Hallo alle miteinander. So, jetzt ist es endlich soweit. Die Forsetzung zu "Mein fester Freund" ist da. Hier möchte ich nochmal erwähnen, dass "Mein fester Freund" eine authorisierte Übersetzung der Story "Boyfriend" von der fantastischen Molly Raesly ist. Auch der zweite Teil "Fiancée" stammt natürlich aus ihrer Feder und meine Übersetzung dieser Story wird von mir hier unter dem Titel "Verlobt" veröffentlicht. Also vielen Dank an Molly Raesly, dass sie mir erlaubt ihre Werke zu übersetzten und natürlich auch tausend Dank an all die Leser und Reviewer, die bereits "Mein fester Freund" gelesen haben. Man versteht "Verlobt" auch ohne den ersten Teil gelesen zu haben, allerdings würde ich trotzdem empfehlen zuerst den ersten Teil zu lesen.

Noch etwas zu "Mein fester Freund": Ich wurde außerdem darauf angesprochen, dass es Fernseher angeblich zu der Zeit zu der die Story spielt noch nicht gab. Ich wollte hier nur noch mal erwähnen, dass es Fernseher in den Siebziger Jahren durchaus gab. Bereits in den 1880 er Jahren gab es das erste Patent für einen Fernseher. Natürlich fand der Fernseher erst später Eingang in die normalen Haushalte. Erst vereinzelt und bei Leuten, die sich das leisten konnten, aber in den Siebziger Jahren hatte bereits fast jeder Haushalt einen Fernseher. Ich weiß auch, dass es manchmal nicht einfach ist zu unterscheiden, was es zu einer gewissen Zeit bereits gab und was nicht. Ich finde die Autorin des Originals hat sich große Mühe gegeben Dinge wie z.B Handys und Computer nicht zu erwähnen und auch zeittypische Details miteinzubringen. Ich selbst finde es nämlich auch besonders schön, wenn eine Story durch solche Details realistisch wirkt.

Also die Story hat sieben Kapitel und ich versuche auch diesmal wieder wöchentlich, also voraussichtlich jeden Freitag ein neues Kapitel reinzustellen. So, und nun genug geredet. Viel Spaß mit dem Kapitel und über Reviews freu ich mich natürlich auch immer sehr.

Disclaimer: Das Harry Potter Universum und alle darin enthaltenen Charaktere gehören J.K. Rowling. Ich verdiene kein Geld mit dieser Geschichte.


Kapitel 1

Wettbewerb unter Schwestern

Schwestern vergeben einander nie wirklich, auch wenn sie sich gestritten haben, als sie fünf waren."~ Pam Brown

„Aufstehen, die Sonne lacht, allerliebste Lilylein!", sang eine Stimme in einem zuckersüßen Tonfall.

Ich drehte mich in meinem Laken weg, um dem Geräusch zu entfliehen. „Hau ab, James.", zischte ich.

„James? Ernsthaft, Lily? Was treibt ihr denn in den Schulsprecherräumen? Gibt es da vielleicht etwas, das du mir gerne erzählen möchtest?"

„Mmrph.", erwiderte ich grummelnd und presste meine Augen fest zusammen.

„Ein neuer Tag ist erwacht!"

Ich brummte, als ich hörte wie die Vorhänge zurückgezogen wurden. Das Licht blendete mich zeitweise und ich versteckte mein Gesicht schnell unter dem Kissen, um dem grausigen Sonnenlicht zu entrinnen.

„Sieh doch, Sonnenlicht! Erinnerst du dich an Sonnenlicht? Du bist früher, vor der Prüfungszeit, immer rausgegangen."

Ich presste meine Augenlider noch fester zusammen.

„Es ist Zeit aufzustehen und den wachen Leuten Gesellschaft zu leisten, Lily!"

„Hau ab.", sagte ich der Stimme verärgert. „Ich schlafe."

„Du kannst nicht schlafen, wenn du mir antwortest.", bemerkte die Stimme vergnügt.

„Ich rede im Schlaf.", murmelte ich. „Das ist nichts Ungewöhnliches."

Ich spürte wie sich eine Person auf der linken Seite des Bettes niederließ und wälzte mich auf die andere Seite.

„Nicht so schnell, Lilylein! Es ist Zeit aufzustehen. Wach auf!"

Ich konzentrierte mich auf den Traum, den ich gerade gehabt hatte und versuchte mir auszumalen wie ich den tanzenden Affen Gesellschaft leistete. Die Schimpansen hatten eine Polonaise gebildet, während die Gorillas mit den Maracas rasselten, die wie Bananen aussahen.

„Lily!"

„Lass mich.", protestierte ich und schlug blind nach den Armen, die vor meinem Gesicht herumwedelten.

„Komm schon, Lily! Du musst aufstehen, ansonsten hast du keine Zeit mehr zu frühstücken, bevor der Zug abfährt."

Zug? Von was für einem Zug sprach sie?

„Bei Merlins kleinem Zeh!", schrie ich und schnellte nach oben. „Heute ist unser letzter Tag auf Hogwarts."

Hestia lächelte mich breit an. „Das ist meine beste Freundin.", bemerkte sie fröhlich.

„Oh, bei Merlin!", schrie ich.

Hestia quietschte mädchenhaft und zog mich in eine heftige Umarmung.

Ich erwiderte die Umarmung enthusiastisch, als mich die Aufregung durchströmte. Als die normale freundschaftliche Umarmung aufgrund der Dauer gerade lesbische Züge annahm, ließ Hestia von mir ab und sank in meine Kissen.

Ich zog meine Knie an meine Brust. „Ich kann nicht glauben, dass die Schule vorbei ist.", sagte ich mit benommener Stimme.

„Das liegt wahrscheinlich daran, dass du in ein Test-Koma verfallen bist, als die UTZ-Prüfungen begonnen haben. Ich musste dich sogar einmal dazu zwingen zu duschen. Das war kein Spaß.", erinnerte sie sich und rümpfte die Nase. „Allerdings hat mir James fünf Galleonen dafür bezahlt."

Ich schlug ihr auf den Arm und ließ mich wieder in meine Kissen fallen. „Es ist wirklich vorbei.", sagte ich zu mir selbst. „Ich habe mir diesen Tag schon so lange vorgestellt, aber ich dachte nie, dass es einmal wirklich so weit sein würde."

„Es ist aber so, Lils.", sagte sie. „Wir sind jetzt offiziell fertig mit Hogwarts. Keinen Unterricht mehr, keine Bücher mehr, kein leckeres von Hauselfen zubereitetes Essen mehr."

Ich seufzte. „Verdammt.", wurde mir klar. „Ich werde Hogwarts vermissen. Jetzt zu gehen ist nicht so toll wie ich es mir immer vorgestellt habe. Das ist scheiße."

„Das stimmt.", sagte Hestia ernst. Plötzlich begann sie auf meinem Bett auf und ab zu springen. „Na, erinnert dich das an was oder wieso dachtest du ich wäre James? Erwartest du ihn normalerweise zu dieser frühen Morgenstunde in deinem Schlafzimmer?"

„Wirklich sehr subtiler Themenwechsel, Hest.", brummte ich verstimmt.

Sie grinste mich verschmitzt an und warf sich ihre schwarzen Haare über sie Schulter. „Ich geb mir Mühe.", erwiderte sie. „Jetzt spuck schon aus. Hast du mir was nicht erzählt? Du hättest es mir doch gesagt, wenn du und James den schmutzigen Flubberwurm gemacht hättet, oder?"

Ich rümpfte die Nase. „Schmutziger Flubberwurm? Jetzt mal ernsthaft, Hestia!"

Sie zuckte unbekümmert mit den Schultern. „Ich bin mit Sirius Black zusammen.", sagte sie, so als würde das alles erklären. Traurigerweise tat es das auch.

„Es ist zu keinerlei Flubberwurmaktivitäten gekommen.", teilte ich ihr steif mit.

„Also immer noch so rein wie Dumbledores weißer Bart?", fragte sie.

„Ich werde auf diese Frage nicht antworten, du Perversling.", teilte ich ihr mit.

Ganz ehrlich, James und ich hatten darüber geredet. Es gab viele Momente in denen wir es sogar vorhatten. Verdammt noch mal wir wollten es. Wir wollten es wirklich sehr. Aber der Zeitpunkt war nie der Richtige. Irgendetwas war immer im Weg gewesen. Entweder war Sirius da, oder wir mussten am nächsten Morgen früh aufstehen, oder, wie peinlich, ich hatte meine Tage. Ehrlich gesagt machte es mir nicht sonderlich viel aus. So sehr ich James auch liebte und so sehr seine Küsse mich um den Verstand brachten, war ich doch immer noch etwas ängstlich wegen der ganzen Sache.

„Also, wie spät ist es?", fragte ich plötzlich.

„Subtiler Themenwechsel.", zitierte mich Hestia.

„Ich geb mir mehr Mühe.", erwiderte ich.

Ihre Augen leuchteten belustigt auf. Bevor sie auch nur eine unangebrachte Silbe über die Lippen bringen konnte, bedeckte ich ihren Mund mit meiner Hand.

„Das reicht jetzt, Hestia Jones.", befahl ich ihr.

„Na gut.", schmollte sie. „Aber es wäre wirklich lustig gewesen."

„Ich lache innerlich.", erwiderte ich trocken.

„Es ist ungefähr sieben.", antworte Hestia schließlich.

Ich stöhnte. „Ich hasse dich wirklich.", teilte ich ihr mit.

Sie streckte mir die Zunge raus. „Du verstehst echt keinen Spaß, Lily.", wimmerte sie und pfriemelte an meiner Bettdecke herum. „Da versuche ich deinen letzten Morgen auf Hogwarts besonders zu machen, und du-"

„Oh, du lieber Merlin.", rief ich aus und setzte mich im Bett auf. „Heute ist Montag.", wurde mir bewusst.

„Heute ist Montag.", wiederholte sie bedeutsam.

„AHH!", schrie ich schrill und umarmte sie heftig.

Hestia lachte laut und stimmte in meinen hysterischen Jubel ein. Wir waren so in unserem Freudentaumel gefangen, dass wir nicht bemerken wie sich die Tür öffnete und jemand das Zimmer betrat.

„Verdammte Scheiße.", rief eine Stimme. „Was würde ich jetzt nicht alles für eine Kamera geben. Hestia, Schatz, wie wär's wenn du dich noch ein bisschen weiter nach vorne beugst?"

Ich rollte mit den Augen. „Schon mal was von anklopfen gehört, Sirius?", fragte ich ihn verstimmt.

Er schenkte mir ein nervtötend strahlendes Grinsen. „Dann hätte ich auf das vielleicht schönste Bild, das meine Augen je erblicken durften, verzichten müssen. Habt ihr schon mal darüber nachgedacht einen Kalender zu machen? Ich kenn da ein paar Drittklässler, die würden wahrscheinlich-"

„Hestia, könntest du bitte deinen Freund aus meinem Schlafzimmer entfernen?"

Sie gluckste, stand von meinem Bett auf und ging zu Sirius hinüber, der wie ein sabbernder Hund aussah. „Aber er ist so süß.", sagte Hestia und kniff ihm ins Kinn, um das noch zu unterstreichen.

„Ich bin mir ziemlich sicher, dass dieser Eindruck am Morgen danach verschwunden ist.", grummelte ich.

„Autsch, Lily.", lachte Sirius und hob die Hand an sein Herz. „Du weißt ganz genau, wie man einen Kerl mitten ins Herz trifft. Ich nehme mal an, du bist mit dem falschen Fuß aufgestanden, was?"

Ich rollte mit den Augen. „Ich hab es noch nicht aus dem Bett geschafft.", sagte ich und warf Hestia einen bedeutungsvollen Blick zu. „Alle scheinen felsenfest entschlossen zu sein, mich nicht schlafen zu lassen. Ist es wirklich zu viel verlangt, nur einmal ausschlafen zu wollen? Ich bin fast das gesamte Schuljahr immer aufgewacht, kurz nachdem ich auf dem Lehrbuch, das ich die Nacht zuvor gelesen habe, eingeschlafen war. Der Unterricht ist vorbei. Ich vermisse das Gefühl der Rückseite meiner Augenlider."

„Das kommt davon, wenn man sich mit der ganzen Lernerei für die UTZ-Prüfungen verrückt macht.", erwiderte Hestia und zuckte gutmütig mit den Schultern.

„Exakt.", stimmte ihr Sirius zu. „Für die wahren Genies hat der Schlaf immer Vorrang.", meinte er weise.

„Ich werd's mir merken.", stöhnte ich und ließ mich nach hinten in meine Kissen fallen.

„Ähhm, Lily.", sagte Sirius langsam. „Du solltest vielleicht deine Position ein wenig verändern. Ich kann nämlich deine Heiligtümer des Todes sehen."

„Was?", fragte Hestia verwirrt.

„Nicht so wichtig.", murmelte er.

Ich spürte wie mein Gesicht heiß wurde und zog mein Shirt mit einem verlegenen Lächeln nach unten. Ich trug mal wieder eines von James Shirts. Dieses hier war dunkelblau. Ich hatte mir eine kleine Sammlung seiner T-Shirts angelegt, die ich zum Schlafen trug. „Ähm, tja, nun.", stotterte ich.

Sirius und Hestia tauschten einen wissenden Blick aus und sahen dann mich an.

„Oh, haltet die Klappe.", zischte ich.

„Wir haben doch gar nichts gesagt.", machte mich Hestia mit einem, meinem Geschmack nach, viel zu breiten Grinsen darauf aufmerksam.

„Ich kann Gedanken lesen.", erwiderte ich schnippisch.

„Na, wenn das so ist, Lily, nehme ich das was ich vorhin gedacht habe zurück.", sagte Sirius ernst. „Außer natürlich, du wärst interessiert.", fügte er mit einem Zwinkern hinzu.

Ich verzog angeekelt das Gesicht. „Das reicht. Du bist widerlich. Ich habe das intensive Verlangen zu duschen.", verkündete ich und marschierte an den beiden vorbei aus dem Zimmer. „Hör auf zu kichern, Sirius. Merlin, man könnte meinen du wärst erst zwölf."

Ich hatte den kleinen Gemeinschaftsraum, den James und ich uns teilten schon halb durchquert, als ich wieder umdrehte, Hestia und Sirius aus meinem Zimmer warf und dann sicherheitshalber noch einen Ratzeputz-Zauber sprach. Man konnte bei den beiden nie vorsichtig genug sein. Ihre Charaktere ergänzten sich gut, aber es war nie schön mit den beiden alleine zu sein.

Ich duschte nicht lange, aber die Zeit reichte trotzdem dafür, dass ich den Stress des unangenehmen Weckrufes abbauen konnte. Was für ein Glück, dass ich heute nach Hause fahren würde, ich schaffte es nämlich nur mit aller Mühe und Kraft noch genug Shampoo aus der Flasche zu pressen, um meine Haare zu waschen. Na ja zumindest roch es immer noch nach Erdbeere.

Mit einem kurzen Blick auf die Uhr stellte ich fest, dass es erst viertel vor acht war. Das hieß ich hatte noch mehr als genug Zeit mich anzuziehen, noch zweimal zu prüfen, ob ich auch alles eingepackt hatte, ein letztes Frühstück zu mir zu nehmen, meine beste Freundin um die Ecke zu bringen und die Leiche verschwinden zu lassen. Alles in allem würde es ein großartiger Tag werden.

War ich traurig, dass ich Hogwarts verließ?

Verdiente diese Frage überhaupt eine Antwort?

Auch wenn ich stolz darauf war, dass ich normalerweise überhaupt nicht emotional war, wurde mein Nostalgiemesser gerade von Steroiden mit den Ausmaßen von Hagrid bombardiert. Ich schob die Schuld auf meine Tage. Allerdings lag es wohl eher daran, dass es meine letzten Tage auf Hogwarts waren, denn meine Periode hatte ich erst letzte Woche gehabt. Ich war eigentlich kein Fan von schlechten Wortwitzen, aber dieser gefiel mir.

Ich konnte nicht glauben, dass ich das was ich so lange mein zweites zu Hause genannt hatte nun verlassen würde. Jede noch so kleine Nische hatte eine Bedeutung: das Fenster im Wahrsageklassenzimmer, wo ich meine Teeblätter hinausgeworfen hatte und zum ersten Mal einen Lehrer in voller Lautstärke beschimpft hatte; die Treppe die zur großen Halle führte, auf der ich an meinem ersten Tag in Hogwarts umgeben von nervigen Mädchen und vorpubertierenden Rumtreibern zum ersten Mal Hestia begegnet war; die Abteilung für Zaubereigeschichte in der Bibliothek, wo mich James gegen ein Bücherregal gedrängt hatte und…

Es gab so viele schöne Erinnerungen. Auch wenn einige sich nur in meiner Phantasie abgespielt haben.

Ich war bereit mit der Zeit auf Hogwarts abzuschließen. Wirklich, ich war bereit.

Auch ich konnte nur eine gewisse Anzahl von Aufsätzen schreiben, bevor die Finger meiner rechten Hand abfielen. Zauberkunsttheorie auswendig lernen oder einen Vortrag darüber zu halten, wie man eine Schrumpelfeige am besten von der Schale befreite war mir jetzt vollkommen egal. Es gehörte zum letzten Schuljahr dazu, dass die Lehrer dafür sorgten, dass sich die Schüler so miserabel fühlten, dass sie es kaum noch erwarten konnten von Hogwarts wegzukommen. Es war eine seltsame Art damit umzugehen, und selbst ich, Lily Evans, Schulsprecherin ohnegleichen, konnte mich dem nicht entziehen, auch wenn ich nachweislich verdammt gut darin war mich mit akademischem Blödsinn herumzuschlagen.

Ehrlich gesagt, wollte ich nur noch schlafen, schlafen und schlafen. Meine Mum würde mich dann aufwecken, wenn es Zeit für mich war bei der Aurorenakademie anzufangen.

Apropos Aurorenakademie, ich, Lily Evans, Miss ich bin so besessen von jeder Kleinigkeit, weil ich mir unglaubliche Sorgen um meine Zukunft mache, dass ich, wenn ich 21 bin einen Herzinfarkt haben werde- wie Sirius mich gerne nannte- und die sich selbst gerne ellenlange lächerliche Bezeichnungen gab, würde eine Aurorin werden. Ich hatte es geschafft. Ich hatte es wirklich, verdammt noch mal, geschafft. Ich hatte diese UTZ-Prüfungen aus ihren Socken gezaubert. Ich hatte sie in mein Spielzeug verwandelt. Ich hatte sie in meinen Zaubertrank geschmissen und sie dann wieder ausgespuckt. Ich hatte sie gewaltig riddikulust. Ich kräuterkundete… Kräuterkunde klingt einfach unter keinen Umständen cool.

Und was noch wichtiger ist, ich hatte James Potter geschlagen. Er hatte vier Ohnegleichen und ein Erwartungen übertroffen in Zaubertränke bekommen. Ich hatte nur Os abgeräumt. Nimm das, Potter!

Gut zu wissen, dass unsere Beziehung so gesund verlief.

An meinem letzten Schultag, hatte ich meine Grundausbildung offiziell abgeschlossen. Alles was ich jetzt noch tun musste, war das Frühstück zu bestehen und schon saß ich ihm Zug nach Hause.

Leider bedeutete nach Hause zu gehen auch, dass ich mich auf Petunias Hochzeit vorbereiten musste.

In einer Woche.

Mit Vernon Dursley.

Mrs. Petunia Dursley.

Mrs. Petunia Evans-Dursley.

Mrs. Tuney und der Wal.

Ich hatte es aus einem der knappen Briefe erfahren, die mir Petunia während des Schuljahres geschrieben hatte. Zu Ende des Sommers war unsere Beziehung zueinander auf dem Höhepunkt gewesen, aber so unglaublich es auch war, hatte ich es geschafft alles zu ruinieren. Um fair zu sein, sie hatte mich provoziert. Tuney war echt anstrengend als Schwester. Ihr meterlanger Brief, der mit Kommentaren meiner Mutter versehen war, offenbarte die ganze Tragödie. Ich wünschte nur ich wäre dabei gewesen, um zu sehen wie Vernon sich abmühte nach dem Kniefall wieder aufzustehen. Das war gemein. Ich hatte nichts gegen Übergewicht… nur was gegen das Walross.

Für den Fall, dass der Brief nicht aussagekräftig genug gewesen war, bekam ich etwa eine Woche später einen Zeitungsausschnitt, der die fröhliche Botschaft verkündete, sogar mit einem ästhetischen Bild des glücklichen Paares. James konnte es sich nicht verkneifen das Foto magisch zu vergrößern, es dann über dem Kamin in den Schulsprecherräumen aufzuhängen und so zu verzaubern, dass es alle vier Stunden willkürlich „Quack"-Laute von sich gab. Ich muss wohl nicht erwähnen, dass ich es nach einer Woche heruntergenommen, wieder auf die ursprüngliche Größe geschrumpft und in meiner Sockenschublade versteckt hatte, wo es sein Dasein fristete bis ich gestern meine Sachen gepackt hatte.

Glücklicherweise bedeutete meine Abwesenheit vom Evans-Haushalt, dass ich mich nicht an der unliebsamen Planung für die Hochzeit beteiligen musste. Allerdings hatte mir Mum bereits versichert, dass ich sobald ich nach Hause kam natürlich am „besten Tag in Petunias Leben" teilhaben würde.

Ehrlich mal, wenn Petunia einen schönen Tag haben wollte, dann könnte ich ihr auch einen Burger grillen.

Nun hatte ich die unglaubliche Gelegenheit hirnverbrannte Besorgungen für die Hochzeit zu machen, wie zum Beispiel eierschalenfarbene Serviettenhalter, aber eiercremefarbene Servietten zu kaufen. Wie nett von meiner Schwester, dass sie mich miteinbeziehen wollte. Bei Merlins haarigen Unterarmen, sie war ein verdammtes Genie.

Na ja, zumindest musste ich es nicht alleine ertragen.

Mit einem letzten Schlenker meines Zauberstabes richtete ich meine rotgoldene Krawatte und schleppte meinen Koffer in den Gemeinschaftsraum, wo ich ihn neben den von James stellte. Mit einem letzten Ziehen, ließ ich den Koffer los und verfluchte die nicht vorhandene Kraft in meinen Oberarmen.

Mit einem albernen und sentimentalen Gefühl verabschiedete ich mich von den Schulsprecherräumen und machte mich auf den Weg in die Große Halle, bevor ich noch mehr Zeit damit verbrachte mich mit leblosen Gegenständen zu unterhalten.

„Hey, Lily!", begrüßte mich Dorcas Meadows, als ich gerade um die Ecke des Korridors im zweiten Stock lief.

„Hey, Dorcas!", zwitscherte ich fröhlich lächelnd zurück und ging weiter. „Schreib mir!"

„Klar doch!"

„Lily Wily!", rief Benjy Fenwick, als ich die Treppe erreichte.

„Benjy Fenjy!", erwiderte ich kichernd. „Kannst du es glauben?"

Er prustete spöttisch. „Irgendwann musste es ja soweit sein. Sieben Jahre? Spinnen die? Weißt du wie viele Hausaufgaben ich in sieben Jahren gezwungen war nicht zu erledigen? Das ganze Faulenzen war nicht auszuhalten. Ich habe fast vergessen wie viele Hausaufgaben ich gerade nicht erledigte."

Ich rollte mit den Augen. „Oh, Fenjy."

„Auf dem Weg zum Frühstück?", fragte er.

„Du kennst mich einfach zu gut.", erwiderte ich.

„Ich weiß, ich weiß.", witzelte er. „Wenn ich dir noch einmal dabei hätte zusehen müssen wie du auf deiner Feder herumkaust, wär's mit mir vorbei gewesen. Für jemanden der so dünn ist.", sagte er und seufzte. „Oh, warte."

Ich tat so als wäre ich geschockt und öffnete empört den Mund. „Fenjy!"

Er griff nach meiner Hand. „Lily, wenn ich nicht total verliebt in meine feste Freundin wäre, mit der ich schon seit geraumer Zeit zusammen bin und wenn ich mir nicht 100% sicher wäre, dass James Potter mir gehörig in den Arsch treten würde, würde ich so was von Sex mit dir haben."

Ich lächelte. „Warum?", wollte ich wissen.

„Weil du verdammt heiß bist.", antwortete er lachend.

„Wir sehn uns später im Zug, du Knallrümpfiger Kröter.", neckte ich ihn.

„Ich kann doch nicht gehen, ohne mich von dir zu verabschieden.", lachte er und ging dann die Treppe hinunter, woraufhin sich der Stau von Zweitklässlern, der sich aufgrund unserer Unterhaltung gebildet hatte auflösen konnte.

Ich lächelte in mich hinein, als ich eine Minute später die Große Halle zum letzten Mal betrat. Ich sah hinauf zu den Lehrern, die an der Frontseite des Raumes saßen. Ich hatte mich bereits gestern bei der Abschlussfeier von allen verabschiedet. Ich hatte eigentlich Glanz und Gloria und eckige Hüte erwartet, aber wie sich herausstellte lief auf Hogwarts eben alles ein wenig anders. Die Hüte waren kegelförmig.

Ich hatte mich bücken müssen, um dem alten Flitwick ein letztes Mal zu umarmen, bei Hagrid dagegen musste ich mich mühsam strecken. Ich hatte sogar versucht McGonagall in eine Umarmung zu ziehen, aber sie hatte es geschafft in letzter Sekunde auszuweichen und mir nur den Arm zu tätscheln, woraufhin sie sich sehr schottisch benahm.

Slughorn hatte mich dazu gedrängt mit ihm noch für ein letztes Bild für seine Wall of Shame zu posieren. Dann ließ er seine Hand ein wenig wandern und sagte ein paar unangebrachte Dinge von wegen jetzt müsse er sich nicht mehr über eine Bestrafung wegen einer Verletzung der Schüler-Lehrer Beziehung Gedanken machen. Glücklicherweise bemerkte ich in diesem Moment, dass der Himmel ganz blau war und ich unbedingt gehen musste.

Schließlich schweiften meine Gedanken noch zu Professor Dumbledore. Es war eine Ehre gewesen einen so engen Kontakt zu ihm während meiner Schulsprecherpflichten gehabt zu haben. Er war so ein…nun, mir fiel kein passendes Wort ein, um ihn zu beschreiben. Er war einfach Dumbledore.

Ich war so damit beschäftigt, Dumbledore mit einem Adjektiv zu beschreiben, dass ich nicht bemerkte, dass jemand vor mir stand bis ich denjenigen umrannte.

„Merlin!", rief ich und streckte die Hand aus, um dem Mädchen wieder auf die Beine zu helfen. „Es tut mir so Leid. Ich hab nicht aufgepasst, wo ich hinlaufe, ich war so mit dieser bedeutsamen letzten Mal Sache beschäftigt und ich-"; plapperte ich darauf los, während ich ihr hoch half und die Kapuze ihres Umhangs aus dem Gesicht zog. „Oh, es tut mir ja so Leid, Tabitha!"

„Oh, ist schon in Ordnung, Lily.", versicherte sie mir und richtete ihre blaue Krawatte, die aufgrund unserer Kollision über ihrer Schulter hing. „Ich hab auch nicht aufgepasst, wo ich hinlaufe.", fügte sie hinzu und hob das Buch in ihren Händen.

Ich lächelte. „Ist es gut?"

„Fantastisch.", versicherte sie mir. „Was mache ich nur ohne unsere wöchentlichen Buchclub-Treffen?"

„Ich bin mir sicher du wirst jemanden finden der meinen Platz einnimmt."

„Es ist Scheiße eine Sechstklässlerin zu sein.", stöhnte sie. „Alle meine guten Freunde verlassen Hogwarts, du, der Typ, den-", sie hörte abrupt auf zu reden und die Röte kroch über ihren Hals bis zu den Wurzeln ihrer blonden Haare.

„Weißt du was?", sagte ich schlitzohrig. „Ich hab gehört, das Remus Lupin diesen Sommer eine Party schmeißt. Da er dir ja dieses Jahr Nachhilfe gegeben hat, solltest du vielleicht vorbeischauen und „hi" sagen. Ich würde mich freuen dich zu sehen. Ich werde dafür sorgen, dass Remus dir eine Einladung schickt."

Sie lächelte mich schwach an.

„Sehn wir uns später?"

„Klar!", stimmte sie zu.

Ich drehte mich um, um zu gehen.

„Oh, und danke, Lily, für, na ja du weißt schon."

Ich lächelte. „Bis später.", wiederholte ich und schlenderte dann zum Tisch der Gryffindors.

Ich setzte mich neben Hestia, die sich angeregt mit Sirius unterhielt, der am anderen Ende des Tisches saß.

„Halt die Klappe, du Idiot. Kuchen ist ein total nahrhaftes Frühstück."

Meine Stimmung hellte sich sofort auf. „Kuchen?", fragte ich begeistert.

„Kuchen!", erwiderte sie. „Er deckt alle Hauptnahrungsgruppen ab: Zucker, Kohlenhydrate und gesättigte Fettsäuren."

„Die Früchte verzeihen wir ihm.", fügte ich hinzu. „Merlin, ich liebe Kuchen."

Hestia grinste mich an und reichte mir dann ein Stück Apfelkuchen. „Genau. Was sollten wir sonst als unser letztes Frühstück zu uns nehmen?"

„Was stimmt denn nicht mit ein paar Streifen Schinken und einer schönen dicken Wurst?", beharrte Sirius.

Ich prustete in meinen Kuchen. „Willst du es ihm sagen oder soll ich?", fragte ich Hestia.

„Du kannst mir glauben, er ist es nicht.", sagte sie. „Aber manchmal mache ich mir Sorgen über-"

„Er ist nur manchmal etwas verwirrt.", antwortete ich. „Obwohl ich mich manchmal frage, ob er nicht lieber mit deinem zusammen wäre.", fügte ich stirnrunzelnd hinzu.

„Hört auf in eurer Geheimsprache zu sprechen!", winselte Sirius. „Ich weiß nie, ob ihr euch nicht über mich lustig macht."

„Ohh, Süßer.", zwitscherte Hestia. „Das liegt daran, dass wir das meistens auch tun."

„Ugh, Remus, siehst du, womit ich mich rumschlagen muss?", fragte Sirius und wandte sich zu seiner Rechten. „Ich kann es kaum erwarten von hier wegzugehen. Sie sind in der Überzahl. Die Weiber auf dieser Schule sind alle total bekloppt."

„Willst du mir ernsthaft erzählen, dass du Hogwarts nicht vermissen wirst?", fragte Hestia.

Er zuckte unbekümmert mit den Schultern. „Schule ist Schule.", antwortete er. „Du bestehst ein UTZ, du bestehst sie alle. Ich bin der Meinung, dass ich mit achtzehn noch nicht meinen Höhepunkt erreicht habe. Man hört nicht auf ein Rumtreiber zu sein, nur weil man kein Nachsitzen mehr aufgebrummt bekommt. Es gibt immer noch Askaban."

Ich warf einen seitlichen Blick hinüber zu Remus, der nur seufzte und dann weiter in seiner Zeitung las.

„Ach ja, ich meinte natürlich nicht meinen sexuellen Höhepunkt, nicht wahr, Hestia?", fügte er mit einem bellenden Lachen hinzu.

Hestia lehnte sich über den Tisch und verpasste ihm ein paar Schläge auf den Kopf. „Ich schwöre bei Merlin, Sirius, wenn du heute noch eine sexuelle Anspielung machst, lass ich dich und deinen armseligen Arsch sitzen!"

Sirius grinste verschmitzt. „Seit wann ist mein Arsch armselig?"

„Oh, du-", sagte Hestia kochend vor Wut und die beiden kabbelten weiter miteinander.

Ich sah rüber zu Remus und zwinkerte ihm zu, als er meinen Blick auffing. Es war unglaublich, dass wir auch nach sieben Jahren Schule tief im Inneren immer noch elf Jahre alt waren.

„Zumindest knutschen sie nicht miteinander rum.", meinte Remus und verzog das Gesicht.

Ich stimmte ihm vehement zu, wenn ich an all die Momente des vergangen Jahres zurückdachte, in denen ich ihre Zurschaustellung unangebrachter Zuneigung hatte ertragen müssen. Einige Bilder hatten sich in mein Gehirn eingebrannt, so dass noch nicht einmal ein Vergessenszauber helfen würde. Ich schüttelte den Kopf und steckte mir noch eine Gabel Kuchen in den Mund.

„Hat gerade jemand knutschen gesagt?", fragte eine Stimme und die dazugehörige Person setzte sich auf den Platz neben mir.

Ich drehte mich nach rechts und sah James an, der wie üblich sein strahlend weißes Uniformhemd und die Gryffindorkrawatte trug.

„Du kommst ausgerechnet jetzt.", warf ich ihm vor.

„Selektives Gehör, mein Schatz."

„Hi.", begrüßte ich ihn.

„Hey.", erwiderte er mit einem strahlenden Lächeln.

„Wo bist du gewesen?", fragte ich und klang dabei für meinen Geschmack etwas zu beleidigt.

Er richtete sich auf. „Offizielle Rumtreiber-Angelegenheit.", antwortete er vage. „Kürbissaft?"

Ich rollte mit den Augen. „Warum sind nur alle Leute, die ich kenne solche Idioten?", fragte ich Remus.

„Eine Frage, die auch ich mir jeden Tag aufs neue Stelle.", gab Remus mit einem Seufzen zurück. „Es ist nur so mühsam sich neue Freunde zu suchen."

„Ja, und es ist ja auch der letzte Schultag.", stimmte ich ihm ernst zu.

James rollte mit den Augen, dann lehnte er sich rüber, gab mir einen Kuss auf die Wange und legte seinen Arm um meine Schulter.

„Und da waren es vier.", bemerkte Remus trocken.

„Ohh, Moony, du bist nur eifersüchtig, weil du keine Freundin hast.", ärgerte ihn James.

„Nicht das es nicht genug willige und hübsche Interessenten gäbe.", meinte ich mit einem neckischen Lächeln.

Remus starrte mich ausdruckslos an. „Ich weiß nicht, wovon du-"

„Eine gewisse Miss Tabi-"

„Lily!"

Ich lachte angesichts Remus knallroten Ohrenspitzen.

„Vielleicht hat Vernon ja eine Schwester.", schlug James mit einem Lachen vor.

„Das hat er!", rief ich. „Ohh, Remus und Marge."

„Klingt doch richtig gut.", meinte James.

„Egal, Hauptsache er ist nicht mehr so angespannt.", fügte Sirius hinzu, und sah von seiner Beschäftigung mit Hestia auf, die ich angestrengt versucht hatte nicht zu wahrzunehmen.

„Ach, fahrt doch alle zur Hölle.", verkündete Remus.

Hestia legte die Hand über ihr Herz. „Remus, wie kannst du nur so etwas sagen!"

„Und du warst immer mein Liebling!", ergänzte ich dramatisch.

James protestierte lauthals und starrte mich mit einem solchen verletzten Gesichtsausdruck an, dass ich mich fast schuldig fühlte.

„Hör auf mich so anzusehen, ich liebe dich trotzdem."

Ganz offensichtlich sehr zufrieden mit sich, grinste James und näherte seine Gabel meinem Teller, um sich ein Stück von meinem Kuchen zu nehmen.

Ich schob den Teller aus seiner Reichweite. „So sehr liebe ich dich nun auch nicht."

„Autsch, Krone.", bemerkte Sirius. „Das muss ziemlich- oy, wie spät ist es?", fragte er plötzlich.

Remus schob seinen Ärmel nach oben, warf einen Blick auf seine Uhr und verkündete die Uhrzeit.

„In Ordnung, Jungs.", sagte Sirius. „It's show time."

Ich warf Hestia einen neugierigen Blick zu, aber sie zuckte nur mit den Schultern und sah ebenfalls verwirrt aus.

„Drei.", sagte Remus.

„Zwei.", machte Sirius weiter.

„Eins.", beendete James den Countdown.

„Was ist los?", fragte ich.

Bevor ich eine Antwort erhalten konnte, hörte ich einen schrillen Schrei, der von der anderen Seite der Großen Halle kam. Ich sah hinüber und erblickte ein paar Slytherins, die vom Tisch weghasteten.

„Eine Ratte!", schrie ein Mädchen laut.

Ich verengte meine Augen, um etwas ausmachen zu können und dann entdeckte ich eine ziemlich große Ratte, die über den Tisch flitzte.

Einige Schüler, und nicht nur Slytherins, gerieten in Panik und liefen in der Großen Halle umher wie kopflose Hühner. Ein paar mutige Helden versuchten die Ratte einzufangen, aber sie entwischte ihren Händen.

Ich war so gefangen von der Szene, die sich vor meinen Augen abspielte, dass ich nicht bemerkte, dass James, Sirius und Remus ihre Zauberstäbe gezogen hatten, bis ich sie Zauberformeln rufen hörte. Inmitten all des Chaos und der Unruhe, war ich mit ziemlicher Sicherheit die Einzige, die das bemerkte.

Nach ein paar Knallern und Funken war die ganz Große Halle rot und gold geschmückt. Auf dem Slytherintisch thronte ein riesiger Löwe, der fast den ganzen Tisch einnahm und die Tische der Ravenclaws und Hufflepuffs waren mit Luftschlangen und Glitzer bedeckt. Irgendwie trug nun jeder einen Partyhut mit Gryffindor-Verzierung. Die geschockten Slytherins versuchten sie sich vom Kopf zu reißen, aber die Hüte ließen sich keinen Zentimeter bewegen- wahrscheinlich lag das an ein paar sehr starken Klebeflüchen.

Keiner hatte die Chance zu begreifen, was da vor sich ging, denn als sich die Unruhe etwas gelegt hatte, begann das Feuerwerk. Donnernde Explosionen heulten durch die Große Halle, wodurch Flitwick beinahe von seinem Stuhl fiel, und die Hallendecke wurde von einer pompösen, aber auch sehr beeindruckenden Lichtshow erhellt. Sogar ein paar Professoren, darunter auch Dumbledore, hörten damit auf hastig Gegenflüche abzufeuern und sahen bewundernd hinauf. Nach etwa fünf Minuten explodierte ein gigantisches Feuerwerk und erhellte den Himmel golden. Das Feuerwerk formte dann die Worte „Rumtreiber, Klasse von 1977" und darunter erschien ein Bild der vermeintlichen Unruhestifter, die wie immer verschmitzt grinsten. Nach einem letzten Knall erlosch das Feuerwerk.

In der großen Halle brach tosender Applaus aus. Remus, Sirius, James und Peter, der wohl irgendwann die Halle betreten hatte, standen an der Frontseite der Großen Halle und verbeugten sich als Gruppe, alle mit dem gleichen schalkhaften Grinsen im Gesicht.

Völlig unbewusst, jubelte ich zusammen mit dem Rest der Schule. Ich hörte allerdings abrupt damit auf, als ich den Löwen brüllten hörte.

„Ich werde sie umbringen.", zischte mir Hestia ins Ohr und hatte dabei ein breites behämmertes Grinsen im Gesicht.

„Es wird nicht mehr viel von ihnen übrig sein, wenn ich mit ihnen fertig bin.", erwiderte ich ebenfalls grinsend. „Ich entschuldige mich schon mal im Voraus, wenn du vorhattest mit Sirius Kinder zu bekommen."

Sie zuckte mit den Schultern. „Er wird diesen Teil seines Körpers sowieso für eine ganze Weile nicht benutzen."

Merlin, James Potters Freundin zu sein, war verrückt.

James rannte zu mir herüber, hob mich hoch und drehte sich mit mir im Kreis.

„Lass mich runter!", schrie ich und schlug mit den Fäusten auf seinen Rücken ein.

„Hast du etwas gesagt?", rief er laut, damit man ihn über den Krach hinweg hören konnte. „Ich kann dich nicht hören! Da ist ein Löwe, hast du ihn gesehen!"

Ich schlug ihn erneut und bekam wieder festen Boden unter den Füßen. „Du bist so was von tot.", verkündete ich ihm.

Beunruhigt fuhr er sich durch die Haare und lächelte mich schwach an. „Erinnerst du dich noch, wie du vor zehn Minuten gesagt hast, dass du mich liebst? Ich kann dir ein Denkarium besorgen, wenn du willst."

„Ich habe meine Meinung geändert."

„Ach, komm schon, Lily, es war doch nur unser Abschlussstreich. Wir sind Rumtreiber! Wir müssen Unheil anrichten!"

„Wer sagt das?", fragte ich ihn steif. „Habt ihr schon mal was von einem ruhigen und würdevollen Abgang gehört?"

„Das ist total überbewertet.", meinte er.

„James! Wir verlassen Hogwarts! Du kannst dich nicht einfach wie ein Pavian im Affenhaus aufführen, wann immer du-", begann ich meine Standpauke, doch er brachte mich mit seinen Lippen zum Schweigen.

Ich vergaß alles um mich herum, das ganze Chaos und Durcheinander, das um uns herum herrschte, und ich schloss meine Augen und erwiderte den Kuss, bis ich wieder zu mir kam und ihn von mir wegstieß.

James ließ sich davon nicht beeindrucken und streckte nur seine Hand aus, um mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen. „Entschuldige, Liebling.", sagte er. „Ich werde mich in Zukunft benehmen, natürlich nur, wenn du mich am Leben lässt."

„Du bist auf Bewährung.", entschied ich. „Aber das nächste Mal hetz ich dir einen Avada Kedavra auf den Hals."

„Das ist mit Sicherheit das Süßeste, was du je zu mir gesagt hast.", witzelte er. „Gib's zu, Lily, es hat dir auch gefallen."

Unwillkürlich schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen und ich stöhnte. „Es war eigentlich ganz lustig.", gab ich zu.

Er lächelte breit.

„Aber das mir das ja nicht noch einmal vorkommt.", fügte ich in meiner besten Imitation von Professor McGonagall hinzu.

„Das kann ich gar nicht Lily.", teilte er mir mit. „Das ist unser letzter Tag heute und das war mein letzter Streich."

Ich blickte etwas verdrossen drein. „Ich will nicht gehen."

Er lächelte zu mir hinunter. „Ich weiß, dass du nicht gehen willst. Aber zumindest kann ich dir in der Übergangszeit zur Seite stehen, wenn ich die nächste Woche bei dir verbringe."

„Das gibt deiner Mum nur Zeit sich über den Brief aufzuregen, den sie wahrscheinlich für diesen Streich von der Schule bekommen wird und genug Wut anzusammeln bis du wieder zu Hause bist."

„Vielleicht werde ich mich einfach bei dir zu Hause verstecken."

Ich rollte mit den Augen. „Oh, welch Freude.", murmelte ich, während ich das Chaos, das er angerichtet hatte beäugte.

„Oh, Lily, das waren tolle sieben Jahre.", sagte James wohlwollend, schlang seinen Arm um meine Schulter und betrachtete ebenfalls sein Werk.

„Lass den Löwen verschwinden.", forderte ich ihn auf.

„Aber der war meine Idee!"

Ich stieß ihm den Ellbogen in die Rippen. „Blödmann.", grummelte ich.

„POTTER!", schrie eine laute Stimme und wir zuckten zusammen.

Ich sah nach der Quelle und entdeckte McGonagall, die vor Wut zu kochen schien und die Lippen zu einem so dünnen Strich zusammengepresst hatte, wie noch nie zuvor. Neben ihr standen Remus, Sirius und Peter, die alle aussahen, als erwartete sie der Kuss eines Dementors.

„Sieht so aus, als wäre nicht ich es, die das Vergnügen hat dich umzubringen.", sagte ich schadenfroh.

„Verflucht!", hauchte James und war ganz grün im Gesicht. „Ich möchte mit meinem Nimbus begraben werden.", äußerte er seinen letzten Wunsch bevor er seinem Ende entgegentrat.

„Können wir nicht etwas gegen diesen blöden Löwen unternehmen?"

Nach jeder Menge Süßholzgeraspel seitens Sirius und wie ich annahm auch Dumbledores Einmischung, ließ McGonagall sie schließlich gehen. Ich war ein wenig enttäuscht, dass sie so schnell eingeknickt war, aber mir wurde dann klar, dass es nur eine Bestrafung für sie gewesen wäre, hätte sie die Rumtreiber noch länger im Schloss behalten.

Als wir dann im Hogwarts Express saßen, war ich zu emotional, um noch sauer zu sein. James gab sein Bestes mich aufzuheitern, aber trotzdem konnte ich mir die paar Tränen nicht verkneifen, die fielen, als das Schloss aus meinem Blickfeld verschwand. Ich wischte sie natürlich schnell weg, bevor irgendjemand etwas bemerken konnte.

Wir vertrieben uns die nächsten Stunden damit, Erinnerungen aus vergangen Schuljahren Revue passieren zu lassen und Peter dazu zu bringen die ekelhaftesten Geschmacksrichtungen von Bertie Botts Bohnen zu essen. Hestia brachte uns alle zum Prusten, als sie die Reaktionen mehrer Leute auf die Beziehung zwischen mir und James nachahmte. Ich erinnerte sie auch prompt daran, wie sie fast in Ohnmacht gefallen wäre, als ich ihr auf unserer letzten Zugreise die Wahrheit gestanden hatte. Keine Reaktion allerdings konnte mit der von Remus mithalten. Ich schwöre, er hat nicht mal mit der Wimper gezuckt!

Viel zu schnell erreichte der Zug Kings Cross. Ich umarmte Sirius, Remus und Peter zum Abschied und fühlte mich dabei ungewöhnlich sentimental! Im Verlauf des letzten Jahres hatte sich eine Menge verändert. Ich liebte meine beste Freundin, aber es war auch schön noch eine Gruppe von Freunden zu haben, mit denen man rumhängen konnte. Mal abgesehen von ihrem kindischen Benehmen, waren sie ziemlich tolle Kerle, auch wenn ich das noch nicht einmal vor dem Zaubergamot zugeben würde, wenn ich später mal als Zeuge ihre armseligen Hintern retten müsste.

„Wir haben es geschafft, Lily!", sagte Hestia und ließ mit Tränen in den Augen von mir ab.

„Oh, Hestia, bitte fang nicht an zu weinen.", bat ich sie. „Wenn du anfängst zu weinen, dann muss ich auch weinen."

Sie lachte und eine Träne kullerte über ihre Wange. „Aber du hast dir doch deine Tränenkanäle entfernen lassen, erinnerst du dich? In unserem vierten Jahr?"

Ich lachte. „Ich erinnere mich.", erwiderte ich.

Ich benahm mich ziemlich albern, also rief ich mir in Erinnerung, dass ich Hestia in ein paar Tagen wieder sehen würde. Ich versuchte nicht zu emotional zu werden, als ich sie umarmte.

„Du wirst alles erreichen, was du dir erträumt hast, Lily.", versprach mir Hestia.

„Sagte das Mädchen, das bereits einen Job beim Tagespropheten hat.", gab ich zurück.

Sie schniefte. „Ich werde dir schreiben.", schwor sie. „Jeden Tag, na ja, fast.", fügte sie hinzu.

„Sehen wir uns bald wieder?"

Sie wollte mich erneut in eine Umarmung ziehen, aber Sirius trennte uns beide.

„Okay, Östrogenüberdosis, entspannt euch.", meinte er ruhig. „Das ist nicht das Ende der Welt. Es ist nur das Ende vom Aufstehen zu total bescheuerten Uhrzeiten. Außerdem wissen wir ja alle wie man appariert."

Ich lachte zittrig und wischte mir über die feuchten Augen. „Pass gut auf sie auf, bis ich euch wieder sehe, Sirius."

Er salutierte vor mir. „Ja, Miss Evans, Sir."

„Sir?", fragte James grinsend. „Gibt es da etwas, dass ich nicht mitbekommen habe?"

Ich rollte mit den Augen, weil ich nicht zugeben wollte, wie sehr ich ihre dumme Art mich aufzumuntern zu schätzen wusste. „Lass uns gehen, du großer Pavian, bevor du hier auch noch Feuerwerkskörper anzündest."

„Da macht man einmal so was.", grummelte James in seinen nicht vorhandenen Bart.

Er ging zu den Jungs rüber und sie starrten sich alle einen Augenblick lang an, bevor sie in Gelächter ausbrachen. Ein paar sehr männliche Umarmungen folgten und dann verabschiedeten sich auch James und Sirius schließlich voneinander.

„Ich werde immer auf dich warten.", versprach Sirius und wischte sich eine nicht vorhandene Träne aus dem Augenwinkel.

„Ich werde von dir träumen!", versprach James und begann den Trolley mit unseren Koffern zu schieben.

Wir hatten ungefähr fünf Meter geschafft, als James sich noch einmal umdrehte und Sirius zum Abschied winkte.

Mit einem Seufzer, griff ich nach seiner Hand und zog ihn mit mir auf den Bahnsteig.

Ich sah ihn eindringlich an.

„Was?", fragte er unschuldig.

„Nichts.", antwortete ich und schüttelte den Kopf. „Tja, das ist dann wohl das Ende."

„Lily.", sagte James. „Vergisst du da nicht etwas?"

„Was denn?"

„Petunias Hochzeit."

Ich stöhnte. „Warum hast du mich nicht einfach im Zug zurückgelassen? Verdammt, warum hast du mich nicht auf den Schienen zurückgelassen?"

James gluckste laut und zog mich an seine Seite. „Na, aber Lily, ich hab doch nicht einen ganzen Monat damit verbracht meine Mum anzuflehen, damit ich diese eine Woche bei dir sein kann, anstelle Zeit mit ihr zu verbringen, nur damit du dann-"

„Ahhh!"

Ich blickte auf und sah wie meine Mutter auf uns zugerannt kam. Ich lachte, und nahm etwas Abstand von James, um mich auf die Attacke vorzubereiten. Allerdings war nicht ich es, die sie beinahe mit ihrer Umarmung zu Boden warf.

„War ja klar.", brummte ich leise und sah zu, wie sie James mit ihren Armen beinahe die Luft abschnürte.

Zumindest waren manche Dinge immer noch beim Alten.

„Hey, Lils.", sagte Dad voller Wärme, als er sich uns näherte.

„Hi, Daddy.", erwiderte ich den Gruß und umarmte ihn.

„Tut mir Leid, wegen deiner Mum.", flüsterte er mir ins Ohr. „Sie ist nur etwas aufgeregt."

Ich zuckte mit den Schultern, als wir die Umarmung lösten. „Ich würde sie doch nie von ihrem Lieblingskind fernhalten.", sagte ich trocken.

Nach einem Moment, oder auch zwei, schien mich meine Mum schließlich zu bemerken. „Lily!"

„Oh, hi, Mummy.", gab ich kühl zurück. „Ich hab dich dort drüben gar nicht gesehen."

Sie streckte die Arme aus, um mich zu umarmen und ich fing James Blick auf. Er zuckte ganz unschuldig mit den Schultern und ich streckte ihm die Zunge raus.

„Mr. Evans.", sagte er und begrüßte meinen Dad mit einem Händeschütteln.

„Schön dich wieder zu sehen, James.", sagte Dad so wohlwollend wie ein Vater nun mal gegenüber dem festen und hormongesteuerten Freund seines kleinen Mädchens sein konnte.

„Oh, Lily, es ist fantastisch dich wieder zu Hause zu haben. Ich war wirklich am Boden zerstört als du Weihnachten bei James und seiner Familie verbracht hast. Ich habe dich schrecklich vermisst!"

Ich hatte durchaus bemerkt, dass die letzte Bemerkung an James gerichtet gewesen war und rollte mit den Augen. Er hatte mich gebeten Weihnachten bei ihm zu verbringen und ich hatte, mit Mums aufgeregter Zustimmung, eingewilligt. Wenn ich mich recht erinnere, lauteten ihre Worte: „Lily Evans, wenn du Weihnachten nicht bei James zu Hause verbringst, wirst du dir einen neuen Platz zum Schlafen suchen müssen, denn ich werde dich hier nicht aufnehmen." Dad war weniger begeistert mich gehen zu lassen.

Petunia jedoch reagierte am heftigsten. Sie brach jegliche Kommunikation mit mir ab, bis auf den Brief in dem sie mir von ihrer bevorstehenden Eheschließung berichtete. Ich hatte Bedenken gehabt sie, Mum und Dad über Weihnachten allein zu lassen, aber James war so aufgeregt wegen der ganzen Sache. Seine Eltern waren das erste Mal seit vier Jahren an Weihnachten zu Hause gewesen und da ich konnte einfach nicht nein sagen.

Weihnachten bei den Potters war ein unglaubliches Ereignis gewesen. Das ganze Haus war über und über festlich geschmückt. Sogar der Müll hatte nach Pfefferminz gerochen. Der Weihnachtsbaum war größer, als die die in der Großen Halle standen. Am Weihnachtsmorgen erblickte ich mehr Geschenke auf einem Haufen als je zuvor. Ich hatte seinen Eltern jeweils einen Schal geschenkt.

James versicherte mir, dass sie es nicht erwarten konnten, bis ich wieder zu Besuch käme und dass sie total begeistert von mir waren. Tja, zumindest diese Eltern schienen mich zu lieben.

Auf der Nachhausefahrt entwickelte ich ein neues Trinkspiel. Jedes Mal, wenn meine Mutter „James" mit einem hohen Quietschen rief, musste ich ein Glas Feuerwhiskey trinken. In Gedanken war ich sehr sehr betrunken.

Als wir an den vertrauten Nachbarstraßen vorbeifuhren, wurde ich ganz aufgeregt. Wir kamen an dem verrückt geformten Baum vorbei; dem Haus der alten Dame, die Teekessel sammelte; und dann fuhren wir auch schon in die altbekannte Einfahrt. Kaum hatte Dad den Wagen abgestellt, rannte ich schon ins Haus, die Treppe hinauf und stieß die Tür zu meinem Zimmer auf. Nachdem ich rasch Mr. Snuggles und die anderen Einhörner auf dem Regal begrüßt hatte, warf ich mich auf mein Bett.

Ah, das war perfekt.

„Ich habe dich vermisst, Bett."

Ich sog den Geruch meiner Kissen ein, kuschelte mich in meine Bettdecke und genoss das vertraute Gefühl. Ich fuhr mit den Fingern über die kleinen Blumen und schloss glücklich die Augen. Es war schön wieder zu Hause zu sein.

„Der Look steht dir.", hörte ich eine Stimme bemerken.

„Geh weg, James, das hier ist privat.", teilte ich ihm mit und atmete weiter den Duft meiner Laken ein.

„Anscheinend.", gluckste er leise. „Ich stelle nur Ihren Koffer ab, eure Majestät. Soll ich euch zwei noch ein paar Minuten alleine lassen?"

„Ja bitte, und danke.", erwiderte ich ohne mir die Mühe zu machen aufzusehen.

Ich lächelte, als ich ein leises Grummeln hörte und dann sich entfernende Schritte. Ich schüttelte mein Kissen auf und drehte mich auf den Rücken. Mit einem Lächeln im Gesicht genoss ich den vertrauten Anblick der Risse in der Decke. Sie sah irgendwie aus wie ein Hochzeitskuchen. Seltsam. Ahh, Hogwarts konnte nicht wirklich mit meinem Bett mithalten.

Ich versank in eine Art mystische Deckentrance, was angesichts der Tatsache, das keine Drogen im Spiel waren, ziemlich beeindruckend war. Ich wurde erst aus meiner Trance gerissen, als Mum die Zimmertür öffnete.

Verwirrt fuhr ich mir mit der Hand über die Augen. „Ja, Mum?", fragte ich verdutzt.

„Lily.", sagte sie genervt. „Ich hab dich ungefähr sieben Mal gerufen. Hast du denn ernsthaft die ganze Zeit geschlafen?"

„Ich hab nicht geschlafen.", korrigierte ich sie. „Ich hab nur etwas vor mich hingeträumt."

Sie seufzte laut. „Ehrlich mal, Lily, man könnte meinen du hättest das Pfeiffersche Drüsenfieber."

Ich zuckte mit den Schultern. „Sag mal, ist das nicht die Kusskrankheit?", fragte ich grinsend.

„Lily Evans, beweg deinen Hintern nach unten und deck den Tisch. Um Himmels Willen, je älter du wirst, desto frecher wirst du. Ich habe gerade zwei wundervolle Stunden mit James verbracht."

Darauf würde ich meinen Arsch verwetten.

„Und er sagt nie so freche Sachen wie du.", führte sie ihre Standpauke weiter.

„Das liegt nur daran, dass er immer noch versucht dich zu beeindrucken, Mum.", verbesserte ich sie und kam auf die Beine. „Glaub mir, das vergeht."

„Verschwinde.", befahl sie mir und schlug mir beinahe die Tür vor der Nase zu, als ich mein Zimmer verlassen wollte. „Deine Schwester und Vernon müssten bald nach Hause kommen und dann werden wir gemeinsam ein schönes Familienessen haben. Ich habe Lasagne gemacht und wir können die Pläne für die Hochzeit besprechen. Du hast ja keine Ahnung, unter was für einem Stress ich stehe. Ehrlich! Eine Hochzeit im Juni! Was hat sich deine Schwester nur dabei gedacht? Das ganze Essen muss gekühlt werden und ganz zu schweigen von den Blumen, die bei der Hitze welken werden. Wir leben in England. Hier kann es richtig heiß werden, zumindest wenn die Sonne rauskommt. Ich will gar nicht daran denken, was passiert, wenn es anfängt zu regnen. Das Wetter hier in England ist eine Katastrophe. Ich werde vielleicht einfach deine Großeltern anrufen und ihnen sagen, sie sollen zu Hause bleiben. Wir verschieben die Hochzeit auf einen anderen Tag. Aber Petunias Kleid ist wirklich wunderschön. Warte bis du es zu Gesicht bekommst. Sie hat ihre letzte Anprobe am Samstag. Ich hab ihr gesagt, sie solle es nicht auf den Tag vor ihrer Hochzeit legen, aber du kennst ja deine Schwester. Es muss alles nach ihrer Nase gehen. Sie meinte, sie würde mit der neuen Wasserdiät noch etwas abnehmen. Lily, hörst du mir zu?"

Ich hüpfte die letzte Stufe hinunter und drehte mich zu ihr um. „Es riecht toll, Mum. Was gibt's zu essen?"

Sie blickte mich finster an. „Lily, du muss wirklich besser aufpassen. Es ist schön, dass du wieder zu Hause bist, aber wir müssen uns jetzt auf Petunia konzentrieren."

„Und als ihre Brautjungfer werde ich meine Pflicht erfüllen.", gab ich zurück.

Dieses kleine Detail hatte ich vorhin vergessen zu erwähnen.

Mum lächelte mich voller Wärme an. „Gutes Mädchen. Und jetzt, sechs Teller, na los.", befahl sie mir und gab mir einen Klaps auf den Po.

Ich schrie auf und begab mich in die Küche, wo Dad und James am Küchentisch saßen.

„Lily, wo bist du denn hin verschwunden?", fragte Dad, als er aufblickte und sah wie ich die Teller aus dem Schrank holte.

„Ich habe etwas Zeit mit meinem Zimmer verbracht."

„Ahh.", erwiderte er verstehend. „Und wie geht es deinem Bett. Ist es so wie du es zurückgelassen hast?"

„Sogar noch besser, als ich es in Erinnerung hatte.", antwortete ich grinsend.

Er erwiderte das Lächeln. „Exzellent. Also, Lily, jetzt musst du uns aber wirklich von deinem Schuljahr erzählen. James hat schon etwas erzählt, aber ich würde auch gerne deine Version hören. Ehrlich gesagt,", fügte er mit einem Stirnrunzeln hinzu „ist es ganz schön irgendetwas zu hören, das nichts mit der Hochzeit zu tun hat."

„Sei still, Henry.", zischte Mum und nahm die Lasagne aus dem Ofen.

„Entschuldige, Schatz.", bat er rasch um Verzeihung.

Ich lachte leise, als ich hörte wie er James murmelnd rügte, weil er ihn nicht gewarnt hatte.

„Es ist nichts wirklich Spannendes passiert, Dad.", antwortete ich ehrlich und machte mich mit den Tellern in der Hand auf den Weg ins Esszimmer.

„Irgendwie fällt mir das schwer zu glauben, wo du doch auf eine magische Schule gehst.", rief er aus der Küche.

Ich lachte und verteilte die Teller auf dem Tisch. „Magie macht nicht ganz so viel Spaß, wenn man darüber Prüfungen schreiben muss. Das ganze Schuljahr über haben wir ohne Pause einen Test nach dem anderen geschrieben. Und wenn wir keine akademischen Tests geschrieben haben, mussten wir Berufseignungstests machen."

„Da hat sie Recht, Mr. Evans.", stimme mir James zu, und zwinkerte mir zu, als ich wieder in die Küche kam. „Mein bester Freund musste dieses Jahr tatsächlich etwas tun. Es hätte ihn beinahe umgebracht."

Ich rollte mit den Augen. Schon allein das Betreten der Bibliothek löste bei Sirius eine akute Form der Nesselsucht aus. Er hatte mir anvertraut, dass er nur ein einziges Mal freiwillig in die Bibliothek gegangen war und der Grund dafür war eine heiße Nummer mit einem Mädel nach der Sperrstunde zwischen den Regalen. Das war natürlich bevor er mit Hestia zusammen gekommen war. Manchmal wünschte ich mir wirklich, Sirius würde mir solche Dinge nicht anvertrauen.

„Aber was ist mit Quidditch?", beharrte Dad. „Wie kann das Leben bitte langweilig sein, wenn man Quidditch hat? Komm schon James, Lily hat mir erzählt, das Gryffindor den Pokal gewonnen hat, aber sie hat das Spiel kein bisschen beschrieben."

„Hey!", ermahnte ich ihn, rückte einen Stuhl neben James und setzte mich. „Meine Briefe waren mehr als adäquat! Ich habe alles minutiös beschrieben!"

Dad schüttelte den Kopf. „Ist sie nicht süß, wenn sie so tut, als verstünde sie etwas von Sport?"

James sah zu mir hinüber. „Das ist sie wirklich.", stimmte er neckisch zu.

„James!", zischte ich und schlug ihm auf den Arm.

„Au!", grunzte er.

„Lily, Servietten!", erinnerte mich die laute Stimme meiner Mutter aus dem anderen Raum.

Während ich in die Speisekammer ging, um Servietten zu holen fragte ich mich, ob Mum schon immer ein übermenschliches Gehör gehabt hatte oder ob sie nur über einen James-Radar verfügte, von dem ich noch nichts wusste. Keine Servietten weit und breit. Perfekt.

„Mum! Wir haben keine Servietten mehr!"

„Sieh in der Garage nach!", rief sie amüsiert. „Meine Güte, Lily, es ist fast, als würdest du nicht schon seit achtzehn Jahren in diesem Haus wohnen!"

Auf dem Weg in die Garage grummelte ich vor mich hin und dort angekommen fand ich nach gut zwei Minuten Suche tatsächlich ein Pack Servietten im untersten Regal.

Ich ging zurück in die Küche und betrachtete miesepetrig die Servietten. „Mum, hast du diese hässliche orangene Farbe wirklich mit Absicht gekauft, weil- oh!" Ich sah auf und entdeckte Petunia und Vernon, die im Türrahmen standen. „Hi."

„Hallo, Lily.", begrüßte mich Petunia steif.

Mein Blick fiel auf den Ring an ihrer linken Hand. Er war golden und der Diamant der eingesetzt war, sah fast aus wie ein Schnurrbart. „Hey, Vernon.", fügte ich der Höflichkeit halber hinzu.

Seine Entgegnung bestand aus einem Grunzen. Oh, Vernon Walross. Ein Grunzer von dir und jedes Mädchen liegt dir zu Füßen.

Ich hatte das Gefühl noch etwas sagen zu müssen, aber meine Rettung kam, als James aufstand, um Vernon die Hand zu schütteln. Leider hatte ich nicht die Gelegenheit zu sehen, ob Vernon voller Angst zusammenzuckte, denn ich musste ja die hässlichen Servietten falten. Mum kam herbeigeeilt und verteilte Messer und Gabeln auf dem Tisch.

„Mum, es ist doch nur Abendessen.", versuchte ich sie zu beruhigen, denn sie war ganz hektisch.

„Lily, halt die Klappe und hol die Lasagne.", befahl sie mir.

„Es ist wirklich schön wieder zu Hause zu sein, Mum.", sagte ich.

„Ja, schön, Schatz, ich hab dich vermisst.", erwiderte Mum hektisch. „Lasagne, jetzt, bevor sie kalt wird."

„Du hast sie doch gerade erst aus dem Ofen geholt!"

„Lily!"

Ich rollte mit den Augen, ging in die Küche und zog die dicksten Ofenhandschuhe an, die ich finden konnte, um mich nicht an der kalten Lasagne zu verbrennen. Vorsichtig trug ich die Lasagne ins Esszimmer und stellte sie auf einem Handtuch ab, damit die eiskalte Lasagne kein Loch in die Tischdecke brannte.

Nachdem Mum es geschafft hatte alle ins Esszimmer zu scheuchen, hatte sie sich insoweit abgeregt, dass es nun nicht mehr „JAMES!" hieß, sondern nur noch „hihi, James". Merlin, wenn ich mir nicht hundertprozentig sicher wäre, dass James mich liebte, hätte ich einige Bedenken gehabt, dass er die nächste Woche hier verbrachte.

„Hat alles geklappt mit der Band?", fragte Mum, als sie Petunia eine Portion Lasagne reichte.

Petunia stöhnte. „Es war ein komplettes Desaster! Welche Hochzeitsband spielt denn bitte nicht ‚Hold Me Close'? Es wird doch schon vorausgesetzt, dass jede Band David Essex spielen kann. Ich habe denen gesagt, dass wir sie, wenn sie unseren Song nicht spielen können, auch nicht bezahlen werden. Sie werden den Song die ganze Woche proben."

Während Mum ihr eine Antwort gab, lehnte sich James zu mir rüber und zischte mir ins Ohr: „Wer ist David Essex?"

Oh, hätte ich doch nur genauso ignorant sein können wie er. „Ein Muggelsänger.", flüsterte ich zurück. „Gegen ihn wirken Celestina Warbecks Texte wie niveauvolle Meisterwerke."

James zuckte zusammen, als er verstand worauf ich hinaus wollte und nahm dann noch einen Bissen von der Lasagne.

„Nun, Lily, ich würde wirklich gerne wissen, wie eure Abschlussfeier ausgesehen hat. Was genau-", begann Dad.

„Henry!", unterbrach ihn meine Mum. „Wir stecken in einer ernsthaften Krise. Wir reden später über Lily."

„Schön in Ordnung, Mum.", mischte ich mich ein. „Wirklich, es ist ja nicht so, dass gerade ein wichtiges Ereignis geschehen ist und ein Umbruch in meinem Leben stattfindet."

„Lily, deine Schwester heiratet.", betonte Mum. „Die Hochzeit findet in einer Woche statt. Du hättest früher nach Hause kommen sollen, um uns bei den Vorbereitungen zu helfen."

Total baff und mit offenem Mund ließ ich mich nach hinten in meinen Stuhl fallen. Ich sah zu meinem Dad hinüber und er zuckte etwas peinlich berührt mit den Achseln.

„Das geht schon den ganzen letzten Monat so.", flüsterte er mir ins Ohr. „Ich kann sie nicht zur Vernunft bringen. Nimm es nicht persönlich, Lils. Du weißt wie deine Mutter ist, wenn sie gestresst ist. Ich bin nur froh, dass ich jetzt etwas Verstärkung habe, um es mit ihr aufzunehmen. Wenn dieser Sonntag vorbei ist, wirst du deine Mum wiederhaben und alles ist wieder Friede, Freude, Eierkuchen."

Ich grinste und nahm einen Schluck Wasser.

„Tja, Petunia, ich hoffe, dass alles so läuft wie du es dir vorgestellt hast.", meinte James sehr höflich.

Ich rollte mit den Augen. Er war so ein Idiot.

„Es wird alles gut gehen.", versicherte uns Vernon und strich sich nachdenklich über den Schnurrbart…zumindest dachte er wohl, dass es so wirkte. „Ich würde mir keine Sorgen darüber machen."

„Oh, ich bin nicht besorgt, Vernon. Ich habe ihr nur alles Gute gewünscht. Ich bin mir sicher ihr beide werdet eine schöne Hochzeit haben.", erwiderte James galant.

Mir entging nicht, das verschmitzte Grinsen, das kurz auf seinen Lippen aufblitzte, bevor es wieder verschwand.

„Ja.", sagte Petunia, die ihre Hand auf Vernons gelegt hatte. „Es wird schön werden."

„Natürlich wird die ganze Sache eine Menge Geld kosten.", sagte Vernon schließlich. „Aber ich glaube, dass wir so umso glücklicher sein werden."

„Natürlich.", stimmte Mum nach einigen Sekunden zu.

Ich sank in meinen Stuhl. Das Gerede über Geld erweckte in mir Unbehagen, ganz besonders da mein fester Freund eine Menge davon hatte.

„Allerdings,", sagte James „würde ich sagen, dass einige der besten Hochzeiten zustande kommen, wenn das Brautpaar kaum Geld hat."

„Nur ein Idiot würde ohne die nötigen Grundlagen heiraten.", erwiderte Vernon.

„Ist diese Grundlage denn nicht Liebe?"

Vernon grunzte. „Wenn man sich ins Elend stürzen möchte."

„Ich denke, was Vernon sagen möchte, ist, dass die Ehe eine reife Entscheidung zwischen zwei Menschen ist, wenn sie fähig sind sich selbst zu versorgen.", fügte Petunia rasch hinzu.

„Deine Mutter und ich haben gewartet, bis wir uns eine Wohnung leisten konnten.", sagte Dad.

„Und natürlich bringt eine Ehe dann auch steuerliche Vorteile.", erwiderte Vernon. „Es ist finanziell sinnvoll."

„Huh.", meinte James nur.

„Hast du etwas zu sagen, Potter?", fragte Vernon, der sich angegriffen fühlte.

Ich war überrascht. Es schien, als wäre Vernon mutiger geworden seit ich ihn das letzte Mal im Sommer gesehen hatte, wo er sich kaum getraut hatte in James Richtung zu blinzeln.

„Nein.", antwortete James und schüttelte unschuldig den Kopf.

„Es sieht nämlich ganz so aus, als hättest du eine Meinung dazu. Aber egal,", prustete Vernon zu sich selbst. „es ist ja nicht so, als wüsste eurer Pack mit einer Hochzeit umzugehen. Ich bin mir sicher, euresgleichen heiratet einfach irgendwann ohne Planung. Was auch immer ihr Freaks so macht ist vielleicht ganz amüsant für euch, aber wir nehmen diese Bindung ernst. Hier in der Zivilisation muss man sich dafür mehr Mühe geben. Du wirst das noch irgendwann verstehen, wenn du Zeit in der richtigen Welt mit richtiger Verantwortung verbringst. Du bist noch jung und unerfahren."

Mein Dad kauerte sich etwas auf seinem Stuhl zusammen.

Ich sah zu wie James Halsvene pulsierte und betete zu Merlin, dass ein Abendessen bei den Evans nur dieses eine Mal friedlich enden würde.

„Ich versichere dir, Vernon, dass Zauberer genauso zu Bindungen fähig sind wie ihr es seid."

Vernon lachte herzhaft und sein Bauch bewegte sich im gleichen Rhythmus. „Ich bin mir sicher ihr gebt euch Mühe. Aber wenn du sie nicht magst, wedelst du einmal mit diesem Holzstab, es macht puff und sie ist weg."

Ich sah wie James Fingerknöchel weiß wurden. „So funktioniert Magie nicht."

„Entschuldige.", brummte Vernon. „Wir sollten uns einfach aus dem Weg gehen. Ihr macht einfach euren Hokus Pokus und überlasst den Ehekram den richtigen Kerlen, die auch was davon verstehen."

„Klingt verlockend.", gab James durch zusammengebissene Zähne hindurch zurück.

Ich blies die Luft aus, die ich unbewusst angehalten hatte.

„Aber.", redete er weiter.

Ich zuckte zusammen und betete zu Merlin, dass er nichts Dummes sagen würde. Er musste sich nur noch fünf Minuten zusammen reißen, dann wäre alles in Ordnung. Komm schon, James.

„Dann weiß ich nicht in welche Kategorie ich gehöre, denn Lily und ich sind verlobt."

Ich ließ meine Gabel fallen.

Hatte er das gerade wirklich gesagt?

Smehkaleen.