Die spanische Fliege
1.
Ginnys Blick glitt in der Kneipe umher. Die Tische waren voll besetzt und noch immer drängten sich weitere Besucher in den überfüllten Raum. Schnell hatte sie den Mann gefunden, nach dem sie Ausschau hielt. Es war nicht schwer gewesen, ER würde überall auffallen. Sie sah kurz über die Schulter, Fred und George nickten ihr synchron zu und gaben ihr ein aufmunternd gemeintes Zeichen. Ginny hob kurz resignierend die Schultern, fühlte sich aber nicht wohl in ihrer Haut. Sie hatte ein komisches Gefühl im Magen – mit dem Mann, zu dem sie jetzt gehen sollte, legte man sich nicht einfach so an.
Sie zwang sich zu einem strahlenden Lächeln und balancierte das Tablett mit den akkurat abgestellten Gläsern zwischen den anwesenden Hexen und Zauberern hindurch, wobei sie zwischenzeitlich vier Gästen ihr Getränk reichte, peinlich darauf bedacht, ein ganz Bestimmtes nicht anzurühren. Mittlerweile hatte sie sich in diese Dinge eingearbeitet. Seitdem die Zwillinge genug Geld verdienten, hatten sie sich einen weiteren Traum wahr gemacht – eine Kneipe eröffnen. Sie jobbte hin und wieder als Kellnerin, um ihr mageres Ausbildungsgehalt aufzustocken. Sie verdiente gut, da alles, was Rang und Namen besaß, hier einkehrte. Das ‚Trink & Lustig" war DIE Adresse in London. Es war also nur eine Frage der Zeit gewesen, bis ER auftauchen würde ...
Lucius Malfoy lehnte - die Beine lässig übereinander geschlagen - in der Nähe der Theke an einem der aufgestellten Stehtische. Eigentlich hatte er einen Tisch im „Magic Seasons" reserviert und hatte mit Narzissa dort essen gehen wollen, doch seine werte Ehefrau hatte einen Brigdeabend mit ihren Freundinnen vorgezogen. Da er keinesfalls den Eindruck erwecken wollte, fehl am Platze zu sein, und ebenfalls diesen drei Schreckschrauben, die sich gute Freundinnen von Narzissa nannten, nicht über den Weg laufen wollte, hatte er sich aufgemacht, um selbst vielleicht etwas Spaß zu haben und seinen Frust über Narzissas Launen in einem guten Glas Old Odgens zu ertränken. Er hatte sich an den Werbeflyer, der plötzlich in seinem Büro aufgetaucht war, erinnert und beschlossen, der neuen Kneipe der Weasleys spontan einen Besuch abzustatten. Er hatte sich einen Platz gesucht, von dem er einen guten Blick über das Lokal hatte. Langsam lies er seine Blicke über bekannte und weniger bekannte Gesichter schweifen, bis er auf die kleine Rothaarige aufmerksam wurde, die sich langsam und anscheinend sehr zögerlich und schüchtern, seinem Standort näherte. Er war gespannt, was ausgerechnet die kleine Weasley von ihm wollte. Abwartend und mit unbeweglichem Gesicht beobachtete er ihr Näherkommen.
Die Mundwinkel in diesem sündhaft attraktiven Gesicht schienen langsam nach oben zu wandern und Malfoy musterte sie spöttisch – zumindest empfand Ginny das so. Niemals würde sie ihm die Sache in ihrem ersten Schuljahr verzeihen. Er war böse und gemein. Zeitgleich fragte sie sich, wie die Natur es hatte zulassen können, dass ein derart teuflischer Charakter mit einem so engelsgleichen Aussehen ausgestattet worden war. Wenn man ihn nicht kannte, würde man meinen, er sei ein anständiger Mann – doch Lucius Malfoy war nicht ehrbar. Im Gegenteil. Ginny erschauerte und blieb stehen. Dennoch hatte er etwas Faszinierendes an sich. Sie raffte die Schultern und setzte ein gut gelauntes Lächeln auf. Eine Weasley hatte keine Angst vor so einem arroganten Schnösel. Hier konnte ihr nichts, aber auch rein gar nichts passieren.
Fast wie eine Leuchtrakete strahlend, überbrückte die Schwester der Hausherren die letzten Meter zu diesem einen Gast und stellte das Tablett schwungvoll auf den Stehtisch ab, das sie kurz zuvor noch in den Händen gehalten hatte. „Mister Malfoy", flötete sie. „Herzlich willkommen im „Trink & Lustig … Da Sie heute das erste Mal hier sind, bekommen Sie einen Willkommensdrink gratis. Meine Brüder lassen ausrichten, dass Ihr Geld bestens in ihrem Whiskey investiert sei."
Lucius' Augenbraue hob sich. Ginny Weasley bot ihm einen Gratisdrink an und war noch dazu ausgesucht höflich, ja geradezu freundlich zu ihm. Nach allem was er gerade ihr angetan hatte, war dies bemerkenswert. Sie hatte sein kleines Experiment anscheinend gut verkraftet und was noch besser war, sie trug ihm augenscheinlich nichts nach. Seine eisgrauen Augen glitten über den Körper der jungen Frau. In Sekundenschnelle hatte er sie taxiert und festgestellt, dass aus dem kleinen, dürren, schüchternen Mädchen, der er damals Tom Riddles Tagebuch untergejubelt hatte, eine bemerkenswert, schöne junge Frau geworden war. Sie war immer noch schlank, hatte aber an den richtigen Stellen zugelegt. Angesichts der geballten jungen Weiblichkeit nicht mal einen Meter weit weg, fiel ihm bedauerlicherweise wieder ein, dass Narzissas eheliche Zuwendungen auch schon wieder eine ganze Zeit her waren und er fragte sich, ob nicht eventuell diese kleine hübsche Rothaarige sich heute Abend seiner erbarmen würde. Ein kleines Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Unter Umständen könnte der Abend doch noch sehr interessant werden.
„Da bin ich aber froh, heute Abend zu Ihnen gekommen zu sein", entgegnete er und ergriff das Glas, welches sie ihm hinhielt, und hielt mit seiner anderen Hand die ihre fest. Dann beugte er sich ein wenig herunter. „Was halten Sie davon, junge Frau, wenn Sie sich ein wenig zu mir gesellen und mir mehr von den Vorteilen einer Wiskeybeteiligung erzählen. Ich trinke nicht gern allein und würde es begrüßen, wenn Sie mir ein wenig Gesellschaft leisten würden." Er setzte sein liebenswertestes Lächeln ein, dem noch niemals eine Frau hatte widerstehen können und sah ihr fest , fast hypnotisch in ihre grün, funkelnden Augen.
Ginny schreckte zurück, als er seine Hand um ihre legte, und sah auf. Er war so viel größer als sie. Ja, dieser Mann war wirklich kein sanftmütiges Lämmchen. Sie konnte nicht genau sagen, was, aber irgendetwas bescherte ihr eine Gänsehaut. Lag es daran, dass sie das Gefühl hatte, wie ein kleines Kaninchen direkt vor einer Schlange zu sitzen, die sich überlegte, wie sie das Wesen am besten verspeiste? Er war freundlich, keine Frage, aber gerade diese Freundlichkeit ließen sämtliche Alarmglocken in ihr schrillen. Was Harry ihr wohl raten würde? Mit Sicherheit, dass sie schnell die Flucht ergreifen sollte. Er würde ihr Vorwürfe machen, wenn er erfuhr, dass sie sich von den Zwillingen hatte anstiften lassen. Wieder sah sie über die Schulter und sah die Zwillinge neugierig ihre Köpfe recken. Als diese Malfoys Blick bemerkten, taten sie unschuldig und polierten Gläser.
„Ähm, ich … meine Brüder …. also …", stotterte sie und zupfte nervös mit der freien Hand an ihrem kurzen Röckchen. Harry mochte es nicht, wenn sie „nur so einen breiten Gürtel" trug. Aber sie liebte es, wenn die Luft ihre Schenkel umspielte und die Männer gierig, die Frauen eher eifersüchtig starrten. Manchmal ließ sie sogar das Höschen weg und fühlte sich dann regelrecht frivol, wenn der Wind ihre nackte, haarlose Scham umspielte. Doch heute trug sie natürlich etwas darunter, wenn auch kein Höschen, sondern etwas, das die Muggel als String bezeichneten. Als sie wieder auf sah, bemerkte sie seinen gierigen Blick. Merlin, er starrte ihr direkt in den Ausschnitt. Doch warum hatte sie nicht das Bedürfnis, ihre zugegebenermaßen knappe und halb durchsichtige – Bluse zusammenzuziehen? Was hatte dieser Mann nur an sich, dass sie ihm den Einblick gewährte – und es genoss?
Sie war noch ein wenig unschlüssig. Das konnte er verstehen. Er schüchterte sie wohl doch etwas ein. Er lächelte noch mehr und er hoffte, eventuell sehr vertrauenerweckend. Nebenbei griff er hinter die Rothaarige und nahm sich ein weiteres Glas von ihrem Tablett. „Sie werden einem armen, alten Mann doch diesen kleinen Gefallen nicht abschlagen, werte Dame?", stapelte er tief und nahm einen Schluck von dem bernsteinfarbenen Alkohol in dem Glas. „Mhmmm, er ist wirklich gut, Ihr Whiskey", bemerkte er und nickte ihr zu. „Stoßen Sie mit mir an, Miss Weasley - auf eventuelle fruchtbringende Geschäftsverbindungen." Er streichelte leicht mit seinem Daumen über ihren Handrücken. Unvermittelt ließ er sie los und stieß mit sanftem Klirren gegen ihr Glas, welches sie ihm ursprünglich hatte geben wollen und das nun sie in der Hand hielt.
Verwirrt starrte Ginny ihn an. Konnte es sein, dass dieser Mann – der sich bestimmt schon durch halb London gevögelt hatte, wenn man der Gerüchteküche Glauben schenkte – mit ihr flirtete? Nie hatte sie geglaubt, seinem Typ zu entsprechen, man hörte, er zog üppige Blondinen vor. Auch wenn es die junge Weasley nicht zugeben wollte, es schmeichelte ihr, dass er so offensichtliches Interesse zeigte. Doch sie durfte nicht nachgeben. Sie musste daran denken, was ihre Brüder ihr gesagt hatten. Er hatte ihren Tod in Kauf genommen. Sie musste ihn hassen.
Erneut blickte sie kurz über die Schulter. Diesmal sahen Fred und George alles andere als amüsiert aus - im Gegenteil, sie wollten ihr etwas verdeutlichen, doch Ginny fühlte sich auf einmal nicht ernst genommen. Was war denn nun schon wieder, dass die beiden die älteren Brüder raus hängen lassen mussten? Sie konnte das alleine schaffen und sie würde es ihnen zeigen. Sie war Ginevra Weasley, keine Puppe. Sie würde mit dem ehemaligen Todesser schon fertig werden. Lächelnd nahm sie das Glas und sah ihm gespielt gleichmütig in die eisgrauen Augen. „Auf Ihr Wohl, Mr. Malfoy."
Der Blonde trank ihr zu und ließ sie nicht aus den Augen. In Gedanken rechnete er bereits aus, wie lange er brauchen würde, bis er sie soweit hatte, dass sie ihm nach draußen folgen würde. Misstrauisch beäugte er die beiden Weasley - Brüder, die immer wieder fast aufgeregt zu ihnen sahen, während er und die kleine Schönheit neben ihm Smalltalk hielten. Er musste schnell sein. Wenn ihre beiden Beschützer Lunte rochen, würde es zu spät sein und sein ganzer schöner Plan würde ins Wasser fallen.
Ein angenehmes Gefühl machte sich in ihrem Bauch breit. Niemand hatte ihr zuvor gesagt, wie locker Whiskey machen konnte. Ginny kicherte leise. Als sie auf sah, erblickte sie ein Funkeln in dem Paar eisgraue Augen, das sie musterte. Die junge Hexe biss sich auf die Lippen. Merlin, Malfoy stand viel zu nah und doch zu weit weg. Dieser Mann strahlte etwas aus, dem sie sich nicht entziehen konnte. War er schon immer so attraktiv gewesen? Ihr Blick glitt über seine breiten Schultern, dem durchtrainierten flachen Bauch, bis hin zu … Ginny rief sich zur Ordnung. Dies war Lucius Malfoy, nicht Harry Potter. Sie durfte sich nicht vorstellen, wie es sein könnte, mit diesem Mann zu schlafen. Und doch konnte sie an nichts anderes mehr denken. Immer hastiger trank sie von ihrem Whiskey und versuchte, ihre aufkeimende Geilheit zu unterdrücken. Lucius Malfoy war Sex pur. Unauffällig trat sie näher zu ihm heran.
Immer wieder prostete er Ginny zu, die mittlerweile bereits zwei Gläser des Hochprozentigen geleert hatte. Er musste langsam eine Entscheidung herbeiführen. Sie sollte vielleicht etwas angeheitert sein, aber nicht zu betrunken, dass sie nicht merken würde, wenn er sie vögelte. Er wollte zwar in erster Linie sich Lust verschaffen, aber er war immer interessiert daran, auch der Frau, mit der er schlief, ein Mindestmaß an Zuwendung zukommen zu lassen. Allerdings stellte er nach einer Weile fest, dass es gar nicht nötig war, sie mit kleinen Andeutungen und Gesten darauf vorzubereiten, dass er wünschte, mit ihr allein zu sein. Sie rückte langsam immer näher und der Blick ihrer schönen grünen Augen hatte sich verändert. Fast lüstern blickte sie ihn immer wieder an und, was am schockierendsten war, ihr Blick wanderte immer wieder fast sehnsüchtig zu seinem Schritt. Er wunderte sich wirklich, welch durchschlagende Wirkung er manchmal zu haben schien.
Ihre Wangen waren leicht gerötet und als Ginny das nächste Mal zu diesem unglaublich attraktiven Mann auf sah, konnte sie das Bedürfnis, ihm sofort an die Wäsche zu gehen, nicht länger unterdrücken. Hier und jetzt, vor allen Leuten - es war ihr egal, was die anderen dachten, sie wollte ihn – sie brauchte ihn in sich. Ginny spürte ein sehnsuchtsvolles Verlangen zwischen ihren Schenkeln pochen und instinktiv wusste sie, dass nur er, Lucius Malfoy, sie erlösen konnte. Er war zweifelsohne mehr als doppelt so alt wie sie, doch das war unwichtig, dafür hatte er genug Erfahrung und sie war sich sicher, mit ihm würde sie Dinge erleben können, die sie mit Harry nicht erfuhr. Er war mit Sicherheit kein sanfter Liebhaber, wahrscheinlich eher fordernd, hart und dominant … Doch genau das wollte Ginny. Sie hatte genug von den ewig liebevoll geflüsterten Worten und den zärtlichen Berührungen, sie war eine Frau im besten Alter und keine Porzellanpuppe!
Verstohlen sah sie sich um, doch niemand beachtete sie. Es schien keinem in diesem dichten Gedränge aufzufallen, was sich zwischen ihr und dem Todesser anbahnte. Gut so, dann würde Harry nichts erfahren. Harry … Sie verdrängte ihren Freund. Er war nicht länger relevant. Das einzig Wichtige war nur noch, diesem Slytherin den Kopf zu verdrehen. Unauffällig legte sie ihre Hand auf seinen Arm und sah verführerisch zu ihm auf. „Nun … Mr. Malfoy", schnurrte sie. „Sie sehen … sehr einsam aus." Als sie auf seine Lippen sah, leckte sie sich unbewusst über die ihren. „Ich müsste da eine Möglichkeit, wie ich Ihnen vielleicht helfen könnte."
Ihr letzter Satz war Musik in Lucius' Ohren. So schnell war er noch niemals an sein Ziel gekommen. Er lehnte sich nach vorn und wisperte mit dunkler Stimme in ihr Ohr: „Ich bin mir ganz sicher, Miss Weasley, dass Sie mir helfen können." Prüfend sah er sich um. Er brauchte sofort einen Ort, wo er halbwegs ungestört war. Sein Schwanz war schon empfindlich hart geworden und er musste sich in der heißen Möse dieser bezaubernden und willigen Frau versenken und zwar in der nächsten halben Stunde. Galant nahm er ihre Hand, legte sie sich unter den Arm und zog sie sehr nah an sich heran. Sie sollte seinen Körper durch die Kleidungsschichten spüren. Er achtete sehr auf sein Aussehen und trainierte hart. Seine schweißtreibenden Bemühungen zahlten sich in Fällen wie diesen aus.
Langsam, um nicht noch im letzten Moment die Aufmerksamkeit ihrer Brüder zu wecken, strebte er zum Hinterausgang. Fürsorglich hielt er seiner weiblichen Begleitung, die ihm willig folgte, die Tür auf und war im nächsten Moment mit Ginny aus dem Lokal verschwunden. Von einem Augenblick zum anderen veränderte sich sein Verhalten, als die kühle Nachtluft sich auf ihrer beider Gestalten legte. Ein kurz gesprochener Zauber hielt jeden, der eventuell in dem kleinen Innenhof Luft schnappen oder andere Dinge verrichten wollte, davon ab, die Tür zu öffnen. Malfoy drehte sich zu Ginny um und drängte sie an die Wand neben der Tür. „Was genau würden Sie denn tun, um mir zu helfen?", fragte er ehrlich interessiert und vergrub seine Nase in dem hellen Rot ihrer Haare.
Tbc.
