Dies ist eine Kurzgeschichte aus dem Jahre 2004.
Auch diese wurde im Deutschunterricht in meiner damaligen Schule geschrieben. Bevor wir damals die komplette Geschichte gelesen haben, hat unsere Lehrerin uns nur die ersten 2 Sätze gezeigt. Und dann hieß es: "Und jetzt schreibt weiter was ihr denkt, was passiert.".
Endlich frei
Immer weiter lief er durch die verlassenen Straßen. Ein paar letzte Sonnenstrahlen erhellten seinen Weg und der Herbstwind streifte seinen Körper. Mit kleinen, unsicheren Schritten ging er entlang der Gassen. Manchmal blieb er kurz stehen und blickte ab und zu zurück, unsicher wie er sich entscheiden sollte.
Sollte er eventuell nicht hingehen? Einfach nicht zurückkehren? Schweißperlen liefen über seine Stirn und schlaff vielen seine Haare über sein Gesicht. Langsam hob er seine Hände und starrte sie regelrecht an. Sie zitterten unglaublich. Was war nur los mit ihm? Ja, er hatte Angst. Furchtbare Angst. Aber seit wann war es so schlimm? Schließlich blieb er in einer dunklen Ecke stehen. Seine Füße wollten ihn nicht weiter tragen. Er war die Schmerzen, die ihm Tag für Tag zubereitet wurden, gewöhnt, doch letzte Nacht...
Das war etwas anderes. Nie zuvor hatte er sich so gefürchtet. Eine Welt brach für ihn zusammen. Zitternd sank er auf den Boden und vereinzelte Tränen rannen über seine Wangen entlang seinem Kinn hinunter. Sachte schloss er vor Erschöpfung seine Augen und lehnte sich an die kahle, kühle Wand. Die schrecklichen Erinnerungen tauchten immer und immer wieder vor ihm auf. Sie wollten ihn nicht in Ruhe lassen. Erneut spürte er die ganzen Schmerzen an seinem Körper als wären sie frisch. Kalte Schauer durchfuhren ihn und mit einem Keuchen öffnete er seine Augen. Nicht einmal wenn er schlief hatte er seine Freiheit. Die schmerzhaften Erinnerungen verfolgten ihn selbst in seinen Träumen.
Wut entbrannte in seinen Augen und er ballte seine Hände zur Faust. Wieso ließ er das mit sich anstellen? Warum wehrte er sich nicht? Er wusste die Antwort auf diese Frage nicht.
Doch jetzt fasste er neuen Mut. Er hatte sich endgültig entschieden. Er war sich sicher, dass er nie mehr zurückkehren würde. Ihnen war es doch egal, was mit ihm passierte. Niemand würde ihn vermissen. Würde seinetwegen Tränen vergießen. Er raffte sich auf, blickte entschlossen gen Himmel auf die untergehende Sonne und rannte los. Er lief so schnell er konnte. Obwohl er immer mehr nach Luft schnappte und sein Körper sich gegen die Anstrengung wehrte wurde er immer schneller.
Ohne darauf zu achten, welche Richtung er einschlug sprintete er durch die Straßen. Vorbei an den vielen Häusern und Gärten, mitten durch den kleinen Wald am Ende der Stadt bis zur Klippe, unter der sich das große weite Meer erstreckte, hinauf.
Er stockte und blieb vor dem Abgrund stehen. Mit leerem Blick schaute er hinaus auf das Wasser. Beobachtete die Wellen, die gegen die Klippen schlugen. Ein Lächeln glitt über sein Gesicht. Endlich war er sich sicher. Dies würde er jetzt bis zum Ende durchstehen. Dieses Mal wollte er nicht davon laufen.
Die Augen geschlossen machte er einen großen Schritt nach vorne. Der Boden verschwand unter seinen Füßen und er stürzte in die Tiefe hinunter. Jetzt war er endlich frei. Von seinen Qualen erlöst. Zufrieden schloss er endgültig und für immer seine Augen.
