Der Test

Sie war zu betrunken. Er war ihr zu nah. Sein heisser Atem streift ihre Lippen. Der Lärm der Party scheint ihr so weit entfernt...

Rücklings fällt sie auf etwas Weiches. Er beugt sich über ihr, kam immer näher...

Und am nächsten Tag wuchs ein neues Leben in ihrem Bauch...

Xxx

Vor etwa einem Monat fand Cana Alberonas Geburtstag und natürlich war klar, dass bei ihr immer literweise Alkohol floss, vor allem wenn ihr Vater sich dazu gesellte. Ihre Partys waren immer beliebt bei den Schülern der Fairy Academy School. Und auch heute diskutierten ihre Freundinnen mit ihr darüber...

„Und Cana? Hast du es getan?", fragte Lucy Heartfillia neugierig, während sie sich quer über den Tisch in der Schulmensa beugte, um der Braunhaarigen möglichst nah zu kommen.

„Was?", fragte diese gelangweilt, während eine geschmuggelte Bierdose aus ihrer Tasche zog.

„Na, Sting!"

„Was ist mit ihm?"

„Hast du jetzt mit geschlafen oder nicht?"

„Wer? Sting? Wie kommst du denn darauf?"

„Na, du hast doch selber gesagt, dass du seit drei Jahren auf einem heissen blonden Schüler stehst!", schrie Lucy verzweifelt, wobei es eher lächerlich und theatralisch klang.

„Eigentlich hat sie nur gesagt, dass ein gewisser blonder Kerl heftig ihr Interesse erweckt hat", mischte sich Minerva ein, die sich gelangweilt schminkte und dazu den Kartoffelbrei ass.

„Ist ja auch egal, also?", fragte Lucy und beugte sich wieder quer über den Tisch.

„Ich weiss nicht, wie du auf Sting kommst. Es ist Laxus und ja, wir sind etwa vor zwei Wochen im Bett gelandet", seufzte Cana entnervt. Es war ihre erste ernsthafte Beziehung, die nun seit einem halbem Jahr am Laufen war. Das Blablabla ihrer Freundinnen über „Wer-ist-mit-wem-zusammen-wer-landet-mit-wem-im-Bett" ging ihr allmählich auf die Nerven. Früher hatte sie sich wirklich reingemischt, doch seit sie WIRKLICH verliebt war, stellte sie sich öfters die Frage, ob diese Beziehung- und Miteinander-Schlafen-Geschichten wirklich nur ein Spiel, ein Wettbewerb waren.

„Habt ihr auch verhütet?", fragte Erza, die Schulsprecherin, die wie immer steif wie ein Zinnsoldat da sass und in allerhöchster Geschwindigkeit ihr Tablett leerte.

„Natürlich, ich will erst schwanger werden, wenn ich eine sichere Situation habe!", maulte Cana und nahm einen grossen Schluck von ihrem Bier.

„Ziemlich vernünftig", sagte Erza.

„Oh man, ich will wieder eine Beziehung", maulte Lucy und stocherte lustlos in ihrem Kartoffelbrei rum. „Seit ich mit Loki Schluss gemacht habe, finde ich niemand mehr."

„Warum gehst du nicht wieder mit Loki zusammen? Ihr wart doch ein gutes Paar", lächelte Mirajane, die wohl grösste Verkupplerin der Schule.

„Pah, er war immer dabei beschäftigt, mit anderen Mädchen zu flirten", brummte Lucy, eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht blasend.

„So weit ich mich entsinne, warst während deiner Beziehung dabei, nach anderen Männern Ausschau zu halten", lächelte Minerva zuckersüss.

„So macht man doch heutzutage oder? Ausserdem ist Loki jetzt mit diese schüchterne Aries aus der Handarbeit-Klasse zusammen", brauste Lucy auf. Cana rümpfte die Nase doch sagte nichts. Sie wäre nicht eine geeignete Moralpredigerin.

„Schnell Themenwechsel, habt ihr Kinana irgendwo gesehen? Ich wollte mit ihr kurz reden", sagte Mirajane rasch.

„Nein, und Yukino habe ich auch nicht gesehen. Ich geh sie mal suchen", sagte Minerva, die mittlerweile fertig gegessen und sich fertig geschminkt hatte. Wie hatte die denn das geschafft?

Beide Oberschülerinnen entsorgte ihre Tabletts beim Küchendienst, bevor sie aus dem Saal marschierten. Cana sah ihnen nach und bemerkte, dass Fried und Sting den beiden nachsahen. Sie seufzte. Warum hielt man die Liebe für ein Spiel, wenn man das Glück leicht finden kann, sobald man anfängt seine Umgebung wirklich zu sehen?

Xxx

„Also, was sagt der Test?", fragte Meldy ungeduldig zur Klotür. Die Pinkhaarige konnte gut hören, wie ihre beste Freundin zu schluchzen anfing. Doch das antwortete Meldys Frage nicht. Es konnte entweder bedeuten, dass der Test positiv war oder auch nicht.

„Ich... bin... von... Gray-Sama... schwanger...", stotterte ihre beste Freundin schliesslich schluchzend durch die Tür. Meldy schlug sich gegen diese. Scheisse. Sie hatte es doch gewusst. Juvia und Gray hatten sich auf Canas Geburtstagsparty so vollgetrunken und waren dann in einem der Zimmer gegangen. Warum hatte sie nichts gemacht? Wahrscheinlich weil sie zu sehr damit beschäftigt gewesen war, ihre Zunge in Lyons Mund zu drehen. Sonst hätte sie wie gewöhnlich, dass Juvia zu weit mit Gray ging. Die Blauhaarige war seit dem Kindergarten im Fullbuster-Kerl verknallt. Und das extrem heftig. Gray selber ignorierte Juvia zwar immer, doch als Lyon angefangen hatte Juvia den Hof zu machen, machte der Schwarzhaarige immer wieder einen auf Eifersüchtig. Tja, seither war Lyon von Juvia irgendwie auf Meldy rumgestiegen und die beiden verrückten Turteltauben waren sich näher gekommen. Doch da Gray ein Dummkopf war und Juvia völlig blind vor Liebe um etwas zu merken, war nie zu einer Beziehung gekommen...

Und jetzt war Juvia schwanger. Scheisse. Shit. Merde. Mierda. Meldy hatte schon oft von schwangeren jugendlichen Mädchen gelesen, doch irgendwie erschien es ihr surreal, dass es ausgerechnet IHRER besten Freundin passiert war.

„Juvia... komm bitte raus...", murmelte die Pinkhaarige schliesslich. Sofort wurde die Tür aufgemacht und Juvia fiel wimmernd in die Arme ihrer besten Freundin.

„Juvia weiss nicht, was sie tun soll!"

„Irgendetwas wird es schon geben. Zum Beispiel es Gray sagen. Schliesslich ist er der Vater, nicht wahr?"

„Ja... aber Juvia... wenn Gray erfährt, dass sie von ihm schwanger ist, wird er sie sicher wie Müll behandeln und sie nie mehr sehen wollen..."

„Dann ist er ein Schweinehund, der dich nicht verdient hat. Hab' keine Angst, ich bin sicher, dass er dich nicht fallen lassen wird", versuchte Meldy die Blauhaarige zu trösten. In Wahrheit war sie sich darüber nicht so sicher. Doch sie gab sich Mühe zu hoffen, dass Gray wirklich zu Juvia stehen würde... und zu seinem Kind... Himmel, alleine schon die Vorstellung auf ein Baby!

Plötzlich hörten die beiden Mädchen, wie eine weitere Klotür aufging. Meldy seufzte entnervt auf. Sie hatte ganz vergessen, dass sie sich hier auf der öffentlichen Schultoilette befanden und dass andere Mädchen mithören können. Wenn es eine der Tratsch-Tussis war, dann musste sich die Pinkhaarige schnell etwas einfallen lassen, bevor die Neuigkeit von Juvias Schwangerschaft in der ganzen Schule bekannt gegeben wurde und ihre beste Freundin dann als Schlampe bezeichnet und ausgespottet wird.

Zum Glück war es nur Levy McGarden, Juvias Kusine, die sie beide verstört ansah. Sie würde sicher das Geheimnis behalten, ohne das Meldy irgendwelche Drohungen geben musste. Die kleine Blauhaarige legte ihre Hand auf Juvias Schulter und fragte traurig nach: „Du bist auch schwanger?"

„W... Was heisst hier auch?", fragte Meldy verdattert. Gleich zwei schwangere Mädchen in derselben Klasse war wohl etwas zu viel. Na gut, allein eines war schon zu viel.

„Bei... Canas Party... ich war zu betrunken und bin mit... IHM ins Bett gefallen", murmelte Levy. Auch sie schien den Tränen nah zu sein. Als ob Juvia schon nicht genügte.

„Wer? Jet oder Droy?", fragte die Pinkhaarige nach. Obwohl es ihr unwahrscheinlich erschien, dass einer von Levys Fanclub der Vater sein konnte. Schliesslich wusste jeder kluger Kopf in der Schule (und die waren eine Minderheit), dass die beide schwul waren und aus Scham so taten, dass sie in Levy verknallt waren. Zu blöd, dass sie ihre Rolle so gut gespielt hatten, den nun meinten die beiden Idioten wirklich, in die kleine Leseratte verliebt zu sein.

„Nein... Gajeel...", schniefte Levy und prompt fiel sie in Juvias Armen, beide Blauhaarigen fingen an hemmungslos zu schluchzen. Meldy strich mit einer Hand über ihren Kopf und seufzte. Nun waren beide Kusinen schwanger, die Väter waren noch dazu deren heimliche Schwärme und gehörten zu den Schlägeridioten der Schule, die sich nicht erfreut sein werden, Papa zu werden.

Die Pinkhaarige wollte ihren beiden Freundinnen helfen, doch dies erschien ihr einer Herkulesarbeit gleich zu kommen.

Xxx

„Ach Kinana, hier bist du also!", rief Mirajane erfreut, als sie ihre lilahaarige Freundin im Schulgarten entdeckte. Doch als sie näher kam und sich zu ihr auf die Bank setzte, merkte sie Kinanas entsetzten Gesichtsausdruck.

„Was ist los?", fragte sie besorgt. Gleichzeitig fragte sie sich, warum Kinana sich nicht bei ihrem besten Freund Cobra ausheulte, wie sie es sonst immer tat. Eigentlich hiess Cobra in Wirklichkeit Erik, doch wegen seinem Schlangentattoo auf dem Handgelenk (Kinana trug dasselbe...), nannte ihn jeder Cobra. Die beiden waren schon vor dem Kindergarten befreundet gewesen. Obwohl Kinanas Eltern dies nicht gut sahen und nicht wollten, dass Cobra sich mit ihrer Tochter traf, weil er sicher dann einen schlechten Einfluss auf sie hatte und sie dann unfähig war, einen wahren, reichen Mann zu finden, der in ihrem erfolgreichen Schmuckunternehmen viel Geld spenden könnte.

„Ich war vorhin auf der Toilette... Schau dir dass an", flüsterte Kinana beängstigt und drückte Mirajane etwas längliches in die Hand. Vollkommen verdattert starrte die Weisshaarige auf dem Schwangerschaftstest. Auf einem POSITIVEN Schwangerschaftstest.

„Seit... seit wann?", fragte Mira stotternd. Sie wusste genau, wie an dieser Schule das Schicksal der Mädchen sein konnte, wenn eines von ihnen schwanger wurde. Wenn vielleicht Sex für die Schüler fast zum Inbegriff des Wahren Spasses wurde, war eine schwangere Schülerin dasselbe wie eine Hure. Und wenn sie eine Abtreibung durchführte, galt sie als eine Schwerverbrecherin. Gut, das war vielleicht übertrieben, aber egal was passierte, schwangere Schülerinnen wurden immer mit dem Finger gezeigt.

„Seit Canas Party...", schniefte Kinana, während sie ein Taschentuch hervor holte. Mirajane rümpfte die Nase. Alle eingeladenen Schüler waren bei dieser Party extrem betrunken gewesen und hatten vieles gemacht ohne Absicht. Sie selber hatte wie wild mit Fried Justin rumgeknutscht, doch das war bei weitem gar nicht so unangenehm gewesen. Doch wenn die sonst so unschuldige, keusche Kinana seit diesem Abend schwanger war...

„Wer ist es?", fragte Mira langsam.

„Co... Cobra...", wimmerte Kinana, bevor sie sich schluchzend in die Arme der Weisshaarigen fallen liess. Diese seufzte erschrocken auf. Auweia. Kinana wurde ausgerechnet von ihrem besten Freund geschwängert. Mirajane hatte sich zwar schon vorgestellt, dass die beiden vielleicht eines Tages zusammen kommen würden, doch nicht wegen einem Baby! Vor allem war sie sicher, dass Kinana das Baby behalten wollte, wo sie doch schon immer gegen Abtreibung gewesen war.

Mira wiegte die Lilahaarige hin und her. Sie wollte ihr helfen, doch in einer solchen Situation war es schwer eine richtige Entscheidung zu kämpfen.

Während sich die beiden Mädchen immer noch umarmten, liess sich hinter einem Baum ein Schüler den Stamm hinuntergleiten, der ihr Gespräch mit angehört hatte. Cobra vergrub sein Gesicht in seinen Händen und schluchzte leise: „Scheisse..."

Xxx

„Komm schon Yukino, mach die Tür auf! Warum versteckst du dich wieder in der Besenkammer? Ist es wegen Sting? Wenn er dich wieder belästigt hat, bring ich ihn höchstpersönlich um", schnaubte Minerva fast grinsend, während sie an der Tür einer Besenkammer klopfte. Das tat Yukino immer, wenn Sting Eucliffe, der grosse Star der Rugbymannschaft der Schule, die Fairy Dragons, und grösster Mädchenschwarm und Frauenheld von Magnolia. Er wollte bei einem Mädchen immer der erste sein, mit dem sie schläft und etwa die Hälfte der Schülerinnen waren seinem Charme verfallen. Wenn ein Mädchen ihn zurückschlägt, umso mehr wollte er es haben. Seit einiger Zeit zeigte er ein gewisses Interesse an Yukino gezeigt. Besser gesagt ihrer Keuschheit und Unschuld. Doch Yukino wollte nur mit einem Jungen schlafen, den sie liebte und er sie. Was bei Sting nicht der Fall war, sie würde mit ihm nur ein gebrochenes Herz bekommen, da der Blonde jedes Mädchen fallen liess, sobald er sich genommen hatte, was er wollte.

Yukino hatte ihr Herz schon an Stings bestem Freund Rogue Cheney verloren, der gleichzeitig auch ihr Nachhilfe in Mathe gab. Rogue war das völlige Gegenteil von Sting: Schwarzhaarig, neutral, emotionslos, ehrenhaft, liebevoll mit seiner kleinen Schwester, den Schwächeren helfend und vielleicht asexual, wie Minerva vermutete. Jedenfalls half er Yukino immer, wenn diese von Sting belästigt wurde. Doch ob er das gleiche empfand, war eine völlig andere Frage.

Schliesslich öffnete sich die Tür der Kammer langsam und Minerva wurde abrupt reingezogen. Bevor die Schwarzhaarige etwas sagen konnte, hatte Yukino die Tür schon wieder verschlossen. Minerva wollte etwas fragen, drückte ihre Freundin ihr ein länglicher Stab in der Hand. Minerva schluckte, als sie erkannte was sie genau hielt. Einen Schwangerschaftstest. Noch dazu war er positiv, wenn sie die zwei Striche im Kreis und im Quadrat richtig interpretierte.

„Bevor du fragst, es ist auf Canas Geburtstagparty passiert. Ich habe etwas getrunken und bin vor Sting geflohen. Damit er mich in Ruhe lässt, habe ich den erstbesten Typ geküsst, der sich auf meinem Weg befand. Schliesslich befanden wir uns irgendwie in einem Zimmer wieder und haben zusammen geschlafen. Als ich am nächsten Morgen aufgewacht bin, entdeckte ich, dass es Rogue war und... und...", rasselte Yukino schnell runter wie ein Wasserfall, doch irgendwie kam sie nicht weiter. Stattdessen fing sie an zu heulen und Minerva konnte es nicht anders, als ihre beste Freundin in den Arm zu nehmen. Irgendwie konnte man von Glück reden, dass Yukino gegenüber von Minerva und momentan alleine wohnte. Normalerweise lebte die Weisshaarige mit ihrer Schwester und deren Freund zusammen, doch Sorano und Sawyer waren vor ein paar Monaten nach Amerika verreist, um dort ein Jahr Indianer und deren Kulturen zu studieren.

Allerdings ändert dies nichts an der Tatsache, dass schwangere Jugendliche bei den Schülern der Fairy Academy School einen ziemlich schlechten Ruf hatten. Minerva hatte zudem keine Ahnung wie Rogue reagieren würde, wie Sting ihre beste Freundin behandeln wird und wie Yukino überhaupt weiter machen kann mit einem Baby. Doch Minerva wollte Yukino nicht in Stich lassen!