WORLD BETWEEN WORLDS

Kapitel 1

Vegeta klappte beinahe die Kinnlade herunter. Er konnte es noch nicht erfassen, es war einfach zu unglaublich.

Noch eben hätte er die Wände in seinem Zimmer mit geballter Faust vor Frustration und Sinnlosigkeit zertrümmern können –

und nun stand er hier.

Auf dem Balkon seines Zimmers. Verdammt SEINES Zimmers!

Alles hierdrin erinnerte ihn an seine Kindheit, alles war angefüllt mit Emotion. Es gab nicht einen Winkel in dem einladenden Raum, der nicht Geschichten über den kleinen Prinzen Vegeta erzählen konnte, der nicht förmlich danach schrie von Vegeta angefasst zu werden.

Der Prinz strich abwesend mit der Hand über den steinernen Balkon, der getaucht in das Licht des Sonnenuntergangs rotgolden leuchtete.

Nun war er erwachsen. Mehr noch, er war alt. Er hatte bereits ein Kind. Er hatte eine Frau.

Er hatte ein Leben gehabt.

Ein Scheißleben, aber er hatte gelebt! hatte gekämpft, gewonnen, verloren, gelitten und geliebt.

Und so stark seine Liebe zu Bulma auch gewesen war, kam keine Empfindung an das Gefühl heran, dass gerade in ihm aufwallte.

Er war zu Hause!

Er starrte in die karge Landschaft, die sich blutrot gefärbt hatte im letzten Tageslicht.

Steiniger Boden, übersät mit einzelnen Sträuchern und dürren, aber robusten schwarzen Bäumen und dazwischen sah er den jungen Prinz Vegeta, wie er mit seinem Freund Radditz in Richtung Stadt flizte, wie er mit ihm Räuber-und-Gejagter spielte, wie sie versteckt in flachen Gräben teilten, was sie ungesehen aus der Palastküche hatten entwenden können.

Und dann sah er den 15-jährigen Radditz, wie er im Training zurückfiel. Er war wirklich kein Schwächling gewesen, aber unter der Elite recht weit unten.

Sah, wie er sich von einem Kameraden zu einem Bewunderer der Starken veränderte.

Erinnerte sich, wie er es hasste von Radditz vergöttert zu werden, es hasste, wenn er ihm dem Codex nach höflich und treu ergeben gegenübertrat...

In diesem Moment trat die Hochdrucktür in seinem Zimmer zur Seite. Vegeta kam nicht umhin das scharfe Zischen zu überhören und wirbelte herum. Es brauchte eine Sekunde bis seine Augen das Dunkel des Zimmers durchdringen konnten, und so war alles was er erkannte die kurvigen Umrisse einer schlanken Frau mit langem Haar, die direkt im Türrahmen anhielt und ihn anscheinend musterte.

„Wer- „ setzte er an, doch verschluckte sich darauf beinah an seinen eigenen Worten, als er die sehnige Saiyajin erkannte.

Kya'ari.

Langsam Schritt vor Schritt setzend durchquerte sie das Zimmer Vegetas und hielt erneut an der Schwelle zum Balkon.

Vegeta starrte sie nur an. Sie war ein durch und durch hübsches Geschöpf. So hübsch wie er sie in Erinnerung hatte. Sie trug die langen, rabenschwarzen Haare offen und ihr gebräuntes Gesicht leuchtete golden im Licht der schwindenden Sonne.

Er starrte ihr direkt ins Gesicht, in ihre blanken, schwarzgoldenen Augen und fand sie genauso emotionsgefüllt wie die seinen.

„Kya'ari, ", murmelte er.

Seine Tante, die noch nie diplomatisch veranlagt war, stürzte sich nach vorne und drückte Vegeta fest an sich. Er erwiderte die Umarmung, so stark er nur konnte.

Wie hatte er dieses Geschöpf vermisst!

Die schönste und stärkste aller Saiyajin! Die schwester seines Vaters, die ihn praktisch großgezogen hatte, nachdem seine Mutter früh gestorben war.

„Vegeta", flüsterte sie, während sie ihn immer noch fest an sich drückte.

„Es tut mir so leid"

Die Erinnerung durchfuhr ihn wie ein Blitz. Damals hatte er gedacht, dies wäre der schlimmste Tag in seinem Leben gewesen.

Ein dunkler Herbsttag. Vegeta erinnerte sich, wie der kleine Prinz gerade von seiner abendlichen Trainingsstunde mit Nappa auf sein Zimmer zurückkehren wollte, als er an den Gemächern seines Vaters vorbeikam. Noch bevor er an der Tür zum königlichen Speisesaal vorbeigeschlichen war, ertönte ein ohrenbetäubendes Gebrüll. Das tiefe Grollen seines Vater wurde alsbald von der erregten Stimme Kya'aris unterbrochen.

Der gesamte Palast erzitterte unter diesem Meinungsunterschied, irgendetwas ging zu Boden – ein klirrendes Scheppern war zu vernehmen, die Stimmen erhoben sich zum Geschrei, das Geschrei erschwoll zu einem ohrenbetäubenden Lärm.

Jegliche Saiyain im Umkreis zogen unauffällig den Rückzug an und selbst der junge Prinz erstarrte. Er hatte seinen Vater und seine Tante noch nie so heftig aneinandergeraten gehört.

Da folgte ein hässliches Klatschen, wie von einer Ohrfeige mit der Kraft eines Presslufthammers und plötzlich –

Unheimliche Totenstille.

Vegeta, der schon vor etwa 5 Minuten verdutzt und erschrocken wie versteinert auf dem Gang stehengeblieben war, erfror förmlich zu einem Eisklotz.

Noch bevor er so wirklich wahrnahm was geschah, stürmte Kya'ari mit einer hochroten rechten Wange wutgeladen an ihm vorbei, scheinbar ohne ihn zu beachten oder auch nur wahrzunehmen.

Später hätte er gesagt, ihre Augen wären tränenverklebt gewesen.

Sie hatte umgehend den Palast verlassen und seitdiesem Tag hatte er sie nie wieder gesehen.

Nichtmal ein Jahr danach kam Freezer.

Wie hatte er sie vermisst! Seine heimliche Mutter!

Und wie viele Tränen er ihr auch heimlich nachgeweint hatte, hatte er doch die Hoffnung aufgegeben sie jemals wiederzusehen. Weder in dieser Welt noch in der Hölle.

„Mir hat nie jemand gesagt, warum du damlals abgehauen bist." Flüsterte er ihr in das seidige Haar.

Vegeta hatte die Augen geschlossen und atmete tief ihr Aroma ein, genoss ihre Wärme an seinem Körper, ihre sanften, schlanken Finger an seinem Hals und Rücken.

So standen sie für Minuten da.

„Du bist so groß geworden", meinte sie und trat einen Schritt zurück um ihn von oben bis unten zu mustern.

Er lehnte ich genüsslich gegen das Geländer ihren Anblick einsaugend.

„Nun?", hakte er nach.

Wie hatte er darauf gebrannt ihr diese Frage zu stellen! Wie oft hatte er seinen Vater nach dem Grund ihres Verschwindens gefragt! Wie hatte er ihn für sein Schweigen gehasst!

Und jetzt stand er vor ihr. Leibhaftig. Nach über 20 Jahren, nach ruhelosen Nächten, nach quälenden Vermutungen, konnte er sie von angesicht zu angesicht fragen.

In diesem Moment fühlte er sich in der Zeit zurückversetzt. Als hätte er nie unter Freezer gedient, wäre nie nach Chikyuu gekommen, als wäre er immer noch der kleine Prinz, der nie seine Heimat hatte aufgeben müssen, sondern der immer hier gelebt hatte. Unter seinesgleichen. Auf Planet Vegeta.

Sie blickte ihm direkt in die Augen. Ihr Blick wurde ernst.

„Ich ..."

Sie wandte den Kopf und starrte an Vegeta vorbei.

Ihre Züge verfinsterten sich.

Sie schien vor ihm zu altern und obwohl sie ungefähr so alt war wie Vegeta es jetzt war, wirkten die Schatten hässlich auf ihrem ebenmäßigen Gesicht.

Der Prinz fixierte sie mit seinen Blicken.

„Ich war schwanger"; flüsterte sie.

Stille.

Selbst die Sonne schien nun so schnell wie möglich das Weite zu suchen. Es dunkelte rasch.

Bulma blickte mit großen Augen auf das Panorama, das sich ihr bot.

Sie vergaß für eine Sekunde sogar die Menschen um sich herum, Gohan, der sich die Nabe an der dicken Plexiglasscheibe plattdrückte, Chichi die sich an ihren neuen Liebhaber Yamchu drückte, Krillin, der etwas vor sich hinbrabbelte wie

„Also... das ist doch. Aber... unglaublich ist das doch... heiliger Strohsack!"

und ihre außerirdische Begleitung in Form von Vegetas Vater, König Vegeta und dessen Frau Suna'raa, die immer wieder verstohlene Blicke auf den kleinen Trunks warf, der in Bulmas Armen lag.

Das war alles so unwirklich.

Noch einmal vergewisserte sich Bulma, das sie nicht träumte was sie da sah.

Weit unter der Aussichtsplattform erstreckte sich ein riesiger gläserner Trakt, der mit Druiden gefüllt war. Kriegsdruiden der Klasse D. Hunderten. Tausenden!

Einer von diesen Monstern genügte bereits um einen ganzen Kontinent in die Luft zu jagen. Und hier standen sie in Reihen, aufgereiht, inaktiv gleich einem schlummernden Heer.

Selbst in diesem Zustand merkte sie, wie der blanke Horror sie überkam.

Innerhalb von wenigen Monaten hatte sich die Welt für wahnsinnig erklärt!

Nach allem was sie in den letzten Monaten durchgemacht hatten, kam sich die junge Wissenschaftlerin mit den blauen Haaren unheimlich alt vor.

Und nun zu allem Übel waren sie auf einem Planeten am anderen Ende der Galaxie gelandet, gestrandet mit lauter Wahnsinnigen vom Schlag ihres Mannes, oder besser Vater ihres Kindes, den sie vermutlich nie wieder lebend verlassen würden.