlich sie zum Schreibpult, räusperte sich, sodass Prof. Snape von seinem Pergament aufsah, und nuschelte:

„Es tut mir leid, Sir. Mein Benehmen war völlig unpassend und ich kann es verstehen, wenn Sie mich nun rauswerfen."

Mit durchdringendem Blick schaute Prof. Snape auf Dianea und erwiderte:

„Wie Prof. Dumbledore schon erwähnte, wird bei uns so schnell keiner hinausgeworfen. Obwohl ich nicht nur wenig Lust dazu hätte. Zügeln Sie in Zukunft Ihr Temperament."

Dianea nickte und Prof. Snape verspürte fast ein wenig Mitleid, wie sie so mit hängenden Schultern vor ihm stand.

Doch mit gewohnt eisiger Stimme sprach er:

„Wenn Sie nun die Güte haben und Ihre Aufgaben bei mir entgegennehmen. Schließlich sollen Sie bei mir etwas lernen. Denn ich bin wirklich der Beste auf dem Gebiet der Zaubertrankbrauerei."

Diese Worte klangen völlig emotionslos, bar jeden Stolzes oder Angeberei und Dianea wusste, dass er wirklich der Beste war.

Mit voller Konzentration verfolgte sie die Unterrichtsstunden, achtete auf jeden Wink des Professors und machte sich nebenbei eifrig Notizen über Randbemerkungen und Hinweise des Tränkelehrers.

Und mit stummen Erstaunen kommentierte Severus Snape den Lerneifer und auch das doch beachtliche Wissen seiner Praktikantin.

Doch noch brachte er es nicht über seine Lippen, Dianea zu loben.

Immer wieder verlangte er schwierigste Tränke, deren Zusammensetzung und die Herkunft der Zutaten von ihr, musste sie nächtelang pauken und Unmengen Pergamentrollen ausarbeiten und bei ihm abliefern.

Im Laufe der Zeit stellte Dianea fest, dass Severus Snape eigentlich ganz umgänglich war, jedenfalls solange es um sein Lieblingsthema ging, die Zaubertrankbrauerei.

Themen außerhalb dieses Bereiches blockte er ab, was die junge Frau ein wenig enttäuschte. Zu gerne hätte sie etwas mehr über den verschlossenen Mann erfahren und fasste sich eines Abends beim Einräumen ein Herz:

„Professor, sind Sie eigentlich schon lange hier in Hogwarts?"

Erstaunt blickte Snape die Praktikantin an und hob eine Augenbraue, ein Zeichen, dass ihm das Thema wenig behagte.

Traurig senkte Dianea den Kopf und arbeitete weiter, sortierte Tränkezutaten ein. Sie war kein Mensch, der stumm stundenlang neben einem anderen arbeiten konnte, ohne das ein einziges Wort gewechselt wurde.

Zu ihrem Erstaunen richtete Prof. Snape plötzlich doch das Wort an sie.

„Ich habe hier schon meine Schulzeit verbracht und nach Abschluss meiner Ausbildung hier die Stelle als Lehrer für Zaubertränke übernommen."

„Sie lieben Ihren Beruf sehr, nicht wahr?", flüsterte die junge Frau.

Severus schaute ihr in die Augen. „Ja, aber...Ach, das geht Sie nichts an."

Missmutig wandte er sich ab und ließ Dianea einfach stehen.

Doch sie wollte weiterreden, wollte seiner leisen dunklen Stimme lauschen, die ihr unter die Haut ging.

Daher wagte sie einen neuen Versuch.

„Was fasziniert Sie eigentlich an der Zaubertrankbrauerei so sehr?"

„Das könnte ich Sie auch fragen.", konterte Snape und ein unmerkliches Lächeln stahl sich in seine Mundwinkel.

Und ehe es Dianea so recht begriff, war sie mitten in ein interessantes Gespräch über Zaubertränke mit Prof. Snape vertieft, trankt mit ihm gemeinsam ein Butterbier und bemerkte nicht einmal wie die Zeit verging.

Beide saßen in einer Schulbank und selbst Severus Snape musste feststellen, sich schon lange nicht mehr so wohl gefühlt zu haben.

Mit Freude bemerkte er, mit Dianea eine ebenbürtige Partnerin mit ausgeprägtem Grundwissen zu haben.

Erst weit nach Mitternacht blickten beide erschrocken auf die Uhr und mit einem leichten „Ratzeputz" - Zauber sorgte Prof. Snape schnell für Ordnung, dann verließen beide den Klassenraum. Zufällig hatten beide auch den selben Weg in die Räumlichkeiten und so brachte Prof. Snape die etwas aufgeregte Dianea bis vor ihre Tür.

„Gute Nacht, Professor. Und danke für den netten Abend.", flüsterte Dianea und hielt ihm ihre Hand hin.

Nach kurzem Zögern griff er zu und drückte ihre Hand sanft: „Gute Nacht, Dianea."

Dann wandte er sich ab und eilte seinen Räumlichkeiten zu.

Mit klopfendem Herzen trat die junge Frau in ihr Wohnzimmer und lehnte sich an die geschlossene Tür. Ein leises Lächeln legte sich auf ihre Lippen, als sie an die Stunden mit Prof. Snape zurück dachte und ein wohliger Schauer durchfuhr Dianea bei der Erinnerung an seine Stimme die ihren Vornamen auf eine ihm eigene Art ausgesprochen hatte.

4.

Doch schon am nächsten Morgen sank ihre Laune auf den Nullpunkt, denn als bereute Prof. Snape den letzten Abend, war er so unausstehlich wie noch nie.

Die Schüler stöhnten und verdrehten die Augen, sodass es Punkteabzug und Strafarbeit hagelte und auch Dianea nicht verschont blieb.

„Können Sie nicht rechts von links unterscheiden?", blaffte er sie an. „Ich sagte ausdrücklich DREIMAL LINKS GERÜHRT und nicht rechts."

Und mit einem Zauberstabschlenker leerte er Dianeas Kessel, in dem sie in mühsamer Arbeit gemeinsam mit den Sechstklässlern einen schwierigen Aufbautrank herstellen sollte.

Tapfer schluckte sie ihren Ärger herunter und blieb still.

„Gehen Sie nach nebenan und räumen den Vorratsschrank auf.", raunzte Snape.

Und Dianea sah zu, dass sie schnellstens verschwand.

Nach Beendigung der Unterrichtsstunde wandte sich Prof. Snape dem Raum mit dem Vorratsschrank zu und fand alles zu seiner Zufriedenheit erledigt. Ordnungsgemäß waren alle Zutaten systematisch sortiert und nachgefüllt. Am Schrank hing ein kleiner Zettel: „Fühle mich nicht wohl. Bin bei Madam Pomfrey."

Die Medihexe hörte sich Dianeas Beschwerden an und meinte lapidar:

„Sie brauchen mal eine Snape-freie Zeit, Kindchen. Ich gebe Ihnen einen leichten Schlaftrank, den nehmen Sie gleich hier ein und wenn Sie ausgeschlafen haben sollten Sie diesen hier nehmen." Damit reichte Madam Pomfrey eine kleine Phiole mit einem Aufbau- und Stärkungsmittel.

„Ich unterrichte Prof. Snape davon, dass Sie den Rest der Woche von mir krankgemeldet sind."

Dianea saß auf einem Krankenbett, baumelte mit den Beinen und blickte Madam Pomfrey an: „Meinen Sie nicht, Prof. Snape ist darüber ungehalten?", murmelte die junge Frau.

„Krank ist krank und außerdem bin ich hier die Medihexe und nicht Prof. Snape. Ich werde auch mit dem Schulleiter darüber reden."

Unwillkürlich duckte sich Dianea: „Ich will aber keinen Ärger, bitte."

Madam Pomfrey schüttelte fassungslos den Kopf.

„Für Krankheit kann niemand etwas. Und jetzt ist Schluss. Hier, nehmen Sie den Schlaftrank und dann ab in Ihr Bett, sonst behalte ich Sie noch bei mir im Krankenflügel.", rief sie rigoros und Dianea merkte, hier gab es keinen Widerspruch.

Folgsam schluckte sie den gereichten Trank, packte die andere Phiole in eine kleine Tasche ihres Umhanges und suchte ihre Räumlichkeiten auf.

Wie lange sie genau geschlafen hatte, konnte Dianea nicht sagen, doch als sie erwachte neigte sich der Tag dem Ende zu und die Dämmerung legte sich über das Land.

Sie fühlte sich noch ein wenig schläfrig und so griff Dianea nach dem Aufbau- und Stärkungstrank, öffnete die Phiole behutsam und trank den Inhalt leer.

Nach einer ausgiebigen Dusche machte sich lautstark ihr Magen bemerkbar und ihr fiel ein, dass sie bereits zwei Mahlzeiten verpasst hatte.

Sie langte nach ihrem Zauberstab, machte sich auf den Weg zur Küche, den Eingang hatten ihr Harry, Ron und Hermine bei einem ihrer abendlichen Streifzüge gezeigt, und hoffte dort auf ein bisschen Nahrung.

Dobby und die anderen Hauselfen versorgten sie aufmerksam mit allen erdenklichen Leckereien und kühlem Kürbissaft, bis Dianea glaubte jeden Moment zu platzen.

„Dobby möchte Miss Baxter gerne noch helfen.", meinte der Hauself mit großen Augen.

„Danke Dobby, ganz lieb von euch, aber das reicht ja bis nächste Woche. Jetzt muss ich aber wieder gehen. Tschüß."

Unterdessen war es Nacht geworden und Hogwarts lag in Dunkelheit.

„Lumos.", murmelte sie und beleuchtete mit ihrem Zauberstab den Weg.

Sie lief Gänge und Flure entlang, stieg Treppen herauf und herunter und musste entsetzt feststellen, dass sie sich total verlaufen hatte.

Weit und breit war niemand zu entdecken, da die Schüler zu dieser Zeit ihre Gemeinschafträume nicht mehr verlassen durften.

Dianea trat an ein Fenster, um sich zu orientieren wo sie sich befand, doch die Nacht hatte Hogwarts fest im Griff und alles lag in völliger Dunkelheit.

Resigniert lehnte sie ihre Stirn an das kühle Glas der Fensterscheibe. Wo könnte sie nur ungefähr sein? Wo war die große Treppe, die in die riesige Eingangshalle führte?

„Ich muss weiter.", ermahnte sich Dianea selbst.

Mit ihrem Zauberstab leuchtete sie den Gang entlang, den sie gekommen war und entschied sich für den Weg zurück bis zur nächsten Biegung und dann eventuell eine andere Abzweigung.

Sie spürte ihr Herz vor Aufregung bis in den Hals und bei der Vorstellung, die ganze Nacht durch Hogwarts zu irren, trieb ihr den Angstschweiß auf die Stirn.

Warum begegnete ihr nicht wenigstens Mr. Filch, der Hausmeister? Soviel sie wusste, machte er doch mit Mrs. Noris Nachtkontrollen.

An der nächsten Ecke leuchtete sie in den Gang hinein. Von hier war sie gekommen. Geradeaus oder doch um die nächste Biegung?

Der Zauberstab in ihren Händen fing an zu beben.

Erneut wandte sie sich um und blickte in den Gang zurück, den sie gerade verlassen hatte.

„Verdammt, wo bin ich?", entfuhr es ihr laut.

Ein Geräusch ließ sie in Panik herumfahren und vor Schreck fiel ihr der Zauberstab aus der Hand. Sein Licht kroch behäbig über den Boden und verlor sich irgendwo in den Tiefen des Ganges.

Dianeas Atem ging stoßweise und ihr Herz verlor völlig seinen Takt.

Unfähig, sich aus ihrer Erstarrung zu lösen, blickte sie geradewegs in zwei kalte schwarze Augen, sah sie das zynische Lächeln auf dem Gesicht und hörte die leise gezischten Worte, die klirrten wie Eis:

„Soweit ich unterrichtet bin, hat man Sie mir als krank gemeldet. Aus welchem Grund finde ich Sie nun hier nachts durch die Gänge schleichen? Auch als Praktikantin unterliegen Sie den Regeln der Schule. Also was suchen Sie um diese Zeit hier?", herrschte er sie an.

Gerade noch zitternd, regte sich bei Dianea nun der Widerspruchsgeist. Sie war sich keiner Schuld bewusst und diese harten Worte trafen ihr Innerstes. Sie forderte Gerechtigkeit.

„ Ich musste von Madam Pomfrey verordnet einen Schlaftrank nehmen und bin erst gegen Abend aufgewacht. Nach zwei verpassten Mahlzeiten quälte mich der Hunger und ich bin in der Küche gewesen.", schleuderte sie Prof. Snape entgegen.

Ihre Augen blitzten kampfeslustig, doch sie bekam gerade noch die Temperamentskurve, ehe sie sich wieder irgendwelche Entgleisungen leistete.

„Ich habe mich total verirrt und suche schon seit einer Ewigkeit meine Zimmer.", presste sie zerknirscht zwischen ihren Zähnen hervor.

Severus Snape musterte sie noch immer mit grimmigem Blick.

„Konnten Sie sich mit dem Zauberstab keine Mahlzeit besorgen? Beim Aufrufezauber wohl geschlafen?", fuhr er sie höhnisch an.

Schuldbewusst senkte Dianea kurz den Kopf, aber sie würde ihm bestimmt nicht erzählen, dass dieses Zauberei-Thema wirklich nicht ihre Stärke war.

Mutig blickte sie ihm mitten in seine schwarzen Augen und meinte aufmüpfig:

Bringen Sie mich nun bitte in meine Räumlichkeiten, oder wollen Sie mich die ganze Nacht hier stehen lassen?"

Sein Gesichtsausdruck wechselte die Farbe von blass zu zornesrot, seine Augen verengten sich zu Schlitzen und seine Lippen waren nur noch ein zusammen gepresster Strich.

„Sie sind...", zischte Snape gefährlich leise.

Instinktiv sprang Dianea zwei Schritte rückwärts, aus Angst, Prof. Snape ging ihr an die Kehle.

Dieser ging langsam auf Dianea zu, einen undurchdringlichen Blick starr auf sie gerichtet, sodass die junge Frau versuchte, Abstand zwischen sich und Severus Snape zu halten. Sie stolperte rückwärts, als es plötzlich nicht mehr weiter ging. Sie hatte sich selbst in eine Falle manövriert.

Sie stand genau in der Ecke der Abzweigung und Snape kam ihr gefährlich nahe. In einer Hand hielt er seinen Zauberstab und leuchtete Dianea damit mitten ins Gesicht. Geblendet sah sie kurze Zeit nur kleine Lichtblitze vor sich, doch als Prof. Snape den Stab sinken ließ, erkannte Dianea panisch, dass der Tränkelehrer keine zwei Zentimeter entfernt vor ihr stand, die freie Hand genau neben ihrem Kopf an der Wand abgestützt.

Sein Gesicht war beängstigend nahe und ihr Blick tauchte tief in seine tunnelschwarzen Augen. Sie atmete seinen herb würzigen Geruch ein und spürte einen leichten Schwindel.

Wie aus weiter Ferne hörte sie seine dunkle Stimme:

„Sie sind ein ziemlich vorlautes Ding."

Und soweit dieses noch möglich war, trat Severus Snape noch näher an Dianea heran. Sie spürte seinen Körper an ihrem und sein Atem streifte ihr Gesicht.

Noch immer hielten seine schwarzen Augen sie fest, sein schulterlanges schwarzglänzendes Haar kitzelte sanft ihre Wange und seine Lippen berührten fast ihren Mund.

Wie ein Hauch, rauh und heiser, klangen seine nächsten Worte:

„Sie spielen mit dem Feuer, Miss Baxter."