Inhalt: Natalie McDonald, eine Gryffindor-Schülerin, die in den Harry-Potter-Büchern nur einmal am Rande erwähnt wird, hat hier eine Hauptrolle. Die Geschichte spielt in Harry Potter siebtem Schuljahr, Natalie kommt in die vierte Klasse.
Was alles geschieht, müsst ihr schon selbst lesen +grins+

Disclaimer: Oh ja, eine bahnbrechende Neuigkeit: J. K. Rowling gehört alles an Harry Potter. Mir gehört gar nichts. Nur meine Idee.

Schreibt mir doch ein Review – mal sehen, wie meine FF ankommt.


Kapitel 1

Natalie stand am Bahngleis 9¾ und sah sich suchend um. Sie erwartete nicht viele ihrer Freunde aus Hogwarts, denn die meisten waren von ihren besorgten Eltern von der Zaubererschule genommen worden. Natalies Eltern hatten als eine der wenigen ihre einzige Tochter weiterhin zur Schule geschickt. Die McDonalds waren angesichts der schrecklichen Ereignisse im letzten Schuljahr ebenso geschockt gewesen wie so viele andere. Dumbledore, der Schulleiter, war von einem der Lehrer, Severus Snape, ermordet worden, der anschließend mit einem Slytherin-Schüler geflohen war. Eine Gruppe Todesser mitsamt Fenrir Greyback, dem berüchtigten Werwolf, waren an der Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei aufgetaucht.

Natalie hatte es geschafft, sich mit einem Mitschüler, Dennis Creevey, zu verstecken. Für die erste Zeit war alles gut gelaufen, doch als Dennis sah, wie sein Bruder von einem Todesser angegriffen wurde, sprang er hervor und half ihm erstaunlich geschickt, wie Natalie mit aufgerissenen Augen beobachtete.

Erst später erfuhr sie, dass sowohl Dennis als auch sein zwei Jahre älterer Bruder der DA angehört hatte, einer Organisation, die in Natalies zweitem Schuljahr ins Leben gerufen wurde. Harry Potter hatte Schüler von Ravenclaw, Hufflepuff und Gryffindor Verteidigungszauber gelehrt, da Dolores Umbrigde, die Lehrerin für Verteidigung gegen die Dunklen Künste, niemandem etwas beibringen konnte.

Harry Potter – auch er würde dieses Jahr nicht nach Hogwarts zurückkehren, das wusste Natalie: Ihre Eltern waren mit Professor McGonnagal befreundet, die stellvertretende Schulleiterin gewesen war. Auch die meisten anderen der volljährigen Schüler, die jetzt eigentlich ihr siebtes Schuljahr beginnen wollten, waren von der Schule abgegangen.

„Natalie!" riss jemand sie aus den Gedanken und schlug ihr auf die Schulter.

Sie drehte sich erschrocken um und grinste erleichtert, als sie Dennis Creevey erkannte.

„Dennis! So ein Glück, dass du auch da bist", freute Natalie sich. „Ich habe noch überhaupt niemanden aus unserem Jahrgang, jedenfalls nicht aus Gryffindor entdeckt – nur Emma Dobbs aus Slytherin."

Dennis runzelte die Stirn. „Ich glaube auch nicht, dass noch so viele kommen werden. Colin und ich mussten unsere Eltern ganz schön bearbeiten, damit wir wieder nach Hogwarts gehen können. Sie machen sich wahnsinnige Sorgen", erklärte er.

Natalie nickte. „Ja, natürlich. Warum wollte Colin denn zurück? Ich meine, wir beide haben noch so viel zu lernen. Aber Colin war doch bei der DA. Ich weiß, du auch, aber er ist doch auch älter und..."

„Er ist noch nicht siebzehn, deshalb. Außerdem wollte mein Vater unbedingt, dass er auf mich aufpasst, weißt du."

Dennis sah zu seinem älteren Bruder hinüber, der mit seinen Eltern und einem rothaarigen Mädchen nahe am Zug stand.

„Ginny Weasleys Bruder ist auch nicht mehr da, nicht wahr?" fragte Natalie, als sie die Sechstklässlerin sah.

Dennis und sie schlenderten zu den vieren hinüber.

„Nein, der nicht, und Hermine Granger auch nicht. Viele aus den anderen siebten Jahrgängen sind auch weg. Lavender Brown, Parvati Patil. Dean Thomas ist fort, genauso Seamus Finnigan. Aber Neville Longbottom ist noch da. Seltsam, nach allem, was man so über seine Großmutter hört."

Natalie kicherte.

Mrs Creevey, eine großgewachsene, brünette Frau mit scharfen grünen Augen, blickte auf.

„Neville Longbottom, habt ihr gesagt? Ich weiß etwas über die Sache: Vorhin habe ich noch mit Augusta gesprochen, ihr wisst schon, seine Großmutter. Sie hat mir erzählt, dass, da einige Lehrer die Schule verlassen haben, die übriggebliebenen Siebtklässler mit unterrichten. Neville soll Verteidigung gegen die Dunklen Künste übernehmen. Augusta ist ziemlich stolz auf ihn."

Natalie sah Dennis´ Mutter interessiert an. „Also sind doch noch einige Siebtklässler da? Wissen sie denn, wer noch?"

Mrs Creevey zuckte die Schultern, doch ihr Mann antwortete: „Ella, weißt du nicht mehr von den Corners? In Ravenclaw ist ihr Sohn, Michael Corner, Sally-Anne Perks – und, ach ja, Padma Patil."

„Padma Patil?" fragte Ginny überrascht. „Aber sie ist doch die Zwillingsschwester von Parvati! Und die ist nicht da!"

Mrs Creevey nickte. "Ja, das stimmt. Mrs Corner hat erzählt, dass die Patils es ihren Töchtern verboten hatten, wieder nach Hogwarts zu gehen. Parvati war einverstanden, da ihre Freundin Lavender auch nicht wiederkommt. Aber Padma weigerte sich. Es gab einen heftigen Streit mit ihren Eltern. Vor zwei Monaten wurden die Zwillinge aber schon siebzehn und Padma ist ausgezogen. Jetzt kommt sie also wieder nach Hogwarts."

„Aber ich glaube kaum, dass Slytherins kommen werden, egal, aus welchem Jahrgang", meldete Colin sich zu Wort.

Dennis grinste, glücklich, seinem Bruder widersprechen zu können. „Stimmt nicht. Natalie hat Emma Dobbs gesehen, und da drüben steht auch Malcolm Baddock. Die beiden sind bei uns in der vierten Klasse. Oh, und da sieht Morag McDougal aus dem Abteilfenster!"

„Es werden übrigens keine Neuen kommen", sagte Natalie. „Das weiß ich von McGonnagal. Niemand schickt seine Kinder jetzt noch nach Hogwarts. Und es gibt auch nur zwei Zweitklässler."

Der Hogwarts-Express stieß ein schrilles Pfeifen aus.

„Wir müssen los", drängte Colin seine Mitschüler zur Eile.

Schnell sammelten die vier ihr Gepäck auf und schleppten es zum Zug. Sie verstauten es im nächstbesten leeren Abteil und traten wieder auf den Bahnsteig hinaus.

Creeveys umarmten einander und Ella Creevey hatte Tränen in den Augen. Auch Mr Creeveys Stimme klang nicht sehr fest, als er ihnen alles Gute wünschte.

Als der Zug sein zweites hohes Pfeifen hören ließ, kletterten die vier rasch in den Zug zurück. Sie stiegen in ihr Abteil und winkten den Creeveys, die mit auffallend wenigen anderen Eltern draußen standen, zu.

Schließlich ruckte der Zug an. Die Eltern entfernten sich langsam. Vielen von ihnen fragten sich, ob ihre Entscheidung, ihre Kinder zurückkehren zu lassen, richtig gewesen war.

Dennis und Ginny sahen nachdenklich aus dem Fenster. Colin starrte wortlos auf den Boden.

Es war Natalie, die endlich die unangenehme Stille vertrieb.

„Habt ihr gesehen? Der Zug hat viel weniger Waggons als sonst. Es müssen sehr wenige Schüler hier sein."

Colin sah auf. „Ist mir auch aufgefallen. Aber das war ja von vornherein klar. Ich glaube, am Bahngleis waren nicht mal dreißig Schüler."

Ginny wandte ihren Blick vom Fenster ab. „Trotzdem finde ich das noch bemerkenswert. Mum und Dad wollten es mir auch erst verbieten, zurückzukehren, als Dumbledore tot war. Tja... ich denke, die vertrauen jetzt auf McGonnagal. Sie ist bestimmt eine ganz gute Schulleiterin."

„Ihr habt bestimmt auch gesehen, wie wenige Slytherins hier sind?" fragte Natalie. „Da kann man mal sehen, wie viele von denen wohl Todesser als Eltern hatten."

Ginny nickte düster. „Habt ihr Zabini auch gesehen? Mich wundert, dass er noch hier ist. Dem sieht man die Todesser-Gene doch an!"

„Na, na, na", ertönte es belustigt von der Tür. Emma Dobbs und Morag McDougal waren unbemerkt eingetreten."

Emma setzte sich gelassen neben Natalie.

„Hier wimmelt es ja nur so von Vorurteilen", bemerkte Morag lässig und nahm Emma gegenüber Platz.

„Berechtigte Vorurteile, oder?" meinte Ginny kühl. „Ich meine, vor zwei Jahren schon hat Harry die Namen der Todesser bekannt gegeben."

Emma nickte übertrieben zustimmend. „Genau", flötete sie. „Und welche Namen waren nicht dabei? Hm... Dobbs, McDougal, Baddock... ach ja, und Zabini!"

Morag grinste.

„Nur weil Harry eure Namen nicht wusste, heißt das nicht, dass eure Eltern keine Todesser sind", fauchte Ginny gereizt.

„Ja, ja... Harry Potter. Er hat dir den Laufpass gegeben, nicht wahr? Lange hat eure Traumbeziehung ja nicht angehalten", erwiderte Morag.

Colin stand wütend auf. „Verschwindet! Wir haben euch nicht eingeladen!" sagte er ruhig.

„Oh, keine Sorge, damit haben wir kein Problem", kicherte Emma.

Wieder glitt die Abteiltür auf. Doch diesmal war der Besuch erfreulicher. Jack Sloper aus Gryffindor und Jessica Dinns aus Hufflepuff traten ein. Die beiden waren Fünftklässler.

„Gibt´s Ärger hier?" fragte Jessica. Das Mädchen war als scheue, schüchterne Schülerin bekannt, doch nun blitzte sie Morag an. Jeder wusste, dass Morag die Hufflepuff-Schülerin und ihren Freund auseinander gebracht hatte. Auch der, Anthony Goldstein, hatte die Schule verlassen.

„Aber nein", meinte Emma. „Wie geht's´eigentlich Anthony?"

Jack Sloper trat vor. „Verschwindet", knurrte er die Slytherin-Mädchen an.

Emma sah Morag vorsichtig an. Die schien zu überlegen. Jack war zwei Jahrgänge unter ihr, aber größer und autoritär. Vorletztes Jahr hatte er als Treiber für Gryffindor gespielt.

„Was sollen wir hier auch", sagte sie zu Emma. „Gehen wir zurück zu Malcolm und Blaise. Hier gibt es nichts Sehenswertes, was?"

Die beiden Slytherin-Mädchen winkten noch einmal gespielt freundlich in die Runde, dann verließen sie das Abteil.

„Die haben sich kein bisschen verändert", murmelte Jack Sloper, als er sich auf Emmas Platz setzte.

„Was hast du erwartet?" fragte Natalie achselzuckend. „Sie sind Slytherins."

Colin fuhr sich mit der Hand durch die blonden Haare. „Ist noch jemand aus eurem Jahrgang da, Jack, Jessica?"

Das Hufflepuff-Mädchen schüttelte den Kopf. „Wir sind die Einzigen. Aber es sind viel mehr Siebtklässler da, als ich gedacht hatte."

„Wirklich?" erkundigte Dennis sich überrascht.

„Ja", nickte Jack, „Wir sind an einem Abteil vorbeigekommen, das war voll von Siebtklässlern. Neville, Michael Corner -" Ginny sah unbehaglich auf den Boden „- Padma Patil. Und Sally-Anne Perks. Na, und mit McDougal hatten wir ja schon die Ehre."

Natalie verzog das Gesicht und wechselte rasch da Thema. „Was glaubst ihr, welche Lehrer sind noch da?"

Dennis zuckte die Schultern. „McGonnagal auf jeden Fall. Flitwick soll auch noch da sein."

„Hagrid auch", warf Ginny ein. „Und wer ist weg? Snape, und ich hab gehört, die Trelawny ist verschwunden."

„Tot?" fragte Natalie erschrocken.

„Oh nein, ich glaube, sie ist wegen Firenze abgehauen. War ja schon im letzten Jahr nicht ganz zufrieden." Ginny kicherte.

„Ich frag mich, warum die Kleinen wieder hier sind", meinte Jessica nachdenklich. „Dass die von ihren Eltern gelassen wurden, meine ich."

„Sind ja auch keine Neuen da", sagte Dennis. „Zwei aus der Zweiten und ein paar aus der Dritten, glaub ich."

„Der eine aus der Zweiten ist mein kleiner Bruder", erzählte Jack. „David, und die andere heißt Nadine Telkens, aus Slytherin. Aber sie ist ganz gut mit Dave befreundet. Und aus der dritten Klasse kommt nur ein Mädchen, eine Freundin von Nadine. Rose Zeller, Hufflepuff."

Natalie seufzte. „Wir sind ziemlich zusammengeschrumpft, was?" grinste sie tapfer.

Ginny zuckte die Schultern. „Leider." Dann runzelte sie die Stirn. „Wo ist eigentlich Luna, Luna Lovegood?"

Jessica lächelte. „Die kommt bestimmt. Allein, um in Hogwarts ihre ominösen Fantasiegestalten zu suchen. Im Klitterer stand letzten Monat, dass Rufus Scrimgeour mit Grunzmickrern unter einer Decke steckt. Die Viecher wollen die Welt beherrschen, und im Moment ist unser Zauberminister von ihnen besessen."

Jack hob die Augenbrauen. „Du liest den Klitterer?"

Jessica wurde rot.

„Manchmal schreibt er mehr Wahrheiten als der Tagesprophet. Denkt mal an das Harry-Potter-Interview vorletztes Jahr", kam Colin ihr zu Hilfe.

Aber Jessica lief nur noch um eine Spur dunkler an.

Zum Glück ging gerade die Abteiltür auf und ein Mädchen kam herein, dass bereits ihren Hogwarts-Umhang angezogen hatte. Er wies sie als eine Hufflepuff aus.

„Hallo Natalie, hallo ihr anderen", begrüßte sie die Versammelten. Natalie lächelte sie freundlich an. Eleanor Bradstone war eine Schülerin im gleichen Jahrgang wie sie, zuverlässig und hilfsbereit. „Ihr solltet mal eure Umhänge überwerfen, wir kommen gleich an. Was dagegen, wenn ich mich solange zu euch setze? Ich war im Abteil von den Slytherins, und auf Dauer halte ich die nicht aus."

Ginny blinzelte sie erstaunt an. „Wieso warst du im Slytherin-Abteil?" fragte sie, während se ihren Umhang um die Schultern zog.

„Emma Dobbs war den Sommer über bei meiner Familie. Ihre Eltern wurden von Todessern ermordet, weil sie sich Ihr-Wisst-Schon-Wem nicht anschließen wollten. Emma ist wirklich nett. Und findet ihr Blaise Zabini nicht toll?" Eleanor konnte kaum ein Kichern unterdrückten.

Die restlichen Anwesenden sahen sich gequält an. Es war ein Zeichen höchster Höflichkeit, dass sie Eleanor nicht hochkant aus dem Abteil schmissen.

Die Hufflepuff bemerkte die Blicke der anderen. „Nun sind nicht so", forderte sie ungeduldig. „Die Slytherins sind eigentlich ganz okay. Nur ihr Getue über Reinblütigkeit nervt."

Natalie sagte nichts dazu.

Eleanor warf sich neben sie auf die Bank. Aber sie kam nicht dazu, weitere Erklärungen zu den Slytherins abzugeben, da der Zug endlich hielt.

Die Schüler standen schweigend auf und gingen auf den Gang, wo das gewohnte Gewusel vollkommen fehlte. Natalie wurde schmerzlich bewusst, dass sie auch Hagrids vertrauten Ruf „Erstklässler hier herüber" vermisste.

Als die wenigen Schüler bei den wartenden Kutschen anhielten, schrieen einige von ihnen entsetzt auf. Natalie hörte, wie auch Jack Sloper scharf Luft einsog und sein kleiner Bruder ein erschrockenes Quieken von sich gab.

„Keine Panik!" rief Neville und schob sich zwischen den teilweise mit aufgerissenen Augen tuschelnden, teilweise absolut verwirrten Schülern durch. „Die Tiere, welche die Kutschen ziehen, sind Thestrale. Es tut mir Leid, wenn einige von euch sie sehen können. Wer im vorletzten Jahr bei Hagrids Unterricht aufgepasst hat, weiß, dass man das nur kann, wenn man jemanden sterben gesehen hat." Seine Stimme klang erstaunlich fest.

„Was spuckst du so große Töne, Longbottom!" höhnte Zabini. „Was hast du denn zu sagen?"

Neville richtete sich zu seiner vollen Höhe auf und rückte ein Abzeichen an seiner Brust zurecht. „Ich bin Schulsprecher, Zabini", erklärte er.

Die Siebtklässler, die mit ihm in einem Abteil gesessen hatten, lachten Zabini aus und schlugen Neville auf die Schulter.

„He, gratuliere!" schrie auch Ginny.

Schnell verteilten die Schüler sich auf die Kutschen. Natalie erwischte eine mit Dennis und Eleanor. Kurz darauf setzten sie sich ruckelnd in Bewegung.