Disclaimer: Gene Roddenberry, JJ Abrams und all die Anderen. Danke für Star Trek.

Pairing: Kirk/Spock, Spock/Uhura, Spock/OC. Slash? Vielleicht ein bisschen. Mal sehen, wie es wird.

Rating: Definitv M. Es geht um Schuld, Schmerz, Depression, Missbrauch und eine ganze Menge wirklich dunkler Themen.

Timeline: Nach „Star Trek: Into Darkness".

Sternendunkelheit

Kapitel 1 – Jim - Verluste

Regentropfen rannen lautlos über das Panoramafenster, glitten ineinander, beschleunigten ihre Bahnen und verschwanden aus seiner Sicht, als sie auf dem Betonboden der schmalen Terrasse aufschlugen. Hinter dem Durcheinander eines Sommerregens verschwamm der Blick auf die am Horizont gelegene Stadt und die das Haus umgebenden Bäume in einem wohltuenden Nichts.

„Welche Gefühle verbinden Sie mit Ihrem Tod, Mr. Kirk?"

Jim blinzelte, jäh aus seinen Betrachtungen gerissen, und warf der Frau ihm gegenüber einen Blick zu, der wohl einen weniger mutigen Menschen in die Flucht getrieben hätte. Zu seinem Unglück hatte er es nicht mit einem Menschen zu tun. Vulkanier. Er hasste Vulkanier.

Er spreizte die Hände in einer abwehrenden Geste und versuchte es mit einem gewinnenden Lächeln. Das weiche Kunstleder des nüchtern gestalteten Sessels, auf dem er saß, ächzte leise, als er sich zurück lehnte und den Blick über die lichtgraue Wand hinter seiner Gesprächspartnerin gleiten ließ. Eine Wand, die lediglich von einem Kunstwerk aus in sich verschlungenen Stahlelementen aus der absoluten Langweile gehoben wurde.

„Woah, langsam, Doc. Sollten wir nicht erstmal ein wenig Smalltalk machen, bevor Sie gewaltsam versuchen, mein Innerstes nach Außen zu stülpen?"

T'Nall neigte den dunklen Kopf mit den akkurat geschnittenen Haaren leicht zur Seite. In dieser Geste erinnerte ihn die Psychiaterin in verblüffendem Maße an seinen ersten Offizier, was die ganze Angelegenheit noch nervenaufreibender machte. Dabei war sie hier – nein, korrigierte er sich bitter, war er hier -, um sich mit seinen Nerven zu beschäftigen. Mit einer unerwartet fahrigen Hand strich er sich durch die störrischen blonden Haare, so als könne er den Kopfschmerz, der sich hinter seiner Stirn aufbaute, damit vertreiben.

„Ist es das, was Sie normalerweise versuchen, um aus einer unangenehmen Situation zu entkommen? Sich herausreden?" Die angenehme Stimme der Vulkanierin klang erstaunlich freundlich, wenngleich schonungslos.

Jim schluckte trocken. Die nüchteren Worte erinnerten ihn nur allzu schmerzhaft an die Vorwürfe, die ihm Admiral Pike gemacht hatte, als er ihn aus der Anklage wegen Verletzung der Ersten Direktive geholt hatte. Es war ihr letztes wirklich persönliches Treffen gewesen, bevor Khans Attentat auf die Führungsebene der Föderation in Blut und Tod geendet hatte.

Blut rann über die Lippen des Admirals, als er versuchte, noch etwas zu sagen. Ein Ausdruck von Überraschung und Bedauern lag auf seinem bleichen Gesicht, als er zu Jim Kirk hinauf starrte. So lange, bis sein Blick brach und ein letzter, rasselnder Atemzug seine zerfetzten Lungen verließ. Bis er starb. Jim spürte, wie ihm die Tränen über das Gesicht rannen, doch inmitten des Schmerzes, der in seiner Brust heran wogte, war es diese eine Erkenntnis, die ihn beinahe zerstörte. Sie war egoistisch, was sie nur noch giftiger und zerstörerischer machte.

Er hatte versagt. Er hatte den Mann, der am ehesten das gewesen war, was andere Menschen einen Vater nannten, enttäuscht. Und keine Gelegenheit gehabt, es wieder gutzumachen. Christopher Pike hatte an ihn geglaubt. An ihn, den Lügner. Aber wie anders konnte ein Versager der Wahrheit entkommen als mit Lügen?

„Hören Sie, alles, was ich von Ihnen will, ist, dass Sie mich komplett diensttauglich schreiben. Ich bin sicher, dass wir einen Kompromiss finden. Wenn Sie möchten, gebe ich gerne zu, dass ich emotional etwas mitgenommen bin. Aber das ist nichts, was mein Schiffsarzt nicht auch wieder hinbekommen kann."

Es kostete ihn erstaunlich viel Kraft, es einzugestehen, aber ein Teil in ihm war zufrieden mit diesem strategischen Vorstoß. Die Flucht nach vorne war der einzige Weg, um das Ziel zu erreichen. Das hatte ihm das Leben gezeigt, das ihn aus einem kleinen Kaff in Iowa an diesen Ort gebracht hatte.

Sein Ziel war sein Schiff. Die 'Enterprise' bot ihm die Möglichkeit zu beweisen, wer er war. Was er war. Nicht der Sohn von George Kirk, dem gefeierten und viel zu früh verschiedenen Helden der Föderation. Nicht der Frauenheld legendären Rufs, der durch Charme und Taktik alles bekam, war er wollte.

Einfach James T. Kirk. Wer auch immer das war.

T'Nall schlug ein Bein über das Andere und legte gemessenen Tempos die Fingerspitzen zusammen. Sie hatte schmale Hände, elegant und feingliedrig. Jim konnte nicht anderes, als sie anzusehen und wurde sich dann bewusst, dass er auf einen Trick hineingefallen war. Die Ärztin wollte, dass er ihren maßvollen Geste folgte und damit das Gespinst seiner Erinnerungen verließ. Er runzelte die Stirn, dann sickerte ein erschreckender Gedanke in seinen schmerzenden Kopf.

„Haben Sie gerade meine Gedanken gelesen?"

Er sprang auf, mit einer Kraft, von der er nicht wusste, dass er sie besaß. Nach drei Wochen im von Dr. Leonard McCoy eifersüchtig begluckten Krankenbett hatte er die vergangenen Tage damit verbracht, endlose Meetings hinter sich zu bringen, Berichte zu schreiben und an jeder verantwortlichen Stelle darauf zu drängen, dass sein Schiff so schnell wie möglich im Raumdock reisetauglich gemacht wurde. Die 'Enterprise' hatte beim Kampf mit Khan und Admiral Marcus Schlachtkreuzer ordentlich etwas abbekommen und es schien Jim Kirk so, als zögere man bei der Admiralität noch, sich ihrer anzunehmen. Vornehmlich schienen sich die Bestrebungen der hochrangigen Offiziere und Offiziellen darauf zu konzentrieren, die Wunden der Stadt und des Hauptquartier zu heilen. Was Jim natürlich verstehen konnte. Aber das, was er verstehen konnte, war nicht immer das, was er akzeptieren wollte.

Der Kopfschmerz verdichtete sich mit der ruckartigen Bewegung und er spürte, wie er schwankte. Ein Hauch von Dunkelheit umspielte sein Sichtfeld und dann schob die Ärztin ihn unerbittlich auf den Sessel zurück.

„Nein, Mr. Kirk. Das wäre ethisch nicht vertretbar."

Ein Glas mit Wasser erschien vor seinen Augen und er griff danach, gierig. So schnell, wie T'Nall aufgestanden war, saß sie ihm wieder gegenüber, das Gesicht ausdruckslos, die kantige Gestalt der Mittelpunkt einer Ruhe, die ihr ganzes Büro ausstrahlte. Jim hoffte, dass die kleine Frau niemals ernstlich böse auf ihn werden würde. Sie sah aus, als könne sie ihm ernsthaft die Scheiße aus dem Leib prügeln, wenn sie es wollte. Jim grinste schief.

„Danke dafür." Er schwenkte sacht das nunmehr leeren Glas und bemüßigte sich einer kreuzbraven Miene. „Darf ich eine Frage stellen?"

„Nur zu." Die Psychiaterin nickte in seine Richtung und hob interessiert die Augenbrauen.

„Ich dachte immer, dass die Therapiesitzungen für Offiziere im Hauptquartier stattfinden. Und mit Ärzten, die der Flotte angehören. Wie kamen die überhaupt auf Sie?"

Er machte eine alles umfassende Geste, die zu seinem heimlichen Bedauern fast ein wenig respektlos wirkte. Vulkanische Wohnkultur fand er aus so vielen Gründen schauerlich. Die Nüchternheit machte ihn unruhig, so als schien ihn die Leere der Räume ihn herauszufordern, sie mit etwas zu füllen, das er nicht benennen konnte. Deshalb vermied er es in letzter Zeit auch, viel Zeit mit seinem ersten Offizier zu verbringen. Dort empfing ihn nämlich auch nur eine seltsame Leere, seit er – ja, seit er gestorben war.

Er erinnerte sich nicht mehr an viel von dem, was geschehen war, nachdem er sich zu der versiegelten Schleuse geschleppt hatte. Doch das, woran er sich noch erinnerte, schlug seitdem in seinem Kopf und seinen Alpträumen hin und her wie ein scharfkantiges Stück Glas.

Da war etwas gewesen, was Jim im Sterben auch noch den letzten Atem genommen hatte. Nicht seine Angst oder die unsägliche Pein, die durch seine zerstörten Zellen kroch wie giftigheiße Melasse. Es war Spocks Schmerz gewesen, so ehrlich, so unerwartet.

Einen Schmerz, den Jim nur ein einziges Mal gespürt hatte, und der nun wieder verloren war. Verschwunden hinter der Maske des treuen Freundes, der alles dafür tun würde, um ihm beizustehen. Eingebunden in ein Band aus milder Besorgnis und ach so erprobter Selbstbeherrschung.

„Spock." Jim stolperte über das Wort, nachdem es seinen Mund schon längst verlassen hatte. „Hat das hier etwas mit ihm zu tun?"

T'Nalls Antwort brauchte er gar nicht abzuwarten. Die Erkenntnis kam messerscharf und machte Jim auf einen Schlag so wütend, dass er das Wasserglas mit mehr Macht als nötig auf den Tisch neben seinem Sessel knallte. Etwas splitterte, doch er beachtete es gar nicht.

„Ich bring den spitzohrigen Mistkerl um!"


Ich freue mich über jede Review und jede Anregung von Eurer Seite. :)