Lady of the dungeon

Kerkermond Evolution


Hej, da bin ich wieder. Diesmal wird es wohl eine ziemlich trashige Geschichte, aber wer die dunklen Charakterisierungen in ‚Kerkermond' mochte, wird vielleicht auch an dem Nachfolger Freude haben.

Dies ist ausdrücklich keine Fortsetzung von ‚Kerkermond', sondern eine völlig neue Geschichte. Und keine Angst, auch wenn wir mal wieder in Voldemorts Kerker beginnen, verspreche ich, dass wir selbigen diesmal verlassen werden im Verlauf der Ereignisse, um dem Zaubereiministerium einen Besuch abzustatten, der legendären Nr. 12 Grimmauldplatz und dann werden wir in den idyllischen grünen Weiten Irlands Station machen. Lasst Euch überraschen.


Remus: Durst

Mühsam öffnete Remus Lupin seine Augen. Eigentlich gab es keinen Grund mehr, dies zu tun. Die kalten Kerkermauern in Voldemorts Verlies waren ganz sicher keiner. Hätte Remus einen Wunsch frei gehabt – nur einen – er hätte darum gebeten, dass es endlich vorbei wäre. Hinter ihm lag eine zweiwöchige Tortur, zumindest schätzte er den Zeitraum seit seiner Gefangenahme auf etwa diese Spanne. Jeder andere wäre bereits tot, dachte er. Jeder andere wäre längst in gnädiges, schwarzes Vergessen eingetaucht.

Doch das Monster, das er in seinem Inneren beherbergte, diese grausame mondsüchtige Bestie, ließ ihn nicht gehen. Remus Lupin, der Mensch zwischen den Monden, wäre schon vor langer Zeit gegangen, seinen Freunden dorthin gefolgt, wohin auch immer sie ihm voraus gegangen waren.

Ein Schrei durchdrang die Stille des Kerkers. Man konnte die Stimme der Menschen, die hier gefoltert wurden, nicht mehr zuordnen. Sie waren so entstellt wie ihre Körper, wenn Crabbe, Goyle oder MacNair von ihnen abließen.

Keiner von diesen allerdings hatte Remus je auch nur angerührt. Angespuckt, angeschrieen, verhöhnt, gedemütigt, ja. Doch nicht einmal angefasst. Werwolfsabschaum, den berührte man nicht, so man reinen Blutes war. Mehr als das: Er gehörte ihnen nicht. Er war von Voldemort ‚verschenkt', als Zeichen seiner Wertschätzung, persönliches und alleiniges Eigentum von Peter Pettigrew.

Der kleine Peter hatte eine steile Karriere gemacht in Voldemorts Rängen und sich zweifellos eine ‚Belohnung' verdient, wie er betonte. Remus war jetzt sein ‚Projekt'.

„Es geht um Wissenschaft, Moony. Du warst doch stets einer, der gedient hat: Seinen Freunden, dem Orden, dem großen Ganzen. Es macht dir also vermutlich wenig aus, der Wissenschaft zu dienen."

Die erste Frage, die Pettigrew beschäftigte: Wie viel Schmerz kann ein Werwolf ertragen, bis er kollabiert? Welcher Art von Schmerz hält er länger stand? Wie viel Gewicht verliert er, wenn man ihn konsequent hungern lässt? Überlebt er eine Nacht draußen in klirrender Kälte, mit Ketten an den eisigen Boden gefesselt? Ohne Kleidung, versteht sich.

„Du kannst tatsächlich mehr Schmerz ertragen als ein Mensch", lobte Peter. „Ungefähr das doppelte, allerdings nicht, wenn die Schmerzen durch Silberpulver oder eine mit Silbernitrat umhüllte Peitsche verursacht werden."

Merlin, Remus hatte Verbrennung am ganzen Körper, und sie brannten noch nach Tagen, als hätte man ihm Phosphor über die Haut gegossen.

Er hatte Gewicht verloren, kein Zweifel, aber Peter war enttäuscht.

„Dein Körper lässt sich wirklich nur mühsam auszehren, Moony", klagte er.

„Wölfe sind zäh", hatte Remus geknurrt.

„Ja, es scheint so", hatte Peter abwesend geantwortet. „Und diese Nacht dort draußen hast du auch überlebt." Er schüttelte den Kopf. „Weißt du, Moony, ich würde dieses Experiment gerne noch eine Weile fortführen, aber der Dunkle Lord wünscht, dass ich mich auf andere Aufgaben konzentriere. Er beabsichtigt zudem, diesen Kerker hier gegen ein modernes Quartier einzutauschen. Dies bedeutet, dass es hier in ein paar Tagen nur noch ein paar wertlose Gefangene – so wie dich – und ein paar Dementoren geben wird."

Er lächelte, und sein Gesicht hatte in diesem Moment immer noch erschreckende Ähnlichkeit mit dem des achtzehnjährigen Hogwartsabsolventen.

„Man hält dich für ungefährlich, Moony, aber ich weiß nicht. Auch angekettet und ohne Zauberstab ist eine Kreatur wie du unberechenbar. Deswegen habe ich beschlossen, persönlich für dein Ableben zu sorgen."

Remus blickte seinem ehemaligen Freund ins Gesicht. Er spürte, wie sich seine Schultern entspannten. Merlin sei Dank, es würde gleich vorüber sein.

Pettigrews Lippen kräuselten sich zu einem zynischen Lächeln.

„Aber nein, Moony, es wird nicht schnell und schmerzlos sein. Wir sind ja noch ein paar Tage hier. Genug Zeit, dir beim Verdursten zuzusehen."

Diese Ankündigung war jetzt drei Tage her. Pettigrew kam jeden Tag, um Remus zu untersuchen und maliziös Buch zu führen über sein langsames Sterben.

„Ich werde diese Aufzeichnungen immer wieder und wieder lesen und sie gut hüten", versicherte er Remus. „Sei dankbar, es ist dein kleines Stückchen Unsterblichkeit."


Fortsetzung folgt