Disclaimer: Herr der Ringe gehört J.R.R. Tolkien und wird voraussichtlich auch nicht den Beistzer wechseln.

Tja, hier ist sie nun also, die lange herbeigesehnte oder befürchtete Fortsetzung von GREEN(S)LEAf(VES) ... was aus so Vorsätzen nicht alles werden kann....



I Anruf



Der durchdringende Piepston des Weckers riss Antonia aus dem Schlaf. Da sie noch nicht richtig wach war, griff sie ein paar Mal daneben bevor es ihr gelang, das nervtötende Geräusch abzustellen. Danach lag sie erst einmal benommen auf dem Rücken und versuchte, die Müdigkeit abzuschütteln. Es gelang ihr nicht wirklich. Ihre Glieder fühlten sich schwer wie Blei an, als hätte sie sich gerade erst nach einem anstrengenden Tag hingelegt und nicht, als ob sie neun Stunden durchgeschlafen hätte. Sie glaubte nicht, dass sie die Kraft aufbringen würde, die Augen zu öffnen, geschweige denn, aufzustehen. Das war doch nicht mehr normal! Seit Wochen kämpfte sie erfolglos gegen eine dumpfe Erschöpfung an. Sie konnte so früh ins Bett gehen und so lange schlafen wie sie wollte, jeden morgen fühlte sie sich ebenso ausgelaugt, wie am Abend zuvor. Doch es half alles nichts. Vom Nachdenken wurde es auch nicht besser und sie musste wirklich aufstehen, wenn die nicht schon wieder zu spät in die Vorlesung kommen wollte. Dummerweise war es eine mit Anwesenheitsliste und wenn man 10 Minuten nach Beginn erschien, konnte man genauso gut wieder nach Hause gehen - ohne eine Chance, sich doch noch eintragen zu können. Oh Mann, sie b r a u c h t e diesen Schein!

Als sie sich schließlich doch aus den Federn quälte, überkam sie fast sofort das inzwischen ebenso vertraute Schwindelgefühl, so dass sie sich am Bettpfosten festhalten musste um nicht umzukippen. Zum Glück war es nach ein paar Sekunden verschwunden. Sie konnte sich einen angenehmeren Start in den Tag vorstellen, als in Ohnmacht zu fallen.

Als Antonia aus dem Bad zurückkam und in ihre Jeans schlüpfte, fiel ihr Blick auf ihr Spiegelbild im großen Spiegel ihrer Kleiderschranktür. Entsetzt starrte sie ihre Erscheinung an. Sie musste zugeben, dass sie sogar objektiv betrachtet einen fürchterlichen Anblick bot. Ihre grauen Augen waren leicht rot unterlaufen, als hätte sie eine ganze Nacht durchgesoffen und unter ihnen lagen dunkle, bläuliche Schatten. Auch ihre Gesichtsfarbe ließ einiges zu wünschen übrig. Leichenblass traf den Zustand wohl am besten und - konnte sie da etwa den anflug von Falten um ihre Mundwinkel erkennen? Sie sah absolut fertig aus und fühlte sich auch so. Was war nur mit ihr los?

"Du siehst ja aus wie das blühende Leben!" lautete dem entsprechend auch Lenas erstes Kommentar als Antonia die Küche betrat.

"Dir auch einen guten Morgen!" erwiderte sie missmutig und warf ihrer Mitbewohnerin einen bösen blick zu. Sie schaltete den Wasserkocher ein und holte das Instantkaffeepulver aus dem Schrank. Vielleicht würde sie das ja endlich aufwecken.

"Pfannkuchen?" kam es von Lena, die vergnügt vor sich hin mampfte. "Es sind noch genügend da und ich hab Nutella! Du siehst aus, als könntst du es brauchen!" Für Lena war es undenkbar, den Tag ohne ein herzhaftes Frühstück zu beginnen, was manchmal groteske Auswüchse annahm. Pfannkuchen mit nutella waren noch die harmlose Variante. Einmal hatte sie Antonia morgens um halb neun doch tatsächlich Kartoffelbrei mit Apfelmus aufdrängen wollen.

"Danke, wirklich nicht." Lehnte sie ab. Schon der Gedanke an etwas zu essen verursachte ihr Übelkeit. Nicht, dass sie je der große Frühstücker gewesen wäre, doch in der letzten Zeit hatte es sich noch verschlimmert.

Als sie sich mit der gefüllten Kaffeetasse erschöpft auf ihren Stuhl sinken ließ, fing sie den Blick ihrer Mitbewohnerin aus, die kopfschüttelnd vor sich hin aß. Ein Anflug von Besorgnis lag in dieser Musterung.

"Also wenn ich ehrlich sein soll, Tony, dann siehst du für mich total krank aus. Wenn ich so daher käme, hätte meine Mutter mich längst mit Gewalt zum Artzt geschleppt."

Antonia winkte seufzend ab. "Denkst du, auf diese Idee wäre ich nicht selbst gekommen? Da war ich schon längst."

"Und?" Um nicht zu neugierig zu erscheinen, geb Lena vor, beinahe völlig von der Aufgabe beansprucht zu sein, Nutella auf einem weiteren Pfannkuchen zu verteilen. Antonia schätzete grob, dass es so ungefähr der vierte oder fünfte sein musste. Die Mengen, die ihre Mitbewohnerin verdrückte, waren wirklich erstaunlich.

"Nichts und!" entgegnete sie schließlich. "Doktor Fechner hat mir Blut abnehmen lassen und zur Analyse ins Labor geschickt. Erst dann will er eine genaue diagnose stellen."

Lenas Stirn legte sich in missbilligende Falten. "Er will erst das Blutbild abwarten? Ohne dich schockieren zu wollen- aber das klingt in meinen Ohren nicht besonders aufmunternd."

Antonia war zu sehr damit beschäftigt, sich an ihrem heißen Kaffee nicht die Zunge zu verbrennen um zu antworten. Außerdem hätte sie liebend gerne das Thema gewechselt. Es reichte schon, wenn sie sich den Kopf über ihren schlechten Zustand zerbrach. Die düsteren Spekulationen ihrer Mitbewohnerin hatte sie nun wirklich nicht nötig!

"Ach, wahrscheinlich wird es auf einen Vitamin- oder Mineralstoffmangel hinauslaufen. Sabrina hat wegen so etwas schon einmal Eisentabletten verschrieben bekommen. Was sollte es auch sonst sein? Eine mysteriöse Abart der schwarzen Pest?" Sie lachte kurz auf aber es klang sogar in ihren eigenen Ohren nicht ganz echt. Also widtmete sie sich wieder voll und ganz ihrem Kaffee.

"Lach nicht! So was kann ernster sein als du denkst!" Lena hatte anscheinend völlig ihren Pfannkuchen vergessen, der nun schon seit geschlagenen zwei Minuten unberührt auf ihrem Teller lag. - Bei ihr eine absolute Ausnahmeerscheinung. "Wann kommen denn die Ergebnisse?"

"Sie sollten eigentlich schon seit gestern da sein." Meinte Antonia nach einem raschen blick auf den Garfield -Kalender an der Wand. Der gefräßige Kater war wahrscheinlich Lenas großes vorbils, was Ernährungsfragen anging. In dem Moment klingelte das Telefon. Da ihre Mitbewohnerin keine Anstalten machte, dran zu gehen, stemmte Antonia sich mühsam in die Höhe, lief in den Flur und nahm den Hörer ab.

Als sie ihn drei Minuten später wieder auf die Gabel fallen ließ, war ihr Gesicht noch um etliche Stufen blasser geworden.

"Es war Dr. Fechner."teilte sie Lena mit, wobei sie sich kraftlos an den türrahmen lehnte. Sie hatte das Gefühl, sich nicht mehr lange auf den Beinen halten zu können. "Irgend etwas scheint mit meinen Worten absolut nicht zu stimmen. So genau hat er das zwar nicht ausgedrückt, aber das konnte ich doch noch heraus hören. Auf jeden Fall hat er meine Daten an einen Kollegen in der Uniklinik weiter geleitet. Irgendso ein Spezialist. Weihers heißt er. Heute Nachmittag habe ich einen Termin bei ihm." Sie schüttelte den Kopf, noch immer ganz verwirrt vom Inhalt des Telefonats. Während Lena sie mit großen Augen anstarrte, leerte sie mit einem Zug ihre Tasse und schnappte sich fest entschlossen ihren Rucksack. "Vielleicht kann der Typ mir wenigstens erklären, was mit mir los ist! So langsam geht es mir nämlich gehörig auf die Nerven!" Nach dem Schreck machte sich jetzt Wut in ihr breit. Wenn sie zumindest eine klare aussage über ihren Zustand erhalten hätte! Aber das war von Ärzten wohl zu viel verlangt.

Lena rief ihr noch mit vollem Mund etwas hinterher, das sie aber nicht mehr verstand. Sie blieb nicht stehen. Die Zeit wurde eh langsam knapp, wenn sie nicht zu spät in die Vorlesung kommen wollte.



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Sorry für das merkwürdige erste Kapitel, aber das ganze braucht eine gewisse Anlaufszeit...

Wahrscheinlich halten manche mich eh für eine Sadistin, weil ich eine Fortsetzung produziere.

Apropos: Ich hab unter Originals Fantasy noch eine eigene Geschichte ins Netz gestellt. Der Titel ist Schakal und ich würde gern eure Meinung dazu hören.

Ach ja, alle Personen in dieser Geschichte sind natürlich reine Erfindungen und Zufällige Ähnlichkeiten wieder mal meiner mangelnden Fantasie zu zuschreiben