Morgana

Egal was der Rest der Welt glaubt, Ron Weasley dachte niemals von sich selbst als ein Held, wie in den alten Geschichten, bis seine Mutters geliebte "Hexenwoche" ihm diesen Gedanken um die Ohren schlug.
Würde ihn jemand fragen, warum er denn dämlichen Artikel überhaupt gelesen hatte, Ron wäre nicht fähig, zu antworten.
Warum eigentlich?
Es war nicht wirklich wichtig, weder seine Antwort, noch der Artikel selbst, ein Haufen Schwachsinn das sie alle mit den alten Helden verglich.
Harry war natürlich König Arthus, Retter von Großbritannien (da war sogar dieser richtig schlechte Nebensatz, der seinen Zauberstab mit Excalibur verglich. Ernsthaft!), Ron wurde zu Lancelot, der große und treue Ritter.
(Dumbledore wurde auch erwähnt, keine Frage, Merlin selbstverständlich.)
Und Hermine war Königin Guinevere.
Der Schreiber (und Ron würde wetten, dass es irgendeine ältere Hexe war, die alleine mit ihren Katzen wohnte) schwärmte von „unheilvoller Liebe" und „schicksalshaften Dreiecken" und wie „tragisch und romantisch zugleich" all dieser Müll war.
Für Ron war es ein bisschen zu nahe an der Wahrheit.
Und von da an konnte er nicht anders als Szenarien zu entwerfen und zu Zweifeln und sich zu fragen, was wenn…

Über die Jahre hinweg wurde es eine Angewohnheit, alle um ihn herum mit diesen Legenden zu vergleichen.
Die DA waren eindeutig die Tafelritter, der Orden des Phönix eine Mischung aus den Rittern und Merlins Schülern, Avalons Kindern…
Am Anfang dachte Ron, das Voldemort einfach Mordred sein musste, aber später entschied er, das vielleicht ein sächsischer Fürst besser passen würde, mit dem vollkommen anderen Blick auf die Welt, all der Zerstörung die er verursachte und der Eroberung Großbritanniens.
Was ihn zu der Schlussfolgerung führte, das James Potter Uther pendragon gewesen sein musste, mit Lily als Igraine und Snape als Gorlois von Cornwall.
Lucius Malfoy passte beinahe perfekt als Lot von den Orkneys, mit Narcissa als seine Frau Anna, wenn das nicht Malfoy (Draco) zu Gawain machen würde, einem Ritter der Tafelrunde und Kämpfer für das Gute.
Ron konnte sich niemals entscheiden, ob Dumbledore jetzt wirklich Merlin war oder vielleicht Ambrosius oder jemand ganz anderes, aber das war in Ordnung, weil, hey, das ist Dumbledore!
Und das war normalerweise der Moment, in dem er diesen Gedankengang aufgab, weil sie alle echte Personen waren und keine verstaubten, alten Legenden, verdammt noch mal!
Es waren die ursprünglichen Drei – Arthus, Guinevere, Lancelot; Harry, Hermine, Ron – die er immer irgendwie so im Hinterkopf hatte.

Es dauerte Jahre, bevor er es endlich sah.
Jahre und eine wundervolle Hochzeit und drei Kinder, bis Ron wusste, dass wenn Harry König Arthus war, dann musste Ginny Königin Guinevere sein, Ginny, die Harry liebte und nur ihn, eine Königin, die Ron liebte, natürlich, aber als seine kleine Schwester und niemals als Frau.
Jahre und unzählige Kämpfe und zusehend, wie sie Zauberer (Todesser) mehr als doppelt so alt (so erfahren) wie sie selbst herausforderte und gewann, wie sie ihr brillantes (furchteinflößend) Gehirn arbeiten lies, dieser Funke in ihren Augen und das kleine, beinahe boshafte Lächeln das manchmal über ihr Gesicht huschte, wenn sie einen weiteren Gegner zerstört hatte (sei es im Kampf, vor Gericht oder in einer Diskussion), Jahre in denen sie weiter, vorwärts gegangen war, Jura studiert hatte, obskure Dinge erforscht hatte und die Welt verändert hatte, Jahre aus Eifersucht und unerwiderter Liebe, bis er es endlich verstand.
Hermine Granger hatte niemals jemand anders sein können, als Morgana.
Und Morgana hatte Lancelot nie geliebt.