So, dass ist meine erste FF, also bitte seid nicht zu streng mit mir. Viel Spaß beim Lesen :)

Eigentlich unnötig zu erwähnen, aber mir gehört nichts und ich verdiene auch nicht das kleinste Bisschen hieran.


Kapitel 1

Olivia lächelte leicht, als sie aus dem Flugzeug stieg und zum ersten Mal seit zwei Jahren wieder englischen Boden betrat. Wie sie ihre Heimat doch vermisst hatte.

Frankreich war zwar um einiges wärmer und die Jungs viel offener als die die sie in England gekannt hatte, aber sie war trotzdem unheimlich froh wieder da zu sein und wieder nach Hogwarts gehen zu können.

Beauxbatons war eine gute Schule – keine Frage – und die Jungs dort waren genau ihr Geschmack, doch Beauxbatons war nun mal nicht Hogwarts. Es hätte nie ihr zuhause werden können.

Sie ging zur Gepäckausgabe und wartete auf ihren Koffer, während sie hoffte, dass sie noch rechtzeitig zum Hogwartsexpress kommen würde und er nicht vor ihrer Nase davonfahren würde.

Kaum hatte sie ihren pinken Trolley unter den anderen Koffern ausgemacht und ihn unter Einsatz ihrer Ellbogen aus der Masse der anderen Koffer befreit, stürmte sie auch schon aus dem Gebäude heraus und ging – den Koffer hinter sich herziehend – zum Bus, der sie zum Bahnhof Kings-Cross bringen sollte.

Hätte sie das alles früher herausgefunden, wäre sie schon viel früher nach England zurückgereist, aber ihre Mum – oder besser, ihre Adoptivmum – hatte es offensichtlich nicht für nötig befunden, ihr zu erzählen, dass sie doch noch eine Familie hatte.

Kurz darauf hielt der Bus endlich und sie stürmte mit ihrem Koffer aus dem Bus, in Richtung des Gleises neundreiviertel. Es war bereits kurz vor elf und niemand erwartete sie, um ihr notfalls die Tür aufzuhalten. Wenn sie nicht rechtzeitig ankommen würde, hätte sie keine Chance mehr nach Hogwarts zu kommen.

Sie zögerte nicht, als die Absperrung zwischen Gleis neun und zehn in Sicht kam, sondern rannte einfach nur weiter durch die Absperrung, als die Uhr zur vollen Stunde schlug.

Für einen Moment blieb ihr Herz stehen, doch sie rannte dennoch weiter.

Der Hogwartsexpress stand immer noch da, als sie das Gleis endlich erreichte, doch mit Erschrecken stellte sie fest, dass er sich bereits in Bewegung setzte.

Mit einem Keuchen rannte sie weiter und versuchte irgendwo eine offene Tür zu finden, ehe der Zug zu schnell für sie würde und Wort wörtlich für sie abgefahren wäre.

Und dann sah sie plötzlich eine Hand, die sich nach ihr ausstreckte und hörte eine tiefe Männerstimme, die ihr zurief, sie solle sich festhalten.

Aber sie erreichte die Hand einfach nicht. Sie bis die Zähne zusammen und lief schneller, doch unglücklicherweise wurde nicht nur sie schneller, sondern auch der Zug.

Mit einem zwischen den Zähnen hervorgepressten Knurren griff sie ein letztes Mal nach vorne und bekam endlich die Hand zu fassen, deren Besitzer sie sogleich in den Zug zog, während sie sich mit der anderen Hand an ihrem Koffer festklammerte.

Einen Moment später stand sie endlich sicher im Zug und ihr Retter schloss die Tür hinter ihr, ehe der Fahrtwind zu stark wurde.

„Danke", meinte sie atemlos und sah ihrem Retter zum ersten Mal ins Gesicht.

Für einen Moment erstarrte sie, dann lächelte sie. Er schien sympathisch zu sein.

Ihr Gegenüber lächelte leicht irritiert zurück.

„Was sollte denn das gerade? Ist es so schwer einmal pünktlich zu kommen?"

So viel zu sympathisch.

„Tut mir leid, aber ich bin gerade erst hier angekommen und habe wirklich keine Lust mich vor einem Idioten wie dir rechtfertigen zu müssen", sagte sie bissig.
Sie hatte jetzt schon keine gute Laune, was sollte dann erst werden, wenn der Unterricht wieder anfing?

„Hast du mich gerade wirklich einen Idioten genannt?", fragte der Typ und kniff die Augen zusammen.

„Ja, das habe ich!"

„Welches Haus bist du?"

„Warum willst du das wissen?", fragte sie zurück, während sie darüber nachdachte, ob sie wohl wieder in ihrem alten Schlafsaal schlafen können würde.

„Naja, ich habe nur überlegt, welchem Haus ich in Zukunft eine Unmenge an Punkten abziehen darf."

Sie runzelte die Stirn, lies jedoch aus purer Intuition ihren Blick von seinem Gesicht zur Brust des Jungen gleiten, auf der – poliert wie eh und je – das Vertrauensschülerabzeichen prangte.

Oh shit.

Sie hob ihren Blick und sah dem Jungen wieder ins Gesicht. Sie hätte ihn gleich genauer mustern sollen. Jetzt hatte sie sich gleich an ihrem ersten Tag einen Feind gemacht. Und dann noch einen mit großem Einfluss in der Schule.

„Es ist wirklich sehr schade, dass ich dir jetzt noch keine Punkte abziehen kann, so wie du dich hier verhältst."

Sie schnaubte nur und stemme die Fäuste in die Hüfte. Vertrauensschüler oder nicht, so etwas würde sie sich nicht gefallen lassen. In Beauxbatons hätte sich kein Junge getraut, so mit ihr zu reden.

„Wenn du mir dein Haus schon nicht sagst… Wie ist dein Name, damit ich gleich weiß, auf wen ich dieses Schuljahr besonders achten muss?"

„Den wüsstest du wohl gerne", schnaubte sie und schaute nur noch herausfordernder in die unglaublich blauen Augen des Jungen, welche von Minute zu Minute vor Zorn mehr funkelten.

Der Junge öffnete den Mund, vermutlich um irgendetwas Fieses zu sagen, als jemand ihren Namen rief.

„Olivia? Oliv? Bist das wirklich du?"

Überrascht drehte sie sich um, gerade in dem Moment, als ihre beste Freundin sie in einer Umarmung erwürgte.

Ihr blieb keine Zeit wütend auf sie zu sein, denn sie begrüßte den Jungen nur mit einem fröhlich „Hey, Nate" und zog sie begeistert hinter sich den Gang entlang, bis zu einem Abteil, in dem bereits einige ihrer früheren Freundinnen saßen.

„Seht mal, wenn ich gefunden habe!", rief Ginny aufgeregt und alle stürzten sich auf einmal auf sie, um sie zu umarmen.

„Olivia, schön dass du wieder da bist!", rief Jaquie, ein Mädchen von ihrem ehemaligen Schlafsaal und ließ sie gar nicht mehr los.

„Wie war es in Frankreich?", fragte Alex, die schon immer in einem anderen Land leben hatte wollen, mit leuchtenden Augen.

„Och, es war einfach wundervoll. Obwohl ich eine Weile gebraucht habe mich an die Sprache zu gewöhnen. Das Wetter war natürlich toll und die Jungs sind nicht von schlechten Eltern", meinte sie grinsend und mit einem Augenzwinkern.

Alle Mädchen um die herum lachten, auch wenn Jaquie und Alex es mit einem leicht bitteren Nachgeschmack taten. Sie waren nie besonders aufgefallen, nicht neben Olivia und sie hatten die Zeit genossen, in der keine schöne Rothaarige die Blicke von ihnen abgelenkt hatte.

„Und haben die Jungs in Frankreich gut geküsst?", fragte Ginny mit einem leichten Lächeln.

„Oh, ihr würdet mir nicht glauben wie gut! Im Vergleich zu denen hier in England…"

Sie wurde mitten im Satz unterbrochen, als jemand die Abteiltür öffnete und sich räusperte.

Es war der nervige Vertrauensschüler, den Ginny mit Nate begrüßt hatte und hinter ihm stand…Harry Potter.

Ihr Herz blieb für einen kurzen Moment stehen und sie konnte gerade noch verhindern, dass ihr der Mund aufklappte. Sie hatte nicht erwartet, ihn so zu treffen. Vollkommen ohne Vorbereitung.

Er würdigte sie nicht eines einzigen Blickes, dafür starrte Nate sie jedoch umso schärfer an.

„Du hast deinen Koffer draußen stehen lassen, Olivia", sagte er schneidend und sie musste gegen den Drang kämpfen, ihm die Zunge rauszustrecken.

„Schön, dass du ihn mir auch endlich vorbeibringst, Vertrauensschüler Nate", erwiderte sie ebenso bissig und leicht abfällig, beim Wort Vertrauensschüler.

Er verzog nur wütend das Gesicht, nickte den anderen kurz zu und war auch schon auf nimmer wiedersehen verschwunden.

„Hast du sie gerade wirklich gefragt, ob die Jungs in Frankreich gut geküsst haben?", fragte Harry mit hochgezogenen Augenbrauen. Seine Stimme war tiefer, als sie sie in Erinnerung hatte und sie zuckte zusammen, so merkwürdig fühlte sich diese ganze Situation an.

„Ach, mach dir keine Sorgen. Ich weiß doch, dass niemand besser küssen kann als du", flüsterte Ginny und küsste ihn auch sofort.

Auf einmal war ihr schlecht.

Nicht dass sie etwas dagegen hatte, dass Ginny mit Harry Potter küsste, aber der Anblick, war doch irgendwie… merkwürdig.

Zum Glück blieb Harry nicht lange, sondern verabschiedete sich bereits kurz nachdem er gekommen war.

„Ich muss auch gleich wieder los, Ginny. Wir sehen uns dann später in Hogwarts."

Dann war er weg und Ginny ließ sich mit einem verträumten Seufzen wieder auf ihren Platz sinken.

Also war doch endlich noch etwas aus Ginny und Harry geworden. Sie musste lächeln, als ihr bewusst wurde, was das bedeuten konnte. Nur Gutes, eigentlich.

Warum fühlte es sich also so sehr nach Verlust an, jetzt, wo sie doch eigentlich gerade ihre Familie gesehen hatte. Warum konnte sie sich nicht vollkommen für die beiden freuen.

Für ihre beste Freundin und den Sohn von Lily und James Potter.

Sie wusste woran es lag. Der Grund war, dass dieses Mädchen – sei es nun ihre beste Freundin oder nicht – mehr über ihren Bruder wusste als sie.

Dass er Ginny begrüßt hatte, während er sie nicht einmal eines Blickes gewürdigt hatte.

Es war die Erinnerung an den Verlust, den sie erlitten hatte, ehe sie überhaupt gewusst hatte, wie groß dieser Verlust war.