Liebe Leserinnen und Leser,

viele haben berechtigterweise schon gar nicht mehr damit gerechnet, dass diese Geschichte doch noch erscheint, (Mea culpa, mea maxima culpa!) aber es gab einfach viel zu viel zu tun… Daher an alle, die die Hoffnung nicht aufgegeben haben ein herzliches Wort des Dankes. Ich hoffe sehr, dass sich das lange Warten auf den dritten und vorerst letzten Teil der „Verlieben – Trilogie" gelohnt hat.

Wir werfen in den 24 Kapiteln dieser Geschichte einen kritischen Blick auf das erste gemeinsame Ehejahr unserer beiden Protagonisten und gehen eingehend der Frage nach, ob die beiden auch mit Trauschein noch glücklich sind oder ob es ihnen nicht am Ende doch schnell furchtbar langweilig und öde geworden ist, so zusammen, im gemeinsamen Ehealltag in den dusteren Kerkern Hogwarts.

Schon jetzt sei allen gedankt, die mir ihre Rückmeldungen zu den einzelnen Kapiteln oder zur ganzen Geschichte zukommen lassen. Ich freue mich darauf!

Wie immer kommt jeden zweiten Tag ein neues Kapitel und wie meistens gibt es am Ende noch einen Epilog.

Herzlichen Dank auch an meine Freundin Petra, die sich vehement für kürzere Sätze und einige andere Dinge eingesetzt hat (Sorry, aber es hat nicht immer was genützt).

So, und nun viel Spaß beim Lesen!

Eure Efraimstochter

1. Die Gretchenfrage

„… und dann heirateten der neue Prinz und die Prinzessin und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende."

Durchaus zufrieden mit dem Ausgang der Geschichte rund um einen schwarzhaarigen Außenseiter, der den blonden Prinzen ruckzuck als Hochstapler entlarvt und die wunderschöne braunhaarige Prinzessin mit Charme, Persönlichkeit und einigen klugen Schachzügen erobert hatte, schlug Professor Severus Snape das Märchenbuch zu und schaute seine Töchter erwartungsvoll an, „Nun, meine Damen, ich habe meinen Teil der Abmachung eingehalten, jetzt sind Sie beide an der Reihe!"

„Was? Ohh, nein, Dad, wir wollen noch nicht schlafen!", beschwerten sich beide wie aus einem Munde.

„Also wirklich, eine Vereinbarung ist eine Vereinbarung und sogar ein Slytherin hält sich daran!", behauptete er mit hochmütiger Stimme.

„Wir sind aber noch gar nicht müde und es ist auch noch gar nicht sooo spät!", versuchte es seine jüngste Tochter Serafina mit Verhandlung. Etwas, dass sie trotz ihres geringen Alters schon äußerst gut beherrschte und eindeutig eine Eigenschaft mütterlicherseits war.

„Spät genug, besonders da ihr morgen zu den Potters floht, da braucht ihr sicherlich all Eure Ausgeschlafenheit, um diesen wilden Kerlen gewachsen zu sein!"

„Ach wo, Dad!", winkte Sera ab, „die zwei sind doch harmlos!"

„So, sind sie das?", der Unglauben war ihm ins Gesicht geschrieben, als er sich zu Sera herunterbeugte und ihr ins Ohr flüsterte, „dann frage ich mich, wer bei Eurer letzten Zusammenkunft Hagrids Gemüsegarten in Schutt und Asche gelegt hat."

Man hörte seine Jüngste vernehmlich schlucken und ohne ihr ins Gesicht sehen zu müssen, wusste er, dass sie sehr ertappt aussah, „Nun?"

„Vielleicht waren das ein paar Niffler", schlug sie zögernd vor. Sie war eine erbärmliche Lügnerin, was auch eine Eigenschaft der mütterlichen Linie war.

„Ja, das hat Hagrid auch vermutet, aber er weiß leider nicht, wer die losgelassen hat."

„Ich, … ich glaube, ich bin doch schon ziemlich müde, Dad! Gute Nacht!", mit hochrotem Kopf drückte sie ihm einen ihrer nassen Schmatzer auf die Wange, drehte sich zur Wand und zog die Decke über die Ohren.

„Gute Nacht, mein Schatz", antwortete Severus und wandte sich demonstrativ zu seiner Ältesten herum, die aber sofort abwinkte,

„Tut mir leid, Dad, aber von mir erfährst Du nichts!"

Das hatte er auch nicht wirklich erwartet, denn die beiden konnten sich zwar manchmal tagelang über Nichtigkeiten streiten, aber wenn es darauf ankam, hielten sie zusammen wie Pech und Schwefel.

Er stand seufzend von Seras Bett auf und löschte die Kerze über dem Kopfende, rückte noch einige Bücher zurecht, sammelte ein paar dieser ekligen Berti Botts Bohnen vom Nachttisch auf und wollte gerade auch Eileen eine gute Nacht wünschen, als sie leise fragte, „Ist das wirklich so, Dad?"

„Was? Dass wenn man Niffler freilässt Chaos entsteht? Ich denke schon, mir ist jedenfalls nichts anderes bekannt!"

„Nein!", sie schüttelte mit einem kleinen Lächeln die schwarzen Locken, „Dass, wenn man heiratet danach alles Klasse ist und nur noch Glück und Sonnenschein herrscht?"

„Wir kommst Du denn darauf?", fragte er verwundert, bis er das Märchenbuch in ihren Händen sah, „etwa wegen dem obligatorischen Ende in diesen Geschichten?"

„Ja, da steht dann immer dieser eine Satz und ich frage mich schon lange, was dann so kommt", erklärte Eileen und sah ihren Vater mit ihren schwarzen Augen eindringlich an, „es ist, als wenn die Menschen nach all den wilden und aufregenden Abenteuern plötzlich in rosaroten Glücksblasen eingefroren werden, bis sie dann irgendwann sterben."

„Hört sich nicht wie Glück an, sondern eher wie Horror!", überlegte Severus und nahm noch mal auf der Bettkante seiner Tochter Platz.

„Vor allem hört es sich stinkend langweilig an, meinst Du nicht auch?", befand sie und schob erwartungsvoll ihren linken Arm unter den Kopf.

„Nun, bei näherer Betrachtung der Dinge, erscheint mir eine solche Zukunft auch nicht gerade erstrebenswert!", stimmte ihr Vater nachdenklich zu.

„Wie ist es denn dann?", wisperte sie und schaute ihn scheu an.

„Was meinst Du denn genau?"

„Wie ist es im richtigen Leben, nach ‚Da nahm der Prinz die Prinzessin zur Frau'", präzisierte Eileen.

„Hm, das weiß ich auch nicht", gab Severus nach einigem Überlegen zu.

„Aber Du musst es wissen, Dad!" beharrte Eileen.

„Weshalb?"

„Na, weil Du verheiratet bist!", kam es wie aus dem Zauberstab geschossen.

„Nur weil ich verheiratet bin, kann ich Dir auf diese Frage keine allgemeingültige Antwort geben, ich kann Dir nur soviel sagen: Langweilig ist es bei uns bisher nie gewesen!", stimmte, denn jeden Tag brachte mit dieser Frau und den Kindern dieser Frau neue Überraschungen.

„Ja, aber bist Du glücklich?", ließ Eileen nicht locker.

Severus zog erstaunt die Augenbrauen empor, „Glücklich? Ja, trotz allem Ungemach, mit dem ich hier und in dieser Schule tagtäglich zu kämpfen habe, denke ich, dass ich ziemlich zufrieden bin. Vor allem, wenn ich diese grauenhafte erste Klasse Gryffindor im nächsten Schuljahr an Professor Greengrass abgeben kann!"

„Und wenn Slytherin im Sommer den Hauspokal und die Quiddischmeisterschaft gewinnt!", kicherte Eileen. Sie kannte ihren Dad schon ziemlich gut.

„Ganz genau und wenn Deine Schwester aufhört dauernd mit den Potters Dummheiten auszuhecken."

„Mach ich gar nicht", murrte Sera unter ihrer Decke und entlockte ihrem Vater ein kleines, verstecktes Grinsen, „wenigstens nicht dauernd!"

„Ich bin auch sehr glücklich", überlegte er weiter, „wenn ich gleich Eure Mum in ihrem Büro besuche und sie ein wenig ärgern kann." Oh ja, das war eine sehr gute Idee, wie ihm gerade bewusst wurde.

„Oder sie Dich!", konnte sich Eileen nicht verkneifen anzumerken.

„Völlig falsch, Tochter! Sie meint zwar immer, dass sie mich ärgern kann, aber in Wirklichkeit tue ich nur so, als wenn sie das könnte, damit sie zufrieden und froh ist", behauptete Severus.

„Klar!", kam es voller Unglauben unisono von seinen Töchtern.

„Vielleicht kann ich Sie auch dazu bewegen mit der Arbeit Schluss zu machen, sie sitzt schon viel zu lange dort", ging es Severus hoffnungsvoll durch den Kopf.

„Damit ihr dann auf der Couch rumknutschen könnt?", Sera hatte sich wieder herumgedreht und lugte durch einen kleinen Spalt ihrer Bettdecke ihren Vater mit blitzenden Augen an.

„Wie bitte", empörte sich Severus, „wer knutscht hier wo herum?"

„Na, Du mit Mum im Wohnzimmer", grinste Eileen.

„Genau, dabei seht ihr zwei auch sehr glücklich aus, aber nach einer Weile beschwerst Du Dich immer über das Sofa und Mum findet das jedes Mal witzig und dann knutscht ihr wieder, bevor Du fragst, ob wir auch wirklich richtig schlafen", berichtete Sera detailliert.

„Was ihr ganz offensichtlich nicht tut!", kommentierte Severus fassungslos und nahm sich vor, seine abendlichen Verführungsstrategien augenblicklich drastisch zu ändern und vor allem an einen anderen, weit entfernten Ort zu verlegen.

„Könnte sein", der Bettlakenspalt wurde sicherheitshalber kleiner, „aber dann spricht Mum ja leider diesen doofen Zauber und wir können nix mehr hören und sehen!"

„Ausgezeichnet, nächstens spricht sie ihn sobald wir Euch gute Nacht gesagt haben!", stand für Severus fest.

„Schade", bedauerte Eileen, „ich höre so gerne wenn Du Mum was zuflüsterst, man kann zwar nicht verstehen was, aber es fühlt sich gut an."

„Und Mums Lachen ist auch schön, sie mag es sehr, wenn Du mit ihr rumknutschst!", ergänzte Sera treu und Eileen nickte lächelnd.

„Vielleicht findet Eure Mutter Gefallen an gewissen Zuwendungen meinerseits, aber das geht Euch zwei gar nichts an!", entschied Severus grummelnd, stand auf und zog seine Weste gerade.

„Aber wir finden auch großes Gefallen daran, wenn Du uns drückst!", sagte Eileen und schaute ihn bittend von unten her an. „Du musst dafür auch keinen Schutzzauber sprechen, Mum hat da gar nichts gegen."

„Hm", überlegte ihr Vater mit strenger Miene, „unter Umständen könnte ich es einrichten Euch einen winzigen Gute Nacht Kuss zu geben, wenn Ihr dann endlich schlaft!"

„Geht klar, Dad!", nickte Sera und war schwupp die wupp aus dem Bett heraus und hing schon an seinem Hals, um ihn fest zu drücken, „Hab Dich lieb, Dad!", hauchte sie mit viel Atem ihn sein Ohr und musste kichern, als das raue Kinn ihres Vaters an ihrem Hals kratzte, weil er wohl recht kitzelig an seinen Ohren war.

„Ich Dich auch, Tochter!", antwortete ihr Vater, rieb sich das juckende Ohr und deckte sie anschließend sorgsam zu. Dann beugte er sich zu Eileen herüber und nahm auch sie fest in die Arme, „Und Dich auch!"

„Genau wie ich Dich, Dad!", wisperte sie zurück und gab ihm einen kleinen Kuss auf die Wange, „aber morgen will ich eine Antwort auf meine Frage."

„Was auch sonst", klagte Severus, sie war so hartnäckig wie seine Frau.

„Du kannst ja Mum um Hilfe bitten", schlug Eileen vor, „Sie ist ja auch verheiratet!"

„Ach, ich glaube kaum, dass sie mir dabei behilflich sein kann, denn sie hat den Fehler begangen nicht den Prinzen sondern den Schurken zu heiraten."

„Nein, Dad!", korrigierte Sera kichernd und drehte sich zufrieden zur Seite, „sie hat doch die Oberschlange genommen!"

„Allerdings!", bestätigte Severus, löschte das Licht und schloss leise die Türe hinter sich.

Bei Merlin, auf was diese Kinder so alles kamen!

Er würde trotz ihrer Geschmacksverirrung auf jeden Fall Hermine um Mithilfe bei seinen gerade erhaltenen Hausaufgaben bitten. Allerdings wäre vorher ein wenig Rumknutschen auch nicht schlecht, wenn es sein musste sogar auf der Couch, aber in Zukunft nur noch mit aktiven Schutzzaubern!

Soviel war klar!