Mors porta vitae – Der Tod, Pforte des Lebens

Disclaimer: Charakter, Orte und was alles dazugehört, sind Eigentum von J.K. Rowling und den entsprechenden Firmen. Ich verdiene kein Geld hiermit und erhebe auch sonst keinen Anspruch auf irgendetwas.

Warnungen: SPOILER! Band 7 (das letzte Kapitel wird ignoriert), sonst immer alle anderen Warnungen direkt vor dem jeweiligen Kapitel

Mein Senf: Hatte auch mal Lust etwas mit Vampiren zu schreiben.

Kapitel 1: Quid novi? – Was des Neuen?

Die Augen des kleinen Mädchen sind noch immer voller Schrecken, obwohl sie schon seid Stunden tot sein muss. Ihre goldenen Locken kleben durch das viele, bereits getrocknete Blut zusammen. Ihr Mund formt einen stummen Schrei. Es ist ein furchtbares Bild, ein so junges Mädchen so grausam zugerichtet zu sehen. Ihr Hals ist an der linken Seite aufgerissen als ob ein wildes Tier ihr die Kehle zerfetzen wollte. Doch das ist nicht das Schreckliste. Ihr Gesichtausdruck erweckt in mir viel mehr Bedauern als alles Andere.

„Es war recht offensichtlich ein Vampir. Ein junger Vampir der wahrscheinlich Hunger hatte. Ich habe schon andere Leichen gesehen und die hatten wirklich nur zwei kleine Löcher im Hals. Der hier muss noch ungeübt sein. Das bedeutet auch, dass sein Durst noch sehr stark ist. Wenigstens zwei bis drei Opfer pro Nacht.", sagt Lester. Er ist Anfang 30 und seine Haare beginnen sich zu verflüchtigen. Er ist kräftig aber nicht wirklich dick und ziemlich groß. Seinen Schnauzbart mag er selbst eigentlich nicht, aber er trägt ihn seiner Frau zu liebe, die diesen irgendwie sexy findet. Er ist immer freundlich und kann keiner Fliege etwas zu leide tun. Obwohl er nicht mein Partner ist, arbeitete ich oft und gerne mit ihm.

„Wir haben also einen hungrigen und unerfahrenen Jungvampir in Londons Innenstadt, der nicht einmal vor kleinen Mädchen halt macht. Genau der richtige Fall für mich.", sage ich und meine es auch so. Nachdem Voldemort sich selbst erledigt hat und die meisten Todesser ihre gerechte Strafe erhalten haben, bin ich zu den Auroren gegangen. Ich konnte mein letztes Jahr in Hogwarts wiederholen und ging dann in die Aurorenausbildung. Mein Heldenkomplex, Gutes zu tun, scheint immer noch eine bestimmende Größe meiner Persönlichkeit zu sein.

„Dann werde ich mal das Gebiet verwanzen. Vielleicht haben wir ja noch heute Nacht Glück. Immerhin… ", ich schaue auf meine Armbanduhr, „… noch 2 Stunden bis Sonnenaufgang. Solange soll auch das Team noch hier bleiben.", gebe ich meine Anweisungen. Kollektives Gebrumme bekomme ich dafür und einige gemurmelte „Sklaventreiber" und „Wäre ich doch nur in einer anderen Abteilung".

Ich grinse Lester nur an und mache mich aus dem Staub. Das Gebiet verwanzen bedeutet magische Scanner an Punkten anzubringen an denen ein Vampir vorbeikommen könnte. Der Scanner, so fern auf Vampire eingestellt, durchleuchtet die Leute und erkennt dann den Blutsauger. Sehr praktische kleine Dinger, leider sau teuer und sie erkennen nur bestimmte Gruppe von Lebewesen und nicht einzelne Personen. Da ich allerdings davon ausgehen kann, dass hier nicht zig tausende von Vampiren durch die Straßen wandern, dürfte es funktionieren.

In den vollen und belebten Straßen muss ich besonders vorsichtig sein. London schläft nie wirklich und selbst 4 Uhr morgens ist hier die Hölle los. In den ruhigeren Seitenstraßen ist es dann schon einfacher. Ich habe alle wichtigen Straßen mit Scanner versehen und schleiche mich nun in eine Seitenstraße und stelle mich in einen Hauseingang. Hier bin ich vor allen Blicken geschützt und könnte sofort apparieren wenn einer der Scanner Alarm schlägt. An meinem Handgelenk befindet sich der Empfänger. Wenn ich appariere wird dieser mich direkt zu dem Signal des Scanners bringen.

Entwickelt wird diese Technologie von George Weasley. Nach dem Tod seines Bruders, war er wie ausgetaucht. Er wurde ernst und sehr still. Er schloss sich mit mir den Auroren an, allerdings nicht im aktiven Dienst sondern in der Entwicklungsabteilung. Er arbeitete wie ein Besessener und brachte den technischen Standard der Abteilung in wenigen Monaten um Jahre voran. Arthur arbeitet eng mit ihm zusammen, weswegen viele der Geräte von Muggeltechnologie beeinflusst sind. Den Laden der Zwillinge führen nun Ginny und Ron. Es läuft so gut, dass sie inzwischen auch Läden in anderen Ländern haben. All das bringt den Weasleys natürlich einen Haufen Geld. Sie sind jetzt reich. Als stiller Gesellschafter bekomme ich immer noch erschreckend hohe Zinsen. Ich kann mir also vorstellen was das Geschäft so abwirft. Aber ich musste ja auch noch nie wirklich unter Geldmangel leiden. Zumindest nicht magisches Geld. Das Ministerium hat mir eine großzügige Summe zukommen lassen. Sie meinten es wäre so was wie Kopfgeld für Voldemort. Ich habe mich nie beschwert.

Überhaupt ist mein Leben langsam in ruhigere Bahnen geraten. Mein Job verschafft mir zwar noch ab und zu das ein oder andere Abenteuer, aber im Großen und Ganzen ist es sehr geregelt. Es gibt manchmal Wochen in denen einfach gar nichts passiert und selbst der ganze liegen gebliebene Papierkram abgearbeitet ist. Dann muss ich nicht im Ministerium aufkreuzen und kann zu Hause bleiben.

Ich besuche dann meistens meine Freunde. Ich wohne ganz alleine im vollkommen sanierten Grimmauld Platz. Kreacher ist kurz nach dem Krieg gestorben. Es war für ihn einfach Zeit und er starb sehr glücklich mit dem Anhänger seines Herrn um den Hals. Ich lade oft meine Freunde ein und Teddy, Remus und Tonks Sohn, ist fester Bestandteil meines Alltags. Eigentlich lebt er bei Andromeda, seiner Großmutter, doch er ist so oft bei mir, dass er auch bei mir wohnen könnte. Er hat sogar sein eigenes Zimmer.

Doch wenn das Haus vollkommen leer ist, halte ich es manchmal nicht darin aus. Sirius Zimmer zum Beispiel habe ich nie angerührt. Genauso gibt es auch noch den Raum mit dem Stammbaum. Manchmal kommen da eben die Erinnerungen hoch. Sonst musste alles weichen. Selbst das Portrait von Misses Black ist verschwunden. Dafür musste ich allerdings die gesamte Wand einreisen und neu hochziehen.

Alles in Allem ist mein Leben recht normal. Nur eines wurmt mich etwas. Nach all den Dingen die geschehen sind, habe ich mich sehr verändert und es mit Ginny noch mal versucht. Doch es war einfach zu viel passiert und wir trennten uns wieder, blieben trotzdem gute Freunde. Sie ist inzwischen sogar verlobt und hat sich einen sehr netten Zauberer Namens Richard York gekrallt. Ich bin Trauzeuge und die Hochzeit steht bald an.

Seit der Trennung habe ich keine feste Beziehung mehr zustande gebracht. Nur gelegentliche Affären und One-Night-Stands sind alles. Ich habe meistens nur etwas mit Muggeln, weil Hexen einfach hysterisch auf mich reagieren. Bei Muggeln kann es nicht ernster werden, weil ich ihnen dann von der magischen Welt erzählen müsste. Dafür hat es bis jetzt bei noch keiner gereicht.

Ich werde aus meinen Gedanken gerissen als der Alarm von einem der Scanner an meinem Handgelenk losgeht. Allerdings muss ich nicht apparieren, da es der Scanner gleich vorne am Eingang der Seitenstraße, in der ich mich befinde, ist. Ich schaue schnell nach vorne und was ich dann sehe lässt mich einen Moment gefrieren. Ich habe ihn seit 5 fünf Jahren, seit dem letzten Kampf, nicht mehr gesehen doch ich brauche nur einen Bruchteil eines Augenblickes um ihn wieder zu erkennen. Das weißblonde Haar ist Alles was ich sehen muss. Draco Malfoy läuft gehetzt die Straße entlang.

Ich bin so verblüfft, dass ich nicht sofort reagieren kann. Erst als Malfoy an dem Seitenstraßeneingang vorbei ist und er so aus meinem Blickfeld verschwindet kommt wieder Leben in meine Gliedmaßen.

Ich renne die Seitenstraße runter und schieße um die Ecke hinter Malfoy her. Leider komme ich durch die Menschenmassen nicht so schnell voran wie ich es mir gewünscht hätte. Immer wieder verliere ich den blonden Haarschopf aus den Augen, um ihn nur Sekunden später wieder zu entdecken, aber einige Meter weiter weg. Wie schafft Malfoy es nur, sich so schnell durch die Leute zu bewegen?

Plötzlich geht wieder der Alarm an meinem Handgelenk los. Es war ein Scanner am Ende der Straße, die ich gerade versuche runter zu rennen und als ich aufsehe, läuft genau in dem Moment Malfoy an diesem Scanner vorbei. Das kann kein Zufall sein.

Plötzlich biegt er in eine weitere Seitenstraße. Schwerer Fehler, jetzt erwische ich ihn. Doch als ich gehetzt in die Seitenstraße einschwenke, ist von dem vermeintlichen Vampir keine Spur mehr zu sehen. Er ist verschwunden und ich schätze mal, dass er appariert ist.

Das ist mal gar nicht gut. Es gibt nur recht wenige Vampire, die früher mal Zauberer waren – einfach weil Zauberer sich gegen Vampire zu wehr zu setzen wissen. Muggel rennen den Vampiren ahnungslos in die Arme, Zauberer nicht. Warum also ist Draco Malfoy, recht offensichtlich, der Vampir den wir suchen? Ganz zu schweigen, dass es die Sache verdammt kompliziert macht. Verwandelte Zauberer sollen ihre magischen Fähigkeiten nicht verlieren. Ich habe jetzt ein gewaltiges Problem am Hals und wenn ich mich nicht vorsah vielleicht auch noch bald einen Vampirschlund.

TBC