Disclaimer: Mittelerde und seine Bewohner gehören nicht mir, sondern J.R.R. Tolkien. Ich verdiene mit dieser FF kein Geld, sondern ich schreibe nur zum Vergnügen und hoffe, dass auch andere ihren Spaß an der FF haben werden.
Der Gesang der NachtigallKapitel 1 - Einleitung
Der Tag hatte gerade begonnen und der Himmel war nur leicht bewölkt, als ein einsamer Reiter geschwind über die Felder des Pelennor ritt. Es war ein wunderschöner Morgen und schon jetzt war es so warm, dass man nur vermuten konnte, dass dieser Tag noch sehr heiß werden würde.
Der Mann, der so geschwind über die Ebene ritt, war ziemlich groß, hatte dunkles, leicht gewelltes Haar, das ihm fast bis auf die Schultern reichte, und trug schon etwas abgenutzte Kleidung. Man konnte unter seinem Mantel ein Schwert erkennen und auf dem Rücken trug er einen Bogen mit einem Köcher Pfeile. Sein Pferd war schneeweiß, bis auf ein paar dunkle Flecken auf der Hinterhand.
Als die Sonne schließlich hoch am Himmel stand und der Reiter und sein Pferd langsam müde wurden, erreichten sie Osgiliath und machten in dem einzigen Gasthof der Stadt halt.
Osgiliath war nach dem Ringkrieg nicht wieder bevölkert worden. Trotzdem hatte sich hier der Gastwirt Ranugad niedergelassen und hatte das Gasthaus ‚Zur Sternenkuppel' gegründet. Das Geschäft lief dort gar nicht so schlecht, da viele Reisende hier abstiegen, wenn sie von Minas Tirith kamen oder auf dem Weg dorthin waren.
Als der Reiter den Gasthof betrat, würde er von Ranugad freundlich begrüßt: „Guten Tag mein Herr! Kann ich Ihnen einen Tisch anbieten, damit Sie speisen können?"
„Ja, bitte. Ich würde mich über eine Mahlzeit sehr freuen. Vielleicht könnten Sie auch dafür sorgen, dass mein Pferd versorgt wird?", antwortete der Reiter und schaute sich in der Schenke um. Es waren nicht viele Leute anwesend und die Anwesenden schenkten ihm keine Beachtung.
„Natürlich! Wie lange beabsichtigen Sie hier Rast zu machen, Herr…? Könnten Sie mir noch Ihren Namen sagen?"
Da der Reiter die Kapuze seines Mantels tief ins Gesicht gezogen hatte, konnte der Gastwirt ihn nicht erkennen. Doch nun nahm er seine Kapuze ab und erwiderte: „Ich denke, meine Eltern und meine Schwestern sind gestern schon hier gewesen."
In diesem Moment erkannte der Gastwirt seinen Gast: „Entschuldigen Sie, Euer Hoheit! Ich hatte Euch nicht erwartet. Euer Vater teilte mir nicht mit, dass Ihr heute ebenfalls kommen würdet." Während Ranugad dies sagte, verbeugte er sich tief. Denn der Reiter war der Kronprinz von Gondor, Prinz Eanur. Er war der erste Sohn von König Eldarion, Elessars Sohn, und Königin Elanor Lalaith.
„Ich wollte auch nicht erkannt werden. Ganz allein durch die Wildnis zu reiten ist in unserem Reich zwar nicht gefährlich, aber ich wollte nicht riskieren, dass man mich überfällt. Deshalb möchte ich auch, dass Sie mich wie einen normalen Gast behandeln und niemandem erzählen, dass ich auf der Durchreise bin. Ich beabsichtige in ungefähr einer Stunde wieder aufzubrechen, wenn mein Pferd etwas ausgeruht ist und ich eine Mahlzeit zu mir genommen habe."
„Natürlich werde ich es für mich behalten. Setzen Sie sich doch bitte an den Tisch in der Ecke. Dort fallen Sie nicht sofort auf. Ich werde meinen Knecht beauftragen, für Euer Pferd zu sorgen und ich kümmere mich derweil um Eure Mahlzeit."
„Vielen Dank, Herr Ranugad!", antwortete Eanur und setzte sich an den Tisch, den ihn der Gastwirt zugewiesen hatte.
Noch nicht einmal eine Stunde später saß Prinz Eanur wieder auf seinem Hengst Arinleo. Er war ein elbisches Pferd, das ihm sein Vater König Eldarion aus Eryn Galen mitgebracht hatte. Seitdem waren sie fast unzertrennlich. Teilweise schlief Eanur sogar im Stall bei Leo.
Nun flogen sie regelrecht über die Ebene vor Emyn Arnen, bevor sie die Hügel erreichten.
In Emyn Arnen befand sich der Hof vom Fürstenpaar von Ithilien, dem Statthalter Gondors. Das derzeitige Fürstenpaar waren Morwen und Barahir, der Enkelsohn von Faramir und Éowyn, und die Königsfamilie wurde anlässlich der Geburt ihres zweiten Kindes zu einem Fest eingeladen. Morwen hatte bereits einige Jahre zuvor ihre Tochter Rían zur Welt gebracht und nun endlich hatten sie einen Sohn bekommen. Sie nannten ihn Hirgon, nach dem Meldereiter, der im Ringkrieg den Roten Pfeil zu Théoden gebracht hatte.
Eanur konnte nicht mit seiner Familie zusammen reisen, da er noch eine Aufgabe in Minas Tirith zu erledigen hatte. Sein Vater hatte ihn beauftragt, sich um die Turmwache zu kümmern, was eine Aufgabe des Kronprinzen war.
Außer seinen Eltern reisten auch seine Zwillingsschwestern Emeldir und Gilraen mit. Sie waren neun Jahre jünger als Eanur und noch quirlig wie eh und je. Elatan, ihr jüngster Bruder konnte leider nicht mitkommen, weil er zurzeit in Edoras in der Goldenen Halle diente. Auch dies gehörte zu der Ausbildung eines Prinzen von Gondor. Eanur hatte diesen Dienst schon vor fast zwei Jahrzehnten abgeleistet.
Sie flogen weiter über die Ebene und Eanur hing seinen Gedanken nach.
Als die Sonne schließlich tief am Himmel stand, wurde Leo allmählich müde, doch Eanur trieb ihn weiter an. Er wollte nicht so gerne unter freiem Himmel übernachten, sondern noch an diesem Abend am Wohnsitz der Fürsten von Ithilien ankommen. Sonst würde sich wahrscheinlich seine Mutter Lalaith Sorgen um ihn machen.
Außerdem hatte der Kronprinz ein komisches Gefühl in der Magengegend. Sein Instinkt sagte ihm, dass er diesen Abend in der Festung nicht verpassen dürfte.
