Author's note: Hallo und herzlich willkommen zu Echo! Es freut mich sehr, wenn sich deutschsprachige Leser hierher verirren - und möglicherweise nicht gleich wieder wegklicken. Ich selbst lese Author's notes nur selten, darum möchte ich mich kurz fassen.

Die Fanfiction ist bereits abgeschlossen und wird daher recht schnell und regelmäßig hochgeladen. Über Feedback freue ich micht natürlich trotzdem - und sei es nur um zumindest das Gefühl zu bekommen, dass das hier überhaupt jemanden interessiert.

Zudem möchte ich, ohne viel von der Handlung vorwegzunehmen, darauf hinweisen, dass ich mir große Mühe gegeben habe, meine OCs - anders als es in manch anderen Self-Inserts vorkommt - realistisch, glaubwürdig und mit Charaktertiefe zu gestalten. Sie entsprechen keinen realen Personen, der "Insert" moderner Menschen in die Welt von Dragon Age dient als zentrales Handlungselement und Plottreiber, und nicht primär dazu, Cullen x OC zu shippen. Das auch, aber eben nicht primär. :P

Genug gelabert, enjoy!

~4Five

P.S. Rated T for language, loose morals, evil jokes and bad human qualities.


PROLOG

9:07 Zeitalter der Drachen

»Und dieser Mann kann uns tatsächlich helfen, meint Ihr?«

Der Graue Wächter war skeptisch über die Entscheidung seines Kommandanten. Ein alter Greis war niemand, den er in seiner Armee haben wollte. Nun, es war nicht seine Armee – noch nicht – und darum hielt er sich mit Ratschlägen zurück. Ein Untergebener hatte seinem Vorgesetzten nicht grundlos Kontra zu geben. Dale war ein scharfsinniger Mann, der in seinem Leben quasi unendlich viele Schlachten gegen die Dunkle Brut geschlagen hatte. Obwohl die letzte Verderbnis vierhundert Jahre her war, fanden sich immer wieder einzelne Horte von Dunkler Brut in entlegeneren Gebieten. Man konnte von den Zwergen nicht verlangen, die ganze Arbeit alleine zu machen. Ein übermächtiger Feind würde immer einen Weg in feindliche Gefilde finden, um dort Sorge zu entfachen. Solange sich die Gruppen in überschaubaren Größen hielten, bestand kein Grund zur Beunruhigung. Umso weniger verstand er, weshalb Dale darauf bestand, diesem Herren einen Besuch abzustatten.

Obwohl König Maric den Grauen Wächtern die Rückkehr nach Ferelden erlaubt hatte, bestand der Orden nach wie vor aus niemandem mehr als Duncan selbst und dem wortkargen Mann aus Weisshaupt, den man ihm übergangsweise vor die Nase gesetzt hatte. Wie gerne hätte er Fiona an seiner Seite gehabt. Dass der König das Exil der Grauen Wächter überhaupt aufgehoben hatte, war ein Wunder gewesen. Oder eher ein Fluch, denn nun hatte das Hauptquartier Duncan die undankbare Aufgabe aufgehalst, Fereldens Wächter stark zu machen. Ihm alleine.

»Was stört dich mehr an ihm, Duncan?«, fragte Dale. »Sein Alter, seine Fähigkeiten, oder sein Rang?«

Duncan presste seine Lippen aufeinander. Immer wieder vergaß er, wie leicht Dale Menschen durchschauen konnte. Dabei hatte er versucht, mit seinen Zweifeln hinterm Berg zu halten. Große Widerworte bedeuteten große Debatten. Er vertraute dem Kommandanten. Welche Alternative hatte er auch? Er hätte sich nur gewünscht, eingeweiht zu werden. Blind zu folgen war keine seiner Stärken. Noch weniger, wenn er den Posten des Anführers in absehbarer Zeit übernehmen sollte. Dale würde nach den ersten erfolgreichen Rekrutierungen zurück nach Weisshaupt beordert werden.

»Mich stört nichts dergleichen an ihm, Kommandant.«

»Aber?«

Ja. Er war viel zu leicht zu durchschauen. »Ich kann mir nur nicht vorstellen, dass er uns nützlicher sein wird als die Magier, die wir ohne größeres Aufsehen rekrutieren könnten. Was ist so besonders an diesem Chelron?«

Dale lachte leise. Das Boot, mit dem sie den Calenhad-See überquert hatten, dockte am Steg in der Höhle unter dem Turm der Magi an. Er stieg aus, Duncan folgte ihm auf dem Fuße. Schritt um Schritt wuchs seine Sorge. Der letzte Erste Verzauberer des Zirkels war bei dem Versuch, einen Pakt mit einer sprechenden Dunklen Brut einzugehen, umgekommen. Seinen Nachfolger für die Grauen Wächter gewinnen zu wollen, erschien ihm als politisch irgendwie ein wenig heikel.

»Nichts an ihm ist besonders«, antwortete Dale schließlich. Ein paar Templer öffneten die Tore, als sie die Herannahenden erkannten. »Außer er selbst.«

Duncan stieß einen ungläubigen Laut aus. Er hatte den Kommandanten nie mit einem Hang zur melodramatischen Übertreibung in Verbindung gebracht. Offenbar musste er seine gefestigte Meinung über den unerschrockenen, rationalen Mann neben ihm geringfügig adjustieren.

Dann sah er Chelron.

Chelron war um die siebzig, mit kurzgeschorenem grauen Haar und einer für Magier typischen Statur; schmal, klein, kaum Muskeln unter der prächtigen grünen Robe. Duncan interessierte sich nicht für Magie, solange sie nicht auf dem Schlachtfeld gegen die Dunkle Brut gewirkt wurde, noch weniger verspürte er das Bedürfnis, sich allzu lange im Turm aufzuhalten. Unangenehme Erinnerungen fanden ihren Weg in sein Bewusstsein. Der Dolch an seiner Hüfte war ein illegales Mitbringsel von seinem letzten Ausflug in genau dieses Büro gewesen. Es hatte sich nichts verändert, bis auf den Mann, der getrennt durch einen überladenen Schreibtisch vor ihm saß, die Fingerspitzen locker aufeinander gelegt.

»Chelron«, grüßte Dale freundlich. Es war ein wenig gestellt, was dem Magier weder entging noch wichtig war. Duncan erkannte die Entschlossenheit in seinem alten, schlaffen Gesicht augenblicklich.

Chelron erhob sich ächzend aus seinem Stuhl und breitete die Arme zum Gruß aus. »Dale.« Niemand der beiden machte Anstalten einer tatsächlichen Umarmung. Beide maßen sich abschätzig aus vorsichtiger Distanz ab. Ganz geheuer schien der Magier Dale nicht zu sein.

»Möchtet Ihr tatsächlich, dass ich vom Recht der Einberufung Gebrauch mache?«, fragte Dale. Er hatte die Arme inzwischen vor der Brust verschränkt und das Gewicht auf sein linkes Bein verlagert. In der riesigen Kammer fiel Chelron fast nicht auf. Der Mann war nicht nur schmal, er war regelrecht winzig. Als er um den Tisch herumging, um vor seinen Besuchern stehen zu bleiben, musste Duncan zum Halten des Blickkontaktes nach unten sehen. Natürlich durfte man Magier nicht ob ihrer äußeren Erscheinung beurteilen. Erster Verzauberer wurde man nicht, weil man nur danach aussah. Dennoch –

»Ich sehe, Euer Begleiter ist nicht sehr erfreut über diese Reise. Vielleicht wäre es angebracht, eine kurze Erklärung zu geben.«

»Das wäre mir recht«, sagte Duncan. Den skeptischen Tonfall konnte er nur bedingt aus seiner Antwort heraushalten. Dieser Mann war einfach kein Krieger, Entschlossenheit hin oder her. Chelron schien das anders zu sehen. Er machte ein paar Schritte auf die deckenhohen Bücherregale zu, die Arme locker hinter dem Rücken verschränkt.

»Eine Verderbnis naht. Nicht morgen oder nächstes Jahr, aber sie wird kommen. Ich spüre es.«

»Eine Verderbnis kann nicht gespürt werden, solange sie nicht da ist«, warf Duncan ein. Magier schön und gut; bei Hellseherei zog der die Grenze. Man konnte ihm nicht jeden Hokuspokus wie einen Kauknochen hinwerfen. Dann fielen ihm die Worte des Königs ein. Auch Maric hatte davon gesprochen. Er zog die Augenbrauen zusammen.

Der Magier fuhr ungerührt fort, fast als habe man ihn überhaupt nicht unterbrochen. Nur ein mildes Lächeln auf den faltigen Lippen war Zeuge des Zwischenrufes. »Der Erzdämon muss aufgehalten werden. Endgültig. Wenn er sich zeigt, werden einige von uns nicht mehr am Leben sein, deshalb sollten wir früh genug mit den Vorbereitungen beginnen. Wir sollten kein Risiko eingehen.«

Duncan schüttelte den Kopf. Von dieser Erklärung verstand er relativ wenig, was ihn sowohl noch skeptischer als auch missmutiger stimmte. Wovon schwafelte diese Person? Da der Magier offenbar davon ausging, Sinn zu ergeben, fragte Duncan: »Könntet Ihr ein wenig präziser werden?«

»Selbstverständlich.« Chelron hatte seine Runde durch die Kammer beendet. Zurück an seinem Schreibtisch strich er mit den zittrigen Fingerspitzen über das aufgeschlagene Buch, in dem er bis zum Erscheinen der Grauen Wächter gelesen hatte. Ein wehmütiger Ausdruck stahl sich auf sein Gesicht. Er wurde von zurückkehrender Entschlossenheit weggespült. »Es gibt Existenzen, die den Grauen Wächtern seit der Ersten Verderbnis dienen. Es ist mein Wunsch, diesem Beispiel gleichzukommen. Ich habe mir die Freiheit genommen, das Blut für die Beitrittszeremonie bereitzustellen. Die Verderbnis muss gestoppt werden.«

Ratsuchend sah Duncan zu Dale, der sich hinter ihm an die Wand gelehnt hatte. Sein Fuß wippte nachdenklich auf und ab. Erst nach einer Weile erwiderte er Duncans nonverbale Geste, zu seinem Leidwesen mit derselben Ratlosigkeit.

»Beratet euch nur«, forderte Chelron auf. Mit der letzten Silbe wandte er ihnen den Rücken zu, um aus dem Fenster zu sehen.

»Was denkst du?«, wollte Dale wissen.

»Er ist Euer ... Bekannter, Kommandant. Meine Meinung ist irrelevant.«

»Ist sie. Ich möchte sie dennoch hören.«

Reizend wie immer. Duncan legte seine Stirn in Falten. »Dieser Magier verströmt etwas Merkwürdiges. Etwas Mächtiges. Diese Macht macht es merkwürdig. Wie lange kennt Ihr ihn schon?«

»Ich kenne ihn gar nicht«, meinte Dale leise. Die Sache war ernst. »Nicht direkt zumindest. Es ist so: Die Grauen Wächter sind niemals alleine. Wir haben Freunde, Feinde, Gönner und Schuldner, die unsere Arbeit auf vielfältige Weise beeinflussen. Du hast gesehen, wie Politik, Wirtschaft und das Vertrauen oder Misstrauen von Menschen das Tun der Grauen Wächter beschneiden oder bereichern kann. Neben all diesen launenhaften Wechselhaftigkeiten der Gesellschaft allerdings haben wir versteckte Verbündete – und von allen, die uns betreffen, sind diese am mächtigsten.«

»Und das sollen welche Leute sein?« Zur Veranschaulichung seiner Unzufriedenheit über diese Vagheit schnaubte Duncan leise. Dales Schulterzucken, das er als Antwort erhielt, war umso weniger befriedigend. Immerhin war damit klar, weshalb er ihn hergebracht hatte. Eine Lektion für seine Zukunft als Kommandant der Grauen Wächter. Wie schön, dass man ihn quasi gar keinen Druck spüren ließ.

Der Noch-Kommandant seufzte. »Das war auch meine Frage. Die Antwort des Ersten Wächters lautete: Du wirst sie erkennen, wenn sie dir begegnen.« Er sah zu Chelron, der mit eiserner Überzeugung vorgab, keinen Laut zu hören.

»Präzise Anweisungen gehören offenbar nicht zur präferierten Kommandostruktur der Grauen Wächter. Das ist lächerlich.«

»Mag sein. Aber die größten Kommandanten vor uns bauten ihre Armeen nach diesem Grundsatz. Wer sind wir, einen uralten Rat zu ignorieren?« Dale seufzte tief, während er sich nachdenklich durch die Haare fuhr. »Vermutlich war niemand glücklich über die spärlichen Informationen. Dennoch möchte ich, dass du sie verinnerlichst. Wenn die Verderbnis wirklich auf dem Vormarsch ist, wirst du derjenige sein, der sie beenden muss. Präge dir Chelrons Macht ein, sein Gesicht, seine Gesten, seine Mimik, denn wenn er es nicht ist, der uns retten wird, ist es jemand seines Schlages.«

»Das klingt verrückt.«

»Mag sein«, versetzte Dale und stieß sich von der kalten Steinmauer ab, »aber der Erbauer möge uns gnädig sein, wenn ich mich irre. Es ist nicht weithin bekannt, aber jede Verderbnis wurde von jemandem wie Chelron zurückgedrängt.«

Duncan verengte die Augen. In den Chroniken und Annalen der Grauen Wächter war von Helden die Rede, nicht von zierlichen alten Magiern. Andererseits, wer war er, über die zu richten, die Größeres vollbracht hatten als er? Wenngleich er Chelron keinen Meter weit traute, war Dale sein Kommandant und er hatte ganz offensichtlich Anweisungen von ganz oben bekommen. Es war ein Teufelskreis, in dem Duncan nur ein passives Mitbringsel war.

»Chelron«, rief Dale lauter. Der Magier drehte sich überrascht um. Womöglich hatte er tatsächlich die Anwesenheit seiner Gäste vergessen. Das Alter machte senil. Oder er machte sich einen Spaß daraus.

»Werdet Ihr mich einberufen?«

»Wird der Zirkel ohne Euch auskommen?«

Chelron machte eine wegwerfende Handbewegung. »Selbstredend. Irving lechzt seit Jahren nach meinem Stuhl – es ist fürwahr ein sehr bequemer. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich mich längst auf den Weg zu den Wächtern gemacht, aber die Templer sind sehr strikt, was die Ausreise aus dem Turm anbelangt. Man möchte meinen, als Erster Verzauberer hätte man mehr Freiheiten. Ironischerweise ist das Gegenteil der Fall. Man hat wohl Angst, dass ich den Kopf eines Zivilisten in eine Blumenvase verwandle.«

Je mehr Duncan dem Magier zuhöre, desto häufiger sah er zu Dale. Dieser schien selbst nicht ganz überzeugt von der Entscheidung zu sein, doch es gab kein Zurück mehr.

»Wie genau wollt Ihr die Verderbnis aufhalten?«, wollte Duncan wissen. Irgendwann musste er beginnen, aktiv zu werden. Außerdem interessierte es ihn.

»Das lass mal meine Sorge sein. Es wird dauern, glaub mir, doch du wirst es wissen, wenn es passiert.«

»Na hoffentlich«, murmelte Dale neben ihm. Er strich sich eine lose Strähne aus dem Gesicht, während er Chelron beim Durchsuchen seiner Schreibtischschublade beobachtete. In einer ungewöhnlich flüssigen Bewegung für einen alten Mann fischte der Magier eine Phiole heraus. Der Inhalt war Duncan sehr gut bekannt. Mit Lyrium behandeltes Blut der Dunklen Brut erkannte er zehn Meilen gegen die Sonne. Das Rot brach das Licht in einer eigenen Weise, und zeigte selbst in tiefster Dunkelheit ein stetiges Glitzern.

»Auf den Fall des Erzdämons«, rief Chelron und kippte das Blut unzeremoniell ihren Rachen hinab.

Duncan hatte noch nie einen Rekruten beim Beitritt sterben sehen. Kell hatte ihm erzählt, dass sie den Tod sehr uneinheitlich fanden. Manche erlitten ihn schnell, andere wanden sich quälende Minuten. Selbst die Stärksten der Starken gingen nieder wie ein Tisch, dem man die Beine absägte.

Chelron ging fast lautlos zu Boden. Ein dumpfes Geräusch markierte sein Aufschlagen. Bis hierhin hatte Duncan keinen Zweifel gehabt, dass der sture Alte mit ihnen in die nächste Schlacht ziehen und sie alle mit seinem Können überraschen würde. Wozu auch zweifeln, wenn offenbar Generationen von Wächter-Kommandantommandanten Leute wie ihn rekrutiert hatten? Solche Dinge mussten einen Sinn haben. Bis hierhin war Duncan sicher gewesen, dem Sieg über die angeblich nahende Verderbnis schon jetzt einen Schritt näher zu sein. Unbewusst hatte er im Laufe des Gesprächs seine Hoffnungen in diesen Mann gesetzt, der Erbauer wusste wieso.

Doch Chelron wand sich nicht mehr. Er lag dort, hinter seinem Schreibtisch, zusammengerollt wie eine schlafende Katze. Die Phiole war neben ihm zerbrochen und die Scherben knirschten unter Dales Sohlen, als er Chelron auf den Rücken drehte. Langsam schüttelte er den Kopf.

Der Beitritt hatte ein weiteres Opfer gefordert. Sein härtestes seit Langem.