Abriegelung
Staffel 9, Folge 19
Geschrieben von SeriesTherapy und bunysliper
Übersetzt von KBRC87
Gegengelesen von crazysecondname
Der nachfolgende Text ist eine fiktive Geschichte von Autoren ohne jegliche Beziehung zur ABC-Sendung „Castle". Erkennbare Charaktere sind Eigentum von Andrew Marlowe und ABC. Namen, Orte und Geschehnisse sind Produkt der Kreativität des Autors oder werden fiktiv genutzt. Jegliche Ähnlichkeit zu tatsächlichen Personen, lebend oder tot, Unternehmen, Firmen, Ereignissen oder Örtlichkeiten ist rein zufällig.
Kapitel 1
Es war nicht einmal sechs Uhr morgens, als Captain Beckett das Revier betrat. Wie gewöhnlich blieb sie stehen, um sich mit dem diensthabenden Sergeant zu unterhalten und dann nahm sie den Aufzug in den vierten Stock. Die Nachtschicht ging zu Ende und es gab nur ein paar Frühaufsteher wie sie selbst, also sah der Bereich leerer aus als normal. Zu dieser Zeit schritten alle Aktivitäten langsamer voran, während die Arbeitnehmer darauf warteten, dass das Koffein wirkte.
Beckett hatte nichts gegen einen frühen Start. Hatte sie nie. Sie fand, dass die Ruhe ihr beim Denken half.
Und während Ryan diese Sentimentalität mit der Sonne anzukommen, nicht teilen dürfte, war sie nicht überrascht, ihn zu dieser frühen Stunde schwer vertieft in Papierkram vorzufinden. Sie wusste, dass es daran lag, dass er am Nachmittag früher Feierabend machen wollte, um mehr Zeit mit seiner Familie zu verbringen.
„Morgen, Ryan", grüßte sie auf dem Weg zu ihrem Büro.
„Hey, Boss, was machst du hier?", fragte Ryan. „Ich hätte nicht gedacht, dass du an deinem letzten Tag so früh herkommst."
„Ich muss sicher gehen, dass alles bereit ist", antwortete sie.
Es war ihr letzter Tag vor ihrem Mutterschaftsurlaub und abgesehen von ein bisschen unvollendetem Papierkram war alles für ihren Weggang vorbereitet. Sie musste nur noch ein paar Dinge erledigen, nichts Ernstes.
An Tagen wie diesem, wenn sie so früh im Revier ankam - oder eher, wenn Castle zu Hause blieb - hatte sie ein Ritual entwickelt. Das erste, was sie tun würde, war, ihre Sachen abzustellen und ihren Computer einzuschalten. Dann würde sie sich eine Tasse Kaffee holen, während der Computer zum Leben erwachte. Sie bevorzugte den Kaffee, den ihr Ehemann zubereitete, aber ihre Koffeindosis zu bekommen, konnte nicht immer warten. Natürlich musste ihr Kaffee derzeit entkoffeiniert sein, aber alte Gewohnheiten ließen sich schwer ablegen. Dieser Morgen war nicht anders.
Sie nahm sich Zeit, ihren Kaffee so zuzubereiten, wie sie ihn mochte und kehrte dann an ihren Schreibtisch zurück, bereit, sich dem endlosen Stapel Papierkram zu stellen. Sie war gerade dabei, auf eine E-Mail vom Polizeipräsidium über ihren Mutterschaftsurlaub zu antworten, als plötzlich alle Lichter ausgingen und das ganze Stockwerk in Dunkelheit gehüllt war. Unbeholfen stand sie von ihrem Stuhl auf, schaffte es, zur Tür zu kommen, indem sie die Kante ihres Schreibtisches festhielt und sich vom spärlichen Licht, das durch die geschlossenen Jalousien fiel, leiten ließ.
„Keine Sorge, es ist nur ein Stromausfall", rief sie laut genug, dass es jeder über das wachsende Stimmengewirr hinweg hören konnte. „Der Notstromgenerator wird in einer Sekunde anspringen." Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, gingen die Lichter wieder an und sie sah ein paar Officers deutlich erleichtert seufzen.
„Seht ihr? Nichts, weswegen man sich fürch-"
Aber ihr Satz wurde abrupt von einem Chor aus Schreien und lautem Knallen unterbrochen, der aus der Ferne kam.
„Es scheint von den Arrestzellen zu kommen", sagte Vikram von der Tür des Technikraums.
Beckett musste nur einen Blick mit Ryan teilen, um ihn in die generelle Richtung der Geräusche zu schicken, mit gezogener und schussbereiter Waffe. Ihre Schwangerschaft machte es ihr schwer, zu folgen und so kam sie ein paar Sekunden nach ihm und einigen anderen zum Schauplatz. Das erste, was ihre Aufmerksamkeit auf sich zog, war der Körper eines Officers auf dem Boden.
„Es ist Parker. Er war gestern Nacht für die Arrestzellen verantwortlich", informierte LT sie.
Ryan kauerte sich neben den Leichnam, die Hand am Hals des Mannes, die Vitalfunktionen überprüfend. Er schüttelte den Kopf und drehte sich zu Beckett um.
„Er ist tot", bestätigte er.
Beckett nahm diese Information immer noch auf, als sie LT wieder sprechen hörte. Die Dringlichkeit in seiner Stimme war unverkennbar.
„Die Zellen", sagte er. „Die Zellen sind offen."
„Und leer", fügte Ryan hinzu, sich mit einer Hand übers Gesicht fahrend.
„Ich muss das melden", sagte Beckett, ihre Tasche abklopfend, nur um festzustellen, dass sie kein Handy hatte. Verdammt, sie musste es auf ihrem Schreibtisch liegen gelassen haben. „Ryan, kann ich..."
„Klar, Boss." Er entsperrte das Telefon für sie und reichte es ihr. Sie lächelte kurz über sein Hintergrundfoto, bevor sie die Wähltastatur aufrief und Gates' Telefonnummer eintippte.
Nur, dass nichts passierte. Das Telefon von ihrem Ohr nehmend, sah sie, wie die Worte Kein Signal sie anstarrten.
„Hast du normalerweise hier drin Empfang?", fragte sie.
„Ja, volle Stärke. Warum?"
Beckett zeigte ihm das Telefon. „Weil du gerade nichts hast."
Die anderen knurrten ähnliche Ansichten, als sie ihre Telefone überprüften. Ihr Magen drehte sich um, als einer der Beamten den Hörer in die Ecke abnahm und das gleiche über das Festnetz sagte.
„Es gibt kein Freizeichen, Captain."
Den Raum durchsuchend, um die Situation einzuschätzen, reagierte Beckett, bevor irgendwelche der anwesenden Leute ein weiteres Wort sagen konnten. Sie wandte sich an die Officers hinter ihr und sprach mit sehr klarer Stimme.
„Baker, Sanders, Sie müssen nach unten zu gehen, nach draußen, benutzen Sie Ihre Telefone oder finden Sie eines, das funktioniert. Rufen Sie Gates im Polizeipräsidium an und sagen Sie ihr, dass wir einen Vorfall haben. Sagen Sie ihr, dass wir daran arbeiten, es zu lösen, aber niemand verlässt dieses Gebäude, bis wir die verantwortliche Person gefunden haben. Blockieren Sie alle Ausgänge. Von diesem Moment an ist das Revier abgeriegelt."
Das heiße Wasser tat Wunder für seine Stimmung. Kyle hatte in der Nachtschicht gearbeitet und war fast am Tagträumen von seinem Bett. Aber vorher hatte er ein Date. Die Aussicht war genug, um ein müdes Lächeln auf sein Gesicht zu bringen. Mit Alexis' heranstürmendem Abschluss, hatten sie kaum Zeit, sich zu sehen, also hatten sie sich darauf geeinigt, hier und da ein paar Mahlzeiten zu teilen, zwischen seinen Schichten und ihrem Unterricht und Lerneinheiten.
Alexis sollte ihn außerhalb des Reviers treffen, um zu einem ihrer liebsten Diners zum Frühstück zu gehen, aber er hatte noch ein paar Minuten Zeit, um die Wärme der Dusche zu genießen, bevor er losgehen musste.
Er dachte immer noch über ihre Pläne nach, als plötzlich die Lichter in der Umkleidekabine ausgingen. Effektiv entfernte er die letzten Reste von Shampoo aus seinen Haaren, drehte den Griff, um den Wasserfluss zu stoppen und langte blind nach dem Handtuch. Es gelang ihm, es zu finden und die kleine Kabine zu verlassen, als die Lichter wieder angingen und er ließ fast das Handtuch los, als er einen anderen Mann im Raum sah.
„Wow, Mann, ich habe dich gar nicht gesehen!", rief er und fasste das Handtuch fester um seine Hüften.
„Nun, offensichtlich", sagte der andere Mann, die letzten Knöpfe seines Hemdes schließend. „Es gab kein Licht."
„Ja, also... was denkst du, was das war?", fragte Kyle, während er sich so schnell wie möglich anzog.
„Keine Ahnung." Der Mann zuckte mit den Schultern. „Ich bin mir sicher, dass es nichts war. Mach dir keine Sorgen darüber."
Kyle bemerkte, dass der Mann leicht um Atem rang, wahrscheinlich durch die Anstrengung, sich so schnell anzuziehen wie er. Er quälte sich schließlich selbst.
„Vielleicht", räumte Kyle ein, „aber ich bin mir nicht so sicher. Etwas fühlt sich komisch an."
„Na und? Gehörst du zu den Polizisten, die den ‚Ahnungen' und dem ganzen Mist hinterherlaufen? Ein Stromausfall ist ein Stromausfall, Supercop."
Er antwortete nicht, entschied, dass es das nicht wert war. Angesichts der Uhrzeit war der andere Mann wahrscheinlich genauso müde wie er.
„Mist, Mark, das Revier ist abgeriegelt!"
Der Ausruf kam von einem anderen Mann, der außer Atem und deutlich beunruhigt in den Raum stürmte, wenn die Art, wie seine Brust sich hob, ein Hinweis war. Seine Uniform war derangiert und Schweißtropfen liefen ihm übers Gesicht.
„Abgeriegelt?", fragte Kyle, sichergehend, dass er richtig gehört hatte.
Der andere Officer drehte sich mit einem überraschten Gesichtsausdruck zu Kyle um, anscheinend merkend, dass er und Mark nicht allein in der Umkleide waren.
„Ja, das habe ich gehört", bestätigte der Neuankömmling, Officer Reynolds, laut seinem Abzeichen.
„Wir müssen herausfinden, was los ist", sagte Kyle, als er nach seiner Waffe griff. „Lasst uns gehen."
Seinem Telefon einen weiteren Blick zuwerfend, war Castle nicht wirklich überrascht, als er sah, dass die Nachricht, die er seiner Frau geschickt hatte, als er ihr Bett verließ, noch immer nicht gelesen war. Kate war in der vergangenen Woche jeden Tag früh ins Revier gegangen, um sich um die Dinge zu kümmern, bevor ihr Mutterschaftsurlaub begann und fast jeden Tag war ihre Hoffnung auf einen einfachen, ruhigen Tag auf der Strecke geblieben. Mehr als einmal war er ein paar Stunden nach einer SMS ins Revier gegangen, um ihren Schreibtisch leer vorzufinden und zu hören, dass sie auf dem Rückweg von einem spontanen Treffen mit Gates war. Aber zu dieser Stunde hoffte er, dass Beckett noch nicht die Chance hatte, auf ihr Handy zu sehen.
Er plante, sie zum Mittagessen zu treffen und für den Rest ihres letzten Arbeitstages zu bleiben, aber sie hatten beschlossen, sich für den Vormittag aufzuteilen und getrennt zu arbeiten. Tatsächlich bestand sein Ziel für den ersten Teil des Tages darin, sich um die Unterzeichnung des großen Bücherstapels zu kümmern, den Gina vor einer Woche geschickt hatte und den noch größeren Haufen von Kleidung, von dem er und Beckett beschlossen hatten, sich zu trennen, zu einem Spendenzentrum zu bringen.
Und er würde bald mit diesen Aufgaben beginnen, nach einem köstlichen, herzhaften Frühstück. Die Pfanne war fast auf Temperatur gebracht, was bedeutete, dass er die Eier und die gehackte Paprika schnell verquirlen musste. Sobald er diesen Teil in der Pfanne hatte, würde er den Toast anpacken.
Frühstück für Champions. Und Bestsellerautoren, die genug Energie haben wollten, um das Haus für die Ankunft ihrer Tochter herzurichten.
Rick lächelte vor sich hin, nur noch ein paar Wochen und Lily würde hier sein, was wunderbar und furchterregend zugleich war. Es war lange her, seit er ein Neugeborenes hatte.
Versunken in seine Vorausplanung, verpasste er beinahe das eindringliche Summen seines Telefons von der gegenüberliegenden Arbeitsplatte. Castle nahm das Gespräch an, ohne den Blick auf das Display zu richten. Schließlich war es wahrscheinlich seine Frau, die anrief, um über seine Nachricht zu sprechen. Sie hatte sich das in letzter Zeit angewöhnt, da sie keinem die Chance geben wollte, weggerissen zu werden, bevor sie es schaffte, eine Nachricht zu tippen.
„Vermisst du mich schon, Beckett?", neckte er, das Handy zwischen seine Schulter und sein Ohr steckend, um die Eier weiter zu verquirlen.
„Ich bin froh, dass du damit angefangen hast, so erbärmlich es war, denn ich möchte nichts von deinem anderen Bettgeflüster hören", schnaubte Esposito. Castle richtete sich auf, sein Mund öffnete sich, um sich zu verteidigen, aber sein Freund gab ihm keine Chance. „Hast du kürzlich mit ihr gesprochen? Beckett."
Castle stoppte, machte seinen Rücken gerade. Was war da los? „Nicht, seit sie heute früh gegangen ist, warum?"
„Schau, ich will nicht, dass du in Panik gerätst - oder irgendetwas Dummes machst - aber-"
Furcht taumelte durch seine Brust, ließ sein Herz in die Hose rutschen. Nichts Gutes folgte jemals, wenn man ihm sagte, er solle nicht in Panik geraten, besonders wenn es von Esposito kam. "Was ist passiert?"
„Hier unten gibt es einen Vorfall", begann Esposito. „Das Revier ist abgesperrt."
„Ich bin auf dem Weg", sagte er und riss den Knopf am Herd nach rechts - so hart, dass er hoffte, dass er das Ding nicht kaputt gemacht hatte.
„Nein, hör zu. Hör mir zu. Du musst bleiben, wo du bist."
Ja, verdammt zu spät dafür. „Ich bin gleich da."
Esposito knurrte in sein Ohr. „Hast du nicht gehört, was ich gerade gesagt habe?"
„Ich habe dich gehört, aber ich bin mir nicht sicher, ob ruhig und ‚das Revier ist abgesperrt' zwangsläufig zusammenpassen", schnauzte Castle. Er zwang sich Luft zu holen, als er in sein Schlafzimmer ging und seine Füße in die ersten Nicht-Hausschuhe schob, die er finden konnte. „Entschuldige. Konzentriert. Was zur Hölle ist passiert?"
„Ich versuche es noch herauszufinden. Ich hatte noch keinen Dienst, also weiß ich nicht, was es ausgelöst hat, aber ich habe einen Anruf vom Polizeipräsidium erhalten, die mir erzählt haben, dass es einen Zwischenfall gegeben hat und ich habe mich selbst versichert, dass es derzeit kein Herein- oder Herauskommen gibt. Der Funk ist gestört. Genauso wie die Telefone, das Festnetz und die Handys. Ich musste zum Ende des Blocks gehen, nur um ein Signal zu bekommen um dich anzurufen."
Das beruhigte ihn nicht. Kein verdammtes Stück.
„Da sie mir vorhin eine E-Mail geschrieben hat, gehe ich davon aus, dass Beckett bei der Arbeit war, richtig? Nicht aus irgendeinem anderen Grund aus dem Haus gegangen ist?"
Castle rieb sich die Stirn und sah sich nach einem Oberhemd um, das er über sein T-Shirt ziehen konnte. „Ja. Ja, sie ist heute wieder früh hingegangen."
„Ryan auch. Sarah Grace hat heute Abend Kleinkinderturnen. Das bedeutet, dass sie beide da drin sind", fügte Esposito hinzu, obwohl Castle, aufgrund der Lautstärke, das Gefühl hatte, dass es ein Gedanke war, den der Detective für sich behalten wollte.
„Also, was machen wir?", fragte er, seinen Fortschritt bilanzierend - er hatte sein Handy in der Hand, was bedeutete, dass er noch Schlüssel und seine Brieftasche brauchte. „Uns hinten hereinschleichen? Nach geheimen Nachrichten auf den Jalousien suchen?"
Esposito seufzte. „Ich kann dich nicht davon überzeugen, zu Hause zu bleiben, oder?"
„Während meine Frau und meine Freunde unter Verschluss sind und wir nicht einmal mit ihnen kommunizieren können? Keine Chance."
„In diesem Fall, warum triffst du mich nicht in deinem Büro - dein altes Büro, was auch immer - und vielleicht kann Hayley uns helfen herauszufinden, was zum Teufel vor sich geht."
Castle nickte und machte sich eine mentale Notiz, Hayley anzurufen und sie auf den neusten Stand zu bringen, nachdem er und Espo mit telefonieren fertig waren. „Ich bin unterwegs."
Sekunden später war er auf dem Weg aus der Tür, einen kurzen Blick auf den Stapel mit Spenden werfend, der an der Treppe wartete.
Der Frühjahrsputz musste warten.
