Es war ein seltsames, völlig unausweichliches Gefühl. Er hatte zum ersten Mal den Körper in seinen Armen gehalten und hatte mit äußerster Gewissheit, unaufhaltsamer Klarheit gewusst, dass das das einigste war, die einigste Sachen die er jemals haben wollte und jemals haben wollen würde. Die einigste Sache, für die er ohne zu Zögern töten würde.
Aber dann, zur selben Zeit, war eine heiße Welle über ihn gekommen, die das Wissen, dass er ihn verlieren würde, mitbrachte. Es war unvermeidlich, trotzdem braucht er es. Trotz den Worten die ihm die andere Person in der Dunkelheit zugeflüstert hatte, die goldene Zukunft, die er sich für sie beide ausgemalt hatte, bevor sie zu hell geworden war um sich noch etwas vorzumachen. Am Anfang würde er ihn einfach nur halten, schwelgen in dem Moment, während die schwarze Armee sich näherte und in der hintersten Ecke seiner Gedanken zu schreien begann. Er würde ihn halten, seinem liebevollem, sinnlosen Gemurmel zuhören und immer wieder zurückflüstern; Ja, Ja, JA!
Aber dann vergingen die Jahre. Die Person hielt an ihrem reinen Glauben fest und er selbst begann zögernd an ihn zu glauben. Er konnte sich vorstellen, dass es vielleicht wahr werden könnte, würde.
Sie begannen Unterhaltungen mit „Wenn alles vorbei ist…", „Wenn es endet" und „Wenn wir frei sind…"
Aber es war eine seltsame Sache, wirklich. Das Einzige zu halten, das du jemals haben wolltest und zu wissen, dass du es verlieren würdest.
Und er verlor es.
Als der Meister nach Hause kam, war er tot.
Der Garten war kalt, aber er konnte es nicht fühlen. Wenn es regnete, hob er nicht die Hand um die drängenden, kitzelnden Tropfen wegzuwischen.
Er sitzt und sitzt, aber bemerkt niemals etwas. Die Monate vergehen, aber für uns, die wir mit ihm sind, vergehen sie so langsam.
Der Sommer wird kälter und der Frost beginnt schleichend das Gras zu bedecken. Der Mond geht auf, hell, voll und scharf, der Himmel wird dunkelblau. Wunderschön, würde man sagen, aber der Meister sieht es nicht.
Er sitzt auf seiner Bank und obwohl er tot ist, atmet er noch und Nebel steigt auf, verschleiert sein Gesicht. Als der Frost sich weiter ausbreitet und jeder der Meinung war, das Leben weitergeht, wurde der Atem des Meisters schwächer. Dies sollte schon bald häufiger passieren.
Der Meister isst noch, manchmal, aber er fragt niemals nach etwas. Er fragt nach gar nichts mehr und er wird es auch niemals wieder tun. Ich selbst weiß nicht ob der Meister schläft. Er liegt manchmal im Bett, aber ich habe noch nie gesehen, dass er die Augen geschlossen hatte.
Vielleicht wird sich der Meister eines Tages daran erinnern zu essen und zu trinken.
Manchmal, sucht der Meister nach Tintenfässchen. Wenn er sie dann findet, zerbricht er sie.
Und wenn der neue Meister dann die zerbrochenen Fässchen die der Meister – jetzt gegangen- versteckt hatte, findet, schnalzt er mit der Zunge „tut" „tut", sagte er, den Kopf schüttelnd. „Ein Durcheinander, ein Durcheinander, sicher. Nun- macht doch bitte alles wieder sauber."
Und so wischen wir Tinte und Scherben auf, kochen Malzeiten und entstauben die Möbel, pflegen auch den Garten. Und wenn sie an dem so stillen Porträt vorbeikommen, verbeugen sie sich respektvoll.
Die Jahre vergehen und…
Das Leben geht weiter.
