Rückblick 14
August 2002
An diesem Abend wann sie und Malfoy beide recht zurückhaltend. Er zuckte nicht zusammen, als sie den Reinigungszauber sprach und war still, während sie das Analgetikum und die Salbe auftrug.
„Hat das Weasley Mädchen überlebt?", fragte er abrupt, als er wieder aufstand.
Hermine starrtet überrumpelt zu ihm nach oben. Sie versuchte herauszufinden, warum er fragte. Wollte Lucius eine Bestätigung haben?
Er hatte sein Shirt noch nicht wieder nach oben gezogen und er stand so nah bei ihr, dass sie die Hitze von seinem Körper spüren konnte, als er auf sie hinunter blickte. Seine Augen waren stürmisch und als sie nichts sagte, flackerte etwas in seine Miene auf.
„Ich nehme mal an, dass das heißt, dass sie überlebt hat.", sagte er, ging einen Schritt zurück und zog sich sein Shirt an.
Hermine blinzelte. „Das hat sie. Obwohl es auf der Seite von deinem Vater nicht an Versuchen gemangelt hat.", sagte sie mit verbitterter Stimme.
Dracos Ausdruck spannte sich leicht an.
„Ich hoffe, dass du mich nicht für die Taten meines Vaters verantwortlich machst. Sicher ich habe genug eigene Sünden begangen. ", sagte er mit angespannter Stimme, als er schnell sein Shirt zuknöpfte.
„Ich weiß nur nicht, warum du fragst.", sagte sie, sie fühlte sich zu ausgelaugt, um diese Unterhaltung zu führen.
„Es überrascht dich vielleicht Granger, aber ich habe keinen spezifischen Wunsch deine Freunde tot zu sehen."
Hermine sagte nichts. Sie hatte keine Idee was für eine Art Antwort man auf so einen Kommentar gab.
„Mein Vater –", fing er an und zögerte dann; sein Gesicht wurde zu einer kalten Maske. „Vergiss es."
Hermine sackte innerlich zusammen. Sie musste diese Unterhaltung mit dem führen. Sie streckte ihre Hand aus und hielt sein Handgelenk fest. Er hörte auf sich zu bewegen und schaute mit verschlossener Miene zu ihr zurück.
„Es tut mir leid. Die Frage hat mich unvorbereitet getroffen. Ich gebe dir nicht die Schuld für das, was dein Vater tut. Es ist nur –" Ihre Stimme brach ab und ihr Griff um sein Handgelenk verstärkte sich. „Ich weiß, dass du nie etwas anderes als Verachtung für die Weasleys übrig hattest – aber was er ihnen antut ist grausam."
Malfoy war still.
„Es tut mir leid.", sagte er. „Ich bezweifle, dass du es mir glaubst, aber ich will nicht – man kann mit ihm nicht vernünftig über seine Rache sprechen."
„Du bist nicht seiner Meinung?", fragte Hermine und beobachtete aufmerksam sein Gesicht.
Er benutzte seine andere Hand, um ihre zu ergreifen und befreite sein Handgelenk. „Wenn ich sie für den Tod meiner Mutter verantwortlich machen würde, Hätte ich nicht nach dem Weasley Mädchen gefragt."
„Danke fürs Nachfragen.", sagte sie und schaute sich unbeholfen im Zimmer um. „Es muss schwierig für dich sein. Ich weiß, dass du immer zu deinem Vater aufgeschaut hast."
Draco sah leicht unbehaglich damit aus, in welche Richtung die Unterhaltung sich wand.
„Richtig. Nun – wir sehen uns, Granger.", sagte er und disapparierte ohne ein weiteres Wort.
Hermine stand für ein paar weitere Momente da und ging die Unterhaltung noch einmal durch, bevor sich auf dem Weg zurück zum Grimmauld Platz machte.
Als sie dort ankamen fand sie ihr Zimmer von Harry und Ginny belegt vor. Sie ging unruhig im Gang auf und ab und machte sich dann auf den Weg zu den obersten Stockwerken des Hauses. Als sie an einem der kleineren Zimmer vorbeikam, erhaschte sie einen Blick auf eine roten Haarschopf, der über einen Schreibtisch gebeugt war. Sie zögerte und klopfte leicht an die Tür.
„Hey Mione.", sagte Ron abgelenkt, als er einige Teilen auf den Karten verschob und sich abwesend mit seiner Zauberstabspitze am Kopf kratzte. Sein Gesichtsausdruck war angespannt.
„Hast du eine Minute?"
„Sicher." Er steckte seinen Zauberstab in seine hintere Hosentasche und blickte zu ihr auf. „Ich geh nur alles durch, was passiert ist, seit ich gegangen bin. Ziemlich viele Angriffe, als wir weg waren, du hattest bestimmt viel zu tun."
Er warf ihr einen eindringlichen Blick zu. Hermine senkte ihren Blick ab.
„Ich bin mir sicher du siehst die Strategie dahinter.", sagte sie leise.
„Kingsley benutzt die Horkruxe, um Harry von den Schlachten fern zu halten.", sagte er.
Hermine nickte kurz. „Du verstehst warum, oder?"
Rons Ausdruck verhärtete sich noch mehr, als er mit den Schultern zuckte und nickte.
„Es bringt nichts ihn für Kleinigkeiten zu riskieren, wenn wir ihn für den letzten Schachzug brauchen. Ja. Ich versteh es. Das heißt noch lange nicht das es mir gefällt. Und manche von diesen – ", er zog ein paar Pergamentrollen zu sich her und schaute darüber. „Sie sind so ziemlich das gleiche wie Selbstmord Missionen. Mir ist nicht klar gewesen, wie sehr Kingsley auf Nummer sicher gegangen ist, wegen Harry. Zu sehen was er tun wird, wenn wir mal für eine Woche weg sind –"
Er unterbrach seinen Satz und starrte wütend nach unten auf die Berichte. „Wie hoch genau waren die Zahlen der Todesopfer, während wir weg waren?"
Hermine öffnete ihren Mund, um zu antworten, aber er schnitt ihr das Wort ab.
„Du musst es mir nicht sagen. Ich kann die Zahlen hier vor mir sehen. Verdammt, das ist – das ist verfickt nochmal nicht zu fassen. Wenn Kingsley jetzt hier wäre würde ich ihm eine reinhauen."
Sein Gesicht wurde vor Wut ganz rot.
„Ron wir können es uns nicht mehr leisten auf Nummer sicher zu gehen.", sagte Hermine, ihr Magen verdrehte sich, als sie daran dachte, von wie vielen Leuten sie in den letzten paar Wochen die Augen verschlossen hat und das neue Sicherheitshospiz, mit dem sie Bill geholfen hat. „Ich bin mir nicht sicher, ob dir bewusst ist, wie tief unsere Ressourcen erschöpft sind. Wie viele Jahre denkst du, dass Harrys Verlies eine Armee versorgen kann? Die Krankenabteilung fährt schon nur noch auf Reserve. Europa wird unter Toms Herrschaft gebracht. Die einzige Option, die wir noch übrighaben, ist es Risiken einzugehen. Und wir können Harry nicht riskieren."
Ron sagte nichts. Hermine konnte sehen, wie die Muskeln in seinem Kiefer arbeiteten, als er sie anspannt und wieder entspannte.
„Wir müssen die Horkruxe finden.", sagte er endlich. Hermine atmete lang und tief aus, sie hatte ängstlich die Luft angehalten und nickte.
„Das müssen wir.", sagte sie. „Tom und Harry sind die Stützen. In ideologischer Hinsicht sind die Todesser zu verschieden. Toms Macht ist alles, was deren Armee zusammenhält. Wenn wir es schaffen ihn zu töten, sollte es auf lange Sicht genug interne Machtkämpfe geben, um dem Widerstand die Oberhand zu geben."
„Ich denke das ist der eine Vorteil an Voldemorts Unsterblichkeit: er macht sich gar nicht erst die Mühe einen Nachfolger heranzuziehen.", sage Ron hölzern, als er über einen andern Missionsbericht schaute. Hermine konnte ihre eigenen Unterschriftdarauf sehen; die Anzahl der Verletzten, die Todesopfer ordentlich aufgelistet, unpersönliche Zahlen. „Auch wenn ich es nicht bezweifeln würde, dass die Malfoys denken, dass sie die nächsten in der Reihe wären, jetzt wo Bellatrix tot ist. Verdammte Psychopathen."
„Du musst Harry davon überzeugen, dass die Horkruxe zu finden seine oberste Priorität sein muss.", sagte sie und starrte Ron unverwandt an. „Vor allem jetzt, nachdem was mit Ginny passiert ist. Ich habe die Befürchtung, dass er die Horkruxe einfach ganz ignorieren will."
Rons Ausdruck spannte sich an.
„Ja.", sagte er leise.
Hermine zögerte und ging auf ihn zu.
„Ron ich hoffe, was ich letzte Nacht beim Treffen gesagt habe, hat dir nicht das Gefühl gegeben, dass es deine Schuld war. Du hast Ginny gerettet. Ich konnte diese Informationen nicht zurückhalten, aber ich wollte dich damit nicht verletzen."
„Passt schon.", sagte er steif. „Du hast die richtige Entscheidung getroffen."
„Es tut mir leid –"
„Fang nicht damit an. Ich will wirklich nicht darüber reden.", sagte er mit zittriger Stimme, die keinen Platz für Diskussionen ließ.
Hermines Augen huschten über sein Gesicht, nahmen die Anspannung um seine Augen wahr, die Spitzen seiner Ohren waren rot, während sein Gesicht so blass wurde, dass seine Sommersprossen hervorstanden, als ob es Blutspritzer wären.
Wenn sie weiter machen würde, würde er explodieren.
Hermine spürte, wie ihr das Herz in die Hose rutsche.
„Okay. Nun, dann überlass ich dich mal den Berichten.", sagte sie und drehte sich zum Gehen um.
Sie ging langsam ein Treppenaufgang hinauf.
Die Zahl der Themen, die sie vermied, wenn sie mit Harry und Ron sprach, um nicht mit ihnen zu streiten, hatte langsam einen Abgrund zwischen ihnen kreiert.
Zu versuchen fokussiert zu bleiben. Nicht von der Mission abzuweichen. All diese persönlichen Probleme und Diskussionen hatte sie für einen anderen Tag auf die Seite gelegt. Angenommen der Krieg würde enden und sie würden die Chance haben, all das anzusprechen, ohne ihren Fokus zu verlieren oder irgendjemandes Leben zu riskieren.
Aber der Krieg dauerte Jahre lang an.
In der Zwischenzeit wussten sie kaum noch, wie sie miteinander sprechen sollten. Es gab so viel unausgesprochene Verbitterung. So viele Dinge, bei denen sie zu lange gewartet hatten, um sie zu sagen. Jede Unstimmigkeit, hatte noch tausend andere Dinge, die darunter lagen und nicht nur das Problem, dass gerade auf der Hand lag.
Die Vorstellung das sie jemals zurückgehen könnten und alles reparieren würden, fühlte sich unmöglich an.
Vielleicht hätten sie eine Chance gehabt vor Malfoy. Aber jetzt –
Hermine was ich fast sicher, dass sie eine Grenze überschritten hat, von der sie es ihr niemals erlauben würden, zurückzukommen. Für die beiden würde das Ausmaß ihres Verrats die Dinge unumkehrbar zerreißen.
Nur darüber nachzudenken macht es schwer für sie zu atmen.
Sie fand sich selbst im Übungsraum wieder. Sie ging nach drüben, platzierte ihre Füße unter einem Schrank, der benutzt wurde um Ausrüstungen zu verstauen und fing an Sit-Ups zu machen, bis sich ihre Bauchmuskeln anfühlten, als hätte jemand Säure in sie rein gespritzt.
Sie hatte festgestellt, dass Dracos Übungsplan eine exzellente Weg war, um ihren Stress, ihre Frustration und ihre Trauer umzulenken. Sie plante nicht ihm das zu sagen, aber sie wünsche sich, dass ich schon vor Jahren angefangen hätte, Übungen zu machen. Die körperlichen Symptome von Stress konnte nicht durch Okklumentik unterdrückt werden. Ihn komplett in die Übungen hinein zu lenken, war ein exzellenter Weg ihn loszuwerden.
Der Rausch an Endorphinen danach war ein zusätzlicher Vorteil.
Nachdem sie so viele Wiederholungen der Sit-Ups gemacht hatte, bis sie sich kaum noch vom Boden hochheben konnte, rollte sie sich auf die Seite und fing an Liegestützen zu machen. Sie war schrecklich darin, aber sie war auch entschlossen. Sie war zielstrebig so lange daran zu arbeiten, bis sie es tatsächlich schaffte, so viele am Stück zu machen, wie Draco es angeordnet hatte.
Sie war ganz nass vor Schweiß und es fühlte sich an, als ob sie von einem Ganzkörper Wackel-Fluch getroffen wurde, als sie all die verschiedenen Wiederholungen geschafft hatte. Sie machen nur ein Viertel von dem was sie eigentlich sollte, aber sie hatte es endlich geschafft, sich durch all die verschiedenen Übungen zu arbeiten.
Sie taumelte die Treppen nach unten und schlief auf einer Fensterbank ein.
Als sie am nächsten Morgen aufwachte, protestiert ihr ganzer Körper. Ihr tat alles weh. Sie tippelte in eins der Badezimmer nach unten und nahm eine lange Dusche, bevor irgendjemand anders wach wurde.
An diesem Abend ging sie sorgfältig ihre mentale Checkliste mit all den Sachen, die sie brauchte, um Dracos Behandlungen durchzuführen, durch. Sie nahm eine billige Flasche Tequila mit sich, für den Fall, dass er sich dafür entscheiden würde, dass er etwas brauchte. Sie bezweifelte, dass er jemals schonmal Muggel Alkohol getrunken hatte und sie entschied sich dafür, dass er es verdiente zu leiden, falls er sich dafür entschied, ihren Vorschlag, sich selber etwas mitzubringen, zu ignorieren.
Als sie einige Zaubertränke zusammen packte, spürte sie wie jemand durch die Schutzzauber der Zaubertrank Vorratskammer kam und sie drehte sich um, um zu sehen, wie Harry unbeholfen hinter ihr stand.
„Hermine.", sagte er und traf ihren Blick nur für einen kurzen Moment, bevor er wieder Weg sah.
„Ja.", sagte sie vorsichtig und steckte weitere Fläschchen in die Innentaschen ihrer Umhängetasche.
„Ich –", fing er an und schwieg dann wieder.
Sie warf einen Blick nach unten auf ihre Uhr. Sie hatte noch sieben Minuten, bis sie sich mit Draco treffen musste.
„Hat Ginny dich geschickt?", sagte sie mit einer leichten Angespanntheit in ihrer Stimme. Sogar bevor Ginny und Harry etwas am Laufen hatten, hatte Ginny es sich zu ihrer Aufgabe gemacht, Hermine und Harry dazu zu zwingen, die Dinge nach einem Streit wieder gerade zu biegen.
„Ja.", sagte er unbeholfen und steckte seine Hände in die Hosentaschen. Hermines Kiefer spannte sich an.
„Nun du kannst ihr sagen, dass wir geredet haben. Es passt schon. Ich bin nicht nachtragend. Ich bin mir sicher du warst einfach nur müde und hast dich um deinen besten Freund gesorgt.", sagte Hermine mit einem abweisenden Ton, während sie wieder auf ihre Uhr hinunter blickte.
Harry sagte nichts und Hermine fing an, um ihn herum zu gehen. Er hielt sie am Arm fest.
„Hermine.", sagte er mit fester Stimme. „Es tut mir leid. Und nicht nur weil Ginny mich geschickt hat. Ich habe eine Grenze überschritten. Ich war wütend, dadurch dass Ron verärgert war und ich hab es an dir ausgelassen. Ich habe es in Frage gestellt, wie du Ginny behandelt hast und Ron, obwohl ich weiß, dass deine erste Priorität immer deine Patienten sind. Es tut mir leid."
Hermine pausierte und starrte Harry an, ihr Ausdruck war verschlossen.
Es war eine Entschuldigung dafür, dass er sie als Heilerin beleidigt und angezweifelt hat. Es war keine Entschuldigung an sie.
Harry beobachtete ihr Gesicht für einige Sekunden.
„Du bist – eine meiner besten Freundinnen.", fügte er hinzu.
Hermine spürte, wie etwas in ihrem Inneren verblasste. So als ob sie eine Flamme in ihrem Herzen getragen hat und sie plötzlich erstickt wurde und eine Finsternis hinterließ.
Die Worte sind – ihm erst im Nachhinein eingefallen. Etwas, dass er sagte, weil er es schon zuvor gesagt hatte. Weil es etwas war, dass er zu ihr sagen sollte.
Sie spürte wie ihr Kinn zitterte.
Sie starrte ihn an. Etwas musste sich auf ihrem Gesicht gezeigt haben, denn Harry ging plötzlich auf sie zu und umarmte sie feste.
Sie hielt sich für eine Minute an ihm fest.
„Es tut mir leid. Es tut mir wirklich leid.", sagte er auf der Seite ihres Kopfes mit unterdrückt der Stimme.
Sie versuchte sich selbst zu fassen. Sie hatte keine Zeit oder die Kapazität für Emotionen in diesem Moment.
Sie ballte ihre Hände zu Fäusten und erschauderte für einen Moment, als sie ihn zurück umarmte, bevor sie ihre mentale Mauern wieder zurück an ihren Platz rückte. Es gab keinen Platz für Harry darin.
„Ich bin einfach nur müde. Es war richtig von dir sich, um Ron zu sorgen. Du hattest recht, ich hab nicht über ihn nachgedacht, als ich es erwähnt habe." Sie befreite sich selbst aus Harrys Armen. „Du bist ein guter Freund für ihn."
Harry schaute sie aufmerksam an.
„Bin ich auch für dich ein guter Freund?", fragte er.
Hermine traf seinen Blick.
„Der Beste.", sagte sie mit ruhiger Stimme. „Immer mein bester Freund."
In Harrys Gesicht zeigte sich die Erleichterung.
„Ginny sagt sie möchte ihr neues Gesicht in einem Muggel Pub austesten, ein paar von uns gehen heute Abend aus. Pomfrey sagt, dass du heute Abend keine Schicht hast. Willst du mitkommen?"
Hermines Herz beschleunigte sich für einen Moment und sank dann in ihre Brust zurück.
„Ich kann nicht.", sagte sie. „Ich habe einem der Hospiz Häuser versprochen, dass ich heute Abend vorbei komme, um Check-Ups und das Inventar zu machen. Ich bin schon spät dran."
„Oh ... also gut. Ich wollte nur Fragen.", sagte Harry.
„Viel Spaß."
Harry nickte. „Ich werde es Gin wissen lassen."
Sie nickte und beobachtete, wie er davon lief. Als er verschwunden war, schloss sie die Tür der Zaubertrank Vorratskammer und stand für eine Minute da und versuchte alles im Zaum zu halten.
Sie stieß ein paarmal scharf durch die Nase die Luft aus und trat gegen die Fußbodenleiste, bis sie einen schneidenden Schmerz in ihrem Zeh verspürte.
Sie konnte nicht weinen. Sie musste ein komplexes Heilungsverfahren durchführen. Es gab keinen Platz in ihrem Kopf für Emotionen. Sie hatte keine Zeit, um wegen Harry zu weinen.
Sie presste ihre Lippen zu einer dünnen Linie zusammen und versuchte sich neu zu fokussieren.
Nach einer Minute schaffte sie es, den Strudel wieder zu unterdrücken. Sie erstickte ihn im hintersten Bereich ihres Verstandes. Sie wartete, bis ihre Atmung wieder gleichmäßig wurde. Dann lief sie aus dem Haus, sie lächelte und winkte allen kurz zu, die sich auf den Weg nach London hinein machten.
Sie war vier Minuten zu spät, als sie in die Hütte lief. Draco tauchte eine Minute später auf.
Er starrte sie an.
„Ich dachte schon du lässt mich sitzen.", sagte er ironisch.
„Jemand wollte reden. Ich hatte keine Entschuldigung, um schnell wegzumüssen.", sagte sie, als sie einen kleinen Tisch herbei zauberte und anfing, Utensilien aus ihrer Umhängetasche zu ziehen.
Malfoy beobachtete eine Minute lang still, wie sie arbeitete.
„Du bist ein laufendes Krankenhaus.", sagte er.
„Das muss ich sein."
Sie arrangierte alles in der Reihenfolge, wie sie es brauchen würde und rief dann einen Stuhl herbei.
„Es wird einfacher für dich sein, deine Gewandtheit auszutesten, wenn du in einem Stuhl sitzt und nicht auf einem Untersuchungstisch liegst.", sagte sie. „Du solltest dein Shirt komplett ausziehen."
Er fing an es aufzuknöpfen, während Hermine ihre Utensilien gerade hinrichtete und ihre Augen ein letztes Mal sorgfältig darüber wandern ließ.
„Es gibt zwei Arten, Schnitte zu heilen, die so tief sind wie deine.", sagte sie und schaute zu ihm auf. „Schmerzfreier, aber die Narben des Muskelgewebes können zu dauerhaften Einschränkungen der Bewegungsfähigkeit in deinen Schultern führen. Oder schmerzhafter, um sicher zu stellen, dass das Narbengewebe nicht zu straff ist, um deiner Gewandtheit Probleme zu bereiten."
Er nickte. Er beobachtete sie aufmerksam.
„Ich kann Schmerzlinderungszauber auf den Schnitten benutzen, die ich heile, aber ich kann keine Tränke benutzen, die deine Empfindungen irgendwie einschränken oder du wirst nicht dazu in der Lage sein mir mitzuteilen, ob das Narbengewebe sich richtig formt. Es wird wehtun."
„Dem bin ich mir bewusst.", sagte er mit fester Stimme.
Hermine zog den Tequila heraus und stellte ihn auf den Tisch. „Alkohol hilft. Angenommen, du betrinkst dich nicht komplett, macht es die Schmerzen ertragbarer, ohne deine Empfindungen in deinen Schultern so sehr zu beeinträchtigen, dass es beim heilen Probleme bereiten würde. Das ist Muggel Alkohol, er heißt Tequila. Er war sehr billig. Ich hab kein besonders großes Alkohol Budget."
Sie zog ein Fläschchen Trunk des Friedens hervor. „Eine doppelte Dosis Beruhigungstrank hilft ebenso. Angespannt zu sein ist nicht besonders hilfreich."
Sie reichte Draco ein große Phiole Beruhigungstank und beobachtete, wie er ihn hinunterschluckte.
„Bereit?", sagte sie. Sie hatte sich schon seit langem nicht mehr so nervös vor einer Behandlung gefühlt.
Er drehte den Stuhl herum und sie fing an.
Sie ließ vorsichtig einen Teil des Narbengewebes wachsen und dann musste er seine Schulter komplett rotieren, strecken und dehnen. Es zog. Sie zauberte einen Zauber, der dabei half das Gewebe zu entspannen, aber es zog immer noch. Sie musste einen Teil wieder wegschneiden und es erneut wachsen lassen.
Stück für Stück.
Blut strömte aus den anderen Runen, als die Bewegungen sie ständig reizten.
Sie heilte das Narben Gewebe von vier Runen, bevor Draco schlussendlich zusammenbrach und sich ohne Zauberstab eine Flasche alten Feuerwhiskys herbeirief.
Sie sagte nichts, sie pausierte, während er den Korken mit seinen Zähnen herauszog und ihn dann für einige Sekunden trank. Dann setzte er die Flasche wieder neben der Falsche Tequila ab und er ließ seinen Kopf auf die Lehne des Stuhls sinken.
„Fuck. Fuck. Fuck.", murmelte er.
„Es tut mir leid.", sagte sie unbeholfen und legte ihre Hand leicht auf seine Schulter, als sie wieder anfing zu arbeiten.
„Lass stecken, Granger.", fuhr er sie an. Sein Gesicht war blass und er umklammerte die Lehne des Stuhls so fest, dass seine Knöchel weiß wurden.
Er trank danach nach jeder Rune.
Als sie auf seiner anderen Schulter anfing, ging er langsam von angetrunken sein in betrunken sein über.
„Verdammte Scheiße.", stöhnte er mit tiefer Stimme. „Ich hab schon immer gesagt, dass du ein absolutes Miststück bist. Du musst es mir nicht beweisen."
Hermine presste ihre Lippen fest zusammen und war hin und her gerissen, zwischen sich angegriffen fühlen, Belustigung und Sympathie.
„Das Miststück, dass dich heilt.", sagte sie.
Er lachte in sich hinein.
„Anscheinend."
Er sprach nicht noch einmal, außer um ihre Fragen über das Narbengewebe zu beantworten, bis sie fertig war. Sie entfernte das ganze Blut von seinem Rücken.
Sie trug sanft ein paar Analgetika auf und schlussendlich eine Schicht eines cremigen Trankes, der dabei half das Gewebe etwas zu beruhigen. Die Narben hatten die Farbe eines wütenden Rots.
Sie blickte auf ihre Uhr. Es war bereits gut nach Mitternacht. Es hat länger gedauert, als sie gedacht hatte.
„Alles klar.", sagte sie. „Ich bin fertig."
Malfoy seufzte erleichtert und kippte den Rest des Feuerwhiskys hinunter, bevor er die zweite leere Flasche auf den Tisch neben die erste stellte.
Er war für einige Sekunden still, so als ob er sich erst wieder zurecht finden musste. Dann legte er seinen Kopf auf die Seite und beäugte den Tequila.
„Was ist das überhaupt?", fragte er, als er den Flaschenhals packte und ihn inspizierte.
Er zeigte fast keine Zeichen des Betrunkenseins. Seine Worte waren nicht genuschelt und seine Hände blieben still. Hermine hat noch nie jemanden gesehen, der so viel Alkohol trank und so äußerlich unberührt davon blieb.
Es war erschreckend, wie kontrolliert er war.
„Trink das nicht. Es war sehr billig. Du hast dir gerade erst antiken Alkohol einverleibt, der ein paar hundert Galleonen wert war. Schließ den Abend nicht damit ab."
Er hatte nicht vor auf sie zu hören. Er drehte die Flasche auf, roch daran und nahm dann einen neugierigen Schluck. Er spuckt es sofort wieder auf den Boden.
„Was zur Hölle! Das schmeckt wie Lack. Versuchst du mich jetzt zu vergiften Granger?"
„Ich hatte es eher als Bestrafung gedacht, falls du dich dafür entscheiden hättest mir nicht zu glauben und nicht deinen eigenen mitgebracht hättest.", sagte Hermine belustigt. „Mir wurde gesagt, dass es besser schmeckt, wenn man ihn mit Salz und einem Limetten Schnitz zusammen trinkt."
„Es wurde dir gesagt?"
„Ich trinke nicht besonders viel, vor allem nicht draußen in der Muggel Welt.", erinnerte Hermine ihn.
„Du weißt nicht mal was du gekauft hast." Sein Mund war immer noch verzogen, so als ob er den Geschmack nicht von seiner Zunge bekommen konnte.
„Ich hab einfach das billigste mit dem höchsten Alkoholgehalt genommen.", sagte sie.
„Das sollte mich nicht überraschen. Deine Idee vom betrunken werden, ist es Port zu trinken und so zu tun, als ob du ein Troll unter einer Brücke bist.", sagte er und lachte leicht.
Hermine setzte einen säuerlichen Gesichtsausdruck auf, als sie ihre Heilungsutensilien fertig zusammen packte. Sie wühlte durch ihre Tasche und fluchte innerlich. Sie hat vergessen eine Nüchternheitstrank einzupacken. Sie hat ihn auf ihrer mentalen Checkliste gehabt, aber es war ihr entfallen, als Harry aufgetaucht war.
„Nun. Ich bin fertig. Ist es sicher für dich zu apparieren?", fragte sie und warf ihm einen vorsichtigen Blick zu. Sie glaubte nicht, dass er tatsächlich dazu in der Lage sein konnte.
Er schien die Frage für ein paar Sekunden zu überdenken. Er legte seinen Kopf von einer auf die andere Seite und zog eine Augenbraue nach oben.
„Ich denke nicht, dass es medizinisch zu empfehlen wäre.", sagte er schlussendlich.
Sie seufzte vor Erleichterung auf. Sie hatte keine Idee was sie getan hätte, wenn er darauf bestanden hätte, dass er nüchtern war. Sie fragte sich, ob sie dazu in der Lage gewesen wäre ihn zu betäuben, wenn er es sie willentlich tun nicht ließ.
„Richtig. Nun willst du, dass ich dir in Bett herbeirufen? Ich bin ziemlich gut darin.", fragte sie.
„Hast du es so eilig?", sagte er, stand auf und warf ihr einen durchdringlichen Blick zu. Er wirkte überhaupt nicht so, als ob er betrunken war. „Hast du jemand der auf dich wartet?"
Die Frage traf sie unvorbereitet. Sie blinzelte und sie dachte an alle anderen, die ohne sie in einem Pub waren.
„Nein.", sagte sie und schüttelte ihren Kopf.
„Das hab ich auch nicht.", verkündete er, dann erschien mit einer zauberstablosen nonverbalen Bewegung seiner Hand, eine weitere Flasche Ogden's Reserved in seiner Hand. „Lass uns trinken."
Sie starrte ihn an. Sie hatte nicht erwartet, dass der Abend in diese Richtung gehen würde.
Er musste einfach nur wahnsinnig betrunken sein. Mit der Menge an Feuerwhisky die er zu sich genommen hat, musste unvernünftig werden.
„Ich glaube nicht, dass es eine besonders gute Idee ist.", sagte sie und ging auf die Tür zu.
„Komm schon Granger.", sagte er schmeichelnd und lief mit der Flasche in seiner Hand auf sie zu. Er hatte immer noch kein Shirt an. „Die einsame kleine Heilerin des Ordens. Versuch mal woanders zu trinken, als in einem Flussbett
Hermine stieß gegen die Wand als sie vor ihm zurück wich. Er türmte sich über sie auf und sie legte ihren Kopf in den Nacken, damit sie den Augenkontakt nicht abbrechen ließ. Er grinste auf sie herab.
„Du solltest dich privilegiert fühlen. Ich trinke sonst kaum mit anderen zusammen. Ich werde nie betrunken, wenn jemand anderes da ist. Es ist vermutlich eine schlechte Idee. Schlechte Okklumentik. Verlangsamte Reflexe. Wahnsinnig schlechte Idee."
„Das hast du bereits erwähnt.", wies Hermine in an, während sie mit ihrer Hand hinter ihrem Rücken in entlangfuhr und versuchte den Türknauf zu finden.
„Habe ich das ...?" Er blinzelte. „Nun. Irgendwie – wenn es um dich geht –", seufzte er und ließ seine Stirn auf ihrem Kopf ruhen. Hermine stand vor Verwunderung erstarrt da.
Seine leere Hand wanderte nach oben und streifte leicht ihre Wange mit seinen Fingerspitzen. Er ließ seinen Daumen über ihren Wangenknochen wandern. Hermine blieb die Luft im Hals stecken.
„Du bringst mich dazu schreckliche Entscheidungen zu treffen. Irgendwas an dir. Ich kann es nicht verstehen." Er hob seinen Kopf an und lehnte sich etwas zurück nur genug, damit er sie anschauen konnte. „Was macht dich so besonders?"
Hermine fand den Türknauf und drehte ihn, versuchte die Tür aufzumachen. Sie bewegte sich kein Stück. Sie schaute nach unten und fand Dracos Schuh, der sie blockierte.
Sie schaute zu ihm auf und er grinste.
„Komm schon Granger. Wo ist dein Gryffindor Mut?", sagte er mit tiefer Stimme, die aus den Tiefen seiner Kehle kam, sodass sie sich heiser anhörte. „Genehmige dir einen Drink mit mir. Ich nenne dich sogar Hermine."
Sie erschauderte bei dem Klang ihres Namens, der von seinen Lippen kam. Die knappe, auf den Punkt bringen die Art, mit der er normalerweise sprach, war verschwunden. Er war erschreckend spielerisch. Wie ein Kniesel mit einem Gnom zwischen seinen Tatzen.
Sie versuchten noch einmal die Tür zu öffnen. Er schien näherzukommen. Es gab kaum noch Platz zwischen ihnen. Sie konnte die Hitze seiner bloßen Brust auf ihrem Gesicht spüren. Seine Augen waren niedergeschlagen aber glitzerten als sie auf sie hinunter blickte.
Ihr Herzschlag schien sich schnell zu beschleunigen. Sie war kurz davor zu Fragen, dass er sie gehen ließ. Ihm zu sagen, dass er ihr Angst einjagte.
Sie öffnete ihren Mund, um es ihm zu sagen. Aber hielt sich dann selbst zurück.
Sie sollte bleiben.
Draco Malfoy servierte sich ihr betrunken auf einem Silbertablett.
Wenn sie jemals auf eine Öffnung gewartet hatte, dann war sie das jetzt. Die Möglichkeit würde sich nicht nochmal wiederholen. Selbst er gab zu, dass er einen Fehler machte. Dass es ein Risiko war.
Zu bleiben war ein Risiko für sie, flüsterte eine Ecke ihres Verstandes. Sie erschauderte leicht und ignorierte es.
Sie musste bleiben.
Sie versuchte ihre Meinungsänderungen nicht zu offensichtlich zu machen.
„Ich hab keine Angst.", sagte sie, reckte ihr Kinn nach vorne und ließ ihre Hand vom Türknauf sinken.
Er grinste. „Ach wirklich?"
„Wirklich.", sagte sie und ging einen winzigen Schritt auf ihn zu. Es gab kaum noch genug Platz, um sich zu bewegen.
Sie schnappte sich die Flasche Ogden's aus seiner Hand und betrachtete sie. Es war ein acht Jahre altes Etikett. Sie zog den Korken heraus und roch daran.
Sie war ein Fliegengewicht, aber sie bezweifelte, dass sie nur so tun konnte, als ob sie etwas trank. Draco würde es bemerken.
Und sie konnte den Mut gebrauchen. Sie hatte keine Ahnung, was Draco Malfoys niedrigere Hemmungen eventuell tun würden. Der Gedanke daran ließ ihr vor Angst ganz kalt werden.
Sie traf seinen amüsierten Blick, als sie einen Schluck nahm.
Einer von ihnen wurde auf einem Silbertablett serviert. Die Frage war nur wer von ihn beiden es war.
