In the dark, grey Sky

Author: Eaglechen

Youji_kun@web.de

Fandom: Weiss Kreuz

Pairing: Ran x Yohji x Ran

Warnings: angst, dark, teilweise Songfic

Raiting: PG (bis jetzt)

Disclamer: Weiß Kreuz gehört immer noch nicht mir und egal, wie häufig ich Koyasu mit meiner Wattebällchenattacke drohe... er rückt noch nicht einmal Yohji raus *brumm* ´.` . Geld mache ich damit auch net… so langsam könnte ich damit aber anfangen *eg*

Ebenfalls gehören mir weder der Song ‚Melodramma' von Andrea Bocelli noch der Song ‚Rainy Day Man' aus Sailor Moon.

Kommentar: Diese Story ist meine gedachte Weiterführung von Balines' FF ‚Nur einmal noch'. (Das geschieht mir ihrer Erlaubnis, ich will also keine Morddrohungen oder ähnliches sehen ^____^). Außerdem ist das nicht die ultimative Weiterführung, also nicht im Sinne, wie es sich Balines wohl gedacht hatte, sondern nur meine persönliche Vorstellung. Wer sich einen anderen Ausgang für ‚Nur einmal noch' erträumt hatte und auch nichts anderes akzeptieren würde, sollte dies hier nicht lesen.

Des Weiteren setze ich hier mal ganz, ganz vorsichtig eine OOC Warnung für den Charakter des Yohjis. Unter Vorbehalt. Ich bin mir nicht sicher, denn er hat eine Entwicklung durch und Gründe, wieso er nun ist, so wie er ist. Nur, dass ich später nicht eine rübergezogen bekomme ^^ .

Die Sichtweisen werden variieren, teils Aya POV, teils der allwissende Autor *sprich: meinereiner ^____^V*, ob Yohji POV, das weiß ich noch nicht, muss ich sehen, ob es reinpasst oder nicht.

Zudem habe ich mir vorgenommen in jeden Teil eine Lyric irgendwo in einer Szene unterzubringen. Wieso? Keine Ahnung, hatte Lust zu *smile*

Hmmmm… ich denke das war's mit meiner Vorankündigung. Reicht ja auch zu *schaut sich den ellenlangen Text an*. Viel Spaß beim Lesen ^_^

Mein erster Teil. Schade, Balinese, dass du anscheinend net da warst, ob dir es noch mal durch zu lesen ;_; *sniff*. Bitte melde dich bei mir, dann bekommst du auf jeden fall den zweiten Teil.

An ganz, ganz liebes Dankeschön geht an Drache und Rave. Ich weiß, wie viel Mühe ihr euch immer für mich gebt und ich bin euch wirklich, wirklich dankbar dafür *beide herzlich drückt*

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Hab ich schon einmal davon erzählt, wie schnell die Augenblicke vergehen, wenn man glücklich ist? Wie sie an einem vorbei rasen, als wären sie nichts mehr wert? Nur kleine Sterne im unendlichen Kosmos der Zeit?

Jede Sekunde, jede Minute, ja, jeden Tag erlebe ich es mit, spüre, wie ich um das ‚Gestern' trauere, weil ich da glücklich war und wie ich auf das ‚Morgen' hoffe, weil ich es da immer noch so sein kann. Wie ich im ‚Jetzt' glücklich bin.

Nie hatte ich geglaubt, dass es noch einmal so sein könnte, denke ich an früher, wo eine Woche wie ein Jahr war und jede Minute quälend langsam verstrich, als hätte sie nichts Besseres zu tun, als sich bei mir aufzuhalten, sich eine Pause in meiner Nähe zu gönnen.

Verfluchte Zeit, dachte ich mir damals und nun versuche ich sie fest zu halten, sie dazu zu überreden, wieder bei mir eine Rast einzulegen, so dass ich Augenblicke noch intensiver genießen kann. Es gelingt mir nicht.

Sechs Monate sind so wenig Zeit, sie sind nichts. Früher waren sie eine halbe Ewigkeit. Sechs Monate nun schon, ein halbes Jahr, lebe ich mit meiner Schwester fernab von meiner Vergangenheit, irgendwo auf dem Land außerhalb Tokios. Ein kleines, weißes Haus umringt von grün und Gartenzäunen, noch kein Hund, aber der kommt noch, denn sie wünscht sich einen. Und sie weiß, dass ich ihr keinen Wunsch abschlagen kann. Eine perfekte Familienidylle. Wären wir nicht Bruder und Schwester, wäre jetzt bestimmt auch noch ein kleiner Sohn unterwegs, so wie man es immer in der Werbung sieht, wenn eine strahlende Mutter mit ihrem strahlenden Gatten, ihren strahlenden Kindern, ihrem strahlendem Hund und ihrem strahlenden Haus erklärt, dass das Waschpulver dafür verantwortlich sei, dass alles so strahlt.

Ich sehe nach draußen. Die letzten, grellen Sonnenstrahlen erheben die Braun- und Rottöne des Laubes, trocknen die Wäsche, die dort auf der Leine baumelt. Wir benutzen dieses Waschmittel nicht, glücklich bin ich trotzdem.

Der Grund dafür springt gerade auf meinen Rücken und bringt mich zum taumeln, lacht, als ich beinahe die Treppe hinunterfalle und mich noch in letzter Sekunde halten kann. Sie wird sich wohl nie ändern, mein kleiner Wildfang, aber das ist gut so. Sie ist mein Gegensatz, den ich brauche, mein Ruhepol in mir, auch wenn sie nicht so wirkt, mein Leben. Sie ist alles, wofür ich noch lebe und wahrt meine Identität. Sie zeigt mir, wer ich bin. Ihr großer Bruder, ihr Beschützer, ihr Wächter. Ihr einziger naher Verwandter. Ihre Liebe so wie sie meine Liebe ist. Ich liebe dich, Aya-chan und du erwiderst es. Deswegen bin ich glücklich.

„Ran, bringst du mich gleich zum Treffen der Foto AG?"

Ich nicke. Natürlich Aya, alles was du willst. Mein Ein und alles, ich tue alles, so lange ich dich lachen sehe, so lange ich ein „Bruderherz" aus deinem Mund höre. Deine Mundwinkel ziehen sich nach oben. Ja, lache. Lache für mich, lass mich der Grund sein, wieso du mich so anstrahlst. „Danke!!! Ich liebe dich, Ran!!!" Ich bin es.

Sie geht nun wieder zur Schule, wiederholt die Jahre, die sie verpasst hat. Später will sie studieren, das hat sie mir erzählt. Psychologie, weil sie dadurch die Menschen verstehen lernt. Ich hoffe, dass du dann dein Wissen nie bei mir anwendest, Aya-chan.

Das ist mir wirklich nicht geheuer, ich habe immer das Gefühl, dass Therapeuten so etwas wie Hellseher sind, die genau wissen, wer man selbst ist. Sie soll nicht wissen, wer ich einmal war, denn dieses dunkle Stück Vergangenheit gehört zwangsläufig zu mir. Alles, Aya-chan, alles darfst du von mir wissen, weißt du bereits, aber bitte nicht das. Dieser kleine Teil bitteres Leben, welches ich selbst verdrängen will.

Es geht nicht. Zu häufig sehe ich Dinge, erkenne Leute, befinde mich an Orten, die mich daran erinnern. Da ist eines der Mädchen, welches Tag täglich im Koneko stand, dort ist ein Blumenhändler, in den Nachrichten sehe ich Verbrechen, die vielleicht hätten verhindert werden können. Durch meine Hand. Wenn Aya-chan dann in meiner Nähe ist, fühle ich mich jedes Mal ertappt, habe Angst, dass sie sehen könnte, wer ich war. Dein Bruder war ein Killer, hat blutgetränkte Hände, die er versucht, an der Rache für seine Familie und an seiner Schwester abzuwischen.

Manchmal überdeckt dieser Schatten mein jetziges Leben. Nicht oft, nur in Stunden, wenn ich alleine bin und mit meiner Vergangenheit konfrontiert werde. Ich fühle mich schuldig. Schuldig, weil ich Menschen auf den Gewissen habe, schuldig, weil ich Gräueltaten begangen habe, schuldig, weil ich meiner Schwester trotz dessen in die Augen blicke.

Wie gestern, als ich Omi durch einen Zufall auf der Strasse traf. Ich war erstaunt gewesen, wie erwachsen er in diesen sechs Monaten geworden ist, hätte ihn beinahe gar nicht mehr wieder erkannt. Nicht nur, dass ich glaube, dass er mich einmal von der Körperlänge her erreichen wird. Seine Gesichtszüge, seine Mimiken und Gestiken sind um so vieles reifer und auch ernster geworden, dass ich mir fast Sorgen gemacht habe, dass er so werden wird, wie ich es einst war. Zurückgezogen und alleine, kalt und gefühllos, zu nachdenklich, zu unmenschlich. Aber ich brauchte mir keine Sorgen machen, denn seine herzliche Art alles und jeden zu mögen, immer zu versuchen, einen anderen Weg als Abscheu und Hass zu finden, hat er beibehalten. Er ist derselbe Mensch wie früher… nur um 6 Monate älter.



Ein fast erwachsener Mensch. Was erzähle ich, er ist schon längst erwachsen, denn kein anderer Jugendlicher seines Alters trägt denselben Erfahrungsschatz und dieselbe Verantwortung auf seinen Schultern wie er. Niemand musste in so kurzer Zeit heranreifen wie er. Er hat Menschen getötet genau wie ich. Andere 18 jährige Jungen gehen aus. Wenn Samstags Abend das Tokyoer Nachtleben begann und seine Schulkameraden einen Club nach dem anderen unsicher machten, zog er sich die Handschuhe über und ging auf Jagd. Das war unsere Party. Eine Party in der Stille und im Dunklen. Mit der Musik des Todes und dem Rhythmus der Nacht feierten wir bis in die frühen Morgenstunden, die einzigen Gäste waren die Angst, der Tod, der Schmerz und die Qual; die Reue, die nach jedem Tropfen fremden Blutes, welches durch unsere Hände zur Erde fiel, eine immer größere Rolle als Ehrengast auf unserer kleinen Feier einnahm und die Opfer, die jedes Mal als Verlierer nach Hause gingen.

Ich hasse Partys. Ich habe es nur nie erwähnt.

Schon wieder falle ich zurück in die Vergangenheit und nur der bloße Gedanke an das Treffen mit einem früheren Weißmitglied veranlasst mich dazu. Ich sollte aufhören daran zu denken. Nur… ich kann nicht.

Omi erzählte mir, dass er auf eine Schule für Informationstechnik gehen würde und sich nun voll und ganz auf sein Studium konzentriere. Er muss wohl meinen verwunderten Blick bemerkt haben und ich gebe zu: ich war verwundert. Woher hatte er die Zeit dazu? Früher war es schwierig genug, die normale Schule mit unserem Job zu verbinden. Morgens 7 Uhr aufstehen, 8 Uhr zur Schule, 16 Uhr wieder nach Hause kommen, im Laden arbeiten, Mission am Abend und irgendwann die Nacht einmal nach Hause kommen. Das war Omis Alltag. Ich bewundere ihn immer noch für diese Leistung, die er damals erbracht hatte. Und nun… ist alles anders? Alles aus und vorbei, fast vier Jahre meines Lebens sind fast vollständig verbrannt worden? Nur noch ein Häufchen Asche, dass nicht einmal zur Wiedergeburt reicht? Kein Phönix, der aus ihr wieder aufersteht? Ich sollte froh sein… und war es nicht. Die Nachricht traf mich, obwohl sie mir eigentlich egal sein müsste. Mit Kritiker verbindet mich kaum etwas mehr außer einem mündlichen Vertrag, dass ich im Notfall einsatzbereit bin. Bis jetzt ist das nie eingetreten, Gnade Gott.

Zu Weiß hatte ich also erst Recht keinen Kontakt mehr. Selbst privat sah ich sie nie; niemals in diesen sechs Monaten. Es ist gut so gewesen, ich habe mein eigenes Leben, baue mir alles neu auf, was bis hier hin zerstört wurde. Ich habe alles, was mich glücklich macht. Erinnerungen an die alte Zeit wären hinderlich gewesen, in meinem neuen Leben, und sie gehören auch nicht dorthin. Niemals sollten sie dort hin gehören.

Wieso traf mich die Nachricht der Auflösung von Weiß trotz alledem? Da war plötzlich nichts mehr über von meiner Rache, von meiner alten Zeit. Kein Koneko, wo vier begehrte Floristen arbeiteten, keine Scharren von Mädchen, die ihnen von Rosen bis Unterwäsche alles zuwarfen. Kein Missionsraum, völlig dunkel gehalten um Persers Worten zu lauschen, keine Birman, keine Manx mehr. Keine Todesangst und kein erleichtertes Aufseufzen, wenn ein Auftrag glückte und wir noch am Leben waren. Es war plötzlich alles weg, wie ausgelöscht, einfach nicht mehr da. Ich kam mir vor, als hätte man den Teil meiner Vergangenheit, den ich so sehr verabscheute, gelöscht, ihn ganz simpel durch einen Mausklick ausradiert und doch tat es mir weh. Plötzlich fehlte ein Teil von mir.

Weiß ist nicht mehr, drei neue, ‚freie' Individuen wurden geschaffen und auf das Leben losgelassen wie Tiere, die man Jahrelang in Gefangenschaft hielt und nun endlich frei ließ, nachdem es einem von ihnen gelungen war, sich selbst zu befreien. Freiheit auf das Basis eines Vertrages, genau so, wie bei mir. Es ist besser als der gänzlichen Verpflichtung, Nacht für Nacht töten und um sein Leben bangen zu müssen. Omi scheint diese Chance jedenfalls gut zu nutzen, so lange er diese Freiheit noch hat, auch wenn es ihm schwer fällt, so sagte er es selbst, sich für diese Zeit ganz von der Organisation zu lösen. Sie war und ist auch weiterhin seine Familie, nicht nur in finanzieller Hinsicht. Bald schon wird sie viel mehr als das sein. Sein Untertan, sein Gefolge. Ich kann es verstehen, dass die Verbindung nicht gekappt wurde.

Ken, so wurde mir weiter erzählt, trainiere eine Fußballmannschaft an einer Grundschule im Süden von Tokyo. Es hätte mich sehr gewundert, hätte ich etwas anderes erfahren. Ab und an trifft Omi sich wohl noch mit ihm und angeblich habe er jetzt wieder jemanden gefunden, der ihn die Vergangenheit vergessen lässt. Ich habe gehofft, das zu hören. Sie sind glücklich geworden, empfinden dieselbe Freiheit, wie ich, verstehen mich, weil sie sie nun selbst miterleben dürfen. Es ist schön, tun und lassen zu können, was man möchte, sein eigenes Leben zu leben, nicht wahr, Omi?

Und trotzdem wurdest du still und dein Blick finster, dunkel, das Blau in ihm trüb, als du von jenem Mann erzähltest, den ich für immer vergessen, für immer aus meinem Leben streichen wollte. Jedes Bild von ihm, jede Szene mit ihm hatte ich sorgfältig aus meinem Gedächtnis verbannt. Ich wollte nie mehr an ihn denken, nie mehr wegen ihm fühlen müssen. Wieso hatte er mich an ihn erinnert, an den Mann, der mir diese Entscheidung für das neue Leben so schwer gemacht hatte? Es war seine Schuld gewesen, alles seine Schuld. Er war der Grund, weswegen ich so lange gezögert habe, bevor ich ging, der Grund, wieso ich Weiß nicht sofort verlassen konnte. Weil ich… mit ihm etwas Schönes in meinem blutrünstigen Leben bei der Gruppe von Auftragskillern verband. Etwas, was ich nicht hergeben wollte.

Yohji Kudoh, doch Omi verlor nicht viele Worte über ihn. Niemand wisse, wo er jetzt sei und was passiert wäre. Nie wieder hätte er von ihm etwas gehört, auch Manx oder Birman wissen nichts von ihm. Nie wieder habe er ihn gesehen, nicht auf den weiten Straßen Tokyos, die nur die breite Masse kannten, aber keinen einzigen, individuellen Menschen, nicht in irgendeinem Geschäft oder in einem Club oder sonst wo. Wie ein Phantom, das vor ein paar Jahren aufgetaucht war und nun einfach wieder verschwunden ist, keine Spur hinterlassen hatte, nur eine müde Erinnerung in meinem Kopf, die ich eiligst versuche, wieder wegzuwischen. Yohji, warst du es nicht, der ein Lebenszeichen hinterlassen wollte? Und nun? Wo bist du und wieso fange ich in meinem Kopf an, nach dir zu suchen? Ich will nicht an dich denken, ich will nie wieder deine grünen, so liebevollen Augen sehen, die jedes Wort verstanden, welches ich sagte, nie wieder deine Stimme oder gar dein Lachen hören. Du bist Vergangenheit; doch in diesem Moment ganz gegenwärtig. Omis Worte gehen mir nicht aus dem Kopf.

„Ran? Ran??? ONII-CHAN!!?? Hör auf zu träumen, wir müssen los, oder ich komme zu spät." Aya. Meine kleine Aya, mein Lichtblick, bist du es doch immer, die mich aus meinen dunklen Gedanken und Tagträumen reißt. Wie ich dich liebe und du weißt das, sonst würdest du mich nicht auf diese Weise anstrahlen. Du bist alles, was ich brauche, nur du und der Rest ist egal. Deine fröhlich blauen Augen, wie Enzian strahlen sie mich an, so unergründlich manchmal, wenn du ein Geheimnis hütest, doch immer bringen sie mich zum lächeln. Du bist die einzige, die das kann, aber auch das weißt du. Du willst es nur nicht, sagst immer, ich solle mir doch endlich mal eine Freundin suchen und dass ich eine alte Jungfer sei.

In solchen Momenten vergesse ich, dass du nichts von der Zeit weißt, in der du geschlafen hast, wie ein Dornröschen, was auf seinen Prinzen wartet. Hast nicht zugehört, wenn ich dir von ihm erzählt habe, hast es nicht mitbekommen, wie er mir einmal gefolgt war, damit ich bei ihm Trost finden konnte. Hattest du ihn überhaupt gesehen? Er war doch dabei gewesen, als wir uns trafen, kurz, nachdem du aufgewacht warst; hatte zugesehen, wie ich dich überglücklich in meine Arme geschlossen hatte. Womöglich warst du zu benommen, zu schwach gewesen, um ihn zu bemerken. Im Nachhinein denke ich, dass es gut so war. Du würdest jetzt nach ihm fragen. Und ich wüsste keine Antwort.

„Nun komm endlich, Onii-chan."

--------------------------- 3 days later ----------------------------------

Die Abendwolken zogen ihre letzten Bahnen der Nacht entgegen, sich sehnsüchtigst wünschend, dass der Tag doch endlich vorbei gehen würde und die Finsternis herein brach, damit sie ein wenig Ruhe in der Dunkelheit fanden. Doch Ruhe fanden sie nicht. Sie trugen eine Last mit sich, die schwerer und schwerer wurde, die zu groß war, als dass sie sie halten konnten. Regen. Klarer, kalter Regen, der den Dreck von den Strassen spülte und die Stadt noch mehr ins Grau tauchte.

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This song of mine

hymn of love

I sing to you now

with my pain

so strong so great

it stabs my heart

Deswegen hast du nie ewige Liebe versprochen. Deswegen war das Wort Liebe niemals von dir ausgegangen. ‚Ich liebe dich' waren Worte, die niemals deine Lippen benetzten. Ich weiß warum. Ich weiß es. Ich hätte es auch damals wissen müssen, wieso bemerke ich es erst jetzt?

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When I think about the first time

I thought I found someone who cared for me

But things were not as they appeared to be

Der Rotschopf rannte die Strasse entlang, voll bepackt mit Einkaufstüten, die seine Arme schwerer und schwerer werden ließ. Der Regen lud nicht gerade dazu ein, sich länger auf Tokyos Straßen aufzuhalten als nötig. Wasser perlte die ebenmäßige Haut entlang, Wasser war es, was seine Kleidung durchdrang, ihm das Gefühl von Klebstoff auf der Haut vermittelte und ihn nur dazu animierte, noch schneller zu rennen um endlich an seinen Porsche zu gelangen. Er hätte das Einkaufen vielleicht doch auf Morgen verschieben sollen, nur, wenn er schon einmal hier war, konnte er das gleich mit erledigen. So hatte er gedacht. Nun verfluchte er sich für diese Entscheidung.

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But the morning is clear

among the fields the scent of wine

I dreamt of you and now

I see you still there

Ah, what memories

fresco of hills

I cry what madness

it was to leave and go

Tage ist es her, ewig lange Tage. Keiner weiß, was mir das bedeutet. Ich sehe dich vor mir, doch du bist es nicht. Ein Schüler, nicht du, der da steht. Verrückt muss ich sein, für verrückt halten mich die anderen. Diese Wahrheit aus ihrem Mund. Ich bin verrückt, ich werde verrückt. Ich sehe dich, ich denke an dich, sehe Bilder von dir, erinnere mich an dich. Doch das Original fehlt. Wo ist mein Gemälde, meine Statue?

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Rainy Day Man

On your shoulder I cried

When my first brush with love

Left me shaking inside

Rainy Day Man

Er hechtete an der Sushibar vorbei. Nur noch zwei Straßen, dann wäre er endlich da. Er hätte sich irgendwo unterstellen und warten sollen, bis der Regen aufgehört hat, aber ein Blick gen Himmel zeigte ihm nur, dass das die nächsten Stunden wohl nicht passiert wäre. Jetzt war es eh zu spät.

Die Laternen, die die Straße zäumten wie Glühwürmchen waren machtlos gegen den immer stärkeren Regen und beleuchteten nur spärlich das Antlitz der Stadt. Derweil war es gerade mal 6 Uhr und schon so finster, wie in der tiefsten Nacht. Nur, dass keine Sterne zu sehen waren.

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This melody

hymn of love

I sing to you and feel

all my pain

so strong, so great

it stabs my heart.

Ich hatte nie geglaubt, dass ich diesen Schmerz wieder fühlen würde. Zu lang war es her, Ewigkeiten vom Hier und Jetzt entfernt. Vergessen kann ich es wohl nie. Ich brauche nur die Augen schließen und sehe ihn wieder. Der Dolch, der jede Sekunde, jede Minute, mein ganzes Leben lang in mich hinein gebohrt wird. Schließt die Wunde, beginnt das Massaker von neuem. Blut ist kein Leben.

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Ever since I can remember

Just like a brother you've been strong and true

Always been the one to see me through

Grau in Grau und Schwarz in die Finsternis der Nacht. So verliefen Farben des Himmels wie Wasser auf einem Aquarell und der Maler waren die Wolken und ihr Werkzeug der Regen. Immermehr versank der Asphalt in einer Wasserlache. Mittlerweile waren auch Rans Schuhe vollkommen durchweicht. Er hörte regelrecht das Klitschen der Socken, wenn er auftrat.

Nur noch einmal um die Ecke biegen, dann wäre er da. Sein Atem ging schwer und nur stoßweise trat er aus den gequälten Lungen hervor.

/Nicht mal einen Regenschirm hab ich eingepackt./

Alles leer, hier, in dieser Seitenstraße. Keine Menschenseele. Schlaue Leute, sie wussten, dass man bei Regen lieber im Haus blieb, die Füße hochlegte und sich Chips in den Mund stopfte, während man einen dieser klassischen Schwarz-Weiß Filme im Fernsehen sah. Genau das, was Ran auch gerne tun wollte, aber stattdessen musste er jetzt noch fast 100 Meter zu seinem Auto sprinten.

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But the morning is clear

among the fields a windmill rises

there my destiny was born

Bitter without you…

bitter without you

Ob es Schicksal war, dass ich dich traf? Wer weiß. Ich weiß es nicht. Ich will es gar nicht wissen. Wenn ich Klarheit erkennen würde, würde ich das Schicksal hassen. Ich hasse dich, weil es bitter ist, ich hasse dich, weil du das getan hast. Doch war ich es nicht selbst, der gegangen war?

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Rainy Day Man

You're much more than a friend

I would give anything

Just to see you again

Rainy Day Man

Always been the one to see me through

"Nein, lass mich los!!!"

Was war das gewesen? Ran blieb abrupt stehen, mitten im Regen, dem er eigentlich entkommen wollte. Es war dunkel, so furchtbar dunkel hier in der leeren Strasse, die nicht einmal richtig beleuchtet war.

Von irgendwoher drangen Geräusche in sein Ohr, doch konnte er sie weder orten, noch sich richtig orientieren. Das Grau des Regens verschleierte sein Blickfeld auf ein Minimum. Ein Scheppern ganz in seiner Nähe. Wo war er, träumte er?

Schwarz und verschwommen war alles. Ran drehte sich zur Seite „HILFE!!!", ließ die Taschen fallen und rannte in die dunkle Gasse, die die beiden Nebenstrassen miteinander verband.

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And this heart sings

a sweet melodrama

it's the hymn of love

I'll sing for you

It's a melodrama

I sing without you

In diesem Drama bin ich der Held, der die oberste Sprosse erklimmt nur um zu fallen. Alles in Regie von dir, weil du es so wolltest. Du hast dieses Stück geschrieben, nicht wahr? Du bist derjenige, der den tragischen Helden in sein Verderben laufen lässt, weil das Publikum es so sehen möchte.

Wieso lässt du mich fallen, bist nicht mehr da um mir weiter Regie zu geben, um mir zu sagen, was ich zu tun habe. Sind Schauspieler die tragischen Helden in dem Stück? Ich habe es doch immer anders gelesen.

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Rainy Day Man

On your shoulder I cried

When my first brush with love

Left me shaking inside

Rainy Day Man

You're much more than a friend

I would give anything

Just to see you again

Rainy Day Man

/.../

In der Dunkelheit des Regenwolken verhangenden Himmels und der Gemäuer, die die Gasse umzäunten, konnte Ran seine eigenen Hände kaum vor Augen sehen. Kalt und schmutzig war es hier und von überall klang leises Plätschern von Wassertropfen, die sich ihren Weg zu dem feuchten Asphalt suchten. Kein Hilferuf mehr, kein einziges Geräusch von irgendwo und doch rannte der Rotschopf, als würde es um sein Leben gehen.

Abrupt blieb er stehen und keuchte sich die Lunge aus der Brust. Kein Lebenszeichen. Er sah sich um. Nichts und wie sollte er etwas erkennen können, wenn die Schwärze des Herbstabends seine Sicht trübte? Wieder ein versucht scharfer Blick in die Dunkelheit, doch auch er ergab kein Ergebnis.

Hatte er sich nur getäuscht, sich alles eingebildet, was er eben noch gehört hatte? War der Hilferuf nicht mehr als eine Illusion in seinem von Gedanken verwirrten Kopf?

Ein leises, kaum vernehmbares Gurgeln widersprach dem, so plötzlich, dass er zusammenfuhr und erneut in die Dunkelheit starrte. Leise war es, fast nicht hörbar, aber es war da, drang in sein Ohr, irgendwoher aus der Tiefe von einen dieser dunklen Ecken und erweckte in ihm ein mulmiges Gefühl, welches sich durch seinen Körper zog. Eine unaufhaltsame Welle aus Furcht, Schutzlosigkeit und einer gewissen Vorahnung, die sich durch seine Adern zog und seinen Puls zum Rasen brachte.

Wo kam dieses Geräusch her?

Er drehte sich in die Richtung, aus der er es wahrgenommen hatte und ging zwei bis drei Schritte darauf zu.

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Jeder Atemzug brennt in meiner Brust, als würde er alles versenken. Mir ist schwindelig und übel und ich weiß nicht einmal warum. Ich sollte mich zusammen reißen, solche Situationen sind mir immerhin nicht fremd, aber sechs Monate schienen eine gute Abgewöhnungszeit zu sein. Sechs Monate ohne Lebensgefahr, sechs Monate ohne Todesangst.

Diese Gefühle habe ich mit Sicherheit nicht vermisst. Sie sind grausam, sie zerreißen den eigenen Körper in tausend Fetzen, als wäre er nichts wert und machen einen selbst unvorsichtig. Wie oft war ich in solch einer Situation? Wie oft haben meine Hände gezittert, weil ich glaubte, mein nächster Atemzug könnte mein Todesurteil gewesen sein? Auch jetzt drossel' ich die Aktivität meiner Lungen auf ein Minimum, obwohl ich nicht einmal weiß, ob ich überhaupt in Gefahr bin.

Vielleicht ist es das. Vielleicht ist es einfach das Unwissen darüber, was hier geschieht und die hitzige Vorahnung, die sich in mir breit macht.

„Ist hier jemand?" frage ich vorsichtig und beginne damit den dümmsten Fehler, den ich hätte tun können. Wurde mir nicht schon früh gesagt, wie fatal es sein kann, sich auf diese Weise aufmerksam zu machen? Nur beobachten, aber keinen Laut von sich geben. Das war unser oberstes Gebot, immer, bei jeder Mission. Aber ich bin hier nicht bei meiner ‚Arbeit' und Kritiker sitzen mir nicht im Nacken. Ich war ganz normal auf dem Weg nach Hause und habe einen Hilferuf gehört, dem ich gefolgt bin. Nicht mehr. Jeder würde das tun, denke ich.

Meine Sinne schärfen sich, immer stärker, je mehr ich mich auf diese dunkle Ecke, aus der ich bis eben noch das Gurgeln vernommen habe, zu bewege. Niemand antwortet auf meine Frage, nur meine eigene Atmung kann ich hören. Leise rauscht sie in meinem Ohr, ganz leise und ruhig. Selbst, als ich gänzlich aufhöre, Luft in meine Lungen zu pumpen, kann ich das leise Rauschen hören.

Das bin nicht ich!!!

„Aya…"

Mein Kopf schnellt zur Seite. Ein Schatten vor mir, direkt vor mir, größer als ich, unheimlich groß. Ein Dämon, der mich zu zerreißen droht, von innen heraus. Es ist nicht mehr, als meine Angst, aber sie macht die Gestalt, die meinen Namen - Nein, es ist nicht MEIN Name. Es ist der Name meiner Schwester! – so unheimlich, gespenstisch.

Diese Stimme so vertraut, wohlig, ich kenne sie, fange an zu zittern, keuche, als hätte ich Minuten lang keinen Sauerstoff mehr aufgenommen. Derweil waren es nicht mehr, als ein paar Sekunden. Sekunden, wie die Ewigkeit und das alles erinnert mich so sehr an früher, als ich noch nicht in meinem kleinen, weißen Haus außerhalb Tokyos gelebt habe, meine Schwester noch nicht bei mir war.

Der Schatten bewegt sich nicht und ich bewege mich nicht, aber wir starren uns an, hätten so viel zu sagen und sagen es nicht. Katzenaugen durchbohren mich, machen mich starr, halten mich fest.

Deine Augen, so schön. Niemand hatte dir das je gesagt, aber du weißt es und was viel wichtiger ist: Ich weiß es. Wusste es zumindest. Vor sechs Monaten wusste ich es noch. Da wusste ich noch vieles von dir, deine Art, dein Denken, kannte deine Stimme, kannte dich.

Nun kenne ich dich nicht mehr und das leere Grün, was mich nicht mehr anfunkelt, was mir keine Geborgenheit mehr entgegenbringt, ist mir vollkommen fremd. Bist das wirklich du oder bilde ich mir das nur ein? Du bist es nicht, nicht wahr? Bist nur eine Illusion in meinem Kopf und deine Stimme habe ich auch nicht wirklich gehört. Illusionen sprechen nicht.

Wieso stehst du dann immer noch dort? Sagst nichts, bewegst dich nicht. Ich will weglaufen, weil das eines von jenen Ereignissen ist, welches niemals geschehen sollte. Ich will weg von hier, weg von dir. Doch ich bleibe stumm stehen, als wäre ich schon längst bei etwas Verbotenem ertappt worden. Weißt du, was das Seltsame ist? Das es gerade jetzt ist. Vor vier Tagen traf ich Omi, vor vier Tagen warst du plötzlich wieder in mein Leben getreten, in meine Gedanken gedrungen und nun stehst du hier, leibhaftig vor mir und der Gedanke der Illusion fällt gänzlich von mir ab, verschwindet, als wäre er nie da gewesen. Du bist leibhaftig hier. Dein großer Auftritt, allseits beliebter Playboy.

Doch du machst nichts daraus. Ich sehe nur eine Silhouette, die sich nicht bewegt, einer Marionette gleich, an deren Fäden man erst ziehen muss. Ich ziehe nicht daran, nehme das Marionettenkreuz nicht in meine Hand. Ich will, dass du verschwindest. Verschwinde, damit ich nicht vor dir weglaufen muss. Ich will dich nicht sehen, ich will deinen Vorwurf nicht sehen und schon gar nicht hören, denn du machst ihn mir. Du machst mir Vorwürfe mit einem einzigen Blick. Dass ich damals gegangen bin, dass ich nicht bei dir geblieben bin, dass ich so egoistisch war und mir ein neues Leben ohne dich aufgebaut habe. Du machst mir diesen Vorwurf und das, was mich verletzt, ist die Einsicht, dass das dein gutes Recht ist. Du darfst verletzt sein, weil ich deine Tränen ignoriert habe, dein wortloses Flehen nicht gehört habe, nicht hören wollte.

Soll ich ehrlich sein? Du warst meinem Vorhaben im Weg, deswegen bin ich ohne dich gegangen. Du bist Weiß, zumindest ein Teil davon, doch mein Leben sollte nichts mehr damit zu tun haben. Ist das Erklärung genug? Dann geh. GEH ENDLICH!!!

Hast du mich verstanden? Habe ich laut gesprochen? Wieso wendest du dich ab, ohne ein Wort, ohne eine Geste, nur mit kaltem, leerem Blick? Das bist doch nicht mehr du, oder täusche ich mich? Ich kenne dich nicht, Yohji Kudoh und deswegen ist es mir auch ganz Recht, dass du mir den Rücken zuwendest, mir keine Beachtung mehr schenkst und wirklich gehst. Wie ein Schatten verschwindest du über das Mauerwerk, dem Grau der Stadt entgegen und bist plötzlich nichts mehr, nur eine bloße Erinnerung und ein nacktes, kaltes Gefühl in mir drin. Das einzige, was du hinterlässt, ist der Grund, wieso ich eigentlich hier bin. Die Leiche, die über mir an den kahlen, feuchten Steinen hängt, erwürgt, erstickt, mit gebrochenem Genick. Ich verstehe nicht. Hast du die angebotene Freiheit, nach der wir uns alle gesehnt haben, nicht angenommen?

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Der Regen war plötzlich unwichtig gewesen und auch die Kälte, die er mit sich führte. Das war alles unwichtig, unwichtig, wie die grauen Wolken über ihm, unwichtig, wie das fahle Mauerwerk, was ihn umgab, unwichtig, wie die Nässe, die sich auf seinen Körper legte, unwichtig, wie der Zeitdruck, der auf ihm ruhte, weil zu Hause jemand auf ihn wartete. Es musste doch ein schönes Gefühl sein, zu wissen, dass man nach Hause kam und dort jemand wartete. War das nicht das wirkliche, reine Gefühl von Geborgenheit? Vom dem, nachdem sich Menschen immer sehnen?

Es interessierte Ran nicht, nicht in diesem Moment, auch nicht, als er bereits nach Hause fuhr. Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte er diese Frage sofort bejaht, doch nicht jetzt. Jetzt war es kalt, so kalt und die eben noch gefühlte Hitze war mit Yohji verschwunden. Er hatte sie mitgenommen, wie immer, wie früher auch.

Die Regenwolken lichteten sich und entließen das restliche Abendlicht, bevor die Dunkelheit die Stadt gänzlich verschlingen würde. Die Stadt und Ran. Ran, der nun schon in Dunkelheit getaucht war. Er fühlte nichts in sich, die Leere von damals war wieder in ihm zu Hause und das Gefühl von Geborgenheit gänzlich ausgelöscht. Er hatte einen Mörder gesehen. Ein Mörder, der er selbst einmal war. Ein Mörder, der nicht morden wollte, doch die grünen Augen und das Gesicht, welches er gesehen hatte, zeigten nichts, auch kein Unwollen. Emotionslos und kalt war beides gewesen, so, wie es der Rotschopf selbst einmal gewesen war. Emotionslos und kalt und so zog die Nacht herein und störte den Tag in seinem Lauf. Erbarmungslos und der Tag war so schutzlos und konnte gegen die Macht der Natur nichts tun, egal, wie sehr er sich wehrte.

Auch Ran wehrte sich und auch er verlor. Verlor gegen die Gedanken, die ihn heimsuchten und gegen das fahle Gefühl in ihm. Er wollte sich zurückziehen, weit, weit in sich zurückziehen, damit niemand sah, was in ihm vorging, weil er das Schauspielern verlernt hatte und er seiner Schwester in ein paar Sekunden begegnen würde. Seine Schwester, die alles wusste, alles an ihm kannte und begreifen würde, dass da etwas war, was nicht sein sollte.

Die Ruhe, die gestört wurde, machte sich mit kleinen Anzeichen bemerkbar. Der emotionslose Ausdruck auf dem blassen Gesicht, das zurückweisende Verhalten…

„Ran, da bist du ja. Du hast Besuch."

Besuch?

„Sie meinte, sie sei eine Freundin von dir und müsse dir etwas geben."

Er verstand nicht.

„Sie sieht hübsch aus. Mit ihren roten Haaren ähnelt sie dir fast ein wenig. Ran? Weiß ich da etwas nicht?"

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