Disclaimer: Alles außer meiner Phantasie gehört Marvel und ich verdiene nichts daran.

A/N: Hier also meine erste Parodie überhaupt :) Ich mag diesen Film – und X-Men überhaupt – sehr. Also nehmt diese Darstellung bitte nicht zu ernst. Viel Spaß!

First Class – Wie der Irrsinn begann

1)Von Glockengeläut und urplötzlicher Geschwisterfindung

Am Anfang ist da Regen, nichts als Regen. Und der Himmel lässt nicht sehr auf eine Besserung hoffen. Kurz: das Wetter lädt geradezu zum Herumfläzen auf dem Sofa ein. Aber was ist das? In unser Blickfeld rücken Leute, ganz viele Leute mit gelben Sternen auf der Brust, die mitten in diesem Wolkenentleerungsprozess unterwegs sind. Wie wir gleich darauf erfahren dürfen, ist das polnischer Boden, 1944. Jedem, der den ersten Film gesehen hat (und/oder der sich etwas mit der jüngeren europäischen Geschichte auskennt) dürfte das bekannt vorkommen. Die Nazis, die diese gezeichneten „Volksfeinde"

wie Vieh sortieren, helfen auch dem langsamen Zuschauer auf die Sprünge, worum es hier geht. Ungeheuerliches.

Als der kleine Erik Lehnsherr von seiner Mutter getrennt wird und das Eisentor zwischen ihnen ins Schloss fällt, erleben die Gesetzeshüter des Deutschen Reiches ihr blaues Wunder: Eine unsichtbare Macht greift das metallische Bauwerk an, zerstört es mehr und mehr, während der Junge schreit und die Arme in seine Richtung streckt. Ein beherzter Schlag auf den Kopf seitens eines der Nazis setzt der beidseitig unerwarteten Aktion ein Ende. Alles bekannt und wie gehabt.

Doch halt! Da ist etwas Neues in der Szene! Das düstere Gebäude, vor dem die Juden und anderen Gefangenen vorbeigetrieben werden, wird herangezoomt. Dort steht jemand und drückt sich die Nase am Fensterglas platt. Dieser Jemand trägt eine Brille, hat einen Bart und eine Teetasse, aus der er schlürft. Einen Stern hat er nicht. Wenn er sich den Luxus leisten kann, im Trockenen zu bleiben, muss er einer der größeren Fische sein. Tatsächlich ist das der Militärwissenschaftler (und noch unerkannte Mutant) Sebastian Shaw oder Schmidt, wie ihr wollt.

Er beobachtet gebannt Eriks Erfolg beim Tor, und seine Beeindruckung erreicht ein solches Maß, dass er sich verschluckt. Er verbrennt sich am Tee, hustet und lässt die Tasse fallen. Teespritzer und Porzellansplitter fliegen in alle Richtungen.

Shaw (schnappt nach Luft): „Heilig Sakrament! Aber dieser dort draußen wird mein Junge, komme, was wolle!"

Hm? Spricht der Mann kein Englisch? Keine Sorge, das kann er auch. Später. Allerdings werden im Laufe des Films drei weitere Sprachen auftauchen, und wenn man die Untertitel ausschaltet, kann man prima sein Hörverstehen trainieren, wisst ihr. Aber genug davon. Der Szenenwechsel wartet schließlich nicht.

Während Shaw sich in einem europäischen Lande ein teefreies Jackett aus dem Schrank holt, herrscht im fernen Amerika tiefe Nacht. Das Westchester County, ein Fleck auf der Karte des Bundesstaates New York, bildet da keine Ausnahme. Alle Welt schläft, aber nicht mehr lange. Urplötzlich schlägt Charles Xavier, der hier übrigens genauso klein wie Erik und ziemlich niedlich ist, die Augen auf. Man könnte meinen, er hätte im prachtvollen Herrenhaus ein ungewöhnliches Geräusch vernommen. Da es uns aber nicht so geht, waren seine Ohren daran wohl unbeteiligt. Es muss ein anderer Sinn gewesen sein, eine... Mutation. So eine Überraschung aber auch.

In seinem Zimmer beobachten Einstein und andere fotografierte Stars aus diversen Naturwissenschaften den Jungen dabei, wie er einen Baseballschläger ergreift und in den Flur tritt. Den Schläger wie eine steinzeitliche Keule erhoben und mit wachsamem Blick begibt sich der Inspektor direkt an den Ort des Verbrechens: die Küche. Dort ist tatsächlich jemand kurz davor, den Kühlschrankinhalt genauer zu überprüfen. Charles´ Mutter nämlich. Oder auch nicht, denn da spricht einiges dagegen...

Charles: „Was machst du hier, Mutter?"

Mutter: „Ich hatte solchen Kohldampf, Schatz. Nur ein Sandwich, dann bin ich wieder weg. Husch, geh wieder an der Matratze horchen!"

Charles: „Das kauf ich dir nicht ab. Du hast doch mit der Küche nichts am Hut, lässt dich lieber bedienen. Und warum trägst du dasselbe Kleid wie auf dem Foto dort an der Wand?"

Mutter: „Äh, nun, ganz einfach weil ich Rot mag und... He, bleib mir vom Leib!"

Charles (kommt ohne zu blinzeln auf sie zu): Wer zum Geier sind Sie? Und was haben Sie mit meiner Mutter gemacht?

Das Etwas im roten Kleid fühlt sich im wahrsten Sinne des Wortes an die Wand gedrängt. Charles wirkt in diesem Moment aber auch wirklich ziemlich bedrohlich. Nicht wegen der behelfsmäßigen Keule, sondern allein schon wegen seinem Blick. Und natürlich auch, weil er die letzten Worte direkt in den Geist der Fremden spricht, ohne die Lippen zu bewegen und schon gar nicht mit Vorwarnung. Ganz schön insolent.

Die „Mutter" gibt sich geschlagen und wir werden Zeuge einer verblüffenden Verwandlung (in der wir gut die Handschrift von einer späteren Mitarbeiterin Magnetos erkennen können. Aber das ist jetzt egal. In diesem Film schließen Professor X und Mystique Freundschaft. Basta.). Charles strahlt wie ein Honigkuchenpferd, als nach Ablauf weniger Sekunden statt seiner Mutter ein kleines, blaues und sehr nacktes Mädchen vor ihm steht. Sie hingegen hält den Blick gesenkt.

Raven: „Hast du keinen Bammel vor mir?"

Charles: „Nein, woher denn? Ich wusste einfach, dass ich damit nicht allein bin, und jetzt bist du zu mir hereinspaziert. Tolle Sache, das!"

Raven (zweifelnd): „Aber du bist doch nicht blau..."

Charles: „Das nicht, aber anders, und deshalb trotzdem wie du. Darauf kommt es an. Willkommen zu Hause. Charles Xavier, der Name."

Raven (lächelt): „Ich heiße Raven."

Sie schütteln sich die Hände.

Raven: „Ähm, Charles?"

Charles: „Ja?"

Raven: „Bleib bitte immer aus meinen Gedanken draußen. In Ordnung?"

Charles (enttäuscht): „Geht klar, Schwesterherz."

Raven: „Werden deine Eltern denn erlauben, dass ich bleibe?"

Charles (sachlich): „Mein Stiefvater lässt mir alles durchgehen. Mein Stiefbruder wird sich deshalb nicht mucksen, bis wir zwei allein sind, und meine Mutter ist immer öfter so vollgelaufen, dass sie nicht mehr viel merkt."

Raven (in Gedanken): Ach Gottchen, seine Eltern sind fast so schlimm wie meine! Und dann noch der Bruder!

Charles: Ja, lustig ist anders...

Raven (gibt ihm eine Kopfnuss): „Hey, was ist mit dem Versprechen? Raus aus meinem Kopf!"

Charles: „Auaaa!"

Wie rührend, da haben sich zwei Geschwister gefunden. Wieder ein bisschen mehr Liebe und Frieden in der Welt. Trotzdem ist es für uns höchste Eisenbahn, nach Polen zu Shaw und Erik zurückzureisen. Und in der nächsten Szene tun wir genau das.

Wir finden uns im düsteren Gebäude wieder, das wir ja schon gesehen haben. Shaw thront in einem Sessel hinter einem massigen Schreibtisch, während Erik vor ihm steht. Trotz aller Ähnlichkeiten wird hier kein Schüler vom Direktor verhört, sondern eine Brillenschlange beäugt ihren Auserwählten. Dann ist Sympathiegewinn angesagt. Auf zum Angriff! In akzentuiertem Deutsch.

Shaw: „Du bist so ein schlaues Kerlchen, Erik. Deshalb weißt du bestimmt, dass ich nicht wie diese Nazis bin."

Erik: „Aber Sie arbeiten mit ihnen zusammen."

Shaw: „Mag sein. Trotzdem sind ihre Ziele der reinste Humbug: blonde Haare, blaue Augen und Autos für alle Volksgenossen. Die Gene sind der springende Punkt, das schon, aber dann solche Auswüchse... Traurig."

Er packt eine Tafel Schokolade aus, bricht ein Stück ab und steckt es sich in den Mund. Den Rest schiebt er über den Tisch zu Erik hinüber. (Das haben wir doch so gerne: Krieg, Massensterben und Hunger, und er frönt hier seiner Naschlust. Falscher Fuffziger).

Shaw: „Nimm dir etwas und stärke dich, mein Sohn. Deine Fähigkeiten sind die Zukunft der Menschheit."

Erik: „Nein, ich will meine Mama sehen."

Shaw: „So leid´s mir tut, du musst mir erst einen kleinen Gefallen tun. Siehst du diese Münze? Heb sie an und lass sie ein paar Purzelbäume für mich schlagen, ohne sie zu berühren. Sie ist nichts gegen das Eisentor!"

Der Junge strengt sich sichtlich an, aber seine Bemühungen tragen keine Früchte. Shaw wirkt nicht gerade erbaut.

Erik: „Es klappt einfach nicht, Herr Doktor."

Shaw: „Unsinn! Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Da muss ich nur ein wenig nachhelfen. Die Nazis haben bei ihren Methoden durchaus lichte Momente. Sorry, ist nur zu deinem Besten."

Er kramt eine Glocke aus der Schublade und läutet. Die Tür öffnet sich. Eriks Mutter wird hereingeführt. Die Beiden fallen sich in die Arme, werden aber auf einen Wink von Shaw hin voneinander weggezerrt. Eine Bande von Familienbanausen, wirklich.

Shaw (holt jetzt eine Pistole hervor): „Wir machen es schnell und schmerzhaft, mein Junge. Ein kurzer Countdown meinerseits. Wenn die Münze bis dahin keine Tricks macht, muss deine Mutter dran glauben. Alles klar?"

Alle Ermutigungen seitens der armen Frau (die im Gegensatz zu ihrem Sohn offenbar über seine Mutation bescheid weiß, wie das?) und alle Versuche Eriks laufen ins Leere. Shaw zählt, drückt dann eiskalt ab. Als er seine Mutter am Boden liegen sieht, rastet Erik aus, und das nicht zu knapp. Sachbeschädigung, Menschenbeschädigung (kann man auch „Mord im Affekt" nennen), und zwar unter Einsatz seiner erwachten Kräfte. Das alles untermalt von einem langgezogenen Schrei, verzerrtem Gesicht und erhobenen Armen. Wer nicht nur zusieht, sondern auch die Lauscher aufsperrt, kommt erstmals in den Genuss von „Magneto´s Theme" - der Beginn einer Legende.

Shaw trägt kein Metall am Körper und bleibt deshalb (noch) unverletzt. Inmitten des Infernos quiekt er immer wieder begeistert, und als es vorbei ist und Erik die Tränen übers Gesicht laufen, hat er ermutigende Worte. Oder das, was er dafür hält.

Shaw: „Gut, gut, dein Hass hat dich mächtig gemacht. Folge jetzt deinem Schicksal und nimm den Platz deines Vaters an meiner Seite ein!"

Erik: „Ich... verstehe nicht."

Shaw: „Ups, da habe ich wohl was verwechselt. Macht nichts, wir beide werden uns jedenfalls köstlich amüsieren dort im Labor. Bis dahin: Hier hast du was zum Spielen."

Er gibt ihm die Münze vom Tisch. Wenn er nur wüsste, was er damit in Gang gesetzt hat...