Autoren: Kathi, Colleen, Lasalas, Quesa, Vilyana und Linaya.
Rating: PG
Disclaimer: Hm, alles was euch irgendwie aus dem Herrn der Ringe, dem
Simarillion oder dem Hobbit bekannt vorkommt, gehört Tolkien und wir
schreiben das selbstverständlich aus Spaß ujnd nicht um geld damit zu
machen. .
Anmerkungen: Also, das ist die PWG der hdrfanfic-mailingliste. Erst mal
noch vielen Dank an Drachenfee, unsere fleißige Betaleserin...
Dann muss ich noch sagen, dass wir uns jeden eine Figur ausgesucht haben,
aus deren Sicht wir schreiben. Wir schreiben unsere Namen immer oben dran.
Hm, was noch... grübel
Ach ja, wir freuen uns wahnsinnig über alles feedback. Ich schicke es dann
natürlich an die anderen Autorinnen weiter...
Ansonsten, viel Spaß beim lesen. =)
Eldarions geheimnis
1. Kapitel (von Kathi)
„Míriel? Míriel, wo steckst du?" Ich stöhnte auf. Kaum hatte ich diesen schönen Platz unter einem blühenden Kirschbaum gefunden, um endlich meinen Roman weiterzulesen, da verlangte schon wieder jemand nach mir. Es war Liane, eine Magd aus der Küche, die mir eine gute Freundin geworden war. „Was ist denn, Liane? Hat die Köchin schon wieder Schwierigkeiten bei der Zubereitung einer elbischen Süßigkeit?", fragte ich leicht mürrisch.
Ich seufzte leise. Es war manchmal schon anstrengend, die einzige Elbin an einem Hof der Menschen zu sein, sei er auch noch so prächtig wie der König Elessars.
Liane musste leise lachen, als sie sich daran erinnerte, wie die beleibte Köchin beinahe dem Wahnsinn verfallen wäre, nur weil Frau Arwen ihrem Gemahl, dem König, von einer elbischen Süßigkeit, die mit dem Nektar der Elanor von den Hügeln Loriens zubereitet wird, vorgeschwärmt hatte und König Elessar diese unbedingt hatte kosten wollen. Ich hatte schließlich Erbarmen mit der Köchin gehabt, die von dem Rezept nur gewusst hatte, dass man den Nektar dieser inzwischen seltenen und schwer zu beschaffenden Pflanze brauchte und ihr verraten, dass man auch den Nektar von Kirschenblüten nehmen kann.
„Nein, nein, die Herrin verlangt nach dir. Den Grund nannte man mir nicht. Ich weiß nur, dass du sofort in ihr Gemach kommen sollst." „Na dann."Ich warf einen letzten sehnsuchtsvollen Blick auf den Roman und eilte Liane hinterher.
Einige Augenblicke später stand ich vor der kunstvoll geschnitzten Tür, die zu Lady Arwens Gemächern führte. Ich richtete schnell mein blondes Haar, das ich offen über den Schultern trug und zupfte mein einfaches hellblaues Kleid zurecht, das mich als eine Kammerdienerin der Königin auswies. Ich klopfte leise an.
Es kam keine Antwort. Ich klopfte wieder, diesmal kräftiger, doch wieder ertönte keine Antwort von innen. Seltsam. Hiril Arwen hatte eigentlich ein gutes Gehör. Als mich nach dem dritten Klopfen immer noch niemand hereingerufen hatte, trat ich einfach ein. Dafür konnte sie mich bestrafen und wahrscheinlich würde es mich meine Stellung als persönliche Dienerin der Königin, die mit einem höheren Lohn als der der einfachen Mägde vergütet wurde kosten, doch ich wusste mir nicht anders zu helfen.
Außer der hohen Herrin persönlich war niemand im Raum. Sie saß auf einem einfachen Stuhl am Fenster und schien in Gedanken versunken. „Herrin...?" Sie blickte auf. „Ah, Míriel! Ich habe dich erwartet!" „Ihr habt auf mein Klopfen nicht geantwortet, Herrin, also..." „Du musst mich nicht so nennen. Du bist mehr als eine einfache Dienerin, das weißt du." „Was bin ich dann?" „Eine Freundin. Einige der wenigen. Ich habe dich rufen lassen, weil ich dir eine Frage stellen will, die mich jedes Mal beschäftigt, wenn ich dein Gesicht sehe oder auch nur deinen Namen höre." „So stellt sie mir und ich werde nach bestem Vermögen antworten." Ich wusste, was sie fragen wollte. Es war eine Frage, bei der ich nicht wusste, ob ich sie mir selbst beantworten konnte.
Hiril Arwen erhob sich und blickte mir prüfend ins Gesicht. „Warum, Míriel, warum? Warum bist du aus deiner Heimat, dem Düsterwald, fortgegangen und hast deinen Brüdern und Schwestern, deinen Freunden und Verwandten, ja deinem ganzen Volk entsagt? Das ist die Frage, die ich dir stellen will. Nicht als deine Herrin, sondern als Freundin."
Ich schaute sie unsicher an. Sie sah aus wie eine Elbin, doch begann man ihr das fortschreitende Alter anzusehen. Ihr langes Haar war immer noch schwarz wie die Nacht und ihre Augen strahlten das warme Licht des Abendsterns aus, doch feine Runzeln durchzogen ihr Gesicht. Und doch war sie noch immer von atemberaubender Schönheit und Reinheit. Der Abendstern ihres Volkes, dem auch sie entsagt hatte.
„Ich wusste, Ihr würdet mir diese Frage eines Tages stellen und nun ist dieser Tag gekommen. Doch darauf eine Antwort zu finden ist schwer. Vielleicht war es der Drang nach etwas Neuem nachdem mein Vater starb. Vielleicht konnte ich auch das Leid meiner Mutter nicht mehr mit ansehen. Vielleicht konnte ich es nicht mehr ertragen, unter all diesen vollkommenen Wesen zu leben, ständig in der Angst, schlechter zu sein als sie. Ich weiß es nicht. Doch etwas zog mich fort aus dem Düsterwald und ich folgte diesem Ruf."
„Erinnerst du dich an Éowyn, die einst die Schildmaid Rohans war und sich später eines besseren besann und Herrn Faramir von Ithilien heiratete? Sie starb vor knapp einem Jahr in hohem Alter. Du bis wie sie einst war. Ruhelos. Vielleicht wird dich eines Tages auch dieser Ort nicht mehr halten können."
Ich schluckte schwer und sie lächelte schwach. „Doch eines Tages wirst auch du Ruhe finden, das verspreche ich dir." Dann wurde sie wieder ernster und das leise Lächeln, das ihre Lippen umspielt hatte, erstarb. „Meine Zeit und die des Königs Elessar neigt sich dem Ende zu. Einige Monate sind uns noch in dieser Welt vergönnt, bevor wir endgültig Abschied nehmen werden. Eldarion, unser Sohn, wird des Königs Platz einnehmen, er ist alt genug. Doch da ist etwas an ihm, das mich beunruhigt. Eine Art innere Unruhe. Wie ein Teil, das nicht in das Gefüge passt. Ich habe es Aragorn nicht gesagt. Er ist ein hoher unter den Menschen und doch würde er es nicht verstehen." „Ich... ich verstehe es", flüsterte ich beinahe. Frau Arwen lächelte. „Das habe ich erwartet. Eldarion scheint schwach. Ich sehe es in seinen Augen und höre es in seiner Stimme. Ich befürchte, er wird die Verantwortung eines Herrschers nicht tragen können. Ich lese in deinem Herzen, dass du bald weiterziehen wirst. Spätestens wenn Aragorn und ich nicht mehr an diesem Ort weilen, wirst du gehen. Du bist stark. Es war kein Zufall, dass du hierher kamst. Vielleicht kannst du den falschen Teil im Gefüge auf deiner Reise finden."
„Auch ich spüre, dass etwas nicht stimmt. Vielleicht ist er nicht der, der er zu sein scheint." Ich war selbst schockiert über diesen Gedanken. Wie konnte ich so etwas bei einem Mitglied der königlichen Familie vermuten? Arwen würde mich sicherlich bestrafen.
Doch sie blickte mich nur weiter aufmerksam an. „Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Es bleibt mir verborgen. Vielleicht wirst du das Geheimnis, das meinen Sohn umgibt lüften, vielleicht auch nicht."
„Sobald der nächste Morgen graut, werde ich gehen. Ich werde nicht eher ruhen, bis ich dieses dunkle Rätsel gelüftet habe. Das verspreche ich. Mein Pferd ist frisch und ausgeruht. Ich ziehe nach Süden. Unerforscht sind die südlichen Lande und etwas sagt mir, dass ich dort eine Lösung finden kann."
„So sei es. Lass dir von Liane Verpflegung, Reisekleidung und eine Karte geben. Erzähle niemandem ein Wort von diesem Auftrag, wenn man deine Reise überhaupt so nennen kann. Es könnte als Hochverrat gegen den Thronfolger ausgelegt werden. Ich werde dich vermissen. Es tat gut, dich hier zu haben, eine einzige Elbin unter all den Menschen. Möge der Abendstern dir auf allen deinen Wegen leuchten und mögen die Valar dich behüten. Folge dem Ruf deines Herzens. Cuio vae, Míriel!" „Cuio vae!" Damit wandte ich mich um und ging.
Unbewusst und in Gedanken versunken lenkte ich meine Schritte in den großzügigen Stall von Minas Tirith. Nicht viele Pferde standen hier. Vor meiner honigfarbenen Stute Nailan blieb ich stehen. Sie rieb ihren schönen Kopf an meinem Kleid.
„Morgen, meine Schöne, morgen reisen wir wieder." Ich seufzte und ließ mich ins weiche Stroh fallen. „Was für eine Aufgabe habe ich da nur angenommen? Hier hatten wir es gut und waren sicher und nun bin ich im Begriff, allein in die Welt hinaus zu reisen mit einer Aufgabe, die ich kaum zu bewältigen vermag. Eine Suche, Nailan, eine Suche. Und ich weiß nicht einmal, wo ich beginnen oder was genau ich suchen soll. Ich kann nicht einfach den ersten Bauern, den ich treffe ansprechen und fragen: ‚Könnt Ihr mir vielleicht sagen, wieso die Königin Arwen glaubt, an ihrem Sohn Eldarion, der wohl bald sein Amt als neuer König über Gondor und Anor antreten wird, stimme etwas nicht?' Na, was bleibt uns anderes übrig? Reiten wir in den Süden und wenn die Valar uns beistehen, finden wir vielleicht auch eine Antwort."
Damit wandte ich mich ab und ging zum Palast zurück, um meine Abreise vorzubereiten.
Die ersten Sonnenstrahlen des neu anbrechenden Tages tauchten den weißen Turm in ein warmes Licht, als ich mich auf Nailans Rücken schwang und mich von Liane und meinen wenigen anderen Freunden am Hof verabschiedete. Keiner verstand, warum ich plötzlich wieder ging, nachdem ich sieben Jahre hier gelebt hatte. Damals, als ich mit Nailan hier angekommen war, war ich kaum mehr als ein Kind gewesen. Ich winkte ihnen allen noch einmal zu, dann ritt ich durch das große Tor, durch welches man vom ersten Mauerring auf die weite, flache Ebene des Pelennor gelangte. Ich sagte leise: „Noro lim, Nailan, noro lim!"und die Stute fiel in einen schnellen Galopp. Ich hatte vor, mich zuerst nach Osten zu wenden und dann den Anduin entlang nach Süden zu reiten.
Ich blickte nicht zurück, als mich Nailan der rasch aufsteigenden Sonne entgegen trug.
Eldarions geheimnis
1. Kapitel (von Kathi)
„Míriel? Míriel, wo steckst du?" Ich stöhnte auf. Kaum hatte ich diesen schönen Platz unter einem blühenden Kirschbaum gefunden, um endlich meinen Roman weiterzulesen, da verlangte schon wieder jemand nach mir. Es war Liane, eine Magd aus der Küche, die mir eine gute Freundin geworden war. „Was ist denn, Liane? Hat die Köchin schon wieder Schwierigkeiten bei der Zubereitung einer elbischen Süßigkeit?", fragte ich leicht mürrisch.
Ich seufzte leise. Es war manchmal schon anstrengend, die einzige Elbin an einem Hof der Menschen zu sein, sei er auch noch so prächtig wie der König Elessars.
Liane musste leise lachen, als sie sich daran erinnerte, wie die beleibte Köchin beinahe dem Wahnsinn verfallen wäre, nur weil Frau Arwen ihrem Gemahl, dem König, von einer elbischen Süßigkeit, die mit dem Nektar der Elanor von den Hügeln Loriens zubereitet wird, vorgeschwärmt hatte und König Elessar diese unbedingt hatte kosten wollen. Ich hatte schließlich Erbarmen mit der Köchin gehabt, die von dem Rezept nur gewusst hatte, dass man den Nektar dieser inzwischen seltenen und schwer zu beschaffenden Pflanze brauchte und ihr verraten, dass man auch den Nektar von Kirschenblüten nehmen kann.
„Nein, nein, die Herrin verlangt nach dir. Den Grund nannte man mir nicht. Ich weiß nur, dass du sofort in ihr Gemach kommen sollst." „Na dann."Ich warf einen letzten sehnsuchtsvollen Blick auf den Roman und eilte Liane hinterher.
Einige Augenblicke später stand ich vor der kunstvoll geschnitzten Tür, die zu Lady Arwens Gemächern führte. Ich richtete schnell mein blondes Haar, das ich offen über den Schultern trug und zupfte mein einfaches hellblaues Kleid zurecht, das mich als eine Kammerdienerin der Königin auswies. Ich klopfte leise an.
Es kam keine Antwort. Ich klopfte wieder, diesmal kräftiger, doch wieder ertönte keine Antwort von innen. Seltsam. Hiril Arwen hatte eigentlich ein gutes Gehör. Als mich nach dem dritten Klopfen immer noch niemand hereingerufen hatte, trat ich einfach ein. Dafür konnte sie mich bestrafen und wahrscheinlich würde es mich meine Stellung als persönliche Dienerin der Königin, die mit einem höheren Lohn als der der einfachen Mägde vergütet wurde kosten, doch ich wusste mir nicht anders zu helfen.
Außer der hohen Herrin persönlich war niemand im Raum. Sie saß auf einem einfachen Stuhl am Fenster und schien in Gedanken versunken. „Herrin...?" Sie blickte auf. „Ah, Míriel! Ich habe dich erwartet!" „Ihr habt auf mein Klopfen nicht geantwortet, Herrin, also..." „Du musst mich nicht so nennen. Du bist mehr als eine einfache Dienerin, das weißt du." „Was bin ich dann?" „Eine Freundin. Einige der wenigen. Ich habe dich rufen lassen, weil ich dir eine Frage stellen will, die mich jedes Mal beschäftigt, wenn ich dein Gesicht sehe oder auch nur deinen Namen höre." „So stellt sie mir und ich werde nach bestem Vermögen antworten." Ich wusste, was sie fragen wollte. Es war eine Frage, bei der ich nicht wusste, ob ich sie mir selbst beantworten konnte.
Hiril Arwen erhob sich und blickte mir prüfend ins Gesicht. „Warum, Míriel, warum? Warum bist du aus deiner Heimat, dem Düsterwald, fortgegangen und hast deinen Brüdern und Schwestern, deinen Freunden und Verwandten, ja deinem ganzen Volk entsagt? Das ist die Frage, die ich dir stellen will. Nicht als deine Herrin, sondern als Freundin."
Ich schaute sie unsicher an. Sie sah aus wie eine Elbin, doch begann man ihr das fortschreitende Alter anzusehen. Ihr langes Haar war immer noch schwarz wie die Nacht und ihre Augen strahlten das warme Licht des Abendsterns aus, doch feine Runzeln durchzogen ihr Gesicht. Und doch war sie noch immer von atemberaubender Schönheit und Reinheit. Der Abendstern ihres Volkes, dem auch sie entsagt hatte.
„Ich wusste, Ihr würdet mir diese Frage eines Tages stellen und nun ist dieser Tag gekommen. Doch darauf eine Antwort zu finden ist schwer. Vielleicht war es der Drang nach etwas Neuem nachdem mein Vater starb. Vielleicht konnte ich auch das Leid meiner Mutter nicht mehr mit ansehen. Vielleicht konnte ich es nicht mehr ertragen, unter all diesen vollkommenen Wesen zu leben, ständig in der Angst, schlechter zu sein als sie. Ich weiß es nicht. Doch etwas zog mich fort aus dem Düsterwald und ich folgte diesem Ruf."
„Erinnerst du dich an Éowyn, die einst die Schildmaid Rohans war und sich später eines besseren besann und Herrn Faramir von Ithilien heiratete? Sie starb vor knapp einem Jahr in hohem Alter. Du bis wie sie einst war. Ruhelos. Vielleicht wird dich eines Tages auch dieser Ort nicht mehr halten können."
Ich schluckte schwer und sie lächelte schwach. „Doch eines Tages wirst auch du Ruhe finden, das verspreche ich dir." Dann wurde sie wieder ernster und das leise Lächeln, das ihre Lippen umspielt hatte, erstarb. „Meine Zeit und die des Königs Elessar neigt sich dem Ende zu. Einige Monate sind uns noch in dieser Welt vergönnt, bevor wir endgültig Abschied nehmen werden. Eldarion, unser Sohn, wird des Königs Platz einnehmen, er ist alt genug. Doch da ist etwas an ihm, das mich beunruhigt. Eine Art innere Unruhe. Wie ein Teil, das nicht in das Gefüge passt. Ich habe es Aragorn nicht gesagt. Er ist ein hoher unter den Menschen und doch würde er es nicht verstehen." „Ich... ich verstehe es", flüsterte ich beinahe. Frau Arwen lächelte. „Das habe ich erwartet. Eldarion scheint schwach. Ich sehe es in seinen Augen und höre es in seiner Stimme. Ich befürchte, er wird die Verantwortung eines Herrschers nicht tragen können. Ich lese in deinem Herzen, dass du bald weiterziehen wirst. Spätestens wenn Aragorn und ich nicht mehr an diesem Ort weilen, wirst du gehen. Du bist stark. Es war kein Zufall, dass du hierher kamst. Vielleicht kannst du den falschen Teil im Gefüge auf deiner Reise finden."
„Auch ich spüre, dass etwas nicht stimmt. Vielleicht ist er nicht der, der er zu sein scheint." Ich war selbst schockiert über diesen Gedanken. Wie konnte ich so etwas bei einem Mitglied der königlichen Familie vermuten? Arwen würde mich sicherlich bestrafen.
Doch sie blickte mich nur weiter aufmerksam an. „Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Es bleibt mir verborgen. Vielleicht wirst du das Geheimnis, das meinen Sohn umgibt lüften, vielleicht auch nicht."
„Sobald der nächste Morgen graut, werde ich gehen. Ich werde nicht eher ruhen, bis ich dieses dunkle Rätsel gelüftet habe. Das verspreche ich. Mein Pferd ist frisch und ausgeruht. Ich ziehe nach Süden. Unerforscht sind die südlichen Lande und etwas sagt mir, dass ich dort eine Lösung finden kann."
„So sei es. Lass dir von Liane Verpflegung, Reisekleidung und eine Karte geben. Erzähle niemandem ein Wort von diesem Auftrag, wenn man deine Reise überhaupt so nennen kann. Es könnte als Hochverrat gegen den Thronfolger ausgelegt werden. Ich werde dich vermissen. Es tat gut, dich hier zu haben, eine einzige Elbin unter all den Menschen. Möge der Abendstern dir auf allen deinen Wegen leuchten und mögen die Valar dich behüten. Folge dem Ruf deines Herzens. Cuio vae, Míriel!" „Cuio vae!" Damit wandte ich mich um und ging.
Unbewusst und in Gedanken versunken lenkte ich meine Schritte in den großzügigen Stall von Minas Tirith. Nicht viele Pferde standen hier. Vor meiner honigfarbenen Stute Nailan blieb ich stehen. Sie rieb ihren schönen Kopf an meinem Kleid.
„Morgen, meine Schöne, morgen reisen wir wieder." Ich seufzte und ließ mich ins weiche Stroh fallen. „Was für eine Aufgabe habe ich da nur angenommen? Hier hatten wir es gut und waren sicher und nun bin ich im Begriff, allein in die Welt hinaus zu reisen mit einer Aufgabe, die ich kaum zu bewältigen vermag. Eine Suche, Nailan, eine Suche. Und ich weiß nicht einmal, wo ich beginnen oder was genau ich suchen soll. Ich kann nicht einfach den ersten Bauern, den ich treffe ansprechen und fragen: ‚Könnt Ihr mir vielleicht sagen, wieso die Königin Arwen glaubt, an ihrem Sohn Eldarion, der wohl bald sein Amt als neuer König über Gondor und Anor antreten wird, stimme etwas nicht?' Na, was bleibt uns anderes übrig? Reiten wir in den Süden und wenn die Valar uns beistehen, finden wir vielleicht auch eine Antwort."
Damit wandte ich mich ab und ging zum Palast zurück, um meine Abreise vorzubereiten.
Die ersten Sonnenstrahlen des neu anbrechenden Tages tauchten den weißen Turm in ein warmes Licht, als ich mich auf Nailans Rücken schwang und mich von Liane und meinen wenigen anderen Freunden am Hof verabschiedete. Keiner verstand, warum ich plötzlich wieder ging, nachdem ich sieben Jahre hier gelebt hatte. Damals, als ich mit Nailan hier angekommen war, war ich kaum mehr als ein Kind gewesen. Ich winkte ihnen allen noch einmal zu, dann ritt ich durch das große Tor, durch welches man vom ersten Mauerring auf die weite, flache Ebene des Pelennor gelangte. Ich sagte leise: „Noro lim, Nailan, noro lim!"und die Stute fiel in einen schnellen Galopp. Ich hatte vor, mich zuerst nach Osten zu wenden und dann den Anduin entlang nach Süden zu reiten.
Ich blickte nicht zurück, als mich Nailan der rasch aufsteigenden Sonne entgegen trug.
