Disclaimer: Alle Rechte an Star Wars liegen bei George Lucas und ich schreibe nicht aus finanziellem Interesse.

A/N: Das ist eine Übersetzung der gleichnamigen englischen FF von Vader´s Fallen Angel. Hier der Link: .net/s/6417433/1/ Mir gefällt diese Geschichte sehr und ich möchte sie mit euch teilen. Das Original kann ich wirklich nur empfehlen. Mit Übersetzungen habe ich nicht so viel Erfahrung. Wenn also etwas seltsam klingt, sagt es mir bitte, und auch positive Anmerkungen sind gerne gesehen ;)

Understanding Icarus von Vader´s Fallen Angel

Von Mythen und Verstehen

Obi-Wan verstand weder Ikarus noch Dädalus.

Das erste Mal hörte er die Geschichte in seinem Kulturen- und Mythenunterricht. Er lauschte dem Jediritter Qel, der die von Naboo stammende Geschichte erzählte.

Es war einmal ein schlauer Erfinder mit dem Namen Dädalus. Er lebte zuerst in Athen, dann in Kreta, dann in Sizilien, bevor er sich schließlich in Sardinien niederließ. Im Wissen um seine Pflicht tat er an jedem Ort sein Bestes, um den Königinnen und Königen zu dienen. Manchmal wurden seine Talente und Werke verzerrt und unklug gebraucht, aber er verzweifelte nicht, denn er wusste, dass auch die reinsten Dinge ausgenutzt werden konnten. Seine Pflicht änderte sich nicht. Die meiste Zeit jedoch wurden seine Erfindungen gut gebraucht, und wenn das nicht der Fall war, tat er sein Möglichstes, um den Schaden zu beheben.

Dädalus spielte unabsichtlich eine Rolle bei der Erschaffung des Minotaurus. Aber der Mann hielt ihn in Schach. Später half der Erfinder dem Helden, der sein Volk befreite, doch durch diese Tat verriet er seinen König Minos. Der vor Wut kochende Minos schloss ihn und seinen Sohn in das Labyrinth ein, welches Dädalus selbst gebaut hatte.

An dieser Stelle hielt die Klasse inne, um über Pflicht zu reden – genauer über Dädalus´ Pflicht seinen Herrschern gegenüber und die Pflicht der Jedi, die der Republik galt. Zwar galt ihre Pflicht der Republik, aber war diese ein Regierungssystem, das zum Wohle Aller arbeitete und deshalb wichtiger war als die Pflicht dem Einzelnen gegenüber? Hatten sie nicht aus diesem Grund die Regel gegen Bindungen? Oder war die Republik, der sie zu dienen verpflichtet waren, das Volk selbst? Ging es in einer Regierung nicht darum, dem Volk zu dienen? Was, wenn die Regierung dem republikanischen Volk als Ganzes schadete? Dann sollten die Jedi auf der Seite des Volkes sein, oder nicht? Aber wo wurde die Grenze gezogen?

(Viele Jahre später würde Obi-Wan schreien, dass seine Loyalität der Republik galt, doch dann würde er seine Worte ändern und stattdessen behaupten, dass er der Demokratie gegenüber loyal war. Aber wie er erkannte nicht loyal genug, um den letzten Hieb zu führen.)

Dädalus entkam leicht aus dem Labyrinth. Er war der Erbauer desselben und kannte es wie kein Anderer. Aber wie sollte er vollständig von Kreta entkommen, denn er wusste nun, dass er eben dies tun musste. Minos überwachte Land und Meer – mit dem Boot würde es kein Entkommen von der Insel geben. Sternenschiffe waren noch nicht erfunden worden, doch der schlaue Dädalus sah die Vögel in Freiheit aufsteigen und herabschießen.

Minos überwacht sowohl Land als auch Meer, jedoch nicht die Regionen der Luft, und eben dort werden wir entkommen."

Dädalus stellte für sich und seinen Sohn Ikarus Flügel her. Er nahm Federn, die die Vögel verloren hatten, und befestigte die größeren mit einer Schnur, während er die kleineren mit Wachs absicherte. Er bog sie wie die eines Vogels. Sein Sohn gab sein Bestes, um zu helfen. Bald rannte er eifrig herum, um die Federn zu sammeln, die der Wind zu stehlen versuchte, bald kümmerte er sich um das Wachs. Sogar in Gefangenschaft leuchteten seine Augen vor Verspieltheit. Aber manchmal behinderte er die Arbeit seines Vaters mehr, als dass er sie voranbrachte. Dädalus mochte über sein Kind frustriert sein, doch er liebte es trotzdem und tat sein Bestes, um den Jungen zu unterweisen – sogar dann, wenn Ikarus nicht lernen wollte.

Schließlich war die Arbeit beendet und der Künstler erhob sich in die Luft. Wie ein Vogel, der seine Jungen aus dem Nest in die Luft führt, brachte er seinem Kind bei, es ihm gleichzutun. Am Ende war alles bereit, und Dädalus rief sein Kind zu sich.

Ikarus, mein Sohn, hör mir zu. Flieg weder zu tief noch zu hoch. Wenn du zu tief bist, wird das Meer deine Flügel anfeuchten und deine Reise erschweren. Doch sind es die Höhen, die du wirklich fürchten musst, denn die Sonne wird das Wachs schmelzen und ich werde deinen Sturz ins darunter liegende Meer nicht aufhalten können. Bleib in meiner Nähe, mein Kind, dann geschieht dir nichts."

Er war besorgt und wusste um die Gefährlichkeit der Reise, und so zitterte er, als er seinen Sohn mit den Flügeln ausstattete. Aber hatte er eine Wahl? Ikarus konnte nicht sein Leben lang versteckt und eingeschlossen bleiben, so gut wie ein Gefangener. Er würde das Wagnis eingehen müssen, seinen Sohn fliegen zu lassen, und darauf vertrauen, dass Ikarus die richtige Wahl treffen und ihm gehorchen würde. So küsste er sein Kind mit Tränen auf dem Gesicht und sie stiegen in die Luft. Dädalus blickte während seines eigenen Fluges oft zurück, um zu sehen, wie es seinem Sohn erging.

Als sie sich in die Luft erhoben, hielten die Erwachsenen staunend in ihrer Arbeit inne, und die Kinder in ihrem Spiel. Während sie vorbeisegelten, murmelten einige, dass die, die so die Luft zerschnitten, sicherlich keine gewöhnlichen Menschen sein konnten. Dädalus flog weiter, wohingegen Ikarus ihren Worten lauschte. Sie flogen aus Kreta fort und es schien, als würde Dädalus´ Erfindung sie in Sicherheit bringen. Doch Ikarus wurde stolz und leichtsinnig.

Ich gewöhne mich so leicht an die Luft, dass ich wie ein Gott bin – nicht wie ein Mensch!", rief er und bemühte sich nicht länger, seinem Vater zu folgen.

Ein, zwei, drei Mal rief Dädalus ihn an und schalt seinen Sohn. Er erinnerte den Jungen daran, nahebei zu bleiben und nicht so viele Risiken einzugehen. Warum konnte er nicht bei seinem Vater bleiben, wo er in Sicherheit wäre? Doch so weise er auch sein mochte, konnte Dädalus doch nicht das Lächeln aufhalten, das über sein Gesicht huschte, als er die Freude seines Sohnes sah und das Lachen des Jungen hörte. Während sein Verstand die Gefahren kannte, flüsterte ein kleiner Teil von ihm, dass er seinem Kind diesen Jubel lassen sollte – er war Ikarus´ erste Kostprobe von Freiheit.

Aber Ikarus´ Glück erwies sich von kurzer Dauer. Er stieg höher und höher, wobei jeder kleine Sieg ihn selbstsicherer werden ließ. Das Schelten seitens seines Vaters machte ihn wütend.

Er ist nur eifersüchtig", zischte Ikarus´ Stolz „er lässt dich nicht weiterkommen."

Ein, zwei, drei Mal gerieten Ikarus´ Flügel ins Wanken und er begann abzustürzen, aber er fing sich jedes Mal wieder. Doch er war leichtsinnig, arrogant und von der Heiterkeit der Freiheit berauscht. Denn während sich Dädalus an die Zeit vor seiner Gefangennahme erinnern konnte, hatte Ikarus keine derartige Erfahrung. Und so weise Dädalus auch sein mochte, hatte er doch nicht daran gedacht, wie sich einer, der nur Ketten kannte, mit Flügeln fühlen musste.

Ikarus begann zu steigen, höher und höher, als wolle er sich den Himmel zu Eigen machen! Der Sonnengott Helios, der für jene weit unter ihm ein warmer Führer war, bestätigte Dädalus´ Worte. Das Wachs auf Ikarus´ Flügeln begann zu schmelzen und er stürzte ab. Er schrie auf und der vorausfliegende Dädalus drehte sich gerade noch rechtzeitig um, um zu sehen, wie sein Kind vom hellen Himmel herabstürzte und ins dunkle unversöhnliche Meer fiel. Mit einem Aufschrei flog er über die Stelle, an der sein Sohn abgestürzt war, und unfähig, irgendetwas zu tun, sah er zu, wie sein Kind immer tiefer in der Dunkelheit versankt, bis er es nicht mehr erkennen konnte.

Dädalus landete in Sizilien, hängte seine Flügel als Opfergabe für die Götter auf und betrauerte sein Kind und sein Versagen.

Die Klasse sprach über die Bedeutung der Geschichte und es war eindeutig, dass Ikarus die Verantwortung für sein Schicksal trug. Obi-Wan konnte wirklich weder Dädalus noch Ikarus verstehen. Ikarus war arrogant und führte seinen eigenen Untergang herbei. Wäre Dädalus tatsächlich so weise gewesen, dann hätte er das erkannt und nicht so sehr getrauert. Sein Versagen – wenn es denn eines gab – war viel früher gekommen, als er den Stolz seines Kindes nicht im Keim erstickt hatte. Aber während er in der Luft gewesen war, hatte Dädalus trotzdem sein Bestes getan. Mehr konnte man nicht von ihm verlangen, außer vielleicht, dass er der Versuchung nicht hätte nachgeben sollen, sein Kind auf Kosten von Ikarus´ Sicherheit glücklich sein zu lassen. Obi-Wan würde seine Arbeit tun, doch er konnte wirklich weder Dädalus noch Ikarus im geringsten verstehen.