Der Junge leckte sich genüsslich über die Lippen .
Das hätte wohl jeder getan, der den Anblick, den er in jenem Moment genoss, erlebt hätte.
Schlafend lag das Objekt seiner Begierde auf zerwühlten Seidenlaken, der gestählte Oberkörper entblößt , das braune Haar zerzaust.
Darauf bedacht, ihn nicht zu wecken, trat er einen Schritt näher und begab sich in die Hocke, seine Nasenspitze nur Zentimeter von der des anderen entfernt.
Er lauschte den ruhigen, gleichmäßigen Atemzügen . Dem stetigen Klopfen des Herzens .
Vorsichtig streckte er seine rechte Hand aus und berührte ihn an der Wange. So weich die helle Haut.
Die Finger verweilten länger an dieser Stelle, dann wanderten sie zu den Lippen – schmal und zu einem nachdenklichen Strich verzogen. Wie es sich wohl anfühlte , diese zu küssen ?
Behutsam fuhr sein Zeigefinger die Konturen des Mundes nach.
Dann tastete er über den sich hebenden und senkenden Brustkorb, bis er sich zwang, am Bauchnabel zu stoppen.
Er durfte nicht weitergehen. Es war falsch.
Aber ein erregtes Zittern hatte schon längst von seinem Körper Besitz ergriffen .
Egal, wie sehr er wollte, er konnte nicht inne halten . Jetzt nicht.
Sein Kopf näherte sich dem Schlüsselbein , er schloss seine Augen . Und ließ seine Zunge über die nackte Haut fahren.
Seine Hände folgten , glitten an der Taille des Schlafenden herab, nestelten am Bund der lästigen Pyjamahose .
Sein Verstand war völlig ausgeschaltet , rational zu denken war ihm völlig unmöglich in dieser Situation.
Eine unfassbare Hitze wallte in ihm auf, sein Atem ging schneller – doch das leise Stöhnen des anderen Jungen rief ihn in die Wirklichkeit zurück.
Vermutlich schlief er schlecht , ein Alptraum höchstwahrscheinlich.
Plötzliche Scham überkam ihn, als ihm bewusst wurde, was er getan hätte, wenn er nicht die Beherrschung über seinen widerspenstigen Körper zurück erlangt hätte.
Errötend schüttelte er den Kopf und erhob sich ungelenk.
Gott, was wohl passiert wäre, wenn-
„ Choutarou ?"
Sein Herz blieb stehen.
Er war wach. Hellwach. Und das Grinsen sprach Bände.
Er war unfähig zu sprechen .
Was hatte er nur getan ?! War er völlig bekloppt geworden ?!
Er musste raus aus diesem Raum. Sofort.
Gerade berührte seine Hand die Türklinke, als er zu Boden geworfen wurde.
Schmerz durchflutete kurz seinen Körper, doch dann übernahmen andere Emotionen die Kontrolle.
Ein Flüstern an seinem Ohr brachte sein Blut zum Kochen :
„ Was hast du dir nur dabei gedacht ?"
„ Shishido-senpai , i-ich w-w-wollte n-nur-"
„ Mein unschuldiger kleiner Kouhai überfällt mich im Schlaf. Das hätte ich mir nie träumen lassen …"
„ E-Es wird nie wieder vorkommen, ich-ich verspreche es !"
Panik stieg in ihm auf, als er die Liebkosungen an seinem Hals wahrnahm .
„ Was dachtest du dir nur dabei, mich in so einem Zustand zurückzulassen ? Hm ? Einfach aufzuhören und zu verschwinden ist ziemlich unhöflich, weißt du das nicht ?"
„ Ah… Shishido-senpai…"
„ Das wird Konsequenzen haben, mein Kleiner."
Nun gut.
Damit konnte Choutarou Ohtori leben.
