Chapter 1 – Ein schöner Start in den Tag
__________________________________________________________________________________________________________________________________________________
Es ist, als ob dein Herz die Augen öffnet. Als ob du heimkommst. Als ob du
etwas wiederfindest, das du die ganze Zeit gesucht hast. Und es ist hell
wie die Sonne und zerbrechlich wie eine Seifenblase.
(Autor unbekannt)
__________________________________________________________________________________________________________________________________________________
Für Bella scheint ihr Leben perfekt. Sie fängt an zu studieren und hat ein neues Leben begonnen. Doch sie hat ein kleines Geheimnis…sie hat einen zwei jährigen Sohn, um den sie sich aufopferungsvoll kümmert. Als sie Edward kennenlernt stellt sich ihr Leben auf den Kopf. Schon vor langem hatte sie die Männer abgeschrieben denn sie wollte es nicht zulassen noch einmal verletzt werden. Kann sie in dieser Situation ihrem Herzen folgen? Und was passiert, wenn ihr kleines Geheimnis auffliegt? (All Human)
__________________________________________________________________________________________________________________________________________________
Was hilft aller Sonnenaufgang, wenn wir nicht aufstehen?
Georg Christoph Lichtenberg
Mein Wecker riss mich unangenehm aus meinen Träumen und ich öffnete schlaftrunken die Augen. Es war wieder einer jener Nächte gewesen, in denen ich bis spät in die Nacht kein Auge zugemacht hatte und nun war ich todmüde und fragte mich, wie ich den Tag heil überstehen sollte. Immer wieder plagten mich Albträume von meinem Leben, wie es noch vor ein paar Jahren war. Als sich alles veränderte und ich eine schwere Entscheidung treffen musste. Damals war ich schwanger und gerade einmal 18 Jahre alt. Ich wollte das Kind. Schon als ich die Befürchtung hatte, schwanger zu sein, war ich gegen eine Abtreibung. Es war ein Unfall. Nie im Leben hätte ich mir vorstellen können, so früh Mutter zu werden und dennoch war es keine schwere Wahl. Ich war noch ein halbes Kind, doch ich fühlte mich erwachsen genug mit einem Jungen zu schlafen, so wollte ich also auch die Konsequenzen tragen. Auch wenn es sich dumm anhörte fühlte ich mich sofort für das kleine Ding, das in mir wuchs, verantwortlich. Es war ein Lebewesen und es war ein Teil von mir.
Auch mein Freund stellte sich gegen mich. Zusammen mit meinen Eltern wollte er mich umstimmen. Er fühlte sich zu jung um Vater zu werden. Er war ein Jahr älter, hatte gerade eine Zusage vom College und wollte das nicht aufgeben. Mein Leben wurde immer unerträglicher und als sich mein Freund und meine Eltern gegen mich stellten, zerbrach eine Welt für mich. Ich hatte nicht erwartet, dass sie begeistern sein würden und dennoch hoffte ich zu dieser Zeit, sie würden mich verstehen und mich unterstützen. Als mein Vater mich unter einem Vorwand zu einem Abtreibungstermin in eine Klinik brachte, fiel ich aus allen Wolken. Sie verstanden mich einfach nicht und ich war mir sicher, dass sie es nie getan hätten…
Ich lebte damals bei meinem Vater in einer kleinen Provinz Namens Forks. Meine Mutter hatte sich in Jacksonville ein neues Leben mit ihrem neuen Freund Phil aufgebaut. Ich war schon lange kein Teil mehr davon und mein Kind passte da umso weniger hinein. Es war schrecklich, als alle erfuhren, dass ich schwanger war. Die Blicke meiner Mitschüler trafen mich hart und ich bemerkte, wie sie anfingen mich zu meiden. Manche beschimpften mich und meine alten Freunde wendeten sich von mir ab. Viele junge Frauen bekamen früh Kinder, doch in Forks war es…war ich…eine Ausnahme, die man einfach nicht dulden konnte. Es machte einen schlechten Eindruck und es war einfach nicht normal.
Je mehr mir man meine Schwangerschaft ansah, umso schlimmer wurde es. Meine Mutter plante, das Kind zur Adoption freizugeben, doch ich wollte es nicht. Ich war alt genug und sie konnten nicht so einfach über meinen Kopf hinweg entscheiden. Je näher der Geburtstermin rückte, umso größer war der Druck, der auf mir lastete. Ich liebte mein Kind schon jetzt und ich wollte es um nichts in der Welt wieder hergeben.
Als meine Mutter mich aus Jacksonville besuchte und mich dazu zwingen wollte die Adoptionspapiere zu unterschreiben, fasste ich einen Entschluss. Ich packte meine Sachen und floh. Ich wollte weg aus dieser Kleinstadt. Ich wollte weg von den engstirnigen Leuten, die mich mit ihren tadelnden Blicken straften. Und ich wollte weg von meinem Freund, dem sein eigenes Leben wichtiger war, als das unseres ungeborenen Kindes.
Noch einmal drehte ich mich auf die Seite, um mich noch für ein paar Minuten auszuruhen. Ich fühlte mich wie gerädert und schloss noch einmal die Augen. Ich versuchte die Gedanken an mein altes Leben verdrängen. Hier in Phoenix würde ich noch einmal ganz von vorne anfangen. Es war meine Chance ein neues Leben aufzubauen und alle schlechten Erinnerungen hinter mir zu lassen. Es war kein besonderer Tag, es war ein Tag wie jeder andere und ich…
…mit einem Mal war ich hellwach. Und ob es ein besonderer Tag war. Ich sprang auf und mein Blick fiel ein weiteres Mal auf meinen Wecker und er zeigte mir, dass ich mich beeilen musste. Heute war mein erster Tag auf dem College und ich hatte noch einiges zu erledigen. Wie ein aufgescheuchtes Huhn sprang ich auf Zehenspitzen durch meine kleine Wohnung die nur zehn Minuten zu Fuß von der Arizona State University entfernt lag. Sie war nichts besonderes, doch ich konnte sie mir durch die staatliche Unterstützung und meinen Nebenjob leisten. Zurzeit schlief ich auf der ausziehbaren Couch und am liebsten hätte ich noch einen weiteren Job angenommen um mir eine größere Wohnung zu finanzieren. Doch das College würde den größten Teil meiner Zeit beanspruchen.
Ein Lehrer an meiner alten Schule hatte mir mit Mühe ein Stipendium verschafft und ich musste gute Noten haben, um es behalten zu können. Ich hatte nicht vor zu versagen und dennoch war der Druck, der auf mir lastete schwer und ich hatte Angst mich selbst zu enttäuschen. Es war eine große Chance, von der ich nur träumen konnte und nun ging mein Wunsch in Erfüllung. Ich würde mich nicht unterkriegen lassen und ich würde mein Bestes geben, um gut abzuschneiden. Doch an erster Stelle stand für mich mein Kleiner – Ethan – für den ich mein eigenes Leben gegeben hätte. Er war das Wichtigste für mich und ohne ihn könnte ich nicht mehr existieren.
Ich ging unter die Dusche und zog mir meine Lieblingsjeans und das erstbeste T-Shirt über, das ich finden konnte. Dann betrat ich leise das einzige Zimmer meiner Wohnung, in dem mein kleiner Sohn noch friedlich schlummerte. Küche, Wohn- und Esszimmer befanden sich zusammen in einem Raum und auch das Bad war nicht wirklich groß. Es war aber alles da und das Wichtigste für mich war, dass es uns beiden gut ging. Ich beobachtete meinen kleinen Sohn eine Weile und betrachtete wie sein regelmäßiger Atem seinen Brustkorb anhob und wieder senkte. Er sah so süß aus mit seinen verwuschelten hellbraunen Haaren und ich strich ihm sanft über die rosige Wange.
„Aufwachen mein Schatz." Flüsterte ich liebevoll und er öffnete blinzelnd die Augen. Sofort formte sich ein strahlendes Lächeln auf seinen Lippen. Das war einer der Momente in denen ich meine Entscheidung das Kind zu behalten nicht bereute. Es war schwer und dennoch war ich sicher, dass es das Richtige gewesen war.
Am Anfang wusste ich nicht, wohin ich gehen sollte und bekam durch Zufall einen Tipp mich an eine Organisation zu wenden, die sich um junge Mütter kümmerte. Ich bekam ein kleines Zimmer und konnte so nach der Geburt meinen High School Abschluss in einer anderen Stadt beenden. Es war hart und dennoch stand ich es durch. Ich wollte Ethan ein schönes Leben bieten und ich wollte, dass er in einem behüteten Zuhause aufwuchs. Er war ein wahrer Sonnenschein und auch in jeder noch so schrecklichen und schmerzlichen Situation schaffte er es, mich zum lächeln zu bringen. Auch jetzt konnte ich noch nicht verstehen, wieso mein Leben so hatte ablaufen müssen. Wieso hatten meine Eltern mich nicht unterstützen können? Ich hatte mir geschworen immer für mein Kind da zu sein. Egal was geschehen würde...Jedes Kind hatte das Recht auf Unterstützung, auf Liebe und auf Geborgenheit.
„Mama." Brabbelte er drauf los und streckte seine kleinen Hände nach mir aus.
„Wir müssen dich jetzt fertig machen, dass deine Mama nachher rechtzeitig am College ankommt." Ich nahm meinen Kleinen auf den Arm und er quiekte erfreut auf. Auf dem Weg ins Bad brabbelte er vor sich hin, von dem ich nicht wirklich viel verstand. Ich zog ihm seine Windel aus, die er nur noch nachts trug und kleidete ihn in einem dunkelblauen T-Shirt und einer niedlichen Latzhose.
„Mama, Hunger." Sagte er und klatschte in die Hände. Ich musste lachen und ging mit ihm in die Küche. Ich machte ihm eine Kleinigkeit zu essen und schnappte mir meinen Rucksack. Ich war noch in der Zeit, aber ich müsste Ethan jetzt noch schnell zur Kindertagesstätte um die Ecke bringen. Die Betreuerinnen waren wirklich nett und es war zum Glück kein Problem ihn erst nach der Arbeit gegen sechs Uhr abends abzuholen. Es kostete mich einige Überwindung ihn den ganzen Tag nicht zu sehen und in fremde Hände zu geben. Doch es war nur zu seinem Besten. Eines Tages könnte ich mit einem guten Abschluss einen tollen Job bekommen und ihm alles bieten.
Es würde eine schwere Zeit werden mein Leben einigermaßen auf die Reihe zu bekommen, aber das war es, seit Ethan auf der Welt war, immer. Ich nahm meinen Kleinen auf den Arm und öffnete die Tür.
„Bereit?" Fragte ich ihn und er drückte mir einen nassen Kuss auf die Wange.
„Na, das nenne ich einen schönen Start in den Tag!" Kicherte ich und ließ die Tür hinter mir ins Schloss fallen.
