Disclaimer (für alle Kapitel): alle bekannten Figuren gehören nicht mir sondern ihren geistigen Schaffern und ich verdiene hiermit auch kein Geld. Die Ideen (nur der Kurzgeschichten, nicht der Serie) gehören jedoch mir sowie auch mancher eigener Charakter. Der „Geist der Geschichte" gehört Jonna.
Summary: Eine Eppes-Kiddie-Geschichte. Brüder, Kekse und die erste "Charlie-Vision"
Vorgegebene Wörter: Affe, Ampel, Apfelsine
Titel: First Vision
„Hey, wie bist an die Kekse gekommen?" fragte Don seinen kleinen Bruder halb entsetzt und überrascht aber vor allem neidisch. Die gemurmelte Antwort Charlies ging zwischen Kaugeräuschen unter. Aber das war auf einmal eh Nebensache. Was zählte war vielmehr das er Don einen der Kekse zuschob die vor ihm lagen. Selbstgebackene Schokoladenplätzchen nach dem Rezept ihrer Großmutter. Die besten Kekse der Welt. Schon seit dem Morgen dufteten sie von der Küche aus durch das ganze Haus. Trotzdem waren dies die ersten die Don zu Gesicht bekam geschweige den essen durfte. Margaret Eppes kannte ihre Kinder gut genug um die begehrte Köstlichkeit bis zum Familienbesuch am Nachmittag zu verstecken und zu bewachen. Tat sie es nicht wären die Plätzchen bis dahin nicht nur bis auf den letzten Krümel verschwunden sondern auch jeder Versuch etwas anderes, gesünderes zum Mittagessen in ihre Jungs zu bekommen würde kläglich scheitern. Deshalb saß sie nun schon seit der Fertigstellung der Schokoträume ihrer Kinder im Sichtbereich des Durchgangs vom Wohnzimmer zur Küche und wich nicht einen Moment zur Seite. Dabei las sie scheinbar komplett vertieft ein Buch. Scheinbar. Ein falscher Schritt in Richtung Küche zog ihre uneingeschränkte Aufmerksamkeit und mehr Fragen als gut für einen war nach sich. Nach gut einem dutzend gescheiterter Versuche hatte Don dann doch schweren Herzens aufgeben müssen bevor sie ihm ein komplettes Keksverbot erteilte. Oder zumindest hatte er sich fürs Erste aufs Denken und Planen verlegt. Bis er einen guten Einfall hatte würde er in Deckung lauern und seine Chance abwarten. Charlie hatte merkwürdigerweise mehr erfolgt gehabt. Nur wie konnte das sein? Der Eingang vom Wohnzimmer war bewacht und die Hintertür zum Garten vom Streichen am Vortag noch verklebt und nicht nutzbar.
„Wie hast du das gemacht Charlie?"
Charlies Mund war nun leer.
„Was gemacht Donnie?" Don rollte mit den Augen. Manchmal war sein Bruder nicht gerade eine Leuchte.
„Die Kekse" sagte er und deutete auf die übrigen Leckerbissen die noch immer neben Charlie lagen.
„ Ach das. Das war ganz einfach." sagte Charlie „Alles eine Frage der richtigen Strategie."
In Momenten wie diesen störte es Don das sein Bruder ein 7-jähriges Genie war. Konnte er sich nicht benehmen wie andere kleine Kinder auch, einfach ein lieber kleiner Bruder sein und ihm verraten wie man an mehr Kekse kam?
„Ah ja .. Strategie. Und wie genau kommt man damit nun zu Keksen?"
Innerlich stellte Don schon sein mentales Diktiergerät an. Man konnte nie wissen was wohl nächste Woche schwer bewacht in der Küche stand. Da wollte er nichts vergessen und im Zweifel für später Notizen machen.
„Das war ganz einfach. Ich hab Mam's Verhalten kurz analysiert und ihre Schwächen quantifiziert. Damit ihren schwächsten Punkt lokalisiert und danach ein paar Methoden überlegt die diesen Schwachpunkt ausnutzen. Die hab ich dann auf ihre Wahrscheinlichkeit des maximalen Erfolges und der minimalen Chance auf Entdecken durchgerechnet und die Endwerte verglichen. Mit denen konnte ich den Gesamterfolg vorausplanen. Und den Pfad mit der höchsten Punktzahl hab ich dann probiert. Einfachste Spieltheorie."
„Und der Pfad war?"
„Nicht so wichtig… ich bin an Dad gescheitert."
„Oh"
„Naja war nicht so schlimm. Ich musste nur noch einmal zurück und meine Berechnungen korrigieren. Ich habe die Daten verbessert, alle Werte verändert und dann neu berechnet, den optimalen Pfad neu ermittelt. Hab die falschen Sichtwinkel und Hörradien nicht mehr verwendet. Dad hatte ich auch vernachlässigt… die Berechnung war ungefähr…." Er kramte nach seinem Notizbuch aber kam nicht weiter bevor Don ihn unterbrach.
„Moment Charlie ich verstehe kein Wort."
„Ok. Ab welchem Punkt, Don?"
„Ab Anfang? Kein Mathe ok? Nicht am Wochenende da will ich Spaß haben. Und mehr Kekse wenn möglich. Wie komme ich da ohne Integralrechnung rein?"
„Das war keine Integralrechnung Don. Das war Spieltheorie und Wahrscheinlichkeitsrechnung unter Zuhilfenahme eines Verhaltensmusteralgorithmus."
„Charlie" ningelte Don „kein Mathe"
„Ok" Charlie atmete tief durch und überlegte. Wie sollte er es ohne Zahlen erklären. Die Zahlen waren doch schließlich überall? Naja, probieren konnte er es ja.
„Ok Don, stell dir die Küche als eine Klippe in einem Urwald vor. Und obendrauf steht ein Baum voll mit allen leckeren Früchten: Apfelsine, Ananas, Papaya, Melonen…."
„Ich verstehe deinen Punkt" sagte Don schnell bevor er sich alle Obstsorten der Welt anhören musste.
„Der einzige Weg hinauf ist versperrt durch...durch… eine rote Ampel."
„Eine Ampel? In einem Urwald" Don hob fragend eine Augenbraue.
Charlie rollte die Augen.
„Wenn du mich dauernd unterbrichst kann ich es nicht erklären Donnie. Dann eben durch einen Felsbrocken. Der Weg ist versperrt. Das ist was zählt. Der Weg hinauf ist also versperrt auf der Vorder- wie Hinterseite. Als Mensch auf herkömmlichem Weg hast du keine Chance. Aber ich hab die Eichhörnchen im Garten gesehen. Die könnten hinaufklettern. Aber ihre Bewegungsmuster sind zu komplex und nicht auf uns übertragbar. Also hab ich mich an etwas Ähnlicherem orientiert." er blickte auf seinen kleinen Plüschaffen im Regal.
„Sag mir bitte nicht dass du dich wie ein Affe in die Küche gehangelt hast?"
„Naja … nicht ganz…" druckste das sonstige Plappermaul nun herum „ Die große Regentonne steht doch noch unter dem Fenster"
„Bist du verrückt? Du hättest Hineinfallen und Ertrinken können."
„Ich kann Schwimmen Donnie."
„Aber nicht wenn du dir deinen großen Kopf beim Fallen gegen die Hauswand rammst."
„Es ist nichts passiert. Ich bin durchs Fenster und auf den Schrank geklettert, habe ein paar Kekse heraus genommen und bin wieder zurück. Ich konnte leider nicht viele nehmen... das behindert sonst die errechneten Parameter zu sehr die ich mir zum Klettern zurechtgelegt hatte."
„Und außerdem würde Mam es bemerken wenn die Dose auf einmal leer ist, oder?" meinte Don.
„Das auch." grinste der Jüngere und griff nach den letzten Keksen. Es waren nur noch zwei Kleine übrig. Er gab Don einen und sie begannen beide zu essen.
„Versprichst du mir was Chuck?"
Sein Brüderchen schaute kauend zu ihm auf.
„Tu so einen Blödsinn nie wieder ok? Das ist gefährlich."
„Na gut, Donnie"
Alan hatte dem Austausch von der Deckung des Türbogens aus gespannt gelauscht. Seine Jungs waren schon ein Gespann. Mit einem Lächeln ließ er sie mit den Resten ihrer Beute allein und machte sich auf den Weg nach unten zu seiner Frau. Im Weggehen hörte er noch seine Kinder ihre Unterhaltung fortführen.
" Danke für die Kekse Chuck."
„Kein Problem Donald"
Und dann zeitgleich:
„Hör auf mich so zu nennen."
Ihr Lachen machte den Tag gleich noch sonniger und schöner.
*** Ende ***
A/N: Kommentare und Meinungen sind gerne gesehen. Die zweite Story gibt's (vermutlich) irgendwann nächste Woche. Bei Anfrage vielleicht auch eher.
