1. Prolog:

31.10.1981

„Lily! Er ist es! Nimm die Kinder und lauf! Ich halte ihn auf!"

Die junge rothaarige Frau ließ alles stehen und liegen, packte sich das Mädchen, dass neben ihr am Tisch saß, und rannte panisch in das Kinderzimmer. Dort schlief ein kleiner Junge friedlich in seinem Gitterbett.

Avada Kedavra!" Ein grüner Lichtblitz flammte aus dem Erdgeschoss kurz auf. Ein dumpfes Pochen war zu hören, als jemand leblos zu Boden fiel. Ein hohes, kaltes Lachen ertönte und weckte den schlafenden Jungen.

„Nein... Nein!", schluchzte die Frau und richtete einen schmalen Holzstab auf die geschlossene Zimmertür. Kurz schimmerte die Luft davor.

„Mommy?", murmelte das Mädchen ängstlich und blickte mit großen grünen Augen zu ihrer Mutter hinauf.

„Ivy, ich will, dass du dich im Schrank versteckst! Und egal was passiert – komm nicht heraus!" Stählerne Entschlossenheit war in den Augen der Frau zu sehen, als sie das dreijährige Mädchen in den Kleiderschrank schob. Dann wandte sie sich dem Gitterbett und dem weinenden Jungen zu. Sie nahm sich keine Zeit, ihren Sohn zu trösten. Stattdessen murmelte sie hastig fremdartig klingende Wörter und führte den Holzstab in komplizierten Mustern über das Kind.

Die Tür splitterte leicht, als ein wuchtiger Schlag dagegen prallte, aber sie hielt... noch.

Die Frau sprach noch schneller und leiser, dicht über den Jungen gebeugt.

Wieder ein Schlag. Ein blaues Schimmern in der Luft.

Sie biss sich heftig in den rechten Daumen, sodass Blut hervor quoll und ließ einige Tropfen davon in den Mund des Jungen gleiten. Er weinte noch lauter.

Der Schleier vor der Tür leuchtete noch einmal auf, dann zerriss er. Die Tür sprang mit einem Krachen auf und eine Gestalt – menschenähnlich, aber nicht mehr menschlich – war zu sehen.

Die Frau richtete sich auf und deutete ihren Stab zitternd auf die Gestalt.

„Bitte... töte ihn nicht. Nicht Harry, bitte nicht Harry!", flehte sie die Gestalt an, während diese drohend näher kommt.

„Geh zur Seite du dummes Mädchen", zischte die Gestalt mit kalter Stimme.

„Nein! Bitte, nicht Harry! Nimm mich an seiner Stelle. Töte mich, aber bitte, lass ihn leben!" Die Frau sprach immer schneller, ihre Hand zitterte so stark, dass sie ihren Stab fallen ließ, aber sie trat nicht zur Seite. „Verschone ihn... Verschone ihn, bitte!"

Die Gestalt trat näher und hob seine Hand, in der ebenfalls ein Stab lag.

Crucio", sagte die Gestalt fast sanft.

Die Frau schrie, plötzlich von Schmerzen erfüllt. Aber sie blieb über ihren Sohn gebeugt stehen.

„Du hättest überleben können", seufzte die Gestalt beinahe. „Avada Kedavra."

„Mommy!" Das Mädchen stürzte aus dem Kleiderschrank hervor, als die Frau von dem grünen Lichtblitz getroffen zusammenbrach.

Der Mörder sah das Mädchen nicht einmal an. Er erhob erneut den Stab und deutete ihn direkt auf die Stirn des Jungen.

Avada Kedavra", sagte er erneut.

Kurz sah man das grüne Licht – dann wurde es von einem blendend hellen, roten Licht überdeckt. Das Mädchen beobachtete neben ihrer Mutter kniend mit weit aufgerissenen Augen, wie das rote Licht die Gestalt verschlang und mit einer gewaltigen Druckwelle das halbe Haus zerstörte. Sie hörte ihren Bruder weinen und versuchte ihre Mutter wach zu schütteln.

Schließlich krachten Trümmer herab und begruben sie.