Author's note:
Hallo und danke, dass du dir die Zeit nimmst und meine Geschichte liest.
Dies ist meine erste deutsche fanfiction zu Final fantasy VIII - ich habe vorher schon mal ein paar englische versucht, deswegen habe ich manchmal Probleme mit den deutschen Namen. Wenn ich zu schnell tippe, passiert es einfach ab und zu, dass ich Seifer statt Cifer schreibe oder Zell statt Xell. Ich habe den Text drei mal nach derartigen fehlern durchsucht, habe aber keine mehr gefunden. Wenn du trotzdem noch welche entdecken solltest: Sorry! Du weißt ja, wer gemeint ist...
Die Handlung beginnt übrigens mitten im Spiel, nämlich am Anfang der zweiten CD: Der Anschlag auf die Hexe Edea ist misglückt, Squall ist verletzt worden und nun in der gewalt von Cifer. Quistis, Selphie und Xell sitzen im Gefängnis und warten auf ihre Hinrichtung, und Rinoa und Irvine treiben sich irgendwo draußen in der Wüste herum.
So, jetzt genug persönliche Anmerkungen und los mit der Geschichte. Viel Spaß!
*****
Redemption
Im Nachhinein hätte sie nicht mehr sagen können, wie viel Zeit vergangen war. Vielleicht eine Stunde, vielleicht ein Tag, vielleicht noch länger – es war belanglos. Nicht einmal die Tageszeit konnte sie einschätzen. Egal ob es nach Mitternacht war oder draußen in der Wüste die Sonne brannte, hier drinnen herrschte immer das gleiche, farblose Zwielicht der Neonröhren an der Decke, und das war das einzige, was zählte.
Sie hatte längst aufgegeben zu hoffen, dass irgend jemand oder irgend etwas sie noch retten könnte. Squall war wahrscheinlich tot, Rinoa und Irvine hatten sich aus dem Staub gemacht und würden nicht wieder zurück kommen, und auch Direktor Cid schien sich erstaunlich wenig um den Verbleib seiner SeeDs zu kümmern. – Sonst wusste niemand, wo sie waren.
Quistis Trepe, Selphie Tilmitt, Xell Dincht… Man würde ihre Akten einfach irgendwann aus dem Register von Balamb Garden entfernen und sie zu den anderen verschwundenen SeeDs legen, die von irgend welchen Missionen einfach nicht mehr zurück gekehrt waren.
Quistis lächelte traurig und ließ den Kopf gegen die kalte Metallwand sinken. Sie hatte niemals gedacht, dass sie so enden würde. In einer Gefängniszelle verrottend.
Sie blickte zu ihren beiden Begleitern hinüber. Xell hatte sich mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt und starrte mit leerem Ausdruck zur Decke hinauf. Selphie hatte ihren Kopf auf seine Knie gelegt und schlief. Sie war für die beiden verantwortlich gewesen und das war daraus geworden. Jetzt saßen sie alle zusammen in diesem Loch und warteten auf ihre Exekution. Sie hatte schon wieder als Anführerin versagt. Cid hatte vollkommen Recht gehabt.
Plötzlich wurden Schritte laut und im nächsten Moment wurde die Zellentür mit solch einem Ruck aufgestoßen, dass sie mit einem dumpfen Knall gegen die Gefängniswand schlug.
Erschrocken hob Quistis den Kopf. Aus den Augenwinkeln nahm sie wahr, dass auch Selphie aus ihrem Schlaf aufgeschreckt war, und Xell sich alarmiert aufgerichtet hatte.
In der Tür standen zwei Wachen. Quistis erkannte erleichtert, dass es nicht die beiden Männer waren, mit denen Xell zuvor schon Ärger gehabt hatte, trotzdem warf sie ihm einen Blick zu, der ihm gebot, diesmal zurückhaltender zu sein. Xell nickte unmerklich, aber seine Haltung verriet deutlich seine Anspannung, als einer der beiden Wächter auf ihn zutrat und auf Selphie hinunterblickte, die jetzt neben ihm auf dem Boden saß.
„Bist du Quistis Trepe?", fragte er sie.
Quistis runzelte die Stirn. Was konnten diese Männer von ihr wollen?
Selphie antwortete dem Wächter nicht, sondern warf statt dessen Quistis einen hilfesuchenden Blick zu.
Quistis atmete einmal tief ein und sagte dann laut: „Das bin ich."
Der Wachmann wandte sich um. „Gut." Er durchquerte den Raum bis er direkt vor ihr stand und streckte ihr die Hand entgegen, um ihr aufzuhelfen. „Mitkommen."
Quistis ignorierte seine Hand und richtete sich mühsam auf. Jedes Glied in ihrem Körper schmerzte vom langen Sitzen und sie fühlte sich so schwach wie schon lange nicht mehr.
Trotzdem schaffte sie es irgendwie, sich davon fast nichts anmerken zu lassen, als sie in herausforderndem Tonfall fragte: „Worum geht es?"
„Befehl von Cifer Almasy", entgegnete der Wachmann. „Er will dich sprechen."
Die Falte zwischen Quistis' Augenbrauen wurde tiefer. Cifer wollte sie sprechen? Wohl eher verhören. Aber aus welchem Grund? Wusste er denn nicht schon alles, was er wissen musste?
Sie warf Xell und Selphie einen vielsagenden Blick zu, den die beiden nur mit Schulterzucken kommentieren konnten.
„Hier entlang." Der Wächter trat wieder auf den Gang hinaus und gab ihr mit einer Geste zu verstehen, dass sie ihm folgen sollte.
„Pass auf dich auf", flüsterte Selphie ihr zu.
„Natürlich", entgegnete Quistis und zwang sich zu einem aufmunternden Lächeln. Dann trat ebenfalls auf den Gang hinaus und folgte dem Wachposten. Hinter ihr wurde die Tür mit einem lauten Knall wieder zugeschlagen und abgesperrt. Die zweite Wache blieb zurück.
Offenbar nahm man an, dass sie ohne Waffe keine Gefahr darstellte und keinen Fluchtversuch unternehmen würde.
Während sie die unzähligen Stufen der Gefängnistreppen hinaufstieg, spürte sie, wie ihr Körper langsam wieder zu Kräften kam. Die Bewegung tat ihr gut.
Es dauerte ungefähr zehn Minuten bis sie das oberste Stockwerk des Gefängnisses erreichten.
Quistis und der Wächter passierten eine Treppe, und blieben schließlich vor einer massiven Metalltür am Ende des Ganges stehen.
„Da wäre wir", sagte der Wachmann und deutete auf die Tür. „Dahinter ist es."
Quistis nickte. „Dann werde ich jetzt… oje." Sie ließ sich in die Hocke sinken und ließ ihre rechte Hand langsam über den Boden streichen.
„Was ist los?" Der Wächter blickte verwirrt zu ihr hinunter.
„Meine Kontaktlinse… ich habe sie verloren…."
Der Wachmann trat einen Schritt zurück und ließ sich ebenfalls vorsichtig in die Hocke sinken. In seiner Stimme lag unverhohlenes Misstrauen, als er sagte: „Wenn das ein Trick ist…"
Quistis blickte ihn überrascht an. „Aber natürlich ist das ein Trick." Mit einem Satz war die junge Frau auf den Beinen und trat ihrem Gegenüber mit voller Wucht ins Gesicht. Jegliche Reflexreaktion des Wächters kam zu spät. Sein überraschter Schmerzensschrei wurde erstickt, als er mit dem Hinterkopf wuchtig auf dem harten Metallboden aufschlug und sofort das Bewusstsein verlor.
Quistis blickte halb zufrieden und halb schuldbewusst zu ihm hinunter. Er würde die
schlimmsten Kopfschmerzen seines Lebens haben, wenn er erwachte. Wahrscheinlich sogar eine Gehirnerschütterung.
Aber sie hatte jetzt andere Sorgen.
Mit geübtem Blick schaute Quistis sich um und wägte blitzschnell die Möglichkeiten ab, die sich ihr darboten. Sie könnte wieder nach unten laufen und versuchen, Selphie und Xell zu befreien, aber die Gefahr, entdeckt zu werden, wäre dabei viel zu groß. Sie könnte nach Squall suchen, aber erstens war sie sich nicht einmal sicher, ob er noch lebte, und zweitens war eine solche Suche bei hunderten von Zellen ein Akt der Unmöglichkeit. Blieb also nur die
Treppe nach oben.
Mit schnellen Schritten begann Quistis den Weg zurückzulaufen, den sie gekommen war, aber es war schon zu spät.
Sie hatte noch nicht mal den halben Weg bis zum Treppenabsatz hinter sich gebracht, als sie plötzlich von hinten gepackt und zu Boden geworfen wurde. Die Wache war anscheinend schneller wieder aufgewacht, als sie angenommen hatte.
Sie spürte, wie jemand ihren Arm packte und ihn brutal auf den Rücken verdrehte.
Gleichzeitig krallte sich eine Hand in ihr Haar und presste ihren Kopf auf den Boden.
Verzweifelt versuchte Quistis sich zu wehren, aber ihr Gegner schien überdurchschnittlich stark zu sein, denn je mehr sie sich bewegte, desto fester wurde sie gegen den Boden gepresst, bis sie das Gefühl hatte, kaum noch atmen zu können.
Erst, als sie aufhörte, sich befreien zu wollen, ließ auch ihr Gegner langsam ihren Arm so weit los, dass er aufhörte zu schmerzen, lockerte seinen Griff an ihrem Nacken aber nicht. Sie spürte, wie sich der Angreifer langsam zu ihr herunterbeugte, bis sich sein Kopf so dicht neben ihrem Ohr befand, dass sie seinen Atem spüren konnte.
„Quistis", flüsterte er. „Wer hätte gedacht, dass wir uns auf diese Weise noch mal wieder sehen?"
Quistis keuchte entsetzt, als sie die Stimme erkannte. Der Mann, der sie gerade so
rücksichtslos überwältigt hatte war kein anderer als… „Cifer!" Sie presste den Namen kaum hörbar zwischen den Zähnen hervor, trotzdem hörte sie, dass der junge Mann leise lachte.
„Du hast mich also wenigstens nicht vergessen."
„Wie könnte ich?", entgegnete Quistis. Sie war noch immer außer Atem und die Tatsache, dass Cifer sie immer noch am Boden festhielt, machte ihre Situation nicht gerade erträglicher.
„Würdest du jetzt bitte von mir heruntergehen?"
Sie löste ihren Arm aus seinem Griff und wandte den Kopf um ihn anzublicken. Ihre
Gesichter waren sich jetzt so nah, dass sich ihre Nasenspitzen fast berührten. Quistis wurde die Situation von Sekunde zu Sekunde unangenehmer.
„Nur wenn ich es will", antwortete Cifer immer noch im Flüsterton und seine Lippen
verzogen sich zu einem angedeuteten Lächeln.
Er hatte sich kein bisschen verändert.
Es fiel ihr schwer, dem Blick seiner blauen Augen stand zu halten. Die Art, wie er sie ansah, hatte sie schon früher oft irritiert, damals, als sie noch seine Lehrerin gewesen war. Sie konnte sich gut an die Zeit erinnern, als sie versucht hatte, einen Vortrag über die verschiedenen
Klassen von Guardian Forces zu halten, während er in der letzten Bankreihe saß,
zurückgelehnt, die Arme locker vor der Brust verschränkt, und sie auf diese eigenartig Weise anschaute. Er hatte sie immer angeschaut. Selbst, wenn sie ihm den Rücken zugewandt hatte, hatte sie den Blick seiner eisblauen Augen wie eine Berührung im Nacken spüren können. Es hatte sie nervös gemacht. Und es machte sie auch jetzt nervös.
Plötzlich erklang hinter ihnen ein qualvolles Stöhnen, gefolgt von einem unterdrückten Fluch.
Cifer wandte den Kopf und runzelte die Stirn. „Wenn du versuchst zu fliehen, kann ich für nichts garantieren", sagte er und löste endlich seinen Griff, der sie eisern an den Boden gefesselt hatte, um sich aufzurichten.
Quistis atmete innerlich tief durch und beeilte sich, ebenfalls vom Boden aufzustehen.
Der Wächter, den sie niedergeschlagen hatte, war erwacht. Mit ein paar schnellen Schritten war Cifer bei ihm, ließ sich neben ihm niedersinken und wechselte mit ihm ein paar gedämpfte Worte, die Quistis auf die Entfernung nicht verstehen konnte. Der Blick jedoch, mit dem der junge Mann sie maß, als er sich endlich aufgerappelt hatte und halbwegs wieder bei klarem Verstand war, sprach Bände. Quistis konnte es ihm nicht einmal übel nehmen.
Seine Nase blutete und auf seiner Stirn hatte sich bereits in der kurzen Zeit eine riesige Beule gebildet, die sich dunkel zu verfärben begann.
Cifer sagte ein paar weitere Worte zu ihm, woraufhin der Wachmann nickte und an Quistis vorbei die Treppe hinaufstieg. „Miststück", zischte er ihr aus zusammengebissenen Zähnen zu und betastete demonstrativ mit der rechten Hand seine angeschwollene Stirn. Dann verschwand er im oberen Stockwerk.
Quistis blickte ihm sekundenlang nach und wandte sich schließlich wieder zu Cifer um.
„Warum hast du mich hierher bringen lassen?"
Der blonde, junge Mann verschränkte die Arme vor der Brust und blickte sie herausfordernd an. „Mir war langweilig." Auf seinen Lippen erschien ein sarkastisches Lächeln. „Da dachte
ich mir, wir unterhalten uns ein bisschen."
Quistis schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht, dass ich dir irgend etwas zu sagen habe."
„Ach?" Cifer hob eine Augenbraue. „Da bin ich aber anderer Meinung. Außerdem gibt es da jemanden, der dich sehen möchte…"
Er streckte die Hand aus, um ihr etwas zu geben.
Zögernd trat Quistis auf ihn zu und blickte ihn durchdringend an. „Was ist das?"
Cifer antwortete nicht, sondern ergriff einfach ihre Hand und ließ etwas kaltes, metallisches durch ihre Finger gleiten.
Quistis riss überrascht die Augen auf. Auf ihrer Handfläche lag eine feingliedrige, silberne Kette, an deren Ende ein Medaillon hing, dass sie nur zu gut kannte: Der Anhänger hatte die Form eines Löwenkopfes, der nach unten hin zusammenlief und eine Art Pfeilspitze bildete.
Sie hatte dieses Symbol tausend mal gesehen und der Träger dieser Halskette war ihr nicht fremd.
„Squall…", flüsterte sie.
Sie blickte Cifer hoffnungsvoll an. „Er lebt noch?"
In Cifer's Augen blitzte es spöttisch. „Ja, er lebt noch. Ich bin mir aber nicht sicher, ob das auch nachher noch so sein wird. Das hängt ganz davon ab…"
„Wovon?", fragte Quistis als er nicht von alleine sprach.
„Das hängt davon ab, wie kooperativ du dich zeigst", vollendete er den Satz.
Quistis blickte sekundenlang auf die Kette in ihrer Hand hinunter, dann sah sie wieder Cifer an. „Ich werde alles tun, was du verlangst."
Cifer nickte zufrieden.
*****
So, das war Teil eins.
Ach ja, was ich noch vergessen habe zu sagen: Du kannst entscheiden, wie die Geschichte weitergeht.
Möchtest du eine QuistisXSeifer- oder lieber eine QuistisXSquall-Geschichte? (Oder lieber SeiferXSquall? *g* Oder wie wär's mit SeiferXQuistisXSquall? *G*) Oder doch lieber etwas ganz anderes?
Schreib einfach in die Reviewbox, was du dir wünschst, und ich werde sehen, was sich machen lässt...
Bis dann und nochmal danke fürs lesen.
Hallo und danke, dass du dir die Zeit nimmst und meine Geschichte liest.
Dies ist meine erste deutsche fanfiction zu Final fantasy VIII - ich habe vorher schon mal ein paar englische versucht, deswegen habe ich manchmal Probleme mit den deutschen Namen. Wenn ich zu schnell tippe, passiert es einfach ab und zu, dass ich Seifer statt Cifer schreibe oder Zell statt Xell. Ich habe den Text drei mal nach derartigen fehlern durchsucht, habe aber keine mehr gefunden. Wenn du trotzdem noch welche entdecken solltest: Sorry! Du weißt ja, wer gemeint ist...
Die Handlung beginnt übrigens mitten im Spiel, nämlich am Anfang der zweiten CD: Der Anschlag auf die Hexe Edea ist misglückt, Squall ist verletzt worden und nun in der gewalt von Cifer. Quistis, Selphie und Xell sitzen im Gefängnis und warten auf ihre Hinrichtung, und Rinoa und Irvine treiben sich irgendwo draußen in der Wüste herum.
So, jetzt genug persönliche Anmerkungen und los mit der Geschichte. Viel Spaß!
*****
Redemption
Im Nachhinein hätte sie nicht mehr sagen können, wie viel Zeit vergangen war. Vielleicht eine Stunde, vielleicht ein Tag, vielleicht noch länger – es war belanglos. Nicht einmal die Tageszeit konnte sie einschätzen. Egal ob es nach Mitternacht war oder draußen in der Wüste die Sonne brannte, hier drinnen herrschte immer das gleiche, farblose Zwielicht der Neonröhren an der Decke, und das war das einzige, was zählte.
Sie hatte längst aufgegeben zu hoffen, dass irgend jemand oder irgend etwas sie noch retten könnte. Squall war wahrscheinlich tot, Rinoa und Irvine hatten sich aus dem Staub gemacht und würden nicht wieder zurück kommen, und auch Direktor Cid schien sich erstaunlich wenig um den Verbleib seiner SeeDs zu kümmern. – Sonst wusste niemand, wo sie waren.
Quistis Trepe, Selphie Tilmitt, Xell Dincht… Man würde ihre Akten einfach irgendwann aus dem Register von Balamb Garden entfernen und sie zu den anderen verschwundenen SeeDs legen, die von irgend welchen Missionen einfach nicht mehr zurück gekehrt waren.
Quistis lächelte traurig und ließ den Kopf gegen die kalte Metallwand sinken. Sie hatte niemals gedacht, dass sie so enden würde. In einer Gefängniszelle verrottend.
Sie blickte zu ihren beiden Begleitern hinüber. Xell hatte sich mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt und starrte mit leerem Ausdruck zur Decke hinauf. Selphie hatte ihren Kopf auf seine Knie gelegt und schlief. Sie war für die beiden verantwortlich gewesen und das war daraus geworden. Jetzt saßen sie alle zusammen in diesem Loch und warteten auf ihre Exekution. Sie hatte schon wieder als Anführerin versagt. Cid hatte vollkommen Recht gehabt.
Plötzlich wurden Schritte laut und im nächsten Moment wurde die Zellentür mit solch einem Ruck aufgestoßen, dass sie mit einem dumpfen Knall gegen die Gefängniswand schlug.
Erschrocken hob Quistis den Kopf. Aus den Augenwinkeln nahm sie wahr, dass auch Selphie aus ihrem Schlaf aufgeschreckt war, und Xell sich alarmiert aufgerichtet hatte.
In der Tür standen zwei Wachen. Quistis erkannte erleichtert, dass es nicht die beiden Männer waren, mit denen Xell zuvor schon Ärger gehabt hatte, trotzdem warf sie ihm einen Blick zu, der ihm gebot, diesmal zurückhaltender zu sein. Xell nickte unmerklich, aber seine Haltung verriet deutlich seine Anspannung, als einer der beiden Wächter auf ihn zutrat und auf Selphie hinunterblickte, die jetzt neben ihm auf dem Boden saß.
„Bist du Quistis Trepe?", fragte er sie.
Quistis runzelte die Stirn. Was konnten diese Männer von ihr wollen?
Selphie antwortete dem Wächter nicht, sondern warf statt dessen Quistis einen hilfesuchenden Blick zu.
Quistis atmete einmal tief ein und sagte dann laut: „Das bin ich."
Der Wachmann wandte sich um. „Gut." Er durchquerte den Raum bis er direkt vor ihr stand und streckte ihr die Hand entgegen, um ihr aufzuhelfen. „Mitkommen."
Quistis ignorierte seine Hand und richtete sich mühsam auf. Jedes Glied in ihrem Körper schmerzte vom langen Sitzen und sie fühlte sich so schwach wie schon lange nicht mehr.
Trotzdem schaffte sie es irgendwie, sich davon fast nichts anmerken zu lassen, als sie in herausforderndem Tonfall fragte: „Worum geht es?"
„Befehl von Cifer Almasy", entgegnete der Wachmann. „Er will dich sprechen."
Die Falte zwischen Quistis' Augenbrauen wurde tiefer. Cifer wollte sie sprechen? Wohl eher verhören. Aber aus welchem Grund? Wusste er denn nicht schon alles, was er wissen musste?
Sie warf Xell und Selphie einen vielsagenden Blick zu, den die beiden nur mit Schulterzucken kommentieren konnten.
„Hier entlang." Der Wächter trat wieder auf den Gang hinaus und gab ihr mit einer Geste zu verstehen, dass sie ihm folgen sollte.
„Pass auf dich auf", flüsterte Selphie ihr zu.
„Natürlich", entgegnete Quistis und zwang sich zu einem aufmunternden Lächeln. Dann trat ebenfalls auf den Gang hinaus und folgte dem Wachposten. Hinter ihr wurde die Tür mit einem lauten Knall wieder zugeschlagen und abgesperrt. Die zweite Wache blieb zurück.
Offenbar nahm man an, dass sie ohne Waffe keine Gefahr darstellte und keinen Fluchtversuch unternehmen würde.
Während sie die unzähligen Stufen der Gefängnistreppen hinaufstieg, spürte sie, wie ihr Körper langsam wieder zu Kräften kam. Die Bewegung tat ihr gut.
Es dauerte ungefähr zehn Minuten bis sie das oberste Stockwerk des Gefängnisses erreichten.
Quistis und der Wächter passierten eine Treppe, und blieben schließlich vor einer massiven Metalltür am Ende des Ganges stehen.
„Da wäre wir", sagte der Wachmann und deutete auf die Tür. „Dahinter ist es."
Quistis nickte. „Dann werde ich jetzt… oje." Sie ließ sich in die Hocke sinken und ließ ihre rechte Hand langsam über den Boden streichen.
„Was ist los?" Der Wächter blickte verwirrt zu ihr hinunter.
„Meine Kontaktlinse… ich habe sie verloren…."
Der Wachmann trat einen Schritt zurück und ließ sich ebenfalls vorsichtig in die Hocke sinken. In seiner Stimme lag unverhohlenes Misstrauen, als er sagte: „Wenn das ein Trick ist…"
Quistis blickte ihn überrascht an. „Aber natürlich ist das ein Trick." Mit einem Satz war die junge Frau auf den Beinen und trat ihrem Gegenüber mit voller Wucht ins Gesicht. Jegliche Reflexreaktion des Wächters kam zu spät. Sein überraschter Schmerzensschrei wurde erstickt, als er mit dem Hinterkopf wuchtig auf dem harten Metallboden aufschlug und sofort das Bewusstsein verlor.
Quistis blickte halb zufrieden und halb schuldbewusst zu ihm hinunter. Er würde die
schlimmsten Kopfschmerzen seines Lebens haben, wenn er erwachte. Wahrscheinlich sogar eine Gehirnerschütterung.
Aber sie hatte jetzt andere Sorgen.
Mit geübtem Blick schaute Quistis sich um und wägte blitzschnell die Möglichkeiten ab, die sich ihr darboten. Sie könnte wieder nach unten laufen und versuchen, Selphie und Xell zu befreien, aber die Gefahr, entdeckt zu werden, wäre dabei viel zu groß. Sie könnte nach Squall suchen, aber erstens war sie sich nicht einmal sicher, ob er noch lebte, und zweitens war eine solche Suche bei hunderten von Zellen ein Akt der Unmöglichkeit. Blieb also nur die
Treppe nach oben.
Mit schnellen Schritten begann Quistis den Weg zurückzulaufen, den sie gekommen war, aber es war schon zu spät.
Sie hatte noch nicht mal den halben Weg bis zum Treppenabsatz hinter sich gebracht, als sie plötzlich von hinten gepackt und zu Boden geworfen wurde. Die Wache war anscheinend schneller wieder aufgewacht, als sie angenommen hatte.
Sie spürte, wie jemand ihren Arm packte und ihn brutal auf den Rücken verdrehte.
Gleichzeitig krallte sich eine Hand in ihr Haar und presste ihren Kopf auf den Boden.
Verzweifelt versuchte Quistis sich zu wehren, aber ihr Gegner schien überdurchschnittlich stark zu sein, denn je mehr sie sich bewegte, desto fester wurde sie gegen den Boden gepresst, bis sie das Gefühl hatte, kaum noch atmen zu können.
Erst, als sie aufhörte, sich befreien zu wollen, ließ auch ihr Gegner langsam ihren Arm so weit los, dass er aufhörte zu schmerzen, lockerte seinen Griff an ihrem Nacken aber nicht. Sie spürte, wie sich der Angreifer langsam zu ihr herunterbeugte, bis sich sein Kopf so dicht neben ihrem Ohr befand, dass sie seinen Atem spüren konnte.
„Quistis", flüsterte er. „Wer hätte gedacht, dass wir uns auf diese Weise noch mal wieder sehen?"
Quistis keuchte entsetzt, als sie die Stimme erkannte. Der Mann, der sie gerade so
rücksichtslos überwältigt hatte war kein anderer als… „Cifer!" Sie presste den Namen kaum hörbar zwischen den Zähnen hervor, trotzdem hörte sie, dass der junge Mann leise lachte.
„Du hast mich also wenigstens nicht vergessen."
„Wie könnte ich?", entgegnete Quistis. Sie war noch immer außer Atem und die Tatsache, dass Cifer sie immer noch am Boden festhielt, machte ihre Situation nicht gerade erträglicher.
„Würdest du jetzt bitte von mir heruntergehen?"
Sie löste ihren Arm aus seinem Griff und wandte den Kopf um ihn anzublicken. Ihre
Gesichter waren sich jetzt so nah, dass sich ihre Nasenspitzen fast berührten. Quistis wurde die Situation von Sekunde zu Sekunde unangenehmer.
„Nur wenn ich es will", antwortete Cifer immer noch im Flüsterton und seine Lippen
verzogen sich zu einem angedeuteten Lächeln.
Er hatte sich kein bisschen verändert.
Es fiel ihr schwer, dem Blick seiner blauen Augen stand zu halten. Die Art, wie er sie ansah, hatte sie schon früher oft irritiert, damals, als sie noch seine Lehrerin gewesen war. Sie konnte sich gut an die Zeit erinnern, als sie versucht hatte, einen Vortrag über die verschiedenen
Klassen von Guardian Forces zu halten, während er in der letzten Bankreihe saß,
zurückgelehnt, die Arme locker vor der Brust verschränkt, und sie auf diese eigenartig Weise anschaute. Er hatte sie immer angeschaut. Selbst, wenn sie ihm den Rücken zugewandt hatte, hatte sie den Blick seiner eisblauen Augen wie eine Berührung im Nacken spüren können. Es hatte sie nervös gemacht. Und es machte sie auch jetzt nervös.
Plötzlich erklang hinter ihnen ein qualvolles Stöhnen, gefolgt von einem unterdrückten Fluch.
Cifer wandte den Kopf und runzelte die Stirn. „Wenn du versuchst zu fliehen, kann ich für nichts garantieren", sagte er und löste endlich seinen Griff, der sie eisern an den Boden gefesselt hatte, um sich aufzurichten.
Quistis atmete innerlich tief durch und beeilte sich, ebenfalls vom Boden aufzustehen.
Der Wächter, den sie niedergeschlagen hatte, war erwacht. Mit ein paar schnellen Schritten war Cifer bei ihm, ließ sich neben ihm niedersinken und wechselte mit ihm ein paar gedämpfte Worte, die Quistis auf die Entfernung nicht verstehen konnte. Der Blick jedoch, mit dem der junge Mann sie maß, als er sich endlich aufgerappelt hatte und halbwegs wieder bei klarem Verstand war, sprach Bände. Quistis konnte es ihm nicht einmal übel nehmen.
Seine Nase blutete und auf seiner Stirn hatte sich bereits in der kurzen Zeit eine riesige Beule gebildet, die sich dunkel zu verfärben begann.
Cifer sagte ein paar weitere Worte zu ihm, woraufhin der Wachmann nickte und an Quistis vorbei die Treppe hinaufstieg. „Miststück", zischte er ihr aus zusammengebissenen Zähnen zu und betastete demonstrativ mit der rechten Hand seine angeschwollene Stirn. Dann verschwand er im oberen Stockwerk.
Quistis blickte ihm sekundenlang nach und wandte sich schließlich wieder zu Cifer um.
„Warum hast du mich hierher bringen lassen?"
Der blonde, junge Mann verschränkte die Arme vor der Brust und blickte sie herausfordernd an. „Mir war langweilig." Auf seinen Lippen erschien ein sarkastisches Lächeln. „Da dachte
ich mir, wir unterhalten uns ein bisschen."
Quistis schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht, dass ich dir irgend etwas zu sagen habe."
„Ach?" Cifer hob eine Augenbraue. „Da bin ich aber anderer Meinung. Außerdem gibt es da jemanden, der dich sehen möchte…"
Er streckte die Hand aus, um ihr etwas zu geben.
Zögernd trat Quistis auf ihn zu und blickte ihn durchdringend an. „Was ist das?"
Cifer antwortete nicht, sondern ergriff einfach ihre Hand und ließ etwas kaltes, metallisches durch ihre Finger gleiten.
Quistis riss überrascht die Augen auf. Auf ihrer Handfläche lag eine feingliedrige, silberne Kette, an deren Ende ein Medaillon hing, dass sie nur zu gut kannte: Der Anhänger hatte die Form eines Löwenkopfes, der nach unten hin zusammenlief und eine Art Pfeilspitze bildete.
Sie hatte dieses Symbol tausend mal gesehen und der Träger dieser Halskette war ihr nicht fremd.
„Squall…", flüsterte sie.
Sie blickte Cifer hoffnungsvoll an. „Er lebt noch?"
In Cifer's Augen blitzte es spöttisch. „Ja, er lebt noch. Ich bin mir aber nicht sicher, ob das auch nachher noch so sein wird. Das hängt ganz davon ab…"
„Wovon?", fragte Quistis als er nicht von alleine sprach.
„Das hängt davon ab, wie kooperativ du dich zeigst", vollendete er den Satz.
Quistis blickte sekundenlang auf die Kette in ihrer Hand hinunter, dann sah sie wieder Cifer an. „Ich werde alles tun, was du verlangst."
Cifer nickte zufrieden.
*****
So, das war Teil eins.
Ach ja, was ich noch vergessen habe zu sagen: Du kannst entscheiden, wie die Geschichte weitergeht.
Möchtest du eine QuistisXSeifer- oder lieber eine QuistisXSquall-Geschichte? (Oder lieber SeiferXSquall? *g* Oder wie wär's mit SeiferXQuistisXSquall? *G*) Oder doch lieber etwas ganz anderes?
Schreib einfach in die Reviewbox, was du dir wünschst, und ich werde sehen, was sich machen lässt...
Bis dann und nochmal danke fürs lesen.
