Autor's Notes: Nach langer unkreativer Schreibpause hat's mich wieder gepackt. Battlestar Galactica ist Neuland für mich, aber I'd fallen for it, completely. Wenn Drehbuchschreiber Serien nicht so beenden, wie ich mir das vorstelle, greife ich ihnen gerne ein bisschen unter die Arme. So auch hier. Für Kara und Lee hätte ich mir ein anderes Ende gewünscht - und auch einen anderen Verlauf während der Serie selbst. "Never believed in soulmates" macht's möglich.

Die Story setzt in der ersten Staffel ein, als Starbuck auf den roten Mond stürzt, von da ab mehr oder minder AU, allerdings komme ich immer wieder auf einzelne Passagen der Serie zurück.

Hauptsprache ist deutsch, aber lasst Euch nicht irritieren, manchmal auch ein bisschen mixed up mit englischen Phrasen und Passagen - vor allem, dann wenn das schwere, behäbige Deutsche nicht so aussdrucksstark war, wie ich es gerne wollte.

Ich habe diese Geschichte begonnen, mit einer groben Planung von etwa fünf bis acht Kapiteln. Inzwischen ist die Story auf mehr als 150 Seiten angewachsen und die Kapitelliste, die noch geschrieben werden will, wird länger und länger, end of line ist nicht in Sicht. Kurzum: Ich weiß wirklich nicht, wo wir am Ende landen werden und ob das Schlusskapitel, so wie ich es mir zum Start einmal ausgedacht hatte, tatsächlich so aussehen wird oder nicht.

Ich merke auch, Geschichte, Charaktere und Stil entwickeln sich. In den ersten Kapiteln war ich noch recht nah dran an der Fernsehserie, je weiter sich die Story jedoch in einem AU weiterspinnt, desto mehr Eigenleben entwickeln auch unsere Hauptfiguren, vor allem „meine Kara" ist etwas out of the records. Ja, sie ist auch impulsiv, eigensinnig und stur, sie schlägt gerne zu und hat es manchmal nicht so mit Obrigkeiten – aber ich mache aus ihr nicht das Wrack nach Maelstrom! Nun ja, und Lee, der ist vielleicht hier noch bisschen mehr by-the-book als in der Serie. Mir hat zwischendurch nicht wirklich gefallen, was sich die Drehbuchschreiber für Starbuck – aber auch für andere Charaktere – ausgedacht haben.

Noch eine Warnung vorab: Bei allen guten Vorsätzen, manchmal wird's einfach ziemlich fluffy. Ich bitte um Nachsicht ;).

Zum Sprachmix: Am Anfang fand ich das eine gute Auflockerung, von Zeit zu Zeit mal eine englische Phrase einzuwerfen oder ein englisches Zitat aus der Serie zu bringen. Je länger die Geschichte geworden ist, desto mehr habe ich gemerkt, dass das ein ganz eigenes Stilelement sein kann, etwas das mich und meine Geschichten ausmacht, something unique. Deswegen werden die englischen Phrasen in den späteren Kapiteln mehr, auch an Stellen, an denen es wohl rein aus sprachlicher Sicht nicht notwendig gewesen wäre, weil es sich auch im Deutschen schön hätte ausdrücken lassen – ich hoffe, ihr stört Euch nicht daran.

Und zu guter Letzt: Disclaimer - I own nothing.

Genug der Vorrede, ich hoffe, die Story gefällt.

Eure PoV


Prolog

Sie hasste den Geruch und die Atmosphäre von Krankenstationen. Es roch nach Äther und Chemie. Und was sie noch mehr hasste, war diese Totenstille. Das Einzige, was blieb, war das monotone Piepen der Geräte. Piep. Piep. Piep. Immer gleichbleibend. Im Rhythmus. Eigentlich ein gutes Zeichen, dachte sie. Trotzdem konnte sie es nicht hören. Es machte ihr unmissverständlich klar, wo sie war. Schon eine ganze Weile stand sie mehr oder minder direkt vor der Eingangstür. Sie hatten den Raum betreten und die Tür wieder hinter sich geschlossen. Weiter war sie aber nicht gekommen. Die Patienten waren durch grün-blaue Vorhänge voneinander getrennt. Keiner von ihnen konnte sie sehen. Es war also noch Zeit umzukehren. Ein Schritt und sie wäre wieder draußen auf dem Flur. Weg von hier. Sie schluckte merklich. Runaway? Jetzt? Es wäre einfach, ja. Noch hatte sie niemand gesehen. Niemand hätte auch nur je gewusst, dass sie überhaupt da gewesen war. Einfach umdrehen und gehen. Raus hier. Das, was an jenem Nachmittag geschehen war, einfach hinter sich lassen. Vergessen. Aber wäre es dann aus der Welt? Wollte sie das überhaupt? Sie atmete einmal tief ein und fasste sich dann ein Herz. Nein, sie wollte das nicht vergessen. Sie würde dafür gerade stehen, was sie angerichtet hatte und nein, sie würde jetzt nicht auf dem Absatz umdrehen, kehrtmachen und weglaufen. Period. Das Geschehene würde sie ohnehin wieder einholen. Sie musste sich ihm stellen. Je früher, desto besser.

Für einen Moment schloss sie die Augen. Und schon war das Bild wieder da. Klar und deutlich. Frak, warum hast Du nicht besser aufgepasst, dachte sie. In ihrem Kopf hörte sie den Schuss knallen. Ebenso real wie vor einigen Stunden. Und sie sah Lee zu Boden gehen. Sah, wie er sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an die rechte Schulter fasste, wie sich sein Hemd rot färbte. Sie stand zu weit entfernt und sah hilflos mit an, wie er die Augen verdrehte und das Bewusstsein verlor. Es war ihre Schuld. Sie hatte nicht gut genug aufgepasst. Sie hätte in diesem Getümmel niemals schießen dürfen. Er war der Letzte gewesen, den sie hatte treffen wollen. Kara hatte keine Ahnung, wie er auf sie reagieren würde. Würde er sie dafür hassen? Sie anschreien? Oder schlimmer noch, würde er ihr aus dem Weg gehen und nicht mehr mit ihr sprechen? You cannot hurt me, Kara – wie oft hatte er das schon beteuert. Sie wusste nicht, ob das nach diesem Nachmittag auch noch galt.

Nun, das musste sie jetzt herausfinden. Kara öffnete die Augen, fixierte den Vorhang, von dem sie wusste, dass er dahinterlag und ging darauf zu. Kurz davor blieb sie noch einmal stehen. Schemenhaft nahm sie einen Schatten wahr, sitzend am Bettrand. Jemand war bei ihm. Kara biss sich auf die Unterlippe. Doch besser gehen? Nein, dazu war es jetzt zu spät. Entschlossen zog sie den Vorhang ein Stück zur Seite und trat ein. Ein Paar tiefer, dunkel-brauner Augen funkelte sie an: „Du bist ja wohl die Letzte, die er sehen will", Dee war sichtlich ungehalten über den Zuwachs hinter dem Vorhang. Selbstbewusst zog sich Kara einen zweiten Stuhl heran und setzte sich: „Ich denke, das lassen wir ihn besser selber entscheiden, wenn er aufwacht." Silence. Keine der beiden Frauen sagte ein Wort. Lee lag regungslos vor ihnen im Krankenbett. Dr. Sherman Cottle hatte ihr versichert, dass er „schon wieder werden wird." Die Kugel habe ihn nur an der Schulter getroffen. „Hätte schlimmer sein können", hatte Cottle gesagt. Alter Sadist, dachte Kara. Er hatte die Kugel entfernt und ihm dann einen Mix aus Schlaf- und Schmerzmitteln gespritzt. „Die nächsten Stunden wird er tief und fest schlafen und dann sehen wir weiter", das war Cottle's „Therapieplan".

Kara wusste, dass Dee mehr für Lee empfand als nur Kollegialität. Vielleicht war sie sogar in ihn verliebt. Aber das hatte nichts mit ihnen beiden zu tun. Und das hier war eine Sache zwischen ihm und ihr, zwischen Lee und Kara, zwischen Apollo und Starbuck. Die Stille war beinahe unerträglich. The hell, konnte Dee denn nicht wenigstens irgendetwas sagen, konnte sie ihr nicht weiterhin Vorwürfe machen, sie an den Haaren ziehen oder versuchen ihr die Augen auszukratzen. Kara an ihrer Stelle hätte das vielleicht versucht. Innerlich musste sie über ihre eigenen Gedanken schmunzeln. Wie konnte sie nur an so etwas denken? Hier, in dieser Situation? Aber dieses Nichtssagen machte sie noch ganz wahnsinnig. Sie musste die Stille brechen.

„Lee ist mein Freund. Vermutlich der beste, den ich habe", sagte sie schließlich ohne den Blick von ihm zu nehmen.
„Und deswegen schießt Du ihn über den Haufen!? Na, wenn es das ist, was Du mit Deinen Freunden machst, dann will ich nie zu Deinen Feinden gehören", kam prompt Dee's Reaktion.
Wieder Stille.
„Ach komm schon Dee. Du weißt genau so gut wie ich, dass das sicher keine Absicht war. Und glaub mir eines, ich habe mir im Leben noch nicht solche Vorwürfe gemacht, wie in den letzten drei Stunden, okay?"

Stille. Entweder wusste Dee nichts darauf zu sagen, oder sie wollte nicht. Eigentlich gehörte es sich auch nicht, am Krankenbett zu streiten. Aber Kara wollte das hier klarstellen. Wenn er sie schon nicht hören konnte, dann sollte es wenigstens Dee hören.

„Mein Platz ist an Lee's Seite. Keine Starbuck ohne Apollo. Und auch kein Apollo ohne Starbuck."

Das war deutlich. Crystal clear. Ohne Umschweife. Direkt. Und ehrlich. Ganz Kara Thrace eben. Kara vernahm ein fast schon stummes Seufzen. Dann rückte Dee sachte den Stuhl nach hinten, stand auf, schob den Vorhang beiseite und zog leise die schwere Tür der Krankenstation hinter sich zu.

Kara's Blick ging ins Leere. Zuerst hatte sie Dee hinterher geschaut, die sich nicht mehr umgedreht hatte. Aber nachdem sie hinter dem Vorhang verschwunden war, war sie außer Kara's Sichtweite. Nun suchte ihr Blick nach Halt und fand doch keinen. Damn it, musste das denn passieren, dachte sie. Und nun? Wie hatte sie sich das eigentlich vorgestellt? Dachte sie, sie marschiert hier herein und im selben Augenblick verfliegt die Wirkung von Cottle's Medikamenten-Cocktail, Lee wacht auf und verzeiht ihr – einfach so? So einfach war das vermutlich nicht. Kara merkte, dass sie sich eigentlich keinen wirklichen Plan zu Recht gelegt hatte. Was sollte sie nun tun? Warten? Warten, bis Lee aufwachen würde? Und was dann? Kara war so in ihrer Gedankenwelt verloren, dass sie gar nicht bemerkte, wie der Mann im Bett vor ihr sich zu rühren begann.

Lee räusperte sich und schlug langsam die Augen auf: „Mir war so, als hätte ich jemanden keifen hören", flüsterte er und lächelte sie an. Mit einem Mal waren alle ihre Sorgen verflogen, washed away. Die wirren, haltlosen Gedanken von eben waren wie weggeblasen. In seinen Augen sah sie es. Das mit ihnen beiden, das war in Ordnung.

„Du gemeiner Kerl, Du hast alles mitgehört?"

„Ich glaube ja. Das Ende fand ich besonders interessant", grinste er.

Diese Augen. Diese hellen, tiefblauen Augen. Kara's Blick verlor sich darin. Ihr war zum Weinen zumute und im nächsten Augenblick konnte sie auch schon nicht mehr verhindern, auch wenn sie es mit aller Gewalt und Selbstbeherrschung versucht hatte: Ein Träne suchte sich ihren Weg über Kara's Wange.

„Hey, hey. Nicht weinen, Kara", sagte Lee. „Ich danke Dir."

Kara stutzte: „Wofür? Dafür, dass ich Dir eine Kugel in die Schulter gejagt habe?"

„Zugegeben, das hätten wir ein bisschen besser timen können.", Lee hatte noch immer ein Lächeln auf den Lippen. „Nein, dafür, dass Du das Attentat verhindert hast."

Da war es mit einem Mal wieder ganz präsent. Commander Adama hatte Kara und drei Marines in dieses Restaurant auf der Cloud 9 beordert, oder besser der Pilot der Cloud 9 hatte sie gerufen, nach einem Notruf des Commanders. Adama selbst war mit Präsidentin Laura Roslin dort gewesen. Er war an die Bar gegangen, als ein unbekannter Mann die Präsidentin von hinten vom Stuhl gezogen und sie in seine Gewalt gebracht hatte. Noch ehe Lee, der ebenfalls dort war, oder der Commander ihre Waffe ziehen konnten, hatte der Unbekannte sein Hemd aufgerissen und deutlich gemacht, was er bereit war zu tun: Er trug einen Sprengstoffgürtel um den Bauch. Er verlange den sofortigen Rücktritt Laura Roslins. Sie habe sich mit dem Militär gemein gemacht, sei keine Präsidentin für das Volk und überhaupt vertraue sie zu viel auf irgendwelche Märchen in prophetischen Büchern. Commander Adama war es über die Notfunk-Taste an der Bar gelungen, den Captain der Cloud 9 zu informieren, der wiederrum die Galactica um Hilfe gebeten hatte. Das war nicht unbemerkt geblieben und so fand sich Commander Adama nach einem kräftigen Fausthieb am Boden wieder. Roslin war in der Gewalt des Attentäters und Lee versuchte es auf die diplomatische Art, um Zeit zu gewinnen. So zumindest hatte man es ihr hinterher erzählt. Kara selbst hatte die Bühne erst betreten, als es darum ging, mit möglichst wenig Verlusten diese Sache zu beenden. Sie und die Marines kamen durch den Luftschacht im Waschraum. Sie wussten nichts von dem Sprengstoffgürtel um den Bauch des Mannes. Als sie die Gefahr erkannte, war es auch schon fast zu spät. Die Marines hatten bereits das Feuer eröffnet. In dem Restaurant herrschte das blanke Chaos. Menschen purzelten wild übereinander, Tische wurden umgestoßen, Glas splitterte. Der Attentäter schien getroffen, er strauchelte, aber er schien seine Mission noch beenden zu wollen. Seine Hand griff nach dem Zünder an seinem Gürtel. Kara sah noch aus dem Augenwinkel, wie Lee Roslin von dem Mann wegstieß und gleichzeitig versuchte, ihn von den Beinen zu werfen, damit er seine Bombe nicht mehr zünden konnte. Aber da hatte Kara ihre Waffe schon abgefeuert.

Lee tastete nach Karas Hand und umklammerte ihre Finger. „Und das mit den Vorwürfen vergisst Du mal ganz schnell wieder. Ich bin ok. Und besser habe ich eine Kugel in der Schulter, als Roslin eine in der Brust."

Kara schluchzte. Verdammt nochmal, wie denn das? Eine Kara Thrace heult doch nicht. Und wenn dann nur, wenn sie alleine ist. Sie konnte nichts dagegen tun. Die Tränen kamen ganz von selbst und ließen sich auch nicht aufhalten. „Willst Du damit etwa sagen, you're not mad?", fragte sie vorsichtig.

„Ach Kara. Da gab es schon ganz andere Dinge. Aber meistens hat das mit dem Bösesein nicht lange vorgehalten", antwortete Lee. Er stützte sich auf den Ellenbogen ab und rappelte sich langsam hoch.

„Alles in Ordnung?", wollte Kara wissen und schob ihm ein Kissen in den Rücken, damit er sich anlehnen konnte.

„Ja, ich denke schon", gab er mit verbissenem Gesicht zurück. „Cottle hat mir dieses Korsett hier nur etwas zu eng geschnürt, glaube ich." Und schon war wieder ein Grinsen auf seinem Mund. Lee sah an sich herunter und Kara folgte seinem Blick. Cottle hatte ihm den ganzen Brustkorb bandagiert. Kara fühlte sich plötzlich noch schlechter als beim Betreten des Zimmers. Das monotone Piepen der Geräte, das sie nun die ganze Zeit über mehr oder minder ignoriert hatte, jetzt war es wieder da. Klar und deutlich. Das Piepen, die Schläuche in Lees linkem Arm, die Verbände. Das alles war ihre Schuld. Abermals röteten sich ihre Augen. Nur dieses Mal begann Kara hemmungslos zu weinen.

Unvermittelt griff Lee nach ihrem Gesicht, streifte ihr eine ihrer blonden Haarsträhnen aus der Stirn und stupste ihre Nase: „Hey, Du magst die bessere Pilotin von uns beiden sein, aber der bessere Schütze bleibe ich..."

Hope you liked it so far

Eure PoV