Disclaimer: Mir gehört nix, alle Rechte sind bei Amy Sherman Palladino; sie war so nett, mich mit ihren Figuren spielen zu lassen.
Pairing: Jess ?
Zusammenfassung: Nehmen wir mal an, es gab niemals einen Plan, Milo seine eigene Serie zu geben, was bedeutet hätte, dass Jimi niemals in Stars Hollow aufgetaucht wäre um die ganze bisherige Storyline in Frage zu stellen. Wie wäre es dann weiter gegangen?
ACHTUNG: Es wird ein bisschen heftiger im Laufe der Story, aber ich will nicht zuviel verraten. Vorerst Rating PG-13.
Anmerkung: Die Kapitel sind alle unterschiedlicher Länge, mal kurz, mal ausufernder; das hängt einfach damit zusammen, wo ich gerne einen Abschnitt haben möchte.
Viel Spaß beim Lesen!
And on with the story!
Mad world
Es musste ein Ende damit sein, das Ende vor sich her zu schieben
Jess konnte nicht genau bestimmen, wann es angefangen hatte.
War es, als er anfing, seltener anzurufen, und lieber in Ruhe im WalMart vor sich hin arbeitete?
Es war einfach. Er stapelte Paletten über Paletten, Reihe um Reihe, Schicht über Schicht. Rory nannte ihn ihren „Hochstapler" ohne zu wissen, wie richtig sie damit lag. Vielleicht hatte er sich selbst sein Leben lang etwas vorgemacht.
War es, als sie immer wieder damit anfing, ob er auch zur Schule ging, und ständig nachbohrte, ob er auch seine Hausaufgaben machte?
Wann auch immer es genau begonnen hatte… Ein Unbehagen und eine emotionale Distanziertheit zwischen ihnen war mehr und mehr gewachsen, ohne dass er sich dazu im Stande fühlte oder auch nur einen Weg sah, irgendetwas daran zu ändern. Ohnmächtig sah er zu, wie ihm nach und nach alles aus den Händen glitt.
Jess war sich seiner Scharaden durchaus bewusst, wenn er Rory aus dem Weg ging. Wenn er sie nicht anrief, obwohl er es versprochen hatte. Wenn er noch eine Schicht anhängte, nur um für weitere sechs Stunden NICHT über Rory und seine eigenen Minderwertigkeitskomplexe nachdenken zu müssen. Wenn er sich von Luke verleugnen ließ, obwohl er auf seinem Bett lag und nichts anderes tat, als zu lesen. Wenn er ihrem Blick auswich. Rory hatte ihn gemustert und gefragt, ob auch alles in Ordnung sei, das „mit uns" unausgesprochen in Klammern. Er hatte nicht geantwortet.
Es führte nirgendwohin, das war das eigentliche Problem. Nicht seine Verschlossenheit oder ihr ständiges Nachbohren.
Rory wollte es nicht wahrhaben, aber es funktionierte nicht, sie beide zusammen. Sie waren wie Feuer und Wasser. Weiß und Schwarz. Wie Dunkel und Licht. Nacht und Tag. Schuld und Unschuld. Es war als kämen sie von verschiedenen Planeten. Die einzigen Berührpunkte waren ihre gemeinsame Liebe zu Büchern und diese seltsame Anziehung zwischen ihnen.
Sie war faszinierend und trotz aller Probleme unzerstörbar. Seit ihrer ersten Begegnung verband eine unbestimmbare Anziehungskraft sie beide untrennbar. Wenn sie sich küssten, explodierte jedes Mal die Welt um sie herum. Das geschah noch immer, aber inzwischen küssten sie sich seltener. Vielleicht weil es die Mängel ihrer Beziehung zu stark kontrastierte? Hormone und intensive Gefühle konnten nicht die fehlende Nähe kompensieren, die früher aus ihren tieferen Gesprächen erwachsen war.
Ihre zwischenmenschliche Kommunikation war in dem Moment gestorben, als sie zusammengekommen waren, an diesem verrückten Abend des Tanzmarathons. Es hätte Jess bereits klar sein müssen, als sie zum ersten Mal gemeinsam in Lukes Wohnung standen und er keinen vernünftigen Satz mehr formulieren konnte. Schon damals hätte er es sehen und die Notbremse ziehen müssen.
Es beenden müssen, bevor es überhaupt anfing.
Oder war er vielleicht doch nur zu sehr damit beschäftigt gewesen, seine Mysteriosität zu bewahren?
Hatten sie sich nicht genug bemüht, ihre Beziehung auch auf anderen Ebenen als der körperlichen zu vertiefen? Hatten sie schlicht und ergreifend zu viel geknutscht und zu wenig geredet? Konnte es tatsächlich so einfach sein?
Jess glaubte nicht daran, aber er wusste auch nicht, woran er sonst glauben sollte. Es gab keinen Halt mehr. Er fühlte sich so einsam und verloren wie noch nie in seinem Leben.
Heute war es zu Ende gegangen, für immer. Und Jess fühlte sich auf eine merkwürdige Art und Weise erleichtert.
Seiner ewigen Gedankengänge müde schnippte Jess den Zigarettenstummel in den Weiher. Ohne nachzudenken war er davon gestürmt nach seinem Kampf mit Dean, und war hier gelandet, am Steg. Wo alles begann.
„Und das war es jetzt?"
Jess schrak zusammen, er hatte Rory nicht kommen hören. Ein Blick auf die Uhr. Bereits anderthalb Stunden saß er hier, die Beine über dem Wasser baumelnd, in Gedanken versunken, ohne zu merken, wie die Zeit verflog. Rory hatte er nicht mehr erwartet.
„Soll das jetzt immer so bleiben, du redest nicht mit mir, und ich laufe dir hinterher?" fuhr Rory fort. Sie war wütend, er hörte es in ihrer Stimme. So hatte sie geklungen, als sie auf seinen Anrufbeantworter gesprochen hatte, am Abend vor dem Distillers-Konzert.
„Nein." Jess stand auf und ging weg. Einfach so. Er brauchte sich nicht umzudrehen, um zu wissen wie sie ihm ungläubig hinterher starrte.
Arme Rory. Sie musste immer alles verstehen.
Aber nicht alles war erklärbar und mit Worten zu fassen.
Jess hörte ihre Schritte auf den Planken, als sie ihm folgte. Sie holte auf. Jess sah nicht von seinen Füßen auf, als sie mit ihm gleichauf war, die Fäuste tief in den Taschen seiner Jeans vergraben.
Sie trat vor ihn, bremste ihn aus, und da hob er seinen Blick und sah ihr geradewegs ins Gesicht, mit einem kalten, gefühllosen starren Ausdruck. Er wusste, dass er sein Ziel erreicht hatte, als sie unwillkürlich einen Schritt zurücktrat. Sie erschrak, weil sie ihn so nicht kannte. Gut. Es musste ein Ende damit sein, das Ende vor sich her zu schieben. Er wollte sich nichts mehr vormachen. Sie sollte sich nichts mehr vormachen.
„Das erste, was du tun kannst um zu verhindern, dass es so läuft, wie du es gerade geschildert hast, ist aufhören mir nachzulaufen." Seine Stimme troff nur so vor Sarkasmus.
„Ich glaub's nicht." Rory trat wieder einen Schritt vor, nun wieder mehr zornig denn verwirrt. „Du machst Schluss mit mir?" Ihre Augen schwammen in Tränen, ihre Lippe zitterte leicht, und mit einem Mal fühlte er sich wie der letzte Mensch der Welt. Er war so ein Idiot. Jess starrte auf seine Füße. Er wollte sich entschuldigen, irgendetwas Mitfühlendes sagen, irgendetwas Kluges, das erklärte, was gerade vor sich ging. Ihm fiel nichts dergleichen ein.
„Wir funktionieren nicht zusammen." murmelte er stattdessen.
Rory starrte ihn immer noch an, hatte sich inzwischen aber wieder unter Kontrolle. Zumindest hatte ihre Lippe aufgehört zu zittern. Stattdessen schien die Wut wieder zu überwiegen. Sie schüttelte den Kopf. „Weil du es nicht einmal versuchst, Jess. Du hast nie an uns geglaubt, oder? War ich für dich nur eine Trophäe?"
Sie musste nicht sagen, dass sie diesen Verdacht von Dean hatte. Dieser verdammte Idiot. Er verstand nichts. Gar nichts.
„Nein, so war das nicht." Jess verlagerte sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen.
Eine Weile herrschte Stille.
Dann wieder Rorys leise Stimme, fragend: „Warum hast du mir nie vertraut?"
Um dich zu schützen.
Du warst mein Unschuldsengel, mein reines Gewissen, das ich niemals in mir haben werde.
Niemals würde ich dich mit meiner Dunkelheit belasten, deine Reinheit beflecken.
Ich werde dich nicht zu mir herabziehen. Jeder hat das von mir erwartet, aber dafür liebe ich dich viel zu sehr. Ich brauche dich, so wie du bist, mit all deinen Träumen. Lieber zerstöre ich das Band zwischen uns als deine Träume.
Du bist ohne mich besser dran, Rory.
Ich werde dich nicht aufhalten auf deinem Weg.
Du hast etwas Besseres verdient als mich.
Aber alles, was Jess herausbrachte war: „Ich weiß es nicht."
Es ist besser so.
Und er drehte sich um und entfernte sich rasch.
