A/N: Die Story war schon einmal in Joelis Account hier veröffentlicht. Wir haben etwas "handlichere" Stücke daraus gemacht, sprich: in kürzere Kapitel unterteilt. Sie ist recht bald nach der "Begegnung in Hogsmeade" angesiedelt.
Zur besseren Orientierung - die Biker treffen sich im November von Harrys fünftem Schuljahr (OotP).
Pairing: SB/GG (OC)
Disclaimer: Für dieses und alle anderen Kapitel gilt: Das Potterversum gehört uns nicht, wir machen kein Geld damit!
Georgia Gone, Daniel Lewin und Asteria Tonks dagegen sind unsere Erfindungen ;-)
Biker unter sich
1. Suche nach einem Freund
Ich habe mir in den Kopf gesetzt, den Menschen kennenzulernen, der Severus' Leben und Gefühlswelt so nachhaltig bereichert. Aus verschiedenen Andeutungen habe ich mir zusammengereimt, dass dieser Typ in London lebt. Gut, London ist groß und es dürfte gar nicht so einfach werden, jemanden aufzutreiben, der sich dort versteckt hält. Ich habe hin- und herüberlegt, ob ich Snape fragen soll. Nein, besser nicht! Er braucht nicht zu wissen, dass meine Neugier meiner Zuneigung in nichts nachsteht.
Ein bisschen meiner Zuneigung gilt auch seinem Freund. Wenn der vollenden konnte, was ich angefangen habe, muss er schwer in Ordnung sein. Ich will ihn sehen und mit ihm sprechen.
Eigentlich versuche ich mich zu beherrschen, aber einen Abend bin ich Severus gefolgt, als er das Schloss verließ, und konnte gerade noch das Bild in seinem Kopf erhaschen, von dem Ort, zu dem er apparieren wollte.
Seitdem nutze ich jeden freien Nachmittag, um London zu durchstreifen. Zu Fuß geht es mir zu langsam, im Auto bin ich zu sehr von der Außenwelt abgeschlossen, ich brauche den Wind um die Nase, um ihn wahrnehmen zu können. Also habe ich mich entschlossen, ein Motorrad zu kaufen und gegen ein kleines Entgelt in einem Nebenraum der Werkstatt unterzustellen. Es ist allemal wendiger als ein Auto und im Zweifelsfall kann ich mal schnell auf einem Bürgersteig Halt machen und mich genauer umsehen, oder vielmehr spüren.
Einen Stadtteil nach dem anderen habe ich systematisch abgesucht, bisher ohne Erfolg. An manchen Ecken habe ich verstärkt magische Aktivität aufspüren können, aber niemals war seine Aura dabei.
Habe gerade meine Stiefel angezogen, doch bevor ich den Nierengurt anlege, will ich noch einen Blick auf die Karte werfen, welcher Bezirk heute dran ist und wo ich dort Plätze finden kann, die vielleicht so aussehen, wie in der Erinnerung. Alles klar, jetzt weiß ich Bescheid. Jacke anziehen und Handschuhe, Helm aufsetzen und los geht's.
Der erste Platz war wieder einmal nichts, aber das Viertel sieht vielversprechend aus: Alte, heruntergekommene, ehemals herrschaftliche Häuser, das muss einmal eine bessere Gegend gewesen sein. Es erfasst mich eine innere Unruhe, vielleicht schaffe ich es heute.
Ich ordne mich wieder in den Verkehr ein und bin tatsächlich auf direktem Weg zu meinem nächsten Ziel. Zweimal umrunde ich den Platz im Kreisverkehr. Meine Aufregung wächst, aber es hilft nichts, ich muss absteigen und mir alles mit mehr Ruhe ansehen. Es kommt mir hier bekannt vor, aber irgendetwas scheint zu fehlen. Jedenfalls bin ich hier richtig, das fühle ich. So langsam bekomme ich Herzklopfen, das Ganze kommt schließlich einem Überfall gleich. Wie wird er wohl reagieren?
In aller Ruhe betrachte ich mir die Häuser. Etwas irritiert mich. Fange noch mal von vorne an. Wo ist die Nr. 12? Just in dem Moment erscheint ein verwitterter Eingang zwischen den angrenzenden Gebäuden. Das muss es sein!
Schnell steige ich die wenigen Stufen hinauf und ziehe an der Glocke. Während ich warte, setze ich den Helm ab und klemme ihn wie gewohnt unter den linken Arm. Von drinnen vernehme ich Schritte und urplötzlich hebt ein fürchterliches Geschrei an. Was geht denn hier ab?
Hogsmeade ist schon wieder Wochen her, ich sehne mich verzweifelt nach ein bisschen frischer Luft und Sonne. Ich würde auch Regen in Kauf nehmen, ganz egal, nur raus hier und frei sein. Wieder spüren, dass ich noch lebe, nicht schon heimlich gestorben bin und nur mein Geist noch durch diese öden Hallen wandelt.
Natürlich, Leute kommen zu Besuch, Remus ist jetzt oft da, er spürt selbst, dass ich langsam verrückt werde, wenn ich ständig allein hier bin. Severus ist lange nicht mehr hier gewesen, oder wenn, dann nur kurz. Zu kurz, um wirklich etwas von einander zu haben. Er hat viel zu tun, Dumbledore und der Dunkle Lord beschäftigen ihn in seiner Freizeit, wenn er nicht gerade Hausaufgaben kontrolliert, Strafarbeiten überwacht oder Wolfsbann kocht.
Dumbledore meint, es wäre sicherer, dass Remus ihn auch weiterhin nimmt. Ich finde das idiotisch, er braucht das nicht mehr, er hat doch jetzt mich. Überhaupt geht Dumbledore mir mächtig auf den Geist in letzter Zeit. Er will nicht, dass ich das Haus verlasse, auf gar keinen Fall. War natürlich Pech, dass Malfoy mich auf dem Bahnhof gesehen und sich seinen Teil gedacht hat. Die Todesser wissen jetzt von meiner Hundetarnung. Trotzdem - ich könnte mich gut genug tarnen, ich bin schließlich Fachmann auf dem Gebiet. Aber nein, ich soll ja drinnen bleiben und langsam aber sicher den Verstand verlieren.
Heute ist es wieder mal absolut öde, rein gar nichts los. Ich hänge in der Bibliothek herum und überlege, womit ich die Zeit wohl totschlagen könnte, als es unverhofft an der Tür klingelt. Wer kann das denn sein? Ich erwarte keinen Besuch vor morgen Abend. Aber es muss ja eigentlich jemand vom Orden sein, niemand sonst kommt bis zur Tür durch die Sicherheitszauber. Ich schaue aus dem Fenster und sehe eine schwere Maschine auf dem Bürgersteig stehen, direkt unter mir eine Gestalt, kurze Haare, breites Kreuz, schwarzes Leder und einen Helm unter dem Arm.
Das gibt's doch gar nicht! Hat Dumbledore sie in den Orden aufgenommen und mir nichts davon gesagt? Mama fängt wie üblich an zu schreien, das tut sie immer, wenn die Türglocke sie aus dem Schlaf reißt. Na bravo. Es kostet mich einige Mühe, sie wieder zum Schweigen zu bringen, bevor ich zur Tür gehe und die Riegel und Schlösser nacheinander öffne. Es ist ein zeitraubender, idiotischer Prozess und außer Dung kommt kaum jemand tagsüber auf diesem Weg. Als ich schließlich damit fertig bin und die Tür öffne, grinst sie mich selbstbewusst an und ich weiß im ersten Moment nicht, was ich sagen soll. Dieses spitzbübische Lächeln ist absolut ansteckend, ich grinse zurück und bitte sie herein.
Ich wundere mich, weshalb das Öffnen der Tür so lange dauert. Aber klar doch, hier scheint jemand mehr als nur vorsichtig zu sein. Ich frage mich nur, wofür der ganze Aufwand gut sein soll. Na, wenn er meint, andere Leute haben auch ihre Macken. Die Tür geht auf und seine Ausstrahlung schlägt mir entgegen, wie eine Wolke wohlduftenden Parfums.
Wow, das ist ein Anblick. Er grinst mich an und macht eine einladende Handbewegung. Ich versuche höflich zu sein: "Hallo ... du ..." 'Hund' kann ich gerade noch verschlucken, das wäre nun wirklich nicht angemessen. Erst als ich direkt vor ihm stehe, kann ich seine Gesichtszüge richtig erkennen. Das ... ich habe dieses Gesicht schon einmal gesehen ... auf Fahndungsfotos. Jetzt verschlägt es mir wirklich die Sprache. Severus und ein Schwerverbrecher? Unmöglich, doppelt unmöglich, darauf würde sich der Tränkemeister niemals einlassen, auf gar keinen Fall, außerdem passt das überhaupt nicht mit dem zusammen, was ich empfinde.
"Bist du ... nicht der, den sie suchen?", stottere ich mir einen zurecht, ich glaub, ich werde sogar rot dabei, wie peinlich.
„Hat Dumbledore dir nicht gesagt, wer ich bin?", frage ich nun doch ein wenig verwundert. Wie kann er sie herschicken, ohne ihr vorher zu sagen, was bzw. wen sie hier zu erwarten hat. Ich meine, ist er noch zu retten? Sie könnte panisch werden, mich angreifen … Ihre zarte Rosatönung und ihr verlegenes Gesicht machen sie ungemein sympathisch, sie wirkt jetzt weniger selbstbewusst und überlegen, mehr wie ein junges unerfahrenes Mädchen bei ihrem ersten Date.
"Dumbledore? Dumbledore weiß, dass du hier bist?" ... und schlägt keinen Alarm? Ich verstehe langsam gar nichts mehr. Aber wenn der dieses Versteckspiel toleriert, muss irgendwo ein Riesenirrtum vorliegen. Ich weiß, dass ich mich auf mein Bauchgefühl verlassen kann und das sagt mir, dieser Mensch ist voll in Ordnung.
"Jetzt mal ganz langsam. Darf ich mich erst einmal vorstellen, meine Name ist Georgia Gone, so steht es jedenfalls in meinen Papieren."
Ich halte ihm die Hand hin, etwas förmlich, aber was soll's.
Da geht das Gezeter wieder los.
Moment mal. Hier stimmt was nicht. Sie fragt mich, ob Dumbledore wüsste, dass ich hier bin? Ja, wo soll ich denn sonst sein, nachdem er mir strikt verboten hat, das Haus zu verlassen? Langsam bekomme ich das Gefühl, dass hier irgendetwas ganz gewaltig stinkt. Wie zum Geier hat sie das Haus gefunden, wenn er ihr die Adresse nicht gegeben und sie eingeladen hat?
Okay, mal langsam. Wenn sie ein Feind wäre, wüsste sie, wen sie besucht, oder nicht? Also ist sie … auf eigene Faust hier? Sie hat meine Hundetarnung durchschaut und wusste, dass ich zu Severus gehöre. Aber er kann sie nicht geschickt haben, denn der Zauber verhindert, dass ein anderer als Dumbledore das Geheimnis des Hauses preisgeben kann.
Jetzt stellt sie sich förmlich vor. Aber gleich mit Abstrichen. Wieso der Hinweis auf ihre Papiere? Ihr Name ist also nicht Georgia Gone. Den hat sie sich selbst gegeben. Okay, die Sache scheint spannend zu werden. Mama findet das auch. Sie schreit was zusammen, dass es mir sofort die Schamesröte ins Gesicht treibt. Ich weiß nicht, woher sie all diese Schimpfwörter nimmt. Anscheinend verbringt sie jede Minute, in der sie wach ist, damit, sich neue auszudenken.
Die selbsternannte Georgia wird blass, als sie hört, mit welchen Wörtern meine Mutter meine (und auch ihre) Anwesenheit quittiert. Sie hebt die Hand und streicht einmal durch die Luft. Mama verstummt. Ich schaue sie fassungslos an. Wie hat sie das gemacht?
„Danke. Ich bin Sirius Black - der, den sie suchen, jawohl. Und Sie sind offensichtlich nicht von Dumbledore geschickt worden. Freut mich trotzdem, Sie kennenzulernen", sage ich und reiche ihr die Hand. Da ist es wieder, dieses Kribbeln, nicht ganz so intensiv wie beim Ablecken ihrer Finger, aber nicht minder interessant. Ich betrachte sie eingehend, sehe, wie ihre Lippen zucken.
Es ist wie immer düster in der Halle, aber sie legt die verdammte Brille nicht ab. Tut sie nie, hat Severus gesagt. Sie mag ihre Gründe haben, anscheinend ist sie auf ihr Augenlicht auch nicht so sehr angewiesen wie andere Leute. Sie scheint andere Sinne zu haben, mit denen sie ihre Umwelt wahrnimmt.
Ich bin neugierig, was sie eigentlich will, wie sie mich gefunden hat, wie sie bis an mein Haus gekommen ist ohne Einladung.
„Würden Sie mich in die Küche begleiten und einen Tee mit mir trinken?", frage ich und versprühe ein bisschen Charme, damit sie nicht doch noch ausreißt, nachdem sie weiß, wer ich bin.
Was dieses Portrait vom Stapel lässt, gefällt mir überhaupt nicht. Ich überlege, ob ich ihr meinen Blick androhen soll, wenn sie sich nicht beherrschen lernt? Dieses Angebot will ich ihr dann doch lieber unter vier Augen unterbreiten. Einstweilen möchte ich meine Ruhe haben, dem Ausdruck meines Gegenübers nach zu urteilen, hat er auch nichts dagegen. Sein Händedruck gefällt mir, genau richtig, bestimmt und ausdrucksstark, nicht wie ein toter Fisch und auch nicht so, dass einem die Knöchel krachen.
"Ja gerne doch", antworte ich fröhlich, ich kann nachvollziehen, wenn Gespräche jedweder Art nicht hier geführt werden sollten und lasse mich in die Küche geleiten. Als erstes suche ich einen Abstellplatz für den Helm und ziehe die Jacke aus. Black hängt sie neben der Tür an einen Haken.
"Entschuldige bitte mein unangemeldetes Erscheinen. Seit unserem Zusammentreffen in Hogsmeade bin ich bemüht, dich wiederzufinden. Ich habe fast ganz London nach einer Spur von dir abgesucht."
Ihm fallen bald die Augen aus dem Kopf, ich kann mir ein freches Grinsen nicht verkneifen.
"Aber was bitte hat Dumbledore mit meinem Auftauchen zu tun? Irgendwas hat mir den starken Eindruck vermittelt, dass ihr eure Beziehungskiste sehr bedeckt haltet."
Wir sind noch lange nicht fertig ...
