Altersfreigabe: ab 12
Setting: Die Story spielt nach dem Ende des Krieges, allerdings (wie meistens) mit einem alternativen Verlauf eben dieses.
Inhalt: Schlafmangel ist nach dem Krieg ein weit verbreitetes Leiden, doch bei Hermine Granger nimmt es extreme Ausmaße an. Als auch Madam Pomfrey nicht mehr weiter weiß, zieht sie Professor Snape zu Rate.
Hauptcharaktere: Severus Snape, Hermine Granger, Madam Pomfrey
Disclaimer: Nichts gehört mir, alles ist Eigentum von J..
Kommentar: Begonnen habe ich diese Story ungelogen vor über drei Jahren. Bei nicht mal 20.000 Wörtern ist das ein armseliger Tageswortdurchschnitt. Aber nun ist sie fertig und wenn ich daran denke, was ich ursprünglich für den Plot geplant hatte, ist ihr die lange Wartezeit ganz gut bekommen. ;)
Oh, wem gewisse Parallelen zur Serie 'Dr. House' auffallen, der liegt mit seinen Vermutungen richtig. Ich habe mich massiv davon inspirieren lassen.
Ein Dankeschön
geht an Lepitera fürs Testlesen und für die guten Ideen! Außerdem geht ein großer Dank an glaedr fürs umwerfend schnelle Betalesen!
Warnings: none


Medicus


Prolog


Als Hermine Granger an einem Dienstagmorgen im März den Krankenflügel betrat, rechnete sie nicht damit, dass das der Beginn einer Odyssee werden würde.

Seit dem Ende des Krieges vor gut vier Wochen fühlte sie sich ausgelaugt und müde, so berichtete sie Madam Pomfrey. Sie konnte sich nur schwer aufraffen, irgendetwas zu tun. Nachts fand sie kaum Schlaf, tagsüber wurde sie nicht richtig wach. Ihre Konzentration war quasi nicht mehr existent. Sie war sich der psychischen Belastung, der sie zur Zeit ausgesetzt war, durchaus bewusst; die letzten Beerdigungen waren keine zwei Wochen her. Doch das änderte nichts an den Abschlussprüfungen, die Anfang April anstanden. Sie musste lernen, wenn sie das Jahr nicht wiederholen wollte.

Und das wollte sie nicht.

Deswegen hatte sie nach einer so unruhigen wie anstrengenden Nacht beschlossen, Madam Pomfrey zu konsultieren.

Die Medihexe, die noch immer damit beschäftigt war, den Papierkram aufzuarbeiten, der von der Versorgung der Verwundeten liegen geblieben war, nahm sich die Zeit, sie gründlich zu untersuchen, kam letztendlich aber zu dem gleichen Schluss wie Hermine. Sie war erschöpft und ausgelaugt. Anstatt eines Trankes brauchte sie vielmehr einige Wochen Ruhe und Abstand.

Allerdings sah sie durchaus ein, dass genau das im Moment nicht möglich war. Sie gab Hermine daher einen Trank, der ihr vorübergehend helfen würde, ihren Schlafrhythmus zu ordnen. Nach den Prüfungen jedoch, dieses Versprechen nahm sie Hermine ab, würde sie an der Wurzel des Übels arbeiten müssen.

Hermine dankte ihr mit einem müden Lächeln. Dann ging sie in den Unterricht und kämpfte sich durch die Stunden, die zwischen jetzt und der ersehnten Nachtruhe standen.


Am späten Abend wurde Hermine von ihren Mitschülerinnen Lavender Brown und Parvati Patil in den Krankenflügel gebracht. Beide Mädchen schnatterten so wild durcheinander, dass Madam Pomfrey ihre liebe Not hatte, etwas zu verstehen. Nach einigen Momenten machte sie eine abwinkende Bewegung mit der Hand, schnappte sich Hermine und ließ die beiden anderen stehen.

Hinter einem der schützenden Paravents setzte sie die Schülerin auf ein Bett und zog sich selbst einen Hocker hervor. Da Hermine nur ein Nachthemd trug, zitterte sie vor Kälte, klapperte sogar mit den Zähnen. Obwohl die Sonnenstrahlen inzwischen tagsüber an Wärme zunahmen, war es um diese Uhrzeit noch immer empfindlich kalt im Schloss.

Also gab Madam Pomfrey ihr eine Decke, die Hermine sich um die Schultern schlang. Es wurde besser, doch sie hatte noch immer Mühe, verständlich zu berichten, was genau geschehen war.

Madam Pomfrey runzelte die Stirn, nachdem das Mädchen geendet hatte. Anscheinend waren nach der Einnahme des Trankes starke Kopfschmerzen und Frösteln aufgetreten. Das war vor zwei Stunden gewesen. Die beiden Mädchen hatten sie erst jetzt gefunden, als sie selbst zu Bett gehen wollten.

Derartige Nebenwirkungen waren Madam Pomfrey bei diesem Trank bekannt; obwohl er in seiner Wirkung ungeschlagen war, gab es bedauerlicherweise immer wieder Patienten, die ihn nicht vertrugen. Deswegen beschränkte sich ihre Reaktion darauf, Hermine einen Trank gegen die Kopfschmerzen und eine Wärmflasche zu geben. Da sie Hermine momentan nicht zutraute, explizite Anweisungen wirklich zu verstehen, nahm sie einen anderen Trank für das Schlafproblem zur Hand und ging damit zu Parvati. Das Mädchen versprach, ihn Hermine nach Madam Pomfreys Anweisungen am nächsten Abend zu geben. Die Wirkung des ersten Trankes musste erst vollständig vergehen.

Nachdem die drei den Krankenflügel wieder verlassen hatten, wurde es angenehm still und Madam Pomfrey kehrte in ihr Büro zurück, um sich noch einige Zeit dem Papierkram zu widmen.


Vier der sechs Mädchen aus dem Schlafsaal des siebten Jahrgangs von Gryffindor wurden am Mittwochmorgen recht unsanft aus dem Schlaf gerissen. Hermine und Parvati hatten sich zuerst leise, dann jedoch immer lauter unterhalten. Irgendwann war es in einem handfesten Streit eskaliert.

Aileen Dalry berichtete später am Tag ihrer Freundin aus Ravenclaw, dass Hermine Parvati in diesem Gespräch ziemlich rüde zurecht gewiesen hatte, nachdem diese sich weigerte, ihr eine Flasche mit einem Trank auszuhändigen. Die beiden Mädchen ergingen sich in wüsten Debatten über den Inhalt des Fläschchens. Aileen fiel auf, dass Hermine schon seit Wochen unausgeglichen und reizbar gewesen war. Noch dazu das schlechte Aussehen, die blasse Gesichtsfarbe und die dunklen Augenringe.

Die Mädchen kamen letztendlich darin überein, dass das, was in dieser Flasche gewesen war, kaum eine zulässige Substanz gewesen sein konnte. In dem Moment kam Piper Roberts aus dem Haus Hufflepuff hinzu und verlangte, die ganze Geschichte im Detail zu hören.

Bis zum Abendessen wusste die gesamte weibliche und ein Teil der männlichen Schülerschaft von Hogwarts, dass Hermine Granger drogensüchtig war und Parvarti am Morgen mit dem Zauberstab bedroht hatte.


Hermine selbst war eine der wenigen Schülerinnen, die das Gerücht noch nicht gehört hatten. Sie hatte sich den ganzen Tag darüber geärgert, dass Parvati offensichtlich glaubte, sie – Hermine – wäre nicht in der Lage, einfache Anweisungen von Madam Pomfrey zu befolgen. Sie hatte sich geweigert, ihr die Flasche mit dem neuen Trank auszuhändigen. Zumindest bis Hermine gedroht hatte, ihren Zauberstab zur Hilfe zu nehmen.

Möglicherweise hätte sie sich noch einmal bei Madam Pomfrey über die Dosis informieren sollen, dachte sie, als sie am Mittwochabend in den Krankensaal stolperte und auf die Frage der Medihexe, was denn nun passiert sei, lediglich die Hand hob und zur Toilette stolperte. Seitdem sie den zweiten Trank eingenommen hatte, schien ihr Magen vergessen zu haben, dass er seinen Inhalt nach unten und nicht nach oben transportieren sollte – sehr zu ihrem Leidwesen.

Madam Pomfrey folgte ihr in die kleine Kabine und bemühte sich, Hermine irgendwie in ihrer misslichen Lage behilflich zu sein.

Zehn Minuten später saß Hermine erneut auf einem der Betten und ließ sich von der Medihexe untersuchen. Erneut ohne Ergebnis. Anscheinend reagierte sie auch auf diesen Trank empfindlich.

Kurzerhand entschied Madam Pomfrey, dass sie diese Nacht im Krankenflügel verbringen würde. Sie bot Hermine eine Dosis Traumlosschlaf an, denn dass sie dringend erholsamen Schlaf benötigte, war inzwischen nicht mehr zu übersehen.

Doch Hermine lehnte ab. Sie hatte mit den letzten beiden Tränken vorerst genug Erfahrungen gesammelt und wollte es lieber noch einmal auf die natürliche Art versuchen – so Merlin und ihr Magen wollten.

Madam Pomfrey stellte ihr sicherheitshalber eine Schüssel neben das Bett, gab ihr eines der schlichten weißen Nachthemden und erinnerte Hermine daran, dass sie jederzeit zur Verfügung stand. Dann ließ sie sie alleine.


Am Donnerstagmorgen wunderte Filius Flitwick sich über seine sonst beste Schülerin, Hermine Granger. Das Mädchen saß mit roten Augen und starrem Blick in seinem Unterricht, wirkte sogar noch teilnahmsloser als Ronald Weasley. Außerdem waren ihm gewisse Gerüchte zu Ohren gekommen, die er zuerst nicht hatte glauben wollen. Doch wenn er sie sich nun genauer ansah...

Mit einem Kopfschütteln rief er sich zur Ordnung. Wenn Minerva sich nicht einschaltete, würde an den Gerüchten sicherlich nichts dran sein. Vermutlich hatte sie nur einen schlechten Tag. So wie sie alle im Moment häufiger schlechte Tage hatten.

Mit dieser Erklärung führte der kleine Mann den Unterricht fort, versuchte über die gelichteten Reihen des Abschlussjahrgangs hinwegzusehen und erfreute sich lieber den nun wesentlich besseren Leistungen in seinem Unterrichtsfach.

Zumindest bis es an der Tür klopfte und Minerva McGonagall den Raum betrat. Sie verlangte nach Hermine Granger, die dies erst bei der dritten Aufforderung mitbekam. Professor Flitwick beobachtete – ebenso ungläubig wie Ronald Weasley, Harry Potter und der Rest der Klasse – wie sie ihre Sachen zusammenpackte und der Schulleiterin folgte. Er zuckte zusammen, als die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel.


Zu dem Gespräch in Minerva McGonagalls Büro hatte die Schulleiterin auch Madam Pomfrey gebeten. Eigentlich um zu prüfen, ob Hermine Granger tatsächlich illegale Substanzen konsumierte. Zu Professor McGonagalls Überraschung kam es gar nicht zu dieser Überprüfung.

Bereits nachdem sie den Grund für das Gespräch vorgetragen hatte, schaltete Madam Pomfrey sich ein und erklärte, was für Probleme Hermine Granger derzeit hatte. Die Schülerin selbst kam nicht dazu, mehr als ein empörtes Geräusch von sich zu geben – das sich vermutlich sowohl auf die verletzte Schweigepflicht, als auch auf die Anschuldigungen an sich bezog. Schlafmangel war die Ursache und kein Symptom, Nebenwirkungen hatten zu einem noch erschöpfteren Zustand der Schülerin geführt, so erklärte die Medihexe.

Professor McGonagall betrachtete die junge Frau nachdenklich, bot ihr an, für heute dem Unterricht fern zu bleiben und Schlaf nachzuholen.

Doch Hermine winkte ab. Nachdem auch die letzte Nacht weitestgehend schlaflos geblieben war, hatte sie keine großen Hoffnungen, dass sich das bei Tageslicht ändern würde. Madam Pomfrey schlug ein Gespräch mit einem Psychologen vor, doch Hermine erinnerte sie daran, dass sie keine Probleme mit der Psyche, sondern mit dem Einschlafen hatte. Und das lag nicht daran, dass sie von den Ereignissen vom Endkampf verfolgt wurde. Tatsache war, dass in ihrem Kopf schon seit Tagen gähnende Leere herrschte.

Letztendlich kamen sie alle zu dem Entschluss, dass Professor McGonagall ihr Möglichstes tun würde, um dem Gerücht Einhalt zu gebieten, während Hermine sich bereit erklärte, einen weiteren Trank zu testen.


Dieses Mal nahm Hermine den Trank direkt im Krankensaal ein, was vermutlich ein Glück war. Es dauerte keine zwei Minuten, bis ihr Blutdruck merklich stieg, ihr Herzschlag aus dem Takt geriet und sie Mühe hatte, ausreichend Luft zu bekommen.

Dank Madam Pomfreys Anwesenheit konnte ihr sofort geholfen werden, aber das änderte nichts an der Tatsache, dass sie mit ihrer Kraft am Ende war und jeglichen anderen Trank ablehnte. Zumal bisher keiner der drei Tränke auch nur annähernd zu erholsamem Schlaf beigetragen hatten. Sie willigte wenig begeistert ein, auch diese Nacht zur Beobachtung im Krankenflügel zu verbringen, war jedoch am nächsten Morgen so schnell verschwunden, dass Madam Pomfrey sie kaum zu Gesicht bekam. Es reichte gerade für eine Unterschrift unter der Einverständniserklärung zur Konsultation eines spezialisierten Kollegen.

Denn die Medihexe hatte in der Nacht schweren Herzens den Entschluss gefasst, sich mit dem einzigen Menschen auseinander zu setzen, der möglicherweise noch für die Kooperation der Patientin sorgen könnte und nebenbei auch noch eine Idee hatte, was ihr helfen könnte. So sehr es ihr auch missfiel, abgesehen vom Traumlosschlaf kannte sie keinen weiteren Trank mehr, der Hermine zu ruhigem Schlaf verhelfen könnte. Und der Traumlosschlaf hatte abgesehen von einem massiven Suchtpotential die höchste Rate an Nebenwirkungen.

Also straffte sie ihre Haltung und machte sich auf den Weg in die Kerker, um den dort lebenden, garstigen Mann namens Severus Snape zu bitten, einen Blick auf Hermine Grangers Akte zu werfen.