Magnus stand inmitten der Masse. Seine Größe war ihm von Vorteil, so konnte er auf den erhöhten Stufen Clary und Simon sehen.
Kurz wunderte er sich, wo Alec wohl war. Dann schüttelte er den Kopf. Er hatte ihn kurze Zeit zuvor mit seinen Eltern gesehen. Das alles nahm langsam lächerliche Formen an. Und neben den Problemen mit seinen Eltern, den rückständigen Nephilim, Alecs Schwierigkeiten zu seinen Neigungen zu stehen, gab es immer noch Jace.
Er unterdrückte den Gedanken. Er unterdrückte seit Wochen einiges. Aber er war nicht um sonst achthundert Jahre alt, mehr oder weniger. Ein bisschen Herzschmerz wegen eines grünen Jungen brachte ihn, Magnus Bane nicht aus der Fassung. Stolz hob er den Kopf. In seinem Leben hatte es einigen Herzschmerz gegeben und er hatte sie alle überwunden. Die kleine Stimme, die ihm zuflüsterte, dass Alec etwas Besonderes war, ignorierte er.
Was brachte einem schon Liebe, wenn sie einseitig war.
Er musste in wenigen Minuten ein Portal öffnen von einer Größe, wie er es noch nie zuvor erschaffen hatte. Seine Gedanken sollten sich um diese Aufgabe drehen und um die darauffolgende Schlacht epischen Ausmaßes. Magnus wollte nicht an die vielen Leben denken, die heute Nacht ein Ende finden würden.
Wer wohl Alecs Partner in der Schlacht sein würde? Er hoffte der junge Schattenjäger würde einen mächtigen Unterweltler finden. In seinen Hunderten von Jahren hatte Magnus mehr Menschen verloren, als es gesund war und er wusste nicht, ob sein Herz es noch einmal überstehen würde, einen geliebten Menschen zu überleben.
Alec war zu jung, um zu sterben. Aber sein kleiner Bruder war noch jünger gewesen.
Magnus schüttelte den Kopf. Solch trübe Gedanken passten nicht zu ihm. Er sollte sich jetzt, sofort auf das Portal konzentrieren.
„Magnus?" Fast hielt er die Stimme für einen weiteren Teil seiner kreisenden Gedanken. Er drehte sich um und sah Alec auf sich zukommen.
Knapp vor ihm blieb er stehen. Nervös spielte er mit seiner Stele. „Hast du schon einen Partner?" Wer konnte schon diesem schüchternen Blick durch schwarze Wimpern widerstehen? Trotzdem hatte er es satt, dass Alec sich nicht entscheiden konnte.
Mit hochgezogener Braue sah er Alec an. „Weil wir damals am Fluss gut zusammengearbeitet haben?"
Alec schluckte schwer und starrte auf seine Füße. Dann ging ein Ruck durch ihn. Er hob den Kopf und sah Magnus entschlossen in die Augen.
„Nein. Weil das hier vielleicht die letzte Möglichkeit ist, mit dir zusammen zu sein. Weil ich einen Parabatai in dieser Schlacht brauche und meiner nicht hier ist. Weil ich nicht will, dass du einen anderen Partner hast, weil keiner so auf dich aufpassen kann, wie ich. Weil ich will, dass wir das hier zusammen überleben, damit wir eine gemeinsame Zukunft haben!"
Magnus sah ihn einen Moment sprachlos an. Alec griff nach seiner Hand und sah ihn kurz fragend an. Aber Magnus konnte nichts sagen. Alecs Worte hallten in seinem Kopf nach. Wortlos starrte er auf Alecs Kopf, der sich über seine Hand beugte.
Das Brennen der Rune riss ihn aus seinen Gedanken. „Du willst wirklich deinen Eltern und den Nephilim entgegen treten?" Alec sah auf und grinste. „Hey, wenn ich der Hölle, die uns da draußen erwartet entgegen treten kann, dann sind meine Eltern und die Nephilim Kinderkram!"
In Magnus blubberte ein Gefühl hoch. Es war mit Sicherheit nicht angebracht in einer Situation wie dieser, glücklich zu singen und zu tanzen. Schon gar nicht als eine der dramatischen Schlüsselfiguren der Schlacht. Daher strahlte er Alec einfach nur an.
Alec strahlte zurück. Dann beugte er sich vor und küsste Magnus entschlossen auf den Mund. Und diesen kleinen Augenblick lang vergaß Magnus das Portal, die Schlacht und die Hunderte von Nephilim um sie herum.
