Rückblick 11
Juli 2002
Hermine schaute schnell auf und sah Malfoy der von der Straße aus zu ihr herab blickte. Sie war zu müde und zu wütend, um sich dafür zu schämen, dass er sie betrunken und heulend in einem Bach gefunden hat.
„Schleich dich, Malfoy.", sagte sie und klatschte so mit ihren Händen aufs Wasser, dass es in seine Richtung spritzte.
„Bist du betrunken?", fragte er.
„Nein, du Vollidiot, ich sitze komplett nüchtern in einem Bach.", sagte sie, während sie ihre Augen verdrehte. „Geh weg. Ich will nicht mit dir reden. Ich will dein hässliches Gesicht nicht sehen. Wenn ich deine Existenz aus meinen Gedanken obliviieren könnte, ohne den Orden zu riskieren, würde ich es sofort, ohne zu zögern tun."
Sie fing wieder das Weinen an.
„Mein Gott.", sagte er und starrte auf sie hinunter, er hatte den gleichen irritierten Gesichtsausdruck aufgesetzt, den er hatte, als er ihr von seinem unerwünschten Mantikor erzählt hat, den er nun besaß.
„Granger, du kannst nicht weinend in einem Bach sitzen.", sagte er schlussendlich.
„Doch das kann ich sehr wohl.", erwiderte sie schnippisch. „Außer dir kann mich niemand sehen. Ich hab den Bereich schon mit Schutzzaubern versehen. Keiner der Muggel wird vorbei kommen und mich bemerken. Ich habe meinen emotionalen Zusammenbruch sorgfältig geplant. Also – schleich. Dich."
Ihr Kopf fühlte sich sehr schwer an und sie ließ ihn auf ihre Knie sinken. Es wurde sehr kalt in dem Bach, aber die war fest entschlossen, sich nicht zu bewegen, bis Malfoy weg war.
Sie hörte einen dumpfen Aufschlag und plötzlich war da ein fester Griff um ihren Arm und sie wurde aus dem Wasser gezogen.
„Lass los!"
Sie schlug Malfoy auf den Arm und trat ihm gegen das Schienbein, als sie versuchte sich zu befreien.
„Lass mich in Ruhe. Du und Voldemort haben mein Leben zerstört. Darf ich mich jetzt nicht mal mehr ab und zu traurig deswegen fühlen?"
„Granger du Idiot!"
Malfoy zog sie in seine Arme und apparierte. Sie tauchten in der Hütte wieder auf.
Sie schaute sich benommen in dem Zimmer um und klammerte sich an ihn, um ihre Balance wieder zu finden.
„Warum sind wir hier?", verlangte sie zu wissen. Ihre Stimme war wackelig, als sie sich von ihm entfernte, um sich aufzurichten. „Ich hasse diesen Ort. Eine der reichsten Zauberer Familien in ganz Europa und du zwingst mich dazu dich in dieser miserablen Hütte zu treffen. Als ob ich mir nicht schon ohne hin bewusst genug darüber bin, welche Verachtung du für alle Schlammblüter übrig hast. Mein Gott warum hast du nicht einfach ein Bordell oder eine Salz Mine gekauft und zwingst mich dazu, dich dort zu besuchen?"
„Ich hab dir gesagt, dass es ein Verbot ist den Namen des Dunkeln Lords zu benutzen.", zischte Malfoy. „Das ist der Grund warum du nicht betrunken in einem verfickten Bach sitzen kannst, egal wie viele Muggel Abweis-Zauber du darüber gelegt hast."
Hermine blinzelte und starrte ihn an.
„Ich hasse dich.", sagte sie schlussendlich.
„Das Gefühl beruht definitiv auf Gegenseitigkeit.", sagte er und schaute sie voller Verachtung an.
Sie kauerte sich auf dem Boden zusammen.
„Ich hasse dich so sehr.", sagte sie. „Ich war schon davor ganz alleine – und dann hast du mich verlangt und hast es noch schlimmer gemacht. Zu mindestens konnte ich davor – wenn sich irgendjemand die Mühe gemacht hat mich zu fragen, ob es mir gut geht, ihnen die Wahrheit sagen. Aber jetzt – kann ich nicht mal das tun. Und jetzt – selbst wenn wir gewinnen, habe ich nichts, worauf ich mich freuen kann. Jeder wird frei sein und ich werde immer noch dir gehören. Ich werde einfach für immer alleine sein –"
Sie vergrub ihr Gesicht in ihren Händen und fing von Neuem das Weinen an.
„Harry und Ron werden mir das niemals verzeihen.", sagte sie und ihr ganzer Körper erbebte durch die Kraft ihrer Schluchzer. „Selbst wenn das hier den Krieg gewinnt – werden sie mit niemals vergeben."
Nach ein paar Minuten beruhigte sich ihr Weinen wieder etwas.
„Ich versteh wirklich nicht, warum du jetzt willst, dass ich mich dafür interessiere." Malfoy starrte mit unveränderter Miene auf sie herab.
Sie blickte zu ihm auf. „Du hast mich hier her gebracht, obwohl du wusstest, dass ich betrunken war. Wenn du nichts darüber hören willst, dann hättest du mich einfach in Ruhe lassen sollen, so wie ich es dir wiederholt gesagt habe. Ich versteh nicht, warum du dich nicht einfach verpisst."
Er zog eine Augenbraue nach oben.
„Mich verhexen und mich beschimpfen und all das an einem Tag. Es scheint so als ob ich endlich an dich ran komme. Ich frage mich, was es benötigt, damit du deine süße Fassade fallen lässt und mir erzählst, wie du wirklich über mich denkst." Sein Ausdruck war spöttisch.
„Halt die Klappe!", zischte sie, bevor sie ihren Kopf auf ihre Knie sinken ließ und sich selbst umarmte.
„Aber jetzt mal ehrlich – wir kratzen doch gerade erst an der Oberfläche, oder? Vielleicht sollte ich jeden auflisten, den ich getötet habe.", sagte er, er ging langsam mit einem boshaften Grinsen um sie herum. „Als erstes waren da ein paar Muggel, zum Üben, bevor ich wieder zur Schule zurück bin. Tante Bella hat gesagt, dass es notwendig ist den Fluch zu benutzen, bevor man jemanden tötete, den man tatsächlich kennt. Dann Dumbledore. Noch mehr Muggel. Wusstest du, dass ich sogar darauf angesetzt wurde deine Eltern zu finden? Du musst sie selber versteckt haben, denn ich konnte nicht mal die winzigste Spur von ihnen finden. Keine geschlamperten Details oder geheimen Verabschiedungen, wie so viele der Muggel geborenen Familien. Obwohl diese Ignoranz nicht deine Nachbarn verschont hat. Bella war recht wütend darüber, wie sorgfältig du gewesen bist."
Hermine blickte ihn voller Entsetzen an
„Dann die Creeveys. Und die Finch-Fletchlers. Und meine Tante Andromeda und ihren Mann Ted. Das war recht persönlich für Bella, ein Muggel geborenen in die Familie Black einzuheiraten, war solch ein Schandfleck. Aber sie bereute es am meiste, dass sie Nymphadora nicht umbringen konnte, vor allem nachdem sie erfahren hat, dass sie einen Werwolf geheiratet hat. Dann danach – nun die Tode verschwimmen etwas ineinander nach einer Weile, aber ich glaube das es noch mehr Muggel waren..."
Hermine konnte spüren, wie die angenehme Wärme ihrer Betrunkenheit langsam verblasste, als Malfoy weiter redete. Als er einen bekannten Namen nach dem anderen auflistete. Das Glitzern in seinen silbernen Augen und der kalte Ausdruck auf seinem Gesicht, als er mit seiner geringschätzigen, affektierten Stimme fortfuhr.
„Weißt du Malfoy.", sagte sie leise nach einer Minute. „Du verbringst so viel Zeit damit sicher zu stellen, dass ich mehr wie genug Gründe dafür habe dich zu hassen. Es ist seltsam."
Er pausierte und sie blickte zu ihm nach oben.
„Menschen funktionieren nicht so.", sagte sie. „Unsere Gehirne sind so gebaut, dass sie Dinge rationalisieren, sodass uns die Schuld nicht auffrisst. Wir finden Entschuldigungen. Wir geben die Schuld jemand anderen. Wir finden eine Erklärung für uns selbst, die uns dabei hilft zu schlafen. Leute sehen sich nicht selbst als Verbrecher an. Sie töten, um sich selbst zu schützen, oder deren Familien oder deren Geld oder deren Lebensstil. Sogar dein Meister, er sieht sich nicht selbst als Verbrecher. Er denkt einfach nur, dass er besser ist als alle anderen. Er denkt, dass er es verdient über alle zu herrschen. Wenn er foltert und Muggel tötet – dann ist das okay, weil sie nicht wirklich Menschen sind. Als er stundenlang die Runen in deinen Rücken geritzt hat – war es okay, weil du es verdient hast, indem du ihn enttäuscht hast. In seinem Verstand ist er kein Verbrecher, er ist ein Gott. Aber du – du denkst, dass du ein Verbrecher bist. Du denkst, dass du es verdienst gehasst zu werden." Sie legte ihren Kopf auf die Seite und betrachtete ihn. „Ich frage mich oft, warum das der Fall ist."
Malfoys Miene ist noch kälter und verschlossener geworden, während sie gesprochen hat.
„Ich erspar die deine ganzen Mühen.", sagte sie und sie hob einen Mundwinkel an. „Ich hasse dich. Ich benötige nicht noch mehr Überzeugung von dir, um das zu glauben. Ich hasse dich. Mehr als sonst irgendjemanden außer deinem Meister. Ich hasse dich. Ich denke, dass du zum Teil für jede Person verantwortlich bist, die bis jetzt in diesem Krieg gestorben ist und für jede Person die sterben wird. Du musst mich nicht davon überzeugen, dass du ein Monster bist, denn das weiß ich bereits. Dich zu heilen war nicht wegen meinem blutendem Herzen. Und dich nicht zu verhexen, als du schwer verletzt warst, war nicht aus Gefühlsduseleien. Es ist einfach das letzte bisschen Würde, dass ich noch übrig habe. Denn all meine restliche Güte ist schon von dir zerstört worden. Also – egal was du mir ins Gesicht schleuderst, ich werde dir nicht die Genugtuung geben. Also – verpiss dich."
Mein Gott es fühlte sich gut an, sich das alles endlich von der Seele zu reden. Sie würde es vermutlich später bereuen, dass alles gesagt zu haben, aber jetzt in diesem Moment fühlte es sich einfach nur erleichternd an.
Malfoy grinste leicht. „Gut zu wissen."
Hermine legte sich nach hinten auf den Boden und starrte an die Decke.
Nach einigen Minuten der Stille, war es offensichtlich, dass er nicht verschwinden würde. Sie gab es auf, ihn zu vertreiben. Sie setzte sich am Boden auf.
„Wie bist du, wenn du betrunken bist, Malfoy?", sagte sie und drehte ihren Kopf damit sie ihn anschauen konnte. Er stand neben ihr und schaute nach unten, wo sie neben seinen Füßen saß.
Er schien von der Frage überrascht. „Leiser. Und wütender."
Sie schnaubte. „Natürlich. Gott bewahre, dass du irgendwas interessantes wärst."
„Ich hätte dich nicht für eine weinerliche Betrunkene gehalten." Er zog eine Augenbraue nach oben und rief sich einen Stuhl herbei, den er verkehrtherum neben sie stellte. Es kam ihr in den Sinn, dass er sich vermutlich gegen nichts lehnen konnte. Sie fragte sich wie sehr es ihm wohl weh getan haben muss, sie aus dem Bach zu ziehen und zu apparieren, während sie rumgezappelt hat und versucht hat sich zu wehren.
„Das war ich nicht immer.", sagte sie wehmütig. „Gesprächig, schon immer. Aber Alkohol macht mich emotional. Ich bin früher immer glücklich betrunken gewesen. Ich war einfach nur – lächerlich. Ich bin auf einer Party gewesen, wo die Bowle mit Alkohol versetzt war und ich bin ziemlich betrunken gewesen. Harry musste mich stumm zaubern, während er und Ron mich durch die Flure gezerrt haben. Ich habe unkontrollierbar gekichert. Das schallende Gelächter – ist von den Wänden abgeprallt. Filch hätte uns fast erwischt."
„Wann war das?", fragte er.
„An meinem Geburtstag. Ich bin Siebzehn geworden. Es war – es war an dem Tag bevor du Dumbledore umgebracht hast." Ihr Kinn zitterte leicht und sie schaute nach unten auf ihre Finger, als sie die Maserung des Bodens nachfuhr. „Ich – hätte am nächsten Tag auf den Gängen sein sollen. Vertrauensschüler Verpflichtungen, um den Schülern aus dem ersten Jahr zu helfen. Aber ich hatte so einen Kater. Ich habe verschlafen. Ich frage mich oft – ob es irgendeinen Unterschied gemacht hätte..."
„Das hätte es nicht.", sagte er.
„Danach habe ich immer geweint. Immer. Nicht das ich oft betrunken bin. Ich neige dazu Sachen zu sagen, die Leute verärgern."
„Das machst du sowieso immer.", sagte er und schenkte ihr einen spitzen Blick.
„Ich sage noch mehr Sachen die Leute verärgern.", korrigierte sie sich. „Wie dem auch sei – heute Abend stand die Entscheidung zwischen betrunken oder high oder Tränke missbrauchen."
„Und der Bach?"
„Ich hab keinen Ort wo ich hingehen kann. Ich kann nicht in einen Pub gehen. Oder mich mit irgendjemanden im Orden betrinken. Es ist nicht wirklich so, als ob Moody jemand ist, bei dem man sich ausheulen kann."
„Potter oder Weasley?"
„Da sie beide nicht von dir wissen – wie würde ich irgendetwas erklären können?" Sie würde nicht erwähnen, dass sie beide weg waren, um Horkruxe zu jagen.
„Ich kann nicht glauben, dass du mich nicht einfach alleine lassen konntest.", sagte sie. „Warum warst du überhaupt dort?"
„Ich hatte das Gefühl, dass du irgendetwas dummes tun würdest. Nenn es meinen siebten Sinn."
Sie verdrehte ihre Augen. „Ich versteh nicht, warum es dich überhaupt interessiert. Dein Geheimnis würde mit mir sterben. Ich bin mir sicher, dass du dennoch einen Weg finden würdest, das zu bekommen was du willst auch ohne mich."
„Ich bin mir sicher, wen auch immer mir Moody als Ersatz geben würde, wäre noch irritierender.", sagte er mit einer leichten Grimasse. „Sieh es einfach als zusätzlichen Gefallen für deinen Orden an. Ich stell sicher, dass ihre Heilerin und Zaubertrank Meisterin nicht stirbt."
Sie schnaubte. Sie fing an sich unglaublich müde zu fühlen. Der Gedanke ans Schlafen brachte sie dazu wieder an Colin zu denken. Tränen sammelten sich in ihren Augen. Sie vergrub ihr Gesicht in ihren Händen und fing das Schluchzen an.
„Was ist es jetzt?", sagte Malfoy, als ihre Schluchzer wieder verebbten. Er klang gelangweilt, aber als sie zu ihm aufblickte, schaute er schnell zur Seite. Er hatte sie beobachtet.
„Ich werde heute Nacht von Colin träumen.", sagte sie traurig, sie ließ ihren Kopf gegen ihre Knie sinken.
„Du bist wahnhaft, wenn du sagt, dass du jemanden töten könntest. Du kommst ja nicht mal damit klar, wenn jemand durch jemanden anderes Hand stirbt.", sagte er, während er seinen Kopf geringschätzig schüttelte.
Hermine versteifte sich und schaute zu Malfoy nach oben.
„Ich glaube nicht, dass es irgendetwas besonders schlimmes am Sterben gibt. Ich weiß das Krieg herrscht. Leute sterben.", sagte sie. „Was mich stört ist die Art. Du hast keine Ahnung Malfoy wie es ist, wenn jemand stirbt, während man alles in seiner machtstehende versucht um sie zu retten. Er ist langsam gestorben, er hat die ganze Zeit geschrien und ich hab versucht ihn zu retten. Das ist es was mich verfolgt. All die Tode in meinem Kopf..., sie sind alle auf diese Art. Das ist der Grund, warum sie mich verfolgen. Sie lagen in meinen Händen – ich habe versucht sie zu retten – und ich habe versagt –"
Sie gab einen erstickenden Laut von sich und ihre Stimme brach bei den letzten Worten ab.
Malfoy schaute sie an und schien das erste Mal nachdenklich.
„Warum ist Colin so wichtig? Ihr standet euch nicht nahe. Warum ist dieser eine Tod der, der noch immer so ausschlaggebend für dich ist? Du hast schlimmer Tode danach gesehen."
Sie zögerte. Sie hat noch nie mit jemanden darüber gesprochen. Nicht wirklich. Nicht in Jahren.
„Sein Tod war der Anfang des Endes von allem anderen.", sagte sie, sie schaute nach unten und bemerkte einen losen Faden an ihrem Oberteil. Sie zog feste daran und beobachtete, wie sich der Stoff zusammenzog und bündelte, bis der Faden plötzlich abriss und ein kleines Loch an der Stelle erschien. Sie reparierte es mit der Bewegung ihres Zauberstabes. „Er war die erste Person, die unter meiner Fürsorge gestorben ist. Harry hat gesehen, wie es passiert ist. Und danach – ist mir bewusst geworden, dass das, was der Orden tat, nicht genug war. Die Verteidigung war nicht genug. Und ich habe angefangen das auch so zu sagen. Aber Harry stimmte mir nicht zu. Für ihn – war sterben das schlimmste. Es war verlassen werden. Also war Töten auf egal welche Art böse. Selbstschutz. Töten aus Gnade. Jede Art. Diese – Meinungsverschiedenheit – hat uns in verschiedene Richtungen im Krieg geschickt. Nichts war mehr das gleiche danach. Deshalb bin ich eine Heilerin geworden, während alle anderen zusammen aufs Schlachtfeld gezogen sind."
„Irgendwie ironisch."
„Eine Person, die die Dunklen Künste auf dem Schlachtfeld benutz ist nicht genug, um einen Unterschied zu machen. Und wenn ich aufmüpfig gewesen wäre und versucht hätte Leute auf meine Seite zu ziehen – dann hätte ich vielleicht den Orden gespalten."
„Wenn du wieder kämpfen würdest, wie würdest du töten?"
„Schnell. Es gibt Sprüche, die das Herz stoppen. Flüche die einen ersticken. Schnitt Zauber an der Kehle. Ich würde solche Dinge tun. Ich würde wahrscheinlich sogar den Todesfluch verwenden, wenn ich es in mir habe – aber Harry würde mir das vermutlich niemals verzeihen."
„Wie plant Potter Voldemort zu besiegen?"
„Es ist – da ist eine Prophezeiung. Harry denkt, dass die Prophezeiung die Antwort ist.", sagte sie vage. Sie war sich nicht sicher, ob die Macht der Liebe eine wirkliche Strategie des Orden war, aber Malfoy musste die Details nicht wissen.
„Fantastisch. Wir alle setzten unser Leben auf den-Jungen-der-nicht-töten-will und eine Prophezeiung. Wir sind dem Untergang geweiht."
„Dumbledore hat Grindelwald, ohne zu töten, besiegt.", sagte Hermine.
Malfoy sah unbeeindruckt aus.
„Wo hast du Heilkunde studiert?", fragte er sie. Sie schaute überrascht zu ihm rüber.
„Als erstes in Frankreich.", sagte sie. „Aber der Krieg hat sich schnell über den Kanal ausgebreitet und es war sicherer mich wo anders hinzuschicken, anstatt zu riskieren dort gefunden zu werden. Also bin ich nach Albanien; deren Abteilung für alte Magie hatte die besten Grundlagen für die Heilung von Dunkler Magie. Ich war eine Weile dort. Dort habe ich die Behandlung für deine Runen gelernt. Du hattest Glück – ich bin vermutlich einer der einzigen Heiler, die noch übrig sind, die diese Behandlung kennen, da das Krankenhaus zerstört wurde. Dann Dänemark, für Zauberspruch Analysen und Dekonstruktionen. Danach bin ich nach Ägypten; deren Krankenhaus war am besten auf das Brechen von Flüchen spezialisiert, aber die Situation war – instabil, also bin ich nach Österreich versetzt worden, nach nur ein paar Wochen. Ich war in Österreich, bis der Orden mich wieder zurück gebracht hat."
„Viele Leute hatten angenommen, dass du gestoben oder abgehauen bist.", sagte er und beobachtete sie mit aufmerksamen Blick. „Bis der Dunkle Lord wissen wollte, warum der Widerstand überlebte, nachdem sie deren Krankenhaus platt gemacht hatten und Severus erwähnt hat, dass Potters kleines Schlammblut von ihrer Auslandreise zurück gebracht wurde, als Heilerin und noch dazu als Zaubertank Meisterin. Es hat für leichte Aufruhr in den oberen Rängen gesorgt."
Sie blickte ihn scharf an. Also hatte er gewusst, was sie war, als er sie verlangt hatte. Sie fragte sich, ob es mit in seine Entscheidung hinein gespielt hat.
Die Unterhaltung riss ab. Nach ein paar weiteren Minuten stand Hermine auf.
„Ich bin wieder nüchtern genug, um zu apparieren.", sagte sie.
„Du gehst nicht wieder wo hin um betrunken zu werden, oder?", fragte er, während er sie misstrauisch anstarrte.
Sie schüttelte ihren Kopf.
„Nein. Du hast mir gründlich die Stimmung versaut. Und ich hab mich ausreichend ausgeheult."
Er sah etwas erleichtert aus. „Zersplinter dich nicht.", rief er ihr hinterher, als sie aus der Tür lief.
Sie zersplinterte sich nicht. Als sie zum Grimmauld Platz zurückkehrte, ging sie nach oben zu ihrem Zaubertrank Vorratsschrank und kippte einen Nüchternheitstrank hinunter. Die Kopfschmerzen und Übelkeit brachen auf einen Schlag auf sie herein, so gefühlvoll wie ein Eisenhammer.
Sie ließ ihren Kopf auf die Arbeitsfläche sinken und stöhnte.
Draco Malfoy konnte sie nicht mal in Ruhe betrunken werden lassen. Scheiß Mistkerl.
Sie hatte erwartet, dass die Nüchternheit sie mit Grauen erfüllen würde, aber sie fühlte sich überraschender Weise unberührt davon, dass sie endlich Klartext gesprochen hatte. Er hat definitiv nicht zu überrascht gewirkt, oder so als ob es ihn verärgert hätte. Er hatte darauf gewartet.
Sie hatte keine Idee, wie sie alles was passiert war, einschätzen oder verarbeiten sollte.
Sie wühlte durch ihren Schrank nach einem Kopfweh-Erleichterungstrank und trank ihn, während sie versuchte sich zu fokussieren.
Draco dachte von sich selber, dass er ein Verbrecher war.
Das war eine wichtige Erkenntnis. Vermutlich die wichtigste, die sie bis jetzt über ihn gehabt hat. Die Ungleichmäßigkeiten, die in seinem Herzen festsaßen.
Sie zerbrach sich den Kopf über alles, was er gesagt hatte. Jetzt wo sie all ihre Rage an ihm ausgelassen hatte, fühlte sich ihr Verstand glasklar an.
Dann ist der jüngere in einem Dachs Bau getreten und hat sich sein Bein gebrochen. Er hat angefangen durch das Gras zu krabbeln. Ein einfaches Ziel für den Tötungsfluch. Er war die zweite Person, die ich damit in den Rücken getroffen habe. Weißt du...der Tötungsfluch. Es schneidet etwas aus einem heraus. Es ist nichts etwas, was jeder einfach so benutzten kann. Nicht wiederholt. Colin hätte weiterrennen können. Wenn er das getan hätte dann wäre er heute vielleicht immer noch am Leben. Aber er hat gestoppt, für seinen toten Bruder hat er angehalten, er ist zurück gerannt und hat versucht seinen Körper mit sich zu ziehen."
Hermine erstarrte.
Er hätte Dennis Creevey auf so viele grausame Arten töten können, langsamer Arten, als der Todes Fluch. Mit einem gebrochenem Fuß, es bestand für Dennis kein Flucht Risiko. Er wäre der perfekte Köder gewesen, um Colin zurück zu locken. Aber – anstatt einfach nur über dem verletzten Dennis zu stehen und beide Jungen zu fangen – hat Draco ihn getötet, auf humane Weise. Vermutlich in der Hoffnung, dass der tote Bruder Colin davon jagen würde und sein Leben verschont bleiben würde.
Hermine hatte das Gefühl gleich umzukippen, bei der Realisation, die sie gerade hatte.
Malfoy hatte versucht Colin zu verschonen.
Aber, was für Hermine fast noch von größerer Bedeutung war, war die Tatsache, dass Malfoy dieses Detail nicht als wieder Gutmachung ansah.
Er ist sich sicher gewesen, dass sie vor Hass den Kopf verlieren würde, sobald sie wusste, dass er in das Ganze verwickelt gewesen ist. Der ungewollte Hinweis darauf, dass er versucht hatte die Jungs abhauen zu lassen, war nicht dazu da gewesen, um sich selbst zu entschuldigen. Sie nahm an, dass er es nicht als das wahrgenommen hat.
Malfoy sah sich selbst als Verbrecher, wegen dem was er getan hat. Was andeutete, dass er es nicht tun wollte. Was andeutete, dass sein Verlangen dem Orden zu helfen vielleicht aufrichtig war und nicht einfach nur als Werkzeug für einen anderen Ausgang.
Hermine trommelte nachdenklich mit ihren Fingern auf der Arbeitsfläche herum, sie evaluierte erneut alles was sie dachte über Draco Malfoy zu wissen.
