Ich kann es nicht glauben. Wir haben es getan. Zusammen geschlafen. Nur so.
Es war falsch. Wir hätten das nicht tun dürfen, denn jetzt ist alles komisch. Sie sieht mich nur an, ich sehe sie nur an, doch wir sehen etwas anderes.
Wir sehen die Leidenschaft, die wir geteilt haben. Den Körper, den wir berühren durften. Die Augen, in denen das Verlangens stand.
So kann es nicht weiter gehen. Es bleibt nur eine Möglichkeit. Reden. Jetzt. Sofort.
Ich stehe von meinem Schreibtisch auf und winke ihr zu. Bedeute ihr, mir zu folgen. Sie zögert, sieht zu Jethro, der zieht die Brauen hoch, sie nickt.
Schweigend gehen wir in den Aufzug. Fahren herunter. Ich drücke auf Stopp, atme tief durch, sage dann leise:
„Geht's dir auch so wie mir?"
„Wie geht's dir denn?"
Ehrlich? Sie weiß es nicht? Verarscht sie mich? Ihre Augen glänzen verdächtig. Sie weiß es genau. Sie will es nur nicht zugeben.
„Du denkst auch noch daran, Ziva."
„Nein, das stimmt nicht."
Sagt sie so einfach, ohne mit der Wimper zu zucken. Redet so wie immer. Warum? Warum kann sie das? Und warum kann ich das nicht? Würde ich sie nicht kennen, ich wüsste nicht, dass sie lügt. Doch ich merke es. Ich lese es in ihren Augen, in ihrer Haltung, in ihrer Ausstrahlung.
„Doch, es stimmt. Wir müssen uns wirklich überlegen, wie wir weitermachen."
„Es gibt nichts zu überlegen.", erwidert sie kurz. „Ich hab's vergessen, du solltest das auch tun."
Warum tut sie das? Ich merke doch, dass auch sie leidet. Sie quält sich selbst; sie quält mich.
Es macht ihr keinen Spaß, so wie es ist.
Sie würde gerne reden, ich weiß es, aber sie ist zu stolz. Ich nicht. Wäre es beinahe gewesen. Doch ich kann über meinen Schatten springen. Ganz im Gegensatz zu ihr. Offensichtlich.
„Ich bitte dich, sei nicht albern."
„Tony, ich bin nicht albern. Nur realistisch. Vergiss einfach alles, dann ist das auch in Ordnung."
Spricht's und zieht am Hebel.
Der Aufzug fährt wieder nach oben. Millimeter für Millimeter. Und ich werde immer wütender. Millimeter um Millimeter wächst meine Wut. Auf sie.
Behandelt mich wie eine Puppe. Gefühllos. Gemein. Ich will reden, sie will vergessen. Okay. Aber ich will nicht – das kann sie nicht von mir verlangen. Ich muss sie zwingen, etwas zu tun. Es gibt eine Möglichkeit. Nur eine, eine unglaublich unfaire.
Aber sie hat angefangen. Sie hat die Regeln gemacht und ich spiele mit. Das ist es doch, was sie will.
Die Aufzugtür öffnet sich und wir gehen zurück zu den Schreibtischen. Ihr Gesicht ist undurchdringlich. Sie setzt sich, doch ich mich nicht. Ich bleibe stehen. Sie hat es verdient.
„Ich habe mit Ziva geschlafen. Ich dachte, das solltest du wissen."
Dann läuft alles in Zeitlupe ab.
Jethro steht auf. Kommt auf mich zu. Sieht zuerst Ziva an, dann mich. Ziva begegnet seinem Blick, hält ihm stand. Er fühlt sich bestätigt, kommt näher zu mir.
Ich bin seine Kopfnüsse gewohnt. Doch noch nie hat er wirklich fest zugeschlagen. Ich keuchte. Mein Kopf brennt. Aber ich habe es verdient.
Warum habe ich es ihm auch gesagt? Er ist mein Boss. Mein Vertrauter. Gewesen. Oder nicht?
Dann verschwindet er.
Ziva hinterher. Ich rufe sie und sie bleibt stehen. Funkelt mich an. Dann zischt sie:
„Wie konntest du das tun?"
Sie verschwindet nimmt sie den nächsten Aufzug und ich stehe alleine da.
Jetzt habe ich es versaut. Weil ich so dumm sein musste.
„Es tut mir Leid, Ziva!", rufe ich ihr hinterher.
Sie schüttelt nur den Kopf. Dann schließen sich die Türen. Ich hab's versaut.
