Hey, Hallo und herzlich Willkommen zu meiner ersten Fanfiction, die hier online gestellt wird.
Wie ihr vermutlich schon richtig erraten habt dreht es sich um den Film ‚King Arthur'. Nicht die wahre Legende (die ja bekanntlich etwas anders geht), sondern wirklich nach dem Film. Alle Rechte sind also nicht in meinen Händen, mir gehört nur die Hauptperson Alessia.
Vermutlich denken jetzt einige, dass es sich um eine MarySue Geschichte handeln wird, allerdings halte ich persönlich auch nicht viel von den ‚er sah sie und war unsterblich verliebt' – Geschichten, obwohl es in dieser Geschichte auch mal romantisch wird.
Was gibt es noch zu sagen? Hhhmm vielleicht noch eine etwas längere Inhaltsangabe, als angeben.
Here we go:
Alessia lebt ein Leben ohne Heimat, im Jahr 2055 in London ist sie einer der Freien. Menschen ohne Identität, ohne Hilfe, die Vergessenen des Staates. Eines Tages macht ihr ein Professor ein Angebot, das sie nicht abschlagen kann. Sie soll für ihn in das Jahr 503 n.Chr. reisen und die Legende über König Arthur aufdecken. In ihrer Abenteuerlichen Reise tut sie das was sie nicht hätte tun sollen; sie rettet das Leben Lancelots und bringt den Lauf der Zeiten vollkommen durcheinander.
Jetzt aber genug von mir, ich werde ja noch einige Kapitel online stellen, wo ich die Möglichkeit habe Sachen zu ergänzen.
Titel: Heimat
Autor: Muffin
Genre: Drama, Romanze, ActionHauptcharaktere: Alessia, Lancelot und die restlichen Ritter
1.Kapitel
- Freies Leben-
Klirrend schlugen Schwerter aufeinander. Die junge Frau schrie laut auf und richtete die Pistole in die Menge.
Der Schrei war markerschütternd, so dass Alessia davon wach wurde. Sie regte sich und begann erneut die Augen feste aufeinander zu pressen. Schlafen…. Einfach nur schlafen, sagte sie zu sich selbst. Doch der laute Straßenlärm tat ihr diesen Gefallen nicht und so öffnete sie die Augen und blickte in die trübe Welt hinein, die jeden Morgen aufs neue auf sie wartete, um sie zu begrüßen, in dem sie ihr direkt ins Gesicht spuckte.
Ein merkwürdiger Traum war das gewesen. Sie rieb sich über ihren Hinterkopf und stellte fest, dass sie erneut in einem Kaugummi geschlafen hatte. Verflucht, den würde sie nie herausbekommen.
Wie auch, ohne Schere?
Sie räkelte sich und sah sich um. Im Hinteren Eck der Gasse stand Ben und sah zu Sam hinab, als er Alessias Blick auf sich spürte sah er sie an.
„Er ist Tod", rief er ihr zu. Alessia atmete einen Moment tief durch und erhob sich dann. Irgendwo in ihrem Körper knackten tausend Knochen auf einmal. Sie spürte ihre Beine kaum, als sie lief, so abgefroren waren sie.
„Er hat mir gesagt, dass ich seine Jacke bekommen, wenn er mal abkratzt", rief sie ihm zu und torkelte zu Ben. Dieser hob beschwichtigend die Arme.
„Ich wollte sie gar nicht, du kannst sie gerne haben."
„Das ‚gerne' glaube ich dir nicht, wenn ich schlafe und aufwache ist sie wohl weg, genauso wie du", sagte Alessia und fixierte ihn feste. Ben wich ihren Blicken aus und kratzte sich sein dreckiges Gesicht.
„Mit deinen zwanzig Jahren bildest du dir einiges sehr ein", sagte er leise, aber sie hatte den Nagel wie immer auf dem Kopf getroffen.
„Wer weiß. Vielleicht bin ich mittlerweile 21… ich bin nun schon eine ganze zeitlang 20 gewesen, nicht? Es wäre mal wieder Zeit für einen Alterswechsel… schließlich wird es bald Frühling."
Mit Sams Jacke über ihren Schulter torkelte sie weiter durch die laute Stadt hindurch, dabei sah sie niemanden an und trotzdem hatte sie ihren Blick geradeaus gerichtet. Sie hatte Ben verlassen, noch bevor er ihr ihre letzten Habseligkeiten klauen konnte. Besser für ihn war es.
Ihre letzten Habseligkeiten war nicht viel. Ein Buch war wohl das wertvollste darunter. Endlich spürte sie wieder ein wenig Wärme durch ihren Körper ziehen und dankte Sam im Stillen für seine Jacke. Die Menschen auf der Straße hielten Abstand zu ihr, versuchten ihr nicht zu Nahe zu kommen und ihr war es nur Recht so. Sie hatte es aufgegeben die Menschen auf der Straße irgendwie gefallen zu müssen, für sie war sie sowieso ein Niemand. Und das war sie auch. Ein Niemand ohne Heimat, ohne Ziel.
Es war das Jahr 2055 und Alessia lebte ihre Zeit in London auf der Straße. Sie war eine der Freien. Die Kinder, die der Staat vergaß, bei seinen Bemühungen wieder groß zu werden. Sie waren die Kinder, die zu viel kosteten, die eine Last waren und die einfach vergessen wurden, kein Geld, keine Subventionen. Ein Leben als Nichts.
Doch es war Alessias Leben und sie lebte es gut. Sie war eine Königin in ihrem eigenen Staat, getrieben durch den Zwang zu leben. Natürlich stand über allem was sie tat die Frage nach dem warum, aber nichts hatte sie eine Antwort finden lassen und sie lebte nun in einem Alter wo es sie nicht mehr interessierte.
Als eine Frau, in teuren Schuhen und edlem Mantel an ihr vorbeischritt und die Nase rümpfte lächelte sie nur milde. Alessias Eltern waren ebenfalls Freie gewesen, vom Staat vergessene, in einem Land der Demokratie, die Herrschaft der Mittellosen. Was war Alessia übrig geblieben, als ebenso zu enden? Niemand hatte ihr eine Wahl gelassen und gefesselt an dieses Leben lebte sie mehr als andere, die nie das Leben zu leben gewusst hatten.
Schlafen tat sie in Nebengassen, leben tat sie überall.
Die Stadt vermied es die Bevölkerung in den Kontakt zu den Freien kommen zu lassen und niemand scherte sich um den anderen.
Freiheit? Das bin ich. Hatte Alessias Vater einmal gesagt, kurz bevor er im Winter gestorben war, wie die meisten Freien. Doch Alessia hatte es immer geschafft durch das Leben zu kommen. Bis zu dem heutigen Tage.
Auf der Straße fand die plötzlich ein kleines Taschenmesser, das in ihre Tasche glitt. Damit konnte sie sich später den Kaugummi aus den Haaren schneiden. Nicht, weil es schöner aussah, sondern weil es bequemer war. Das war das Prinzip ihres Lebens geworden. Sie betrat eine kleine Einkaufsstraße und beobachtete die Leute, die in den Cafés saßen und genüsslich ihren Kaffee tranken. Die meiste Zeit saß sie davor und beobachtete sie, nicht voll Neid, sondern voll Neugierde über ein anderes Leben. Aber zu akzeptieren war das erste was man sie gelernt hatte und nicht geliebt zu werden, von niemanden. „Also liebe nur dich selbst", hatte ihr Vater gesagt. Und sie liebte sich, soweit sie es konnte, doch das war nie genug gewesen. Sie sah auf das Buch hinab, dass sie auf dem Sperrmüll gefunden hatte, es war dreckig und die Seiten vergilbt, sie strich mit ihren schmutzigen Fingern hinüber und öffnete die allerletzte Seite.
„Wenn sie nicht gestorben sind, leben sie noch heute glücklich und zufrieden", flüsterte sie und legte das Märchenbuch neben sich. Lesen hatte ihr ihre Mutter beigebracht, sie hatte länger gelebt als ihr Vater, doch Alessias Jugend hatte auch sie nicht mitbekommen.
Jugend? Alessias Gesicht war gezeichnet durch ein wissendes Lächeln. Die Jugend hatte bei ihr nur körperlich stattgefunden, gereift war sie als Kind schon, denn niemand hatte sich darum gekümmert. Sie ließ das Buch liegen und erhob sich. Lief weiter. Ziellos. Alleine.
Vor dem Spiegel einer Boutique schnitt sie sich den Kaugummi aus den Haaren und starrte sich lange an. Wann hatte sie sich das letzte mal das Gesicht gewaschen, so dass man zumindest ihre Hautfarbe hätte erkennen können? Manchmal vergaß sie sogar wie sie aussah, dann war da das Gesicht ihrer Mutter und ihres Vaters. Beide Gesichte hatte sie schon längst vergessen, doch sie malte sich immer wieder die Bilder aus und glaubte sich selbst, dass die beiden so ausgesehen hatten. Wunderschön, erhaben und stets mit einem gütigen Lächeln im Gesicht.
Mit ihren Fingern strich sie über die Glasscheibe, hinauf zu ihrem Gesicht, wo sie die Konturen abzeichnete. Das war sie. Ihr Leben. Als sie sich abwandte stieß sie beinahe mit einem älteren Herren zusammen. Ein weißer Bart verdeckte die Hälfte seines Gesichtes, doch scharfe blaue Augen trafen die ihren in einer einzigen Sekunde. Diese Augen besaßen soviel Macht, dass sie zum ersten mal in ihrem Leben daran dachte sich zu entschuldigen.
Ohne ein Ton zu sagen machte sie auf dem Absatz kehrt und begann zu rennen. Nie… nie würde sie sich für irgendetwas entschuldigen, dieser fette, alte Typ hätte auch woanders stehen können. Sie schlich in eine Nebengasse, aus welcher es bestialisch nach Kot stank, aber daran hatte sie sich gewöhnt. Dort blieb sie stehen und starrte die Wand an.
Plötzlich vernahm sie Schritte, die in die Gasse kamen, sie erkannte die Umrisse des alten Mannes wieder, den sie beinahe über den Haufen gerannt hatte. Er blieb stehen und versuchte anscheinend in der Gasse etwas zu erkennen.
„Hallo? Ist da jemand?", fragte er.
Alessia rührte sich nicht, wagte es nicht einmal zu atmen. Sie hatte gelernt unsichtbar zu werden, um ein Leben zu führen, wie man es von ihr verlangte. Doch an diesem Tag war alles anderes. Der ältere Mann trat einen weiteren Schritt in die Gasse hinein.
„Ich habe dich gesehen, du kannst dich nicht verstecken", sagte er und lachte leise.
Er klang freundlich, beschloss Alessia, wagte es aber immer noch nicht aus ihrem Versteck hinaus. Wie kam dieser feine, alte Man überhaupt dazu seine teuren Klamotten hier zu besudeln? Noch nie in ihrem ganzen Leben hatte sie das erlebt.
„Verschwinden Sie", rief sie laut, aber unsicher. Sie hatte alle möglichen Situationen erlebt und sich immer wieder aus ihnen hinausgeschlängelt, doch so etwas war ihr noch nie passiert.
„Ich wusste doch, dass ich dich gesehen habe. Die junge Frau, vom Schaufenster… nicht wahr?"
Natürlich hatte die Erfahrung Alessia gelehrt immer vorsichtig zu sein, jedoch war da die unmenschliche Neugierde, die sie schon immer begleitet hatte, die sie beeinflusste nun langsam aus dem Schatten hervorzukommen und sich dem alten Mann zu zeigen.
„Ah", sagte dieser nur und nickte, als er sie sah.
„Was wollen Sie?", fragte Alessia barsch.
„Mein Name ist Darvin Smith, ich bin ein Professor an der Londoner Universität, doch das tut nichts zur Sache. Ich habe dir ein Angebot zu machen, dass dein Leben verändern wird, wie du es nicht geglaubt hast", sagte er und in seiner Stimme erkannte Alessia etwas magisches, eine Verlockung, die sie irgendwo hintreiben wollte. Sie schüttelte sich leicht.
„Wenn Sie mit einem neuen Leben so eines meinen wie Sie es führen, dann verzichte ich mit Freuden", erklärte Alessia fest. Doch der alte Mann lachte nur leicht.
„Nicht doch, ich meine ein Leben, das niemand in diesem Moment auf dieser Welt führt. Ein Leben, dass über deine Erwartungen hinaus geht", sprach er geheimnisvoll.
Alessia fühlte plötzlich wie eine andere Macht sie zu packen schien und sie festhielt, sie zwang zuzuhören, sich nicht zu regen, keinen Widerspruch zu leisten. In ihrem Unterbewusstsein hörte sie plötzlich wieder den Markerschütternden Schrei aus ihrem Traum. NNEEEIINNN. Ihr Kopf bebte.
„Ich nenne mich auch gerne Historiker aus Leidenschaft, müsst ihr wissen", lachte er „ in meiner Freizeit beschäftige ich mich außerdem sehr gerne mit der Wissenschaft. Ich habe ein neues Experiment, dass ich gerne an dir ausprobieren würde und wenn es funktioniert, hast du dein anderes Leben und ich auf meine letzten Tage noch ein wenig Ruhm."
„Sie meinen, ich soll Ihre Laborratte spielen?", fragte Alessia fassungslos.
„Du würdest eine Unterkunft, zu Essen und einen Schlaflatz bekommen, doch über all dem steht doch der eigentliche Sinn, nicht wahr?"
„Und der wäre?", fragte Alessia skeptisch. Darvin Smith seufzte und sah sich um.
„Mir wäre es wirklich lieber, wenn wir das bei mir Zuhause weiter besprächen könnten, hier ist es mir doch… etwas zu…"
„Schäbig?", fragte Alessia mit hochgezogenen Augenbrauen.
„Nein, dunkel", erwiderte Darvin Smith und lächelte. „Nun, was ist? Willst du mir folgen und dir alles anhören? Ich verspreche, dass ich jede deiner Entscheidung akzeptieren werde."
Alessia stockte und schluckte tief. Sie hörte Pferdehufe in ihrem Kopf, lautes Geschrei und dann war alles still. Sie wurde noch ganz verrückt in diesem Loch! Sie sah sich um und nickte schließlich. Damit würde für sie etwas vollkommen neues beginnen, das spürte sie mit dem aller ersten Schritt, den sie in ihr neues Leben tat, klar.
Darvin lebte wirklich fantastisch. Noch nie hatte Alessia eine solche Wohnung auch nur von innen gesehen. Sie fühlte sich wie in einem Traum gefangen. Die Wände waren aus Glas, das bei Belieben dunkel gestellt werden konnte, so dass man das Nebenzimmer nicht sehen konnte. Darvin brauchte nur einmal in die Hände klatschen und schon gingen die Lichter an. Doch am meisten faszinierte Alessia der Kühlschrank. Ihr war es egal gewesen, ob sie Verschimmeltes aß, die Hauptsache war, dass sie überhaupt etwas gegessen hatte, um ihren Magen zu füllen und nun fand sie sich in einem Paradies wieder.
Während Darvin am Tisch saß und eiligst seine Unterlagen durchwühlte, saß Alessia vor dem Kühlschrank auf dem Boden und aß alles was sie darin fand. Noch nie hatte sie so viel gutes gegessen. Dinge, die sie noch nie in ihrem Leben gesehen hatte. Ganze Äpfel. Brot, das sie belegen konnte wie sie wollte. Mit Wurst, Käse oder sogar Schokolade. Sie seufzte mit vollem Mund und brachte somit Darvins Aufmerksamkeit auf sich.
„Dir scheint es zu schmecken", schmunzelte er.
„Mehr als das", bestätigte Alessia mit vollem Mund. Plötzlich trat eine Frau in den Raum. Sie war rundlich und etwa um die fünfzig rum, wie Alessia schätzte. Sie hatte ein freundliches Gesicht und große runde Augen, die sich erschrocken erweiterten, als sie die junge Frau auf dem Boden sitzen sah, so dreckig und voller Essen.
„Sie haben mich gerufen, Herr Smith?", fragte die rundliche Frau.
„Ah, Frau Estrado, schön Sie zu sehen. Ich habe hier eine junge Frau für Sie. Ihr Name ist Alessia. Wenn Sie ihr beim waschen helfen würden, außerdem habe ich ein Kleid für sie im Gästezimmer bereitgestellt", erklärte Darvin und Alessia blickte verwirrt zwischen der runden Frau und Darvin hin und her.
„Sicher", seufzte die runde Frau und lächelte Alessia mitleidig an.„Wenn Sie mir bitte folgen wollen?"
Es war keine Frage des Wollens, Alessia fühlte sich beinahe schon verpflichtet, nachdem sie sich bei Darvin so den Bauch vollgeschlagen hatte, dass sie nun kaum auf die Beine kam.
Sie folgte der Frau, die kaum mit ihr sprach und wurde gewaschen und gekämmt, was für sie eine unheimlich Tortur war. Dann wurde sie mit eigenartigem Zeug eingesprüht, dass erbärmlich stank, was aber, wie Frau Estrado sagte, für andere Nasen als wohlriechend empfunden wurde. Alessia zweifelte stark an diesen Worten.
Als sie aus dem Bad kam und in das riesige Gästezimmer trat blieb sie verwundert vor dem Bett stehen. Dort lag ein Kleid, doch kein gewöhnliches Kleid, der heutigen Zeit. Es war ein Kleid, dass Alessia einmal in einem Schaufenster gesehen hatte, das Mittelalterliche Kleider verkaufte. Verziert mit braunen Borten, war das weiße Kleid nicht gerade hässlich. Es war nur unüblich, schätzte sie. Frau Estrado schien das allerdings nicht weiter zu stören, sie hob das Kleid hoch und schob es mir hinüber.
„Ich kann Sie nicht auch noch ankleiden", sagte sie ernst und hob erwartungsvoll die Augenbrauen. Alessia seufzte und nahm ihr das Kleid aus den Händen.
Währenddessen saß Darvin weiter über seinen Notizen, er schrieb immer und immer wieder etwas auf seinen Block, überprüfte die Daten und rechnete weiter.
„Da ist der Tag… er muss es sein", flüsterte er zu sich selbst, um sich selbst Mut zu machen. Während er weiter rechnete betrat Alessia den Raum. Darvin blickte auf und hätte die Freie beinahe nicht wiedererkannt.
„Wow, du siehst wirklich anders aus."
Er würde die junge Alessia nicht als unbedingt hübsch bezeichnen, doch anders als zuvor erkannte man nun eine Frau vor sich stehen. Das Kleid passte perfekt, es schmiegte sich wie eine zweite Haut an ihren mageren Körper.
Ja, sie musste unbedingt mehr essen.
Ob sie das in ihrer Zukunft tun könnte, lag nicht in seiner Hand, wenn sie seinem Vorschlag zustimmte. Ihre Haare reichten ihr nun ungefähr bis auf die Schulter, den Rest hatte Frau Estrado wohl abschneiden müssen, aber das war immerhin noch etwas. Ihre Haut war hell, wahrscheinlich daher, da sie selten ans Licht gekommen war und doch waren ihre Lippen unglaublich rot. Ihre hellblauen Augen stachen wie Eis aus ihrem Kopf hervor und schienen sich in ihn hineinzubohren. Leider waren ihre Augen etwas klein und leicht schief, sonst hätte das wohl weit mehr zur Geltung kommen können. Vermutlich war auch dies der kleine Makel, der sie nicht wie eine typische Schönheit aussehen ließ.
„Ja, anders… was soll dieser Aufzug?", fragte Alessia und hielt den Saum des Kleides hoch, wie einen Fetzen.
Darvin seufzte bei dem Gedanken, dass er für dieses Kleid ein Vermögen ausgegeben hatte. Alessia trug in diesem Moment mehr Geld an ihrem Körper wie sie es wohl in ihrem ganzen Leben noch nicht besessen hatte.
„Setz dich, ich werde dir alles erklären", sagte er schließlich und zog einen Stuhl nach hinten. Zögerlich nahm Alessia Platz und sah ihn fragend an.
„Wie ich dir bereits schon erzählt habe bin ich ein leidenschaftlicher Historiker und es gibt beinahe nicht, dass noch nicht entdeckt und berichtet wurde, was die Vergangenheit betrifft. Jedoch gibt es ein Kapitel der Menschheit, die immer wieder Fragen aufwirft, die kein Mensch in der heutigen Zeit beantworten kann." Darvin stoppte und griff aus seinen Unterlagen ein Bild heraus, das er Alessia unter die Nase hielt. Es war eine Zeichnung aus dem Mittelalter, die einen Mann auf einem Thron zeigte.
„Ein König?", fragte sie verwirrt.
„Das ist nicht nur irgendein König, Alessia. Das ist König Arthur", erklärte er und machte eine bedeutende Pause, doch bei Alessia fiel weder ein Groschen noch hatte er eine Chance zu fallen, denn woher sollte ein Mädchen, dass auf sich allein gestellt auf der Straße gelebt hatte, wissen wer König Arthur gewesen war?
„Wie ich sehe, sagt euch der Name nichts." Alessia schüttelte nur den Kopf, während Darvin weiterfuhr. „König Arthur ist einer der Bedeutesten Könige Britanniens gewesen. Allerdings schweben so viele mystische Geschichten und Legenden um ihn herum, dass es einem unmöglich gemacht würde die Wahrheit zu erkennen. Er war ein großer König des 5 Jahrhunderts nach Christ Geburt, als Rom Britannien besetzte hielt und dem Druck nicht mehr gewachsen war, den die Sachsen auf das Land ausübten. Sie zogen sich allmählich zurück, doch Arthur und seine Ritter kämpften weiter um das Land gegen die Sachsen."
„Ich verstehe immer noch nicht, warum ich dieses Kleid trage und wie ich Ihnen nun helfen soll?", unterbrach Alessia ihn vorsichtig.
„Mein guter Freund, Daniel Schneider, hat sein Leben lang an einem Projekt gesessen, dass seiner Meinung nach die Welt verändern sollte. Auf seinem Sterbebett hat er mir dann endlich sein Geheimnis anvertraut. Sie besteht darin in die Vergangenheit zu reisen", sagte Darvin und seine Stimme wurde leiser, als habe er Angst, irgendwo könnte sie jemand belauschen.
„Zeitreisen?", fragte Alessia skeptisch.
„Ich weiß, es klingt mehr als nur verrückt, aber es ist eine komplexe Angelegenheit, die darin besteht Dinge so zu bewegen, dass sie nicht mehr messbar sind, sie geraten in ein Zeitloch, wo es uns ermöglicht wird sie rauszuwerfen", sagte Darvin so fasziniert, dass Alessia ihm kaum folgen konnte.
„Und dieses Ding bin ich?", fragte sie entsetzte. Darvin hob beschwichtigend die Hände.
„Nach meinen Abmessungen dürfte ihnen nichts passieren."
„Aber das würde doch vorher noch nie ausprobiert?"
„Das stimmt."
„Wie, in Gottes Namen, können Sie dann abmessen, dass mir nichts passieren wird?", rief Alessia außer sich, sie war drauf und dran sich zu erheben und wegzulaufen, doch etwas hielt sie in diesem Raum gefangen.
„Weil wir in der Lage sind dich jederzeit wieder zurück zu holen, mit dem selben Prinzip, verstehst du? Du wirst außerdem mit einem Kontakttelefon ausgestattet, mit welchem du immer Kontakt zu mir aufsuchen kannst. Es kann nichts schief gehen und wer bekommt schon einmal die großartige Chance an den Hofe des König Arthurs zu sein?"
„Das ist verrückt…", flüsterte Alessia und ihre Hände wanderten unaufhaltsam an ihrem Kleid entlang, krallten sich in den Stoff fest.
„Nein", lächelte Darvin „denn leben wir nicht in einer Zeit, wo nichts mehr verrückt sein sollte? Gerade du müsstest das am besten wissen."
