Hallo liebe Leser!

Nun werde ich auch hier meine aktuelle FF über die Rumtreiber hochladen. Ich würde mich über ein paar Kommentare sehr freuen und bin gespannt, wie es euch gefällt.

Warum wir kämpfen entstand aus der Frage heraus, warum die Freunde sich bis in den Tod von James und Lily so sehr vertrauten. Warum standen die Vier (später leider nur noch drei) auf der guten Seite und haben im Orden für diese gekämpft. Vielleicht ist es von James zu erwarten... doch was ist mit Remus? Was mit Sirius?

Die FF startet in Askaban, handelt allerdings eher über die Rumtreiberjahre... Ich bin ein kleiner Sirius-Fan, also spielt er die 'Hauptrolle', ich hoffe jedoch ich kann den anderen auch gerecht werden... denn genau das versuche ich!

Und nun will ich nicht weiter herum schwafeln... viel Spaß beim Lesen!

Lg Si


-1- Askaban

Ein Stein. Grau, viereckig. Noch ein Stein. Und auf dem nächsten Stein, leicht versetzt noch ein Stein. Alle gleich grau. Grau und hart. Wenn man darüberfasst sind sie kantig, rau und man spürt die Kälte auf einen überspringen. Grau in Grau...

Das Grau und die Kälte der Steine übertrug sich auf die ganze Zelle. Von fünf Seiten grau, von einer Seite eiserne Gitterstäbe. Von sechs Seiten Kälte und Härte. Hier gab es keinen warmen Rückzugsort. Hier gab es nichts weiches, nichts rundes, nichts schönes. Es gab nur grau und grau. Selbst die Holzpritsche erschien nicht braun sondern grau.

Die Decke, die man Sirius vor zwölf Jahren gegeben hatte, war grau. Sein formloser Kittel war einmal schwarz-weiß gewesen. Streifen, die Sirius eine Zeit lang von dem tristen Grau abgelenkt hatten, doch sie waren schon lange verblasst. Nun waren auch sie grau.

Hätte er einen Spiegel gehabt, hätte er auch sich selbst als grau beschrieben. Angepasst an die Umgebung. Hart, kalt und grau.

Nur die unterste Reihe Steine ist mit einem leichten, dunklen Grün überzogen. Moos, mit kaltem Wasser vollgesogen.

Aufgrund des vielen Graus liebte er die unterste, moosbewachsene Steinreihe. Sie war die Abwechslung im tristen Grau. Sie war eine Besonderheit. Er musste sich bremsen, das Moos nicht jeden Tag anzufassen, denn dann verschwand auch diese aufkeimende Andersartigkeit. Er wollte nicht mehr ohne sie leben. Nicht mehr ohne das dunkle Grün... ohne das weiche, glitschige Etwas.

Sirius kannte hier jeden Stein, ob moosbewachsen oder eintönig grau. Er kannte sie alle. Hatte sie gezählt und die Zahl wieder vergessen. Hatte sie alle berührt, um sich zu vergewissern, dass sie standhaft in ihrer Position verharrten und ihm kein Schlupfloch darboten.

Wie gerne hätte er ein Fenster gehabt. Klein oder groß, ganz gleich... nur ein Fenster... Ein Blick nach draußen... ein Traum. Es wäre ihm egal gewesen, was er dort draußen gesehen hätte... Es wäre ihm egal gewesen, wenn es dadurch noch kälter geworden wäre... Es wäre ihm egal gewesen, wenn er dafür sogar sein Moos auf der letzten Steinreihe hätte abgeben müssen... Doch sobald er an das Fenster dachte, kamen sie und jeder glückliche Gedanke verschwand.

Durch das immer wiederkehrende Grau und die Regelmäßigkeit der Steine, fühlte er sich beengt. Seine Zelle war nicht zu klein. Sie war für eine Zelle in einem der gefürchtetsten Zauberergefängnisse recht geräumig, doch nach zwölf Jahren schienen die Wände immer näher zu rücken. Sie wollten ihn erdrücken... ihn in das Grau der Steine pressen... ihn verschmelzen lassen mit der Regelmäßigkeit der Steine. Oft musste er kurz nachmessen, ob es immer noch vier Schritte von der einen Wand zur anderen waren. Es waren vier Schritte. Jeden Tag...

Schritte wurden lauter und Sirius erhob sich langsam von seiner hölzernen Pritsche. Seine Glieder waren steif. Seine Gelenke knackten, als wäre er ein alter Mann. Er war ein alter Mann. Nicht alt im Sinne des Lebensalters. Alt und gebrechlich, alt und müde, alt und der Welt überdrüssig.

Die Decke, die er um seine Beine geschlungen hatte, hinterließ er als Knäuel und wandte sich den Gitterstäben zu. Manchmal musste Sirius überprüfen, ob die Gitterstäbe immer noch so fest mit dem Boden und der Decke verbunden waren und jedes mal wurde er schwer enttäuscht. Sie hielten die Zelle zusammen, sie ließen sich nicht biegen oder gar brechen. Sie ließen sich nicht verschieben. Sie ließen sich nicht mal erwärmen. Die Gitterstäbe – jeder einzelne Stab – war grau, kalt, hart und standhaft.

Schritte...Schritte bedeutete immer, dass eine menschliche Gestalt über die Gänge lief und nicht sie.

Jeder der Gefangenen wandte sich dann seinen Gitterstäben zu, um zu sehen, wer neues kam. Oder wer ging, denn die Dementoren interessierte es nicht, ob jemand starb. Sie quittierten es höchstens in den letzten, lebendigen Sekunden des Menschen mit einem Kuss und verließen dann die Zelle unabgeschlossen.

Alle paar Wochen kamen zwei breitschultrige Männer um die Überreste auf dem Friedhof vor dem Turm zu sie einen vergaßen, war das nicht weiter schlimm. Keiner vermisste sie... Die wenigsten wurden von der Insel weggeschafft und bei ihren Familien begraben... fast niemand war an solchen Verwandten interessiert.

Sirius musste sich anstrengen nicht weiter über das nachzudenken. Sonst kamen sie und würden ihn nur weiter in sein Unheil stürzen. Sie waren das letzte Zünglein an der Waage zum Abgrund. Ohne sie wäre dieser Ort zwar grau, kalt und hart gewesen. Ein trister Ort. Mit ihnen war es ein hoffnungsloser Ort. Ein Ort, an dem man verzweifelte... Sie schienen jedes Gefühl, jede Regung der Gedanken zu erriechen. Sie nährten sich von Gefühlen... saugten jeden Funken Glück aus den Menschen um sie herum heraus. Ließ man sie teilhaben an seinen Gedanken, ließ man es zu überhaupt zu zu denken, war man hier auf verlorenem Posten. Praktisch konnte man denken. Steine zählen... sicher. Gitterstäbe erfühlen... ja. An Farben denken? Nein!

Einmal war Sirius glücklich aus der reinblütigen Familie der Blacks zu entstammen. Hier bekam man schon in den Windeln erklärt, dass Gefühle zu zeigen unter der Würde eines reinblütigen Zauberers stand und daher fiel es ihm leichter seine Gefühle in sich zu begraben. Zumindest nach zwölf Jahren Übung!

Sirius konzentrierte sich auf die Schritte. Lauschte dem ungleichmäßigen Tappen auf dem grauen Steinboden. Sog sich an der Veränderung fest und schaute gebannt auf die Ecke, an der die Schritte gleich eine Gestalt zum Vorschein bringen mussten.

Der Besuch war ein Mann Mitte vierzig im Nadelstreifenumhang. Ein schwarzer Nadelstreifenanzug mit silbernen Manschettenknöpfen. Schwarz..., dachte Sirius und begrub seine Gedanken sofort, als er sie kommen sah. Er hatte einen schwarzen Bowler auf dem runden Kopf und seinen dunklen, recht kurzen Zauberstab in der rechten Hand. Ein recht mickriger Patronus in Gestalt eines Hasen hoppelte an seiner Seite, sodass die Dementoren einen gebührenden Abstand zu ihm hielten. Cornelius Fudge, der amtierende Zaubereiminister, lief mit leicht eingezogenem Kopf durch die Gänge und schaute mal hier mal da in die kleinen Zellen. Man sah ihm an, dass er sich hier nicht sonderlich wohlfühlte. Doch er würde nicht lange an diesem Ort bleiben... Er hatte die Möglichkeit wieder zu gehen. Sirius war eifersüchtig.

Er ging näher an die Gitterstäbe und betrachtete den kleinen Mann. Er war ein Zaubereiminister, der nur in Friedenszeiten eine Chance hatte, ging es ihm durch den Kopf. Leicht rundlich gebaut und eher einer der gemütlicheren Art Mensch. Fudge merkte, dass er gemustert wurde, und schaute mit einem hasserfüllten Gesicht zu dem Gefangenen herüber.

„Mr. Black.", sprach er ihn mit etwas zittriger Stimme an. Er räusperte sich, um diesen leicht ängstlichen Ton aus seiner Stimme zu entfernen. „Alles nach ihrer Zufriedenheit?", fragte er Sirius mit einer Spur Hohn. Fudge musterte den Gefangenen mit wachsender Abscheu. Das lange, krause Haar hing ihm fettig an seinem Kopf herunter. Sirius war ausgemergelt. Gezeichnet von Hunger und Kälte. Seine Wangenknochen stachen scharf aus seinem fahlen Gesicht heraus und nur in seinen Augen konnte man sehen, dass er noch lebte. Sie funkelten leicht.

Sirius musste grinsen. Wie lange hatte er nicht mehr gegrinst...? So konnte der Mann große Töne spucken, dachte er, würde ich vor den Gitterstäben stehen, würde er es nie wagen – zu viel Angst.

„Ja, Minister, soweit man von Zufriedenheit in Askaban reden kann.", gab Sirius als Antwort. Seine Stimme war rau und heiser. Er hatte schon so lange nicht mehr geredet. Es war fast anstrengend den Mund zu bewegen und die Stimme zu erheben, sodass nicht nur ein Flüstern aus seinen aufgeplatzten Lippen entwich.

Fudge lächelte leicht, doch seine Gesichtszüge wurden keine Sekunde darauf wieder eisig. Er sprach hier mit dem Mörder von Lily und James Potter, sowie einem Dutzend Muggeln und Peter Pettigrew. Was hatte er nochmal getan, als sie ihn verhafteten? – gelacht. Geschmacklos, schoss es Fudge durch den Kopf und er wollte schon weitergehen.

Sirius Blick war weiterhin auf ihn gerichtet und er konnte seine Gedanken anhand seines Gesichtsausdrucks nachvollziehen. Sirius seufzte leicht. [i]Ich bin unschuldig... doch das wirst gerade du mir nie glauben![/i]

Er wollte sich schon wieder seiner Pritsche zuwenden, als ihm die Zeitung unter Fudges linkem Arm auffiel. Eine Zeitung. Papier... Ein Fenster in die Wirklichkeit... weg von dem tristen Grau... Wörter... Ein Dementor kam näher und Sirius lies das aufkeimende Gefühl von Glück fallen wie eine heiße Kartoffel.

„Ähm... sind sie fertig?", fragte er mit brüchiger Stimme und als der Zaubereiminister mit einem fragenden Blick zu ihm aufblickte, fügte er ein „Mit ihrer Zeitung.", hinzu.

Der ältere Mann nickte kurz und gab ihm den ausgelesenen Tagespropheten durch die Gitterstäbe hindurch. „Guten Tag, Minister.", verabschiedete sich Sirius und wandte sich seiner neuen Ablenkung zu.

Er bemühte sich nicht in ein hysterisches Lachen zu verfallen. Unterdrückte den dankbaren Aufschrei und widmete sich ganz seiner neuen Errungenschaft.

So etwas wertvolles wie eine Zeitung hatte er schon lange nicht mehr in den Händen gehalten. Es war ein tolles Gefühl. Er ließ sich auf die Pritsche nieder und strich sanft über das Pergament. Er lächelte und ermahnte sich, seinen Gefühlen keinen freien Lauf zu lassen... Sie waren noch beschäftigt mit dem komischen Kauz von Zaubereiminister, doch bald würden sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihre 'Patienten' richten und jedes glückliche Gefühl im Keim ersticken.

Er las das Wort 'Tagesprophet' mit Bedacht flüsternd laut und blätterte dann die Zeitung auf. Die bewegten Bilder nahm er als erstes wahr. Eine alte Hexe, die unter Blitzlichtgewitter irgendein neues Gesetzt verkündete. Ein paar besenfliegende Zauberer, der eine von ihnen einen Pokal haltend und eine große Zaubererfamilie vor einer Pyramide.

Zuerst las er den Artikel über das Quiddichspiel der Hollyhead Harpies gegen die Chudley Cannons und erinnerte sich schwach an das Gefühl auf seinem Besen zu sitzen und durch die Luft zu fliegen. Er dachte an James und schaute schnell auf den nächsten Artikel.

Er hatte sich verboten hier über seinen besten Freund, seinen Bruder, nachzudenken, es zog sie immer so magisch an. Am Anfang hatte er es zugelassen. Er war zu bestürzt gewesen, um jeden Gedanken an James zu unterlassen. Als er eines Tages aufgewacht war und die Dementoren um sich herum in seiner Zelle wahrgenommen hatte, hatte er es sich verboten. Er hatte ihnen entgegengebrüllt. 'Ich bin unschuldig!'

Sie waren geblieben. Einen Tag... oder war es Nacht? Keiner wusste das so genau... es war grau.

Er las den Artikel, der die Gewinnerfamilie Weasley beschrieb, die ein Preisausschreiben des Tagespropheten gewonnen hatten. Er betrachtete das Bild nochmal genauer. Die Weasleys sahen sich alle sehr ähnlich. Eine etwas rundlichere Frau, den Arm um ein kleines Mädchen gelegt und ein Mann mit seinen vier Söhnen. Auf einmal fiel ihm ein kleines Tier auf dem Arm des jüngsten Jungen auf. Sirius hätte geschrien, wenn seine Stimmbänder nicht so eingerostet gewesen wären. So hörte man nur ein leichtes Krächzen. „Peter...!"

Seine Gefühle tobten. Wut, Angst, Eifersucht. Zorn, Verzweiflung, Hass. Sie kamen und er zwang sich ruhig zu werden. Er beschränkte sein Blickfeld auf die Ratte. Sachlich ging er die Situation an.

Er hätte diese Ratte unter Tausenden erkannt. Wie oft hatte sich sein Freund – denn das war Peter Pettigrew einmal gewesen – vor seinen Augen in eben diese Ratte verwandelt. Mausgrau war das Fell, so erinnerte er sich. Die Augen grau und das rechte Ohr etwas abgeknickt.

Sirius blickte wieder auf den Artikel. „Weasley... alte Zaubererfamilie..", murmelte er vor sich hin. „Schlau Peter... wirklich schlau von dir." Er schüttelte geistesabwesend leicht mit dem Kopf. Peter hatte zwar als Jugendlicher immer im Schatten seiner Freunde gestanden, denn sowohl James als auch Sirius und Remus waren immer exzellente Zauberer gewesen, doch auch Peter hatte es verstanden seinen Grips einzusezten. Selten, denn nur selten war er gefordert gewesen. Oft hatte er das Denken seinen Freunden überlassen. Er war beschäftigt gewesen mit bewundern...

Der nächste Gedanke schlug bei Sirius ein wie ein gut platzierter 'Stupor'. Der Junge – Weasley – ging nach Hogwarts, so stand es jedenfalls im Text, und Harry, Lilys und James' Sohn ging auch dort hin. Seine Augen waren geweitet und er blickte unverändert auf die Ratte, die es sich auf dem Arm des Jungen bequem gemacht hatte. „Schlau Peter... wirklich schlau... willst ihm ein zweites Mal ein Geschenk bringen, wenn es soweit ist, was?" Die kleine Ratte schaute aus dem Bild zu ihm hoch, als hätte sie seine Stimme gehört. Sirius schüttelte nun energischer den Kopf. „Das kann ich nicht zulassen, Peter. Dieses mal nicht...", murmelte er und lies die Zeitung zu Boden fallen.