Disclaimer: X-1999 und alle Figuren die darin vorkommen gehören (leider) nicht mir, würden sie es tun, hätte ich besser auf sie aufgepasst!
Viel Spaß bei der Geschichte und danke fürs lesen -.
19X99
Everything's so blurry and everyone's so fake...Neun Himmelsdrachen...
„Das ist es also..."sagte sie als sie zum ersten Mal ihre Augen auf die Hauptstadt legte. „Tokio... ziemlich beeindruckend."Eine treffliche Aussage, wenn man in Betracht zieht, dass sie sich auf dem Dach eines der höchsten Bürogebäude der Stadt befand. Eigentlich machte sie sich nicht viel aus Höhen, aber da mit dem Dasein als Himmelsdrache auch diese erstaunliche Sprungkraft kommt konnte sie nicht anders als sie aus zuprobieren. So bald sie die Nachricht von der alten Frau im Tempel erhalten hatte, hatte sie sich hierher aufgemacht. Wozu auch Zeit verschwenden? Es gab niemandem von dem sie sich hätte verabschieden müssen, und da die Dinge hier in der Hauptstadt schon schlimm genug waren, galt es keine Zeit zu verlieren und hier war sie nun, in einer großen, anonymen Stadt, die so viel anders war als ihr Zuhause in den Bergen Japans. Größer und anonymer war es hier vielleicht, jedoch nicht weniger einsam. Über einen Unterschied kam sie jedoch nicht hinweg, und zwar den, dass die Luft hier so anders roch. Sie war wie geladen, so dass man das Gefühl hatte, dass jeder Atemzug einen lediglich näher an den Tod heranführte, was es ihr kalten über den Rücken lief als der Wind durch ihr goldbraunes Haar fuhr.
Sie war ein relativ hübsches Mädchen, worauf sie selbst sich allerdings nichts einbildete, von ungefähr siebzehn Jahren. Obwohl sie noch so jung war, schien sie schon viel mitgemacht zu haben, was jedoch nur ihre Augen verrieten, immer dann wenn sie sich in irgendwas in der Ferne verloren. Sie trug ihr weißes Tempelhemd, was, durch die roten Stickereinen auf beiden Ärmeln in Form von Blüten, als einziges ihre Identität bezeugte. Darunter trug sie eine enge, schwarze Hose mit knie hohen Stiefeln.
Ihr Blick wanderte über das Panorama Tokios und blieb bei dem grade zu ironisch ruhig wirkendem Clamp Campus hängen, als sie fühlte wie die Erde unter ihren Füßen zu beben begann.
„Oh nein, nicht jetzt schon...!"sagte sie zu sich selbst in milder Panik.
Auch wenn sie noch nie in die Angelegenheiten die mit dem Ende der Welt zu tun haben verwickelt war wusste sie, dass Erdbeben immer ein schlechtes Zeichen waren, da sie das brechen eines Bannkreises ankündigten und deshalb die Boten und auch Ärger nicht fern war.
Der Gedanke schoss ihr durch den Kopf, dass man vielleicht von ihrer Ankunft wüsste und dies ein eher kühleres Willkommen sei, doch bevor sie diesen Gedanken noch lange verfolgen konnte, fühlte sie wie sich buchstäblich der Boden unter ihren Füßen löste. Es war eine Sache von Sekunden in denen sie sich grade noch, mehr stolpernd als springend, auf das nächste Dach retten konnte, bevor sich das Gebäude auf dem sie bis grade noch stand in staub auflöste. Noch nicht ganz begreifend was grade eben geschehen war kroch sie an den Rand des Hochhauses auf dem sie sich nun befand und schaute auf die Reste des Bürogebäudes.
„D-Die Menschen..."flüsterte sie verzweifelt zu sich selbst.
„Und es werden noch so viele Menschen folgen...."
Erschrocken drehte sie sich um sah einen Mann so nahe hinter sich stehen, dass die kleinen Haare in ihrem Nacken begannen sich auf zustellen.
„Wer sind Sie?"fragte das Mädchen mit leicht zittriger Stimme.
Der Mann war groß und von muskulösem Körperbau was seine Erscheinung, verglichen mit ihrer im Staub des grade eingestürzten Büros knienden, einen weit überlegenen Ausdruck verlieh. Seine Augen waren kalt wie Eis, aber trotzdem hatte er etwas Schönes an sich. Sein hartes Gesicht formte sich in ein Lächeln, welchem sie von vornherein nicht traute, sondern es im Gegenteil für sehr gefährlich hielt.
„Wer ich bin?"wiederholte er mit einem halbherzigen Lachen. „Ich dachte das sollte ich dich fragen."
Sie war genervt von der offenen Arroganz des Mannes, jedoch war sie sich nicht ganz sicher, ob sie die Antwort überhaupt wissen wollte. Sie zögerte für einen Moment, stand dann jedoch auf, da sie entschied, dass es das Beste sei keine Angst zu zeigen.
„Nunja, falsch gedacht. Bekomme ich auch eine Antwort?"
Wieder glitt ein Lächeln über das Gesicht des Mannes, doch die Gefühle dahinter waren undeutbar.
„Wieso nicht? Du wirst schließlich eh bald tot sein, von daher..." Diesmal schaute er ihr direkt in die Augen, woraufhin sie eine eisige Kälte durchfuhr, die nahezu unerträglich war. „Ich... bin der Erddrache Kamui."
Vor Schreck riss sie ihre Augen weit auf und starrte ihn mit einem Stirnrunzeln an. Das war genau die Antwort, die sie am wenigsten hören wollte.
„Um ehrlich mit dir zu sein..."sagte er mit arroganter Gleichgültigkeit „mir ist egal wer du bist, deshalb würde ich es vorziehen dich jetzt gleich um zubringen."
Das Mädchen lächelt, jedoch lediglich weil die Alternative dazu Schwäche zeigen würde, und versuchte sich nicht beeindruckt zu geben.
„Ganz schön arrogant, aber vielleicht tust du besser daran dir meinen Namen zu merken."
Sobald sie diese Worte gesprochen hatte ging sie in eine abwehrende Kampfposition, die sie im der Tempel der alten Frau gelernt hatte. Sie wusste nicht viel übers Kämpfen, da sie sich noch nicht oft verteidigen musste, aber von der Erfahrung die sie hatte, wusste sie das sie stark und im Kampf nicht zu unterschätzen war.
Als der Erddrache dies beobachte glitt ein mildes Lächeln über sein Gesicht. „Du willst dich wehren? Gut, das macht es ein wenig spannender, aber... wer bist du, dass du glaubst dich mir gegenüber stellen zu können?"
Während der Erddrache Kamui seine selbstlobende Ansprache hielt, hatte das Mädchen die Zeit genutzt um hinter ihrem Rücken eine Energiekugel zu formen.
„Aber ich dachte dir ist egal wer ich bin."Sagte sie und lachte ihn offen an. „Mein Name... ist Kyouko Tenshi!!"
Noch bevor sie diese letzten Worte fertig ausgesprochen hatte, streckte sie beide Hände aus um die Energiekugel mit voller macht frei zulassen. Jeder der auch nur in die Nähe dieser Kraft kam, sollte zur Folge paralysiert sein, und große Schmerzen durchleiden, doch Kamui ließ sie gänzlich kalt. Er brauchte sie nicht einmal abwehren, sonder im Gegenteil, schien sie zu absorbieren.
„Nicht schlecht...!"erwiderte dieser, und ohne sich auch nur im Geringsten beeindruckt zu geben schoss er mit einer kraftvollen Bewegung seiner rechten Hand die Kugel auf ihren eigentlichen Erschaffer zurück. Sie traf Tenshi so hart, das es sich anfühlte als würde ihr Körper von innen zerrissen. Nicht einmal schreien konnte sie, da ihre Kehle wie zugeschnürt vor Schmerz war. Dem Erddrachen Kamui schien dieser Anblick zu gefallen, da er nicht eine Sekunde lang seine Augen von ihr nahm, bis die Energie der Kugel verbraucht war. Im Moment da dies geschah sank das Mädchen zu Boden, grade noch in der Lage sich mit beiden Händen abzufangen.
„Ugh..." Sie spuckte ein wenig Blut auf den Boden.
„Hm, ich dache ich könnte ein wenig länger mit dir Spaß haben."Sagte der Erddrache und ließ einen Fluch in seiner Hand aufblitzen.
„Tja, ..."keuchte Tenshi „Sieht aus als... hättest du schon wieder... falsch gedacht."
Er ignorierte sie vollkommen und betrachtete stattdessen interessiert die Kraft in seiner Hand, wobei sein Gesicht einen kalten, grausamen Ausdruck annahm, mit welchem er sich dann wieder an sie richtete.
„Du bist also auch eine von ihnen...? Die Neunte vom Himmelsgestirn, was?"
Tenshi ignorierte ihn und versuchte stattdessen verbissen auf zustehen, aber es wahr zwecklos. Es schien als würde sich jeder einzelne Muskel in ihrem Körper gegen die Bewegungen wehren. Nie hätte sie es sich träumen lassen, dass ihre eigene Waffe ihr so viel Schaden zufügen konnte. Sie biss ihre Zähne fest aufeinander in der Hoffnung das würde sie den anderen Schmerz vergessen lassen, wodurch sie es schaffte wackelig auf ihre Beine zu stellen, der Erddrachen aber ließ sie dabei nie aus den Augen.
„Zäh bis du ja."Sagte er und lächelte sie geradezu warm an, als könnte er seine Persönlichkeit wie mit einem Schalter ändern, bevor er den Fluch mit unglaublicher Macht ihr entgegen warf. Augenblicklich verwandelte sie sich in Hunderte kleinere, rasierklingenscharfe Teile aufteilte. Aus Reflex zog sie eine Gegenfluchkarte von welcher sie wusste, das sie keine Zeit mehr hatte sie zu besprechen, doch sie trotzdem noch startete einen verzweifelten Versuch sich zu wehren, als sie mit voller Härte von den Karten getroffen wurde.
Ihr Blut war überall. Es bildete kleine Pfützen um sie herum, sodass sie sich nicht einmal traute den Mund zu öffnen um zu atmen, aus Angst sie könnte daran ertrinken. Ihr weißes Tempelhemd war zum großen Teil verfetzt und, getränkt mit ihrem Blut, hatte es eine rote Farbe angenommen. Sie wusste nicht wo sie war. Sie konnte ihren Körper nicht fühlen. Das einzige was sie fühlen konnte, war der kalte Zement des Daches auf dem sie nun lag. Sie konnte nichts sehen, da ihre Haare mit trocknendem Blut verklebt waren und ihr vors Gesicht hingen, jedoch konnte sie hören, wie Schritte auf sie zukommen. Schritte von denen sie sich sicher war, sie würden ihr Ende bedeuten.
„So ein interessanter Gegner warst du also doch nicht."Sagte der Erddrache Kamui, wobei er in eine Blutpfütze nah bei ihrem Gesicht trat, und darin niederkniete. Für einen Augenblick lang sah er sich um und freute sich an den Anblick der sich ihm bot. Als seine Augen über Tenshi glitten schien es fast so, als hätte er sie vorher noch nicht bemerkt. Er fuhr mit seiner rechten Hand über ihre blutverschmierte Wange, ganz so als währe sie ein krankes Kind welches er zum Schlafen legte. Als er seine Hand von ihr zog hatte es den Anschein als sei er Überrascht Blut daran zufinden und er betrachtete sie eine Weile mit einem verwirrten Blick, bevor er die Hand an seine Lippen zog um ein wenig davon abzulecken. Sobald es seine Lippen berührte formten diese sich zu einem Lächeln, mit welchem er Tenshi ansah.
Sie atmete nur noch schwer, und selbst das bereitete ihr unsagbare Qualen. Ihre Augen waren krampfhaft auf den Erddrachen gerichtet und sie sah ihn mit unbeschreiblicher Abscheu an, was ihn selbst so unbeschreiblich kalt ließ, doch sie war nicht bereit zu sterben, noch nicht.
„Genug gespielt."Sagte er in einer einlullenden, grade zu sanften Stimme. Er beugte sich näher zu ihr heran, während er hinter seinem Rücken einen Dolch aus Magier geformt hatte. „Flieg zum Himmel, kleiner Drache!"
Er hob das Messer an um es, gepackt mit beiden Händen, ihr in die Kehle zu rammen, doch eher er den Stoß vollenden konnte traf ihn ein mächtiger Fluch von der Seite. Er war so überrascht von diesem Angriff, dass er nicht die geringste Chance hatte sich in auch nur irgendeiner Weise zu wehren, sodass er sich durch die Wucht mehrmals seitlich überschlug, bevor er zum liegen kam.
Tenshi konnte ihren Kopf nicht heben, doch konnte sie vage die Umrisse eines anderen Mannes gegen die langsam untergehende Sonne erkennen.
„Du verdammter Angeber."Sagte der Mann.
Er war relativ jung, nicht älter als Anfang Zwanzig und sah sportlich gebaut aus, doch mehr konnte sie nicht erkennen. Der Mann schien sie jedoch nicht zu bemerken, denn seine volle Konzentration war auf den Erddrachen Kamui gerichtet, es war allerdings auch nicht wirklich schwer sie zu übersehen, da das gesamte Dach mit ihrem Blut getränkt war.
Der Erddrache erholte sich schnell von dem Schlag und warf dem Mann einen argwöhnischen Blick zu als er aufstand.
„Ach du wieder, Sorata."Sagte er zu ihm und lächelte ihn an.
Der Mann, den er Sorata nannte, gab sich davon nicht beeindruckt, sondern lächelte zurück. „Ja, das bin ich wohl, aber ändern kann ich's auch nicht! Außerdem ist mein Freund Subaru da drüben auch nicht viel besser, aber wer ist es der immer die Kritik einstecken muss...?"
In diesem Augenblick tauchte ein zweiter Mann in einem langen weißen Mantel auf, welcher der grade angesprochene Subaru war. Er schaute mit einem Stirnrunzeln über das Dach, bis Tenshi plötzlich seine Aufmerksamkeit erregte. Er lief zu ihr hinüber, während Sorata sich um den Erddrachen kümmerte, welcher langsam seine Geduld zu verlieren schien.
Subaru kniete sich nieder und beugte sich über Tenshi um zu sehen, ob sie noch am Leben war. Sie atmete noch immer schwer, doch innerlich hatte sie die ganze Zeit lang versucht auf zustehen und sich dem Erddrachen noch einmal gegenüber zustellen. Er legte einen Arm um ihren Rücken und setzte sie auf um ihr das Atmen zu erleichtern.
„Keine Sorge, es wird alles wieder in Ordnung."Sagte er zu ihr in einer wundervoll beruhigenden Stimme. Tenshi war furchtbar müde, doch wollte sie nicht aufgeben.
„Ich muss... kämpfen...!"keuchte sie und versuchte erneut auf zustehen, doch ihr ganzer Körper brannte vor Schmerz. Sie schrie auf und fiel wieder zu Boden sobald sie auch nur im Geringsten versuchte sich aus eigener Kraft zu bewegen.
„Nicht!" sagte Subaru und versuchte sie an ihrem nächsten Versuch aufzustehen zu hindern. „Du musst nicht kämpfen, Sorata kümmert sich um ihn, vertrau mir."
Vertrauen? Grade wusste Tenshi überhaupt nicht wem sie vertrauen sollte.
Ihr Blick begann allmählich unfokussiert zu werden und die nächsten Geschehnisse gingen jediglich wie ein Traum an ihr vorbei. Sie fühlte wie sie gepackt und davon getragen wurde, ob von Freund oder Feind wusste sie nicht, und als würde sie über die Dächer Tokios fliegen. Ihr Kampf dagegen ihre Augen zu schließen dauerte nur wenige Sekunden an, und schließlich gewannen Erschöpfung und Schmerz doch die Oberhand und ihr Bewusstsein begann in ein tiefes, schwarzes Loch ohne Boden zu fallen.
