Hallo, das ist das erste Kapitel meiner Fanfiction: "Am Ende einer Regennacht"
Der Titel ist entstanden aus der Bedeutung des Namens meines Hauptcharakters und hat nichts direkt mit der Story zu tun. Wir beginnen am Anfang des 5. Schuljahres in der Herumtreiber-Periode. Also zu Zeiten James Potters etc. Daher könnten einige Spoiler zum letzten Band der Harry Potter Reihe enthalten sein. Wenn ihr das Buch also noch nicht gelesen haben solltet, müsst ihr halt entweder damit leben, oder schnell das Buch lesen.

Aus formellen Gründen: Mir gehört nichts! Das Harry Potter Universum ist der Feder von J.K. Rowling entsprungen.
Doch kann ich getrost behaupten, dass einige Personen von mir sind.

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Kapitel 1 Ankunft in Hogwarts

Planlos stand das Mädchen auf dem Londoner Bahnhof, King´s Cross und starrte auf ihre Fahrkarte. Schlimm genug, dass sie schon wieder die Schule wechseln musste, nun hatte man sie auch noch ganz auf sich gestellt in London stehen lassen. Schon fast verzweifelt, ließ sie ihren Blick über die Menge gleiten, irgendwo musste es doch Zauberer geben, die ihre Kinder zu diesem nicht existierenden Gleis bringen wollten. Als sie nichts entdeckte, schaute sie wieder einmal nervös auf ihre Uhr, verdammt, sie hatte nur noch zehn Minuten Zeit! Als sie schon fast die Hoffnung aufgegeben hatte, hörte sie aufgeregte Stimmen auf sich zukommen. Es dauerte erst einen Augenblick, bis ihr Gehirn auf English umgeschaltet hatte, doch hörte sie deutlich die Wörter: Hogwarts Express und Gleis 9 ¾.

Ohne sich weiter den Kopf darüber zu zerbrechen, hechtete sie den Leuten, welche scheinbar dasselbe Ziel wie sie hatten, hinterher und sah gerade noch, wie sie durch eine Mauer zwischen den Gleisen 9 und 10 verschwanden. Zwar zögerte sie kurz, aber mit einem erneuten Blick auf ihre Uhr, fasste sie sich ein Herz und lief mit geschlossenen Augen auf die Wand zu. Erst als sie merkte, dass sich die Geräuschkulisse verändert hatte, öffnete sie vorsichtig ihre Augen und erblickte erstaunt den rot leuchtenden Hogwarts Express. Doch konnte sie sich nicht lange damit aufhalten, schließlich blieben ihr nur noch ein paar Minuten Zeit. So schnell wie es die trauernden Eltern zuließen, schlängelte sie sich mit ihrem schweren Schrankkoffer durch die Menge und schaffte es schließlich in den Zug einzusteigen.

Erleichtert atmete sie erst einmal ein paar Mal ein und aus, bevor sie sich unsicher auf die Suche nach einen freien Platz machte. Nun hatte sich der Zug auch schon in Bewegung gesetzt und erschwerte dem schwer beladenen Mädchen die Suche noch mehr. Zwar hatte sie schon einige Plätze gesehen, doch sie wollte sich keinesfalls in ein Abteil setzen, dass schon zur Hälfte gefüllt war. Sie war noch nie ein sehr geselliger Mensch gewesen und die wenigen Freunde die sie in ihrem Leben gehabt hatte, waren für gewöhnlich auf sie zu gekommen und nicht umgekehrt. Das bedeutete aber nicht, dass sie schüchtern war, denn sie konnte ganz schön schlagfertig sein und für etwas mit Herz und Seele einstehen. Nur war sie einfach nicht der Typ für Smalltalk. Aber wenn sie die Reise nicht auf dem Gang verbringen wollte, musste sie sich wohl oder übel zu jemanden setzen, ob sie sich nun unterhalten oder gar Freundschaften schließen würde, hatte ja nichts damit zu tun.

Nach dem sie schon eine ganze Weile auf der Suche war, ging vor ihr ein Abteil auf, aus dem ein paar Jungs hämisch lachend heraus gestürmt kamen und sich schleunigst davon machten, ohne das Mädchen überhaupt bemerkt zu haben. Langsam näherte sie sich dem noch geöffneten Abteil und spähte hinein. Dort sah es aus als hätte eine Bombe eingeschlagen. Überall lagen Kleidungsstücke und Bücher verstreut und in der Mitte von dem ganzen saß ein wütendes Häufchen Elend, welches damit beschäftigt war, die Sachen wieder in einen Koffer zu packen. Als der Junge das Mädchen bemerkte, fuhr seine Hand mit einer ungeheuren Geschwindigkeit zu seinem Zauberstab und sein Blick verfinsterte sich abrupt. Dann blaffte er wütend:

„ Was?!?"

Instinktiv hatte das Mädchen nun auch ihren Zauberstab gezückt, doch war sie eher verwirrt als angriffslustig, so das dem Mädchen ein beschwichtigendes „Sumimasen" heraus huschte und eine höfliche Verbeugung hinterher setzte, was den Jungen dazu veranlasste eine seiner Augenbrauen, in erstaunliche Höhen zu befördern.

„ Ähm ich meine, Hm, Entschuldigung, ich wollte dich nicht belästigen oder so! Ich bin nur noch auf der Suche nach einen Platz und habe dann diese Typen aus diesem Abteil raus rennen sehen und bin dann neugierig geworden."

Gleich darauf setzte sie ein verlegendes Lächeln auf und steckte ihren Zauberstab wieder in ihre Robe. Der Junge starrte sie weiterhin, misstrauisch an, doch das Mädchen kam nicht umhin ihn zu mustern. Er hatte schulterlange, ölige, schwarze Haare, die ihm wie ein Vorhang vor seine tief schwarzen Augen fielen. Außerdem war er sehr blass und hatte eine große Hackennase.

Als die Situation noch peinlicher zu werden drohte, nahm sich das Mädchen ein Herz und fragte:

„ Soll ich dir vielleicht beim Einräumen helfen?"

Das schien der Junge nicht erwartet zu haben. Er überlegte kurz und musterte sie von oben bis unten, doch dann nickte er ihr langsam zu. Das Mädchen ließ ihr Gepäck auf dem Gang und kniete sich mit dem Jungen im Abteil nieder und begann seine Bücher aufzulesen, doch vermied sie es tunlichst seine angegraute Unterwäsche, welche ebenfalls auf dem Boden lag, zu beachten. Dies war auch das Erste, was der Junge, nachdem er sich wieder gefangen hatte, mit geröteten Wangen einzusammeln begann. Als sie fertig waren, half sie dem Jungen noch den Koffer auf die Ablage zu hieven und wandte sich zum Gehen. Doch zu ihrem Erstaunen fragte der Junge:

„ Willst du nicht dein Gepäck rein tragen?"

Wieder einmal war es an dem Mädchen verwirrt dreinzuschauen, bis sie bemerkte, dass das eine indirekte Einladung gewesen war, sich zu ihm ins Abteil zu setzten. Sogleich huschte ein verlegenes Lächeln über ihr Gesicht und sie rang sich ein zaghaftes Nicken ab. Zusammen verstauten sie ihren Koffer und setzten sich gegenüber hin. Da beide nicht wussten, was sie sagen sollten, achteten sie schon bald nicht mehr aufeinander. Der Junge war in ein Buch vertieft und das Mädchen hatte begonnen ein paar Notizen anzufertigen. Ab und an hob der Junge seinen Kopf und musterte das konzentrierte Mädchen. Sie hatte wie er schwarze Haare, doch waren sie um einiges länger und waren stark gelockt, außerdem waren sie nicht so fettig. Ihre Augen sahen asiatisch aus, wobei ihre Augenfarbe nicht braun, sondern ein verwaschenes blau war. Auch ihre Kleidung wirkte äußerst fremdländisch. Alles in allem machte sie ihn sehr neugierig, was ihn dazu veranlasste angestrengt darüber nachzudenken, wer sie denn sei. Doch er konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern sie schon einmal gesehen zu haben. Ob sie wohl neu auf der Schule war? So wäre sie die Erste, von der er je gehört hatte, die Mitten in der Ausbildung auf die Schule kam, denn für die erste Klasse war sie einfach zu alt.

Plötzlich wurde die Abteiltür aufgerissen und ein Mädchen mit langen roten Haaren und strahlend grünen Augen, betrat aufgeregt das Abteil. Sogleich richtete sich der Junge auf und lächelte sie erfreut an.

„ Sev, ist alles in Ordnung? Ich habe gehört, dass Potter und seine Leute wieder mal ihren Spaß mit dir getrieben haben!"

„ Es ist alles in Ordnung Lily, mir geht's gut!"

Erst jetzt bemerkte die Rothaarige, dass noch jemand in dem Abteil saß und starrte die Fremde verwirrt an. Sie versuchte sich anscheinend auch an das Mädchen zu erinnern, was ihr aber nicht gelang. Währenddessen hatte die Fremde nicht einmal aufgeblickt, zu sehr war sie mit ihren Notizen beschäftigt. Fragend schaute die Rothaarige den Jungen an, welcher nur mit den Schultern zuckte. So nahm sie sich ein Herz und beschloss die Fremde anzusprechen.

„ Hallo ich bin Lily Evans, tut mir leid, aber ich glaube, ich habe dich vorher noch nie gesehen."

Nun erhob das fremde Mädchen ihren Blick und starrte Lily an. Zögerlich legte sie ihren Block beiseite und erhob sich langsam, um eine elegante Verbeugung zu machen.

„ Hallo ich bin Amaya Jessica Rabe, und ich bin neu auf dieser Schule. Freut mich wirklich dich kennen zu lernen, Evans-san."

Nach einem kurzen Moment des Schweigens meinte Lily verwundert.

„ Wow, wo hat man dir denn solche Höflichkeitsfloskeln eingebläut?"

Nun wirkte Amaya plötzlich äußerst verunsichert und begann eingehend ihre Schuhe zu betrachten. Der Junge und Lily warfen sich fragende Blicke zu, bis Amaya plötzlich doch noch antwortete.

„ In Japan, dort ist es üblich sich zu Verbeugen und geeignete Anreden zu benutzen."

„ Japan? Oha, da kommst du aber von weit her, aber bitte du musst dich hier nicht Verbeugen, das kommt irgendwie komisch. Außerdem darfst du mich gerne mit meinen Vornamen ansprechen. Ach so und das ist Severus Snape ein guter Freund von mir!"

Zwar schien Amaya immer noch peinlich berührt, doch nickte sie dankend und wandte sich Severus zu, welcher ihr grüßend zunickte. Doch kamen sie nicht dazu, sich zu unterhalten, denn irgendjemand auf dem Gang rief nach Lily. So verabschiedete sie sich und ließ Severus und Amaya allein in ihrem Abteil zurück. Wieder drohte die gleiche Teilnahmslosigkeit, wie vor Lilys Auftritt, einzutreten, als Severus sich über sein Buch gebeugt hatte. Diesmal versuchte Amaya, aber ein Gespräch zu beginnen.

„ Ähm, das muss ein interessantes Buch sein, du kannst ja kaum die Augen davon lassen. Worum geht es denn?"

Severus blickte auf und musterte sie erstaunt. Doch letztendlich antwortete er.

„ Das ist ein Buch über Zaubertränke."

„ Echt? Zaubertränke ist neben Verteidigung gegen die Dunklen Künste und Pflege Magischer Geschöpfe, mein Lieblingsfach!"

„ Du interessierst dich für Zaubertränke und Verteidigung gegen die Dunklen Künste?", wiederholte Severus verwirrt.

Er kannte kaum jemanden, der sich für diese Fächer ernsthaft interessierte, zumindest nicht ohne böse Absichten zu haben, wie mancher Slytherin.

„ Ja, das habe ich doch gerade gesagt, oder? Ich hoffe nur, dass sich der Lehrplan nicht zu sehr von meinem alten unterscheidet, nicht dass ich manche Sachen die ihr schon gelernt habt, noch nicht kenne."

Wieder überlegte Severus angestrengt, was er erwidern könnte, er war immer noch misstrauisch, doch erinnerte er sich daran, wie sie ihm einfach so geholfen hatte und gab sich einen Ruck.

„ Notfalls könnte ich dir ja helfen.", er hatte das mehr gemurmelt, als laut ausgesprochen.

„ Wirklich? Das ist echt nett von dir, danke." Amaya lächelte und schaute leicht verlegen aus dem Fenster.

„ Du bist also in Japan auf die Schule gegangen? Du siehst aber gar nicht so japanisch aus." bemerkte Severus, um seinerseits nicht wieder eine beklemmende Stille aufkommen zu lassen.

„ Ähm ja, ich war zwei Jahre lang in Japan, die ersten zwei Jahre habe ich in Deutschland auf der Hexenakademie im Schwarzwald verbracht. Und richtig japanisch sehe ich deshalb nicht aus, weil ich nur zur einen Hälfte Japanerin bin. Zur anderen Hälfte bin ich Deutsche."

„ Du wechselst schon zum zweiten Mal die Schule? Ich hatte noch nie gehört, dass so was überhaupt möglich ist. Wie kam es dazu?", entgegnete Severus ehrlich interessiert.

„ Ähm, nun ja das lag jeweils an einer Verkettung ungünstiger Umstände. Wie ist Hogwarts denn so? Ich habe gehört es soll traumhaft sein."

Severus war zwar etwas verwundert über diese vage Antwort und dem plötzlichen Themenwechsel, doch begann er nun von Hogwarts zu erzählen.

So vergingen die Stunden in denen sich die Zwei angeregt über alles möglich unterhielten, bis es langsam so weit war, die Schuluniformen anzuziehen.

Als sie sich umgezogen hatten und sich wieder im Abteil trafen, bemerkte Severus, dass Amaya noch keinem Haus zugeteilt worden war. Aus irgendeinem Grund, hoffte er, dass sie zu ihm nach Slytherin kommen würde. Schließlich war sie sehr freundlich zu ihm gewesen und es hatte ihm richtig Spaß gemacht, sich mit ihr zu unterhalten. Er hoffte nur, dass es auch weiterhin so bleiben würde, wenn sie merkte wie unbeliebt er in der Schule war.

Nun, da sie fast angekommen waren, starrte Amaya nur noch aus dem Fenster in die Dunkelheit. Severus konnte förmlich spüren, wie aufgeregt sie war, außerdem schien sie etwas Angst zu haben. Als aber zum ersten Mal die Lichter Hogwarts zu sehen waren, wich ihr sorgenvoller Gesichtsausdruck, purem Erstaunen. Auch Severus wurde bei diesem Anblick leichter ums Herz endlich war er wieder in Hogwarts. Zwar wurde er hier nur gemoppt, doch war das noch bei weiten besser als zu Hause zu sein, außerdem hatte er ja noch Lily und wie es aussah vielleicht noch eine neue Freundin.

Als der Zug zum Stehen gekommen war, erklärte Severus Amaya, dass sie ihr Gepäck hier lassen könnte, da es nachgebracht werden würde. Draußen auf den Bahnsteig, merkte er, wie die Zwei verwundert gemustert wurden, anscheinend war Amaya noch niemanden aufgefallen und das sie mit ihm zusammen war, brachte die Gerüchteküche gewaltig zum Brodeln. Verlegen zog Severus den Kopf ein, auch Amaya schien die Sache als unangenehm zu empfinden.

Plötzlich wurde er unsanft auf den Boden gestoßen und vernahm eine verhasste Stimme.

„Hey Schniefelus, was denkst du dir eigentlich, dieser hübschen Dame mit deiner Anwesenheit den Tag zu verderben, stell dir mal vor, sie könnte auf deiner Ölspur ausrutschen und sich ernsthaft verletzen!"

Von überall ertönte plötzlich Gelächter und der Junge mit seinen abstehenden, kurzen, schwarzen Haaren und der Brille hatte seinen Arm um Amaya gelegt. Diese schien aber alles andere als begeistert zu sein, denn sie zuckte unwillkürlich zusammen und schubste ihn grob von sich.

„ Was fällt dir ein, mich ungefragt anzufassen, auch noch ohne dich vorzustellen! Außerdem finde ich es einfach nur abstoßend, wenn man andere so herablassend behandelt wie du es tust. Was gibt dir das Recht so mit Severus zu reden! Entschuldige dich gefälligst!"

Plötzlich waren alle Anwesenden verstummt. Auch schien der Junge einfach zu verstört zu sein, um überhaupt noch reagieren zu können. So ließ Amaya einfach ein resigniertes Seufzen hören und half den ebenso verstörten Severus wieder auf die Füße.

„ Miss Rabe? Miss Amaya Jessica Rabe?"

Die immer noch verwirrte Menge begann sich vor einer Frau mit streng hochgestecktem braunem Haar und einer viereckigen Brille zu teilen, welche anscheinend nach Amaya suchte.

Ohne weiter auf das Geschehene zu achten, ging sie auf die Frau zu, verbeugte sich leicht und stellte sich vor. Kurz darauf verschwanden die Beiden in der Menge und Severus blieb verwirrt zurück. Doch riss ihn bald eine wohlbekannte Stimme aus seinem Schockzustand.

„ Sev, komm wir müssen gehen, lass uns eine Kutsche teilen, ja?", sagte Lily sanft und Severus ließ sich von ihr mitziehen.

Wieso hatte sie das getan? Severus konnte das nicht verstehen, sie kannte ihn doch gar nicht und warum hatte sie unter der Berührung von James Potter, so zurückgezuckt? Noch nie zuvor war jemand von sich aus auf ihn zugegangen und hatte ihm seine Hilfe angeboten. Nicht einmal Lily war auf ihn zugekommen, sondern er hatte den Kontakt zu ihr gesucht. Niemand sonst konnte ihn, außer ihr, wirklich leiden, nicht mal seine Eltern. Doch seine Grübeleien brachten ihn zu keinem Ergebnis. Lily sah ihn indes besorgt an und wunderte sich was in seinem Kopf wohl vorgehen musste. Diese neue Schülerin war wirklich seltsam, ihr ganzes Verhalten passte so überhaupt nicht zu den anderen Schülern in Hogwarts. Besonders Severus gegenüber. Soweit sie wusste mochte ihn niemand so wirklich bis auf sie selbst. Natürlich waren da seine angeblichen Freunde aus Slytherin an die er sich so klammerte. Sie hasste diese Jungs über alle Maßen, doch konnte sie es ihm auch nicht unbedingt verdenken. Wer weiß wie sie handeln würde, wenn sie an Severus stelle wäre. Sie musste zugeben sie wusste es nicht. Nachdem sie die Fahrt zur Schule schweigend verbracht hatten, trennten sich ihre Wege in der großen Halle, als sie sich zu ihren Haustischen begaben.

An allen Tischen schien man über Amaya zu sprechen, was auch kein Wunder war, denn Schulwechsel waren extrem selten und zusätzlich warf ihr Verhalten gegenüber dem, außer bei den Slytherins, beliebten James Potter weitere Fragen auf. So kam es, dass Severus an seinem Tisch, einige Lobeshymnen über die seltsame Fremde zu hören bekam. Und Lily, welche in der Nähe von Potter und seinen Freunden saß, hörte wie sie als Verrückte abgestempelt wurde, die obendrein, mit den Slytherins Kontakt hatte und was noch schlimmer war, zu Schniefelus. Zwar hatte sich Lily so etwas auch schon anhören dürfen, doch war sie zum Glück in Gryffindor und sie hoffte inständig für Amaya, dass sie nicht nach Slytherin kommen würde. Denn sonst würden ihr die Herumtreiber, so wie sich James Potters Gruppe nannte, das Leben zur Hölle machen, so wie sie es mit Severus taten.

Als die Türen zur Großen Halle aufsprangen, verstummten alle Gespräche und die gesamte Aufmerksamkeit richtete sich auf die Erstklässler und die Hutzeremonie. Zur Verwunderung aller, war aber dieses seltsame Mädchen nicht unter den Neuen. Erst nach der Hutzeremonie, erhob sich Dumbledore, und gab eine Erklärung ab.

„ Willkommen liebe Schüler zu einem weiteren Jahr in Hogwarts. Bevor ich aber zu meiner alljährlichen Rede ansetze, habe ich noch eine Bekanntmachung zu machen. Dieses Jahr haben wir eine neue Schülerin aus Japan, welche zu den Fünftklässlern kommen wird. Dürfte ich nun Miss Amaya Jessica Rabe, in die Halle bitten?"

Die Lehrer wandten sich alle zu dem kleinen Gang um, welche sie immer als Eingang zur Halle benutzten, aus welcher eine innerlich völlig nervöse Amaya, stolz erschien. Ohne sich ihre Nervosität anmerken zu lassen, ließ sie sich auf den dreibeinigen Schemel fallen und wartete. McGonnagel, dieselbe Lehrerein, welche sie abgeholt hatte und auch den anderen Schülern den Hut aufgesetzt hatte, setzte diesen nun wiederum ihr auf den Kopf. Unvermittelt hörte Amaya nun eine Stimme in ihrem Kopf.

„Oh wie interessant, du hast schon viel durch gestanden meine Liebe."

Ach wirklich? Wie interessant, dachte Amaya.

„ Oha ganz schön aufmüpfig nicht wahr. Ich sehe sehr viel Mut in dir und ein unglaubliches Durchhaltevermögen. Auch bist du sehr treu und zuvorkommend, doch kannst du auch voller Tücke und Hinterlist sein. Mh, na so was intelligent und lernbegierig bist du auch noch. So was, du machst es mir ja ganz schön schwer!"

Tut mir Leid, dass ich Umstände mache, aber sollten sie mich nicht einem Haus zuordnen? Falls es ihnen noch nicht aufgefallen sein sollte, stehe ich hier ziemlich auf dem Präsentierteller und das ist mir äußerst unangenehm, dachte Amaya herausfordernd.

„ Nana, du wirst doch wohl nicht ungeduldig werden, schließlich musst du noch drei Jahre in dem entsprechenden Haus verbringen."

Ich dachte, ich würde in alle passen, aber bitte wenn sie meinen, wir können natürlich noch weiterdiskutieren oder wie wäre es mit Lose ziehen?!?

Plötzlich hallte das Lachen des Hutes durch den Saal und zauberte noch mehr Verwirrung in die gespannte Menge. Schon lange hatte eine Auswahl nicht mehr so lange gedauert, und nun lachte der Hut auch noch, an so eine Reaktion, konnte sich keiner der Schüler erinnern.

„Du bist wirklich mal was ganz besonderes, aber Schluss jetzt mit den Spielchen wie wär's mit Ravenclaw, das war ohnehin mein erster Gedanke, außerdem passt das doch toll zu deinem Namen."

Toll, wollen sie mir etwa sagen, dass sie ohnehin schon wussten, wo sie mich wahrscheinlich hinschicken würden?

„ Ja, ich war mir nur nicht sicher. Außerdem redet so selten jemand mit mir, und du hast so eine schöne sarkastische Ader!"

Wenn sie so einsam sind kann ich ja mal eine Tasse Tee mit ihnen trinken.

Wieder hallte das Lachen des Hutes durch die Halle.

„ Ja das wäre mal was anderes, kannst du Dichten? Dann könntest du mir gleich bei meinem Vortrag fürs nächste Jahr helfen!"

Ähm schon aber, eigentlich habe ich das nicht so gemeint. Sarkasmus, sie wissen schon! Aber wenn sie sich so freuen, wann und wo?

„ Das ist jetzt nicht dein Ernst oder? Ich werde mit Dumbledore darüber sprechen, er wird erstaunt sein! Doch spannen wir die anderen nicht weiter auf die Folter."

Na endlich!

„ Ravenclaw" rief der Hut endlich und McGonnagel, nahm ihr den Hut vom Kopf.

Jubel hallte von dem Tisch der Ravenclaws, als sich Amaya auf den Weg zu ihrem Haustisch machte. Bevor sie sich setzte, drehte sie sich noch mal zum Hut um, welcher ihr verschmitzt entgegen lächelte, woraufhin sie ihn zaghaft zuwinkte. Als sie sich hinsetzte, brach plötzlich die Hölle los. Sie wurde von Fragen bestürmt und wusste nicht worauf sie zuerst antworten sollte. Zu ihrer Erleichterung, bat der Schulleiter um Ruhe und begann irgendetwas von Regeln zu erzählen, was Amaya allerdings ziemlich kalt ließ.

Schließlich setzte sich Dumbledore wieder und aus dem nichts erschien das berühmte, alljährliche Festmahl auf den Haustischen. Sofort fingen überall erneut die Gespräche an und jeder machte sich über das Essen her. Amaya war überwältigt von der Vielfalt die ihr hier angeboten wurde, doch war sie etwas zögerlich, da dieses Essen nicht den japanischen Gerichten ähnelte, welche sie mittlerweile gewohnt war und der englische Geschmack sich auch um einiges von dem deutschen unterschied. Auch fiel ihr auf, dass sie seit zwei Jahren nicht mehr mit Messer und Gabel gegessen hatte und so hatte sie Angst sich zu blamieren. Während sie so ihren Gedanken nachgehangen hatte, waren auch die neugierigen Fragen verstummt, da sie nicht auf die Leute um sich herum reagiert hatte, was ihr auch einige unzufriedene und beleidigte Blicke einbrachte.

Am Slytherintisch saß indes ein ziemlich zerknirschter Severus. Dieser war einerseits enttäuscht, dass Amaya in Ravenclaw gelandet war, doch auch erleichtert, dass sie nicht nach Gryffindor gekommen war und er sich so einfacher wieder mit ihr treffen konnte. Dies tröstete ihn aber nicht über die Wut, welche er im Moment für sich selbst empfand, da er sich allein durch das Hoffen, dass sie nach Slytherin kommen würde, sich Blöße in seinen so sorgsam versteckten Gefühlen gegeben hatte. Unbewusst begann er den Ravenclawtisch nach ihr abzusuchen. Als er sie schließlich entdeckt hatte, bemerkte er erstaunt, dass sie sich mit niemand unterhielt, obwohl er der festen Überzeugung war, dass sie sicher einige über ihre Vergangenheit ausfragen wollten. Doch als Mulciper, einer der wenigen die sich mit ihm abgaben, ein Gespräch mit ihm begann, verflüchtigten sich zunächst die Gedanken über das seltsame Mädchen.

Inzwischen waren die Nachspeisen auf den Tischen erschienen. Amaya hatte unterdessen gemerkt, dass sie einen verheerenden Fehler gemacht hatte. Sie hatte die Leute die Interesse an ihr gezeigt hatten ignoriert, was wohl als ein schlechter Start in ihre zukünftige Hogwartskarriere bezeichnet werden konnte. Denn nun wurde sie von den anderen ignoriert und sie war, wie bereits erwähnt, nun wirklich nicht der Typ der gerne Gespräche begann. Langsam ließ sie ihren Blick über die Gesichter in ihrer Nähe schweifen, auf der Suche nach einem aufgeschlossenen oder interessanten Gesicht, mit dem es sich zu reden lohnte. Schließlich fiel ihr Blick auf ein Mädchen schräg gegenüber von ihr, welches mitten während der Festlichkeiten in einem Buch las. Ihr kurzes strubbliges, aschblondes Haar hing schlaff an ihr herunter und sie trug eine dicke Brille auf ihrer dafür viel zu klein wirkenden Nase, welche ihre braunen Augen umrahmte. Amaya konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, eigentlich wollte sie sich in die Gemeinschaft eingliedern und nun wollte sie ein Gespräch mit einem Außenseiter anfangen, wie typisch. Bevor sie das Mädchen aber auf sich aufmerksam machen konnte, hatte wohl jemand bemerkt, das Amaya sich für die Außenwelt geöffnet hatte.

„ Hey du, Rabe war dein Name, richtig?", fragte ein aufgetakeltes Mädchen mit blonden Haaren.

„ Ja, richtig, und wie heißt du?", fragte Amaya zurück, vielleicht war ja doch noch nicht alles verloren. Die anderen in Amayas Nähe beobachteten die Situation gespannt.

„ Mein Name ist Ashley Cunnings, freut mich dich kennen zu lernen."

„ Ich würde dir ja zustimmen, doch weiß ich noch nicht, ob dies auch von mir ausgehen kann, schließlich kenne ich dich noch nicht und ich verspreche nichts, von dem ich mir nicht sicher bin, dass ich es halten kann." Ups, verdammt das war jetzt nicht so geschickt, gewesen. Ashley sah sie missbilligend an, als wäre es ein Verbrechen ihre Bekanntschaft nicht sofort dankend anzunehmen. Die Halbjapanerin hatte es sich wohl gerade mit einer der „Beliebten" verscherzt, schon die Zweite dieser Art an einem Abend. Bald hätte sie ihren persönlichen Rekord eingeholt. Vorsichtig spähte Amaya in die Runde um die Situation, in welche sie sich gebracht hatte zu erfassen. Einige schienen sie anerkennend, die anderen verwirrt oder gar missbilligend anzuschauen. Nun ja wenigstens gab es noch bei einigen einen Funken Hoffnung. Auch das Mädchen mit dem Buch, welches sie vorhin so neugierig gemustert hatte, sah Amaya nun erstaunt an. Doch schien niemand mehr mit ihr sprechen zu wollen, was wohl an der direkten Anwesenheit dieser Cunnings lag.

Endlich war das Essen beendet und die Schüler machten sich auf den Weg zu ihren Gemeinschaftsräumen. Amaya hatte Mühe und Not mit den anderen mitzuhalten und nicht verloren zu gehen. Schließlich waren sie vor einem Portrait, in dem ein Mann abgebildet war, welcher scheinbar ein ziemlicher Bücherwurm war, angekommen. Einer der Vertrauensschüler sagte das Passwort, bei dem sich Amaya ziemlich sicher war es morgen wieder vergessen zu haben, da sie überhaupt nichts damit anfangen konnte. Das Bild schwang zur Seite und gewährte den Ravenclaws Einlass in ihren Gemeinschaftsraum. Dieser war gemütlich und in den Hausfarben eingerichtet. Mehrere Bücherregale, welche wohl ein Privileg der Ravenclaws waren, standen an den Wänden. Auch gab es einen Kamin und viele Fenster, sodass es wenig Wandschmuck gab. Der Vertrauensschüler, welcher das Passwort genannt hatte, kam nun auf Amaya zu.

„ Hallo, du bist Amaya Rabe, richtig?"

Sie nickte, dem hoch gewachsenen Jungen mit den dunkelbraunen, kurz geschorenen Haaren und grauen Augen, zur Bestätigung zu.

„ Mein Name ist Jason Parker und ich bin einer der Vertrauensschüler, die andere ist Susan Palm. Ich habe die Aufgabe von Professor Flitwick unserem Hauslehrer bekommen, dich mit deinen neuen Zimmergenossinnen bekannt zu machen."

Mit diesen Worten winkte er drei Mädchen zu sich. Die eine war zu Amayas Erleichterung jenes Mädchen, welches beim Fest das Buch gelesen hatte, welche als Marie McKennar vorgestellt wurde. Die beiden anderen, sahen eigentlich ziemlich normal aus. Jennifer Smith, war blond und blauäugig und hatte ein nettes Gesicht. Diana Archer hatte braunes, stark gelocktes Haar, welches ihr in langen Kaskaden über den Rücken fiel und ihre grünen Augen waren sanft. Freundschaftliches Händeschütteln und einige rhetorische Fragen wurden ausgetauscht, bis die Vertrauensschüler begannen die Stundenpläne zu verteilen.

Daraufhin, begaben sich alle in ihre Schlafsäale. Als sich alle aus Amayas Zimmer eingerichtet hatten, unterhielten sie sich noch eine Weile ungezwungen, wobei sich Marie komplett enthielt. Kurz vor zwölf kehrte aber Ruhe ein, da der Unterricht morgen um neun beginnen würde. Doch Amaya lag noch lange wach und dachte über den Tag nach. Sie dachte an Severus und Lily und hoffte, dass sie die beiden, obwohl sie alle in unterschiedlichen Häusern waren, regelmäßig sehen konnte. Sie dachte an diese Ashley Cunnings, und diesen James Potter und hatte dabei ein ungutes Gefühl. Sie war sich sicher, dass sie mit denen noch Ärger bekommen würde. Dann waren da noch die Mädchen aus ihrem Zimmer. Diana und Jennifer, waren sehr nett gewesen und auch nicht zu neugierig. Marie hingegen war eine Herausforderung und Amaya hoffte inständig, dass sie sich öffnen würde. Außerdem fragte sie sich wann und ob die Einladung zum Tee mit dem sprechenden Hut kommen würde und musste lachen. Alles in allem würde ihre Zeit in Hogwarts sicherlich interessant werden. Schließlich glitt sie in einen traumlosen Schlaf.

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Und wie hat es euch gefallen? Sagt mir eure Meinung! Würde mich echt freuen.