Als Luna Lovegood, in ihrem sechsten Hogwarts Jahr von Todessern entführt wurde, hatte sie eigentlich damit gerechnet, getötet zu werden. Luna fürchtete sich nicht vor diesem Gedanken, denn sie hatte keine Angst vor dem Tod. Sie wusste, dass sie nicht alleine sein würde. Sie war nie allein. Ihre Mutter, würde auf sie warten und sie wusste, ihr würde kein Leid widerfahren.
Doch nun saß sie, zu ihrer eigenen Überraschung in einem Kerker des Malfoy Anwesens und wartete...
Sie wurde aus ihren Tagträumen gerissen, als die Tür des Kerkers geöffnet wurde.
Sie blickte neugierig auf.
Und als Lord Voldemort in ihre Zelle trat, war er über die Reaktion des zierlichen Mädchens, mehr als verwundert. Hass, Entsetzen, Wut oder Furcht. Alle diese Reaktionen, kannte er und hatte sie im Angesicht seiner Erscheinung, in vielen Augen seiner Opfer und auch der seiner treuen Gefolgschaft, oft gesehen.
Doch sie begrüßte ihn, mit einem freundlichen Lächeln.
Und ihr ganzes Wesen, strahlte vollkommene Ruhe aus.
,,Guten Abend'', erklang die zarte Stimme des Mädchens und als er in ihre großen silbrig grauen Augen blickte, stockte ihm für einen kurzen Moment der Atem.
Doch er fasste sich schnell wieder und blickte sie düster an.
,,Ich will Antworten und du wirst sie mir geben, ob du willst oder nicht'', sagte er mit einem Unterton, der keinen Protest duldete. Und dann blickte er bereits in ihren Geist.
Doch was er dort sah, verwirrte ihn über alle Maßen.
Ihr Geist war wie ein Kaleidoskop, bunter Farben. Keiner ihrer Gedanken war stringent und so sehr er sich auch bemühte, keiner von ihnen war zu fassen.
Als er sich irritiert von ihr löste, blickte sie ihn unverändert neugierig an.
Bevor er sie folterte, wollte er vorerst, seine Fragen auf herkömmliche Art stellen.
Sie beantwortet sie alle wahrheitsgemäß, wenn auch nicht zu seiner vollständigen Zufriedenheit.
,,Irgendetwas, musst du doch wissen! Der Potter Junge, hat dir doch bestimmt von seinen nächsten Plänen erzählt!'', rief Voldemort und stand kurz vor einem gewaltigen Wutausbruch. Luna legte ihren Kopf schief und sah in ruhig an.
Dann vernahm er ihre träumerische Stimme.
,,Dürfte ich ihnen, auch eine Frage stellen?'', fragte sie höflich während sie mit ihren Zehen wackelte und sein Blick, folgte fasziniert ihrer spielerischen Bewegung.
Wo waren ihre Schuhe?
Er blickte sie skeptisch an und zu seiner eigenen Überraschung, nickte er langsam.
,,Ich denke, sie haben es sich zum Ziel gesetzt nach allumfassender Macht zu streben, oder nicht? Mich würde interessieren, was sie vorhaben, wenn sie dieses Ziel jemals erreichen sollten. Ich meine, werden sie nicht sehr einsam und gelangweilt sein, mit all der Macht. Und sonst nichts?'', fragte sie und durchbohrte ihn mit ihrem Blick.
Dieses kleine Mädchen, dass nicht mehr war als ein Kind, hatte ihn mit nur einem Blick und ganz ohne Legilimentik durchschaut.
Er begutachtete sie genauer und erkannte, dass mehr in ihr schlummerte, als auf den ersten Blick zu erahnen war. Sie war auf ihre Art hübsch. Sie hatte ein zartes kindliches Gesicht und ihr Haar, sah trotz ihres zerzausten Zustandes, weich aus.
Das Schlimmste jedoch, waren ihre Augen. Sie schienen direkt, in die Tiefen seiner Seele zu blicken. Er war gleichzeitig irritiert und auf eine beängstigende Weise fasziniert.
,,Wurmschwanz!'', rief Voldemort, nach einem seiner treuesten und widerlichsten Gefolgsleuten. Ein kleiner untersetzter Mann, trat unterwürfig in den Raum und blickte seinen Herrn, ängstlich und fragend an.
,,Du wirst Miss Lovegood, nach oben in einen der Räume geleiten. Sie wird eine gute Mahlzeit bekommen und neue Kleider'', sagte er an Wurmschwanz gerichtet und löste seinen Blick, für keine Sekunde von Luna. Dann wandte er sich, ohne ein weiteres Wort, zum gehen.
Sie winkte ihm zum Abschied, doch er war bereits durch die Tür verschwunden.
