Hermine Granger schritt durch den breiten Flur der Abteilung für Magische Strafverfolgung auf eine breite Tür zu. Davor stand immer noch eine recht große Masse von Menschen, obwohl die Anhörung in nicht einmal 10 Minuten beginnen würde. Ihr Blick flog über die verschiedenen Köpfe und sie erkannte einige bekannte unter ihnen. Auf den ersten Blick sah sie Neville, Luna, Ernie Macmillan sowie Cho Chang. Dann entdeckte sie einen roten Haarschopf und bahnte sich den Weg durch die Menge zu ihren besten Freunden.
"Hermine! Ich dachte du wolltest nicht kommen?", rief Ron verwundert, als er sie auf sich zukommen sah. Hermine zögerte mit ihrer Antwort. Was sollte sie ihren Freunden sagen? Ron hatte Recht, sie hatte tatsächlich nicht vorgehabt herzukommen. Sie wusste nicht einmal selbst wieso sie nun doch hergekommen war. Es war eine spontane Entscheidung gewesen. "Ja, also... ich weiß eigentlich auch nicht so genau warum ich doch gekommen bin", antwortete sie schließlich wahrheitsgemäß.
"Also ich freue mich, dass du hier bist, Hermine, aber wir sollten reingehen, es fängt gleich an.", stellte Harry mit einem Blick auf seine Uhr fest. "Wo ist eigentlich -"
"Ginny!", rief Hermine erfreut, als ein weiterer roter Haarschopf sich durch die Umstehenden zu ihnen quetschte. "Hermine!" Ginny umarmte sie schnell und nahm dann Harrys ausgestreckte Hand. Es war Zeit. Zusammen gingen sie in den großen Saal und suchten sich 4 freie Plätze in einer der mittleren Reihen. Neville und Luna saßen nur ein paar Plätze weiter, wie Hermine feststellte und auch einige andere, die sie bereits vor der Tür gesehen hatte, saßen in der Nähe. Hermines Blick glitt über die Zuschauerbänke. Sie bemerkte, dass ihr außerordentlich viele Gesichter bekannt vorkamen. Naja, eigentlich hätte sie sich denken können, dass heute besonders viele ehemalige Hogwartsschüler hier sein würden.
Plötzlich hörte sie, wie sich auf der anderen Seite des Saales eine Tür öffnete. Die Luft schien nun zum Zerreißen gespannt. Herein glitt ein Dementor und an seiner Seite war niemand geringerer als...
Draco Malfoy.
Hermine sog zischend die Luft zwischen ihren zusammengebissenen Zähnen ein. Draco Malfoy, der mit ihnen zur Schule gegangen war. Draco Malfoy, der ihnen, wann immer er konnte, das Leben zur Hölle gemacht hatte. Draco Malfoy, der fast Albus Dumbledore getötet hatte. Draco Malfoy, der zugesehen hatte, wie sie von Bellatrix Lestrange auf grausame Art und Weise gefoltert worden war. Draco Malfoy... ein Todesser.
Endlich würde er seine gerechte Strafe erhalten, für alles was er getan hatte.
8 Monate waren seit der Schlacht von Hogwarts vergangen. Direkt danach hatte man mit dem Wiederaufbau der magischen Welt von England begonnen. Die Schule wurde für ein weiteres Jahr ausgesetzt, so dass alle verfügbaren Hände Zeit hatten dabei zu helfen. Kingsley Shacklebolt war zum neuen Zaubereiminister ernannt worden. Er machte seinen Job gut, fand Hermine. Er hatte eine ganze Armada von Auroren und ehemaligen Ordensmitgliedern aufgestellt, die im ganzen Land die Überreste von Voldemorts Gefolgschaft aufspürten. Die meisten von ihnen saßen bereits hinter den hohen Mauern von Askaban, dem Zauberergefängnis. Auch mit den Prozessen hatte man so schnell wie möglich begonnen. Lucius Malfoy und Bellatrix Lestrange waren bei den ersten Todessern dabei gewesen, denen der Prozess gemacht wurde. Beide waren dazu verurteilt worden, den Rest ihres Lebens in Askaban zu verbringen. Einige wenige Todesser waren noch auf der Flucht. Doch es war nur eine Frage der Zeit, bis auch diese sich in Askaban wiederfinden würden, dessen war sich Hermine sicher. Und in wenigen Stunden würde auch ihr ehemaliger Erzfeind für lange Zeit dorthin zurücklehren.
Hermine musterte ihn aufmerksam. Seine früher so perfekt gepflegten, makellos glänzenden Haare, hingen jetzt in langen, filzigen Strähnen um sein Gesicht. Was früher einmal strahlendes platinblond war, wirkte jetzt fast grau.
Seine Wangenknochen stachen unheimlich über seinen eingefallenen Wangen hervor. Seine Haut war noch blasser als früher, fast durchsichtig so konnte man meinen, und das einzige was sich von der aschfahlen Blässe abhob, waren die tiefen dunklen Ringe unter seinen Augen. Er hatte nicht mehr allzu viel Ähnlichkeit mit dem Draco Malfoy, den sie kannte. Er sah elendig aus. Und das war genau das, was er verdiente, dachte Hermine. Elend. Trotzdem war eine Sache immer noch dieselbe, denn er betrat den Saal erhobenen Hauptes, wie Hermine fast verwundert bemerkte. Seine Arroganz hatte er wohl nicht verloren.
Malfoy hatte inzwischen auf dem Stuhl für den Angeklagten Platz genommen und musste seine persönlichen Daten bestätigen.
Hermine sah kurz zu Ron, der zu ihrer linken saß. Er hatte die Fäuste geballt und der Hass stand ihm ins Gesicht geschrieben. Sie wandte ihren Kopf nach rechts, wo Harry saß. Auf den ersten Blick wirkte er relativ gelassen, doch sie wusste es besser. Seine Lippen waren zusammengekniffen und wenn man in seine Augen sah, sah man in ihnen ebenso viel Hass wie in Rons Gesicht. Sie sah, wie Ginny ihm einen mitfühlenden Blick zuwarf und beruhigend ihre Hand auf seine legte. Hermine richtete ihren Blick wieder nach vorne.
Kingsley Shacklebolt führte, wie es für den Zaubereiminister bei wichtigen Verhandlungen üblich war, den Vorsitz und erhob seine Stimme.
"Mister Malfoy, wir beginnen nun mit der Befragung. Sie werden zunächst einige für die Todesserprozesse üblichen Fragen beantworten. Nun..
Haben Sie jemals zu Voldemorts Gefolgschaft gehört?"
Die Antwort folgte innerhalb einer Sekunde. Kurz und knapp. "Ja."
"Teilen Sie immer noch seine Ansichten bezüglich der Minderwertigkeit aller magischen Wesen nicht'reinen' Blutes und Muggeln?"
Hermine wusste, dass diese Fragen jedem angeklagten Todesser gestellt worden waren. Nichts als Routine. Und jedem hier dürfte die Antwort bereits klar sein. Trotzdem schien der Saal den Atem anzuhalten. Alle warteten darauf, dass Draco Malfoy endlich antwortete, was jeder bereits zu wissen glaubte. Hermine kam es vor wie eine Ewigkeit, bis er endlich den Mund öffnete.
Und was dann folgte, schockierte sie mehr als all das Grausame, was sie in den vorherigen Prozessen gehört hatte.
"Nein."
Absolute Stille. Und dann brach hektisches Gemurmel aus.
"Er lügt!", zischte Ron neben ihr in unendlicher Empörung.
Hermine fasste sich wieder einigermaßen. "Ron, er kann nicht lügen. Allen angeklagten Todessern wird vor dem Prozess Veritaserum gegeben, erinnerst du dich?"
"Dann hat er sich eben irgendwie mit einem Zauber dagegen geschützt!", knurrte Ron wütend.
"Unmöglich." Hermine schüttelte den Kopf. "Das geht nur, wenn man weiß, dass man Veritaserum verabreicht bekommt. Er konnte es nicht wissen. Jegliche Kommunikation unter und zu den Insassen in Askaban wurde unmöglich gemacht und sie haben keinen Zugang zu Zeitungen oder sonstigem."
"Wieso verteidigst du ihn?", zischte Ron nun wütender denn je.
"Spinnst du? Ich verteidige ihn nicht, ich kann es ja selbst kaum glauben. Das sind nur die Fakten, Ron!", zischte sie nun ebenso wütend zurück.
Dann tönte Kingsleys Stimme durch den Saal.
"RUHE BITTE!"
Augenblicklich erstarb das Gemurmel.
"Waren Sie, Draco Malfoy, jemals der Ansicht, dass andere magische Wesen aufgrund eines nichtreinen Blutstatus minderwertig seien?"
"Das ist doch die gleiche Frage wie vorher!", hörte sie Ron neben sich meckern.
"Nein, ist es nicht, Ron. Vorhin hat er gefragt, ob Malfoy immer noch so denkt, jetzt fragt er, ob er es überhaupt jemals getan hat."
"Hermine, ich bitte dich! Das ist Malfoy, die Antwort liegt ja wohl auf der Hand! Selbst wenn er jetzt nicht mehr so denkt, was ich immer noch nicht glauben kann, war er ja wohl einer der eifrigsten Vertreter von Voldemorts bescheuerten Ansichten! Erinnere dich an seine ständigen Beleidigungen dir gegenüber!"
"Ich weiß das. Und ich finde die Frage genauso lächerlich wie du, Ronald.", entgegnete Hermine nun verärgert. Dachte Ron etwa, sie wüsste das nicht alles?
Alle warteten immer noch auf die Antwort des Angeklagten, die auch sogleich folgen sollte, als Hermine diesem wieder ihre Aufmerksamkeit schenkte.
"Nein."
WAS? Wieder brach verstörtes Gemurmel im Saal aus. Hatte Draco Malfoy etwa gerade behauptet, er habe niemals Voldemorts Ansichten über die Minderwertigkeit von Nicht-Reinblütern geteilt? Der Draco Malfoy, der sie bei jeder Gelegenheit abwertend 'Schlammblut' genannt hatte? Der Draco Malfoy, der Ron und seine Familie als Blutsverräter bezeichnete? Der Draco Malfoy, der sie alle immer wieder mehr als deutlich darauf hinwies, wie viel besser er, der Reinblüter, doch im Gegensatz zu ihnen war?
Das konnte nicht sein. Hermine sah zu Kingsley Shacklebolt. Selbst er schien ziemlich verwirrt zu sein. Sie sah, wie er sich zu seinem Untersekretär hinüberbeugte und ihm etwas ins Ohr flüsterte, woraufhin der Angesprochene vehement nickte. Kingsley zog die Augenbrauen hoch und flüsterte dem Mann zu seiner Rechten nochmals eindringlich ins Ohr. Wieder bestätigendes Nicken. Kingsley holte tief Luft und nickte nun seinerseits.
„RUHE!", tönte seine Stimme erneut durch den Saal und das Gemurmel verstummte.
„Nun gut. Die Verhandlung wird für zwei Stunden unterbrochen."
Hallo, das hier ist meine erste Geschichte. Oder eher meine erste Fanfiction. Ich habe noch keine Ahnung, wohin das Ganze führen wird, ich lasse mich also selbst überraschen. Ich hoffe es gefällt euch soweit und ich würde mich wahnsinnig freuen, wenn ihr mir ein Feedback da lasst. Ich versuche die Geschichte so schnell wie möglich fortzusetzen und dementsprechend schnell die Fortsetzungungen zu veröffentlichen.
Bis dahin,
M.
