Chapter 20.23
Wei Wuxian hielt seinen Atem an und lauschte angestrengt auf. Ein leises Ticken war zu hören, welches sich mehrfach wiederholte. Er lag auf seiner rechten Seite, auf dem Bett in der Gaststätte und spähte mit weit aufgerissenen Augen in die Dunkelheit. Er konnte das alte, hölzerne Kopfteil des Bettes direkt vor seinen Augen sehen und er spürte seine Waden und Füße, welche wie zwei Eiszapfen aus dem Bett baumelten.
Tick Tick Tick
Machte es erneut und Wei Wuxian spitzte seine Ohren.
Als er ganz langsam seinen Kopf zur Seite drehte um sich umzusehen, spürte er plötzlich eine warme Hand, welche von hinten um seine Brust griff und ihn dann behutsam an etwas dran drückte. Wei Wuxian's Rücken dockte an eine warme und kräftige Männerbrust an, als etwas an seinem linken Ohr kitzelte und er dann Lan Wangji's vertraute Stimme vernahm:
„Ich habe es auch gehört."
Wei Wuxian atmete mit einem Lächeln auf, als er feststellte, dass Lan Wangji natürlich auch schon wach war. Sie richteten sich beide vorsichtig im Bett auf und blickten sich im dunklen Raum um, als sie erneut das leise Tickern hörten. Es kam Richtung Fenster und in windeseile sprang Wei Wuxian aus dem Bett und lief zum Fenster herüber. Durch das Wackeln der Matratze und der plötzlichen Unruhe im Zimmer schnellten auch Luan Han's Augen sofort auf und irritiert blickte er sich ebenfalls um, als er noch ganz müde fragte:
„Was ist passiert?"
Lan Wangji entzündete schon die kleine Kerze auf dem alten Tisch und eine schwache Flamme erhellte das dunkle Zimmer.
Wei Wuxian blickte derweil mit geweiteten Augen auf das kleine Dachfenstern, als er auf der anderen Seite der Scheibe einen kleinen weißen Vogel erblickte. Er setzte sich mit seiner weißen Farbe deutlich von der dunklen Nacht ab und er legte seinen kleinen Kopf anmutig zur Seite, während er vehement gegen die Scheibe pickte.
„Lan Zhan!" Sagte Wei Wuxian zielstrebig und Lan Wangji wendete sich sofort zu ihm.
„Schau!" Wei Wuxian deutete auf den kleinen, weißen Vogel hinter der Glasscheibe der unentwegt mit seinem Schnabel gegen das Glas pickte.
„Das ist doch Wang..." Doch noch bevor Wei Wuxian den Namen ganz ausgesprochen hatte, räusperte er sich schnell und sagte dann hastig überspielend:
„Ähhh ich meinte, das ist doch der kleine Botenvogel von Madame Mao oder nicht?"
Er kratzte sich etwas verlegen am Kopf, als Luan Han sich plötzlich vom Bette aus auffällig räusperte und etwas vorsichtig sagte:
„Ähm, also ich störe nur ungern, aber...!"
Doch Wei Wuxian und Lan Wangji beachteten ihn gar nicht, als Lan Wangji plötzlich einen Schritt auf Wei Wuxian zu machte und ihn fragend an sah:
„Was meintest du gerade?"
Doch Wei Wuxian schüttelte nur schnell seinen Kopf hin und her und hielt sich etwas verlegen seine Hand vor den Mund. Hatte er sich doch sich fast verplappert und verraten, dass Madame Mao ihren kleinen Vogel nach Lan Wangji benannt hatte.
Lan Wangji trat derweil neben Wei Wuxian an das Fenster heran und schaute durch die milchige Glasscheibe.
Überrascht fragte er:
„Das ist tatsächlich Madame Mao's kleiner Vogel. Woher kennst du ihn?"
Doch Wei Wuxian lächelte nur und wank in der Luft schnell ab, als er sagte:
„Ach schon etwas länger her...als wir Madame Mao das erste Mal in Zhou Yong besucht hatten, hat sie ihn mir gezeigt."
Lan Wangji summte ein kurzes „Hm" über seine Lippen und öffnete dann schnell das Fenster. Ein kalter, frischer Windzug kam herein und die Kerze auf dem Tisch begann aufgebracht zu flackern.
Der kleine weiße Vogel flatterte sofort herein und setzte sich auf den Tisch, direkt neben die Kerze. Er schüttelte sich und begann sein Gefieder hastig zu putzen, als Wei Wuxian neugierig fragte:
„Wenn es Madame Mao's Vogel ist, dann nehme ich an, trägt er eine Nachricht für uns bei sich? Ich hoffe, es ist nichts passiert in der Cloud Recesses, während unserer Abwesenheit."
Lan Wangji schloss wieder das Fenster und Wei Wuxian sprang sofort neugierig um den kleinen, weißen Vogel herum und suchte nach einer Nachricht. Er nahm den kleinen Vogel behutsam auf seine Hand und suchte seine Füße ab, während Lan Wangji zu ihm herüber kam.
Luan Han, der mittlerweile auf dem Bett saß und noch immer versuchte die Aufmerksamkeit der beiden auf sich zu lenken, versuchte es erneut:
„Ich ähm...also...ich wollte gerne was sagen."
Doch Wei Wuxian untersuchte konzentriert den kleinen Vogel, als er abweisend sagte:
„Gleich Luan Han. Ich muss erst die Nachricht finden. Einen Moment noch!"
„Aber..." Stammelte Luan Han etwas nervös, als Wei Wuxian schon enttäuscht sagte:
„Lan Zhan, bin ich etwa blind geworden oder zu doof? Er trägt keine Nachricht bei sich."
Doch Lan Wangji, wie immer mit der Kraft der Ruhe ausgestattet, trat neben Wei Wuxian und berührte mit seinem Zeigefinger den kleinen Vogel. Sofort leuchtete ein spirituelles blaues Licht auf und der Brief Madame Mao's bildete sich plötzlich vor ihnen wie aus dem Nichts. Wie aus Geisterhand wurde aus dem blauen Licht ein Stück Papier und landete dann direkt in Wei Wuxian's freier Hand.
Wei Wuxian's Augen weiteten sich, als er seine Hand ausgestreckt hielt und sagte:
„Ich wusste gar nicht, dass der kleine Wang...Äh ich meine der kleine Vogel, auch auf diese Art Nachrichten transportieren kann?!"
Lan Wangji nickte Wei Wuxian bestätigend zu, als er erklärend sagte:
„Es ist ein Zauber meines Bruders. Wenn man wollte, könnte er wahrscheinlich noch einiges mehr. Aber vielleicht wäre es das Beste, dies Madame Mao weiterhin vorzuenthalten."
Wei Wuxian zog seine Augenbrauen verwundert nach oben, als er sich ernsthaft fragte, ob er gerade die etwas ironischen Worte aus Lan Wangji´s Mund richtig verstanden hatte?
Nach einem kurzen Moment des Sammelns, in dem selbst Wei Wuxian um eine Antwort verlegen war, setzte er schließlich den kleinen quirlichen Vogel wieder auf dem Tisch ab und begann dann den Brief Madame Mao's auseinander zu rollen und zu lesen.
Seine Augen folgten zügig der schwungvollen Handschrift und Lan Wangji stand neugierig neben ihm und wartete geduldig, bis Wei Wuxian fertig gelesen hatte.
Es war dieser Moment der Stille, den Luan Han noch einmal nutzen wollte, als er vorsichtig seine Hand dezent anhob, um zu signalisieren, dass er etwas sagen wollte. Er kniete mittlerweile auf dem Bett und schaute zu den zwei Männern herüber, als er sich abermals laut räusperte:
„Ähm, also, was ich die ganze Zeit noch dringendes sagen wollte..."
„Ha!" Rief Wei Wuxian plötzlich laut aus, unterbrach Luan Han wieder mitten im Satz und sagte dann mit breitem Grinsen im Gesicht:
„Ich wusste es!"
Selbst Lan Wangji machte nun große Augen.
„Was wusstest du? Was schreibt sie? Ist etwas passiert?"
Luan Han blickte währenddessen fassungslos drein. Hatte man ihn doch schon wieder mitten im Satz unterbrochen.
Doch Wei Wuxian schüttelte nur schnell seinen Kopf hin und her, als er euphorisch sagte:
„Nein, nein! Wir werden nur halt schon vermisst. Scheint ohne uns in der Cloud Recesses wohl etwas einsam geworden zu sein. Und Jinan Liang, scheint unseren neuen Freund hier wohl sehr zu vermissen und wollte nur mal einmal hören, ob es uns gut geht und wann wir endlich zurück kommen.
Luan Han, wie es aussieht wirst du schon schmerzlichst vermisst."
Wei Wuxian drehte sich zu Luan Han herüber und warf ihm plötzlich schwungvoll und mit etwas spiritueller Antriebskraft den Brief herüber.
Luan Han, noch völlig überrascht, zuckte plötzlich auf und fing etwas unkontrolliert den Brief auf.
Verdutzt kniete er auf dem Bett und begann sofort die kleine Schriftrolle zu lesen, als Lan Wangji einmal erleichtert einatmete und sich dann auf einen Stuhl neben dem Tisch setzte.
„Dann ist ja alles gut. Ich dachte schon, es sei vielleicht etwas passiert, jetzt wo wir nicht da sind und mein Onkel, Bao Tian und sogar mein Bruder verletzt das Bett hüten. Aber da wir hier alle wohlauf sind und Luan Han schon gefunden haben, sollten wir tatsächlich schnell zusehen, wieder in die Cloud Recesses zurückzukehren."
Wei Wuxian zog sich nun ebenfalls einen Stuhl heran und schwang sich lässig auf diesen drauf und verschränkte seine Arme hinter seinem Kopf. Dabei überschlug er seine Füße und stützte diese an der Tischkante ab, als er locker sagte:
„Wobei, wenn wir ihnen zurückschreiben und sagen, dass alles in Ordnung ist, wir vollzählig sind und bald Heim kommen, dann könnten wir unseren Ausflug ja noch etwas genießen und uns Zeit lassen. Zu mindestens muss ich noch so oft außer Haus essen wie es nur geht, bevor mein Gaumen in der Cloud Recesses wieder vernachlässigt wird."
„Hmpf..." Schnaufte Lan Wangji durch seine Nase, als er Wei Wuxian einen kurzen, ermahnenden Blick zuwarf und dann anfing etwas in seinem Kragen zu suchen.
Wei Wuxian stutzte, als er unschuldig sagte:
„Ich wollte nicht, dass Essen deines Clan's schlecht reden. Es fehlt ihm lediglich nur manchmal etwas an Würze...und Abwechslung...na gut, vielleicht auch etwas an Menge...und naja...vielleicht, vielleicht...vielleicht ist es doch auch der Geschmack.
Ok sind wir einfach ehrlich, es ist der Geschmack!
Es schmeckt fad und nach nichts, also immer etwas bitter und meistens leicht wässrig!
Also ja, genau genommen könnte man auch sagen, naja, also, es schmeckt halt einfach mal gar nicht!
Ja gut ok, jetzt ist es raus. Es schmeckt einfach nicht!
Jetzt hab ich's gesagt. Es schmeckt halt einfach mal gar nicht!
Es ist grauenvoll!
Genau, grauenvoll trifft es noch am ehesten. Wenn ich mir vorstelle, ich hätte das mein ganzes Leben essen müssen, was wären meine Jahre nur verwirkt gewesen?!"
Nachdem Wei Wuxian endlich fertig mit Plappern war, blickte Lan Wangji plötzlich noch einmal auf und warf Wei Wuxian erneut einen ermahnenden Blick zu.
Wei Wuxian's Augen weiteten sich, als er etwas ertappt und schuldig sagte:
„Hat dich das jetzt etwa getroffen? Bin ich zu weit gegangen? Verzeih Lan Zhan, aber ich kann doch nicht lügen?! Was hätt ich denn jetzt sagen sollen, jetzt wo ich schon dabei war?"
Wei Wuxian begann plötzlich sich aufgeregt zu entschuldigen und Stück für Stück seine Wortwahl wieder zurückzunehmen, als Lan Wangji plötzlich seinen Kopf langsam hin und her schüttelte und dann mit ruhiger Stimme sagte:
„Wei Ying, das meine ich nicht! Deine Füße...nimm sie bitte vom Tisch!"
Wei Wuxian blieben plötzlich die Worte in seinem Hals stecken, als er mit großen Augen an sich herunter und auf seine Füße starrte, welche sich noch immer Barfuß auf der Tischkante abstützten und sich somit Lan Wangji frech entgegen streckten.
Sofort rutschte Wei Wuxian mit seinem Hintern auf dem Stuhl wieder zurück und nahm fix seine Füße herunter auf den Boden, als er etwas leise nuschelte: „Entschuldigung."
Lan Wangji zog derweil ein kleines Stück Papier aus seiner Robe und da es ihm an Pinsel und Tinte mangelte, schrieb er anhand seiner spirituellen Energie ein paar magische Worte auf das Papier. Er sah hinunter, sein Gesicht konzentriert und er strahlte eine ungemeine Ruhe und Unbekümmertheit aus, als Wei Wuxian einmal mit seinem Zeigefinger unsicher über seine eigene Nase strich und dann leise nuschelte:
„...und trotzdem auch Tschuldigung...wegen dem Essen."
Ein leises Schnaufen huschte aus Lan Wangji's Nase und wenn Wei Wuxian es nicht besser gewusst hätte, so würde er meinen, ein zartes Lächeln auf Lan Wangji's Lippen gesehen zu haben, als dieser plötzlich sagte:
„Es ist schon in Ordnung, es ist nicht so, als wenn ich das nicht schon gewusst hätte. Und abgesehen davon, hast du nicht ganz Unrecht."
Während Wei Wuxian noch vollkommen sprachlos da saß, sich abermals fragte, ob er sich verhört hatte, stand Lan Wangji plötzlich auf und begann das kleine Stück Papier an den Fuß des Vogels zu befestigen. Er zwitscherte laut auf und der kleine Vogel schien vor Tatendrang nur so zu strotzen.
„Ich werde ihn jetzt schnell wieder zurückfliegen lassen. Madame Mao habe ich eine Nachricht hinterlassen, dass wir bald zurück sein werden und Luan Han gesund und munter bei uns ist. Jinan Liang wird sich sicher sehr darüber freuen."
Lan Wangji blickte zu Luan Han herüber, welcher noch auf dem Bett saß und die kleine Schriftrolle wie einen Schatz in den Händen hielt. Er nickte mehrfach und seine Wangen tauchten sich in ein zartes Rosé, als er in Gedanken bei seiner Jinan Liang war.
Lan Wangji stand derweil auf und ging mit dem kleinen Vogel zum Fenster herüber. Er öffnete dieses und sofort kam erneut ein kalter Windzug herein und brachte die Kerze auf dem Tisch wieder zum aufflackern.
Dabei blickte Lan Wangji noch einmal über seine Schulter, zu Luan Han herüber, als er sagte:
„Von dem Brief wirst du dich leider gleich wieder trennen müssen. Seine spirituelle Energie müsste jetzt, nachdem er gelesen wurde, verbraucht sein."
Luan Han's Augen weiteten sich noch kurz, als auch schon das Stück Papier in seinen Händen, umringt von einem hellen Lichtschein, begann sich in der Luft aufzulösen. Etwas enttäuscht blickte er in seine nun leeren Hände, als der kleine Vogel am Fenster plötzlich einmal laut auf piepste und dann mit schnellem Flügelschlag in die Dunkelheit der Nacht verschwand. Der kleine blaue, Lichtschweif, welchen er hinter sich herzog, sauste davon und wirkte am dunklen Himmel wie glitzernder Sternenstaub.
Die Männer blickten ihm noch nach, als Lan Wangji wieder langsam das Fenster schloss. Luan Han war nun in Gedanken ganz wo anders und Wei Wuxian gähnte einmal laut auf und streckte sich auf dem Stuhl, als er sagte:
„So und jetzt alle wieder rasch ins Bett zurück, damit wir morgen früh gut ausgeschlafen gleich die Heimreise antreten können. Wir werden zu Hause schließlich schon sehnlichst erwartet. Es warten schließlich auf einen freudige Gesichter, liebevolle Begrüßungen und ein großes, weiches Bett..."
Wei Wuxian schwelgte in Gedanken, als ihm plötzlich ein fieser Geistesblitz kam. Er kicherte hämisch in sich hinein, als er sich auf dem Stuhl noch lässiger zurücklehnte, seine Augen genüsslich schloss und plötzlich mit neckischem Unterton sagte:
„Nur Sun Yan...den erwartet zu Hause der Teufel höchstpersönlich, welcher ihm dieses mal ganz sicher sofort die Beine brechen wird, sobald er es wagt einen Fuß über die Türschwelle zu setzen!"
Wei Wuxian kicherte noch belustigt vor sich her und erwartete jede Sekunde einen kratzbürstigen Konter von Sun Yan. Doch nachdem sein eigenes Lachen langsam wieder verstummt war und es danach aber immer noch eigenartig still blieb, wurde er schließlich misstrauisch.
Wei Wuxian's Augen schnellten auf und er lies sich auf dem Stuhl wieder nach vorne fallen, als er mit weit aufgerissenen Augen zum Bett herüber starrte. Auch Lan Wangji, verwundert über die ungewöhnliche Stille, blickte rasch zum Bett herüber, als die beiden nur Luan Han einsam auf der Matratze sitzen sahen, welcher sie fragend anguckte.
Wei Wuxian sprang plötzlich wie von einer Tarantel gestochen von seinem Stuhl auf, als er demonstrativ mit seinem Zeigefinger auf das leere Fußende des Bettes zeigte und überrascht fragte:
„Wo ist er? Sun Yan? Fehlt er etwa schon die ganze Zeit?"
„Jep!" Kam es nur trocken über Luan Han's Lippen.
Wei Wuxian sprang im Dreieck.
„Warum hast du denn die ganze Zeit nichts gesagt? Wo ist der Junge?"
Luan Han verdrehte schließlich seine Augen und seufzte einmal genervt laut auf, als er schultern zuckend sagte:
„Das ist doch das, was ich die ganze Zeit versucht hatte euch zu sagen. Aber ihr wolltet mir ja absolut nicht zuhören."
„Oh Gott!" Sagte Wei Wuxian, als er sich die Haare raufte.
„Da schaut man mal für eine Sekunde nicht hin und gleich ist der Junge schon wieder weg. Ich hatte schon ein ungutes Gefühl ihn mitzunehmen. Jiang Cheng bringt mich um, wenn ihm was passiert ist."
Luan Han schaute irritiert drein, als er vorsichtig fragte:
„Jiang Cheng, der Sect Leader vom Jiang Yunmeng Clan?
Hat er dich nicht schon mal umgebracht oder täusche ich mich da?"
„Tssss!" Zischte Wei Wuxian aufgebracht über seine Lippen.
„Es ist eine Katastrophe! Ich hätte den Jungen an mich ketten sollen. Ich habe ihn mitgenommen, dann trage ich auch die Verantwortung für ihn."
Luan Han wirkte noch sichtlich überrascht von Wei Wuxian's plötzlich panischem Verhalten, als er fragend Lan Wangji anblickte.
Dieser berührte Wei Wuxian behutsam an der Schulter, als er beruhigend sagte:
„Wei Ying, beruhig dich. Wir werden ihn finden."
Luan Han sprang schließlich vom Bett herunter und die Drei zogen sich ihre Stiefel an und warfen sich ihre Roben über, als Wei Wuxian plötzlich auffiel, dass Sun Yan's Schwert noch an der Zimmerwand lehnte.
„Sein Schwert ist noch hier!" Er drehte sich rasch um und blickte durch den Raum.
„Aber seine Stiefel und seine Robe sind verschwunden."
Luan Han schnaufte einmal durch seine Nase, als er sagte:
„Vielleicht ist er nur mal kurz zur Toilette gegangen?"
Doch Wei Wuxian trug einen durchaus besorgten Gesichtsausdruck und seine Augen formten sich zu zwei kleinen Schlitzen, als er skeptisch sagte:
„Für "nur mal kurz" , ist er aber schon ganz schön lange fort..."
Sun Yan's grüne Augen standen weit offen. Die Erinnerungen an die Vergangenheit fluteten seinen Körper und er fing an unkontrolliert zu zittern. Er spürte eine Eiseskälte, welche durch seine Glieder kroch und seine Gedanken verdunkelten sich.
Zuko schnaufte von hinten aufgereget in Sun Yan's Ohr, als er bemerkte, dass der Junge geistig abwesend war. Der anmutigende, nackte Körper unter ihm begann zu zittern und Zuko lachte hämisch in sich hinein.
„Na was ist, hatte ich etwa Recht? Hat selbst dein eigener Vater vor dir nicht Halt gemacht? Was für eine Tragödie. Aber siehst du...ich habe es dir gesagt, es ist deine Schuld. Du bist das Problem. Es ist dein attraktiver Körper, dein hübsches Gesicht und diese faszinierenden grünen Augen, welche dich zum Täter machen.
Und ja, du hast richtig gehört.
Du bist der Täter und die anderen die Opfer!
Sie konnten gar nicht anders, du hast sie verführt!"
Sun Yan atmete einmal ruckartig ein und sein Herz zerbrach unter der Qual.
-Hatte Zuko etwa wirklich Recht? War wirklich nicht er das Opfer, sondern war er der Täter? War gar nicht sein Vater es, der sich an ihm vergangen hatte, sondern war er es, der ihn dazu verführt hatte? Wenn dies stimmte, dann war es also gar nicht sein Vater den er dafür hassen sollte, sondern dann wer er es selbst, der dieses Unheil über sich gebracht hatte?-
Sun Yan's Seele geriet in Aufruhe und plötzlich begann er viele Dinge aus seiner Vergangenheit in einem ganz anderen Licht zu sehen.
-Denn wenn dies der Fall war, dann war es auch nicht Zhuang Xi mit seinen Männern, die sich an ihm vergangen hatten, sondern dann war er es, der auch sie dazu verführt hatte? Genauso wie es dann auch jetzt seine Schuld war, das er in diesem Moment erneut nackt auf einen kalten Tisch niedergedrückt wurde und Zuko sich ein weiteres mal an ihm zu schaffen machte?
Er ist also nie das Opfer gewesen, welches gezwungen wurde, sondern die ganze Zeit war er der Täter, der sich aufgezwungen hat?-
Sun Yan wurde ganz schwarz vor Augen und seine Gedanken spielten verrückt, als Zuko´s List in seinem Herzen begann zu keimen.
Er geriet seelisch außer Kontrolle und was er zuletzt noch als ungerechtes Schicksal angesehen hatte, verwandelte sich plötzlich in seinen Augen langsam zu einem selbstverschuldeten Unglück.
Sun Yan schloss seine Augen und presste seine Stirn nach vorne auf die harte Tischplatte, als ihm plötzlich das Gesicht von Jiang Cheng vor seinem inneren Auge erschien. Es war aber nicht sein allbekanntes triumphierendes Gesicht nach einem Kampf oder sein tagtäglich mürrischer Gesichtsausdruck, wenn ihm mal wieder etwas nicht passte, sondern es war sein Gesichtsausdruck an jenem Tag in der Cloud Recesses, als Sun Yan selbst die Kontrolle über sein eigenes Verlangen verloren hatte und sich an ihm vergangen hatte.
Sun Yan's Herz pochte einmal schlagartig auf, als ihm die Bilder wieder klar vor Augen erschienen. Er sah wie er selbst gewaltvoll Jiang Cheng zu Boden gedrückt hatte, breitbeinig auf dessen Hüfte saß und ihm seine Lust und Leidenschaft egoistisch aufzwang.
Er sah den gequälten Gesichtsausdruck des Mannes, den er eigentlich über alles Liebte und beschützen wollte, welcher aber nun im Zwiespalt zwischen Scham und Wut mit sich selbst rang.
Sun Yan kniff seine Augen fest zusammen und sein Körper erinnerte sich an den Schmerz, als Jiang Cheng ihm das Messer in den Oberschenkel gerammt hatte und mit seinen Fingernägeln ihm blutig das Gesicht zerkratzte.
Außer sich ist Jiang Cheng gewesen, und es wäre sein gutes Recht gewesen Sun Yan für diese Gräueltat noch viel härter zu bestrafen.
Sun Yan hatte diesen Tag nie vergessen und immer wieder plagte ihn sein schlechtes Gewissen und die Schuld und die Scham hatten sich tief in seine Seele gefressen. Doch erst jetzt, wo er hier hilflos lag und die Erinnerungen der Vergangenheit erneut an ihm zerrten, bekam er das düstere Gefühl, dass dies alles vielleicht schon viel länger vorhersehbar gewesen war.
-Vielleicht war es ja alles nur eine Frage der Zeit, bis er selbst zu einem Monster würde?-
Sun Yan fürchtete sich plötzlich vor sich selbst, als er sich fragte, ob er etwa kein Stück besser sei, als die Männer welche ihn nun selbst herunter drückten?
Denn war es nicht er selbst, der vor gar nicht allzu langer Zeit selbst solch eine Schreckenstat begonnen hatte und sei sie auch aus Liebe und Verzweiflung angetrieben gewesen?
Hat nicht auch er, Jiang Cheng dazu gezwungen und ihn somit skrupellos vergewaltigt?
Welches Recht nahm er sich nur heraus zu glauben, er sei stet's das Opfer gewesen, wo doch nun klar war, dass er selbst zu solchen Taten fähig sei?-
Sun Yan riss plötzlich seine grünen Augen weit auf und sein Atem stockte ihm in der Lunge, als er sich plötzlich inständig fragte, ob er genau wie sein Vater geworden sei?
Dieser schreckliche Gedanke heftete sich auf einmal in ihm fest und seine Seele begann im Chaos der Gefühle zu versinken.
Zuko schaufte plötzlich hinter ihm laut auf und erst seine kratzende, raue Stimme holte Sun Yan wieder zurück ins Hier und Jetzt. Er leckte von hinten über Sun Yan's Ohrmuschel, als er in dieses hinein hauchte:
„Was ist passiert? Bist du etwa schon fertig dich zu wehren? Hast du dein Schicksal nun akzeptiert und machst nun bereitwillig die Beine breit?"
Zuko führte seine linke Hand zu Sun Yan's Lippen und lies dann von hinten seine Finger grob in die feuchte Mundhöhle eintauchen. Er spielte ein paar Mal mit seinen kaputtet Fingern herum und umspielte die warme Zunge, bis er schließlich seine feuchten Finger wieder herauszog.
Sun Yan wehrte sich tatsächlich nicht mehr und wie in Trance lag er schweigend auf dem Tisch und rührte sich nicht.
Zuko's feuchten Finger wanderten derweil an Sun Yan's nacktem Körper wieder herunter und er lies sie zwischen zwei wohlgeformten Pobacken abtauchen.
Er berührte das kleine Loch und führte schließlich gierig den ersten Finger ein.
Sun Yan's Mund öffnete sich leicht und ein leises, schnappen nach Luft war zu hören.
Während Zuko's Finger langsam aber bestimmt rein und wieder hinausglitten, standen die Männer schweigend daneben und blickten mit wachen Blick auf den Jungen.
Ihr Anführer, welcher sich derweil wieder lässig an ein Regal gelehnt hatte, starrte intensiv zwischen Sun Yan's Pobacken und sein Gesicht begann sich langsam in eine angestrengte Miene zu verziehen.
Sun Yan lag mit seinem Kopf zwischen seinen Armen, welche noch immer weit nach vorne ausgestreckt über der Tischplatte festgehalten wurden. Sein dunkles, offenes Haar fiel ihm ins Gesicht und seine Atmung wurde langsam stockend und ruppig, wann immer Zuko seinen Finger ein und wieder ausführte.
Sun Yan´s Hüftknochen begannen langsam zu schmerzen und die scharfkantige Tischplatte bohrte sich tief in sein Fleisch.
Bald folgte ein zweiter und ein dritter Finger und Zuko's Geschnaufe in Sun Yan's Ohr wurde immer lauter.
Er räusperte sich und blickte gierig auf seine Finger, welche Sun Yan's Loch immer weiter auseinander spreizten, als er mit rauer Stimme sagte:
„Er ist gleich soweit. Los dreht ihn um, ich will sein Gesicht dabei sehen."
Als Sun Yan diesen Satz hörte, regten sich in ihm für einen kurzen Moment die Lebensgeister wieder und seine Augen schnellten auf, als ihm bewusst wurde, was dieser Satz zu bedeuten hatte. Mit Erschrecken stellte er fest, wie Zuko seine Finger wieder heraus zog und die Männer ihn grob auf der Tischplatte umdrehten. Sie pressten ihn mit dem Rücken nach unten und hielten jeweils links und rechts seine Arme fest, als er mit weit aufgerissenen Augen zwischen seine Beine starrte.
Zuko packte gierig an seine Knie und wollte diese auseinander spreizen, um mit seiner Hüfte zwischen die schlanken Schenkel zu rutschen, als Sun Yan diese plötzlich kräftig zusammendrückte.
Zuko stutzte für einen Moment und die Männer lachten kurz belustigt auf, als Zuko begann sich mit seiner Hüfte gewaltvoll, aber langsam zwischen Sun Yan's Schenkel zu schieben. Dabei trug er ein widerwärtiges Lächeln auf den Lippen, als er sagte:
„Was? Bekommt die kleine Kitty jetzt doch plötzlich Angst? Sei ganz unbesorgt, ich werde ganz sanft mit dir sein. Genauso wie beim letzten Mal, du erinnerst dich sicher noch?"
Zuko lachte hinterhältig auf, denn er war beim Letzten Mal alles andere als sanft gewesen und während Sun Yan wieder begann sich zu wehren und seine Schenkel mit aller Kraft zusammendrückte, hörte man schließlich das Rascheln von Stoff und Zuko begann den breiten Gürtel in seiner Taille zu lösen. Die beistehenden Männer halfen etwas nach und packten zusätzlich an Sun Yan's Knie und zogen diese weiter auseinander, sodass Zuko sich zwischen Sun Yan's Schenkeln einfinden konnte.
„Nein!"
Schnaufte Sun Yan schließlich angestrengt über seine Lippen und er atmete ein Paar mal ruckartig ein, sodass sich seine nackte Brust deutlich auf und wieder ab hob. Jetzt wo es soweit war schoss erneut die Angst durch seine Glieder und auch wenn er ans Aufgeben dachte, sich seinem Schicksal ergeben wollte und dabei war alle Hoffnungen zu verlieren, so schoss plötzlich erneut der Gedanke an Jiang Cheng durch seinen Kopf. Er war der einzige Mensch in seinem Leben, nachdem er sich so sehr sehnte und es war seine alles verzehrende Liebe zu ihm, welche sich plötzlich wieder in ihm regte.
Seine Lippen begannen schließlich zu beben und sein Herz schrie plötzlich auf, als das Gefühl in seiner Brust zu kippen drohte und er sich auf einmal nach Rettung sehnte.
Er konnte nichts dagegen tun aber in diesem Moment war es einfach nur Jiang Cheng, der seine Gedanken flutete und er begann in seinem Geiste nach ihm zu flehen, ihn anzubetteln ihm zu helfen und ihn sofort hier rauszuholen. Er sehnte sich nach seiner Stimme und seiner vertrauten Körpernähe und er wünschte sich in diesem Moment nichts mehr, als sich in seinen Armen in Sicherheit zu wiegen.
Über seine zittrigen Lippen kam plötzlich ein leises und stotterndes:
„Jiang Cheng...Hilf mir..."
Zuko riss plötzlich seine Augen weit auf und er starrte auf Sun Yan herunter, als er dachte sich verhört zu haben.
Doch Sun Yan begann zu wimmern und zu betteln und wiederhole in seiner Verzweiflung immer wieder seinen Namen:
„Jiang Cheng...Jiang Cheng..."
Zuko begann plötzlich hämisch zu lachen, als er sich lustvoll mit seiner Zunge über seine Lippen leckte.
„Jetzt beginnst du plötzlich zu bitten und zu betteln? Nach Jiang Cheng, nach deinem Herren?
Was soll er tun Sun Yan, glaubst du wirklich er kommt dich holen?"
Zuko strich sich mit seiner linken Hand noch einmal seine Haare aus dem Gesicht, bevor er begann seine Hose herunter zu lassen und sein steifes, pralles Glied in die Hand zu nehmen.
„Glaubst du wirklich er wird kommen und dich retten? Und das obwohl er nicht einmal weiß, dass du hier bist?
Aber einen Teufel wird er tun! Er wird dich genauso wenig retten kommen wie beim letzten Mal!
Er wird dich wieder im Stich lassen und er wird mit seinem verzogenen Hintern in seinem warmen Bettchen liegen, während du erneut erniedrigt wirst und ich meinen großen Schwanz in dich reinschiebe!
Du kannst so viel betteln wie du willst!
Es ist vorbei!
Er wird nicht kommen!
Niemand wird für dich kommen!"
Zuko führte seinen Penis schließlich zwischen Sun Yan's Pobacken und berührte sein kleines Loch, bereit, jede Sekunde in den Jungen einzudringen.
Sun Yan's Herz raste wie wild, das Blut pumpte sich durch seine Adern, Adrenalin schoss unaufhaltsam durch seinen Körper und er kniff seine Augen fest zusammen, drückte seinen Hinterkopf nach hinten auf die Tischplatte, als er mit aller letzter Kraft laut ausrief:
„JIANG CHENG! RETTE MICH!"
In diesem Moment schepperte es auf einmal laut und das Fenster in dem kleinen Raum zerbarst mit lautem Klirren, als mit einem ohrenbetäubendem Krachen ein gewaltiger Speer von Draußen durch das Fenster hineingesaust kam.
Der edle, massive Speer war umringt von tobender roter, spiritueller Energie und die Wucht mit der er geschleudert sein musste, war enorm.
Die Männer zuckten aufgeschreckt zusammen, ließen Sun Yan los und die Glasscherben flogen überall durch den Raum, als sie alle mit blankem Entsetzen in den Augen zusahen, wie der Speer sich geradewegs vor ihnen durch Zuko's Brust bohrte und ihn dann mit einer unglaublichen Wucht und Brutalität an das andere Ende des Raumes schleuderte.
Zuko wurde in sekundenschnelle von dem Speer an die gegenüberliegende Wand aufgespießt und der Speer schlug mit tosendem Krachen in die Wand ein, bis nur so das Mauerwerk um ihn herum zerbarst.
Zuko's Augen standen weit auf und während er beinebaumelnd und mit heruntergelassener Hose in der Luft hing, spuckte er in Fontänen rotes Blut aus seinem Mund.
In diesem Moment sprang ein Mann in schillernder Kleidung, voller Zorn durch das zersprengte Fenster in den Raum hinein und landete direkt neben Sun Yan, welcher noch immer nackt auf dem Tisch lag.
Den Mann umgab die selbe rote, spirituelle Energie, welche impulsartig Druckwellen aussendete und alle Männer im Raum durch dessen Kraft zu Boden gerungen oder in die Regale geschleudert wurden. Die Luft bebte förmlich von seiner enormen Präsens und Macht und der Putz bröckelte nur so von den Wänden, während in seinem Gesicht der Zorn der Götter stand.
Der schillernde Krieger, hatte trotz allem aber ein hübsches Gesicht, aus welchem zwei blaue Augen unter den dunklen Haaren hervorstachen und seine maskuline Körperhaltung und imposante Erscheinung verrieten sofort, dass es sich um einen talentierten Cultivator handeln musste.
Sun Yan drehte seinen Kopf leicht zur Seite und während er noch erschöpft auf dem Tisch lag weiteten sich seine Augen, als er plötzlich in ein bekanntes Gesicht blickte.
„Feng Ling!" Hauchte er fassungslos über seine Lippen.
Feng Ling, welcher mit seiner Körperseite zu Sun Yan gerichtet war, kippte seinen Kopf leicht zur Seite und er schenkte Sun Yan nur einen kurzen, flüchtigen Blick über die Schulter. Er sah den komplett entblößten Körper des Jungen, welcher mit weit gespreizten Beinen erniedrigt auf dem Tisch lag. Feng Ling schloss kurz seine Augen und schluckte einmal schwer, ehe er diese langsam wieder öffnete und dann mit einem noch stechenderen Blick nach vorne zu Zuko blickte. Er zog die Luft lautstark durch seine Nase, seine Hände ballten sich zu zweit angestrengten Fäusten und die Wut stand ihm im förmlich ins Gesicht geschrieben.
Feng Ling kannte kein Halten mehr und er machte einen gewaltigen Satz nach vorne und steuerte direkt auf Zuko zu, welcher noch immer an der Wand hing und versuchte vergeblich den Speer aus sich heraus zu ziehen.
Zuko blickte auf, als plötzlich der Teufel vor ihm erschien und er blickte in zwei funkelnde, blaue Augen, welche zwischen den Schatten aggressiv und furchteinflößend hervorstachen.
Die rote, spirituelle Energie wirbelte aufgebracht um Feng Ling's Körper herum und während Zuko mit weit aufgerissenen Augen nach vorne blickte, fasste Feng Ling plötzlich an den Speer, bereit, jede Sekunde ihn noch tiefer zu versenken.
Doch Zuko lachte plötzlich röhrend und gurgelnd auf, das Blut schwallweise aus seinem Mund spuckend:
„Du bist nicht Jiang Cheng...du bist es nicht...hatte ich also Recht..."
Feng Ling kniff seine Augen zornig zusammen, als Zuko seine linke Hand zittrig nach ihm ausstreckte und ihn berühren wollte.
Doch Feng Ling schnaufte angewidert durch seine Nase:
„Nein, ich bin nicht Jiang Cheng! Aber wer es wagt, diesen Jungen auch nur zu berühren, dessen Schicksal ist besiegelt. Sei es Jiang Cheng oder ich, einer von uns beiden wird kommen und für Vergeltung sorgen."
Zuko lachte erneut auf und das Blut tropfe in Rinnsalen aus seiner Brust und befleckte schwallweise die Erde. Seine Stimme gurgelte und röchelte, während er versuchte erneut etwas zu sagen:
„Ihr seid der Teufel, alle beide. Einer schlimmer als der andere und vom Wahn getrieben. Ich kann es sehen...in eurer beider Augen..."
Zuko versuchte langsam seine Hand weiter anzuheben und während Feng Ling ihn scharf anblickte und seine Hand schon einmal fest an dem Speer positionierte, strich Zuko mit seinen Fingern über Feng Ling's Gesicht und schmierte rotes Blut von seinen Fingern ab.
Feng Ling's Gesicht sah nun noch furchteinflößender aus und zittrige, rote Striemen Blut zierten nun seine Wange.
Zuko öffnete noch einmal weit seine Augen, als er das letzte Mal tief Luft holte:
„Er hat euch genauso verführt, mit seinen grünen Augen...genauso wie alle anderen schon vor euch.
Aber ihr, ihr könnt ihn genauso wenig haben...Denn es war nicht euer Name, den er unter bitten und betteln gerufen hat...
Es war nicht euer Name, den seine heisere Kehle voller Verzweiflung unter mir verlassen hat...
Denn er rief nach Jiang Cheng und nicht nach euch!"
Feng Ling atmete einmal ruckartig ein und die Wut und Zorn kochten in ihm über, als er in Zuko's Gesicht ein belustigtes, dämliches Grinsen sah.
Zuko's Hand sackte langsam wieder zu Boden und als der letzte Funken Leben langsam aus seinem Körper entwich, hauchte er noch zu Feng Ling:
„Aber ich...ich habe ihn gehabt. Wenigstens einmal, habe ich ihn gehabt und oh ja...es war großartig...wie er sich unter Tränen unter mir wand, so hilflos, so jung, so zart...Im Vergleich zu euch, habe ich es erfahren und nehme es nun mit in den Tod...den bittersüßen Geschmack...von Sun Yan!"
Feng Ling's Augen schnellten auf einmal weit auf und als sein Geduldsfaden endgültig riss, fasste er mit beiden Händen an den Griff seines Speers und rammte diesen erneut tief in Zuko hinein.
Feng Ling's Augen leuchteten bedrohlich auf und zähnefletschend sagte er:
„Du hattest nicht einmal das Recht auch nur seinen Namen auszusprechen, geschweige denn ihn überhaupt zu berühren. Ich werde beenden was Jiang Cheng angefangen hat!
Fahr nun zur Hölle und ersticke an deinem eigenen Blut...denn Ich bin Feng Ling und dein Untergang!"
Der Speer fraß sich schließlich mit Leichtigkeit weiter durch Zuko's Fleich und verschwand immer tiefer in der Wand.
Das Blut klatschte nur so zu Boden und aus Zuko's Mund und Brust quoll es in dicken Fontänen hervor.
Zuko zuckte ein letztes Mal auf und sein Körper zitterte vor Ekstase, bevor er seine Augen weit aufriss und dann noch einmal schnappend einatmete, ehe das Blut seine gesamte Lunge flutete und sein Herz schließlich aufhörte zu schlagen.
Zuko rührte sich nicht mehr und Feng Ling atmete ein paar mal tief ein, ehe er sich schließlich ruckartig umdrehte und in den Raum spähte.
Er sah nun mit dem zusätzlich verschmierten Blut in seinem Gesicht noch mehr wie der Teufel aus und seine blauen Augen suchten unter Mordgelüsten sein nächstes Opfer aus.
Die restlichen Männer im Ram kauerten vollkommen verschreckt und verängstigt am Boden und bangten um ihr Leben, als Sun Yan mit weit aufgerissenen Augen auf Feng Ling starrte. Obwohl er selbst Zuko nichts mehr als den Tod wünschte, so war er dennoch von Feng Ling's Wut und Brutalität überrascht und er war sich unsicher, ob die Situation nicht außer Kontrolle geriete. Immerhin war Zuko nur ein Bandit gewesen und niemanden scherte es, ob es davon einen mehr oder weniger gab.
Allerdings waren die anderen Männer im Raum Cultivator's die zu einem Clan gehörten und ein zu rasches Handeln, könnte für unangenehme Konsequenzen in der Zukunft sorgen. Sun Yan erkannte daher unter Sorge, dass in Feng Ling gerade unkontrollierbare Emotionen wüteten und als er sah wie dieser sich auch schon sein nächstes Opfer aussuchte, auf dieses zielstrebig zusteuerte und mit einer Hand brutal an der Kehle packte und mit Leichtigkeit aus den Trümmern in die Luft hob, rief Sun Yan plötzlich auf:
„Warte, Feng Ling!
Lass sie gehen! Diese Männer haben mir nichts getan!"
Feng Ling stockte plötzlich in seiner Bewegung. Er hielt seinen rechten Arm hoch in die Luft und der wehrlose Mann baumelte nur an seiner Kehle über der Erde, jede Sekunde kurz vorm Ersticken.
Feng Ling drehte seinen Kopf leicht zur Seite und als er Sun Yan noch immer erschöpft auf dem Tisch liegen sah, voller Blessuren in dem eingeschüchterten Gesicht und wie er ihn mit den Worten anflehte:
„Bitte, lass sie gehen!
Bring mich bitte einfach nur zurück nach Lotus Pier...Bitte, Feng Ling, so schnell wie möglich!", senkte Feng Ling schließlich langsam wieder seinen Arm und lies den Mann zu Boden.
Als die Füße des Mannes wieder festen Halt auf dem Boden spürten, hustete und spuckte er mehrfach und Rang nach Luft, voller Erleichterung dem Tod gerade noch von der Schüppe gesprungen zu sein.
Die Männer im Raum verstanden nicht, warum Sun Yan Gnade über sie walten ließ, aber sie wussten, dass sie keine Zeit mehr zu verlieren hatten. Sie rappelten sich sofort auf und rannten panisch aus dem Raum heraus. Mit Todesangst in den Augen liefen sie an dem aufgespießten Zuko vorbei, welcher tot neben der Tür an der Wand hing.
Sun Yan atmete einmal erleichtert auf, als er sah wie die Vernunft langsam wieder in Feng Ling's Augen zurückkehrte. Er lag noch immer mit dem Rücken auf dem Tisch, breitbeinig und mit verstörtem Blick unter die Decke gerichtet, noch zu schwach sich zu bewegen, als Feng Ling sich wieder gefangen hatte und langsam auf ihn zukam.
Sun Yan blickte ihn mit seinen grünen Augen vollkommen erschöpft an, als Feng Ling, genau zwischen seinen gespreizten Beine einkehrte und dann mit seinem Becken direkt vor der Tischplatte stehen blieb.
Er stützte seine Hände links und rechts neben Sun Yan's Oberschenkeln auf der Tischplatte ab, lehnte sich etwas nach unten und sah dann eindringlich in das Gesicht des Jungen.
Feng Ling´s Augen fuhren mit prüfendem Blick mehrfach über Sun Yan's nacktem Körper auf und ab und er betrachtete den Jungen kleinlich genau. Er sah das geöffnete, lange, dunkle Haar, welches wirr auf der Tischplatte ausgebreitet war. Die aufgeplatzte, rote Lippe, die leicht geröteten Wangen und die helle, reine Haut, welche sich von der Haarwurzel bis zu den Zehenspitzen erstreckte.
Es war ein ansehnlicher, maskuliner Männerkörper, welcher aber dennoch mit einer verführerischen, nahezu weiblichen Note, sich vor Feng Ling's Augen erstreckte.
Feng Ling schluckte einmal schwer und sein Adamsapfel rutschte an seinem Hals einmal auf und wieder ab, als er in Sun Yan's grüne Augen blickte, in welchen sich Unsicherheit aber auch Sehnsucht nach Schutz widerspiegelte.
Es war wie ein Traum, in dem er gefangen war und Feng Ling war unfähig etwas zu sagen. Seine Atmung wurde schließlich schwerer und lauter und er sog den Sauerstoff tief in seine Lunge. Ein Verlangen von ungeheurer Macht entfachte plötzlich in ihm und da sein Blut noch immer vor Wut und Zorn kochte, befand sich auch sein Körper noch immer in heller Aufregung.
Sun Yan zog plötzlich seine Stirn etwas kraus, als er den veränderten Ausdruck in Feng Ling's Blick entdeckte. Er öffnete langsam seine kaputten Lippen, als er etwas unsicher sagte:
„Feng Ling? Alles in Ordnung?"
Doch Feng Ling antwortete nicht. Er verlor sich in diesem Anblick und seine Seele rutschte immer tiefer ab.
Aus anfänglicher Zuneigung wurde langsam der Wunsch nach mehr und jetzt in diesem Moment, übermannte ihn plötzlich sein Verlangen und seine Gefühle wurden glasklar und eindeutig. Er erstarrte förmlich zu einer Eissäule und seine blauen Augen wurden immer größer, als sein Blick begann Bände zu sprechen.
Sun Yan dämmerte es langsam, dass etwas nicht in Ordnung zu sein schien und der Blick in Feng Ling's Augen bereitete ihm Sorgen. Hatte er sich gerade noch in Sicherheit gewähnt, so begann er nun langsam an der Gutmütigkeit seines Retters in der Not zu zweifeln.
Sun Yan bekam ein beklemmendes Gefühl in seiner Brust und aus Schutzreflex versuchte er leicht seine Beine zu schließen, doch er kam nicht weit, als seine Oberschenkel auch schon Feng Ling's Becken berührten. Sun Yan starrte mit furchtsamen Blick an sich herunter und versuchte es erneut, als er ruhig und einfühlsam sagte:
„Feng Ling? Sprich bitte mit mir!
Dein Blick macht mir etwas Angst...Hilfst du mir nun hoch?
Es ist doch vorbei, oder etwa nicht?"
Feng Ling stand noch immer schweigend über ihm. Seine Atmung wurde rauer und nervöser und leichter Schweiß perlte auf seiner Stirn.
Sein Blick stagnierte schließlich auf Sun Yan's Lippen und wie in Trance bewegte er schließlich seine rechte Hand und streckte diese nach Sun Yan's Gesicht aus. Er berührte zärtlich mit seinem Zeigefinger das zarte Kinn, während sein Daumen behutsam über die kaputte Unterlippen strich.
Sun Yan hielt seinen Atem an und mit weit aufgerissenen Augen blickte er in Feng Ling's Gesicht, als dieser begann mit seiner Hand langsam an Sun Yan's Hals hinunter zu streicheln. Vorsichtig und ganz zart, so als hätte er Angst etwas kaputt zu machen, wanderten seine Finger über die nackte Haut. Seine Berührung war so zärtlich und behutsam, so als würde er das Kostbarste auf der Welt berühren und er wagte es kaum mit seinen Fingern die Haut zu tuschieren.
Sun Yan holte einmal ruckartig Luft, als die zarten Berührungen zu kitzeln begannen. Er blickte an seinem nackten Körper herunter und als sein Blick zwischen seine Oberschenkel fiel und er Feng Ling's Hüfte plötzlich dicht an seinem Becken spürte, schoss ihm ein unangenehmes Kribbeln durch die Glieder.
„Feng Ling?" Sagte Sun Yan erneut, an dessen Vernunft appellierend.
„Wieso sprichst du nicht?
Was hast du vor?"
Seine Stimme klang leicht nervös und Unsicherheit machte sich in ihm breit, umso länger Feng Ling's Schweigen anhielt.
Feng Ling´s Finger strichen schließlich über Sun Yan's nackte Brust und als er seinen Zeigefinger weiter ausstreckte und sein starrer Blick sich auf Sun Yan's linken Nippel heftete, fasste Sun Yan schließlich mit seiner rechten Hand an Feng Ling´s anderen Unterarm, welcher sich neben seinem Oberschenkel auf der Tischplatte befand.
„Nicht...!Bitte..." Sagte Sun Yan fast schon etwas gequält, seinen Griff etwas festigend, als Feng Ling einfach unbeirrt dessen begann mit seinem rechten Zeigefinger kreisende Bewegungen um den kleinen zarten Nippel zu ziehen und sich diesem, mit jeder Umrundung, weiter zu nähern.
Sun Yan streckte plötzlich seinen linken Arm weit nach oben aus und er berührte Feng Ling´s Stirn, um diesen mit aller Kraft von sich wegzudrücken. Doch Feng Ling stemmte sich dagegen und da er über dem Jungen lehnte, hatte er einen körperlichen Kräftevorteil. Sun Yan drückte seinen Kopf angestrengt nach hinten auf die Tischplatte und als sein Körper vor Anspannung zu zittern begann und er jede Sekunde die direkte Berührung an seinem Nippel erwartete, hörte man plötzlich aufgebrachte Schritte und ein lautes Poltern.
Sun Yan schreckte auf, als er zur Tür blickte und sah wie Wei Wuxian, Lan Wangji und Luan Han durch die Tür hereingestürzt kamen.
Die drei Männer standen sprachlos im Türrahmen und versuchten zu verstehen was in diesem Raum vorgefallen war.
Sie sahen das zersprungene Fenster, die vollkommen zerstörten Regale und erblickten Zuko, welcher aufgespießt direkt neben der Tür an der Wand hing.
Ihre Augen weiteten sich und als Wei Wuxian in der Mitte des Raumes den Tisch erblickte, stockte ihm der Atem.
Er sah Sun Yan, welcher entblößt und mit weit gespreizten Beinen auf der Tischplatte lag, seinen Kopf in ihre Richtung gedreht und mit beiden Händen offensichtlich in Abwehrhaltung.
Zwischen seinen gespreizten Schenkeln stand ein Mann, dessen Oberkörper weit über den wehrlosen Jungen gelehnt war, während dessen rechte Hand auf der freigelegten Brust ruhte.
Wei Wuxian handelte wie aus Reflex und er griff in seinen Kragen, zog einen Talisman heraus und schleuderte diesen direkt auf Feng Ling zu. Seine Stimme war dominant und aufgebracht:
„Lass ihn sofort los!"
Erst in diesem Moment bemerkte Feng Ling überhaupt die Störung, sein Geist kam wieder zurück und seine Augen bekamen wieder einen klaren und wachen Ausdruck. Blitzschnell wendete er seinen Blick zu Wei Wuxian, hob seine Hand und wehrte noch in letzter Sekunde den Talisman ab. Es zischte und eine leichte Druckwelle entstand, als die spirituellen Energien aufeinander prallten.
Sun Yan zuckte erschrocken auf dem Tisch zusammen und rief leicht panisch zu Wei Wuxian herüber:
„Stop, Stop! Es ist Feng Ling! Nicht angreifen!"
Wei Wuxian kniff seine Augen scharf zusammen und in der Tat, in dieser Sekunde erkannten die Drei, dass es sich tatsächlich um Feng Ling handelte, welcher über Sun Yan lehnte.
Doch Wei Wuxian griff schon ein zweites Mal in seine Robe und augenblicklich folgte der nächste Talisman.
„Egal wer er ist!" Rief Wei Wuxian zornig aus.
„Ich sehe alles was ich wissen muss!"
Der Talisman raste ein weiteres Mal auf Feng Ling zu und dieser sprang schließlich einen Schritt zurück und streckte seine Arme weit nach vorne aus um den den Angriff abzuwehren.
Es blitzte und zischte erneut, als die Energien aufeinander trafen und Feng Ling wurde ein paar Schritte zurück gedrängt. Er machte sich bereit sich zu verteidigen und begab sich in Kampfstellung. Seine rote, spirituelle Energie begann aufzulodern und die Stimmung im Raum erhitzte sich in sekundenschnelle. Sun Yan kam mit seinem Oberkörper schnell in die Aufrichtung und er streckte seine Hand weit nach vorne aus, als er schlichtend rief:
„Nein nicht, Wei Wuxian! Es ist nicht so wie du denkst!
Feng Ling...er...er hat mich gerettet!"
Wei Wuxian kniff seine Augen noch schärfer zusammen und er befand sich im Zwiespalt zwischen dem was er glauben sollte. Was er gesehen hatte war für ihn eindeutig aber Sun Yan's Worte geboten ihm Einhalt.
Feng Ling stand regungslos da, aber in bedrohlicher Kampfstellung und er schien geduldig auf einen weiteren Zug von Wei Wuxian zu warten. Doch dieser knirschte mit den Zähnen und war hin und hergerissen. Seine Hand ruhte in seinem Kragen, bereit jede Sekunde einen erneuten Angriff zu starten.
Doch Sun Yan, welcher etwas überfordert auf dem Tisch saß und gar nicht mehr aus einer brenzligen Situation nach der Nächsten heraus kam, trug mittlerweile einen mehr als erschöpften Gesichtsausdruck. Fast schon schwach und vorsichtig, versuchte er noch einmal die Gemühter zu beruhigen, als er Wei Wuxian flehend anblickte und sagte:
„Wirklich. Er hat mir nichts getan! Es ist nichts passiert, es ist nur ein Missverständnis!"
Schließlich mischte sich Lan Wangji ein und er trat ruhig und besonnen neben Wei Wuxian und legte seine Hand beschwichtigend auf dessen Unterarm. Er schaute ihn an und nickte ihm beruhigend zu. Wei Wuxian war hin und hergerissen, doch als er sah, dass Feng Ling tatsächlich keine Anstalten machte in einen offenen Kampf gehen zu wollen, zog auch er langsam seine Hand wieder zurück.
Luan Han, der die ganze Zeit etwas geschützt hinter Wei Wuxian und Lan Wangji gestanden hatte, atmete einmal erleichtert auf und legte seine Hand kurz auf sein aufgeregtes Herz, als er mit vorsichtigem Blick zu Zuko an der Wand herüber linste und mit Entsetzen in den Augen, die brutale Tat begutachtete.
Wei Wuxian atmete selber einmal tief ein, das aufkochende Blut in seinen Adern wieder beruhigend, als er ebenfalls Lan Wangji einmal zunickte und leise zu ihm flüsterte:
„Ist schon gut, Danke!"
Lan Wangji blickte noch immer Wei Wuxian tief in die Augen und nachdem auch er das Gefühl hatte, dass es tatsächlich gut war, lies er von Wei Wuxian wieder ab.
Wei Wuxian warf Feng Ling noch einmal einen scharfen und verwarnenden Blick herüber, ehe er sich zügig zu Sun Yan wandt und mit schnellen Schritten zu ihm herüber geeilt kam.
Sun Yan schaute ihn mit seinen mittlerweile glanzlosen Augen erschöpft an und es war ihm deutlich anzusehen, dass er froh war, dass endlich alles vorbei war.
Wei Wuxian zog in windeseile seine obere Robe aus und als er vor Sun Yan stand, half er ihm behutsam von dem Tisch herunter und schwang den Stoff sofort um dessen Schultern und wickelte den Jungen behütete darin ein. Er nahm ihn in den Arm, ganz fest und legte seine linke Hand in Sun Yan's Nacken und drückte dann ihre Körper behutsam, aber fest zusammen. Sun Yan schloss seine Augen, als Wei Wuxian in sein Ohr flüsterte:
„Es ist vorbei. Ich bin jetzt da und alles wird wieder gut! Verzeih mir, dass ich zu spät gekommen bin!"
Sun Yan, der nun so liebevoll und beschützend in Wei Wuxian's warmen Armen gehalten wurde, begann noch einmal am ganzen Körper vor Anspannung zu beben und seine Augen füllten sich leicht mit Tränen, ehe schließlich sein Geist und Körper sich wieder beruhigten. Er vergrub seine Nase tief in Wei Wuxian's Nacken und seine Hände krallten sich an dessen Rücken in den Stoff der dünnen Unterrobe, als er mehrfach tief einatmete.
Lan Wangji und Luan Han gingen derweil andächtig durch den Raum und begutachteten das angerichtete Chaos, während Feng Ling mit großen Schritten zu Zuko herüber ging und gewaltvoll den Speer herauszog. Zuko's Leichnam fiel mit stumpfen Ton zu Boden und Feng Ling schleuderte, mit einer kurzen Handbewegung seinen Speer durch die Luft und spritzte das Blut, welches noch an ihm klebte, gegen die Wand.
Wei Wuxian sah sich das Ganze mit an und er streichelte noch ein paar Mal tröstend über Sun Yan's Kopf, ehe er den Jungen etwas von sich wegdrückte und ihn dann kritisch begutachtete.
Es war für ihn eindeutig, was sich in diesem Raum zugetragen hatte und Sun Yan's nackter und geschundener Körper sprach ohnehin Bände. Er blickte auf die aufgeplatzte Lippe und streichelte einmal über Sun Yan's gerötete Wangen, als er sagte:
„Sun Yan, erzähl uns, was genau geschehen ist, wie bist du hier herunter gekommen und wer hat dir das angetan?
War er es?"
Wei Wuxian warf einen flüchtigen Blick zu Zuko herüber, welcher nun massakriert am Boden lag.
Lan Wangji, Luan Han und Feng Ling kamen etwas näher und es wurde augenblicklich andächtig Still im Raum, als alle schweigend darauf warteten, ob Sun Yan tatsächlich in der Lage sei, ihnen von den Geschehnissen zu berichten.
Sun Yan blickte noch etwas unsicher zu Boden und sein Kopf begann in windeseile die Informationen zu filtern, welche er preisgeben wollte und welche nicht.
Seine Stimme war noch etwas schwach und abgehackt, als er schließlich langsam zu erzählen begann. Er berichtete chronologisch von den Ereignissen, seit seinem wach werden mitten in der Nacht, aber er lies aus Scham bewusst ein paar wichtige Details aus. So erzählte er zum Beispiel nichts von Zuko und Zhuang Xi oder von ihrer vorangegangen Geschichte. Genauso wie er mit keinem Wort die sexuellen Nötigungen erwähnte, sondern sich nur auf die kämpferischen Auseinandersetzungen mit den Männern beschränkte.
Er berichtete von den zwei Frauen, welche er gerettet hatte und er lies sogar komplett den Umstand aus, warum er eigentlich keine Kleider mehr trug und auf dem Tisch gelegen hatte.
Alle Anwesenden blickten etwas beschämt zur Seite und wollten Diskretion bewahren, schließlich war jedem bewusst, dass Sun Yan nur die halbe Wahrheit gesagt hatte.
Und dort wo die Wahrheit ausblieb, wurde die Fantasie angeregt und jeder dachte sich seinen Teil dazu.
Wei Wuxian blickte Sun Yan besorgt an und er machte sich schlimmste Vorwürfe, dass er von alle dem nichts mitbekommen hatte. Er stellte sogar seinen Instinkt in Frage und fragte sich, ob er in all den Jahren wohl eingerostet sei?
Doch Wei Wuxian wollte es genauer wissen um die Situation besser einschätzen zu können und Sun Yan zu helfen, als er mit etwas gedämpfter Stimme fragte:
„Und mehr, haben sie nicht getan? Sonst ist nichts passiert?"
Sun Yan's Wimpern flatterten durch sein schnelles blinzeln einmal auf und unsicher blickte er zu Boden, als er stotternd sagte:
„Nein...es ist...sonst nichts passiert."
Es war still im Raum, bedrückend still und niemand sprach ein Wort. Die Anspannung und die Scham waren erdrückend und jeder ging in diesem Moment seinen ganz eigenen Gedanken nach.
Doch Wei Wuxian sah Sun Yan traurig an, als er einmal tief einatmete und seine Hände auf Sun Yan's Schultern legte.
„Du musst uns die Wahrheit sagen, wie sollen wir dir sonst helfen?"
Sun Yan schloss seine Augen und sein Körper begann an jeder Stelle zu schmerzen wo sie ihn überall berührt hatten.
Seine Lippen bebten leicht, als er schließlich leise und mit etwas piepsender Stimme sagte:
„Es ist nichts passiert...zumindestens...nicht das DAS...
Feng Ling...Feng Ling, kam gerade noch rechtzeitig."
Eine stille der Akzeptanz und des Entsetzen ging durch den Raum und jeder schaute zu Boden und konnte seine Gedanken nicht in Worte fassen.
Wei Wuxian zog Sun Yan langsam erneut an sich heran und küsste führsorglich auf dessen Stirn, als er sagte:
„Du hast tapfer gekämpft. Immerhin waren es fünf gegen einen. Und du hast zwei Frauen vor einem grausamen Schicksal bewahrt.
Du bist ein Held! Wenn zwar auch ein leichtsinniger, aber ein Held!"
Wei Wuxian lächelte Sun Yan liebevoll an und nun kam selbst über Sun Yan's kaputte Lippen, wieder ein leicht verlegenes Schmunzeln.
Die anderen waren selbst von Wei Wuxian's treffenden und aufmunternden Worten bewegt und die drückende Stimmung verflog ein wenig, als Wei Wuxian plötzlich kritisch zu Feng Ling herüber blickte.
Seine Stimme war etwas provokant und er sagte laut:
„Feng Ling! Der Name war doch richtig oder?"
Feng Ling blickte auf und erwiderte Wei Wuxian's Blick, als er ihm bestätigend zunickte.
Wei Wuxian, der noch immer Sun Yan wie sein Kind beschützend in den Armen hielt, fragte interessiert:
„Wie kommt es eigentlich, dass du hier bist und zum richtige Zeitpunkt Sun Yan zur Hilfe eilen konntest? Haben wir dich nicht in der Cloud Recesses zurückgelassen und du bist mit Jiang Cheng zurück nach Yunmeng gereist?"
Feng Ling räusperte sich und verstaute seinen schweren Speer wieder auf seinem Rücken, als er ruhig sagte:
„In der Tat, unsere Wege haben sich in der Cloud Recesses getrennt, allerdings bin ich nicht wieder mit Jiang Cheng nach Yunmeng abgereist. Nachdem ich ihm berichtet hatte, dass Sun Yan mit euch auf eine Mission geht war er zunächst außer sich und wollte ihn sofort zurück holen."
Sun Yan und Wei Wuxian machten große Augen und man sah ihnen beiden an, wie sie sich gerade gedanklich vorstellten, wie das Ganze ausgesehen hätte, wäre Jiang Cheng tatsächlich persönlich losgezogen um Sun Yan wieder zurückzuholen. Sie guckten etwas dumm aus der Wäsche, als ihnen bewusst wurde, dass sie alle wahrscheinlich einem üblen Schicksal entgangen waren.
Lan Wangji schüttelte im Hintergrund nur den Kopf und Luan Han blickte überrascht drein, als er sich fragte, warum der berühmt und berüchtigte Sect Leader des Yunmeng Clan's Sun Yan sogar höchstpersönlich zurückholen würde?
Doch Feng Ling fuhr fort:
„Jedoch drängte die Zeit und er musste schleunigst wieder zurück nach Yunmeng. Daher beauftragte er mich euch heimlich zu folgen und für Sun Yan's Unversehrtheit zu sorgen. Ich sollte mich aber verdeckt halten und nur im äußersten Notfall einschreiten. Nämlich nur dann, wenn Wei Wuxian, mit seiner Inkompetenz, versagen würde, auf ihn gut aufzupassen."
Wei Wuxian's Gesicht verzog sich zu einer empörten Grimasse, als er nur zu gut wusste, dass genau dies Jiang Cheng's Worte gewesen sein mussten. Und noch viel schlimmer, er hatte damit sogar auch recht behalten.
Wei Wuxian blickte schmerzerfüllt und mit schlechtem Gewissen drein, als er vorsichtig und etwas zaghaft nachfragte:
„Und...? Also Jiang Cheng meine ich...hat er außer dem, noch etwas gesagt?"
Feng Ling stand mit klarem und emotionslosen Blick da, als er trocken sagte:
„Er sagte, er würde euch beide Beine brechen und danach im Kerker den Hunden zum Fraß vorwerfen, sollte Sun Yan etwas zustoßen!"
Wei Wuxian duckte sich leicht aus Angst, denn alleine der Gedanke reichte ihm schon. Er lachte etwas verlegen auf, als er sagte:
„Wieso habe ich überhaupt nur nachgefragt...?"
Doch Lan Wangji blickte zu Feng Ling herüber, als er ruhig sagte:
„Also seid ihr uns die ganze Zeit über gefolgt?"
Feng Ling nickte.
Lan Wangji:
„Ihr habt all unsere Gespräche mitbekommen?"
Feng Ling nickt erneut.
Lan Wangji schloss seine Augen und atmete einmal tief ein.
„Also ist die geheime Mission mittlerweile alles andere als geheim."
Luan Han lachte leicht verlegen auf und er kratzte sich am Hinterkopf, als er sich fragte, wie viele interessante Persönlichkeit er auf seiner Reise wohl noch alles kennenlernen würde? Und vor allem, wie viele neue Bekanntschaften musste Jinan Liang in der kurzen Zeit in der Cloud Recesses schon geschlossen haben? Luan Han dachte darüber nach wie sich sein Leben gerade begann vollkommen auf den Kopf zu stellen, als Wei Wuxian plötzlich einen hohen Ton von sich gab.
„Ah!" Sagte er, wie bei einem Geistesblitz der ihm gerade durch den Kopf schoss.
„Bleibt noch eine Sache offen, die ich mich frage."
Wei Wuxian wendete sich erneut zu Sun Yan, als er fragte:
„Wieso bist du überhaupt mitten in der Nacht aufgestanden? Was wolltest du hier unten?"
Sun Yan's Gesicht blieb erst ganz regungslos, so als würde er tatsächlich darüber nachdenken, was eigentlich seine genauen Beweggründe gewesen waren, als sich plötzlich seine Augen wie in Zeitlupe weiteten und er ausrief:
„Ah! Toilette, ich musste auf Toilette!"
Die Männer guckten alle überrascht drein und jetzt, wo Wei Wuxian ihn auch noch daran erinnert hatte, drückte plötzlich wieder seine Blase und er begann auf der Stelle herumzutrippeln.
Luan Han klatschte sich im Hintergrund mit der flachen Hand vor die Stirn, als Sun Yan schon die Pippi in den Augen stand.
Feng Ling mischte sich plötzlich ein:
„Ich begleite ihn."
Doch Wei Wuxian wollte Sun Yan nur schwer wieder aus den Händen geben, als Lan Wangji einen guten Einwurf hatte:
„Wei Ying, es wird bald Morgen sein. Wir sollten hier langsam aufräumen und uns überlegen, wie wir das hier alles der Wirtin erklären. Außerdem, haben wir hier noch mindestens ein Problem in der Ecke liegen."
Die Männer blickten alle zu Zuko herüber, welcher noch immer entstellt auf der Erde lag und nickten alle einvernehmlich.
„Schon gut, schon gut! Du hast ja recht."
Wei Wuxian lies langsam von Sun Yan ab und während er sich widerwillig abwendete, blickte er noch einmal scharf zu Feng Ling herüber, welcher schon dabei war sich Sun Yan zu nähern. Er erhob ermahnend seinen Zeigefinger in die Luft, als er zu Feng Ling herüberzischte:
„Du begleitest ihn nur zur Toilette! Mehr nicht! Und das auch nur, weil ich selbst jetzt hier alle Hände voll zu tun habe. Ich vertraue dir, zumindestens soweit, dass ich weiß, dass du ihn vor jeglichen Gefahren beschützen würdest. Aber deine eigenen Griffel, und lass es dir gesagt sein, hast du diese nicht im Griff, bist du noch heute Nacht ein toter Mann!"
Sun Yan, Lan Wangji und Luan Han staunten nicht schlecht, denn auch wenn sie alle Wei Wuxian als ewig gut gelaunten und ungebändigten Freigeist kennengelernt hatten, so spürten sie doch, dass diese Worte todernst gemeint waren und eine ernstzunehmende, bedrohliche Schwingung von ihnen ausging.
Feng Ling nickte schweigend und in seinen blauen Augen stand die Akzeptanz von Wei Wuxians klaren Worten , als er Sun Yan an der Schulter berührte und ihn dann aus dem Raum führte.
Wei Wuxian seufzte derweil laut auf und er klatschte sich in die Hände, als er sagte:
„Männer, packen wir es an!"
Eine ganze Weile stand Feng Ling nun schon vor der Tür zu den Toiletten und wartete geduldig auf Sun Yan. Er lehnte mit dem Rücken gegen die Wand, seine Arme vor der Brust verschränkt und seine Augen waren nachdenklich geschlossen. Doch Sun Yan lies sich Zeit und kam gar nicht mehr heraus, während die anderen Drei Zuko davon schafften und in dem Raum für etwas Ordnung sorgten.
Es war das Selbe für jeden von ihnen und jeder ging seinen eigenen Gedanken und Sorgen nach. Sun Yan hockte auf der Toilette, die vergangenen Stunden in seinem Kopf Revue passierend und Feng Ling vergrub sein Gesicht tief in seinen Händen und fragte sich, was nur mit ihm los gewesen sei? Als Sun Yan nackt unter ihm auf dem Tisch lag, so hilflos und eingeschüchtert zugleich, und das Blut in seinen Adern noch immer vor Wut und Zorn kochte, hätte er fast den Verstand verloren. Er fürchtete sich plötzlich vor sich selbst und vor den Gefühlen die Sun Yan in ihm auslösten und er fragte sich, was wohl passiert sei, wenn nicht Wei Wuxian, Lan Wangji und Luan Hab plötzlich hereingekommen wären.
Als er aus dem Seufzen und den Gewissensbisse nicht mehr heraus kam, hörte er plötzlich ein leises Klicken und die Tür der Toiletten ging auf.
Feng Ling zuckte zusammen und stellte sich sofort aufrecht hin, als Sun Yan vorsichtig aus der Tür heraustrat. Er krallte mit seiner linken Hand in den Kragen der Robe und hielt diese an seiner Brust fest, während sein Blick schüchtern nach unten gerichtet war.
Sein linkes Bein linste jedoch lasziv durch den geöffneten Schlitz der Robe hervor und Feng Ling schluckte einmal schwer, als ihm erneut bewusst wurde, dass Sun Yan nichts drunter trug.
Sun Yan's Stimme war noch etwas dünn und schwach und an seinen geröteten Augen konnte man sehen, dass er bis eben noch geweint haben musste.
Doch plötzlich machte der Junge einen hastigen Schritt nach vorne und fiel Feng Ling in die Arme, als er leise sagte:
„Danke Feng Ling. Danke das du gekommen bist. Ich weiß nicht, was passiert wäre wenn..."
Doch Sun Yan sprach den Satz nicht mehr ganz aus, als er auch schon den Kragen seiner Robe losgelassen hatte und seine Arme um Feng Ling's Rücken legte. Er drückte ihre Körper fest aneinander und vergrub sein Gesicht tief in Feng Ling's Brust, als dieser vollkommen überrumpelt und mit weit geöffneten Augen da stand.
Erst als er bemerkte, wie sich Sun Yan's Robe langsam dessen Schultern verabschiedete, legte er schnell seine Arme um den Jungen und hinderte somit den Stoff daran noch weiter herunterzurutschen.
Feng Ling schloss seine Augen und atmete einmal tief ein, als er spürte wie der Körper eines sonst so selbstbewussten jungen Mannes noch immer in Furcht und Angst in seinen Armen zitterte.
Er hielt Sun Yan ganz fest, als er mit tiefer, ruhiger stimme sprach:
„Es ist okay, wenn du weinst. Wir sind alleine, also lass es raus, alles!"
Sun Yan's Finger krallten sich immer tiefer in Feng Ling's Rücken und bald wurde die nächtliche Stille auf dem kalten Flur von einem leisen Schluchzen durchbrochen.
Feng Ling legte seinen Kopf in den Nacken und er blickte nach oben unter die dunkle Holzdecke, als ihm bewusst wurde, dass er noch nie in seinem Leben einem anderen Menschen so nah gewesen war. Er spürte Sun Yan's Körperwärme, erfühlte seine Konturen und er spürte ein wohliges, warmes Gefühl, welches sich ausgehend von seiner Körpermitte durch seine inneren Organe zog.
Sein Herz wurde von einem aufbrausendem Gefühl durchflutet und seine Fingerspitzen begannen zu kribbeln, als ihm plötzlich der Gedanke durch den Kopf schoss, dass er für immer diesen Jungen beschützen und in seine Armen schließen möchte.
Während er sich, diesem alles in den Schatten stellendem Gefühl hingab, die Augen schloss und Sun Yan's leises Geschluchze hörte, bemerkte er gar nicht, wie Wei Wuxian, Lan Wangji und Luan Han plötzlich auf dem Flur auftauchten.
Erst als ein lautes, ermahnendes Räuspern ihre Zweisamkeit durchbrach, schreckte Feng Ling auf und blickte zur Seite. Sun Yan, der noch immer sein Gesicht tief in seine Brust vergruben hatte, hörte durch sein eigenes Geschluchze von alledem nichts.
Als Feng Ling aber Wei Wuxian's mordandrohenden Blick sah, hob er schnell aus Reflex seine Arme in die Luft und hielt diese, seine Unschuld beweisend mit den flachen Handinnenseiten nach außen empor, als somit auch schon die Schwerkraft ihren Job erledigte und Sun Yan's Robe von seinen Schultern rutschte und mit einem dumpfen Ton zu Boden fiel.
Erst jetzt hob Sun Yan seinen Kopf an und als er die kühle Luft an seinem blanken Hintern spürte, drehte er den Kopf schließlich zur Seite und er erblickte die anderen Drei auf dem Flur, welche ihn nun mit fragenden Gesichtern anstarrten, während er selbst splitterfasernackt in Feng Ling's Armen hing.
Sofort sprang Sun Yan hektisch einen Schritt zurück, bückte sich und hob die Robe schnell wieder auf, während er sich nebenbei noch schnell die Tränen aus dem Gesicht wischte.
Wei Wuxian trug einen zornigen Gesichtsausdruck und nagelte Feng Ling mit seinem scharfen Blick förmlich an die Wand, als Luan Han es für angebracht hielt und sagte:
„Vielleicht sollten wir Sun Yan endlich mal wieder vernünftig anziehen, der arme Junge holt sich noch den Tod, wenn er hier ständig nackt durch die Gegend läuft."
Feng Ling räusperte sich, als er schnell ablenkend sagte:
„In der Tat, dies ist eine gute Idee. Und danach, werde ich ihn schnellsten wieder mit nach Yunmeng nehmen."
Sun Yan's Augen weiteten sich. Auf der einen Seite löste nur das Wort "Yunmeng" schon Sehnsucht in ihm aus, aber auf der andern Seite fühlte er sich jetzt gerade körperlich und seelisch nicht in der Verfassung die Reise anzutreten.
Wei Wuxian der Sun Yan's verunsicherten Blick erkannte, streckte seine Hand einladend nach vorne aus und sagte:
„Sun Yan komm hier her. Sicher wollt ihr schnell zurück nach Yunmeng aber nicht jetzt. Wir sind alle müde und sichtlich erschöpft und was wir alle gemeinsam haben, ist das wir ganz dringend Schlaf brauchen. Morgen früh, nachdem wir ausgeschlafen und ordentlich gefrühstückt haben, sehen wir wie es weiter geht, aber fürs Erste, sollten wir uns ausruhen."
Sun Yan trat an Wei Wuxian's Seite und dieser legte sofort den Arm um ihn und geleitete ihn den Flur entlang.
Lan Wangji, Wei Wuxian, Sun Yan und Luan Han schritten gemeinsam den Flur herunter Richtung Treppenaufgang, während Feng Ling etwas wie bestellt und nicht abgeholt noch immer alleine auf dem dunklen Flur stand. Er blickte den Vieren etwas verdutzt hinterher und als diese fast schon um die Ecke gebogen waren und die Treppe hinaufsteigen wollten, blieb Wei Wuxian plötzlich ruckartig stehen und drehte sich um. Er warf Feng Ling einen leicht mürrischen Blick zu, als er aber dann doch mit einladender Stimme sagte:
„Was ist? Kommst du nun mit? Ein Plätzchen hätten wir wohl noch frei für dich!"
Feng Ling's blaue Augen weiteten sich, als er erst noch etwas unsicher inne hielt. Erst jetzt spürte er seine müden und schweren Glieder und auch er musste zu sich selbst ehrlich sein, als er feststellen, dass auch er dringend Schlaf benötigte. Er seufzte einmal laut auf, schüttelte seinen Kopf einmal hin und her, als er sich schließlich langsam in Bewegung setzte und ihnen unauffällig folgte.
Luan Han lies sich rückwärts auf das Bett fallen, genau in die Mitte. Während er schon seine Augen schloss und es sich gemütlich machte, striff er die Stiefel von seinen Füßen, welche mit einem leisen Plumpsen zu Boden fielen. Seine Füße baumelten in der Luft, was ihn aber nicht davon abhielt, einen entspannten Gesichtsausdruck zu tragen.
Feng Ling runzelte seine Stirn und als Luan Han wieder ein Auge öffnete und seinen missmutigen Gesichtsausdruck bemerkte, sagte er gähnend:
„Erst ist es etwas seltsam, aber man gewöhnt sich dran. Ich habe zu meiner Linken und zu meiner Rechten noch jeweils zwei Plätze frei. Das müsste eigentlich noch passen. Das Einzige was noch rauszufinden ist, ist ob das Bett auch fünf erwachsene Männer tragen kann."
Luan Han begann plötzlich rhythmisch auf dem Bett hin und her zu wippen und ein ungesundes Knacken des Holzes war zu vernehmen.
Augenzwinkert sagte er:
„Es scheint nämlich doch schon etwas in die Jahre gekommen zu sein. Also lieber nicht zu viel bewegen die Nacht!"
Wei Wuxian und Lan Wangji hingen derweil Sun Yan's nasse Kleider zum trocknen auf, welche sie in dem Vorratsraum auf dem Fußboden gefunden hatten und jeder gab, soviel er von seinen eigenem Kleidern entbehren konnte etwas ab, um den Jungen wieder warm einzukleiden.
Lan Wangji legte sich direkt nach Luan Han wieder in das Bett und machte es sich bequem. Er rutschte hoch bis zum Kopfende und wartete auf Wei Wuxian, denn seine Zeit zu Bett zu gehen war schon viel zu lange überschritten.
Er drehte sich auf die Seite und klopfte dann unauffällig auf die Matratze neben sich um Wei Wuxian seinen Platz zuzuweisen.
Dieser stand neben dem Bett und seine Augenbrauen hoben sich leicht an, als er Lan Wangji einmal keck zuzwinkerte.
Feng Ling stand dagegen noch etwas ratlos neben dem Bett und starrte noch etwas unglaubwürdig auf die beiden Männer, welche schon ungewöhnlich quer in dem Doppelbett lagen.
Er räusperte sich kurz, als er etwas unsicher fragte:
„Wo genau darf ich liegen?"
Luan Han deutete mit einer zuckenden Kopfbewegung zum Fußende, als er salopp sagte:
„Wei Wuxian und Lan Wangji ist wohl das Kopfende vorbehalten. Da ich in der Mitte liege und einen auf Besucherritze miene, bleibt für Sun Yan und euch das Fußende übrig."
Feng Ling's Augen weiteten sich noch etwas in Erstaunen, als Wei Wuxian sich plötzlich demonstrativ neben Lan Wangji auf die Bettkante setzte, seine Arme vor der Brust verschränkte und Feng Ling dann scharf anblickte.
Ungeachtet der Platz-Diskussionen, legte sich Sun Yan schon einmal nieder und als Feng Ling sich endlich durchgerungen hatte und ebenfalls neben Luan Han und Sun Yan seinen Platz einnahm, sah er plötzlich im Augenwinkel wie Wei Wuxian ihn noch immer scharf ansah.
Etwas unsicher und sich beobachtet vorkommend, zog Feng Ling langsam seine Stiefel aus und als er sich nach hinten auf die Matratze legen wollte, schaute er noch einmal skeptisch zur Seite und sah Wei Wuxian, welcher ihm noch immer einen eiskalten Blick zuwarf. Ein Moment des intensiven Blickkontaktes verging, als Wei Wuxian sich schließlich ebenfalls auf die Seite drehte und hinlegen wollte. Doch dabei führte er seine rechte Hand direkt vor sein eigenes Gesicht, streckt Zeige und Mittelfinger aus und deutete demonstrativ auf seine beiden Augäpfel, wendete dann abrupt seine Hand und zeigte dann ausdrucksstark auf Feng Ling's Gesicht.
Feng Ling's blaue Augen weiteten sich und als er die unmissverständliche Bedeutung der ermahnenden Geste erkannte, sah er noch im Dunkeln wie sich Wei Wuxian's Lippen stimmlos bewegten und Feng Ling las deutlich ab:
„Ich habe dich im Blick!"
Dann drehte sich Wei Wuxian plötzlich ruckartig um und legte sich neben Lan Wangji nieder.
Es wurde plötzlich still im Raum und nachdem Feng Ling noch einen Moment in seinen Gedanken versunken war, legte auch er sich schließlich hin. Er drehte sich mit dem Rücken zu Luan Han, wodurch er nun auf Sun Yan's Rücken blickte, welcher sich vor seinen Augen in der Dunkelheit erstreckte.
Er atmete einmal leise ein und während er spürte wie seine Füße, welche ebenfalls aus dem Bett hingen, langsam kalt wurden vernahm er plötzlich Sun Yan's zarten und angenehmen Körperduft. Die langen Haare des Jungen lagen direkt vor Feng Ling's Gesicht auf der Matratze und er zog langsam seine Hand an und rutschte etwas näher, als er seinen Zeigefinger ausstreckte und behutsam mit kreisenden Bewegungen durch die Haarspitzen strich.
Es war nur das Leise atmen der Männer zu hören und ein frischer Windzug, welcher an den Scharnieren des Fensters rappelte.
Feng Ling's Augen wurden langsam müde und immer schwerer und er döste immer mal wieder ein, als er plötzlich ein leises Schlottern vernahm.
Seine Augen schnellten in der Dunkelheit weit auf und er blickte sich suchend um. Er wusste nicht wie spät es war, wie viel Zeit vergangen war oder wie oft er eingenickt war, aber er konnte Sun Yan's Rücken vor sich erkennen und sah, wie die schwachen Konturen leicht am zittern waren.
Sun Yan lag auf der Seite, eingerollt wie eine Schnecke und er hatte seine Arme und Hände dich an seinen Körper herangezogen. Ihm war kalt und er zitterte und er fand einfach keinen Schlaf. Er war noch immer viel zu aufgewühlt und er musste immer wieder an Jiang Cheng und an Lotus Pier denken. Ein sicherer Ort, mit einem geliebten Menschen, welche ihm in diesem Moment Geborgenheit und Frieden schenken würden. Doch er war nicht dort und es war auch nicht Jiang Cheng der kam und ihn gerettet hatte und somit lag er nun einsam mit seiner zerrütteten Gefühlswelt in dem alten Bett, fror am ganzen Körper und kam einfach nicht zur Ruhe.
Er schloss seine Augen, immer wieder, aber sein Herz schrie nach Liebe und Geborgenheit und in seinen Gedanken dachte er nur an Jiang Cheng und wie er ihn in seine Arme schließen würde, wie das warme Gefühl von Haut auf Haut seine Seele heilen würde und wie er ihn in einer einzigen Nacht dies alles hier vergessen lassen würde.
Sun Yan seufzte einmal leise auf, als er plötzlich eine warme Hand auf seiner Schulter spürte und seine Augen schnellten blitzschnell auf. Für eine Sekunde pochte sein Herz kraftvoll auf, als er an Jiang Cheng dachte, doch dann hörte er ganz leise, die tiefe, aber vertraute Stimme von Feng Ling, welche leise von hinten flüsterte:
„Kannst du nicht schlafen? Ist dir kalt?"
Sun Yan spürte ein kurzes Stechen von Enttäuschung in seinem Herzen, als seine Muskeln sich langsam wieder entspannten.
Leise antwortete er:
„Ich finde einfach keine Ruhe...und ja, es ist so kalt."
Sun Yan schloss seine Augen und als ein Moment des Schweigens verging und er keine Antwort mehr bekam, knackte plötzlich leise das Bett und als die Matratze ein wenig wackelte spürte Sun Yan auf einmal einen warmen Körper, welcher sich von hinten ganz dicht an ihn anschmiegte.
Sun Yan's verwunderten Augen standen in der Dunkelheit weit auf, als Feng Ling's Arme ihn von hinten behütend umschlossen und ihn dann ganz dicht an eine warme, kräftige Männerbrust heranzogen. Sun Yan konnte Feng Ling's gesamten Körper spüren, von der Haarwurzel bis zur Fußspitze und er vernahm den schwachen, warmen Atem in seinem Nacken, als Feng Ling leise aber behütend sagte:
„Lass mich dich wärmen für diese Nacht. Sei unbesorgt, ich werde dir nichts tun und nur über dich wachen. Also schlaf ein wenig und ruh dich etwas aus und Morgen früh bringe ich dich wieder zurück nach Lotus Pier."
Sun Yan atmete noch ein paar Mal ruckartig ein, als er schließlich spürte wie Feng Ling's Körperwärme auf ihn abstrahlte. Ein wohliges, angenehmes Gefühl strömte allmählich durch seinen Körper und sein Geist begann sich langsam wieder zu beruhigen.
Seine Atmung wurde wieder tiefer und ruhiger, sein Herzschlag fand zurück zu einem gleichmäßigen Rhythmus und jetzt, wo er in den warmen Armen Feng Ling's lag und sich behütet und beschützt vorkam, wurden seine Augenlieder langsam schwer.
Er wurde müde und er spürte an seinem Rücken Feng Ling's kräftigen Herzschlag und dessen beruhigende Atmung, welche gleichmäßig gegen ihn drückte.
Sun Yan schloss bald seine Augen und während sein Körper langsam vor Erschöpfung zur Ruhe fand, war er in Gedanken nur bei Jiang Cheng. Kurz bevor er einschlief verlies ein leises, sehnsüchtiges: „Jiang Cheng" noch seine Lippen und Feng Ling, der hinter ihm lag und ihn in seine Arme schloss, als wäre er das Kostbarste auf der Welt, hörte diese Worte und sein Herz wurde ihm augenblicklich schwer.
Zu wissen, dass seine Zuneigung und Liebe niemals anklang finden würde und das, dass Herz des jungen Mannes, welcher ihm so nah und doch so fern war, jemand anderes gehörte, lies ihn nicht zur Ruhe kommen. Und während Sun Yan in Gedanken an Jiang Cheng friedlich einschlief, so lag Feng Ling die ganze Nacht über mit offenen Augen da, wachte über Sun Yan und hielt ihn in seinen Armen, als würde der morgige Tag, dass Ende der Welt bedeuten.
