Kleiner Engel

Sorano hielt sich den Bauch. Das ging nun schon seit Tagen so. Ihr war morgens so übel. Natürlich war ihr auch klar, warum. Jedoch hat sie es nicht wahrnehmen wollen, sie hatte ignoriert. Doch dabei Sorano die Rechnung ohne Meldy gemacht. Sie hatte genau gemerkt, wie die Weisshaarige in letzter Zeit immer öfters am Morgen etwas grünlich im Gesicht war. Und mehr ass als normal. Darum war sie Sorano heute im Wald nahe Magnolia gefolgt während die Jungs das Lagerfeuer anfochten. Die Pinkhaarige hatte ihre Freundin erbarmungslos ausgefragt und schliesslich anhand von Soranos widerwillig aufgezählten Symptome rausgefunden, was genau Sache war...

Die Pinkhaarige stand nun vor ihr und starrte ihre Freundin grinsend an. Es war einfach klar, die frigide Sorano war schwanger. Deren schockiertes Gesicht war einfach ein Genuss für Meldy.

„Ich weiss nicht, was du hast. Es ist doch für eine Frau das grösste Glück, ein Baby zu bekommen."
Die Weisshaarige schmollte nur. Für sie nicht. Sie hatte sich geschworen ihr ganzes Leben lang Jungfrau, damit sie vollkommen rein war, um ein Engel zu werden.

Jedoch... Ach, es wäre alles vollkommen reibungslos gelaufen, wenn sie... sie seit der Jugend keine Schwäche für Sawyer gehabt hätte. Ausgerechnet Sawyer! Und wenn er ihre Gefühle nicht erwidert hätte. Sie wusste nicht mal, was sie genau an ihm fand, jedenfalls war es nicht sein Aussehen, es gab viel schönere Männer! Doch... vielleicht hatten es seine Art, sein Verhalten, sein Sadismus ihr angetan. Jedes Jahr wurde diese Schwäche immer grösser.

Klar, seit Jahren hatten sie beide so getan, als ob rein gar nichts wäre. Sie wollten nicht zu ihren Gefühlen stehen, Angel um einen Engel zu werden, Racer um niemals Schwäche zu zeigen. Doch als sie sich Crime Sorciere anschlossen und wieder Sawyer und Sorano wurden, da wurde es schwerer „Ich liebe dich auch nicht" zu spielen. Vor allem als zuerst der verdammte Giftdrache und seine ehemalige Schlange sich ihre Liebe gestanden. Deren Glück hatte Sorano immer wieder gezeigt, was sie verpasste. Als dann noch Kinana von Cobra, schwanger wurde und ihre gemeinsame Tochter Hebi gebar, hatte sich Sorano stark zusammen reissen müssen, um Sawyer nicht um den Hals zu fallen. Dazu kam noch, dass Jellal sich endlich den perfekten Arschtritt gab, um endlich mit Erza zusammen zu kommen. Auch sie hatten nun ein Kind, ein Junge namens Simon. Und nebenbei wurde die Lage komplizierter, als Midnight und Meldy sich langsam aber sicher näher kamen und Richard sowieso fast ein Prophet der Liebe war. Und dass ihre eigene kleine Schwester Yukino mit diesem Rogue Cheney aus der Tigergilde zusammen war.

Eines Abends hatten Sorano und Sawyer es nicht mehr ausgehalten. Er war mit Richard beauftragt worden Holz für ein Feuer zu suchen. Während der Riese ganz seiner Pflicht nachging, war Sorano Sawyer gefolgt. Als sie seine Hand genommen hatte... und er sie an seiner Brust gepresst hatte... Das war der Augenblick gewesen, an dem beide nicht mehr der Versuchung widerstehen. In dieser Nacht hatten sie sich endlich lieben können, nach so vielen Jahren. Alles um sie herum war vergessen worden, ihr Ego, ihre Gilde, einfach alles. Sorano würde nie zugeben, dass es wunderschön gewesen war. Sawyer war ein überraschend wundervoller Liebhaber gewesen, der sich Zeit nahm für ihre Bedürfnisse.

Jedoch hatten sie am nächsten Tag wie gewohnt so getan, als ob es nie Liebe zwischen ihnen gab. Jedoch hatte Sorano das dumpfe Gefühl, dass die anderen es spätestens seither gemerkt hatten, dass der Schnelligkeitsmagier und die Engelsmagierin Gefühle füreinander hegten. Cobra musste es seit langem wissen, mit seiner Hörmagie. Und wenn er es wusste, dann Kinana sicherlich auch. Richard sicher auch, er schwärmte ja nicht umsonst von der Liebe. Midnight schlief zwar die ganze Zeit, aber es war erstaunlich wie viel er im Schlaf mitbekam. Meldy... naja, sie war sowieso immer gut gewesen wenn es darum ging Emotionen anderer zu bestimmen. Und Jellal... tja, aus ihrem Gildenmaster wurde Sorano einfach nicht schlau.

„Und wann willst du es deinem Sprinter sagen?", holte Meldy sie zurück in die Gegenwart. Sie wusste es tatsächlich.

„Naja... ich weiss nicht... es ist so... unerwartet", nuschelte die schöne Weisshaarige vor sich hin.

„Das kannst du laut sagen. Ausserdem kannst du in deinem Zustand nicht weiter mit Crime Sorciere unterwegs sein, es wäre zu gefährlich." Meldy war nun ernst geworden. „Wir müssen dich halt irgendwo bei Freunden unterbringen, da Abtreibung für Magier sowieso tabu ist."

Das stimmte. Abtreibungen waren für Magier tabu. Wegen der Magieenergie im Bauch brachte die Abtreibung für Magierinnen den Tod mit sich. Sorano wusste nicht genau, wie das exakt funktionierte, aber sie wusste, dass das Kind einer schwangeren Magierin war an die Magieenergie gebunden war. Während der Schwangerschaft konnte sie also keine Magie benutzen können, da das Baby die Energie irgendwie benötigte. Wenn man das Kind abtrieb, ging auch die Energie fort und dieser komplette Magieverlust war tödlich.

Ausserdem, selbst wenn sie keine Magierin wäre... Sorano liebte dieses kleine Geschöpf in ihrem Bauch jetzt schon abgöttisch. Ausserdem... trug sie Sawyers Kind unter dem Herzen. Vielleicht war es nun an der Zeit, dass Sawyer und sie endlich zu ihrer Liebe standen. Sie war keine Jungfrau mehr, die Nacht mit Sawyer und das Baby selber waren ja die perfekten Beweise dafür. Also hatte sie gar keine Chance mehr ein reiner Engel zu werden. Ausserdem, warum brauchte sie noch ein Engel zu werden, wenn gleich in ihrem Bauch ein richtiger anwuchs?

Herrje, ihr musste es wirklich nicht gut gehen? Wo war ihre sadistische, boshafte, stolze Art abgeblieben? Momentan fühlte sie so viele unbekannte Emotionen, die sie nur beim Wiedersehen mit ihrer kleinen Schwester erlebt hatte.

„Bevor wir Jellal benachrichtigen, muss ich es Sawyer sagen. Wenn wir morgen bei Fairy Tail ankommen, werde ich ihn einen Moment zur Seite ziehen und ihm alles erklären", murmelte Sorano, während sie den Blick zu Boden senkte.

„Wäre auch Zeit, dass ihr das mal ein für alle Mal klärt. Selbst Richard ist genervt, dass ihr keinen Schritt weiter geht", murrte Meldy augenzwinkernd, bevor sie wieder ernst wurde. „Wir könnten dich vielleicht bei Fairy Tail unterbringen. Oder in Sabertooth, deine Schwester ist ja dort. Nachher... tja, irgendwie müssen wir dann einen Entschluss fassen, wie es mit dem Kind weiter gehen kann."

Sorano nickte abwesend. Sie wusste nicht, was in späterer Zukunft passieren würde. Mit den Kind, mit ihr und Sawyer. Doch wenn dieses Baby die Möglichkeit war besser zu werden, einen Neuanfang zu starten... warum sollte sie dies einfach ignorieren?

Xxx

Am nächsten Tag

„Daddy!"

Ein zweijähriger Junge mit violetten Haaren kam hergetrippelt, als die Mitglieder von Crime Sorciere durch das Gildentor in die Halle eintraten. Jellal lächelte überglücklich, als er Simon vom Boden hob und ihn durch die Luft wirbelte. Hinter dem Kleinen kam Erza, so friedlich lächelnd wie nur selten.

„Du meine Güte, ist der kleine Simon gross geworden", fing Richard schon an zu schwärmen. Doch wer würde es ihm verübeln? Er, Meldy, Midnight, Sawyer und Sorano vergötterten fast Simon und Hebi, ihr „Neffe" und ihre „Nichte".

Jellal übergab seinen Sohn „Onkel Richard", um Erza schüchtern zu umarmen. Selbst nach all den Jahren und dem gemeinsamen Kind hatten die beiden noch grosse Mühe jegliche Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit auszutauschen.

„Erik!"

Als die Stimme ertönte, war Cobra schon vorausgeeilt, Kinana und Hebi entgegen. Während das einjährige, rothaarige Baby auf seinen Arm glücklich gluckste, küsste der Giftdrache seine Gefährtin leidenschaftlich. Sie beide hatten noch nie Schwierigkeiten gehabt zärtlich in der Öffentlichkeit zu sein.

Sorano seufzte, während die ehemaligen Feinde sie herzlich begrüssten. Zwar hatte es Jahre gebraucht für diese Zuneigung (wobei in ihrem Fall das Familienverhältnis zu Yukino stark nachgeholfen hatte), trotzdem war dies unangenehm für Sorano. Besser sie zog Sawyer weg, bevor Lucy oder noch schlimmer Mirajane sie in ein Gespräch zogen.

„Sawyer, ich muss dringend mit dir reden."

Der Schnelligkeitsmagier sah sie mit einer hochgezogenen Augenbraue an.

„Unter vier Augen, du Idiot", knirschte sie. Verdammt noch Mal, er war sowas von begriffsstutzig. Zu ihrer Erleichterung stellte keine Fragen und liess sich von der Weisshaarigen aus dieser lärmenden, prügelnden Gilde ziehen.

Als sie draussen waren beschloss Sorano nicht um den heissen Brei zu reden. Je mehr sie zögerte, desto unsicherer wurde sie und sie hasste unsicher zu sein.

„Erinnerst du dich an... an diese Nacht?", fragte sie. Okay, vielleicht war dies nicht so direkt, doch hoffentlich... was hoffentlich? Was erwartete sie überhaupt von ihm? Verdammt, sie hasste es unsicher zu sein! Sie hätte vielleicht doch Kinana und Erza einweihen müssen, schliesslich waren sie beide auch Mal in dieser Situation gewesen.

„War es für dich ein Fehler?", kam Sawyers Gegenfrage. Er klang kalt und neutral, viel schlimmer als ihr Schwager in Spe. Irgendwie fühlte sie Enttäuschung. Hatte sie sich also nur eingebildet, dass er ihre Gefühle erwiderte? Tja, wenn er mit sowas kam, konnte sie so tun, als ob sie nichts empfinden würde. Wäre ja nicht das erste Mal, dass sie dies tat.

„Für dich vielleicht?", fragte sie genauso kalt und neutral wie er. Zumindest hoffte sie, dass es genauso klang wie bei ihm.

„Brauchst du eine ehrliche Antwort?", fragte er, während er mit seiner Stiefelspitze Kreise auf dem Bode zeichnete. Irgendwie schien er etwas unsicher zu sein. Sawyer, IHR Sawyer unsicher? Eher würde Midnight anfangen Kaffee zu trinken!

Jedoch nickte Sorano auf seine Frage hin. Sie brauchte eine ehrliche Antwort. Sie wusste, dass es schwer für ein sein wird, so ehrlich zu sein. Seit dem Anfang von Oracion Seis hatten sie Ehrlichkeit aus ihrem Wörterbuch verbannt. Nur Erik und Richard waren noch manchmal etwas aufrichtig gewesen, wenn man es so nennen konnte.

„Wenn du es unbedingt wissen willst... Für mich war es die schönste Nacht in meinem Leben gewesen. Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl wirklich Sawyer zu sein. Nicht Racer, der dunkle Magier von Oracion Seis, oder Racer von Crime Sorciere, der für seine Sünden büssen muss..."

So eine ehrliche Antwort hatte Sorano nicht erwartet. Verdattert starrte sie ihn an. Er starrte zurück und auf seinen Wangen war ein leichter rosa Schimmer zu sehen. Bei den Erzengeln des Himmels, wer war dieser Kerl und was hatte er mit Sawyer angestellt? Das konnte nicht der Sawyer sein, den sie kannte und in dem sie sich verliebt hatte. Oder doch?

„Für... mich war es... auch... so...", nuschelte die Weisshaarige. So unsicher hatte sie sich noch niemals gefühlt. Und das störte ihr. Es war ihr peinlich sich so zu fühlen. Zum ersten Mal fühlte sie, wie ihre Selbstsicherheit in die Ferien geflogen war. Doch sie hätte Sorano auch nicht geholfen, zumindest nicht in dieser Situation. Dieses peinliche Schweigen konnte die Weisshaarige nicht aushalten, also presste sie sich gegen Sawyers muskulöse Brust. Zu ihrem Erstaunen und ihrer Erleichterung legte er gleich beide Armen um sie. Es tat einfach gut seine Nähe zu spüren. Jetzt verstand sie warum Hoteye so für die Liebe schwärmte. Warum Cobra und Jellal sich immer wieder nach Kinana und Erza sehnten. Sie sahen sich so selten, genossen jede gemeinsame Zeit, wenn sie sich wieder trafen konnten. Und sie Dummkopf hatten den Mann, den sie liebte, fast immer nah bei sich gehabt und hatte ihre Gefühle verweigert, um einen Wunsch zu erfüllen, der sowieso nie wirklich erfüllbar gewesen war.

„Ich bin schwanger..."

Sie spürte, wie Sawyer erstarrte. Sofort war ihr klar, was sie da gerade gesagt hatte. Im Moment lief ja wirklich alles ausser Ruder. Doch sie musste wissen, was er dazu dachte. Mutig sah Sorano zum Punk hinauf. Er sah sie nicht an, sondern ein unsichtbarer Punkt am Horizont. Sorano spürte, wie sie langsam panisch wurde. Auch ein Gefühl, dass sie hasste zu haben. Hoffentlich nahm er es gut auf, hoffentlich nahm er es gut auf. Hatten Jellal und Cobra auch so reagiert? Hatten sich Erza und Kinana auch so gefühlt? Verdammt, warum lief nichts so wie gewohnt? Ganz einfach, weil es keine gewohnte Situation war.

Schliesslich regte sich Sawyer und sah endlich zu ihr hinab. Er biss sich auf die Lippen. Hinter seiner Sonnenbrille konnte sie seinen Blick nicht sehen. Das war ja kaum auszuhalten! Sorano musste sich schmerzhaft beherrschen, damit ihre Knien nicht anfingen zu zittern. Etwas Würde wollte sie noch verdammt noch mal behalten!

Schliesslich fingen an Tränen auf Sawyers Wangen zu fliessen und wohl zum ersten Mal in seinem Leben fing er an aufrichtig lächeln. Sofort fiel er auf die Knien, umarmte ihre Taille, vergrub sein Gesicht in seinem Bauch und heulte lachend: „Du machst mich echt fertig, weisst du das?"

Sorano konnte nicht anders, sie musste einfach lachen und seinen Kopf streicheln. Das war einfach zu viel auf einmal.

Xxx

Neun Monate später

Mühsam wachte Sorano auf. Jedoch fand sie noch nicht genug Kraft die Augen zu öffnen. Die weiche Matratze unter ihr bewies, dass sie sich noch auf der Krankenstation der Gilde Fairy Tail befand. Alles war so ruhig, doch das lag wahrscheinlich an ihren dumpfen Ohren an.

Neun Monate zuvor, nach ihrem Gespräch mit Sawyer, hatten sie beide Jellal über Soranos Schwangerschaft informiert. Nach einer intensiven Besprechung mit Master Makarov wurde beschlossen, dass Sorano vorübergehend in Fairy Tail bleiben würde. Auch wenn in Sabertooth ihre Schwester aktiv war, die Tigergilde war vom Standort her viel näher beim magischen Rat, während dieser so wenig wie möglich zu tun haben wollte. Somit war Sorano bei den Feen geblieben, als Crime Sorciere wieder aufbrechen musste. Der Abschied mit Sawyer fand etwas abseits statt. Zärtlichkeiten mit Publikum war nicht unbedingt ihr Ding, da konnte sie Jellal gut nachvollziehen.

Die Feen waren recht herzlich mit ihr umgegangen. Erza, Kinana und diese Bisca Connell hatten ihr geholfen durch die Schwangerschaft zu gehen, wussten sie doch selber, wie unangenehm das werden konnte. Die Mädchen hatten alles gesammelt, was wichtig für ihr Baby und sich selbst war. Lucy hatte unzählige Söckchen gestrickt, zum Glück hatte Sorano sie auf ihre Art überzeugen können, nur Blau und Weiss zu benutzen. Ja kein Pink. Die Weisshaarige hasste Pink.

Zudem musste ihre kleine Schwester informiert werden. Auch Yukino freute sich für den Nachwuchs der Agurias. Sie und Rogue hatten geholfen alles Nötige vorzubereiten. Jeder in Fairy Tail, ihre Schwester, ihr Schwager in Spe, sie alle hatten ihr geholfen während der Schwangerschaft. Sorano musste zugeben, dass sie bis ins Herz gerührt war.

Die Geburt war genau am Termintag eingetroffen. Es war eine schwere Geburt gewesen, Sorano konnte kaum glauben, dass Erza, Kinana und Bisca dies überlebt hatten. Man hatte ihr zwar gesagt, dass die erste Geburt die längste und schmerzhafteste sein konnte, jedoch hatte die Weisshaarige sich nicht wirklich auf diese Schmerzen vorbereitet. Während Erza, Kinana, Wendy und eine pinkhaarige alte Frau ihr bei der Geburt halfen, hatte Sorano immer wieder nach Sawyer geschrieen. Sie vermisste ihn, sie wollte ihn bei sich haben. Diese Trennung war einfach schlimm. Wie hatten Erza und Kinana die Entfernung mit Jellal und Cobra bloss ausgehalten? Sorano wollte dies gar nicht wissen.

Als das Baby endlich draussen war, war die Weisshaarige sofort in Ohnmacht gefallen. Es war einfach zu viel Anstrengung auf einmal gewesen.

Und jetzt? Wie lange hatte sie geschlafen? Wie ging es ihrem Baby? Wo war Sawyer? War sie wieder schlank geworden?

Das dumpfe Gefühl in ihren Ohren liess endlich nach und wie weit entfernt hörte sie Geräusche einer Party. Doch neben ihr hörte sie zärtlich gehauchte Worte und Geräusche, die sie von Simon und Hebi her kannte. Sie versuchte die Augen zu öffnen und dieses Mal klappte es. Ihr Herz machte vor Erleichterung einen Salto, als sie neben ihrem Bett Sawyer sitzen sah, der ein winziges Bündel in seinen Armen hin und her wiegte. Er wirkte so stolz und glücklich wie noch nie in seinem Leben.

„Sawyer..."

Angesprochener sah auf und lächelte erleichtert, als er seine Geliebte endlich wach sah.

„Hast dich ganz schön Zeit gelassen, Dornröschen. Die Kleine da hat vorhin eine Viertelstunde nach dir gerufen."

„Die Kleine...?"

„Wir haben eine Tochter, Sora."

Sofort fühlte sich die Weisshaarige hellwach. Mühsam setzte sie sich auf und streckte die Arme nach dem Baby aus. Vorsichtig legte Sawyer die Kleine in ihren Armen. Noch nie hatte Sorano etwas Schöneres gesehen. Ihr Mündchen war herzförmig, ihre Haut so rosig. Auf dem Kopf wuchs ein weisser Haarflaum. Die Augen waren halbgeschlossen, doch trotzdem konnte sie darunter dunkle Augen erkennen.

„Gott sei Dank, sie sieht aus wie ich", murmelte sie. Irgendwie wollte sie Sawyer provozieren.

„Jaja, äusserlich vielleicht. Aber ich wette, vom Wesen kommt sie von mir", kam die prompte Antwort. Sorano grinste ihn schelmisch an: „Um das zu wissen müssen wir noch ein paar Jährchen warten, mein Liebling."

Eine Weile lang bewunderten beide ihre Tochter. Sorano konnte endlich nachempfinden, wie sich wohl Erza und Kinanas bei der Geburt von Simon und Hebi gefühlt hatten. Dieses Gefühl, ein so kleines Wesen in den Armen zu halten, das aus dem eigenem Fleisch und Blut war... Sie konnte nicht beschreiben und wollte es auch nicht. Sie wollte es einfach geniessen.

„Eigentlich... welcher Namen sollen wir ihr geben?", unterbrach der Punk schliesslich die Stille. Sein Engel biss sich auf die Lippen. Sie waren ja wirklich vorbildliche Eltern. Hatten nicht einmal überlegt, welcher Name das Baby tragen sollte. Erza und Jellal hatten schon von Anfang gewusst, welchen Namen sie wollten für einen Jungen. Cobra und Kinana hingegen hatten sich alle Namen ausgesucht, welche mit Schlangen zu tun hatten und schliesslich ausgelost, welche sie für welches Geschlecht nehmen konnten.

Sorano betrachtete ihre Tochter genau an. So friedlich wie sie in ihren Armen lag, sah sie irgendwie aus wie ein Engel...

„Wie wäre es mit Tenshi?", fragte sie schliesslich und sah Sawyer abwartend an. Er lächelte sie einfach an und hauchte: „Perfekt."

Kurz küssten sich die jungen Eltern noch, bevor sie wieder ihre Tochter ansahen, die kaum etwas mitbekam. Langsam schloss Tenshi ihre Augen komplett, um ihren ersten Traum zu erleben.